Es war der allmorgendliche Lärm, der mich aus meinem viel zu kurzen Schlaf riss. Einen Schlaf, den ich erst sehr spät gefunden hatte, schlichtweg, weil wir die letzte Nacht dazu genutzt hatten, mal wieder gegen die Schulordnung zu verstoßen, um das Schloss zu verlassen. Jedoch waren die Abenteuer ausgeblieben. Ich knurrte leise, denn dieser Lärm war nicht unbedingt das, was ich mir an einem Morgen vorgestellt hatte, und packte mir das Kopfkissen auf mein Ohr, bevor ich zuließ, dass sich die Erinnerungen in meinen Verstand stahlen.
Sandro war im Grunde stets der Ruhigere von uns beiden. Doch letzte Nacht ließ er sich von mir anstecken, etwas, das nicht unbedingt sehr oft vorkam. Aber auch er konnte sich nich gänzlich dem Spaßfaktor entziehen, den Verstöße irgendwie mit sich brachten. Und wie durch ein Wunder sind wir nicht einmal entdeckt worden. Ganz im Gegensatz zu meiner kleinen Reise in den Wald. Ich dachte an Lucia.
Ich wusste, sie lag auf der Krankenstation, doch ich wusste nicht wirklich, wieso. Irgendetwas war geschehen. Ich kann nicht leugnen, dass mir die Vorgänge in dieser Schule zumeist egal waren, aber seit sie mit mir im Verbotenen Wald war, besaß sie einen Sympathiefaktor, den ich nicht wegzudenken vermochte. Und nun überkam mich das schlechte Gewissen. Ich denke, vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie auf der Krankenstation zu besuchen, statt das Schloss in einer Nacht und Nebelaktion zu verlassen. Aber wenn mich die Abenteuerlust einmal gepackt hatte, ließ ich mich nur selten davon abbringen. Besonders dann nicht, wenn Sandro mitzog.
Nun, im Grunde hasste ich es, Verantwortung zu übernehmen. Ganz gleich für wen oder was. Aber der Gedanke, Lucia noch nicht besucht zu haben, nagte an meinem Gewissen. Obgleich ich versuchte, ihn zu verdrängen und mir einzureden, dass wir nicht einmal Freunde waren und ich gar keine Veranlassung hatte, mich um sie zu kümmern, ließ sich nicht ganz abstreiten, dass ich an sie dachte. Blöde Sache.
Eigentlich trug ich mich mit einem Plan, dem nächsten Lehrer einen Streich zu spielen. Etwas, das ich sehr viel besser konnte, als mich um andere Leute zu kümmern, obgleich meine Mutter da sicher anderer Meinung war. Ich musste schmunzeln, als ich daran dachte, was Sandro gesagt hatte. Er kannte mich von allen am besten. Aber niemals würde ich zugeben, dass tief in mir doch ein guter Kern steckte, der die Magie nicht gänzlich verdrängen konnte, die in mir wohnte.
Ich wälzte mich von rechts nach links und schloss meine Augen. Ich hatte nicht vor, jetzt schon aufzustehen, aber ich ahnte, dass alle anderen schon wach waren. Der Umstand, als Letzter noch im Bett zu liegen, war nicht der Grund, der mich mit Unruhe erfüllte, als mehr die Tatsache, dass der Lärm in diesen Gemäuern es nicht zuließ, weiterzuschlafen. Sie alle waren schon auf den Beinen. Rannten zum Unterricht, zu ihren Clubs oder was immer ihnen sonst noch so in den Sinn kam...
Nun, was würde mir heute in den Sinn kommen? Mal sehen, was sich ergeben würde. Irgendwo wartete sicher jemand, der meines Streiches würdig war. Es war ein diabolisches Lächeln, das meine Lippen zierte, als ich mit geschlossenen Augen darüber nachdachte....
Hallo Leute, komme im Moment hier leider nicht zum Posten... gebe mir Mühe, ab und an noch mitzulesen, aber für mehr reicht es im Augenblick leider nicht.
"Hausaufgaben!", stöhnte ich leise und warf Sandro einen entnervten Blick zu. "Hast du verstanden, was die Aufgabenstellung nun genau war?" Nun, ich denke, hätte ich mich ein klein wenig damit beschäftigt, dann wäre mir die Aufgabenstellung sicher klarer gewesen, aber ich hatte nicht die mindeste Lust auf Unterricht. Mir schwirrte noch immer der Chupacabra durch das Hirn und ich konnte nicht anders, als immer wieder gedanklich zu ihm zurückzufinden.
Ich war im Gang stehen geblieben und ließ meine Mitschüler an mir vorbei gehen, ohne auch nur im Entferntesten Platz zu machen und so mussten sie schlichtweg einen Bogen um mich machen, was mich weder störte, noch mir wirklich auffiel. Einige Wortfetzen von Make Up, Hausaufgaben und Quiddich drangen an mein Ohr, doch all ihre Gespräche erschienen mir belanglos. Ich sann bereits über einen Zeitvertreib nach.
Schon fast teuflisch sah ich Sandro an und es war ein Grinsen, das mir entfloh. Ich denke, er ahnte bereits, dass ich nur wenig Lust verspürte, den Tag hier im Schloss zu verbringen und das Quiddichspiel erlangte kaum meine Aufmerksamkeit. Ich war auf ein neues Abenteuer aus, nur hatte ich nicht vor, es dieses Mal ohne meinen besten Freund zu planen.
