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Komme von: Morgenstund hat Gold im Mund?
'Sich die Beine in den Bauch stehen' ist für manche wahrlich nicht mehr als ein Spruch, ein Sinnbild für lange auf den Füßen sein zu müssen, ohne eine Möglichkeit zu sitzen. Für mich hatte es eine reale Dimension angenommen, wie ich es nie geahnt hätte. Denn nachdem ich Jesroe am See habe stehen lassen war ich los gestrazt und war in eben dem selben Tempo durch die Gänge des Schlosses gegangen, bis mir der Atem nicht mehr angenehm kam. Dann verlangsamte ich meinen Schritt, und schlenderte nur noch. Gott, ich war wirklich ein Trotzkopf. Aber ich war mit meiner morgentlichen Leistung durchaus zufrieden und hatte das Gefühl etwas erreicht zu haben. Und wenn ich Glück hatte, so dachte ich, als die Morgensonne durch hoch gebogene Fenster der Gänge warm auf mich leuchtete, dann würde er vielleicht irgendwann in noch nicht zu identifizierender Zukunft auch ein Wort mit mir wechseln, war von irgendeiner Bedeutung war. Ansonsten... nun, dann war er es nicht wert, dass ich mir so viel Stress machte. Jedenfalls, zurück zu meinem Spruch: Ich ging so lange umher und zermalmte mir den Kopf über die kleinsten Details des Szenarios, dass ich gerade verlassen hatte, dass mir die Beine wirklich zu schmerzen begannen. Und irgendwann blieb ich irgendwo stehen, wo es recht still war, und stellte mich an ein Fenster, die Ellenbogen auf dem Sims lehnend und hinaus in die Wildnis starrend, die Hogwarts umgab.
Und irgendwann war es dann soweit, dass 'sich die Beine in den Bauch stehen' sich auch wirklich so anfühlte, als würde mein Oberkörper langsam hinunter über meine Beine sickern. Aber ich starrte noch immer ziellos durch die Glasscheibe. Alleine sein war immer selten deprimierend und nicht zu empfehlen, gerade wenn man viel hatte, über das man auch nachdenken konnte. Gerade fühlte ich mich wirklich einfach so, als bräuchte ich eine Freundin, zum reden. Natürlich kamen mir dann auch gleich zwei Gesichter in den Kopf, an die ich mich zuerst wenden konnte und auch musste, zum einen natürlich, weil sie meine Freundinnen waren und zum anderen, weil sie auch wütend wären, wenn sie nicht die ersten wären, die darüber erfuhren, dass mir einer langsam aber sicher den Kopf zu verdrehn drohte. Nicht, dass ich es so direkt zuegeben würde, aber irgendwo um die Ecke, dass ich mich für Jesroe schon interessierte, würden die Kommentare meinerseits schon ausfallen.
Also musste ich wohl eines dieser Gesichter finden, bestenfalls und wahrscheinlicher sogar sowieso beide zusammen. Denn seid wann verließ Charline mal Rachels Seite? Und wenn wir auch gleich mal aufeinander treffen wollte ich auch wissen, was denn gestern noch los war! Ich war bereit für Nachrichten und mir jukte es schon zu erzählen, wie ich habe Jesroe schon zwei mal kaltblütig an mir vorbei sausen lassen, selbst wenn ich auch nicht zugeben würde, dass es beide male mehr als schwer und fast gar schmerzhaft gewesen war. Es war halt nicht einfach beliebt zu sein, sich zu interessieren und dann aber beliebt zu bleiben und nicht zu einfach zu haben. Es kam schnell vor, dass ein Mädchen von der begehrten Zickendiva zur eher unansehnlichen Flittchensorte wurde. Das hatte ich in naher Zukunft kaum vor. In all diesem Trubel sollte man nicht wissen, dass ich zugleich auch mein Auge auf jemanden fixiert hatte, zumindest nicht zu direkt. 'Vergebene' Mädchen waren auch nicht gern gesehen, denn auch Jungen hatten oftmals ihren Stolz und wollten nun keiner nachhetzen, die sowieso schon 'vergeben' war... Hach, die komplizierte Schulpolitik.
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Komme von: Ruhe nach dem Sturm
Did you say (that) I've got a lot to learn
Well don't think I'm trying not to learn
Since this is the perfect spot to learn
Teach me tonight
Die Worte dieses Liedes rotierten in meinen Gedanken, begleitet von entspannender Jazz-Musik. Es war ein zurzeit sehr bekannter Song von den The DeCastro Sisters, einer relativ bekannten Band aus der Welt der Muggel. Gut, daheim hörte ich wirklich Radiostationen mit der Musik der Muggel, aber nur weil diese so fantastische Interpreten hatten! Sie hatten so viele Lieder, die passten zu jedem Outfit, ehm, zu jeder Stimmung. Am liebsten würde ich Rachel meine kleine Schallplattensammlung zeigen, von Doris Day über Perry Como bis zu Tony Martin, ich hatte sie fast alle, doch Rachel wäre alles andere als begeistert. Manchmal, wenn ich nicht einschlafen konnte, wünschte ich mir diese Musik hier zu hören, aber das gehörte sich nicht und für eine Slytherin gehörte sich Muggelmusik schon gar nicht, also musste ich in meinen Erinnerungen nach den Melodien graben und auf einen lang andauernden Ohrwurm hoffen.
Starting with the ABC of it
Getting right down to the XYZ of it
Help me solve the mystery of it
Teach me tonight
Mein Summen wurde immer lauter und ich musste mich wirklich zügeln, um nicht mit meinem Gesang auszubrechen. Mum hat es gut… sie singt soviel sie will und verdient ihr Geld damit! Warum sollte ich nicht auch mal so was in dieser Richtung machen? Ich meine, so Berufe wie Forscher, Auror oder so was interessiert mich doch überhaupt nicht. Ich bin das Kind eines Stars, also sollte ich auch einer werden!
Aber was machte ich mir Gedanken über meine Zukunft? Die Zukunft lag ja noch vor mir, darum heißt sie ja auch Zukunft. Um was ich mich kümmern sollte, ist die Gegenwart, der wunderhübsche Nachhilfelehrer…
The sky's a blackboard high above you
And if a shooting star goes by
I'll use that star to write "I love you"
A thousand times across the sky
Aber wie hieß er doch gleich noch mal? Ich hätte ihn nach seinen Namen fragen sollen, ich hätte ihn fragen sollen. Einen Moment lang verstummte die Musik in meinem Kopf, denn die Suche nach seinen Namen erforderte mehr Kapazität als ich gedacht habe. Irgendwann hatte ich seinen Namen gehört… Ich glaube Rachel hat ihn mal erwähnt… da war er mir nicht aufgefallen… warte, war es wirklich Rachel? Oder… Adam… Jetzt, in diesem Moment, schien ein helles Licht in eine dunkle Ecke zu leuchten, welche von der Vergessenheit fast gänzlich zerfressen war. Es war eines der hintersten Kämmerlein in meinem Kopf, Orte mit viel Platz, die aber wenig benutzt wurden, Orte in denen ich alles abstellte, was ich für unwichtig und/oder nebensächlich empfand, und davon gab es sehr vieles. Ich hatte den Typen vorhin nicht zum ersten mal gesehen… Das helle Lichtlein schien die Ecke immer deutlicher zu zeigen, jetzt konnte ich mich erinnern!
Damals, als ich noch mit Adam zusammen war, habe ich auf ihn vor dem Raum gewartet, wo der Duellierclub seine langweiligen Sitzungen hielt, da war auch mein zukünftiger Nachhilfelehreer. Ich fand ihn hübsch, aber nicht so bezaubernd wie Adam in dem Moment, was ich jetzt gar nicht nachvollziehen kann (Naja, ich mochte damals auch diesen abscheulichen roten Rock, Oh mein Gott, wenn ich daran nur denke! Der Schneider hat sich bestimmt gefreut, dass ich dieses hässliche Teil damals gekauft habe… aber genug der Worte, wo war ich noch mal? Ahja…). Jedenfalls war er da. Adam hatte mir auch mal einige Namen von den Mitgliedern genant, seinen auch, aber wie war der doch gleich?
F… etwas mit F? Frederic… Oh nein, nein, nein! So heiß mein Friseur. Er hatte einen etwas seltenen Namen… Gustav? Oh bitte, ein Junge mit so einem Namen muss hässlich aussehen, es gibt keine schönen Gustavs… nein, weiter… Collin? Nein. Peter? Nein. Roman? Nein! Ach streng dein Köpfchen an Charline, strenge es mal an… Heath? Nein, wie komme ich denn jetzt darauf?
Gerade als ich die Jungen Namen von A bis Z in meinem geistigen Katalog durchblätterte, sah ich eine Person, an welche ich mich auch heften konnte. Es war Penny! Zwar keine Rachel, aber auch ihr konnte ich das von gerade eben erzählen. Jesroe! Und in selben Moment fiel mir der Name ein. Jetzt konnte ich Penny sogar von Jesroe, und nicht von dem Namenlosen Schönling erzählen. Aber die letzte Variante hatte doch auch was romantisches, oder?
“Hey hey!“ zwitscherte ich fröhlich zu Penny, welche wohl etwas Interessantes draußen sah. Bei ihr angekommen linste ich kurz Richtung Fensterscheibe, doch in dem kurzen Moment konnte ich nichts entdecken, was meine Aufmerksamkeit ablenken könnte, außerdem brannten mir die Worte schon auf der Zunge.
