Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 573 mal aufgerufen
 Am See
Seiten 1 | 2
Eileen Pennyfeather Offline

Besucher

Beiträge: 52

06.01.2007 11:18
Morgenstund hat Gold im Mund? Antworten
Und wie war es auch anders zu erwarten? Alles was ich erntete, bis zum Schluss, von seiner komischen Art, war Schweigen. Schweigen! Bis zum schluss. Als gäbe es nichts zu sagen. Ja, ich hatte gesagt, dass Schweigen Gold war, aber musste er das so wörtlich nehmen? Musste er so tun, als sei die Person mit dem Kloß im Hals nicht ich, sondern er? Das wäre doch sowieso eine Lüge, denn ich konnte ihn spühren. Ein fester, unbewegter Ballen in der Kehle, welcher sich wohl permanent eingesiedelt hatte. Ich versuchte ihn vergeblich hinunter zu schlucken. Na ja, vergeblich halt. Ja, ja, ja, Schweigen mag Gold sein, aber manchmal musste man sprechen. Und er wollte das scheinbar nicht. Sollte ich ihm vielleicht etwas in die Kehle stopfen, damit er wenigstens auch valide behaupten konnte, dass es ihm nicht möglich gewesen war zu sprechen? Vielleicht wäre das der beste Plan, der mir gerade einfiel. Wie dem auch sei mangelte es mir deutlich an irgendetwas, was ich benutzen könnte. Außerdem fehlte mir auch jede Macht über meine Muskeln, was auch der Grund für mein völlig erstarrtes Dastehen war. Ich sah ihn nicht an, starrte nur geradezu angestrengt auf den Boden vor mich, nachdem ich ihn gefragt hatte, wieso er sich hier so viel Mühe machte. Völlig verkrampft war ich und versuchte meinen Blick so gut wie möglich fest zu fixieren, auf einen kleinen Stein, damit ich bloß nicht hoch sehen konnte. Ich schüzte mich dann auch gleich vor dieser unheimlichen Nähe, die gerade undvermeidlicherweise Teil der nonverbalen Kommunikation war. Wieder versuchte ich inständig zu Schlucken, doch wieder auch ohne Erfolg.

Das erste, was mich auf das nächste Aufmerksam machte, war das leise Rauschen des Materials seiner Hose, als seine Hand daran vorbei striff, weil er sie scheinbar hob. Das konnte ich auch aus dem Augenwinkel sehen. Aber dieses Geräusch, wenn irgendetwas an Stoff vorbei streift, dass hatte mich erst gewappnet plötzlich in seine Richtung zu sehen, weil ich lieber vorbereitet sein wollte auf das, was kommen mochte. Ich erwartete auch, wenn ich ehrlich mit mir war, nichts gewaltätiges. Dennoch ließ ich meinen Blick etwas anderes sagen. Eher etwas in die Richtung, dass ich angst hatte vor ihm. Groß geöffnete Augen, die immer irgendwie recht schwere Säche unter sich trugen, die Mundwinkel zuckend, zwischen einer neutralen und einer leicht entsetzten Position nach unten verzogen. Aber wie gesagt, ganz anders als mein Blick sprach erwartete ich wirklich nichts böses von ihm. Was wollte er denn auch machen? Mich schlagen? Wohl kaum! Dafür war er nicht der Typ und wenn ihn das, was ich zuletzt gesagt hatte, so sehr erzürnen würde, dann würde es mich wirklich über alle Maße hinaus wundern. Nein, und selbst wenn, er hätte sich wohl eher abgewandt und wäre gegangen. Nie würde er die Hand gegen ein Mädchen wegen soetwas erheben. So glaubte ich doch zu wissen, wie er einigermaßen Tickte. Ich begann wieder die Zweifel abzuwerfen, die ich vorher gehabt hatte. Ich glaubte wieder doch eine Ahnung von ihm zu haben. Zumindest ein Bisschen.

