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Komme von: Aufmunterungsversuche
Kaum hatte ich die Bibliothek verlassen, war ich hoch in den Schlafsaal gerannt und hatte mich daran gesetzt meinen Eltern einen kleinen Brief zu schreiben. Durch die verfahrene Situation in der Bibliothek hatte ich mir Gedanken über meine Verantwortung als Vertrauensschülerin gemacht und auch über das Auftreten meiner Mitschüler, welchem ich nicht gerecht gegenüber stand. Ich war nicht einmal in der Lage gewesen Laeticia richtig zu verteidigen und dabei sollte ich sie doch verteidigen, sollte ihr Beistand leisten, sollte der Fels in der Brandung sein. Was war ich? Ich war noch nicht einmal ein Anker gewesen, höchstens eine verschiffte Kiste, welche aufs offene Meer hinausgeworfen worden war und an welcher sich man nur in der allerletzten Not hätte festklammern können. Gerade weil mir das klar geworden war, hatte ich ein wenig Selbstzweifel bekommen und die waren nun wirklich selten bei mir. Wenn ich mich recht genau erinnerte kamen die vielleicht in einem halben Jahr einmal vor, wo ich doch sonst so unbeschwert durch's Leben lief. Ehrlich gesagt hatte ich noch nicht einmal den blassesten Schimmer wann dies das Letzte mal vorgekommen war und da sowieso ein Brief an meine Eltern angestanden hätte, hatte ich ihnen gerade von meinen Gedankengängen erzählt.
Hatte ich überhaupt das Zeug dazu anderen Menschen beizustehen oder war ich einfach nur verwirrt wegen dieser Sache mit dem Neuen? Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und so war ich recht froh, dass ich diese zu Papier gebracht hatte, wenn auch nicht alle. Hätte ich meinen Eltern von allem berichtet, dann hätten sie sich wohl unnötig Sorgen gemacht. Bei größeren Problemen ging ich immer zu Dylan oder schrieb ihm, doch der war zur Zeit einfach viel zu beschäftigt und konnte sich nicht um meine Wehwechen kümmern.
So stapfte ich jetzt die steinernen Treppen zur Eulerei hoch, ganz in Gedanken und den Brief für meine Eltern in den Händen haltend. Selbst wenn Dylan Zeit gehabt hätte, in einem Brief hätte ich ihm das nicht erklären können und er hätte mich wahrscheinlich eh nicht verstanden. Wie denn auch? Ich verstand mich ja selbst gar nicht. Kaum war ich oben angekommen, fiel mir wieder ein, dass ich nun ein wirkliches Problem hatte. Ich hatte erstens gar keine Eule und zweitens war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich den Brief abschicken sollte. Wenn ich mir mein erstes Problem betrachtete, so sah ich darin das wenigere Übel, denn schließlich gab es Schuleulen. Nahm man jedoch mein Zweites, so rätselte ich nun wirklich über den Grund, weshalb ich meinen Eltern nun erzählen sollte, dass ich an meinem Posten und an mir zweifelte. Irgendjemandem musste ich davon erzählen, das war mir auch klar, doch meine Eltern hatten sicherlich genügend zu tun. Nachdenklich sah ich mich in der Eulerei um und betrachtete die prachtvollen Eulen. Wie sollte ich mich jetzt entscheiden? Noch war es nicht zu spät den Brief nicht abzuschicken, ich konnte zurückgehen und konnte ihn einfach weglegen.
Langsam wanderte ich durch den kleinen Raum, hörte das Kreischen einiger Eulen, den Wind der langsam durch die Fenster wehte und mein eigenes Seufzen, welches mir gerade über die Lippen geglitten war. Sollte ich, sollte ich nicht? Es war ein wirres Chaos, welches gerade in meinem Kopf herrschte und ich konnte es nicht richtig ordnen. Im einen Moment war ich drauf und dran zu gehen, doch dann hielt mich in der nächsten Sekunde wieder irgendetwas auf. Vielleicht konnte ich mir einfach Jamies Eule borgen? Er hatte sicher nichts dagegen und außerdem flog Aly eh kaum für ihn aus. Auch diese Möglichkeit eröffnete sich mir und trotzdem nahm ich nichts in die Hände, ich stand einfach nur so da. Wie von selbst lehnte ich mich ein wenig aus dem Fenster hinaus, starrte nach draußen und beobachtete die Wolken, die am Himmel vorbeizogen. Aus welchen Gründen auch immer, dies beruhigte mich und ich konnte kurz nachdenken, ob ich den Brief jetzt abschicken sollte oder nicht.
Zwei Minuten später stand ich dann schließlich vor Aly und zögerte ein paar Augenblicke, band ihr dann jedoch den Brief um. Aly war eine tüchtige Eule und so hatte sie auch nur ein kleines Kreischen von sich gegeben, bis ich ihr zugeflüstert hatte, dass sie diesen Brief zu meinen Eltern bringen sollte. Die Schneeeule hatte dies sofort verstanden und war mit einem letzten Kreischen davon geflogen. Jetzt war ich wieder ganz alleine und ein wenig von meinen Gedanken gelöst. Ich hatte dennoch nicht vor wieder direkt zu gehen. Im Gegenteil, ich genoss die Ruhe hier, zumindestens die Ruhe vor Schülern, den von diesen war im Moment keiner in Sicht und so konnte ich mich ein wenig entspannen. Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, ging ich wieder zu dem Fenster hinüber und stützte langsam meinen Ellenbogen auf dessen steinernen Vorsprung.
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Komme von: Erzählstunde am späten Abend
Seufzend verließ ich den Unterrichtsraum. Spannend war das heute aber noch nicht gewesen. Wenigstens gab es noch Verteidigung gegen die dunklen Künste, ein Fach, das um einiges spannender war als Alte Runen. Allerdings würde es noch etwas dauern, bis es soweit war. Genau genommen noch eine ganze Woche. Aber bis dahin würde ich mich noch beschäftigen können und vielleicht waren die anderen Fächer und Lehrer ein bisschen aufregender.
Vor allem die Lehrer. Howlin schien ja ganz nett zu sein, aber nicht gerade der Typ, der seinen Unterricht gerne etwas spannender gestaltete. Wahrscheinlich war er zu seiner Schulzeit schon jemand gewesen, für den ein bisschen Aufregung schon zu viel war. Klar, ich würde mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen, aber nun ja...
Während ich versuchte, nicht mehr an den Unterricht zu denken, sondern endlich meine Gedanken auf den vor mir liegenden freien Nachmittag zu lenken, fiel mir ein, dass ich Dad versprochen hatte, ihm einen Brief zu schicken, wenn ich angekommen war. Eigentlich hatte ich keine Lust darauf – er war schließlich gar nicht mein richtiger Vater – aber wenn ich ihm dadurch eine Freude machen konnte und er mir etwas Geld schicken würde, warum nicht? So schlug ich also den Weg in Richtung Gemeinschaftsraum der Rvaneclaws ein und als ich endlich die tausend Treppenstufen erklommen und mich wieder an das Passwort erinnert hatte, konnte ich diesen endlich betreten. Ich eilte schnell hoch in den Schlafsaal der Jungen und kramte mein kleines Tintenfässchen hervor. Pergament und Feder hatte ich ja noch zur Hand, schließlich kam ich gerade vom Unterricht.
Ich kritzelte schnell ein paar Zeilen auf den Brief, las sie mir noch einmal durch und nickte dann. Das würde reichen müssen. “Hi Dad! Alles gut gelaufen, ich bin gut angekommen. Wenn was ist, dann schreib ich. Allez! Joey“ Mehr als ein paar Sätze schrieb ich meinem Vater sowieso nie. Aber damit war er noch besser bedient als Mutter. Sie bekam nämlich keinen einzigen Brief. Warum auch? Eine Person wie sie hatte keinen Platz in meinem Leben.