“Na wie geht’s dir so? Hach Penny! Du wirst gar nicht glauben was…“ nun brauchte ich aber schnell ein Wort, dass meine Gefühle in einem Bündel wiedergeben konnte. Aber gab es so was eigentlich? “Was unglaubliches mir gerade in der Bibliothek zugestoßen ist!“ Das waren wohl die schnellsten und meisten Worte die ich Penny in einem Moment ablieferte. Eigentlich ließ ich oft Rachel mit ihr sprechen, ich kommentierte ab und an mal was, wenn mir was einfiel, oder richtete mich an Rachel, aber nun war ich ja ohne Rachel. Seltsam, dieses unbehagliche Gefühl verspürte ich nicht mehr… ob es an die Begegnung mir Jesroe lag? Bestimmt…
One thing isn't very clear my love
Teachers shouldn't stand so near my love
Graduation's almost here my love
You'd better teach me tonight
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Wo ich doch eigentlich gerade dabei gewesen war mir eine Freundin zu suchen, welche sich meine ganzen Geschichten anhören konnte, blieb mir die Mühe mich überhaupt zu bewegen erspart. Denn so schnell, wie ich den Entschluss gefasst hatte hörte ich etwas, was die Suche völlig unnötig machte: Ein laut gequietschtes Hey-hey, dass so zuckersüß war, dass es schon in den Zähnen schmerzte. Eine solch zwiegespaltene Stimmung war für mich sofort festzustellen, tief in mir, die ich immer spührte, wenn ich diese Stimme hörte: Wollte ich sie mit meinen Händen um den Hals der sprechenden abwürgen, so dass ich diesen zuckersüßen Ton nie wieder ertragen musste, oder freute ich mich gar, weil wir eigentlich recht akzeptable Freundinnen waren, wenn man mal nicht die Barriere 'Rachel' sah? Ja, diese Stimme und ihre Besitzerin Charline gingen auf Messersschneide meiner "Hass vs. Freundschaft"-Skala. Nicht ganz in die eine oder andere Kategoerie einzuteilen. Aber die Entscheidung wo ich sie plazierte blieb mir an sich sowieso erspart, denn dadurch, dass ich Rachels Freundin war, konnte ich eigentlich nur irgendwo auch mir Charline klar kommen. Denn eine ohne die andere, das war doch ka-
Aber halt! Bevor ich den Gedanken weiter führe und mich selbst in meinem eigenen Kopf zum Idioten mache sollte ich mich vielleicht umwenden von meiner Fensterbank und die Charline betrachten, die gerade neben mir zum stehen gekommen war. Sie hatte wohl aus dem Fenster gesucht, was ich da so intensiv nicht angestarrt habe. Natürlich zu erschließen sah sie auch dementsprechend und wandte sich auch so schnell vom Fenster wieder ab. Diese Charline war quirlig, sie war aufgewühlt, hatte etwas zu sagen. Sie war transparent wie eine Glasscheibe. Wie immer, ja, aber diese Charline war auch - ganz abgesehen von der sonstigen 'Immer-Lage' ihrer Person - ALLEINE! Wo war Rachel? Ich meine, Rachel ohne Charline, vielleicht, dann aber doch nur, weil letztere auf Klo war oder halt sonst irgendwo war, wo man sie dennoch nie alleine antreffen würde. Aber Charline, alleine, ohne Rachel, munter, ja geradezu glücklich durch die Gänge schlendernd. Durfte soetwas existieren? Wusste Racheln von diesem tiefgreifenden Regelverstoß Charlines in die Schublade des Beste-Freundinnen-Ehrencodex?! Ich habe keine Ahnung, ob man mir meine Verwunderung ansah. Vermutlich nicht, oder vielleicht achtete Charline auch einfach nicht drauf, denn...
PENG schoss auch schon eine Wortfolge aus ihrem Munde, oder vielleicht doch eher klekern, denn Charline war nicht das, was sich als schlagfertige Person umschreiben ließ. Aber in jedem Falle redete gerade sehr schnell, so dass ich nur gerade so Zeit hatte um zu lächeln und zu sagen, "Gut, danke, und sel-" Der Rest war abgeschnitten, weil sie auch schon das Wort gefunden hatte, was am trefflichsten eine Begegnung in der Bibliothek umschrieb, die sie wohl gerade gehabt hatte: Unglaublich. Ich konnte ein kichern nicht aufhalten, weil sie ja geradezu explodierte unter dem Drang, mir alles genaustens Mitzuteilen, "Ah, da kenne ich auch eine witzige Geschichte, die dich interessieren könnte... aber bitte, du zuerst!" Meinte ich und lehnte mich mit dem Rücken gegen den Fenstersims, alle Aufmerksamkeit auf Charline gerichtet. Mir fiel auch ein, dass ich noch wegen dem Vorabend fragen wollte, was noch geschehen war, mit dem mysteriösen Neuen. Aber vielleicht erübrigte sich das ja auch, mit der sich anbahnenden Erzählung, die ich von Charline erfragte, die sie mir aber vermutlich sowieso erzählt hätte, wenn ich nur einen fragenden Blick angedeutet hätte...
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Gut, zufrieden sah ich Eileen an, welche sich schon perfekt in der Zuhörer Pose aufgestellt hatte. Dabei fiel mir auf, wie wenige Male ich jemanden sah, der mich so aufmerksam anschaute, da wurde einem ja fast so hibbelig wie bei einem Vortrag. Oder auch nicht. Zumindest ein bisschen. Aber vielleicht war es ja nur die Geschichte, die aus mir raus wollte, vielleicht verursachte dieses so ein kribbeliges Gefühl in meiner Magengegend. Auch Penny hatte was zu erzählen, aber sie ließ mir Vorrang. Wie gut sie doch war! Ich wäre sonst noch geplatzt! Also nicht, dass ich dick bin, keineswegs! Nur dieser… Erzähldrang quälte mich so.
“Aaaalsooo…“ ich zog das Wörtchen „Also“ deshalb in die Länge, weil es mir Zeit gab, mir dabei Gedanken über den Anfang meiner Geschichte zu machen. Wie war das alles doch gleich verlaufen? “Als ich heute aufgestanden bin, waren alle am schlafen. Ich wollte aber niemanden wecken, also habe ich die Zeit genutzt, mich fertig zu machen. Oh, ich habe ein neues Parfum! Riech mal!“ ehe Penny irgendwas erwidern konnte, streckte ich ihr meinen rechten Arm entgegen und hielt ihr mein Handgelenk unter der Nase, aber nur einen kurzen Augenblick, denn schon kontinuierte ich meine Erzählung.
“Das ist eines der neusten Düfte, hübsch, was? Erinnert mich etwas an das Parfum, welches Rachel vor… zweieinhalb Jahren mal hatte, weißt du noch? Nur, dass meines viel… blumiger duftet! Aber wie auch immer… uhmm…“ Jetzt hatte ich wirklich so viel erzählt, dass ich ganz vergessen hatte zum Wesentlichen überzugehen. Würde ich mir doch meine Erzählstränge so merken, wie die Kosmetikartikel von Rachel. Ach ja! Da hatte ich ihn wieder, den Faden.
“Dann bin ich in die Bibliothek gegangen, ich weiß nicht mehr warum…“ Nein, das war mir nun wirklich entfallen, was hatte ich da eigentlich zu suchen? Vielleicht waren es die Fäden des Schicksals… So musste es gewesen sein. “Und dann! Hach Penny! Und dann sah ich IHN!“ ich quietsche die letzen Worte nahezu und meine Wangen nahmen an Farbe zu, als hätte mich jemand an diese Stellen gekniffen. “Er… er saß da und hat gelesen und ich dachte einfach nur …. WOW…. Mein Herz schlug wie verrückt!“ Schon beim erzählen allein fing mein Herz wieder mit einem wilden Pochen an. Doch nicht nur mein Herz spielte gerade verrückt, auch meine Körpertemperatur erhöhte sich von Null auf Hundert und ich legte meine Hände auf die glühenden Wangen. “Oh Pennilein! Wenn ich schon allein an IHN denke, wird mir ganz komisch!“ Ich knif die Augen zu, nur um sein Gesicht zu sehen, doch dann fiel mir ein, dass ich ja hier vor Penny stand und ihr erzählen wollte, was eigentlich geschehen ist.
Also kicherte ich leicht verlegen und steckte mir unbewusst einige Strähnen hinters rechte Ohr. “Er sieht ja sooooo gut aus! Ich glaube dir würde er auch gefallen! Also, dann bin ich so zu ihm gegangen. So ganz schüchtern fragte ich ihn, was er da so mache und hach! Er war ja sooo charmant! Er hat mir alles erklärt und … und er war so schlau dabei! Da habe ich ihn gefragt, ob er mir nicht Nachhilfe geben möchte und weißt du was er meinte?“ Die künstliche Pause gelang mir sogar, ohne dass sie zu gespielt wirkte. “Natürlich! Oh Penny! Er will mir Nachhilfe geben!“ Einige vergnügte Hopser betonten meine totale Freude.
“Ich… ich glaube sogar, dass er was von mir will… also ich meine, ich habe ihn ja nur so kurz gesprochen, aber wie er mich angesehen hat! Der Glanz in seinen Augen! Och Penny! Das ist der Richtige! Das ist der Richtige!“ Ein Zeuge könnte genau das Gegenteil meiner Erzählungen beweisen, doch war eben kein Mensch „zur falschen Zeit am falschen Ort“.
“Jetzt hat er unterricht, dannach will er mit mir die Zeiten vereinbaren! Hach! Ich freue mich ja soooooo“ Das hatte Penny sicherlich verstanden, aber warum sollte ich nicht meine ganze Freude Preis geben? “Und, und weißt du, wie er heißt? Er hat einen ganz ulkigen Namen, aber der passt zu ihm doch irgendwie…. Er heißt Jes-rooooe!“ Wieder zog ich ein Wort kindlich in die Länge, doch war dies eben meine Art der Betonung, klang doch ganz hübsch. “Hach, mein Jessilein! Och Penny, komm mit und ich werde ihn dir zeigen!“ jubelte ich nahezu, doch eben nur fast, schließlich sollte es nicht jeder mitbekommen. Jetzt noch nicht, erstmal sollten meine Freundinnen davon zu hören bekommen. Und Penny war eine von ihnen und ich wette, dass ihr Jesroe gefallen würde.