Noch bevor es geschah hatte ich die Augen geschlossen, völlig automatisch. Meine Sinne spizten sich auf den Moment des Kontaktes. Die tatsächliche Brührung ließ einen Schauer von seinen Fingern, auf meine Haut über meinen Nacken bis meinen Rücken hinunter laufen. Als hätte jemand anderes die Kontrolle über mich lehnte ich meine Wange der Berührung nur ganz leicht entgegen, ein wenig wie eine Katze, die eine Kraueleinheit zutiefst genoss. Und seine Worte, als hätte man sie aus einem Kitschroman auswendiggelernt. Und so hätte ich wohl auch gedacht, hätte ich jemand anderen bei einer solchen Begegnung beobachtet. Ich hätte wohl gekreischt vor lachen, wie man es immer tat, wenn man es selbst nicht war. Ja, es gab doch einen Spruch: Was für eine grandiose Komödie dieses Leben wäre, würden wir selbst nicht einen Teil darin haben! So ungefähr wäre das. Und vermutlich hätte ich dann auchnoch einen verhöhnenden Spruch abgelassen, welcher noch eine Gruppe Freundinnen gackern ließ. So verdiente ich mir den Titel "Zicke". Damit konnte ich aber leben, ich liebte es auch mal so richtig Dampf abzulassen. So war ich nunmal.

Aber gerade war mir nicht nach lachen zumute. Ganz im Gegenteil. Seine Worte, welche doch so kitschig waren, ließen mich schmelzen, wie ein Stück Schokolade unter der Wüstensonne. Ich verlor praktisch das gleichgewicht, aber mehr innerlich als äußerlich. Aber doch, mein Körper schwankte ganz leicht, als wäre ich kurz davor umzufallen, nur dass es zu leicht dafür war. Aber innerlich tobte eine Orientierungslosigkeit, wie man sie nur hatte, wenn man mit jemandem alleine war und man das Gefühl hatte, dass wir zwei die einzigen auf der gesamten Welt sind. Man laß es oft in der Witch Weekly, wie irgendwelche Promis davon berichteten, wie sehr sie sich verliebt hatten. Ich erinnerte mich ganz konkret an ein Beispiel einer Lieblingssängerin meiner Person, die gesagt hatte, wie es doch schien, als gäbe es nichts um sie herum, außer seinem Duft und seiner Wärme, seiner Nähe. Sie hatte nicht irgendein sexuelles Erlebnis geschildert, sondern lediglich ihre erste Begegnung mit ihrem Mann. Ich hatte mit meinen Freundinnen darüber gekichert, nicht zugebend, dass er mir selbst schonmal passiert war. Und in diesem Moment erneut.

Aber so wie dieses leichte Wanken meines Körpers ganz unwillkürlich zeigte, wie weich meine Knie wurden, so weckte es mich auch genauso plötzlich auf. Ich fasste schlagartig wieder Fuß, als alle Muskeln in meinem Körper wie unter Strom gesetzt zusammenzuckten, und ich wieder völlig aufgeweckt die Augen mit einem Knall öffnete, den Blick starr auf meinen Gegenüber gerichtet. Und ich stand vor einer quälnden Entscheidung, diesem Abrund, der tief, tief, tief hunter ragte, hinter mir eine weite, offene Steppe, weit weit, ohne Ende. Ich musste mich entscheiden, ob ich den Sprung ins Unbekannte wagte. Wollte ich nicht ersteinmal wissen, wie tief es hinunter ging, oder wollte ich mich lieber in einem endlosen Fall verlieren? Die Steppe war klar und groß, die Fluchtmöglichkeit. Einfach umkehren und ersteinmal nicht zurück blicken. Zumindest einen kleinen Schritt vom Abgrund weg, welcher schon am Rand bröselte. Ich konnte praktisch sehen, wie die kleinen Krümmelchen von Erde in diese unendliche Tiefe fielen. Wow, wie poetisch mich solche Momente doch zu stimmen vermochten.

Der Moment in dem mein Blick ihn zu durchbohren versuchte war genug, um meinen Mund völlig auszutrocknen. Ich schluckte, damit das weg ging, und leckte mir ganz schnell, damit es nicht aufreizend wirkte, über die Lippen, die ebenfalls von der kalten Luft zu bröseligen Flächen geworden waren. Ich fasste die Hand schlagartig, welche sich an meine Wange gelegt hatte, mit meiner eigenen. Im ersten Moment war es zwar eine schnelle aber doch noch, soweit möglich, sanfte Umschließung. Doch dann war sie fester, selbstbewusster, bis ich endlich wieder das volle Gefühl in meinen Beinen bekam. Und mit dem Selbstbewusstsein sickerte auch mein natürlicher Trotz zurück in meine adern. Sie trieften vor Trotz! Alles vom Vorabend floss zurück in meine Gedanken und erfüllte meinen ganzen Kopf. Das wollte ich nicht! Süße Worte! Er war wirklich nicht anders. Diese Süßen Worte, die er versuchte wie Honig um meinen Mund zu schmieren. Wie er versuchte mich mit ganz zarten Berührungen, ohne jede Aufdringlichkeit zu beschwichtigen. War ich so einfach zu betören? War ich ein so einfaches Opfer für jeden zweiten Jungen in der Schule? Früher hätte ich mich gekräuselt vor Scharm, würde ich mich doch geradezu schmutzig fühlten, wenn ich mich selbst gesehen hätte. Ich kannte Jesroe nicht und ließ mich doch einfach fallen.