Grummelnd verließ ich den Schlafsaal wieder. Gedanken an meine Eltern waren stets bitter und machten mich wütend, also versuchte ich so gut wie möglich, diese jetzt zu verdrängen und überlegte, wo ich mich jetzt erkundigen konnte, wo sich die Eulerei dieser Schule befand. Ich entschied mich dafür, die erst beste Person zu fragen, die sich finden ließ und das war eine der Zweitklässlerinnen, welches mir auch sehr eifrig erklärte, wo genau ich hin musste und welche Treppenstufen ich besser nicht nahm. Lächelnd bedankte ich mich und wanderte mit der kleinen Pergamentrolle nun in Richtung Eulerei.
Als ich diese betrat, wartete allerdings eine kleine Überraschung auf mich, denn wen sah ich da? Die Vertrauensschülerin Deliah. Kopfschüttelnd schritt ich zu einer der Schuleulen und band – ohne Deliah zu beachten – die kleine Rolle an das Bein der Eule.
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Vorhin hatte ich noch geglaubt hier meine Ruhe finden zu können, doch ich hatte mich wohl in diesem Punkt getäuscht. Warum? Nun ja, kaum hatte ich Platz am Fenster genommen und mich entspannt, so hatte ich schallende Schritte gehört und hatte wahrgenommen, dass dies jetzt das Ende von meiner Ruhephase bedeuten würde. Im ersten Moment hatte ich mich noch nicht einmal umgedreht, denn vielleicht hatte ja nur jemand einfach einen Brief abschicken wollen und wäre dann verschwunden. Dem war aber dann zu meinem Unbehagen nicht so, denn als ich mich umdrehte, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Joey Brixton, gerade der hatte mir noch gefehlt. Zu allem Übel konnte ich ihn ja nicht einmal anschnauzen, die Eulerei war schließlich offen für jeden und Joey hatte sicher nicht die Absicht gehabt mich hier anzutreffen. Woher hätte er auch wissen sollen, dass ich hier war?! Das interessierte denn sicher nicht mal und ich konnte es ihm nach meinem Auftreten gestern nicht wirklich verübeln. Nun war eins meiner Probleme auch noch in meiner Nähe und ich wusste nicht wirklich damit umzugehen. Langsam drehte ich mich zu ihm um, lehnte mich leicht gegen die Wand und bemerkte, dass ich ihn unbeabsichtigt anstarrte.
Was er wohl über gestern dachte? Irgendwie machte mir sein Anblick ein richtig schlechtes Gewissen und ich wollte nicht glauben, dass ein Typ mich so aus der Fassung gebracht hatte. Was war er denn schon, beziehungsweise wer war er? Er war doch nur der Neue,oder? Ganz unbedeutend?! Nicht ganz, schließlich war er der gutaussehende Neue, dabei noch sehr charmant und außerdem konnte er unglaublich gut küssen.
Immer noch stand ich da, total in meine Gedanken abgedriftet, meine Augen ruhend auf ihm. Sein Anblick hatte mich so sehr hingerissen, dass ich nicht einmal ein 'Hallo' zu Stande gebracht hatte und jetzt wie dämlich da stand und ihn anglotzte. Gott, war ich verloren. Nach ein paar Sekunden schaffte ich es also dann doch mich zusammenzureißen und schenkte Joey ein bezauberndes Lächeln. "Hallo, Joey. Schön dich zu sehen. Du hast alleine hierher gefunden?!Wie geht es dir?" Meine Worte klangen eher wie eine Feststellung, dabei hatte ich nur höflich nachfragen wollen, es war mir einfach so herausgerutscht. Könnte ich jetzt nur Ruhe bewahren...Ich hätte ihn überhaupt nicht ansprechen müssen, ich hätte gehen und ihm Platz machen können, aber ich hatte es nicht getan. Warum? Weil mir an gestern Abend etwas gelegen hatte? Ich wusste es nicht und selbst wenn ich es wüsste, ich würde es mir eh nicht eingestehen. Abwartend blickte ich zu ihm, versuchte mich zu beherrschen und lächelte immer noch so dümmlich vor mich hin. Was erwartete ich? Ich hatte ihn stehenlassen, hatte ihn zurückgewiesen und ich wusste gar nicht mehr weshalb. Hatte ich etwa Angst gehabt? Seltsam, sonst war ich doch die Temperamentvolle in einer Beziehung oder eben in einem Flirt.
Wahrscheinlich war es einfach nur meine Nervosität gewesen die mich dazu hingerissen hatte einfach zu verschwinden und Joey vor den Kopf zu stoßen. Jetzt hatte ich die Gelegenheit dazu mich zu entschuldigen, es wieder gutzumachen. Ob dies gut gehen würde, war allerdings eine andere Frage.
Ich merkte, wie sich meine Beine also langsam von meinen Gedankengängen nach vorne bewegen ließen und ich fast schon förmlich auf Joey zu schwebte. Nur knapp einen Meter vor ihm blieb ich stehen, schaute ihm tief in seine Augen, schüttelte innerlich meinen Kopf und merkte wie mein Herz vor Aufregung begann zu rasen. Man, hatte der mir den Kopf verdreht. "Du, wegen gestern, das tut mir Leid. Ich hatte das Buch wirklich schnell zurückbringen müssen und ...Nun ja, jedenfalls lag es nicht an dir, im Gegenteil. Eigentlich wäre ich gestern noch gerne länger geblieben und hätte mich mit dir unterhalten." brachte ich stockend hervor, fuhr mir nachdenklich durch meine Haare und blickte einen Augenblick zu Boden. Was ich da fasselte, war einfach lächerlich und doch entsprach es in gewisser Hinsicht der Wahrheit. Nun war nur abzuwarten, was Joey dazu zu sagen hatte.
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Ich strich der Schleiereule ein paar Mal über ihr sanftes Gefieder und lächelte dann, während ich ihr leise die Adresse meines Vaters zuflüsterte. Ich wusste, dass sie mich verstanden hatte, und sie bestätigte dies auch wenige Sekunden später mit einem Krächzen, breitete ihre Flügel aus und verschwand dann, während ich ihr nach sah. Mein Vater würde sich unwahrscheinlich über den Brief freuen, dessen war ich mir bewusst, aber dennoch bereute ich es nicht, dass ich nur ein paar lächerliche Zeilen geschrieben hatte. Jedes Lächeln von ihm, jedes Geschenk und jedes bisschen Geld, das er mir schickte, erinnerte mich daran, dass er sich zwar bemühte, aber dennoch nicht mein richtiger Vater war, auch wenn wir beide das lange Zeit geglaubt hatten. Mum hatte ihn betrogen mit einem Zauberer und er hatte gedacht, ich wäre sein Kind.
“Was solls“, grummelte ich kurz und drehte mich dann mit der Absicht um, Deliah einfach weiter zu ignorieren und aus der Eulerei zu marschieren. Ein „Hallo Joey“, begleitet von einem Lächeln, ließ meinen Blick auf das Mädchen fallen, das da auf der Fensterbank saß und so ganz unschuldig tat. Von wegen! Ich grinste kurz in mich hinein. Ich würde meinen Spass mit ihr ganz sicher bekommen, aber jetzt war mir nicht nach Spielchen zumute, also nickte ich kurz und ignorierte den Rest ihrer Fragen, während mein Blick ausdruckslos blieb.