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Es fiel mir sofort ins Auge, als hätte ich gedankenleserische Fähigkeiten, dass sie völlig verblüfft war, von der Aufmerksamkeit, die ich ihr zuwandte. Einfach wie sie mich ansah, machte mir dies deutlich. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf, um zu verindern, dass ich nicht gleich auch loslachte. Natürlich würde sie es nicht gewohnt sein, schließlich war Rachel nicht da, die üblicherweise, im Kontrast zu Charline, alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber Charline war einfach so eine Anhängsel-Persöhnlichkeit, dass es einen kaum wunderte, dass sie nie wirklich als einzelne gesehen wird. Aber meine Gedanken weichen nun wieder vom Kerne der Situation ab. Charline holte nun zu ihrer Erzählung aus und man sah ihr richtig an, bei ihrer hibbeligen Art, dass sie fast explodierte. Ihre Augen strahlten förmlich, als wäre der Aspekt, dass sie mal etwas zu erzählen hätte, so unglaublich. Ich schmunzelte etwas breiter. Irgendwo war es ja auch fast unfassbar. Aber hey, vielleicht hatte Charline ja gesehen, dass die Erdkugel tatsächlich auch dann existierte, wenn Rachel mal nicht an ihrer Seite stand. Wieder weiche ich ab...
Ein laaaaaaang gezogenes geradezu gequietschtes "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa~aaaaaaaaaaaaaa~aaaaalso..." entfuhr ihren Lippen (für jedes ~ füge man noch zweihundert A's an und schon hat man etwas, was ungefähr so lang ist, wie das, was Charline zustande brachte) und sie holte wieder tief Luft, als überlege sie rasch, wie sie ihre Erzählung anfangen sollte. Ich lächelte geduldig und wartete bis die Worte aus ihrem Munde purzelten. Sie stand Morgens auf, wollte niemanden wecken, nun kam irgendetwas von einem Parfum und sie reckte mir den Arm entgegen. Ich schnupperte rasch, bevor sie den Arm wegziehen konnte und nickte zustimmend. Es war wirklich 'blumig', wie Charline quietschte. Vielleicht ein wenig zu aufdringlich für meinen Geschmack aber diesbezüglich auch durchaus adäquat für ihre Persöhnlichkeit. Ich nickte weiter, vielleicht etwas abwinkend, weil ich wissen wollte, wohin ihre Geschichte nun führen wollte. Mir war durchaus klar, dass diese erzählerischen Eskapaden Charlines Konzentrationsschwäche entsprangen. Sie konnte ihrem eigenen Faden nicht folgen und zuchte ihn also im Gedanken Wort wörtlich... So zumindest ihr leicht verwirrter ausdruck, bevor sie wieder ihren 'Faden' (mal direkt ihrem Kopfe entnommen) wieder aufgenommen hatte.
Ich vergaß zu erwähnen, wie bemerkenswert es war, dass Charline sich tatsächlich merken konnte, was für ein Parfum Rachel vor zweieinhalb Jahren benutzt hatte. Aber vermutlich hätte sie den leicht verhöhnenden Inhalt dieser Worte sowieso nicht wahrgenommen, weshalb es sogesehen kein verbaler Verlust war, dass ich statt dessen schwieg. Eventuell würde sie es noch völlig im Gegenteil als Kompliment auffassen und würde in einen rie~sigen erzählerischen Bogen zu gehen, um mir die genaue Chronik Rachels Parfums zu erläutern. Es war schon schwer genug für sie eine bestimmte Richtung mit konstanter Festigkeit zu folgen, ohne, dass ich sie noch großartig mit ironischen Sprüchen aus dem Konzept brachte. Außerdem mochte man manchmal fürchten, dass ihr hübsches Köpfchen vor angestrengtem Nachdenken in zwei Teile auseinander fallen würde. Das wäre nun wirklich ein Schweinkram, um den ich mich nicht kümmern wollte.
So, es ging weiter. Ihre nächsten Schritte hatten sie an diesem Morgen in die Bibliothek geführt, nun wurde sie wahrlich hibbelig und hüpfte ja fast auf den Fußballen umher. Denn dort hatte sie ihn beim lesen gesehen. Das Bild erinnerte mich an etwas, obwohl mir beim Zusehen Charlines lustiger Erzählweise gerade entfiel, woran es mich erinnerte. Natürlich wusste sie nicht mehr warum sie in der Bibliothek gewesen war. Und ich denke nur Gott konnte das auch möglicherweise wissen, wobei ich glaube, dass auch seine Unwissenheit an dieser Stelle ein Ende haben konnte. Ich meine, wer auch in der Hölle könnte ergründen, was Charline möglicherweise in einer Bibliothek zu suchen hatte? Es überraschte mich, dass sie überhaupt wusste, wo diese sich befand. Vielleicht übertrieb ich es... aber... nein, ehrlich, ich konnte mir das Bild von Charline neben einem Bücherregal so gar nicht vorstellen. Es war völlig absurd und verquert, etwas unnatürliches, was so nicht sein konnte oder durfte. Ich war mir noch nicht einmal sicher, inwieweit Charline ein ganzes Buch jemals gelesen hatte. Oder ein Kapitel eines Buches. Oder eine Seite? Ihr werdet euch so ungefähr vorstellen können, wie komisch mir das vorkam. Aber gut, darum ging es ja gerade sowieso nicht. Es ging um ihn.
Der Gedanke an ihn, sagte sie, ließe ihr Herz schon höher schlagen. Natürlich nicht ganz so eloquent formuliert, es kamen bei ihr mehr WOWs und OHs vor, aber so war unsere Charline nunmal. Sie hatte es, weiß Merlin, nötig die Bibliothek mal kennenzulernen. Und wenn das via einer Begegnung mit einem hübschen Jungen sein sollte, dann halt so. Sie hatte genug leeren Platz in ihrem Kopf, da konnte das eine oder andere Buch dort oben in irgendeiner Form schon einen Platz gebrauchen. Beziehungsweise sie könnte es gebrauchen. Aber ich schweife schon wieder ab. Und da beschwere ich mich wegen ihrer mangelnden Konzentrationsfähigkeit! Ha!
Sie kniff die Augen fest zu, so enmzückt - so würde sie quietschen - war sie wohl von ihm. Aber sie wollte nicht länger fackeln und plazte weiter: Er sähe gut aus, er würde mir gefallen - ich zweifelte an dieser Stelle mal ausnahmsweise nicht an einer Aussage über mich, die sie traf, denn was Jungen angeht hatte sie Rachels unverfehlbaren Geschmack adoptiert. Sie hatte ihn schüchtern gefragt, was er da so mache. Natürlich konnte sie auch nicht wissen, wie es aussah, wenn jemand laß, schließlich fehlte ihr selbst die Erfahrung gänzlich.
Wow, er hat ihr das lesen erklärt? Ach könnte ich bloß laut denken, und wäre bloß ein Publikum da, um meine Gedanken zu lesen. Sicher hätte jemand gelacht. Aber bei Charlines Erzählung konnte man wirklich meinen, dieser Junge habe Mitleid gehabt, weil er natürlich sofort in ihren tatsächlich fragenden Augen lesen konnte, dass sie mit den Hieroglyphen in dem Buch nicht anfangen konnte. A... B... C... hatte er ihr dann mit lauter, deutlicher Stimme erklärt, damit ihr sehr langsamer Verstand hinterher hinken könnte. War ich zu gemein? Na ja, ich behielt meine Gedanken schließlich für mich. Charline war ja nicht gemein, also verdiente sie auch keinen offenen Spott von mir. So war ich ja dann doch nicht. Außerdem war sie aufgeregt, also war es ihr nicht wirklich bös' zu nehmen, dass sie so lustig formulierte.
Sie hatte ihn also gefragt, ob er ihr Nachhilfe geben würde. Und natürlich stellte sie mir rethorisch die Frage, ob ich wohl ahne, was er geantwortet habe. Nun, wenn er nein geantwortet hätte wäre sie wohl auch kaum so aufgeregt und würde wohl auch kaum noch so bezaubert von diesem Schönling berichten. Aber es war an sich doch erstaunlich, wie gnadevoll Menschen sein konnten. Ich persöhnlich hätte nie die Geduld Charline etwas beizubringen. Aber es gebührte wohl jedem Respekt, der es auch nur in Betracht zog, es zu versuchen. Langsam wurde ich also auch neugierig wer dieser mysteriöse Fremde war. Sicherlich niemand, den ich kannte. Allerdings fiel mir niemand wirklich ein, den ich nicht kannte, der einer Sechstklässlerin Nachhilfe geben könnte. Oder war es vielleicht der komische Neue von der letzten Nacht? Aber diese Entwicklung würde mich dann doch überraschen. Auf der anderen Seite konnte es natürlich auch irgendein dahergelaufener Erstklässler sein, den ich nicht kannte. Der würde ihr wohl mehr beibringen können, als sie jemals aufnehmen könnte. Na, das war vielleicht gemein, aber ich kannte auch die meisten Zweit-, Dritt- und Viertklässler nicht. Das erschien mir schon gnädiger.
Na, jetzt holte Charline weit aus mit ihren Spekulationen. Er wolle wahrscheinlich etwas von ihr, weil er sie ja mit so glänzenden Augen betrachtet habe und dergleiches. Nun, wenn es sich tatsächlich um einen kleinen Knirps handelte, was ja durchaus möglich war, gut. Oder vielleicht jemand, der an einem One-Night-Stand interessiert war, der nicht wusste, wie naiv und unerfahren sie war, gleich wie blond ihr Haar und wie groß ihre Oberweite sein mochte. Aber ich konnte da auch wirklich nur spekulieren, Jedenfalls fielt es mir sehr schwer mir vorzustellen, dass sich einer wirklich für Charline interessieren könnte. Aber gut, vielleicht wertete ich da die männliche Spezies etwas zu hoch. Die konnten ja auch oft ziehmlich dumpf und hohl sein. Ich schrieb ihnen da wohl zu viel Nachdenklichkeit ein. Ok, es war schwer abzuwägen, wen ich für hohler sprechen würde. Mh... wenigstens war Charline, wenn sie wollte, auch angenehm, wie gerade, wenn auch aufgedreht wie eh und je. Ja, der Mitteilungsdrang...