Heute war das natürlich nicht ganz so dramatisch, auch wenn ich wusste, wie Joshua die Nase in diesem Augenblick gerümpft hätte. Nach letztem Jahr... Matthew... danach konnte ich unmöglich noch Prüde sein. Aber ich war labil gewesen, war verletztlich gewesen, offen wie eine Wunde ohne Heilung. Die Ferien waren mehr als genug Erholung gewesen. Er war nun nicht sonderlich rührend, wenn ich an ihn dachte und über die Sache mit Matt ärgerte ich mich auch nicht mehr. Und nun stan Jesroe vor mir und das... Nun, einen Moment hätte ich fast den Faden verloren, aber ich hob ihn nun rasch wieder auf. Und mit dieser Erkenntnis fasste ich seine Hand stärker, nahm sie von meiner Wange, ließ sie dann los und sagte, wohl bewusst, dass ich ihn damit weder los ließ oder verscheuchte, sondern fiel mehr weiter voran zu locken versuchte, nur nicht für diesen Moment, "Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht für so ein schnelles Vergnügen zu haben bin, oder etwa nicht? Ich kenne dich doch kaum, obwohl wir uns schon so lange kennen. Wer bist du?"

Ich sprach fest und trotzig, eine ideale Verbindung, um mich bei 'Bewusstsein' zu halten. Und ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern wand mich nun ab und ging schnur straks zurück zum Schloss. Ganz gleich was er noch sagen mochte, ich ging einfach. Irgendwie konnte ich mir sowieso nicht vorstellen, dass er mich aufhalten würde. Das entsprach doch irgendwie nicht ganz seiner Art, einem Mädchen hinterher zu laufen. Es schien mir klar, dass er sich für mich interessierte. Er war wohl schon neugierig. Aber weil ich ihn nicht kannte konnte ich auch nicht wissen, was seine Motive waren. Irgendwann war man halt auch über diese Phase hinweg, dass man einem Jungen nur schnell in die Hose springen wollte. Ich wollte auch niemanden schlecht reden, der das nun noch immer tat. Nur ich war das nicht. Ich wollte lieber wissen, mit wem ich es zu tun hatte, und so nun mit Jesroe. Wenn er es wissen wollte, dann musste er das auch richtig angehen. Ich wusste, dass wenn ich mich einfach so auf einen Jungen einließ, ohne alles, dann war es dazu verdammt genauso schnell zu enden, wie es begonnen hatte. Fein für ein bedeutungsloses Techtelmechtel, nur für mich hatte es Momentan absolut keinen Wert. Kein Interesse. Good Bye!


Gehe nach: Einem Casanova auf den Leim gegangen?

Jesroe McThorn Offline

Besucher

Beiträge: 90

06.01.2007 14:20
Morgenstund hat Gold im Mund? Antworten
Den Blick, den sie mir zuwarf, kurz bevor meine Finger ihre Wange berührten, verstand ich nicht ganz. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, doch sicher keine.. Angst? Was war es, was in ihrem Blick lag? Es war auf jeden Fall keine Freude, so viel war sicher, doch ich konnte meine Hand nicht mehr zurück nehmen, solch ein Reaktionsvermögen besaß ich dann doch nicht, auch wenn ich nicht sagen möchte, dass es bei mir sonderlich gut ausgebaut war. Wenn ich nur scharfe Kommentare geben musste, war das in Ordnung, doch auf die Gestik oder die Mimik anderer zu reagieren, dazu hatte ich in meinem Leben keine Zeit verschwendet.

