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Komme von: Endlich wieder "zuhause"
Wie sehr ich doch erleichtert war, als ich am gestrigen Abend den Schlafsaal der Mädchen erreichte. Arne hatte mir keine deutliche Antwort gegeben, doch ich hoffte insgeheim, dass er mich doch gehört hatte. Was war nur los mit diesem eingebildeten Typen, der glaubte immer der Klügste und Beste zu sein, obwohl er es gar nicht war?? Schon oft hatte ich mich in den vergangenen Jahren bemüht Rafael zu ignorieren, eigentlich genau das zu befolgen, was Maya mir vorgeschlagen hatte, doch es hatte immer wieder eine Situation gegeben, wo er mich so aus der Fassung gebracht hatte, dass ich ihm am liebsten an die Kehle gesprungen wäre. Nun ja...ich hatte mir zumindestens immer gedacht, dass wir beim Streiten eine bestimmte Grenze nicht überschreiten würden. Die Grenze, die alle unsere heftigen Meinungsaustäusche dann doch zu persönlich werden ließ. Die des Quidditch. Rafael wusste genauso wie ich, dass wir beide in diesem Sport aufgingen, uns beide darin wieder funden und es für uns kein besseres Gefühl gab, als uns bei diesem Sport all unsere Aggressionen abzubauen. Und noch etwas wussten wir. Wir waren gut. Wir waren WIRKLICh gut.
Auch er hatte schon lange gespielt, genauso wie ich und obwohl wir uns immer gefetzt hatten, war es auf dem Quidditchfeld noch nie vorgekommen, dass wir den Forderungen unseres Kapitäns nicht Folge geleistet hätten, oder unser Spiel durch Streitereien beeinflusst wurde.
Genau aus diesem Grund war das Kommentar vom gestrigen Abend so ein tiefer Schlag gewesen. Er hatte es gewusst und es dennoch ausgesprochen. Das war eindeutig einer meiner Wunden Punkte, auch wenn ich nicht viele davon hatte und definitiv viel einstecken konnte. Ich hatte mich immer schon beweisen wollen, da ich auch das einzige Mädchen in meiner Familie war und sehr jungenhaft erzogen wurde. Gerade deshalb ging mir die Kritik an meinem Stolz dermaßen an die Nieren.
Ich hatte es wirklich nicht glauben können. Auch wenn ich Rafael danach am liebsten den Kopf abgerissen hätte, war ich dennoch sprachlos, dass er es gewagt hatte unsere Grenze zu überschreiten.
Langsam war ich nach dem "Gespräch" mit Arne, der anscheinend Sam noch immer nicht ganz aus seinem Kopf bekommen hatte, was ein Aufschrei, bei dem ich kurz meinen Kopf zu ihm umgedreht hatte, bewiesen hatte, in den Schlafraum hinaufgestapft.
Dort fand ich Sam vor, die anscheinend auch hierher geflüchtet war. Ein Versammlungsort von Flüchtlingen, die von der Dummheit oder Gemeinheit der Männer Gryffindors, für diesen Abend definitiv genug hatten.
Ich setzte mich kurzerhand auf mein Bett, zog mich um, ging mir noch schnell die Zähne putzen, ehe ich mich auch schon unter meine Decke flüchtete und hoffte bald einschlafen zu können. Was natürlich nicht der Fall war. Stundenlang lag ich noch mit offenen Augen in meinem Bett und starrte die Decke meines Himmelbettes an, ehe ich in einen leichten Schlummerschlaf fiel. Gott sei Dank hatte ich diesen Morgen keinen Unterricht.
Ich stand schon relativ früh auf und stellte mich lange unter eine warme Dusche. Das Wasser, das auf meinen Rücken nieder prasselte konnte zwar die Erinnerungen an den vergangenen Abend nicht wegwaschen, war jedoch einmal ein guter Anfang.
Nachdem ich mich fertig gewaschen hatte und auch meine Haare wieder in Form waren, schlenderte ich ins Zimmer, wo Sam noch immer schlief. Ich begann mich langsam anzuziehen und war froh, dass ich meine Kravatte mir nur lose um den Hals hängen konnte und nicht wie zugeschnürt dem Unterricht fröhnen musste. Meine Bluse war ebenfalls nicht bis oben zugeknöpft, da mir mein Pullover genug Wärme spendete. Ich nahm meinen Umhang in eine Hand und ein Buch über Quidditch, das ich zu meinem sechsten Jahr bekommen hatte.
Nun war auch schon Sam aufgestanden und sah mich mit verschlafenen Augen an. Wie auch ich, war Sam nicht gerade ein Morgenmensch, obwohl ich an diesem Morgen gegenteilig unterwegs war.
"Morgen!", grüßte sie mich, mit einer etwas mürrischen Stimme, die unter uns normal war, wenn der andere gerade aufgewacht war und am liebsten noch bis zu den Sommerferien weiter geschlafen hätte.
"Na, wie gehts?", war der zweite Satz, den Sam loswurde.
Ich saß gerade auf meinem Bett und zog mir meine Converse an, die ich zum Leidwesen unsere Hauslehrerin nur zu gerne trug. Als auch die zweite Masche saß blickte ich Sam an, die mich nun schon zu gut kannte und der ich auch nie etwas vormachte.
Ich warf mir meinen Umhang lässig über die SChultern, nahm mein Buch in die Hand und ging zur Türe, die ich schon einmal einen Spalt öffnete. "Momentan noch etwas beschissen, aber ich sage dir, nach dem Quidditchtraining sicherlich wieder viel besser!" Ich zwinkerte meiner Mitspielerin zu und ließ die Türe hinter mir etwas mehr zufallen. Ehe ich noch den Stiegenanfang erreicht hatte, ging ich noch einmal zurück. "Hey ich warte im Gemeinschaftsraum auch dich, also gib mal etwas Gas, damit ich nicht bis übermorgen warten muss!", ich lachte sie schelmisch an und trat nun endgültig meinen Weg in den Gemeinschaftsraum an.
Dort unten angekommen machte ich es mir mit meinem Buch vor dem Kamin auf einer Couch bequem. ICh sah zuerst etwas ins Feuer, begann dann aber doch zu lesen. Ein Hauself brachte mir einen Tee und Kekse zum Frühstück, wobei ich nur das Heißgetränk anrührte. Lady Grey Tea, mein Lieblingstee, wie sehr ich diese kleinen Geschöpfe doch mochte.