"Wir haben zwei Möglichkeiten", grinste ich ihn an und senkte meinen Tonfall. "Hogsmede oder der Wald..." Verstohlen sah ich mich um, wartete, bis wirklich niemand mehr in der Nähe war, der es hätte hören können und blinzelte Sandro dann wieder an. Mit ihm machte es einfach am meisten Spaß, ich weiß nicht wirklich wieso, aber ihm vertraute ich. "Oder hat dir meine Mom so heftig zugesetzt, dass du kein Interesse mehr an etwas Spaß hast?" Ich wusste, dass meine Mutter ihn in den Sommerferien verwöhnt hatte. Das tat sie immer, so oft sie konnte, während ich so langweilige Dinge wie die Speisung der Armen vorzunehmen hatte. Nicht, dass ich es diesen Menschen nicht gönnte, aber es passte einfach nicht zu meinem Drang, die Welt auf meine Weise zu erobern.
Dass wir uns damit wieder höllischen Ärger einhandeln würden, verdrängte ich einfach, aber mich reizte es einfach, mehr über das Wesen aus dem Wald zu erfahren. Doch ich ahnte, wenn er meinen Vorschlag ablehnte, würde ich mich ihm beugen. Das tat ich immer und ich schätze, meine Mutter begrüßte diesen Umstand. Vermutlich liebte sie ihn deshalb so sehr, weil er der Sohn war, den sie mit mir nie hatte... Ich lächelte leise, denn ich wusste, dass sie mich vermutlich mehr liebte, als mir lieb war... aber sie musste ja nicht wissen, dass ich das wusste.
Ich hatte Glück. Statt über einen Lehrer zu stolpern, waren es nur die neugierigen Augen der Bildbewohner, die mir folgten, als ich meine Tasche in der nunmehr einsamen Eingangshalle holte, um mich von dort aus auf den Weg in den Keller zu machen. Im Übrigen ein Ort, den ich keineswegs als würdig für mich und meinen besten Freund erachtete, denn Rebellen gehörten mindestens mal in den Turm, mit großen Fenstern, die viel Licht spendeten... Aber wir lebten im Keller. Wie Kellerasseln und manchmal hatte ich den Eindruck, dass manche uns auch so sahen.
Auch der Gemeinschaftsraum war bereits leer... nun, zumindest erschien er mir leer, denn ich entdeckte Sandro nicht und ohne ihn war ohnehin jeder Raum leer. Es gab niemanden, mit dem ich meine Erlebnisse so gern geteilt hätte wie mit ihm und nun brannte ich darauf, ihm vom Chubacapra zu erzählen. Ich war ihm so nah wie noch nie gekommen und schon die bloße Tatsache, seinen Atem gespürt zu haben, war etwas Grandioses. Ich kannte niemanden, der das von sich behaupten konnte.
Vollkommen ohne jede Beachtung ließ ich den Gemeinschaftsraum hinter mir und stiefelte zu den Schlafsälen, wo ich Sandro bereits vermutete und ich hoffte inständig, dass er noch nicht schlief. Also, wenn er schon schlief, dann hatte er Pech, denn dann würde ich ihn wecken. Nun, vermutlich warf er mir dann irgendetwas ins Gesicht, aber diese Story musste er unbedingt noch heute hören und wenn es uns die ganze Nacht kostete....
El Chupacabra. Ein Wesen, das nicht nur mich faszinierte. Ob es wirklich ein Chubacapra war, wusste keiner, auch ich konnte es nur erahnen. Aber fest stand, da draußen im Wald gab es nicht nur Riesenspinnen und Einhörner... Dort draußen lauerte noch etwas anderes, etwas, das weit gefährlicher war als jeder Werwolf, etwas, das einem Vampir ähnlich war und doch keiner war, weil es noch viel blutrünstiger zu sein schien. Und ich war ihm auf der Spur. Eines Tages, dessen war ich mir sicher, würde ich diesem Wesen begegnen...
Geisterjäger... Ich fand, das war ein durchaus ehrbarer Beruf, oder?
Ja, vom Freitag bis zum Montag bin ich nicht da. Ich denke, ich werde auch nicht online gehen können, da ich dieses Wochenende einfach mal genießen möchte und vermutlich auch gar keine Zeit haben werde, durch die Foren zu wuseln. Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende.
Ich war nicht sicher, ob ich warten, oder ich den Weg in unseren Gemeinschaftsraum anstreben sollte. Ich kann nicht leugnen, dass mir langsam kalt wurde und sich ein leises Frösteln in meine Glieder legte. Manche Ideen von mir hatten schlichtweg auch ihren Preis, das ließ sich einfach nicht verdrängen. Die Gänge waren bereits weitgehend leer, als ich das Büro verlassen hatte, um mich kurz nach Lucia umzusehen. Ob es unhöflich war, nun einfach zu verschwinden?
Seltsam, aber ich machte mir nur selten Gedanken über mein Benehmen. Dass ich es jetzt tat, verriet wohl, dass ich Lucia mochte. Na schön, sie war ja auch nicht gerade zu verachten und immerhin musste sie die Suppe nun auch auslöffeln, das machte uns irgendwie zu Verbündete. Dass auch ihr Haus dreißig Minuspunkte erhalten hatte, malte beinahe ein Lächeln auf meine Lippen. Irgendwie galten die Griffindor immer als jene, die nicht nur nach vorn strebten, sondern, die auch auch noch das Glück besaßen, dieses Streben mit Siegen belohnt zu bekommen. Nun, zugegeben, sie litten nicht unter einem Freidenker, der nichts von Magie hielt, aber ich fand, die dreißig Minunspunkte standen dem Haus ausgesprochen gut.