Sie schien ein wenig überrascht, als ihre Füße sie anscheinend ohne eigenes Zutun zu mir trugen und sie nur einen einzigen Schritt vor mir stehen blieb, während sich unsere Blicke trafen. Sie schien ein wenig unsicher und das natürlich vollkommen zurecht. "Du, wegen gestern, das tut mir Leid. Ich hatte das Buch wirklich schnell zurückbringen müssen und ...Nun ja, jedenfalls lag es nicht an dir, im Gegenteil. Eigentlich wäre ich gestern noch gerne länger geblieben und hätte mich mit dir unterhalten." Ich schnaubte kurz und lehnte mich dann an eine Säule, vor welcher ich stand. Angst hatte sie gehabt, mehr nicht. Aber irgendwo machte es das Ganze noch ein wenig reizvoller. Deliah schien mir nicht die Person, die sich auf alles und jeden einließ, aber ein wenig Spass auch nicht abgeneigt war. Wie weit dieser Spass ging, würde ich zwar noch herausfinden müssen, aber das würde ich hinbekommen, ganz sicher.
Also lächelte ich kurz und meinte dann: “Ja, das Gespräch war auch sehr nett gewesen. Ich würde es bei Gelegenheit durchaus gern fortführen. Sofern deine Position als Vertrauensschülerin das zulässt.“ Der letzte Satz klang zwar ein wenig zynisch, aber das konnte ich mir schon erlauben. Ein Teil meiner Gedanken kehrte nochmal zum gestrigen Abend und zu dem Kuss zurück. Deliah küsste gut, das musste ich zugeben. Ich beugte mich kurz vor und hauchte dann der Sechstklässlerin ein “Du musst mir nur Bescheid geben..“ ins Ohr, während ich ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken konnte.
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Angewurzelt stand ich da, konnte Joey noch nicht einmal ansehen, denn irgendwie machte mich seine Anwesenheit nervös. Ich merkte wie sich auf meiner Stirn kleine Schweißperlchen begannen zu bilden und wie mein Herz wild pochte. Warum war ich nur so schrecklich nervös? Etwa weil ich mich gestern falsch verhalten hatte oder wegen Joey? Ich schätze, dass es teils teils war. Denn mir war bewusst, dass ich ihn unheimlich anziehend fand, gleichzeitig war mir aber auch klar, dass ich mir gestern einen Fehltritt erlaubt hatte. So wie ich mich gestern drangestellt hatte, konnte ich niemals das Herz des jungen Franzosen erobern. Nur langsam blickte ich auf, sah ihn an und hoffte darauf, dass er nicht allzu böse mit mir war. Was ich zu sehen bekam, verwunderte mich nicht gerade. Joey schnaubte kurz, was ich deutlich wahrnahm und lehnte sich dann lässig gegen eine Säule. Und nun?
Immer noch sah ich ihn an, versuchte seinem Blick nicht auszuweichen, was für mich sehr schwierig war, denn ich hatte dieses Spiel noch nie lange ausgehalten. Entweder ich fing nach einiger Zeit an zu grinsen und musste wegblicken oder ich war so verzaubert von demjenigen, dass ich ein Stückchen näher kam. Das mag sich jetzt vielleicht blöd anhören, aber ihr wisst schon, was ich damit meine. Ein kurzes Schlucken und ein kurzes Schließen meiner Lider und schon würden meine Lippen auf seinen liegen. Bei Joey war das definitiv der Fall und so musste ich mich herzlich zusammenraufen. Wenn ich ihn gerade vorhin zwei Sekunden länger angesehen hätte, wäre Fall zwei in Kraft getreten. Die Frage war nur, ob dies gut oder schlecht gewesen wäre? Denn mir schien Joey immer noch leicht eingeschnappt, oder bildete ich mir das nur ein?
“Ja, das Gespräch war auch sehr nett gewesen. Ich würde es bei Gelegenheit durchaus gern fortführen. Sofern deine Position als Vertrauensschülerin das zulässt.“ Er sprach nun endlich zu mir, doch was er da sagte, gefiel mir nicht. Joey hatte anscheinend Verdacht geschöpft was meine Reaktion gestern anbelangte und so konnte er sich wohl einiges erahnen. Zwickmühle und sie gefiel mir nicht. Sollte ich Joey jetzt etwa die wahren Gründe für meinen Abgang gestern erzählen oder sollte ich weiterhin lügen? Normalerweise war ich immer der Ansicht man sollte der Wahrheit ins Auge blicken und ich log so gut wie nie, nur in Notfällen und eigentlich war das ja keiner. Mit seiner Vermutung hatte er doch den Punkt auf den Kern gebracht und gerade das ärgerte mich etwas. War ich so durchschaubar? Ok, zugegeben, die Ausrede mit dem Buch war echt schlecht gewesen, aber auf die Schnelle war mir einfach nichts Besseres eingefallen.
Nun war ich da angelang, wo ich einfach nicht mehr lügen konnte und es auch nicht mehr wollte. Mittlerweile hauchte mir Joey ein “Du musst mir nur Bescheid geben..“ins Ohr und ich merkte wie sein Atem mir nun ganz nahe war. Ein wohlig warmes Gefühl überkam mich und trotzdessen versuchte ich standhaft zu bleiben. Ich räusperte mich und trat einen Schritt zurück.
"In Ordnung, das werde ich tun." Schon wieder hatte ich gelogen. Das geschah und zwar einfach so. Ich biss mir leicht auf meine Unterlippe und schon, ohne etwas anderes tun zu können, stand ich wieder willenlos vor ihm. "Jetzt wäre ein perfekter Zeitpunkt..." hauchte ich ihm in sein Ohr zurück und ohne Joey die Gelegenheit zu lassen, sich überhaupt zu wehren, hatte ich ihn schon zu mir heruntergezogen.
Meine Hand lag sachte in seinem Nacken und meine Haare fielen sachte auf seine Schultern. Aus irgendeinem Grund tat ich das hier und küsste ihn mal wieder ohne zu Überlegung. Nach einigen Augenblicken hatte ich mein Handeln beendet und lächelte Joey selbstsicher an. "Ok, der wahre Grund für mein Verschwinden gestern, war wohl meine große Unsicherheit, tut mir Leid." Nun war es also raus und es gab kein Zurück mehr.
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Komme von: Samuel Arden
Meine Mutter hatte schon recht. Wäre mein Kopf nicht auf meinem Hals fest gewachsen, ich hätte diesen schon längst irgendwo unachtsam liegen gelassen. Ich war einfach nicht dafür geschaffen, mir Dinge zu merken und schon gar nicht alle Geburtstage meiner doch recht großen Familie. Und so war es wieder gekommen, das mir eben vor einer Stunde eingefallen war, dass Rachel, also meine Mutter, heute ihren Geburtstag feierte. Es war wirklich nicht einfach gewesen, so auf die Schnelle noch ein geeignetes Geschenk zu finden, doch nun eilte ich mit hastigen Schritten den langen und verlassenen Gang zum Westturm entlang. In meiner Hand hielt ich ein eingepacktes Päckchen, das ich nun meiner Mutter mit einer Eule schicken wollte. Ich konnte nicht verhindern, das ich ärgerlich vor mich hin fluchte. Warum mußte mir soetwas immer passieren? Eigentlich war ich ja selbst daran schuld, wenn ich immer alles auf den letzten Drücker erledigte.