In Gedanken und meinem Buch versunken saß ich nun da und wartete auf meine Freundin, die, so hoffte ich, nicht Stunden im Bad zubringen würde.
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Komme von: Die Ruhe nach dem Sturm
Kyra war immer Ehrlich und sprach was ihr auf der Leber lag, somit war ich über ihr „beschissenes“ Wohlbefinden gar nicht verwundert, denn das, was ich gestern beiläufig mitbekommen hatte, dieser Streit zwischen ihr und Rafael, konnte nur zu einem schlechten Morgen führen, konnte, denn bei den beiden war ich mir ehrlich gesagt gar nicht mehr so sicher. Hassten sie sich wirklich so sehr, wie sie es immer zeigten?
Immerhin freute sie sich auf das Quiddichtrraining. Das Training, ich hoffe Arne würde sich zusammenreisen, denn die Show von gestern war wirklich unter aller Sau. Doch eigentlich habe ich überreagiert… Ach Scheiß drauf! ich wollte nicht meine ganzen Gedanken am gestrigen Abend vergeuden.
Mit einem Buch untern Arm und einem kecken zwinkern wollte Kyra das Zimmer verlassen, ehe sie sich mir noch einmal zuwandte. "Hey ich warte im Gemeinschaftsraum auf dich, also gib mal etwas Gas, damit ich nicht bis übermorgen warten muss!", das war ein typischer Satz für Kyra und obwohl ich noch hundemüde war, entgegnete ich ihr mit einem grinsen „Heiße ich etwa Margret Stone?“. Ich kannte dieses Mädchen nicht allzu gut, doch wusste ich, außer das sie eine Hufflepuff war, dass sie verdammt auf ihr Aussehen aufpasste. Manchmal kam es mir vor, dass sie jeden einzelnen Schritt vorher koordinierte, damit sich durch diesen nicht zu viele Falten auf ihrer Kleidung bildeten und sie dabei trotzdem galant daher schreitet. Es war wirklich schlimm, was für Mädels es gab, doch die schlimmste unter ihnen war wohl Rachel MacLean, die Slytherin Schlampe. Das was sie tat, war einfach nur mit dem Tun eines Freudenmädchens zu vergleichen, auch wenn nicht ganz.
Doch ich sollte mich jetzt wirklich bewegen, wenn ich Kyra nicht bis übermorgen warten lassen wollte. Nachdem ich mit allen fertig war, verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Denselben Weg hatte auch Arne gestern eingeschlagen, als er meinen Koffer hoch gehievt hatte, alsdann er im springenden Lauf wieder hinunter kam. Ich schüttelte meinen Kopf, als wollte ich diese Erinnerungen abwerfen, warum dachte ich gerade an so was beklopptes? Das war Töricht, Nichts sagend und dazu noch beinhalteten diese Erinnerungen Cadness, hauptsächlich Cadness, Cadness den Idioten.
Das Flammenspiel im Kamin tanzte zu einer nicht hörbaren Melodie. Am Tage erschien das Feuer einem blass und unwichtig, wohingegen es in der Nacht mit aller Schönheit leuchtete. Es war schon seltsam, was zwei Kontraste ausmachten, Dunkelheit und Licht, zwei Gegensätzlichkeiten, die Miteinander das schönste Paar bildeten.
Vor dem Feuer hatte es sich Kyra gemütlich gemacht und war in einer Lektüre vertieft, dessen Titel ich nicht kannte. Ich stütze mich mit meinen Armen gegen die Lehne ihrer Couch und sah in ihr Buch. Immer noch hatte ich keine Ahnung, wessen Werk sie in den Händen hielt, doch wenn ich ehrlich war, interessierte mich das auch gar nicht.
“Ein Handbuch über den Umgang mit Idioten?“ eigentlich war ich nicht eine Person, welche gerne dumme Sprüche von sich gab, doch diesen äußerst schwachsinnigen Satz konnte ich nicht für mich behalten. Ich spielte damit ihre Freundschaft mit Arne ab, aber auch ihre ständigen Streitereien mit Rafael. Wie sie es interpretierte, blieb einzig und allein ihr überlassen.
Ich wollte nicht länger hinter Kyras Rücken stehen und so nahm ich platz auf dem Sofa ihr Gegenüber, wobei ich beim vorbeigehen einige nach einigen Keksen griff.
“Du hattest dich wieder mit Rafael in den Haaren, hm?“ Der Zwist zwischen den Beiden nahm mal größere und mal kleinere Ausmaße an. Meistens war es ein Wortgefecht, in dem sie sich Gegenseitig eins auswischen wollten. Zugegeben, Rafael hatte barsche Worte verdient, und wie. Er war einer der Typen, welcher, neben Matthew de Winther, zu den 1A Arschlöchern gehörte. Er war auch so ein Frauensammler und ich konnte es nicht verstehen, wie einige Schülerinnen in sein Netz aus Lügen reinfallen konnten. Es musste wohl sein Äußeres sein, was sie zu seinen Marionetten machte. Er mochte gut gebaut sein, doch seine Fratze, welche ich nicht sonderlich attraktiv fand, würde ich ihm am liebsten mit einigen hieben demolieren. Aber immerhin hielt er mir gegenüber Distanz, was bei Kyra genau umgekehrt war. Und das war es, was mich schon seit geraumer Zeit nervte. Konnte sie ihm nicht einfach aus dem Weg gehen, oder einfach ignorieren, anstatt die Walküre zu spielen und Angriffslustig im Gegenüber zu stehen. Sie forderte ihn doch somit nur mehr heraus, gescheit war das nicht gerade. Vielleicht würde sie selber darauf kommen, dass Ignoranz die beste Art der Rache war, doch vielleicht musste es ihr jemand sagen. Himmel! So blöd bist du doch gar nicht Kyra!
Ich knabberte ein wenig an einem der Kekse herum, sie schmeckten wirklich gut. Ich hatte gestern Abend seit der Ankunft nichts zu mir genommen, und die Strapazen von gestern sowie der Ärger hatten einen richtigen Hunger in mir hervorgerufen.
“Typen wie ihn sollte man wie Luft behandeln“ Ich sagte dies nicht, um Kyra zu belehren, sondern einfach meine Einstellung gegenüber diesem Schmantkopf.
“Hat er wieder Scheiße gelabert?“ Das wäre ja nicht das erste Mal, doch trotzdem war ich gespannt, was Kyra mir zu erzählen hatte. Ich hatte nicht oft das Vergnügen, so mit ihr zu reden. Denn sonst war sie immer mit Arne zusammen, oder wir trafen uns auf dem Spielfeld, wo ich kaum Zeit fand für private Angelegenheiten.