Es war nur eine Sekunde, in der ich darüber nachdachte, welchen Stand nun Lucia in ihrem Haus haben würde. Vielleicht, weil mir mein eigener Stand nicht unbehaglich war und ich mich noch nie um die Meinungen anderer gekümmert hatte. Nun, so ganz entsprach das nicht der Wahrheit, denn Sandros Meinung war mir durchaus wichtig, vermutlich wichtiger als irgendeine andere. Aber er war auch anders. Er war nicht nur mein Freund, sondern weit mehr... Manchmal glaubte ich, er sei mit mir seelenverwandt, so als hätte Gott ihn als mein Gegenstück erschaffen.
Ich kann also nicht gehaupten, dass mir irgendetwas von dem leid tat, was ich getan hatte, auch nicht für Lucia. Im Gegenteil. Meine Neugier war geweckt, denn ich war diesem Ding so nah gekommen wie nie zuvor. Der ausstehende Aufsatz würde diesen Umstand sicher nicht mindern, denn ich war sicher, je mehr ich über den Chupacabra erfuhr, desto mehr reizte es mich, dieses Biest zu fangen, nur um allen zu beweisen, dass Magie nur in unseren Köpfen stattfand... Ich war einfach der Meinung, dass jedes Geschöpf, ganz gleich, wie sehr es uns an ein Fabelwesen erinnerte, ebenso evolutionär war wie der Mensch, der sich gern als Oberhaupt jener Welt betrachtete. Für mich gab es nichts Übersinnliches, denn alles hatte seinen Ursprung in den Genen unseres Blutes, so meinte ich.
Es war ein leises Schmunzeln, das mir entglitt, als ich an Lucias Zauberstab dachte, den sie vorsichtig im Wals gewedelt hatte... ich fand, mein Knüppel war da sehr viel sinnvoller gewesen, zumindest schüchterte er bereits durch sein Aussehen ein... Lucia, ich sah sie aus dem Büro treten. Was sie wohl dachte. Oder, dachte sie denn überhaupt noch etwas? Sie wirkte müde und ich sah, dass sie leise zitterte. Auch ihr war kalt und ich denke, es war an der Zeit, sich zu verabschieden, und wenn es nur war, um diese klammen Kleider loszuwerden.
Also, ihr dürft mich jetzt gern treten, aber ich führe dieses kleine Spiel hier jetzt mal ein, weil ich finde, das muss sein, besonders bei nachfolgendem Zitat:
Das ist wirklich deprimierend wenn Essen davonläuft
Ich fand, der Satz ist einfach nur gelungen. *g*
Und falls noch jemand irgendwo ein gelungenes Zitat findet, dann schließt er sich hier einfach an.
Es war ein missmutiges Gesicht, das davon erzählte, dass ich ihren Einwand nur schwer nachvollziehen konnte. Zugegeben, ein wenig Licht war durchaus hilfreich gewesen, aber ich hätte den Weg auch ohne die Hilfe ihres Zaubers zurück gefunden. Nun, vielleicht hätte es etwas länger gedauert, doch bei all meinen Wanderungen durch das Umland von Hogwarts hatte ich mich noch nie verirrt, etwas, worauf man sich durchaus verlassen konnte. "Na ich bin ja wohl nicht der Einzige, den das Abenteuer lockte..." Mit einem Grinsen, das meine Worte etwas abschwächen sollte, fügte ich hinzu, indem ich auf ihren Rock deutete: "...das erfordert eben Opfer" Ich kann nicht behaupten, dass ich eine große Leidenschaft für edle Stoffe besaß, obgleich ich sicher wusste, welch Vermögen sie durchaus kosteten... ich war ohnehin jemand, der für eine bequeme Jeans jeden Designeranzug ausschlagen würde. Aber als ich sie einen Moment lang betrachtete, war es Mitleid, das ich ich für sie empfand, denn sie war nicht nur pitschnass, sondern sie zitterte am ganzen Leib und irgendwie machte sie einen erbärmlichen Eindruck.
Nun, ich kann nicht leugnen, dass mir nicht auch kalt war, die nasse Kleidung forderte ihren Tribut, aber das Adrenalin in meinem Blut verhinderte, dass sich diese Kälte auch durchsetzte. Noch immer dachte ich an das Ding im Wald. So nah waren wir ihm gewesen... so nah wie niemand zuvor und ich kam nicht umhin, dass mir dabei ein Lächeln entfloh. Eines Tages würde ich dieses Ding zur Strecke bringen und ich würde dafür keine Magie benötigen, dessen war ich mir ganz sicher.
Doch für heute hatten wir genug. Und so machte ich mich daran, erneut die Führung zu übernehmen und den Weg zum Schloss einzuschlagen, in der Hoffnung, dass die großen Türen zur Eingangshalle noch nicht verschlossen waren. Ich wusste, es gab in Hogwarts soetwas wie Sperrstunde und schon allein, diese zu übertreten, brachte uns Ärger ein, sofern man uns ertappte, aber ausgesperrt zu bleiben, war eine Vorstellung, die selbst mir missfiel. Und so gab ich ein rasches Tempo vor, nicht zuletzt auch, weil Lucia wirklich vor einen warmen Kamin gehörte.
Für einen kurzen Augenblick dachte ich darüber nach, wie Dumbledore seine alljährliche Einführungspredigt gehalten hatte, um ausdrücklich vor dem Verbotenen Wald zu warnen... und ich kam nicht umhin, mir als nächstes Abenteuer diesen Flügel vorzunehmen. Aber es auszudenken gelang mir nicht, denn als wir vor der großen Eingangstür standen, galt mein Gedanke einzig dieser Tür und ein leises Stoßgebet ging zum Himmel, dass sie offen sein sollte... Mit vorsichtigen Händen griff ich nach ihr, und ich bin sicher, Gott hätte einen wahren Schwall an Gebeten in dieser Nacht von mir gehört, wenn es ihn denn gab. "Bitte...", stieß ich leise hervor. "Lass sie auf sein..." Und sie war auf...