Sie plazte wirklich vor Glück und quietschte dann auch, ob ich wissen wolle, wie er heißt. Ich lächelte freundlich, wenn auch belustigt, was aber eher nach außen hin wie Mitfreude wirken mochte, "Natürlich, sag schon!" Nachhilfe, Bibliothek, Junge beim Lesen... Das alles kam mir langsam doch suspekt bekannt vor und obwohl ich es mittlerweile auch einordnen konnte, in meine eigenen Erfahrungen, so kam mir diese Perspektive völlig fehlgeschätzt vor. Das hatte damit nichts zu tun. Der war es sicherlich nicht. Und diese Idee war auch so weit weg, dass ich natürlich völlig erschrocken war als Charline wieder, aber diesmal noch viel unerträglicher, lang gezgen den Namen des Jungen sprach: Jesroe. Ihr Jessilein.
Mir fiel der Mund auf und meine Augen weiteten sich so groß, dass sie wohl aus den Sockeln zu kullern drohten. Dabei fiel mein Kopf weiter vor und ich starrte sie einen Moment nur an, bevor ich merkte, was ich gerade tat. Und wie vom Blitz getroffen klappte ich wieder den Mund zu, aber mein Lächeln konnte dennoch nicht zurückkehren. Das konnte doch nicht wahr sein! Nein, das musste ein anderer Jesroe sein! Ganz sicher! Ich meinte, doch nicht Charline!!! Nein! Das musste ein anderer sein! Wirklich, doch nicht der Jesroe! Schließlich würde sie dann doch nicht anbieten, ihn mir zu zeigen, denn dieser Jesroe ging doch in unser Haus und unseren Jahrgang. Wenn sie diesen meinen würde, würde sie doch nicht anbieten, dass sie ihn mir zeige! Ich kenne ihn doch! Wir gehen seid sechs Jahren auf die selbe Schule und leben im selben Gemeinschaftsraum! Denn kenne ich doch. Also, es musste ein anderer sein, oder?!!!
"Jesroe, sagtest du? Warte, der Name kommt mir bekannt vor..." Ich dachte gespielt nach und setzte dabei einen angestrengten Blick auf, als versuche ich mich zu entsinnen, "Du meinst doch nicht etwas Jesroe McThorn aus unserem Jahrgang, oder? Der stille Streber, oder?" Ich sah dabei unglaublich ungläubig sein, als würde das helfen, um sie dazu zu bringen, dass sie mir zustimmt, es sei ein gaaaaaaa~aaaanz gaaaaaa~aaaanz anderer...
"Ich meine den kenne ich, der ist doch totaaaa~aaaal..." Mann, jetzt fing ich auch schon mit dem Unsinn an, "Ich meine, der ist doch voll unattraktiv! Der hat bestimmt noch nie eine Frau wirklich wahrgenommen, der lebt ja praktisch mit seinen Büchern. Der guckt doch nie auf. Ich habe gehört er schläft sogar mit so nem verstaubten Ding!" Ich lachte, als sei es doch völlig weit hergeholt, dass sie den auch nur im weitesten Sinne meinen konnten. Aber insgeheim hoffte ich auch wirklich nur, dass sie diesen nicht meinte. Aber, nein, es war doch auch nicht möglich! Was würde der denn mit Charline anfangen?!! "Ich meine, er sieht schon akzeptabel aus, aber du meinst jemand anderes, oder? Der ist doch... voll... uninteressant..." Wow, dass ich mal so verstockt und bescheuert klingen konnte. Ich lachte wieder, als sei meine ganze vermutung völliger Stuss.
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Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fand ich Eileens Körperhaltung und vor allem ihren Gesichtsausdruck in dem Moment, als ich meine Rede beendet hatte, eher etwas komisch als erfreulich. Ob das an ihrem Kopf lag, denn sie mir nun entgegengestreckt hatte? Oder an ihrem Mund, der aufgeklafft war, als hätte sie mit 13 Jahren den allerersten Pickel entdeckt (Aber was gebe ich da von mir? Ein Pickel ist immer erschreckend, selbst wenn man … alt ist) aber vielleicht waren es ja ihre weit aufgerissenen Augen… Penny wirkte in dem Augenblick gar nicht wie dir mir bekannte Penny, sie sah so… entsetzt aus, derartig entsetzt, dass mein lachender Mund nun zu einem geraden Strich wurde und meine strahlenden Augen wurden durch ein Paar verunsicherter ersetzt.
Hatte ich jetzt was Falsches gesagt? Ich konnte Eileen schon manchmal bei ihrer Wortwahl nicht folgen, aber jetzt konnte ich ihr überhaupt nicht mehr folgen. Aber vielleicht ist sie ja überrascht, dass gerade Jesroe mir Nachhilfe gibt. Es kann ja sein, dass sie sich für mich freut und so! Ahja. Penny nahm wieder eine gewöhnliche Pose an (das stand ihr auch viel besser) und dies beruhigte mich.
So, jetzt musste sie erst einmal nach Jesroe in ihren Gedanken suchen. Sie würde ihn bestimmt bald finden, denn er sah doch wirklich gut aus und außerdem… hmm… ach, Penny war eben clever und kannte so manche Gesichter viel besser als ich.
Jesroe McThorn. Kartei Gefunden! Auf Eileens gedankliche Ordnung war verlass, aber vielleicht irrte sie sich ja doch, denn ganz so hatte ich mir ihre Reaktion nicht vorgestellt. “Doch doch, das ist eeher…“ sprach ich nun halblaut wie ein Kind, dass auf eine klägliche, aber ehrliche, Weise versuchte, seine Unschuld zu Beweisen (Aber ich habe diese Schokolade doch gar nicht gegessen).
Vorhin hatte mein Gesicht noch eine strahlende Freude wiedergegeben, mein Mündlein grinste wie bei einem Honigkuchenpferd (das sagte mein Grundschullehrer immer), meine Äuglein glitzerten wie die Sterne und die angenehme Hitze brachte die Schmetterlinge in meinem Bauch immer mehr zum Flattern. Aber jetzt schob sich bei jedem Wort, welches Penny von sich gab, eine dicke Wolke vor mein strahlendes Gemüt. Jedes Wort, welches sie nun von sich gab, hallte in meinem Kopf so laut, als hätte es jemand in die Gänge geschrieen, wie ein Echo wiederholten sich die schlimmsten Worte.
Voll unatraktiv Ein Stich in meinem Herzen brachte auch die Schmetterlingsflügel in meinem Bauch zum Stillstand. Nie eine Frau wahrgenommen Meine Augenbrauen rückten einander und bildeten somit einen verzweifelten Blick, der von jedem funkeln und glitzern verlassen war. Lebt in seinen Büchern Meine Mundwinkeln zuckten panisch herum, als wollte ich das Lächeln, welches vorhin so voller Freude mein Gesicht geziert hat, beibehalten. Guckt nie auf Frauen. Nun ließ das zwanghafte Lächeln nach und die Mundwinkel sausten mit Höchstgeschwindigkeit nach unten. Schon akzeptabel, aber uninteressant Meine ganze Körperhaltung nahm etwas geknicktes an und ich biss mir auf die Unterlippe, wie ich es meist tat, wenn ich verunsichert war oder mit einem unschönen Gefühl konfrontiert wurde.
“Ab…aber…“ Ich wusste wirklcih nicht, was ich dazu sagen sollte. Es war so, als hätte Penny in mein Kopf gegriffen und mir einen meiner schönsten Träume geraubt. Nun war mir dazu noch kalt und ich fühlte mich elendig. “Ich… ich dachte…“ Die Niedergeschlagenheit in meiner Stimme wurde von einem stummen Beben begleitet. “Ich dachte, dass er gut aussieht…“ Habe ich mich den wirklich SO geirrt? Ich meine, ich war total hin und weg von dem typen, aber… Penny weiß, was sie da sagt und… war es das schlechte Licht in der Bibliothek? Oder wirkte mein Parfum komisch auf mich? Oder war es der gestrige… “Vie…Vielleicht habe ich ja bei dem schlechten Licht in der Bibliothek wirklich falsch gesehen…“ Dies wurde mir langsam immer logischer. Ich musste ihn wohl schlecht gesehen haben, oder litt ich womöglich an Geschmacksverirrung!? Oh nein! Wenn Rachel davon erfuhr! Erkenntnis und Panik setzen sich auf meine Schultern und sie zerrten meine Augen auf und hoben auch meinen Kopf ruckartig gen Eileen, welchen ich zuvor wie ein Verlierer hängen lassen habe. “Oh Penny! Und wenn ich ihn wirklich so hübsch fand? Und… und… und er ist nur so Durchschnitt?! Oh, was würde Rachel…“ dieser Name wurde so vorsichtig ruhig und leise von mir ausgesprochen, als hätte ich einen Fluch geflüstert “…dazu sagen? Ach Penny, wenn ich dich nicht hätte! Ich glaube, ich habe schlecht geschlafen … also ich habe schlecht geschlafen und das hat sich wohl auf mein Sehvermögen ausgewirkt. Oh nein Penny, was mache ich nun? Er will mit mir den Termin vereinbaren! Wegen der Nachhilfe!“ Wenn Rachel mich mit einem Durchschnitts Kerl sah, würde sie von meiner Seite weichen und dann wäre ich allein! “Och Penny! Was mache ich nur jetzt? Er wird mich ansprechen, wenn er mich auf den Gängen sieht, und ich kann mich doch gar nicht verstecken!“ Aus lauter Verzweiflung griff ich nach Eileens Armen, denn ein schlimmes Szenario spielte sich in meinem Kopf ab. Rachel sieht mich mit einem hässlichen Kerl, Rachel will nichts mehr mit mir zu tun haben, ich bin alleine und der hässliche Kerl läuft mir hinterher! Ein Horrorszenario!