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Ich hatte erst wenige Seiten überblättert und mir einige Bilder angesehen, die die verschiedensten Flugmanöver zeigten, die wirklich nicht für Anfänger dieses Sports geeignet waren. Wie froh war ich gewesen, als ich meinen ersten Besen bekommen hatte und in die Lüfte abheben konnte, auch wenn mein Vater anfangs ziemlich dagegen gewesen war. Oft hatte er geschimpft, weil er meinte, dass ich doch lieber "mädchenhaft" sein sollte, weil ich doch die einzige Tochter der Familie Highsmith war und er anscheinend ein kleines Püppchen haben wollte. Dennoch war aber immer der Erfolgsdruck zu spüren gewesen, der stets auf meinen Brüdern und mir lastete. Auch heute noch, obwohl ich schon älter war und es mir herausnahm meinem Vater doch die Stirn zu bieten, kam ab und zu durch, dass er mehr von mir verlangte, als ich ohnehin schon gab. Und das wiederum löste bei mir eine derartige Trotzreaktion aus, dass mein Vater es schließlich doch aufgab mich belehren zu wollen.
Was Quidditch jedoch anging hatte er anscheinend erkannt, dass jedes Reden ohnehin nicht zu mir durchdringen würde und hatte seitdem begonnen mich in meinem Sport zu unterstützen. Genau wie er es nun auch mit diesem Buch getan hatte, dass er extra von einem Verwandten aus Neuseeland einfliegen hatte lassen, damit ich noch etliche Manöver lernen konnte. Nicht nur Arne schien von der Idee des Quidditchpokals besessen...auch mein Vater wollte die Namen von unserer Mannschaft in der Trophäenhalle wissen.
Doch all diese Gedanken waren nun im Moment nicht wichtig. Das Buch hatte es wirklich geschafft mich in seinen Bann zu ziehen und die wohlige Wärme, die vom Kamin ausgestrahlt wurde, schaffte es, dass ich mich wirklich entspannen konnte und niciht mehr an den gestrigen Abend dachte. Bis Sam kam, die natürlich gemekrt hatte, dass es mir nicht sonderlich gut gegangen war.
"Ein Handbuch über den Umgang mit Idioten?" Die sarkastische Aussage von Sam ließ mich von meinem Buch hochsehen. Ich sah gerade noch aus meinem Augenwinkel, dass sie sich einige Kekse stibitzte, bevor sie sich mir gegenüber auf ein weiteres gemütliches Sofa fallen ließ und mich fragend ansah.
"Über Quidditch....!", antwortete ich kurz, schloss das Buch und zeigte Sam den Deckel, auf dem "Flugmanöver für Kenner" stand. Danach legte ich eben dieses auf den kleinen Tisch, der die zwei Sofas voneinander trennte und trank einige Schlucke von meinem Tee, da Sam gleich weitersprach.
“Du hattest dich wieder mit Rafael in den Haaren, hm? Typen wie ihn sollte man wie Luft behandeln. Hat er wieder Scheiße gelabert?" WAMM!!! Da hatten wir nun wieder mein Lieblingsthema, das ich gerade geschafft hatte zu verdrängen. Aber vielleicht war es gar nicht mal so schlecht mit Sam darüber zu reden. Mit einer Person musste ich es schließlich tun und wenn Arne herausfinden würde, was los gewesen war, würde er garantiert nicht mehr so nett zu Rafael sein. Ich hoffte nun einmal, dass mein Kumpel so fest geschlafen hatte, dass er von unserer kleinen, amüsanten Unterhaltung nichts mitbekommen hatte und somit das Quidditchtraining nicht noch angespannter über die Bühne gehen würde.
"Hmmmm.....", begann ich meine Antwort auf Sams Aussagen und Fragen, da ich nicht wirklich wusste, wie ich beginnen sollte."Ja so kann man es nennen. Dieser Typ is doch echt das Letzte. Ich weiß ja, dass ich ihn ignorieren sollte, dass habe ich gestern auch schon von Maya zu hören bekommen, aber du kennst mich...ich kann bei solchen Typen einfach nicht die Klappe halten. Viel zu viele Mädels machen das und ich bin eben nicht so eine, die stumm dasitzt, während so ein Mister Wichtig mit zu viel Testosteron meint, er müsse mal wieder seine ach so klugen Bemerkungen loswerden. Komm schon Sam, so bist du auch nicht!"
Ich sah meine Freundin mit einem etwas zornigeren Blick an, der aber ganz und gar nicht ihr gewidmet war. Viel mehr war der Grund, dass ich mich schon wieder begann aufzuregen. Meine Gesten mit meinen Händen wurden auch immer heftiger und man merkte definitiv, dass dieses Thema noch nicht vom Tisch war.
"Und weißt du, was das Beste war???", ich lehnte mich etwas weiter nach vorne und zog meine Füße zum Schneidersitz an. "Rafael hat gemeint, es wäre doch besser, wenn ich ausgetauscht werden würde, weil dem Team von Gryffindor dann der Sieg des Pokals sicher wäre. Ist das zu fassen?? Was nimmt sich dieser....Gott ich war so fertig. Ich habe ihn einfach nur angeglotzt, mich von den anderen verabschiedet und bin schlafen gegangen, wenn man die zwei Stunden im Halbschlaf überhaupt Schlaf nennen darf!"
Langsam setzte ich mich nun doch wieder etwas weiter zurück und richtete meinen Oberkörper wieder auf. Ich begann mit meinen Fingernägeln zu spielen und sah auf meine Hände, während ich nun weitersprach. "Weißt du Sam, ich habe mich eigentlich schon von je her mit Rafael gefetzt. Ich weiß gar nicht mehr, wie es angefangen hat, aber nie haben wir das Können des anderen in Quidditch kritisiert. Ich weiß, dass ich gut bin und ich weiß auch, dass er gut ist. Nicht umsonst sind wir schon seit Eintritt in Hogwarts im Team und spielen gut, aber diese Aussage hat mich....ich weiß auch nicht...ich hab einfach nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll. Ich glaube ich habe gestern wirklich ausgesehen, als ob ich ruhig geworden wäre und nichts mehr zu erwiedern hätte, aber die Worte, die ich ihm eigentlich an den Kopf schleudern wollte, sind mir einfach in meinem Hals stecken geblieben....!"