Mit einem grandiosen und vor allem siegreichen Lächeln strahlte ich Lucia an, als wollte ich sie fragen, was die Welt kostete, denn ich fühlte mich in der Lage, alles zu erreichen, bevor ich ihr bedeutete, durch die Tür zu treten und sich zu beeilen...
So, nachdem ich mir jetzt kurzerhand alle vier Filme von Harry Potter angesehen habe, und ich das ganze nun mal mit Julian vergleiche, frage ich mich, ob es einen besonderen Grund gibt, wieso es die »Heulende Hütte« oder die »Peitschende Weide« noch nicht gibt, denn ich fände diese Ortschaften äußerst spaßig zum schreiben. Kann man da nicht irgendetwas machen?
Elfen? Ich konnte nicht anders, ich musste leise lachen, als sie das sagte, während der Wind einige ihrer Worte mit sich riss, bevor sie gänzlich verklangen. Doch dann sah ich sie ernster an, hatte nur noch ein blasses Grinsen auf meinen Lippen, maß sie einige Herzschläge lang mit meinem Blick, mit meinen Gedanken und sah zu, wie der Wind an ihrem Haar riss. Und dann, nach einer schier unendlich langen Weile, war es ein entferntes Heulen, das mich aus meinen Gedanken und somit aus ihren Augen zurück in die Wirklichkeit holte.
Wirklichkeit. Ein wages Wort für diesen Ort, an dem nichts war, wie es schien. Ich sah in den Wald hinein, lauschte dem Heulen, das sich klagend in den Himmel gehoben hatte und ich konnte nicht verhindern, dass es einen Schauer durch meine Adern jagte, so als rasten tausend, kalte Sprinnenbeine über meinen Leib... "Da ist es. Kannst du es hören?", flüsterte ich leise und voller Erwartung. Ich liebte dieses Gefühl der Spannung, wenn das Kribbeln meine Glieder hinauf kroch und sich leise in meinen Augen entlud. Nichts würde mich nun noch aufhalten können...
Ich umfasste ihre Hand noch stärker, wollte sie auf keinen Fall loslassen, ganz gleich, was geschehen würde und zog sie mit mir, während ich langsam den Wand betrat. Nicht zum ersten Mal durchbrach ich die unsichtbare Grenze in das Dunkel dieser Bäume, umgeben von Schatten, Nebel und dem feuchten Nieselregen, der in dicken Tropfen von den braunen Ästen der Laubbäume fiel; und mit ihnen die Blätter, farbig, bunt und ahnungsvoll den Winter ankündigend. Manchmal war ich entfernt einem Zentauren begegnet, die man im Übrigen nicht verärgern durfte, und das grässliche Kratzen der scharfen Krallen auf dem Waldboden, wenn die Riesenspinnen sich näherten, kannte ich auch... aber dieses Heulen, das war anders...
Es schien, als riefe es geradezu nach mir und ich wurde magisch davon angezogen. Angestrengt sah ich in die Schatten des Waldes, suchte mit meinem Blick den Nebel zu durchdringen, um festzustellen, wo genau wir waren. Und um die Richtung zu meinem alles geliebten Fabelwesen nicht zu verlieren, von dem ich glaubte, dass es viel böser klang, als es wirklich war...
Wieder erhob sich das Heulen in die Nacht, markerschütternd, gefährlich und irgendwie verlangend. Wonach es verlangte? Ich weiß es nicht... "Hast du schon mal vom Chupacabra gehört?", entfuhr es mir ganz ohne mein Zutun, während ich mich weiter durch das Unterholz arbeitete, den Blick nach vorn gerichtet und meine Aufmerksamkeit galt den Geräuschen dieses Waldes... Das Krächzen eines Rabens, ein Uhu, der kurz davor war, sich auf seine Beute zu stürzen, ein Krachen im Unterholz, dicht hinter uns... das Geräusch eines Atemzuges... und wieder dieses Heulen, dieses Mal viel näher als zuvor... ich blieb stehen, starrte in die Nacht, suchte mich zu orientieren und war darauf gefasst, es nun endlich sehen zu können... "El Chupacabra - der Ziegensauger", flüsterte ich wie abwesend...
Die schwere Tür aus Eichenholz schloss sich hinter mir, als hätte sie ein Geist zugeschoben... Doch jener Geist war wohl nicht schnell genug, denn mit dem Wind, der sich draußen in den Nischen und Winkeln der Mauern heulend verfing, wehten die ersten gefallenen Blätter mit in die Eingangshalle und blieben hier unbeachtet liegen. Es war eine kurze Geste, mit der ich mir durch das Haar fuhr, es kurz wieder glättete, bevor einer jener Regentropfen von einer verirrten Haarsträhne in meinem Gesicht zu Boden fiel... Ich hasste Regenwetter, aber ich kannte auch kaum jemanden, der es nicht hasste, denn es engte meine Bewegungsfreiheit doch sehr ein...
Noch immer hallte es in meinen Ohren nach, der alte Leitspruch meines Vaters: "Du wurdest priveligiert geboren und trägst eine gewisse Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Enttäusche mich nicht, Julian, denn wenn du auch von dieser Schule fliegst, dann endest du als Hausmeister in einem billigen Hotel..." Er fürchtete noch immer, dass ich es in der Tat fertig brachte, meine Lehrer derart zur Ungeduld zu zwingen, dass ich einen Schulverweis erhielt. Dabei hatten sie mich nun schon volle fünf Jahre ertragen und schienen mich auch noch ein sechstes Jahr lang dabei haben zu wollen. Wieso eigentlich?