Der Weg führte weiter die gewundene Treppe zum Turm hinauf und obwohl ich doch recht sportlich war, zwang mich meine Lunge, am Absatz der letzten Stufe einmal tief Luft zu holen, so beeilt hatte ich mich. Zu meinem Unglück hätte jetzt nur noch gefehlt, wenn am Ende alle Schuleulen unterwegs gewesen wären und ich mein Päckchen nicht rechtzeitig abschicken konnte. Dann würde meine Laune vollends bis zum Nullpunkt sinken. Ich würde gleich sehen, wie die Sache für mich stand und drückte schwungvoll die Tür zur Eulerei auf, da ich um diese Zeit eigentlich niemanden hier oben vermutet hätte und auch keinerlei Geräusche zu mir nach draußen drangen.
Deshalb staunte ich nicht schlecht, nun meine Cousine Deliah und einen Ravenclaw Schüler im Raum anzutreffen, die noch dazu in einer Situation schienen, in der man am besten nicht störte. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich nun gleich eine Entschuldigung gestammelt hätte, um sogleich den Rückzug anzutreten. Ich halte nicht viel davon, wenn meine Cousine mit irgendwelchen Typen herum macht und die Situation schien für mich mehr als eindeutig, auch wenn die beiden scheinbar versuchten, ein unschuldiges Gesicht aufzusetzen.
"Hey..." begrüßte ich die beiden und jedem der mich etwas besser kannte, dürfte der grollende Unterton in meiner Stimme aufgefallen sein. Der warnende Blick, den ich beim Eintreten in den Raum Joey zuwarf, dürfte sein übriges dazu tun.
"Ich stör doch nicht ?!" sprach ich sogleich weiter und es durfte mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage verstanden werden.
Gleichzeitig ging ich wenige Schritte durch die Eulerei und lockte eine graue Schuleule von ihrer Stange herunter, um das Päckchen an ihrem Fuß zu befestigen, dass das Tier zu meiner Mutter bringen sollte. Die Eule stieß einen heiseren Schrei aus und flog mit flatternden Flügeln und indem sie einige Federn auf dem Boden verteilte, zu mir herunter.
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Ich strich mir kurz eine Haarsträhne aus den Augen, während ich die Reaktion Deliahs abwartete. Das Mädchen war eine harte Nuss, wie ich mir wohl oder übel eingestehen musste und war nur sehr schwer zu knacken. Aber dennoch, ich war mir ziemlich sicher, dass mir das entweder schon gelungen war oder es zumindest bald passieren würde. Die Vertrauensschülerin stand auf mich, das war vollkommen klar und das würde sogar ein Blinder erkennen können. Die Skrupel, die sie deswegen wohl haben musste, waren jedoch auch nicht zu übersehen. Sie befand sich in einer Zwickmühle. Einerseits wollte sie sich ihrem Gefühl hingeben, andererseits befahl ihr ihr Verstand, sich auf ihre Position als Vertrauensschülerin zu berufen und aus meiner Nähe zu verschwinden. Doch wie leicht die Gefühle den Verstand betrügen und ausschalten können, war mir schon immer klar gewesen und ich wusste, dass meist nur ein kleiner Stoß in die richtige Richtung genügte.
Doch hier war auch dieser wohl überflüssig."Jetzt wäre ein perfekter Zeitpunkt..." Diese Worte überraschten mich kurz, doch wich diese Überraschung der Erkenntnis, dass hier vor mir eine willenlose junge Frau stand, die es gar nicht erwarten konnte, ihre Lippen auf meine zu drücken und ich grinste kurz, als Deliah die Augen schloss und wir uns küssten. Der Kuss war ohne Zweifel schön und ich gab mich für ein paar wenige Momente dem weiblichen Charme hin, bis Deliah den Kuss schließlich beendete und mir selbstsicher in die Augen blickte. "Ok, der wahre Grund für mein Verschwinden gestern, war wohl meine große Unsicherheit, tut mir Leid." Ich nickte wissend. Ja, das war mir klar gewesen. Meine Frage, wie groß diese Unsicherheit denn jetzt noch war, sparte ich mir jedoch für später auf, denn in diesem Moment kam eine weitere unangenehme Überraschung in den Raum spaziert und zwar in Form eines anderen Schülers.
Der Typ schien Deliah zu kennen, denn er warf sofort einen warnenden Blick in meine Richtung und seine Augen schienen wohl sagen zu wollen, dass ich ja die Finger von ihr lassen sollte. Spöttisch grinsend erwiderte ich den Blick kurz und legte dann meine Hand auf Deliahs Taille.
"Ich stör doch nicht ?!" “Dumme Frage, du Idiot.“ Ein kaltes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und noch bevor Deliah etwas erwidern konnte, antwortete ich ihm. “Wenn du es genau wissen willst, dann tust du genau das, doch...“ Was bildete der sich eigentlich ein? Er schien in meinem Alter zu sein, vielleicht auch ein Jahr älter. Ich würde mir doch durch so jemanden nicht meine Erfolge bei der jungen Dame kaputt machen lassen. Ganz bestimmt nicht!
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Es erschien mir ganz so, als ob der Kerl mich nicht ganz ernst nehmen wollte, was deutlich an seinem spöttischen Grinsen abzulesen war. Ich fühlte mich verantwortlich für Deliah. Obwohl sie 'nur' meine Cousine war, waren wir schließlich aufgewachsen wie Geschwister. Schwer konnte ich mir vorstellen, dass es dieser Typ ernst mit ihr meinte und wie das am Ende wieder ausgehen würde, war absehbar. Ich gehörte schließlich selbst zur männlichen Rasse und kannte mich mit den Gedanken meiner Geschlechtsgenossen in dieser Hinsicht aus. Natürlich war sie alt genug, um selbst zu wissen, was sie tat und ich wußte darüber Bescheid, dass es ihr ganz und gar nicht recht war, wenn ich ständig ein Auge auf sie hatte. Doch wollte ich nur das Beste für meine Cousine und sie schützen.
Die besitzergreifende Geste des anderen, als er seine Hand auf Deliahs Taille legte, brachte bei mir beinahe das Fass zum überlaufen. Bevor ich mich zu einer unüberlegten Handlung hinreißen ließ, band ich schnell das kleine Päckchen an das Bein der Eule, den mir das Tier geduldig entgegen streckte. Dass ich in mieser Stimmung war, war sicher nicht zu übersehen und durch meine nicht gerade sachten Bewegungen, stieß die Eule einen empörenden Schrei aus.
"Halt doch still." murmelte ich ihr genervt zu, schnürte mit der einen Hand das Päckchen weiter fest, während ich mit der anderen Hand das Tier beruhigend kraulte.
Ich wandte mein Gesicht zu den beiden herum, als der Kerl zu mir sprach. “Wenn du es genau wissen willst, dann tust du genau das.“ Natürlich wollte ich es genau wissen, aber die Antwort war mir schon von vorne herein klar. Diese Tour hatte ich ihm wohl gründlich vermasselt. Das kalte Lächeln erwiderte ich mit einem ebensolchen, was seinem durchaus Konkurrenz machen konnte. Sein Grinsen würde ihm irgendwann auch noch vergehen.
"Tja... Da hast du dir wohl den falschen Ort für ein Schäferstünden ausgesucht." erwiderte ich zuckersüß und mein Blick sprach eine deutliche Sprache.