Ich sah Sam nun wieder an. Mein wütender Blick hatte sich geändert. Viel mehr sah ich jetzt wieder so aus, wie am Abend zuvor, nachdem Rafael seine gemeine Aussage losgeworden war. Immer noch ließ ich meine Nägel nicht in Ruhe. Er hatte mich verletzt. Wirklich verletzt. Und viel mehr schien mich der Gedanke zu stören, dass mir eine Aussage von einem Typen, der mir nichts bedeutete, so nahe gehen konnte.
Die Wut, die ich heute verspührt hatte, nachdem ich aufgestanden war, hätte ich liebend gerne gestern gefühlt. Ich hätte ihm so gerne etwas zurück geschleudert. Doch das Erstaunen und der schmerzhafte Druck, der sich in meiner Brust breit gemacht hatten, waren dann doch zu viel gewesen und hatten der Wut keine Chance gelassen.
Ich räusperte mich kurz. Schüttelte den Kopf, als wollte ich all die Gedanken somit loswerden. Langsam öffnete ich wieder meine Augen. Sah zuerst auf das Buch, das vor mir lag und anschließend wieder zur zweiten Jägerin des Teams. "Okay genug davon, sonst glaubst du noch, dass ich schwach geworden bin. Ich habe nämlich heute beim Training schon etwas vor, was mir sicherlich dabei helfen wird, es ihm heimzuzahlen!" Ich grinste Sam an und lehnte mich nach meinem Redefluss entspannt zurück. Nun gönnte ich mir auch einen Keks und weiteren Tee, da wir doch schon länger im Gemeinschaftsraum saßen und sich langsam Hunger in meiner Magengrube breit machte.
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Über Quidditch war das Buch also, wie mir Kyra mehr als genug verdeutlichte. Flugmanöver für Kenner hieß der Titel und anerkennend nickte ich dabei. “Nicht schlecht“ sprach ich ehrlich und aß meinen zweiten Keks. Sich Techniken durch Bücher anzulernen, war gar nicht mal so übel, kein Wunder das Kyra so eine gute Spielerin war. Aber das lag wohl auch vermutlich an ihrer langjährigen Kenntnis, ich hingegen fing ja erst hier mit dem Quidditch an und überhaupt mit dem Besenflug. Doch ohne mir dabei auf die Schulter zu klopfen musste ich zugeben, dass ich auch nicht gerade schlecht war, als Jägerin.
Ich war zwar damals eine recht egoistische Spielerin, doch hatte ich gemerkt dass man an meiner Position und überhaupt in einem Mannschaftssport, mit so was nicht weiter kam.
Nachdem ich meine Worte über Rafael abgelassen hatte, beobachtete ich Kyra intensiv, auch wenn man mir das nicht ansah. Ihr hingegen sah man die ansteigende Wut sehr wohl an, Abany musste es wirklich zu weit getrieben haben, und wie es sich aus ihren Worten herausstellte, hat er es zu weit getrieben.
."Ja so kann man es nennen. Dieser Typ ist doch echt das Letzte.“ Wem sagst du das? „Ich weiß ja, dass ich ihn ignorieren sollte, dass habe ich gestern auch schon von Maya zu hören bekommen, aber du kennst mich...ich kann bei solchen Typen einfach nicht die Klappe halten. Viel zu viele Mädels machen das und ich bin eben nicht so eine, die stumm dasitzt, während so ein Mister Wichtig mit zu viel Testosteron meint,“Die Beschreibung passt wie die Faust auf´s Auge „er müsse mal wieder seine ach so klugen Bemerkungen loswerden. Komm schon Sam, so bist du auch nicht!" da hatte sie recht, ich war ja auch nicht gerade für Zurückhaltung bekannt, man Bedenke nur meine Schlägereinen von damals. Aber ich habe mich mehr im Griff, na ja, zumindest Prügel ich nicht mehr drauf los.
Nun fragte ich mich wirklich, was dieser Scheißkerl von sich gegeben hat, doch lange musste ich auf eine Fortsetzung nicht warten. "Und weißt du, was das Beste war???", ihre rhetorische Frage zog mich so richtig rein, nun hatte sie meine Neugierde auf den Höhepunkt gebracht. Aber nicht nur deswegen, ich wusste das Kyra sich über kein Kleinzeugs so sehr aufregen würde, nicht sie. Der Kerl hatte den Bogen wohl echt überspannt. Nicht nur Kyras Worte wurden durch ihre Wut gekennzeichnet, auch ihre Bewegungen wurden energischer und teilten einen unbändigen Zorn mit.
Als ich erfuhr, was dieses Arschloch von Abany gestern zu Kyra gemeint hatte, wäre mir fast die Kinnlade nach unten geklappt. Dem Typ ging es wohl nicht mehr ganz gut? Wie Kyra gesagt hatte, gifteten sich beide seit Ewigkeiten an, doch Quidditch war ihnen Heilig. Außerdem waren wir ein Team, auch ich warf in dem Moment des Spiels all meine Vorurteile von dannen, selbst ich, aber dieser Rafael? Ihn sollte man aus der Mannschaft schmeißen, und das mit hohen Bogen! In diesem Moment war ich froh, dass Arne unser Captain war, ER würde wohl in seiner größten Wut so was nicht von sich geben, das sollte aber nicht bedeuten, dass ich nun vielmehr von ihm hielt.
Als Kyra begann mit ihren Fingernägeln zu spielen und meinte, ihr hätten gestern die Worte gefehlt, häuften sich in mir eine Mischung aus Mitleid, für sie, und aus Hass, für Rafael. Wie konnte er nur so was sagen! Selbst mir fehlten die dazu die Worte, nur ein “Mistkerl!“ drang aus meinem Munde.
Hätte mich Gestern dieser Cadness nicht so abgelenkt, hätte ich dabei sein können und vielleicht hätte ich Rafael davon abringen können, so was zu sagen. Obwohl? Wie sollte ich das schaffen? So ein verdammter Hund! Fas schon hätte ich meine Hände zu Fäusten geballt, als ich merkte, dass ich in der einen noch zwei Kekse hielt.
"Okay genug davon, sonst glaubst du noch, dass ich schwach geworden bin. Ich habe nämlich heute beim Training schon etwas vor, was mir sicherlich dabei helfen wird, es ihm heimzuzahlen!" kam zu guter letzt von Kyra und ich schüttelte meinen Kopf leicht. “Ich glaube nicht, dass du schwach bist, ganz im Gegenteil. Ich weiß ja selbst, dass so manches Wort fester Sitz als so mancher Hieb…“ dabei musste ich gezielt an Arnes Worte denken. Er hatte mich auch so richtig aus der Bahn geschmissen, doch daran wollte ich jetzt nicht denken, Rafael war momentan das Arschloch im Scheinwerferlicht, nicht Cadness. Ich kniff kurz die Augen zusammen, als wollte ich somit die Erinnerungen an den gestrigen Abend abblenden. “…und gestern hat es Abany übertrieben, dieser Scheißkerl!“ gab ich kaum sichtlich verspätet noch hinzu.