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Und entsetzlicher Weise kam ihre Antwort, schon bevor sie den Mund aufmachte. Das war der Augenblick, als sie zwar verunsichert war, wegen meiner ersten Fassungslosigkeit, aber dann erleichtert, als ich mich an einen 'Jesroe McThorn' erinnerte. Und in dem Moment fühlte es sich an, als sinke mir der Magen in die Hose. Wirklich unangenehmes Gefühl. Das hatte Ähnlichkeit mit dem 'Beine in den Bauch stehen', weil es zwar eigentlich nur eine Redewendung war, sich aber dennoch genauso anfühlte, so wirklich Wort wörtlich, als würden mir die Innereien bis zur Übelkeit im Bauch hinab sacken, meine Beine hinunter, bis sie meine Füße erreichten und dort hängen blieben. Wirklich ekelig. Und es war nur eine weitere Bestätigung, als sie dann auch verbal zustimmte, es sei eben genau dieser. Nun richtete ich mich von dem Sims wieder in eine gerade, stehende Haltung, verstränkte die Arme vor der Brust und konnte meinen Ärger nur schwer sichtlich verbergen. Meine Stirn war gerunzelt, meine Augen schmale Schlitze, die aber nicht lange Charline musterten, sondern irgendwo im Gang einen Punkt suchten, den sie in ihrer aufflammenden Wut fixieren konnten. Mein Mund war nur noch eine dünne, fest verschlossene Ritze in meinem Gesicht, weil sie so fest zusammen gepresst waren, dass sie sich meinem blassen Teint anpassten.
Dieser... dieser... dieser... CASANOVA! Dieser falsche, hinterhältige, kleine Casanova! Wie konnte ich nur so doof gewesen sein?! Ich war doch tatsächlich völlig auf seine 'stille und unnahbare' Fassade reingefallen. Und dabei hatten seine ganzen Annäherungsversuche keinen Funken von Interesse in sich getragen, außer dem Interesse mich wohl schnellst möglich rumzukriegen! Und ich, Eileen Pennyfeather, die sich so krönte und kührte als Verführerin, die sich je anmaßte zu behaupten, dass sie Ahnung vom anderen Geschlecht hatte, ich, war ihm wie eine Motte zum Licht einfach auf den Leim gegangen! Was für eine Schande, was für eine Niederlage! Und kaum hatte ich ihn abblitzen lassen, hatte er sich auch noch vor seiner Unterrichtseinheit die Nächste geangelt! Und ich war auch noch so blöd gewesen mir einzubilden ich hätte sein Interesse geweckt, in dem ich ihn habe zappeln lassen! Mein Gott, konnte jemand Narzisstischer sein als ich? Konnte jemand blinder sein? Schon schlimm genug, dass ein blindes Orakel mehr 'sehen' konnte als ich! Oh, wie bitter so eine Niederlage doch auf der Zunge war. Was für einen widerlichen Nachgeschmack sie barg.
Und ebenso wie das 'schmeckte' verzogen sich meine Lippen vor ekel. Und ich hörte Charlines stotternde Stimme. Erst diese war es, die mich zurück in die Gegenwart holte. Und mit dieser öffnete sich auch meine erste Möglichkeit, mein Fenster der Rache. Ja, dieses Fenster öffnete sich und unendliche Möglichkeiten öffneten sich mir plötzlich. Ein Netzwerk von aufeinander folgenden Intriegen spinnte sich in meinem Kopf und wie die schwarze Witwe hatte ich mein Opfer klar vor Augen und war bereit es einzuspinnen in meine seidigen Fäden! Das sollte Jesroe McThorn bereuen! Oh, so verarschte mich niemand! Ich ließ mich nicht an der Nase herumführen! Der Racheplan war da, er war perfekt, und Charline spielte sich unbewusst perfekt in ihre Rolle, spielte sich in mein Spinnennetz. Es gab keine Lücken. Wieso regte ich mich eigentlich so dermaßen auf? Weil niemand, ich wiederhole, NIEMAND sich mit Eileen Pennyfeather anlegt! Wenn Eileen Pennyfeather sich für dich interessierte, dann solltest du - bei Merlins Bart, verdammt - auch gefälligst dankbar sein! Und wohl kaum daran denken mich für eine Mini-Nummer wie Charline zu ersetzen!
Ihr mangelndes Selbstbewusstsein kam mir zu gunsten, und als ich sie mit meinen Augen fand veränderte sich mein Gesicht wieder völlig. Ich war bereit zu agieren, wie es notwendig war, um diesem verdammten McThorn einen Gegenschlag zu verpassen! Vielleicht hat es ihn nie gekümmert, wie die Leute über ihn redeten, aber das würden wir ja noch sehen...
Mein Blick wurde weich, freundlich, mitleidig. Ich ließ meine Arme sinken und seufzte schwer. Hiermit versuchte ihr ihr zu sagen, das alles OK war. Es war nicht ihre Schuld, jeder konnte sich mal vertun. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie sich auf einen Durchschnittslooser eingelassen hatte. Aber ich, die heilige Saint Penny, würde sie erleuchten in ihrer Unwissenheit. Ich ließ sie noch zuende stottern. Sie war entsetzt vor angst, Rachel könne von ihrem unglaublichen Fehltritt erfahren. Ja, sie redete sich jetzt sogar selbst ein, dass es das Licht gewesen sein musste. Aber hey, Charline, das konnte doch jedem passieren. Ich legte ihr kurz eine freundschaftliche Hand auf die Schulter und versuchte alles Mitgefühl in meinen Blick einfließen zu lassen, wie ich es gerade schaffte.
Und nun musste ich auch erklären, wieso ich eben gerade so wütend und auch zuerst fassungslos drein geschaut hatte. Alles musste in sich stimmig sein, damit sie auch ja nicht darauf kam irgendwo zu zweifeln. Aber vor allem sollte sie auch, falls sie Rachel etwas irgendwann erzählte, keine offenen Interprätationslücken haben, durch die Rachel sich erschließen konnte, was ich eigentlich tat. Ich wollte meine Freundinnen nicht anlügen, aber Charline durfte sich nicht für McThorn interessieren, wenn ich ihm eins aufwischen wollte. Nein, sie musste ihn sogar nicht leiden können, sonst würde sie ihn irgendwann sehen und meinen, dass er doch irgendwie gut aussah, ganz gleich, was ich sagen mochte. Meine Hoffnung musste darin liegen, das sie mir vertraute und es ihr zu peinlich wäre Rachel nachzufragen, falls ich nun wirklich Recht hatte. Aussehen spielte in Charlines Kopf keine subjektive Rolle. Entweder Rachel erklärte ihn für so oder nicht. Und Charline würde sich nie trauen zu meinen sie würde Rachels Männergeschmack besser verstehen als ich. Wieder mangelndes Selbstbewusstsein.
"Ganz ruhig, Charline, ganz ruhig!" Versicherte ich ihr und verschränkte wieder meine Arme vor der Brust. Ich sah nachdenklich drein, als überlegte ich, wie ich sie aus diesem unmöglichen Dilemma heraushelfen könnte, "Das ist wirklich eine schwierige Situation..." Ich wollte sie noch etwas zappeln lassen, damit der Selbstzweifel tiefer würde, "Aber das geht schon" Nun war ich sicher und entschlossener, in meiner Fassaden-Rolle, "Keine Angst, ich werde dir natürlich helfen! Wozu sind Freunde da? So ein Fehltritt kann ja mal vorkommen... aber du hast recht... wir kennen ja Rachel... sie ist nicht immer die Toleranteste aller Menschen." Ich seufzte, gespielter wehmut in der Stimme, "Vielleicht..." Ich blickte Charline an, als wäge ich die Wahrscheinlichkeiten des Erfolges eines unausgesprochenen Vorschlages ab. Dann aber schüttelte ich den Kopf, als sei diese Idee schon in Gedanken gescheitert, "Oder..." Ich atmete scharf ein, als wäre es das, und lächelte dann, "Ja, das könnte klappen!"
Und nun holte ich aus um ihr einfachst möglich die 'Situation' vor Augen zu führen, "Also, mir scheint es, als seisr du wirklich vom Licht getäuscht worden sein. Er ist echt nur... durchschnitt." Ich schüttelte den Kopf missbilligend beim Gedanken an diesen 'Durchschnittskerl', "Aber das kann ja mal passieren also... weißt du was? Ich werde ihm einfach für dich absagen und ihm klar machen, dass er sich dir nie nähern soll, weil du ihn natürlich für völlig inadäquat für den Job deines Nachhilfelehrers hälst! Also, ungeeignet..." Fügte ich noch hinzu, falls der Begriff 'inadäquat' nicht klar war, "So muss Rachel von nichts erfahren! Du musst ihm dann in Zukunft nur mit Blicken unterstützend klar machen, was für ein Idiot er ist, das er denkt, dass du ihn echt ernst nehmen würdest! Ich meinte, du hast was viel besseres verdient, das weißt du, oder?!" Ich nickte überzeugt und ein ungläubiger Blick im Gesicht, als wollte ich sagen: 'Was bildet der Kerl sich auch ein, deinen Fehler so schamlos auszunutzen?!" "Also wird er dich auch nie ansprechen! Ich meine nur, wenn du die Gerüchte kennen würdest! Angeblich hat er ein Mädchen mal vor verzweiflung in der Bibliothek überfallen... Aber Gott-Sei-Dank war jemand in der Nähe, um ihn aufzuhalten! Du hättest dieses Mädchen sein können, Charline! Du bist ja noch glimpflich davon gekommen... stell's dir nur vor!"