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Weder konnte ich fassen, was ich hier gerade getan hatte, noch so unfassbarer war es, dass ich es noch nichtmals bereute. Gerade hatten sich meine Lippen wieder auf die von Joey gelegt, es war so wie mit einer Versuchung der ich nicht entrinnen konnte und ich mochte die Versuchung sogar noch. Dabei wusste ich doch, wie es enden würde oder zumindestens konnte ich es mir denken. Joey war ein Mann und Männer in meiner Gegenwart hatten es nicht gerade einfach und wenn sie es einmal einfach hatten, machten wiederrum sie es mir schwer mit ihnen klarzukommen. Irgendwie war das ein richtiger Teufelskreis aus dem ich schlecht herauskam. Manchmal fühlte ich mich echt schlecht deswegen. Es gab Typen, die mochte ich wirklich, oft war ich sogar ein wenig verliebt und dann passierte es mir, dass alles so nach einem Happyend aussah und es doch keines gab. Es war wie verhext, aber war das nicht fast alles in dieser Welt?
Während mir also diese abstrusen Gedanken durch den Kopf gingen, stand ich immer noch wie ein steifes Brett vor Joey, als plötzlich jemand die Eulerei betrat. Meine äußerst ausgeprägte Situation sagte mir, dass es sich hier wohl nicht um irgendjemand handelte, der die Eulerei gleich wieder verlassen würde und so kam es auch. Die Person, die sich gerade keine 5 m von mir entfernt befand, war niemand anderes als mein Cousin Samuel. Sein seltsamer Unterton machte mir direkt klar, dass er das, was ich hier tat nicht geduldete und am liebsten hätte ich ihm in diesem Augenblick einen Frosch in seinen Hals gewünscht. Ich hasste es wie er mich überwachte und mich von jedem männlichen Wesen fernhielt. Die meisten Männer in meinem Umfeld, die es nicht besser wussten, dachten Samuel wäre mein Freund und so wie wir miteinander umgingen, konnte man das auch fast schon denken. Im Grunde genommen wusste ich ja auch, dass er es nur gut mit mir meinte und mich einfach nur wie eine Schwester liebte, wie eine Schwester, die gleichzeitig seine beste Freundin war, aber doch nur seine Cousine.
Zuerst beobachte ich ihn schweigend, sah ihm hinterher und bekam kein einziges Wort heraus. Was sollte ich da auch großartig sagen? Etwa 'Joey, das ist mein Cousin Samuel, er meint es nicht so'. Natürlich meinte er es so und zwar ganz genaus so! Dann tat Joey etwas, was mich wirklich überraschte. Er legte seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. “Wenn du es genau wissen willst, dann tust du genau das, doch...“
Huch, hörte ich da etwa einen Hauch Wut heraus? Sofort gingen meine Blicke hin und her. Ich befand mich zwischen zwei Streithähnen eingequetscht und fühlte mich hilflos wie fast noch nie zuvor. Der einzigste Gedanke den ich in diesem Moment fassen konnte war ein 'Scotty beam me up', aber der brachte mich auch nicht wirklich weiter. Unbeholfen starrte ich zu Samuel hinüber und warf ihm einen enttäuschten Blick zu. "Tja... Da hast du dir wohl den falschen Ort für ein Schäferstünden ausgesucht." sagte dieser zu Joey, als das Wortgefecht weiterging und ich immer noch nicht wusste, was ich tun sollte.
"Samuel..." Autsch, das hatte wehgetan. Mehr als ein Samuel...brachte ich nicht heraus?!
Wenn ich doch nur wüsste, was in Joeys Kopf vorging. Hielt er Samuel für meinen Freund oder wusste er vielleicht sogar, was ungefähr los war? Von Zeit zu Zeit bekam ich immer mehr obszöne Gedanken und irgendwann schüttelte ich unweigerlich den Kopf. Vielleicht war es ja auch so, dass ich herausfinden könnte, was Joey wirklich von mir wollte, wenn ich so tat, als ob Samuel mein Freund wäre? Ach, so ein Humbug...obwohl...Die andere Frage die sich mir bei diesem Gedanken aber stellte, war, ob Samuel da überhaupt mitspielen sollte und was sollte ich Joey überhaupt testen? Das war alles großer Quatsch, das sagte mir mein Verstand, doch mein Herz wanderte gerade von einer Position zur anderen.
"Es tut mir echt Leid, Samuel, aber..." Verdammt, schon wieder. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn ich war meinem Cousin keine Rechenschaft schuldig und was hier passierte, war einfach nur noch lächerlich. Ich biss mir ein wenig auf die Lippen, blickte dann erst in Samuels Gesicht, dann blickte ich mit einem ziemlich ernsten Gesichtsausdruck zu Joey auf. Wie sollte das denn nun ausgehen?
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Komme von: Ungebetene Begleitung
Während ich so meine Späße über die Engländer machte, fing Nicole an zu Grinsen. Sagen tat sie allerdings nichts dazu, aber das brauchte sie auch gar nicht. In gewisser Weise war es besser so, denn das hielt mich davon ab so richtig loszulegen und dann war es fast unmöglich mich zu stoppen. Also grinste ich nur weiterhin frech zu ihr hoch und strich abermals einige Haarsträhnen hinter meine Ohren. Langsam nervte es wirklich. Gut, meine Haare machten für gewöhnlich immer was sie wollten, aber ich bekam sie doch immer dazu am Ende das zu machen was ich wollte. Sie waren jetzt nicht total widerspenstig, aber recht fein, sodass es manchmal schwierig war, etwas mit ihnen anzustellen, vor allem wenn sie frisch gewaschen waren, wurden sie immer sehr weich. Sah bestimmt nicht schlecht aus, aber dann blieben sie leider nicht hinter den Ohren und ich musste mir wieder was einfallen lassen. Aber normalerweise legte sich das im Laufe des Tages eigentlich wieder.
“Ich hätte es eher umschrieben. Du weißt schon, nicht dieses alberne ‚Klein bist du nicht, nur ein wenig schmächtig’. Vielleicht so etwas wie. ‚Du solltest mehr Vitamine essen, die helfen beim Wachsen’. Nun, so was.“ War Nicoles Antwort. Während sie das sagte grinste sie mich an. Ich überlegte kurz, ob sie das beleidigend meinte, entschloss mich aber dazu es einfach als Scherz anzusehen, da meine vorherige Reaktion ja nun auch nicht ernstgemeint war. Und nun ja, ich war nun mal klein. “Vitamine? Hört sich nicht schlecht an. Können sie mir da irgendwas spezielles empfehlen, Frau Doktor?“, fragte ich dann und grinste spitzbübisch.