Als sie von ihrem „Vorhaben“ sprach, wechselte der wütende Blick in Meinen Augen den Platz mit dem fragenden. Was sie wohl vorhat? Doch ihr grinsen gefiel mir, ich wusste dass sie was plante, was Rafael sichtlich verdient hatte. “Also, wenn du Hilfe brauchst, ich bin dabei“ So was könnte ich mir doch niemals entgehen lassen. Aber selbst wenn sie meine Hilfe nicht benötigte, wäre es nicht weiterhin schlimm, ich würde ihr es nicht übel nehmen. Immerhin hatte sie meine Vorfreude auf das Training um das vielfache vergrößert.
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Nachdem ich mit Sam gesprochen hatte ging es mir tatsächlich wesentlich besser. Die Beziehung zwischen uns war zwar etwas eigenartig, aber unsere Freundschaft deshalb nicht weniger fest. Wir kamen wunderbar miteinander aus, auch wenn ich genau wusste, dass sie meine tiefe Freundschaft mit unserem Kapitän absolut nicht guthieß. Doch Toleranz war nun einmal ein wichtiger Bestandteil von Freundschaft, wodurch auch dieses "Problem" von uns bewältigt werden konnte.
Sam und ich waren alleine wirklich im Stande stundenlange Gespräche zu führen. Wir waren immer ehrlich dem anderen gegenüber, auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzte. Doch kaum kam eine weitere Person zu unseren "Sitzungen" hinzu, wurden wir beide automatisch leiser, oder wurden einfach so abweisend der dritten Peron gegenüber, dass wir schließlich wieder alleine waren.
Auch Sam hatte eine rauhe Vergangenheit, in der sie sich mit Jungs geprügelt hatte und auch ich war kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um Schlägereien ging. Ich hatte mich auch schon einmal mit einem Schüler angelegt, der mir einfach zu sehr gegen den Strich gegangen war. Wir beide waren einfach keine Püppchen, die man in eine bestimmte Schublade stecken konnte. Ganz im Gegenteil. Wir machten immer unseren Mund auf, wenn uns etwas gegen den Strich ging und legten uns auch einmal mit den Schulprinzen bzw. Mädchenschwärmen an, auch wenn deren Groupies das ganz und gar nicht gern sahen.
Obwohl unsere Freundschaft etwas abflaute, wenn wir uns in einer Gruppe befanden, im speziellen, wenn Arne auch dabei war, waren wir dennoch für die andere da, wenn es Probleme gab und setzten uns für diese ein. Doch heute war wieder einmal so ein Morgen, wo wir ungestört reden konnten. Nun ja....etwas abseits bemerkte ich auf einmal Meridith, die sich mit einer ihrer Freundinnen an einen Tisch am Fenster setzte. Irgendwie kam es mir vor, als wolle sie mir aus dem Weg gehen. Nur zu gerne hätte ich gewusst, ob sie nach meinem Verschwinden noch mit ihrem Bruder gesprochen hatte. Meine Neugierde wurde mir manchmal ziemlich zum Verhängnis.
Ich wollte aber nicht nur wissen, was sich am vergangenen Abend ereignet hatte, sondern mich auch ungestört mit Meridith unterhalten, weil ich beim Streitgespräch mit Rafael nicht gerade die Möglichkeit gehabt hatte, um dieses Mädchen besser kennen zu lernen. Vielleicht würden wir es diesen Nachmittag endlich schaffen, da ja das Quidditchtraining anstand, wo ich Rafael einmal eine Lektion in Sachen Fliegen erteilen würde. Nicht umsonst sollte mir mein Vater das tolle Buch geschenkt haben, aus dem ich sicherlich einige Manöver nachfliegen würde, wo dem Herrn Abany garantiert die Spucke wegbleiben würde.
Wir würden schon sehen, WELCHEN Spieler man austauschen müsste.
Sams Schimpfwörter über Rafael nahm ich lächelnd hin. Ich wusste, dass Sam nichts von ihm hielt, genauso wenig wie ich. Doch sie in mein Vorhaben wirklich einzuweihen, wollte ich dann doch nicht. Ich wollte nicht, dass sie Probleme bekam und meine "Rache" wollte ich selbst absolvieren. Das Manöver, dass mir im Kopf herum schwirrte, war definitiv nichts für Anfänger. Ich wollte nicht vor den anderen angeben, doch mein Können würde ich dieses Jahr sicherlich nicht zurück halten.
"Ja Sam ich weiß, dass du mir sofort helfen würdest, aber ich glaube das mache ich dieses Mal alleine. Dann gehts mir definitiv besser. Und ja er ist ein Scheißkerl, aber was mich noch mehr anzipft ist, dass er auch ein guter Flieger ist. Sonst wäre er ja nicht in unserem Team. Aber lass uns über etwas anderes sprechen. Was wollen wir denn machen?? Was war denn mit Arne gestern los?? Schien ja auch bei dir etwas heftig gewesen zu sein.....!" Ich nippte wieder an meinem Tee und versuchte ein Grinsen zu vermeiden. Ich wusste, dass sie ihn nicht leiden konnte, dennoch....der gestrige Abend war ebenfalls interessant für sie gewesen, dass musste sie sicherlich zugeben, auch wenn sie sich über Arne sicherlich grün und blau geärgert hatte. Ein männliches Wesen, dass sich ihr näherte, ja es wagte ihr Umfeld zu betreten, war erstens ziemlich mutig und zweitens abenteuerlustig.
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Ohje....was hatte ich da nur angesprochen?!? Ich wusste ja, dass Sam nicht gut auf Jungs zu sprechen war, ich war ja auch nicht gerade die Aufreißerkönigin a la Rachel MacLean, aber so distanziert wie Sam war ich dann doch nicht, obwohl ich diese dennoch verstehen konnte. Wir mochten es eben beide nicht, auch wenn es nett gemeint war, wenn Jungs etwas für uns taten, was wir selber auch hätten erledigen können. Deshalb hatte Sam auch mein Mitgefühl im Bezug auf Arne, auch wenn dieser Junge für mich ganz anders war als die anderen. Er war zwar etwas durchgeknallt, doch war ich das nicht auch?!? Er war der erste gewesen, der mir die Sicherheit und das Vertrauen geschenkt hatte, das ich gebraucht hatte, um mich dem männlichen Geschlecht, nach einigen schlechten Erfahrungen, wieder annähernd nähern zu können.