Ich weiß, Dumbledore hatte mich mal zur Seite genommen und etwas geäußert, was mir im Gedächtnis verblieben war. "Du bist der geborene Führer, Julian... Du schaffst es, dass dir die Menschen zuhören. Wieso weigerst du dich so sehr, Verantwortung zu übernehmen?"
Ich hatte ihm keine Antwort gegeben, aber es machte den alten Herrn sympathisch. Etwas, was ich nie zugegeben hätte, dennoch beschäftigte mich diese Frage seither. Wieso weigerte ich mich so sehr? Vermutlich, weil man von mir erwartete, dass ich Verantwortung übernahm und da ich grundsätzlich das Gegenteil von dem tat, was man von mir erwartete, musste ich wohl aufbegehren. Ich wollte schlichtweg nicht in eine Schublade gesteckt werden. Nennt mich arrogant... ich nannte mich Individualist... das war alles.
Nun, ob sie mich nun wegen meiner geborenen aber versteckten Führungsqualitäten nicht aufgaben, oder weil sie grundsätzlich niemals einen Schüler aufgaben, blieb mir verborgen und irgendwie war es auch nicht sonderlich von Belang. Von Belang war, dass ich vom Regen in die Traufe kam. Ich wollte weder zuhause in meiner weißen Villa sein, noch war ich gern hier. Und trotzdem stand ich in dieser Eingangshalle, die mir nun schon so vertraut geworden war, dass ich den Weg zum "Schwarzen Brett" wie von selbst fand.
Ich war wohl zu früh dran, denn es hatte noch niemand für nötig erachtet, es mit neuen Regeln, Gesetzen und Tagesabläufen zu bestücken und so wandte ich mich wieder ab und schlurfte lustlos jener Tür entgegen, die in den Keller führte, da wo man die Hufflepuffs untergebracht hatte. Wieso nur fand ich immer wieder in diese Mauern zurück? Diese Frage stellte ich mir jeden ersten September, den ich hier auftauchte. Ich denke, die Magie hatte auch für mich etwas Magisches... egal wie sehr man sie hasste, man kam einfach nicht von ihr los.
Aufgrund dessen, dass meine Eltern auf Pünktlichkeit bestanden, war ich eindeutig zu früh dran und vermutlich war selbst Sandro noch nicht einmal da. Ein langweiliger Schulbeginn, der gefährlich sein konnte, denn je langweiliger es wurde, desto intensiver sann ich darüber nach, die Langeweile zu vertreiben und das brachte mir ganz sicher wieder Ärger ein... Ich glaube, diese Tatsache und der Umstand, dass es regnete, waren es, die verhinderten, dass ich mich gleich zu Beginn des Schuljahres erneut unbeliebt machte...
Schulstand
6. Jahr – Hufflepuff – und gäbe es einen Stand, den er innehätte, dann wäre er wohl der Schulrebell
Zauberstab
4 Zoll - Kirschbaumholz - Phönixfeder
Fächer
edit: Alte Runen - Verteidigung gegen die dunklen Künste - Astronomie - Kräuterkunde
ZAG-Noten:
ZAG-Noten
Alte Runen - E
Verteidigung gegen die dunklen Künste - A
Astronomie - A
Kräuterkunde - E
Zaubertränke - T
Geschichte der Zauberei - T
Wahrsagen - M
Verwandlung - T
Clubs und Vereinigungen
Julian ist ein Außenseiter. In seinem Bestreben, der Schule zu entkommen, gleichermaßen wie der Magie, sieht man ihn nur dann in einem dieser Clubs, wenn er dort etwas anzustellen gedenkt.
Herkunft und Familie
Julian wurde in Dungannon geboren, eine mittelgroße Stadt im County Tyrone, Nordirland. “Du wurdest mit Privilegien geboren und hast eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber.“ Das war der Leitsatz seines Vaters Thorn Morgan, ein Teilhaber der berühmten Kristallwerke in Dungannon. Das Vermögen der Morgans beläuft sich auf eine Summe, die niemand mehr aussprechen kann und Julian wurde als einziges Kind in dieses Vermögen hinein geboren – privilegiert, wie man ihn oft spüren ließ.
Seine Mutter Julia Morgan, sehr bemüht, den Ruf zu wahren, ließ kaum etwas unversucht, um die Gesellschaft, von der ihr Ehemann oft zu sprechen pflegte, davon zu überzeugen, dass die Morgans unverzichtbar für Nordirland waren. Sie gründete eine Stiftung, die man unter dem Namen »Avalon Stiftung« kennt und kümmert sich schon beinahe aufopferungsvoll um Waisenkinder.
Und da Julian alles besaß, was ein Kind sich zu wünschen wagte, bestand das Bestreben seiner Eltern einzig darin, ihm Verantwortung für jene Welt zu übergeben, die zu ihm aufsah. Aufgrund seines Wohlstandes waren sie der Meinung, dass er ein Vorbild zu sein hatte… und wie waren Vorbilder in einer Gesellschaft, die zumeist aus Katholiken bestand? Nun genau so, wie die Gesellschaft sie wollte. Etwas, was Julian schlussendlich zu dem machte, was man gern als einen missratenen Sohn nannte… Er ist genau der, vor dem deine Eltern dich immer warnten!
Aussehen
Es sind dunkle Augen, aus denen er die Welt betrachtet. Augen, die schon allein davon erzählen, wie wenig er von all den Regeln hält, die man ihm ständig auferlegt. Doch sie besitzen eine Tiefe, die dich einfach verschlingt, wenn du zu lange hinein blickst und wer weiß, vielleicht machen sie dich dann auch zu einem Rebellen.