Dann jedoch schloss sie die Augen und ein mir unerklärlicher Hoffnungsschimmer regte sich in mir. Diesen verstärkte sie auch noch, als sie ihren Kopf leicht, nur ganz leicht, meiner Hand entgegenschob. Doch was tat ich hier eigentlich? Ja, ich mochte Penny schon, keine Frage, anders wäre es erst gar nicht so weit gekommen, aber mochte ich sie so sehr? Ganz automatisch, als sie dort mit geschlossenen Augen vor mir stand, als würde es ihr sehr gut gefallen, was ich da tat, begann ich mit meinem Daumen über ihre Wange zu streichen. Ganz sanft, um sie nicht zu verschrecken. Verschrecken? Benutzte man das nicht eigentlich in Beug auf scheue Tiere? Rehe, Vögel oder Ähnlichem? Doch in diesem Moment kam mir das Wort durchaus angebracht vor. Sie benahm sich so, als würde sie bei der kleinsten falschen Bewegung weglaufen und sich nie wieder blicken lassen.

Dann war der Augenblick vorbei. Er endete drastisch, als ein Zucken ihren Körper durchlief und sie ihre Augen öffnete, als würde sie gerade von einem Alptraum erwachen. Ich hätte meine Hand sofort fallen gelassen, doch sie griff nach ihr, erst beinahe sanft, bis der Griff dann doch stärker wurde. Ja, sie war aufgewacht. Mich würde nur interessieren, ob ihr Traum von guter oder schlechter Natur gewesen war. War sie einem Monster entkommen oder war sie aus dem Paradies verstoßen worden? Wieder waren viele Fragen in meinem Kopf aufgetaucht, doch keine von ihnen kam an die Oberfläche. Selbst das kleine Glitzern in meinen Augen, welches sich dort hin geschlichen hatte, verschwand. Wieder einmal legte ich meine Maske auf. Wieder einmal sah ich sie ausdruckslos an. Eigentlich müsste sie es ja schon gewohnt sein.

Nach ein paar Sekunden verstärkte sich der Druck ihres Griffs noch ein wenig, wofür ich normalerweise einen fragenden Blick aufgesetzt hätte, doch statt dessen blieb meine Gesicht ausdruckslos. Sie sollte endlich etwas sagen. Oder etwas tun. Ich wusste doch wohl nicht, was sie mir sagen wollte, wenn sie nur ihren Griff um meine Hand verstärkte. Ich konnte keine Gedanken lesen und eigentlich wollte ich es in diesem Moment auch gar nicht mehr. Alles was ich wollte, waren Antworten. Antworten auf die vielen Fragen, die in meinem Kopf umherschwirrten wie Bienen um ihren Stock. Es waren so viele, dass man sie sehen konnte, doch sie waren zu viele, um sich auf eine konzentrieren zu können. Ein schreckliches Gefühl.

Dann plötzlich ließ sie meine Hand doch los und ich ließ sie einfach kraftlos fallen. Wo sollte sie auch schon groß hinfallen, als an meine Seite? "Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht für so ein schnelles Vergnügen zu haben bin, oder etwa nicht? Ich kenne dich doch kaum, obwohl wir uns schon so lange kennen. Wer bist du?" Sie waren weg, die Fragen. Alle auf einmal. Es war nichts mehr da, absolut nichts. Nada. Nur eine drückende Leere. Ich war mir fast sicher, dass man dies auch in meinen Augen sehen konnte. Waren sie normalerweise ausdruckslos, so sah man in ihnen nur noch die Mauer, man konnte sie förmlich spüren. Dort hinein waren die ganzen Fragen verschwunden und selbst ich kam nicht zu ihnen durch. Im Moment wollte ich das auch gar nicht. Wieso auch? Es brachte nichts. Penny wandte sich nun auch ab, um in Richtung des Schlosses zu verschwinden, ich sag ihr nicht einmal nach. Ich starrte dort hin, wo sie zuvor gestanden hatte, bis ich mich irgendwann einfach umdrehte und ebenfalls in Richtung Schloss schritt. Nicht um sie einzuholen. Ich würde mir eine Dusche gönnen und versuchen wieder richtig denken zu können. Es klappte schon jetzt wieder recht gut und ich war nun zumindest um eine Erkenntnis reicher: Wenn ich nicht aufpasste, würde diese Frau es schaffen, meine sorgfältig aufgebaute Mauer zum endgültigen Einsturz zu bringen – und das würde ich nicht zulassen.

Gehe nach: Ruhe nach dem Sturm

Seiten 1 | 2
 Sprung  
Xobor Forum Software von Xobor | Forum, Fotos, Chat und mehr mit Xobor
Datenschutz