Ich wusste, dass ich mich auf ihn 1000% verlassen konnte und er war schon in so vielen Situationen für mich da gewesen. Meistens hatte er meinen Unmut in Bezug auf Jungs sogar verstanden, hatte aber nicht weiter darauf herumgehackt, sondern eher versucht mir das Gefühl der Sicherheit wieder zurück zu geben.
Genau aus diesem Grund war er mein bester Freund, dem ich absolut Alles anvertrauen konnte, ohne das Details nach außen drangen.
Sam war da aber anscheinend anderer Meinung. Ihr missfiel Arnes Freundlichkeit, obwohl er sich am gestrigen Abend so sehr bemüht hatte, ihr zu helfen und ihr zu zeigen, dass es auch nette Jungs gab.
“Ach, komm mir nicht mit Cadness!“ WAMM!!! Es hatte begonnen...so tief saßen also noch ihre Wunden von früher. In einer regnerischen Nacht, als wir noch jünger waren, hatte Sam mir fast den Grund für ihr Mistrauen genannt. Ich wusste nicht, was es war, dass sie durchlitten hatte, dennoch verstand ich Sam. Sie hatte eine schlimme Erfahrung anscheinend in ihrer Familie gemacht, mir war es zwar immer gut gegangen, aber ich hatte genauso gemerkt, dass es viele Jungs gab, die alles andere als nett waren. Vielleicht waren wir beide nicht "typische" Mädchen, die bei Jungs sofort den Beschützerinstinkt aktivierten, doch das hieß noch lange nicht, dass wir nicht genauso verletzlich waren.
Das Thema Arne Cadness schien Sam wirklich an die Nieren zu gehen, denn schon begann sie im schottischen Dialekt, in den sie immer verfiel, wenn sie nicht mehr darauf achtete "schön" zu sprechen, sondern nur mehr ihren Worten freien Lauf ließ.
“Dieser Saftsack von Mannschaftskapitän findet wohl gefallen daran, mich auf die Palme zu bringen!“ Jap...sie ist definitiv wütend!“Ich könnte dem Typen so was von den Hals umdrehen, ach Kyra, was findest du nur an ihm?“
“Mag ja sein, dass ihn alle als… Kollegial und so einen Scheiß ansehen, aber in meinen Augen, ist er nicht viel anders als Abany! Vor allem Gestern nicht.“Habe ich wirklich so wenig mitbekommen??
“Außerdem hat er mich als schwaches Ding hingestellt, hat einfach so meine Sachen nach oben gebracht, als ob ich selbst nicht dazu fähig wäre!“Grooooßer Fehler Arne, grooooßer Fehler!!!
“Er soll es nicht noch mal wagen, mich als Privatperson anzusprechen. Im Quidditch MUSS ich mir ja seine Reden anhören und mir was von ihm sagen lassen, aber wehe, es geschieht außerhalb des Spielfelds. Verdammt, regt mich das auf…“Merkt man ja gar nicht...
“Außerdem…wollte er wissen, warum ich so denke und nicht anders…“
Sam hatte nur zu klar gemacht, dass sie Arne am Tag zuvor am liebsten erhängt, erschossen, gevierteilt, zerschnipselt und vielleicht noch in Öl gebraten hätte. Ihre Augen funkelten mich wütend an, auch wenn ich wusste, dass sie nur so aufgebracht war, weil ihr das Thema so an die Nieren ging. Ich war in diesem Moment wohl die Einzige, der Sam nicht die Augen ausgekratzt hätte, weil ich dieses Thema angesprochen hatte. Doch ich glaubte einfach daran, dass es ihr gut tat, wenn sie über ihre Probleme sprach, genauso wie es auch erleichternd für mich war, wenn ich mich mit ihr, oder eben Arne unterhielt, wenn es mir schlecht ging.
"Schau Sam....ich kenne Arne jetzt, seit ich in diese Schule gekommen bin und wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Er ist einfach ein Typ, der in jeder noch so schlimmen Lage für mich da war und auch ist. Ich kann mich auf ihn verlassen, auch wenn du dir denkst, dass das unmöglich ist und es vielleicht auch nicht verstehst. Mir geht es manchmal nämlich genauso. Ich frage mich auch oft, warum ich so gut mit ihm auskomme, doch wenn ich dann mit ihm herumalbere und auch sehe, dass Arne mir ernsthaft zuhört, wenn es mir schlecht geht, dann weiß ich wieder, warum er mein bester Kumpel ist.
Er ist nicht so schlimm wie du denkst....aber natürlich muss sich jeder von uns seine eigene Meinung über die Leute machen, mit denen man sich umgibt!"
Ich sah zu Sam auf, die nun aufgestanden war. Bei ihrem letzten Satz war ihre Stimme merkwürdiger Weise ruhiger geworden. Fast so, als würde sie darüber nachdenken, warum Arne sie gefragt hatte, warum sie so ist, wie sie ist. Ich glaubte, dass es für sie einfach undenkbar war, dass ihr ein männliches Wesen so nett entgegen trat, ohne böse Absichten zu haben. Doch genau so war Arne. Simpel gestrickt und trotzdem tiefgründig. Hoffentlich würde Sam das auch einmal erkennen können.
Sam wirkte auf einmal, als ob eine ganze Nashornherde hinter ihr her wäre. “Ich… ich muss mal an die Frischluft!" Irgendetwas stimmte nicht. Ich sah Sam etwas entgeistert an, als sie fast als Grund die wohltuende Frischluft am Morgen ansprach. Es war gerade etwas passiert, was mir entgangen war, was aber ungeheuren Einfluss auf Sam gehabt hatte. Ich erhob mich und legte mein Buch über die Flugmanöver im Quidditch auf einen Tisch. Ich würde es später wieder mitnehmen. Ich nahm meinen Umhang in die Hand und stand auf. “Willst du mitkommen?“, fragte sie mit einer etwas veränderten Stimme. Als ich auch noch sah, dass Rafael nun bei Meredith Platz genommen hatte, den ich aber zuvor nicht bemerkt hatte, nickte ich kurz und sagte:"Ja lass uns gehen...die gute Luft wird uns beiden gut tun!" Ich warf mir meinen Umhang um meinen Körper und schloss diesen vor meiner Brust. Als ich nun mit Sam in Richtung Portraitloch ging, nickte ich Meredith noch einmal zu, um mich zu verabschieden. Ob sie mich sah, konnte ich nicht wissen, da sie mit ihrem Bruder zu sprechen schien.