Ich sah sie nun wahrlich besorgt an und schüttelte dabei wieder resigniert den Kopf, wie eine Mutter, die sich wirklich Sorgen gemacht hatte, weil ihr Kind erst spät nach Hause gekommen war. Dann aber sah ich wieder auf, wieder ein sehr freundliches Lächeln, "Mach dir keine Sorgen mehr, Kleines! Ich werde dir dabei helfen! Ich meine, das ist alles nur ein Missverständnis!" Nun grinste ich verschmizt, zwinkerte ihr zu und meinte, "Wir tun einfach so, als hättest du mir nie etwas gesagt und ich kümmere mich um diesen ekligen Schnösel-Streber. Du kennst mich, ich lasse mich nicht von dem Überfallen und so... ja... als wäre nie etwas passiert, so wird es sein!" Ich nickte wieder, um meine Worte zu bekräftigen, und wartete nun nur noch darauf, dass sie alles aufnahm und mir antwortete. Wie konnte sie mir dieses Angebot der ultimativen Vertuschung, damit sie ihre beste Freundin nicht 'verlor' auch nur im Traum abschlagen? Völlig unmöglich!
Oh ja, Jesroe McThorn, dich nehme ich auseinander. Stück für Stück!
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Ich schätze Penny sehr für ihre aufrichtige Freundschaft, es gab wirklich nicht viele Mädchen in Slytherin, die so nett zu einander Eillen in diesem Moment. Die meisten anderen Mädels in Slytherin sahen schlecht aus, also so schlecht, dass es schon peinlich war mit ihnen zu reden, oder sie waren komisch, seltsam… irgendwie schrullig und unheimlich. Aber Penny war eine wirklich goldwerte Freundin, wie sie mich gerade versuchte zu beruhigen, und sie hatte das Talent dazu, in so Situationen verdammt cool rüber zu kommen. Aber hierbei möchte ich Betonen, dass sie Rachel lange nicht das Wasser reichte, Penny war einfach nur Rachels (und meine) Freundschaft wert.
Wie sie sich um mein Problem kümmerte! Sie war ja so herzlich und aufopfernd! Doch als sie sich Gedanken über mein Problem machte und so hin und her überlegte, jagte mir ein Schauder nach den anderen über meinen Rücken, fast wie wenn man bei einem Arzt mit einer grässlichen Gesichtsverletzung läge und dieser darüber nachdenken würde, ob man das hässliche Hautkrankheit beseitigen kann oder nicht. Vor lauter Anspannung hielt ich sogar meinen Atem an, wie sehr zählte ich jetzt auf Eileens Köpfchen! Und sie setze es ein!
Ich atmete erleichtert aus und spürte den Brocken, der mir vom Herzen fiel. Doch der nächste Stich war Rachels Kritik. Eileen hatte ja so recht, Rachel hatte ein hohes Maas an Kriterien und wenn sie mich einfach…? Oh nein, Eileen geriet ins Wanken! Fast schon hätte ich auf einen meiner Nägel gebissen, doch dann benutze ich die Unterlippe, dies würde nicht ganz so sehr auffallen. Aber, Penny-sei-dank, hatte meine kluge Freundin auch hier einen Ausweg gefunden. Noch ein Brocken fiel mir vom Herzen. Oh, nach den ganzen Strapazen brauche ich ein Bad und Musik... Denn das alles heute war wirklich viel zu viel für mein empfindliches Gemüt.
Und je mehr Penny mir ihren Plan erläuterte (indi…indikwa was?) desto mehr weiteten sich meine Augen vor Faszination und Dankbarkeit. Denn Eileen opferte sich ja so für mich! “Pennilein! Ich bin dir vom ganzen tiefen Herzen dankbar! Oh Penny, wie kann ich das nur wieder gut machen!“ Doch zunächst sprach diese weiter und erzählte mir… etwas fürchterliches!
Ich war derartig geschockt über das, was ich da gerade hörte, dass ich meine Hand vor mein Gesicht halten musste, um meinen Mund zu verdecken, welcher durch den Schock aufgeklappt war. Er hat ein Mädchen überfallen!? nun schossen mir die Bilder von gestern durch den Kopf und ich konnte das Zittern meines Leibes nicht mehr unter Kontrolle halten, genauso wenig wie die Feuchtigkeit in meinen Augen. Oh mein Make-Up, oh!
Penny sprach voller Güte weiter und ich glaube, dass mein Herz sogar anfing zu weinen. Teilweise weil mir die Sachen von gestern einfielen, weil ich noch Glück im Unglück hatte und weil Penny so ein herzensguter Mensch war. Ihr gutmütiges Lächeln verschwamm vor meinen Augen und einige Momente später spürte ich schon den kleinen kühlen Tränenfluss, der meine Wangen in Bächen hinunter glitt.
“Ach Penny! Ich…“ Ein Schluchzen unterbrach meinen Satz “bin dir ja sooooooo dankbar!“ Und schon hatte ich mich an Penny geklammert, wie ich es letzen Abend bei Rachel getan hatte, ich konnte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle halten, die Tränen liefen ihren Weg und ich konnte nicht anders als Schluchzen und Schniefen. Doch hatte es um längen nicht die Dramatik von gestern und eine kurze Zeitspanne spätter, hatte ich mich schon von Eileen gelöst, immer noch schluchzend. “Tut… tut mir leid Penny….“
Ich musste schlimm aussehen! Mein Kajalstift und meine Wimperntusche waren ja Wasserfest, aber nicht mein Lidschatten. Schon wühlte ich in meiner kleinen Handtasche panisch herum, auf der Suche nach einem Taschentuch. Ich fand ein besticktes mit meinen Initialen, die Tränenbäche waren beseitigt, nun tupfte ich Vorsichtig die Ränder meiner Augen ab. “Du bist so gütig Penny…“ Ein Schniefen. “Ich bin so froh dich…“ Ein schwaches Schluchzen. “Als Freundin zu haben. Wirklich!“ Etwas verschämt sah ich zu Penny hoch, denn eigentlich war es nicht gerade angesagt, mit einem verheulten Gesicht jemanden anzusehen, aber das, was ich ihr jetzt sagen wollte, musste ich ihr, verstärkt durch meinen Blickkontakt, mitteilen. Ein mehr als seltener Schleier der Ernsthaftigkeit legte sich wie eine falsche Maske auf mein verweintes Gesicht, es musste etwas vom Widerspruch tragen. “Zeig es diesem Möchtegern-Casanova!“
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Es war ein unglaubliches Gefühl so dermaßen viel Mist zu erzählen, ohne dass der Zuhörer an der Wahrheit der Worte zweifelte. Es hatte etwas geradezu befriedigendes, bestätigendes. Vielleicht war es nicht eine all zu große Leistung, weil es Charline war, der ich hier teilweise einen Bären auf bund, aber es war immerhin schoneinmal etwas. Sie hing an jedem meiner Worte, als wäre ihr Leben davon abhängig, war das absolut perfekte Publikum. Sie hielt den Atem an, wenn es auch notwendig war, sah erschrocken drein, als der richtige Moment kam und sie... ja, sie schien geradezu mitgerissen von der Geschichte des überfallenen Mädchens. Natürlich ähnelte nur diese in den absoluten Grundzügen der Wahrheit. Ja, ich hatte ihn in der Bibliothek getroffen und ja, er hatte gewisse Annäherungsversuche gestartet. Aber natürlich auch nur, weil ich das eingeleitet hatte, weil ich es gewollt hatte. Man konnte also schlecht von Überfallen reden. Aber, hey, vielleicht war das meine Interprätation der Situation, konnte mir schließlich niemand nachweisen. Was aber definitiv so nicht stimmte war, dass jemand zur Stelle gewesen war. Als ob ich jemanden brauchte, der mir in einer solchen Situation half! Ich war durch und durch im Stande einem Jungen eine Ohrfeige zu verpassen, wenn es notwendig war. Aber ganz so schlimm war das alles ja nicht gewesen. Außerdem, oh, hatte ich das kleinste Detail bei meiner Erzählung an Charline sowieso vergessen: Ich hatte natürlich mich selbst gemeint. Aber lieber sollte sie nur so wenig wissen, wie notwendig.
Ihre Dankeshymnen wurden von mir mit einem Lächeln empfangen. Was könnte sie nur tun, um mir das alles zu danken. Ich schüttelte nur den Kopf, als wolle ich sagen, dass das doch alles nichts sei. Ich war noch voller Kontrolle. Aber als sie dann bei meiner eben schon erwähnten Erzählung anfing völlig überemotional zu reagieren wusste ich nicht so recht, was mehr los war. Es hatte natürlich mitreissend sein sollen, aber so? Sie zitterte ja fast am ganzen Körper und ich konnte förmlich in Zeitlupe beobachten, wie ihre Augen zu glänzen begannen, dann langsam rötlich wurden, bis die Tränen über ihre Wangen liefen, als hätte sie ein ganz neues Parfumfläschchen auf den Boden fallen lassen, gerade, als sie es das erste mal aus der Packung hob. Und bevor ich überhaupt wusste was los war, hatte sie ein völlig verzweifeltes "Ach Penny..." außgestoßen und war mir um den Hals gefallen. Für eine Sekunde wusste ich nichteinmal, was passiert war. Ich war überrumpelt von dieser plötzlichen Emotionalität, die sie mir so offenkundig zeigte. Ich glaubte gar, dass sei das erste Mal gerade, wo sie mich so herzlich umarmt hatte, wenn auch nur kurz. Ich klopfte ihr unbeholfen auf den Rücken, bevor sie sich schon wieder gelößt hatte, und sah sie nun mit einem entschuldigenden Ausdruck an.
"Was ist denn los, Charline? Du bist so... aufgewühlt... es ist doch nichts passiert, mit dir, also ist es doch nicht so schlimm..." Meinte ich nur und winkte ihre Entschuldigung ab. Ich wusste nur nicht, wie es sein konnte, dass meine Erzählung sie emotional so stark übermannen würde. Und wie sie geweint hatte. Aber das hatte sie nun hastig eingestellt. Faszinierend, wie gut ihr Make-Up gehalten hatte. Dennoch griff sie in ihre Taschen und hohlte diverse Schminkutensilien heraus. Das Charline-Survival-Kit, natürlich. Sie würde wohl ohne es keine zwei Meter aus dem Schlafsaal raus. Sie begann zu tupfen und tun, aber die rote Schwellung um ihre Augen herum würde nicht so schnell verschwinden. Irgendwie war ich nun leicht beklemmt und besorgt. Was war da gerade passiert? Irgendwo war ich froh, dass Charline gerade für eine Sekunde unheimlich offen zu mir gewesen war. Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Aber auf der anderen Seite... was hatte sie gerade so erschüttert? Hatte sie so viel Angst vor meiner halb erfundenen Jesroe-Geschichte? Es hatte sie natürlich abschrecken sollen, aber es kam mir vor, als hätte ich sie eher traumatisiert. Aber ersteinmal hatte sie die ganze Geschichte geschluckt... Ich konnte nur dieses schuldige Gefühl plötzlich nicht mehr abschütteln, das ich hatte. Weinen sollte sie ja nicht gleich, selbst wenn ich sie nicht immer mit größter Achtung betrachtete. Sie war trotzdem eine Freundin. Eine gute Freundin.