Glattes, tiefbraunes Haar fällt ihm oft in wirren Strähnen in die Stirn. Dann blickt er unter diesen Strähnen hervor, setzt eines seiner Lächeln auf und wenn er das tut, dann weißt du, er führt irgendetwas im Schilde. Eigentlich sollte ein Lächeln ein gutes Zeichen sein, doch weit gefehlt, nicht bei ihm…
Julian liebt Sport und so mag man seine 1,79m große Gestalt durchaus trainiert, muskulös und gut aussehend nennen, während er meist nur zerschlissene Jeans oder auch zuweilen Leder trägt, im Unterricht verdeckt durch den einheitlichen Schulumhang, den sie alle zu tragen hatten. Nun, seine Eltern hätten ihn gern in einem Leinenanzug gesehen, aber Julian hasst den Anblick von Leinenstoff und Seide.
Um seinen Hals trägt er ein einfaches Lederband, vollkommen ohne Anhänger, ebenso wie um sein linkes Handgelenk. Nun, vermutlich hätte er sich noch irgendwo ein Tattoo stechen lassen, aber in Dungannon war in den fünfziger Jahren nur schwer ein Studio zu finden…
Charakter
Nun, Julian besitzt wohl eine außergewöhnliche Leidenschaft für Dinge, die für ihn von Wert sind. Einmal einen Sinn dahinter erkannt, kann er wahren Enthusiasmus an den Tag legen und die Welt bewegen. Doch ebenso wie leidenschaftlich kann er auch gleichermaßen phlegmatisch erscheinen, wenn die Dinge ihren Sinn für ihn entbehren, sie ihm wertlos erscheinen und er sie für nutzlos erachtet. Man kann durchaus sagen, dass ihm das bereits den einen oder anderen Ärger einbrachte, denn jede Autorität, die in seinen Augen unverdient erscheint, hat unter seinem Ungehorsam zu leiden. Julian beurteilt die Menschen nicht nach dem, was sie sagen oder zeigen, sondern nach ihren Handlungen… und zumeist ist es nur Fassade, die sie grandios erscheinen lassen, nichts als Schall und Rauch.
Es ist nicht leicht, ihn von Dingen zu überzeugen, von denen andere glauben, dass sie richtig sind. Er hinterfragt viel zu sehr, als dass man ihm eine oberflächliche Erklärung über das Leben liefern kann. Dass etwas einfach ist wie es ist, nimmt er niemals ohne Gegenwehr hin. Zu akzeptieren fällt ihm schwer, was ihn sehr emotional reagieren lässt.
Aber so impulsiv er erscheint, so loyal ist er seinen Freunden gegenüber. Selbst wenn er sich selbst in Schwierigkeiten bringen würde, wäre er jeder Zeit für einen Freund da, ungeachtet der Konsequenzen. Sein Leitspruch lautet: »Wenn andere noch darüber nachdenken, habe ich es längst getan.« Etwas, was ihn durchaus sehr oft in Schwierigkeiten bringt, aber auch etwas, womit er seinen Freunden mehr als nur einmal die wahre Bedeutung von Freundschaft nahe brachte.
Dass er magische Fähigkeiten hat, stimmt ihn nicht gerade versöhnlicher, auch wenn es Dinge gibt, die er durchaus näher betrachtet. Doch eigentlich ist ihm der ganze Hokuspokus zuwider und dass seine Eltern ihn nach Hogwarts schickten, nährte das Feuer der Rebellion in seinem Herzen. Auf anderen Schulen, durchaus bekannte Schulen, wurden sie seiner nicht Herr und nun sollten sie es mit Magie versuchen? Er findet das alles einfach nur blödsinnig und so lässt er keine Gelegenheit aus, zu riskieren, von der Schule zu fliegen…
Besitz
Obgleich Julian wahrhaft reich ist und vermutlich einmal die Anteile an den Kristallwerken erben wird, nennt er rein gar nichts seinen Besitz. Er hasst es, Verantwortung zu übernehmen, da sie ihn bindet und je weniger er sein Eigen nennt, umso unabhängiger fühlt er sich.
Stärken und Schwächen
Nun, seine größte Stärke ist vermutlich sein Selbstvertrauen. Es ist nahezu unerschütterlich, ganz gleich, wie viele Niederlagen er einsteckt. Eine Niederlage ist erst dann eine Niederlage, wenn man aufgibt. Das ist es, woran er festhält und woran die meisten anderen zerbrechen. Denn das macht ihn so ausdauernd in seiner Rebellion.
Aber er mag die Magie nicht. Und genau das macht ihn zu einem unkonzentrierten Schüler, der nur selten aufpasst und somit im Unterricht als ein äußerst schlechter Schüler gilt. Dabei ist er überaus intelligent und wissensdurstig, doch zumeist siegt die Rebellion in ihm. Und so würde er vermutlich ziemlich jedes magische Duell schlichtweg verlieren…
Nicht aber, wenn es um Strategie geht. Da ist er unschlagbar. Und geeint mit seinem Drang, zu handeln, vermag er Bewegung in das stupide Hogwarts zu bringen. Er kann einfach nicht still sitzen, scheint sich immer beweisen zu müssen, jedoch ist es eher der menschliche Verstand, den er unter Beweis stellen möchte, um ein für alle Mal klarzustellen, dass er immer über die Magie siegen würde.
Und so zieht es ihn ständig in die Wälder, da wo die Bestie lauert, nur um zu beweisen, dass es gar keine Bestie ist und falls es doch eine ist, um zu beweisen, dass man sie auch ohne Magie töten kann… Nun ja, bisher hat er das Ding nicht einmal im Ansatz zu Gesicht bekommen, aber gehört hat er es schon oft und wenn alle anderen Angst davor zeigen, ist er es, der sie auslacht. Etwas, was ihn sicher nicht sehr beliebt macht, zumindest nicht bei den Strebern, aber etwas, was ihm auch heimlichen Respekt einbringt.