Mit zügigen Schritten gingen wir auf den Ausgang zu, um ungestörter zu sein und vielleicht auch noch weiter zu reden.....
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Komme von: Sozialstation - Gryffindor Gemeinschaftsraum
Ich hatte mich sehr beeilt in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Was war nur los? Ich konnte es kaum erwarten zu Kyra zu kommen. Je näher ich meinem Ziel kam, desto ungeduldiger wurde ich. Hastig murmelte ich das Passwort und ging durch das Porträtloch. Ich sah mich um. Es dauerte nicht lange, bis ich Kyra sah. Sofort setzte ich mich wieder in Bewegung und wollte eben etwas sagen, da sah ich Sam. Meine Füße bewegten sich auf der Stelle keinen Schritt mehr. Warum musste Kyra ausgerechnet mit der rum hängen. Ich wollte sicher nicht den Rest meines Tages mit Miss „Lass mich in Ruhe sonst beiß ich“ verbringen. Ok, Augen zu und durch. Ich kann es ja eh nicht ändern, dass sie dabei ist. Und anmerken lasse ich mir sicher nicht, dass mich ihr Gemecker gestern verletzt hat. Was hab ich da gerade gesagt? Ach ich spinn ja schon selbst rum. Besser ich vergess das Ganze.
Na gut, ich setzte ein fröhliches Gesicht auf und sprang übermütig wie immer auf die Beiden zu. „Na meine Süße? Gut geschlafen?“ Ich wirbelte um Kyra, die mittlerweile aufgestanden war, herum und umarmte sie von hinten. Etwas weniger begeistert klang meine Stimme drauf. „Morgen Sam!“ Stop, wollte ich nicht weiter so freundlich sein wie gestern? Was sollte sie von mir denken, wenn ich einfach so aufgab? „Ich hoffe du hast dich nicht doch erkältet. Ich kann dich in der Mannschaft sicher gut gebrauchen.“ Es klang etwas unbeholfen aber keinesfalls gekünstelt. „Wo wolltet ihr hin? Ihr wollt mich doch nicht alleine im Gemeinschaftsraum zurück lassen?“ Erst warf ich einen kurzen Blick zu meiner besten Freundin, dann setzte ich meinen richtigen Hundeblick auf und betrachtete Samantha. Was sie wohl sagen würde?
Aber deswegen war ich ja eigentlich nicht gekommen. Ich wollte mit Kyra reden. Ich stupste mit meiner Nase ihre Backe, dann flüsterte ich: „Alles ok? Ich hab irgendwie ein komisches Gefühl, dass du nen Freund brauchst.“ Ich hatte versucht möglichst leise zu reden, war mir aber nicht sicher, ob die Bissgurke sicher nichts gehört hatte. Und selbst wenn, noch war es ja nicht gesagt, das Kyra ein Problem hatte und durch mich jemand Außenstehendes davon etwas mit bekam. Jetzt war Sam jedenfalls wirklich egal. Allein zählte Kyras Antwort. Doch bevor diese kam hatte ich noch einen schnellen Einwand zu bringen, dessen Lautstärke nicht ganz so gezügelt war. „Du weist ja, ich hab dich lieb!“
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Ich hatte versucht Kyra zuzuhören, wie sie über Arne sprach, ihn verteidigte wie ihr eigenes Fleisch und Blut, doch machte mich der Duft von diesem Parfum viel zu betört, als das ich noch ihr richtige Aufmerksamkeit schenken konnte. Ich wollte einfach nur raus, weg von diesem Platz, raus an die kalte Luft, ich wollte diesen Geruch abhängen. Am liebsten für ein und allemal.
Doch als ich auf Kyras Antwort wartete, kam Rafael herein. Es freute mich, dass er uns mied, doch ich spürte, dass es Kyra umso mehr wurmte. Wieder dieses seltsame Gefühl, doch wollte ich mich, weiß Gott nicht damit beschäftigen. Dennoch fixierte ich Rafael für eine kurze Weile, anschließend seine Schwester. Sie war genauso jung wie meine Schwester, zwölf Jahre, und ich fragte mich, was sie von ihm als Bruder hielt. Was dachte sie von seinen Spielchen? Was hielt sie von seiner Rolle als Charmeur? Sah sie es schon als „normal“ an, was er da trieb? Nein, das konnte nicht sein, sie war doch gerade erst zwölf. Aber wenn sie sich an sein Handeln so langsam gewöhnte, wenn sie nun anfing zu denken, dass diese Einstellung regelrecht alltäglich ist, was würde dann aus ihr werden? Etwa eine jüngere Version von Rachel McLean? Meine Antipathie gegenüber diesen Typen wuchs und wuchs. Dachte er überhaupt an Meredith? Wusste dieser Trottel nicht, dass er als großer Bruder eine Art Orientierungsperson für sie darstellen kann? Mir tat das Mädchen einfach nur leid, mit so einem Bruder gestrafft zu werden.
"Ja lass uns gehen...die gute Luft wird uns beiden gut tun!" erklang es neben mir. Es war Kyra und ich merkte, wie sehr ich mit meinen Gedanken wegen Rafaels kleiner Schwester abgedriftet war.
Somit begab ich mich mit ihr zum Portraitloch und war froh, dieses Arschloch Abany nicht länger in meiner Nähe dulden zu müssen, als das nächste Unheilvolle Ereignis durch das Portraitloch schlüpfte: Arne.
Der Morgen fängt ja verflucht prima an! zischte es mir durch den Kopf, als unser Captain wiederinmal wie ein Wildpferd durch das Zimmer sprang und wie ein dämmliches Kind um Kyra herumalberte. So Kyra? Dem Typen kannst du vertrauen? Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank Ich blickte Kyra von der Seite an, ihr fehlte es an vernünftigen Freunden, dieser Typ, dem konnte man doch gar nichts erzählen, der war doch bestimmt nie ernst bei so was. Gut, beim Quidditch vielleicht, aber ER als Kummerkasten? Niemals! Nie-und-nimmer!. „Na meine Süße? Gut geschlafen?“ zwitscherte er wie ein Vogelkücken am Frühlingsmorgen und ich spürte die Übelkeit in mir aufsteigen.