Jetzt hieß es, ich sei so gütig, und sie sei froh, mich als Freundin zu haben. Autsch, wieder ein leichter Stich in die Magengrube. Ich lächelte schwach, wieder abschüttelnd. Das alles war natürlich richtig so. Und ich wurde erst sicherer, als sie eine ernste Miene aufsetzte und meinte, dass ich diesen Möchtegern-Casanova fertig machen solle. Das war es! Dieses Ziel hatte ich eben kurz außer Augen verloren, bei Charlines Ausbruch. Aber ich hatte es nun wieder stur im Kopf.
"Du musst dich etwas aufmotzen, oder? Vielleicht eine Dusche, oder besser, ein beruhigendes Bad, dann ist das alles sicherlich wieder vergessen! Alles OK?!" Ich musterte sie nun etwas aus dem Augenwinkel, wollte sie nicht direkt besorgt anstarren. Aber meine leichte Unsicherheit wegen ihres komischen Gemütszustandes schimmerte vermutlich durch. Nicht unbedingt schlecht. Ich musste es als Teil meines Plan sowieso nicht verstecken. Ich wandte mich ihr nun richtig zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und nickte fragend richtung Gang.
"Ich begleite dich auch." Meinte ich, noch immer dieser 'Alles-in-Ordnung?'-Ton in meiner Stimme.
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Ich hatte mir heute Morgen wirklich viel Zeit genommen, um mich fertig zu machen, doch jetzt war alles wieder kaputt. Genauso wie meine Freude von vorhin. Gerade noch in der Bibliothek wollte ich tanzen und singen aber jetzt war mir nur noch kalt und ich musste mich mit meinen Tränen zurückhalten. Penny war zwar da für mich, aber ich wollte ihr nicht ein tränenreiches Drama abliefern und außerdem konnte ich doch ihre Kleidung nicht voll heulen.
Doch die Sache von gestern Abend drängte sich in mein Gedächtnis und die teuflische Fratze von diesem Neuen flackerte vor meinem innerlichen Auge auf. Vereinzelte Tränen jedoch, konnte ich am entrinnen nicht hindern. Wenn dieser Jesroe nun auch so ein Übeltäter war? Und ich dachte schon, an seiner Seite könnte ich sicher sein, ich habe das wirklich geglaubt.
Penny stand mir bei wie eine richtige Freundin und in diesem Augenblick war ich so glücklich darüber. Auch ohne Rachel an meiner Seite, war ich gar nicht so allein, dennoch bevorzugte ich es, neben Rachel her zu laufen. Sie wusste immer, wo lang es ging, sie wusste immer, wie man sich zu Verhalten hatte, sie konnte sich zur Wehr setzen und neben ihr fühlte ich mich nicht so hilflos. Aber mir war ja Klar, dass sie auch manchmal Zeit für sich brauchte, vor allem, wenn sie sich eben einen neuen Kerl suchte. Darum brauchte ich auch einen, denn Rachel hatte schon so viele, und ich?
Aber woher sollte ich wissen, dass mich nicht der nächste Typ wieder überfallen könnte? Eileens Vorschlag von einem warmen Bad war wirklich nicht schlecht, nein, es war brillant. Ein Bad würde mir jetzt echt gut tun, als nickte ich nur bestätigend. Ich konnte in diesem Moment nichts sagen, sonst würde ich womöglich schon wieder anfangen zu weinen.
Auf die Frage allerdings, ob alles okay war, gab ich nichts zur Antwort, weder durch Gestik noch durch Worte. Es war ja gar nicht alles okay. Aber was sollte ich Eileen erzählen? Sollte ich ihr sagen, was vorgefallen war? Was würde sie dann von mir denken? Oder war ich wirklich einfach nur feige gewesen? Aber er war so brutal…
“Danke…“ meine Stimme klang schwächlich und das zittern war nun ganz klar vernehmbar. Ich wollte die Gänge auch gar nicht alleine entlanglaufen, ich hatte nun wieder viel zu sehr Angst. Oh, ich wünschte mir Rachel herbei, sie würde diesem Neuen zeigen wo es… würde sie das? Sie hatte sich doch vorhin mit ihm geküsst und außerdem fragte sie ich doch, ob ich mit ihm mitgehe und…
Mein Kopf begann wie verrückt zu pochen, bei all den Gedanken, bei diesen Problemen. Meine größten Probleme waren bisher die richtige Auswahl der Kleidung und die Kosmetikartikel, aber nicht so was. Wie vorhin die Sache mit Jesroe, so wollte ich den Vorfall von gestern loswerden, ich wollte ihn sogar Penny erzählen, aber ich wusste nicht wie, ich wusste nicht, was sie über mich denken würde. Außerdem hatte ich es ja Rachel erzählt, dass sollte genügen und dennoch lag es mir schwer im Magen.
“Du solltest dich vor diesem… Neuen… in acht nehmen…“ Dieser Satz kam zwar aus meinem Mund, aber mir kam es vor, als hätte dies ein anderer Mensch gesagt, auch meine Stimme hörte ich nur noch gedämpft und leise, vielleicht sprach ich ja sogar in dieser Tonlage, ich wusste es nicht, da mich das pochen im Kopf fast gänzlich betörte. “Wirklich Penny, pass vor ihm auf!“ Doch dieser Satz, denn ich nun mit einer klaren Stimme sprach, kam von mir. Ich sah Eileen bittend an, ihr sollte nicht das zustoßen, was mir passiert war. Auch wenn ich nicht glaubte, dass diese Penny es zu was kommen lassen würde. Diese Penny war stark, cool und clever aber ich versuchte vielleicht durch diesen Satz auch ein Teil des Unwohlseins zu beseitigen, welches mich seit Gestern ständig begleitete.
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Charline empfing meine Nachrichten genau so, wie auch beabsichtigt, nur hatte ich den schon zuvor erwähnten Gewissensbiss in meiner gloreichen Planung am Anfang nicht mit eingerechnet. Er meldete sich deutlich und ich konnte nur sicher gehen, dass ich nicht aufflog, weil Charline völlig eingenommen war von meiner Frage, ob sie wirklich in Ordnung sei. Denn das war sie, wie ich sah, eindeutig nicht. Zuerst wirkte sie einfach nur überfordert mit der Frage und sprach einfach nur ihren Dank aus. Ich lächelte hierbei schwach und winkte, zum tausendsten Mal, wie es mir schien, ab. Jetzt nicht nur, weil es zu meiner Fassade gehörte, sondern auch, weil ich ihren Dank schlicht und ergreifend kein Bisschen verdiente. Wenn ich es nicht besser wüsste, so würde ich gar behaupten, dass Charline mich zu gut kannte, und versuchte die Wahrheit mit der 'Gewissensbisse-Tour' aus mir heraus zu würgen. Aber, wie gesagt, ich weiß es besser. Sie ist nicht so gerissen. Das war meine zweite Sicherheit. Sie vertraute dem Wort mehr, als offensichtlichen, körpersprachlichen Zeichen, dass mir unwohl war. ich versuchte sie best möglich zu verstecken, doch sicher hätten sowohl mein Bruder, als auch Rachel gemerkt, dass hier etwas mehr als nur faul stank.
Ich war eigentlich Momentan, genau so wie Charline, völlig mit meinem eigenen Verbergen der Gefühle beschäftigt, dass ihr wackeliger, schwächlicher Tonfall mir nicht ganz bewusst war. Hätte ich darüber nachgedacht, dann wäre mir wohl klar gewesen, dass es unmöglich alleine meine Erzählung gewesen sein konnte, die solche emotionale Nachwirkungen zeigte. Es kam mir vor, wie der erste Moment, an dem Charline wählte wirklich mit mir zu sprechen. Nicht durch Rachel zuerst gefiltert, aber direkt an meine Person. Und es war überraschend. Ich hatte das nicht erwartet, besonders, weil ich es war, die gerade falsch war, und sie viel mehr die Ehrlichere. Ich hatte sie mir gegenüber noch nie ernsthaft ehrlich gesehen. So glaubte ich zumindest nun. Und ihre mahnenden Worte, die sie ausstieß waren es, die mich darauf aufmerksam gemacht hatten. Vielleicht wäre es mir nicht aufgefallen, hätte ich nicht diesen Kontrakstaugenblick zu ihrer üblichen Art. Der Kontrast zwischen diesem Moment und allem vorher, wie ich sie kannte, ließ mich das ausmaß ihrer Naivität und Angst erst wirklich erkennen.
Ich hatte geglaubt, dass sie wirklich alles getan hätte, um genau wie Rachel zu sein. Und doch waren zweifel dort, überall, die mir nun erst richtig auffielen, die sich in ihr breit zu machen schienen. Zweifel, die wohl niemand wirklich für möglich gehalten hatte. Vielleicht nichteinmal Rachel selbst. Vielleicht waren es auch diese, die mich nun Charline alleine sehen ließen. Wusste Rachel von dieser Unsicherheit, die sich mir gerade zum ersten mal so offenbarte, wie sie wirklich war? Oder war dieser gesamte Moment gar eine Einbildung? Aber plötzlich dachte ich erst an diese ganzen kleinen Zeichen, die sich eingeschlichen hatten, in unserem Wortwechsel an diesem Morgen. Ihre zittrige Stimme, ihre geradezu übertriebenen Emotionen, die ausbrachen, als hätte ich eine frische Wunde aufgeschürt. Konnte es diese einfache Begegnung mit Jesroe schon gewesen sein? Ich glaubte irgendwie nicht, dass Charline seine Person an diesem einen Morgen hätte so erfassen können, dass die ganze Sache sie so dermaßen stören konnte. Tatsächlich hätte sie soetwas wahrscheinlich im normalen Falle einfach schockiert bestaunt und wäre erleichtert davongestürmt, nachdem ich ihr meine Hilfe angeboten hatte. Aber nun stand sie noch immer vor mir, trotz meiner offensichtlichen Einladung, sie nun von meiner Gegenwart zu entlasten, damit sie ein Bad nehmen könnte.