Vorlieben und Abneigungen
Oh, Julian liebt sein Leben. Als Außenseiter. Das entsetzte Gesicht auf jenen zu sehen, denen er einmal mehr den Verstand raubte, ist das Größte für ihn. Aber zugegeben, das ist nur die Hälfte dessen, was er mag. Es sind Vollmondnächte, besonders, wenn sie verschneit sind, die Sterne, der Wald… das Zwitschern der Vögel am Morgen, den Sonnenaufgang und wenn sie untergeht. Heißen Milchkaffee, ein gutes Gespräch und er würde es nie zugeben, auch seinen Zauberstab…
Er liebt seine Freunde, Herausforderungen und das Lächeln auf den Gesichtern der Menschen…
Und er hasst Quidditch. Nichts auf der Welt ist ihm so sehr verhasst, wie dieses Spiel, nicht nur, weil er es blöd findet, einem fliegenden Ball nachzujagen, sondern allen voran, weil er es hasst, auf einem Besen zu reiten. Welcher normale Mensch reitet einen Besen? Man reitet Pferde, Bullen, okay auch Esel und manchmal Schafe, aber doch keine Besen!!!
Nun, hier sei anzumerken, dass er bei seinem ersten Flugversuch so entsetzlich schwer vom Besen gestürzt war, dass er sich das Schlüsselbein brach. Seither findet er den Besen nur zum Fegen gut… und fegen muss er sehr oft, was er im Übrigen auch hasst.
Vorgeschichte
American Outlaw
Da stand sie nun, meine Überschrift für den Strafaufsatz, den ich über mein eigenes Leben zu schreiben hatte. Ein Leben, das so uninteressant war, wie das des Besens, mit dem ich gestern den Innenhof der Schule zu fegen hatte. Wie sollte ich beginnen. Mit, es war einmal? Oder lieber, ich wurde geboren, ich wuchs auf? Blödsinn. Niemand interessiert sich für das Leben eines Außenseiters, der schlichtweg kein Interesse daran hatte, das zu sein, was andere von ihm erwarten.
Ich hatte einem Schüler die Nase gebrochen. Einfach die Nase gebrochen. Ich hatte nicht meinen Zauberstab benutzt, keinen Spruch angewandt und auch sonst keine Verwünschungen ausgesprochen, ich hatte einfach nur meine Hand zur Faust geballt und zugeschlagen. Etwas, womit Daniel nicht gerechnet hatte, womit eigentlich nie jemand rechnete, nicht in Hogwarts, denn hier duellierte man sich auf die magische Weise… Nur ich nicht.
Und jetzt saß ich hier, nachdem ich den gesamten Schulhof gefegt hatte und meine Unterhaltungen mit einem Besen führte, und hatte diesen Aufsatz zu schreiben, der zum Thema mich und mein Leben hatte und wieso ich war, wie ich war… Vielleicht wäre es eine gute Abhandlung für einen Psychologiestudenten gewesen, doch ich hatte keine Ahnung von Psychologie, obgleich Traumdeutung etwas Faszinierendes hatte.
American Outlaw… Ich war weder Amerikaner noch war ich ein Outlaw, aber ich wäre gern einer gewesen. Ich hatte mir die Filme über Jesse James so oft angesehen, dass ich sie bereits auswendig kannte und eines steht außer Frage, ich war eindeutig einige Jahrzehnte zu spät geboren. Vielleicht sollte ich mit einer Studie über Jesse James beginnen… aber ich ahnte, dass Dumbledore damit kaum zufrieden gewesen wäre. Nicht, dass er nicht für geschichtliche Recherchen offen gewesen wäre, aber Jesse James?
American Outlaw
Schon wieder starrte ich auf die Überschrift und das leere Blatt Papier darunter. Es war bereits dunkel geworden und die meisten hatten die Lichter in ihren Zimmern längst gelöscht. Selbst mein bester Freund Sandro hatte sich bereits verabschiedet und war in den Schlafsaal gegangen, obgleich er mir sicher gern Gesellschaft geleistet hätte, aber es brachte nichts, wenn er sich auch so einen dämlichen Aufsatz einhandeln würde. Mein Blick streifte das Fenster und ich starrte in die Nacht. Nebel lag auf dem Wald, jenem, in dem es ein Geheimnis gab, das ich zu gern gelüftet hätte. Aber für heute hatte ich genug Ärger am Hals.
Und so war es ein tiefer Atemzug, den ich meinem leeren Blatt Papier schenkte und den Füllfederhalter ansetzte… doch ich hatte nicht die mindeste Ahnung von dem, was ich schreiben sollte. Jesse James. Ich glaube, ich wäre gern wie er…
»… und während alle anderen noch darüber nachdenken, habe ich es längst getan. Eine Lebensphilosophie, die ich bereits lebte, als ich sechs war und auf die Royal School in Mountjoy geschickt wurde, weil sie den alten Traditionen huldigte. Oh, glaubt mir, explosive Böller in den Toiletten waren der Anfang meiner Karriere als Outlaw und sie waren jämmerlich gegen das, was ich angestellt hatte, um diese strenge und vor allem aristokratische Schule verlassen zu können. Das Büro des Schuldirektors auf den Schulhof zu schleppen, detailgetreu dort wieder aufzubauen, war eine Idee, die ich nicht allein umsetzte, aber ich hatte sie zu verantworten.