Ich sah kurz nach vorne. Wir waren bei der Eulerei angekommen. Etwas überrascht blieb ich stehen, der Weg war mir gar nicht so lange vorgekommen, aber das konnte daran liegen, dass ich Spaß hatte. Nicole war mir irgendwie sympathisch. Sie hatte Humor und das gefiel mir ausgesprochen gut. Ich mochte Menschen mit Humor, denn mit ihnen konnte man wesentlich mehr anfangen als mit solchen die immer mit einer Miene wie sieben Tage Regenwetter durch die Gegend liefen und alles nur schlecht machten. Ich drehte mich zu Nicole. “Also, da wären wir. Nur noch die Treppe hoch.“, klärte ich meine Begleiterin auf und betrat die erste Stufe. Ruckzuck hatte ich die anderen Stufen auch hinter mir, bzw. unter mir gelassen und öffnete die Tür zur Eulerei, wo sich mir eine interessante Szene bot. Da stand Deliah in den Armen von einem anderen Schüler, den ich nicht kannte. Er war wohl ebenfalls neu. Verlegen schaute ich zu Boden und kratzte mich am Hinterkopf, denn ich hatte die beiden wohl grade bei etwas gestört, aber was suchten die sich dafür auch genau die Eulerei aus? “Sorry.. Ich wusste nicht, dass hier..“ besetzt ist, wollte ich sagen, aber das kam irgendwie nicht über meine Lippen. Was zum Teil daran lag, dass es sich um die Eulerei handelte und nicht um ein Schlafzimmer, geschweige denn eine Toilette. Doch dann bemerkte ich noch einen weiteren Schüler. Er war in Slytherin und sah nicht gerade erfreut aus. Erst da fielen mir die feindseligen Blicke auf, die sich die beiden Jungs zuwarfen. Ich sah zu Deliah, die, wie mir auffiel, etwas verloren dazwischen zu stehen schien. Kurz hob ich meine Hand zur Begrüßung und lächelte unsicher in ihre Richtung. Wo war ich da nur wieder reingeraten? Das war ja wieder so was von typisch für mich. Die Schule war grade wieder angefangen und ich lief sofort in das erste sich mir bietende Fettnäpfchen. Hätte ich nicht eine Stunde später in die Eulerei gehen können? Nein, ich hatte genau jetzt zu diesem Zeitpunkt hier reinplatzen müssen. Manchmal glaubte ich, dass ich verflucht war andauernd in peinliche Situationen zu geraten. Etwas durcheinander wollte ich mich umdrehen, knallte dabei allerdings mit dem Ellenbogen unsanft gegen die Tür. “Autsch! Verdammt was ist denn heute nur los?“, entfuhr es mir sofort und ich hielt meinen Ellenbogen mit der anderen Hand umschlungen, während ich der Tür bitterböse Blicke zuwarf. Dann verzog ich vor Schmerz das Gesicht und biss mir auf die Unterlippe, bevor ich scharf die Luft einzog. Wem so etwas schon mal passiert war, der wusste wie schmerzhaft das sein konnte. Wie konnte sie mir nur jetzt in diesem Augenblick den Weg versperren? Dreister ging’s wohl nicht. Ich begutachtete meinen Ellenbogen, drehte und wendete ihn, aber es blieb bei dem Versuch. Ich konnte von mir behaupten, dass ich beweglich war, aber das schaffte ich einfach nicht. Also begnügte ich mich damit, mit meiner Hand darüber zureiben und zu hoffen, dass es schnell wieder vorbeiging.
Ich drehte mich wieder um und ging dann weiter in die Eulerei hinein. Ich hatte durch den Stoß vollkommen vergessen, in was für einer Situation ich mich befand. Ich winkte Nicole mir zu folgen und grade als ich bei meinem Käuzchen angekommen war, das sich mir sofort auf die Schulter setzte und mich mit einem seichten Biss ins Ohr begrüßte, fiel mir wieder ein, warum ich es vorhin so eilig gehabt hatte, hier wieder rauszukommen und ich blickte wieder bedröppelt vor mich hin.
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Komme von: Ungebetene Begleitung
Gut. Rani hatte es als Scherz aufgefasst und schoss auch schon gleich zurück. “Vitamine? Hört sich nicht schlecht an. Können sie mir da irgendwas spezielles empfehlen, Frau Doktor?“ Mein Grinsen wurde breiter. Es war doch nicht so übel sie als Begleitung zu haben wie anfangs angenommen. “Orangen. Oder Zitronen, da ist sehr viel Vitamin C drin.“ Allmählich wurde ich richtig warm im Scherze machen. Vielleicht war es hier in England gar nicht so schlecht wie ich gedacht hatte.
Kurz nachdem ich es gesagt hatte kamen wir an der Eulerei an. Die Zeit war wirklich schnell vergangen – oder der Weg war nicht so weit gewesen wie ich es mir vorgestellt hatte. Etwas langsamer als Rani folgte ich ihr die Treppe hoch. Doch kaum war sie eingetreten, da blieb sie auch schon wieder stehen und stotterte irgendwas. Was genau konnte ich nicht verstehen, da sie in die andere Richtung sprach. Doch sie hörte sich verlegen an. Hatte sie etwa jemanden bei irgendetwas erwischt? Ich trat einen Schritt näher und sah über sie hinweg in die Eulerei. Dann blieb mein Herz für einen Bruchteil einer Sekunde stehen. Das konnte... das durfte... das konnte einfach nicht sein. Mein Blick war auf den Jungen geheftet, der neben dem Mädchen stand. Eigentlich sah ich nur ihn. Das Mädchen registrierte ich, nahm sie aber nicht bewusst war und den anderen Jungen übersah ich schlichtweg. Auch bemerkte ich nur peripher wie Rani eine kleine Auseinandersetzung mit der Tür hatte.
Immer noch sah ich ihn an. Brixton. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Als meine Gedanken sich wieder einigermaßen beruhigt hatten und Rani schon bei ihrem Kauz angekommen war, dachte ich an Flucht. Doch das wollte und konnte mein Stolz nicht zulassen. Ich hob meinen Kopf ein wenig und schritt durch die Eulerei auf eine Schleiereule zu, der ich den bereits geschriebenen Brief an meine Eltern an den Fuß band und sie los schickte.
Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich mich, wieder völlig gefasst, mit einem honigsüßen Lächeln zu Brixton umdrehte. “Guten Tag. Wie ich sehe...“ Langsam ließ ich meinen Blick abschätzend über das Mädchen neben ihm gleiten, bevor er wieder bei ihm ankam. “... gehst du deiner Lieblingsbeschäftigung nach.“ War mein Lächeln auch honigsüß, so klirrte meine Stimme beinahe vor Kälte. Wie ich mich fühlte konnte ich nicht genau erklären. Es war, als würde gleichzeitig ein Sack voll Eiswürfel über mich ausgekippt und als wäre ich auf einem Grill gelandet. Dieses Gefühl war undefinierbar. Doch im Moment war es nicht relevant. Er würde alles zurückbekommen. Alles. Aber wenigstens hatte ich durch ihn etwas gelernt: Viele schöne Dinge waren eine Lüge – und er war die größte von allen!
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Spöttisch grinsend erwartete ich die Antwort des Typs und sie fiel ungefähr so aus, wie ich es erwartet hatte, nämlich mit einem ziemlich aggressiven Unterton und alles andere als freundlich. "Tja... Da hast du dir wohl den falschen Ort für ein Schäferstünden ausgesucht." Schäferstündchen? Ich bezweifle, dass es jemals so weit gekommen wäre, aber wie auch immer... so langsam begann ich mich zu fragen, wer der Typ denn überhaupt war. Ein verwandter deliahs, vielleicht der bruder? Oder doch eher der Freund, von dem sie mir nichts erzählt hatte? Wie auch immer, er schien auf jeden Fall zu glauben, dass er verantwortlich für Deliah sei.
Mein blick wanderte zu der jungen Frau an meiner Seite, welche ein wenig verloren aussah und ich wusste plötzlich, wie unangenehm ihr das hier sein musste. Sie blickte mich ernst an und ich nickte kurz, es würde wohl das beste sein, dies hier möglichst schnell zu beenden. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als plötzlich die Tür hinter ihm aufflog und eine weitere junge Dame herein platzte, der die Situation ebenfalls sichtlich unangenehm zu sein schien. Sogar so unangenehm, dass sie sich umdrehte und gegen die Tür rannte. Mit hochgezogener Augenbraue verfolgte ich dieses Szenario. Hogwarts war schon ein merkwürdiger Ort.
Doch als ich den Kopf ein wenig drehte, erstarrte ich kurz. Na wunderbar! Genau die brauchte ich jetzt. Nicole d'Amboise war eine meiner Exfreundinnen in Beauxbatons gewesen. Im Gegensatz zu allen anderen hatte sie mir aber nie verziehen, dass ich mit ihr Schluss gemacht hatte und anscheinend war es ihr Lebensziel geworden, mir jedwede weitere Beziehung zu versauen.