Sie stand und sagte plötzlich fester, als ich es von ihr gewohnt war, mit einer zuvor ungesehenen Sorge für... für mich? Dieser bittende Blick, als sie endlich preis gab, was sich scheinbar die ganze Zeit in ihrem Kopf befunden hatte: Der neue, der Kerl, vom Vorabend. Sie würde mir nun sagen, was passiert war. Und es war auch nun, dass mir klar war, dass es das gewesen war, was sie scheinbar erschüttert hatte. Dieser Kerl, der gestern so dreist gewesen war, Rachel herausgefordert hatte. Was war geschehen? Aber Charline sagte schon nur mit ihrem Körper, ihrer Haltung und allen anderen äußeren Zeichen, dass es scheinbar nichts gutes gewesen war. Aber die Details konnte ich leider nicht ablesen. Ich müsste sie mir erfragen. Sie bestand flehend darauf, dass ich mich in Acht nehmen sollte. Wirklich in Acht. Es war doch wohl mein universales Recht zu erfahren, warum sie dies von mir verlangte.
"Was genau ist gestern noch passiert?!" forderte ich nun in einem herrschenden Ton, als ich wieder die Arme vor der Brust verschränkte und meine Füße in Schulternbreite von einander entfernt auf den Boden pflanzte, dem einen mehr Gewicht gebend. Ich war fest wie ein Fels und sah sie auch so an. Manchmal war es notwendig den Ton anzugeben, damit man auch schnell an die Informationen kam, die man brauchte.
"Ich wundere mich schon die ganze Zeit..." Eine halbe Lüge, "Wieso dich diese Geschichte über McThorn so... mitgenommen hat. Du hast ja praktisch an ganzen Leib gezittert. Steckt hier mehr hinter als nur die Angst Rachel zu verlieren?" Ich hob eine Augenbraue und musterte sie hierbei mit meinen Augen so durchdringlich.
Gehe nach: Butterbier und Lästerei
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Hätte Rachel mich in so einem befehlerischen Tonfall nach dem Vorfall von gestern Abend gefragt, hätte ich ihr ohne zu zögern Bericht erstattet. Es wäre alles aus mir rausgesprudelt wie aus einer Mineralwasserflasche, doch als mich Eileen so ansah, konnte ich nichts anderes machen als mir auf die Unterlippe zu beißen und die interessanteste Stelle auf dem Fußboden zu suchen… Naja, ich entschied mich doch für das anvisieren von Pennys Schuhen. Die sahen wirklich nicht schlecht aus! Ich sollte sie gleich mal fragen, wo sie diese gekauft hat, wenn ich es nicht vergessen würde…
“Hmm… ja….“ Eigentlich wollte ich es ihr auch erzählen, aber ich hatte auch Angst. Oder so was ähnliches… es war jedenfalls ein ungutes Gefühl und mir kam es so vor, dass ich gleich kotz… oh nein, ich möchte dieses Wort nicht einmal erwähnen, so was ist nun wirklich viel zu abstoßend für ein Mädchen wie mich. Genauso abstoßend wie der Vorfall mit dem Neuen… Erneut hetze ein Schauder über meinen Rücken und ich wünschte mir einfach nur ein schönes warmes Schaumbad, ich kam mir so dreckig vor.
Langsam arbeitete sich mein Blick vor. Ich versuchte Eileens Blick stand zu halten, aber ich konnte das nicht mal für zwei Sekunden aushalten, also sah ich zum Fenster hinüber. Ich schluckte noch einmal, um den Klos los zu werden, doch vergebens. Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Jetzt musste ich Eileen komisch erscheinen, aber was sollte ich machen? Es war wirklich seltsam, Eileen alleine gegenüber zu stehen, ich fühlte mich so unbeholfen, ich glaube ich hatte schon lange kein Gespräch mehr unter zwei Augen mit einer anderen Person als Rachel (Eltern und Angestellte zählen hier nicht).
Im nächsten Moment verschränkte ich die Arme vor meiner Brust, doch dies empfand ich als unbequem, und so kreuzte ich sie hinter meinem Rücken, aber das war ja noch viel unbequemer… also hielt ich sie wieder vor meiner Brust, doch diesmal faltete ich meine Hände zusammen, doch im nächsten Moment spielten meine Finger miteinander, indem die beiden Zeigefinger mit den Fingerspitzen einander stießen.
Nachdem ich diese Choreographie, vom wilden Armeschwenken bis hin zum galanten Fingertanz, an den Tag gelegt hatte, folgte eine Komposition einer unsicheren Druckserei. “Ja…gestern… der Neue…ich wollte gar nicht… also, Rachel hat mich auch keineswegs gezwungen oder so, aber ich… nein, also ich war doch freiwillig mit… aber…“ Vorsichtig geleiteten meine Blicke zu Eileen hinüber um zu sehen, was sie von dieser Darbietung hielt, sicherlich nicht viel, ich hatte nämlich jedes Wort, nachdem ich es ausgesprochen hatte, auch schon wieder vergessen. In etwa so, wie wenn man versucht im Unterricht sich eine Antwort zusammen zu basteln zu einer Frage, die man nicht verstanden hatte, da man gedanklich mit viel wichtigeren Sachen beschäftigt war.
Ich atmete noch einmalt Tief Luft ein und vielleicht hätte ich dies auch bleiben lassen, denn mir war nun wirklich übel. “Er ist mir gestern näher gekommen als mir eigentlich lieb war…“ Ich konnte kaum fassen, dass ich Eileen beim erzählen dieses Vorfalls, welchen ich auf eine, wie ich finde, faszinierende Weise umschrieb, starr in die Augen blickte, ohne mich dabei an meinen Tränen zu verschlucken, welche im ersten Moment sich ganz manierlich zurückhielten.
Wie Wellen schlugen nun die Nachwirkungen ein und ich presste meine Lippen zusammen und starrte wieder auf den Boden. Alles was ich wollte war weg von diesem Flur, wo ich mich so angreifbar fühlte, ich wollte ein warmes Bad…
Doch was darauf folgte, war seltsamer als alles, was ich je zuvor getan hatte. Ich hatte nur wenige Male was Seltsames getan, wie ich fand. Einmal hatte ich diesen blöden Hut auf... aber da war ich im zweiten Jahr, da konnte man wirklich am Geschmacksverirrung leiden… und einmal... ich glaube das war im vierten Jahr, da trug ich im Sommer tatsächlich ein und dasselbe Kleid zweimal hintereinander. Ich hatte mich in das Kleid wirklich so blind verliebt, dass ich es am Tag darauf immer noch tragen wollte. Im Nachhinein war mir dieses handeln sehr peinlich und ich schämte mich so sehr dafür, dass ich noch am Nachmittag schnell die Kleidung wechselte (das noch zwischen dem Unterrichtswechsel).
Nun wandte ich Eileen den Rücken zu, indem ich mich einige Schritte von ihr entfernte. Ich wollte nicht, dass sie mein Gesicht sah. Und irgendwie wollte ich sogar… alleine sein. Ich verstand mich im Moment des Handelns selber nicht, es war, als wäre nicht ich diejenige, die so handelte, sondern irgendwer anders, es war, als würde ich das alles nur passiv miterleben.
“I…ich…“ musste erst einmal mein Stottern unter Kontrolle bringen, aber als ich mit meinen Worten fortfuhr merkte ich, dass ich das nicht so sehr auf die Reihe bekam. “wi…ill erst…mal…ei…ein bad nehmen“ die beiden letzen Worte peitschte ich hinaus. Sie kamen so schnell aus meinem Munde, als würde es sich bei den beiden Wörtern „bad“ und „nehmen“ um ein einziges handeln.
Die Arme hielt ich nun vor meinem Magen verschenkt, die Übelkeit schaffte kalten Schweiß auf meiner Haut. Nun sah ich doch wieder in Pennys Richtung, ich hätte es nie geschafft, einfach so davon zu Schreiten. Ich weiß nicht einmal, warum ich ihr den Rücken gekehrt habe… “Jedenfalls solltest du dich vor ihn in acht nehmen…“ Kurz darauf blickte ich den Gang hinauf, mein Weg der mich zum Bad führen würde. “und ich suche erstmal das Bad auf…“ Mein Blick verfing sich wieder bei meiner Freundin. Ja, sie war wirklich ein Mensch, denn ich als Freund bezeichnen konnte… sie würde sich auch um diesen fürchterlichen McThorn kümmern, der mir auch nur ungutes wollte. “Danke nochmals für alles Penny, is’ echt süß von dir… Ich suche dann mal das Bad auf, finde den Weg wohl schon allein“ meine Stimme hatte eine denkwürdige Milde angenommen, wie auch meine Augen, wobei alles so unecht wirkte.
Ich wollte schon dem Pfad zu Bad folgen, ehe ich stehen blieb und wieder zu Eileen blickte. Mir wäre es echt lieber, wenn sie mich die wenigen Schritte noch begleiten könnte, aber ich unterließ es, sie jetzt doch danach zu bitten. “Du behältst das doch für dich, ja? Wir könn’ ja noch mal in ruhe drüber reden, kay?“ nun nahm meine Stimme wieder den typischen fragenden, leicht kindlichen, Tonfall ein.
Gehe nach: Glitzer-Zunder-Lichterball
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