„Morgen Sam!“ sagte unser frivoler Mannschaftsführer mit einem gesenkten Ton. Huch? Was ist denn jetzt los? Bist du in den Wechseljahren, oder warum schwappt deine Laune von Hundert auf Null? Ich gab zunächst nichts zur Antwort, warum sollte ich auch? Seine Worte waren wie hingerotzt und gezwungen, das nannte man keine Begrüßung und darauf würde ich auch nicht antworten. „Ich hoffe du hast dich nicht doch erkältet. Ich kann dich in der Mannschaft sicher gut gebrauchen.“ Nun sah ich ihn das erste Mal am heutigen Tage richtig an. Zuvor hatte ich meinen Blick eher der Wand rechts neben mir geschenkt, da ich noch immer leicht angefeuchtete Augen wegen der Sache von vorhin hatte. Doch mit einem Mal, was der Duft von diesem Parfüm fort und ich musste mich dazu zwingen, Arne nicht verwundert anzustarren. Nicht, dass ich wegen ihm verwundert war, sondern deshalb, dass dieser Schmerz in meinem Herzen, so plötzlich weg war, wie vom Winde verweht.
“Mir geht´s ganz okay“ sagte ich in einem emotionslosen Ton, denn eine genaue Gefühlslage war daraus keineswegs heraus zu lesen. Doch dann war wieder Kyra sein Zentraler Punkt und er fing an wie ein verliebter Dackel um sie herum zu laufen, und ihr Sachen ins Ohr zu flüstern. Dieser Anblick war einfach nur deprimierend, wie blöd konnte man sich überhaupt nur benehmen?
Ich achtete auf die Beiden gar nicht mehr und begab mich vor das Portraitloch, am liebsten wäre ich einfach dadurch verschwunden und hätte sie alleine in ihren Blödsinn gelassen, doch stattdessen…
“Wollt ihr nun mitkommen, oder nicht?“ fragte ich mit einem genervten Unterton und sah das Portrait vor mir an.
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Sam begrüßte mich nicht gerade freundlich. Nun ja, ich hatte nichts anderes erwartet. Und herzlich war ich zuvor auch nicht gerade gewesen. Dafür hätte ich mich jetzt in den Arsch beißen können. Doch es war zu spät, ich konnte meinen Ton nicht mehr ändern. Wie gerne hätte ich Sam das gesagt und auch, dass ich sie unter keinen Umständen vorführen wollte, oder irgendetwas an ihr auszusetzen hatte, sondern ihr einfach nur helfen und mit ihr befreundet sein wollen. Als ich sie an sah, kam kein Wort über meine Lippen. Doch aus irgendeinem Grund, sah Sam mir genau in die Augen. Ihre Augen sahen zu erst traurig aus, oder hatte ich mir das nur eingebildet. Dann, wich dieser Blick einem ehr seltsamen Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte. Noch Stunden hätte ich wohl so dastehen können um ihr in die Augen zu sehen. “Mir geht´s ganz okay“ Diese mehr dahingeworfenen Worte, weckten mich wieder auf. Ich war wegen Kyra gekommen. Und so leid es mir tat, Kyra war meine beste Freundin und hatte auf jeden Fall im Moment ein Vorrecht.
Ich hatte wohl recht gehabt, irgendetwas stimmte nicht. Kyra war sehr anhänglich. Ganz leicht legte sie ihren Kopf an meinen. Wüsste ich nicht, dass es ihr im Gemeinschaftsraum unangenehm war, hätte ich sie fester an mich gezogen und ihr gesagt, dass egal was ist, ich immer für sie da war. Doch es waren einfach zu viele Leute um uns. „...schön, dass du hier bist!" Was hörte ich da? Das war nicht meine fröhliche beste Freundin, die mir so wie am Abend zuvor Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte. Ich überlegte einen Augenblick und noch bevor ich nachfragen konnte, was los war, zog Kyra mich Richtung Ausgang, wo Sam schon auf uns wartete. Der Blick des Mädchens war wieder fremd geworden, als verachte sie Kyra und mich im Moment. Warum das so war, konnte ich nur erahnen. Hatte wohl mal wieder etwas mit ihrer „Anti-Männer-Einstellung“ zu tun. Da konnte man ihr wohl nicht helfen.
"Arne....ich muss dir etwas sagen, aber du musst mir versprechen, dass du dich nicht aufregen wirst und mir hier jetzt keine Szene machst!" Ich mich aufregen, das tat ich doch nie. Naja fast nie. Ok, des öfteren kam es schon mal vor. Aber doch nicht ständig. Jetzt musste ich es auch noch versprechen, was sollte das denn? Es musste wirklich etwas furchtbares sein, wenn sie so ein Theater darum machte. Ich nickte nur. Keines Falls wollte ich sie unterbrechen. Und so begann die Jägerin recht schnell alles zu erzählen. Während sie das tat, wurden meine Augen immer größer. Meine Fäuste ballten sich und ich spürte, wie in mir die Lust aufstieg Rafael eins reinzuschlagen. Es war als brannten meine Augen.
Doch dann spürte ich einen Kopf an meiner Brust. Und ein leicht zitternder Körper presste sich an mich. „Du bist eine der besten Spielerinnen, die ich mir in meiner Mannschaft wünschen kann. Und das sage ich nicht nur, weil du meine beste Freundin bist, sondern weil es so ist!“ Ich fuhr mit meiner rauen Hand über ihre Haare. Niemand durfte sie so traurig machen. Auch wenn ich versprochen hatte, mich nicht aufzuregen. Doch was sollte ich tun? Ich musste, in Ruhe darüber nachdenken. Eine Nacht darüber schlafen. Ich konnte Kyra einfach nicht weinen sehen und sah weg, als sie sich über die Augen wischte.
“Wollt ihr nun mitkommen, oder nicht?“ Sam klang mehr als ungeduldig. „Wir kommen schon, auch wenn du mich wohl lieber los wärst!“ Meine eigenen Worte taten zum ersten Mal weh. Ja, sie wollte mich sicher los werden. Das hatte sie ja schon mehr als einmal deutlich gesagt. Vielleicht sollte ich doch lieber einfach im Gemeinschaftsraum bleiben. Aber Kyra zog mich gnadenlos hinter sich her. "Komm...ich glaube es wäre gut, wenn du uns begleitest....auch, wenn es vielleicht einer Person nicht allzu Recht ist, aber das wird sie schon verkraften!" Sie ja, aber ich?
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