“Guten Tag. Wie ich sehe gehst du deiner Lieblingsbeschäftigung nach.“ ich setzte den kältesten blick auf, den ich zu diesem Zeitpunkt zustande brachte. Das war so typisch Nicole. Aber was machte die überhaupt hier? Das konnte doch kein Zufall sein. Na ja, eigentlich spielte es ja auch gar keine rolle, also wurde mein blick wieder freundlicher – zumindest dem Anschein nach. “Bonjour, mon amour. Dass du so hartnäckig bist und mich sogar hierher verfolgst, hätte ich nicht erwartet. Aber wo bleiben denn nur meine Manieren. Wie geht es dir? Ca va bien?“ Ich musste kurz ein spöttisches Lachen unterdrücken. Dieses Mädchen war eine Plage.
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Mir entging nicht, das Deliah zwei Mal hintereinander meinen vollen Namen aussprach. Samuel... Das sagte sie eher selten zu mir. Überall wurde ich meist nur Sam genannt, auf der Schule sowie auch Zuhause. Samuel bekam ich nur zu hören, wenn zum Beispiel meine Mutter sauer auf mich war oder in Deliahs Fall, wenn sie nicht wußte, wie sie mit der jetzigen Situation nun umgehen sollte. "Es tut mir echt leid..."
Ja, was tat meiner Cousine leid, diese Frage stellte ich mir, nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte. Tat es ihr leid, das sie schon wieder dabei war, in ihr Unglück zu rennen? Ihr Blick der mich streifte, erwiderte ich genauso verbissen, wie den des Typen an ihrer Seite. Der hatte auch nichts anderes auf Lager, als nur lächerlich zu grinsen.
Was er allerdings über die Beziehung zwischen Deliah und mir wußte, blieb mir im Verborgenen. Ich wußte von den Gerüchten, die ab und an in der Schule von Schülern auftauchten, die uns nicht besonders gut kannten. Es mochte ja sein, das wir manchmal den Eindruck hinterließen, ein Paar zu sein, doch es war eben nur Familie.
Trotzdem mußte ich eingestehen, das Deliah ziemlich unglücklich drein schaute. Das sie auch sauer auf mich sein würde, war mir ebenso klar.
Gerade eben, als ich die Eule zum Fenster getragen hatte und sie sich in die Luft schwang, wurde die Tür der Eulerei erneut aufgestoßen und zuerst tauchte eine Gryffindor Schülerin auf, dicht gefolgt von einer weiteren Schülerin. Auch das Gryffindor Mädchen machte mir den Eindruck, als hätte sie hier oben niemanden erwartet. Sie war sogar so durcheinander, das sie auch noch ihren Arm anstieß und ich konnte mir ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.
Ich wandte mich vollständig zu der Gruppe herum, als meine Eule am Horizont verschwunden war und beobachtete interessiert das Geschehen, das sich nun zwischen dem Typen und der Slytherin abspielte. Die beiden schienen sich zu kennen. Nicht nur freundschaftlich, die beiden kannten sich wahrscheinlich näher, als man glaubte. Die Stimme der Slytherin schwang gerade so vor Exfreundin und auch die Worte, wie sie ihn auf seine sogenannte 'Lieblingsbeschäftigung' ansprach, bekräftigten doch noch mehr meine Vermutung. Wenn es überhaupt möglich war, sank der Franzose noch tiefer in meiner Achtung. Als dieser auch noch von Manieren sprach, verdrehte ich dabei nur die Augen. Der Kerl sollte Manieren haben? Da lachten ja die Eulen...
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Wenn ich gewusst hätte das jegliche Versuche eine eigentlich doch normale Konversation zu führen in einem Fiasko enden würden, hätte ich es sicherlich gelassen. Doch nun war es zu spät dafür und ehrlich gesagt war ich ja auch selbst schuld, dass es keine wirkliche Konversation, sondern eher eine Bekanntschaft unserer Lippen gewesen war. Die wenigen Sätze, die wir miteinander gesprochen hatten, konnte man nun nicht wirklich als Kommunikation ansehen. Wäre ich auch nicht so hilflos, hätte ich die Situation sicherlich schon entschärft, aber ich kannte Joey nicht gut und wusste nicht, wie er drauf war, geschweige denn, wie er reagieren würde. Dann passierte etwas, womit ich noch am Allerwenigsten gerechnet hätte: Die Tür öffnete sich zum zweiten Mal. Das war nun wirklich mehr als peinlich und ich stand da und tat nichts, einfach gar nichts. Das Einzigste, was ich tat, war meinen Blick auf die Tür zu richten und dann die beiden Gestalten, die gerade eingetreten waren fassungslos anzusehen."Rani..." war das Einzigste, was ich mal wieder herausbrachte. Erst als mir klar wurde, dass ich gerade Rani vor mir stehen hatte, atmete ich etwas auf. Rani war ein verständnisvoller Mensch, ihr war das Ganze bestimmt nicht so peinlich wie mir und sie würde auch nichts Dummes dazu sagen. Ihre Begleitung kannte ich allerdings nicht und als ob Samuels Blick noch nicht gereicht hätte, setzte diese zu allem Übel noch einen viel böseren Blick auf.
Rani im Gegensatz schien das Hereinplatzen nun doch etwas peinlich, weshalb sie sich wieder umdrehte und im Gehen ihren Ellenbogen gegen die Tür rammte. "Hast du dir wehgetan?" fragte ich besorgt, doch im nächsten Moment schien mir dieser Satz schon wieder etwas unangebracht zu sein und Rani hatte schon längst ihren Weg durch die Eulerei fortgesetzt. Schlimmer hätte es nicht kommen können und in diesem Moment rauschten tausende Gedanken durch meinen Kopf. Ein Zeichen, dass es falsch war, was ich hier tat? Ich wusste es nicht und ehrlich gesagt, wusste ich, dass ich das sicherlich nicht in absehbarer Zeit erfahren würde. Nach einigen Sekunden des Schreckens klärten sich meine Gedanken und ich wollte nur noch eines: weg von hier. Dies schien mir aber auch nicht die Lösung für dieses Problem, in welches ich mich gerade irgendwie verstrickt hatte. Wahrscheinlich wäre es besser ich würde Joey stehen lassen und mit meinem Cousin verschwinden, doch dann hätte ich diese Geschichte mit Joey vergeigt. Verdammt, was sollte ich nur tun?
Gerade als mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, bemerkte ich erst wieder, wie bitterböse Ranis Begleitung zu uns herübersah und ich bekam ein richtig flaues Gefühl in der Magengegend. Ihr Blick streifte mich geradezu musternd und eiskalt wie ihre Stimme klang, hatte das nichts Gutes zu bedeuten.
“Guten Tag. Wie ich sehe...“ Was sah sie denn nun? “... gehst du deiner Lieblingsbeschäftigung nach.“ meinte sie mit kaltem Tonfall zu Joey, worauf ich sie etwas verwirrt ansah. Wie, er ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach? Was hatte das zu bedeuten? Mein Gesichtsausdruck verzog sich immer mehr und ich wusste noch weniger mit der Situation umzugehen. Anscheinend kannten die beiden sich recht gut und so wie sich das anhörte, kannten sie sich mehr als gut. Hatte Joey etwa auch so mit ihr geflirtet? War sie etwa seine Freundin oder was war los? Was die Fremde da von sich gab, gefiel mir kein Stückchen und langsam schob ich Joeys Hände von meiner Taille. Was ging hier vor sich?