Nun, mein Vater lachte nur selten. Und über meine Scherze vermochte er nie zu lachen. Und meine Mutter hatte einen Schwächeanfall. Ich muss gestehen, mir tat es wirklich leid, aber ich konnte nicht aus meiner Haut und je mehr sie versuchten, einen Schlips tragenden jungen Mann aus mir zu machen, der sie in der Öffentlichkeit als sozial engagierte Bürger vertrat, desto mehr lehnte ich mich dagegen auf. Manchmal glaubte ich, ich sei nicht einmal ihr richtiger Sohn, denn sie schienen so gar nichts von dem zu verstehen, was mir etwas bedeutete. Das Heldenhafte starb in ihrem Angesicht, immer dann, wenn sie darauf bestanden, dass ich Sonntagmorgen die Kirche mit ihnen besuchte. Ich hatte nichts dagegen, meine alten Spielsachen in die Kinderheime zu geben und zu Weihnachten ließ ich mich auch dazu hinreißen, sie ihnen selbst zu bringen, aber ich war kein Christ. Irgendetwas in meinem Innern schrie auf, wenn ich an das Leben dachte, das mir bevorstand. Ich glaube, es war die Magie in mir… auch wenn ich das nie zugeben würde, aber sie war die treibende Kraft, zumindest ahnte ich das. Und so litt auch Pfarrer Malcom unter meiner Abneigung, dem Gewöhnlichen gegenüber. Nun, es war schon bizarr, ihn diese dämonische Stimme hören zu lassen, die ich auf einem Tonträger aufgenommen und dann heimlich abgespielt hatte und die den Satan ankündigte, zumal sein Gesicht starr war vor Angst… Zugegeben, ich war zu weit gegangen, aber ich musste nie wieder in die Kirche…
Als dieser seltsame Vogel, eine Eule um genau zu sein, geradezu an eines unserer Fenster klopfte, mit einem Brief in seinem Schnabel, änderte sich alles… nicht nur für meine Eltern, sondern auch für mich. Endlich hatten sie wieder Hoffnung. Endlich gab es eine Schule, die mich freiwillig aufnehmen würde, ja die regelrecht darum bat. Nach der Militärschule, die ich bereits nach einem halben Jahr wieder verließ, weil ich das gestrenge „Ja, Sir“, einfach nicht über die Lippen bekam, lehnte mich die katholische Privatschule gleich zu Beginn ab…
Aber Hogwarts wollte mich und ich hasste diese Schule schon jetzt dafür… Nun, ich war elf und kaum in der Lage, das zu entscheiden und meine Eltern waren dankbar, dass sich jemand meiner annahm und ihnen noch dazu versprach, aus mir einen verantwortungsbewussten Erwachsenen zu machen. Sie hatten keine Ahnung, was das für eine Verantwortung war, die man mich lehren wollte und vermutlich war es auch gut so. Heute weiß ich, dass man dafür sorgte, dass sie unwissend blieben, denn sie besaßen nicht einen Deut Magie… Ich dafür umso mehr.
Aber darum gebeten hatte ich nie. Nur, wie entzieht man sich einem einfachen Holzstab, der es einfach nicht lassen kann, auf seinen neuen Besitzer zu deuten? Oder einem alten Hut, der in der Lage ist, zu sprechen? Ich muss zugeben, ich tat alles, um von dieser Schule zu fliegen, aber entweder die Lehrer waren wahrhaft geduldig oder sie bannten mich mit ihrer Magie, denn es gelang mir einfach nicht.
Magie. Großartig. Dass sie in mir steckte, wollte ich lange Zeit nicht wahrhaben, bis mir tatsächlich ein erster Zauberspruch gelang und ich meine Mitschüler auf ihren Besen reiten sah. Ein weiteres Thema, das ich gerne mied. Denn nachdem ich gleich bei meinem ersten Flugversuch, der tatsächlich grandios begann, von meinem äußerst unbequemen Besen fiel… ich meine, hat mal jemand darüber nachgedacht, wie unangenehm das für einen Jungen ist? So einen schmalen Stab zwischen den Beinen? Ich für meinen Teil stürzte ab, brach mir das Schlüsselbein und hatte für den Rest meines Lebens genug vom Besenreiten. Seither nutzte ich diese Gegenstände zum Fegen und das tat ich sehr oft, weil ich einfach nicht anders konnte, als genau das Gegenteil von dem zu tun, was man mir auftrug.
Besonders seit diese Bestie ihr Unwesen in unseren Wäldern treibt, hält es mich nur selten in den Mauern der Schule. Ich weiß, es ist verboten, den Wald zu betreten, aber ich wäre kein Jesse James, wenn ich es nicht versuchte. American Outlaw. Ich liebte die Geschichte um den berüchtigten Revolverhelden, der die Eisenbahn um ein Vermögen brachte. Und mal ehrlich, wollte nicht jeder von uns schon mal ein Cowboy sein?
In all den Jahren hier auf Hogwarts blieb ich mir selbst treu, während ich nebenbei von Hexerei, Einhörnern und Kräutern lernte, mehr schlecht als recht, weil ich nach wie vor die Magie hasste. Irgendwie fand ich, dass die Dinge, die durch meinen Verstand entstanden und durch meine Hände Arbeit, mehr wert waren, als ein gut gereimter Zauberspruch. Wo blieb denn da die Ehre? Ehre… ja, ich glaube, das war es, wonach ich strebte… und weshalb ich mich allem widersetzte.«
Es war ein Seufzen, das mir entfuhr, als ich mich zurücklehnte und erneut aus dem Fenster blickte. Noch immer waberte der Nebel über das magische Land dieser Welt, während ich mit allem, was ich hatte, versuchte, zu beweisen, dass man viel besser ohne Magie dran war… Doch ich ahnte, dass ich mich ihrer nicht erwehren konnte. Sie war in mir… und sie war ein Teil von mir…