Auch Joey schien das Auftauchen seiner mehr oder weniger Bekannten nicht ganz recht zu sein und was er sagte, überraschte mich umso mehr. “Bonjour, mon amour. Dass du so hartnäckig bist und mich sogar hierher verfolgst, hätte ich nicht erwartet. Aber wo bleiben denn nur meine Manieren. Wie geht es dir? Ca va bien?“ Wie bitte? Hatte ich mich jetzt etwa verhört? Wollte er jetzt etwa mit der Smalltalk führen? Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Joey und trat ein paar Schritte zurück. So etwas ließ ich mich ungern bieten.
"Bitte, ich halte dich sicherlich nicht von einem Gespräch ab." sagte ich mit leicht verletztem Stolz und wandte mich von den beiden ab. Enttäuscht sah ich Joey noch einmal in die Augen und wandte mich dann an meinen Cousin. "Sam, können wir vielleicht bitte gehen? Es wird mir doch etwas unangenehm hier." sagte ich nüchtern zu ihm und trat zu ihm hinüber. "Es tut mir auch wirklich Leid." Ich wusste zwar nicht, was mir genau Leid tat als ich so vor Samuel stand, aber ich wusste, dass er zu mir halten würde, schließlich waren wir immer füreinander da. Ohne die Anderen noch eines Blickes zu würdigen hoffte ich darauf schnell aus dieser eingefrorenen Situation herauszukommen.
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“Orangen. Oder Zitronen, da ist sehr viel Vitamin C drin.“, sagte Nicole, während ihr Grinsen breiter wurde. Ich sah zu ihr hoch und grinste ebenfalls. Sie war gar nicht so schlecht drauf. Und das soll schon was heißen, wenn ich das von einer Slytherin behaupte. Es war allgemein bekannt, dass ich Slytherins verabscheute, aber bei Nicole war das irgendwie anders, warum wusste ich auch nicht genau. Vielleicht lag es ja einfach nur daran, dass sie grade erst nach Hogwarts gekommen war und sich noch nicht auskannte und über das Häuserdenken so gut wie gar nichts wusste. Wie auch immer, sie war mir sympathisch.
Als wir die Eulerei betreten hatten, blieb Nicole jedoch wie angewurzelt stehen. Warum wusste ich nicht genau. Ich bemerkte nicht, dass ihr Blick auf den Schüler, der neben Deliah stand, geheftet war. Allerdings bemerkte ich etwas anderes und zwar Deliah, die meinen Namen sagte und sonst nichts. Die Arme musste wohl auch einen riesen Schock bekommen haben, aber das erleichterte mir meine Situation nicht im geringsten, ich wusste jetzt nur, dass ich nicht die einzige war, die sich unwohl fühlte. "Hast du dir wehgetan?", fragte Deliah, als ich meine kleine Auseinandersetzung mit der Tür hatte. Ich lächelte sie gequält an und hielt immer noch meinen Ellenbogen umschlungen. “Ja. Die Tür war doch stabiler als sie aussieht.“, meinte ich dann. Ich war danach weiter in die Eulerei hineingegangen und sah auf dem Weg das spöttische Lächeln des Slytherins, was mich innerlich schon wieder zum Kochen brachte. “Grins nicht so dämlich!“, motzte ich ihn im Vorbeigehen an. Dieser Blödmann! Soll der doch mal gegen die Tür laufen, dann weiß der wie sich so was anfühlt. Als sich Felice auf meine Schulter gesetzt hatte, kam auch langsam wieder Leben in Nicole. Sie ging zu einer Schleiereule und band einen Brief an deren Fuß, dann drehte sie sich um und warf Deliah abschätzende Blicke zu. “Guten Tag. Wie ich sehe gehst du deiner Lieblingsbeschäftigung nach.“, sagte sie kalt an den mir unbekannten Schüler gewandt. Allem Anschein nach kannte ihn Nicole, woher auch immer, und schien nicht besonders erfreut ihn zu sehen. Umgekehrt schien es allerdings auch nicht anders zu sein. Seinem kalten Blick nach zu urteilen, schien auch der Junge neben Deliah weniger froh darüber zu sein sie zu sehen. Na das konnte ja noch was werden. Doch plötzlich veränderte sich sein Blick. Er wurde freundlicher. “Bonjour, mon amour. Dass du so hartnäckig bist und mich sogar hierher verfolgst, hätte ich nicht erwartet. Aber wo bleiben denn nur meine Manieren. Wie geht es dir? Ca va bien?“ Also auch ein Franzose, na das erklärte einiges. Aber wieso verfolgen? Es dauerte ein Weilchen bis ich es verstanden hatte. Oh Mann.. Nicole tat mir leid. Grade auf einer neuen Schule und sofort begegnet sie ihrem Ex-Freund. Jedenfalls ging ich mal davon aus, dass er das war.
Ich wusste nicht wirklich was ich von dem ganzen halten sollte und suchte Deliahs Blick in der Hoffnung sie hätte da eine Lösung. Aber als ich sie ansah zerplatzte diese Hoffnung in tausend kleine Teilchen. Die Ravenclaw schien ebenfalls ein wenig überfordert mit der Situation und in meinem Kopf meldete sich eine Stimme, die rief, dass ich ihr irgendwie daraus helfen sollte. Immerhin hatte sie mir heute Morgen geholfen. Aber ich wusste nicht wie. Die Vertrauensschülerin der Ravenclaws entfernte sich einige Schritte von ihrem Nachbarn. Sie würde ihn sicherlich nicht von einem Gespräch abhalten. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich mit Nicole sprechen wollte, aber das sagte ich Deliah besser nicht, sie sah so schon bedrückt genug aus. Nachher dachte sie noch, ich würde ihr unterstellen keine Menschenkenntnis zu haben und das wollte ich nicht, hatte sie doch heute Morgen noch gezeigt, dass sie definitiv welche besaß. Ich wollte etwas sagen, aber da wandte sie sich schon zu dem Slytherin und fragte, ob sie nicht vielleicht gehen könnten. Das wurde ja immer verrückter. Aber ich sollte da jetzt lieber nichts zu sagen, denn ich hatte mich schließlich auch mit einer Slytherin angefreundet, mehr oder weniger. Aber das konnte man doch auch nicht wirklich vergleichen, oder? Ich beließ es jedenfalls dabei. Deliah musste wissen was sie tat.
Ich wandte mich dann wieder zu Nicole und dem Jungen und ging sehr langsam auf sie zu. Schräg hinter der Französin blieb ich stehen. “Ähm.. Es tut mir wirklich außerordentlich leid, eure nette Unterhaltung zu unterbrechen“ Ich zögerte kurz. “Äh.. Nicole? Wie wär’s wenn ich dir noch ein wenig Hogwarts zeige?“, fragte ich, in der Hoffnung, sie irgendwie ablenken zu können. Dann bemerkte ich wie unhöflich ich war und hielt dem Franzosen meine Hand hin. “Hi, ich bin Rani, gehe nach Gryffindor und ich denke, dass du nichts dagegen hast, wenn ich Nicole auf eine Schlossrundführung mitnehme?“, sagte ich schnell und ein wenig Nervosität schwang in meiner Stimme mit. Den Schmerz in meinem Ellenbogen hatte ich schon vergessen, ich wollte nichts anderes als raus hier und es erschien mir das Beste, Nicole mitzunehmen. Ich hoffte das diese meiner Meinung war, ich hatte nämlich keine Lust sie noch mal durchs Schloss zu tragen. Ich warf noch einmal einen Blick zu dem Franzosen. “Wer bist du eigentlich?“
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