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Komme von: Wer suchet, der findet...?
„Ja, dass stimmt schon. Nur manchmal habe ich Angst, dass andere mich deswegen ausnutzen oder so etwas. Das fände ich nicht so toll, da ich es ja ernst meine mit meiner Hilfe. Und ich kann so schlecht nein sagen.“ Ich nickte etwas und wandte meinen Blick ab von ihr. Es ist zwar schön, wenn jemand hilfsbereit ist doch niemals nein sagen können, daran sollte sie sicherlich noch arbeiten. Dass sie Angst hatte von anderen ausgenutzt zu werden, konnte ich verstehen. Sicherlich gab es ein paar Schüler, die Cassandras Hilfsbereitschaft nur ausnutzen wollten.
Cass seufzte und ohne dass ich ihre Worte wusste, konnte ich mir denken, dass sie nicht ganz so begeistert davon war, dass sie sich immer über alles den Kopf zerbrach. Wenn sie wenigstens dabei die schlechten Gedanken weglassen würde, dann würde das alles schon ganz anders aussehen. Doch ich dachte mir, dass es bei den meisten Mädchen so war, immer hin konnte ich mir vorstellen, dass Cass nicht die Einzige war, die immer in Gedanken versunken war. Und am meisten hingen sie dabei ihren schlechten Gedanken nach. Ich konnte wirklich froh sein, dass ich so etwas niemals tat. „Also...“ Fing ich an, hielt dann aber wieder inne, denn ich hatte eigentlich überhaupt keine Ahnung was ich dazu sagen sollte. „Wir müssen einfach versuchen dich oft genug zu beschäftigen...vielleicht vergisst du deine Gedanken dann ja mal. Zumindest für ein paar Stunden.“ Wirklich hilfreich war ich nicht das wusste ich, aber ich hatte keine Ahnung was ich hätte sonst anderes sagen sollen.
Eigentlich war es wirklich schade, dass Cass und ich vorher nie miteinander geredet hatten, denn wenn wir dies getan hätten, hätten wir schon früher herausgefunden, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Als ich ihr von meiner Vorliebe für Drachen erzählte, nickt sie und legte ihren Kopf leicht schief. „Wirklich? Das interessiert mich auch. Zwar nicht Drachen im Spezifischen, aber allgemein Magische Geschöpfe. Es gibt tolle Mythen, die von solchen handeln.“ Erzählte sie mir. „Aber das stimmt schon, viele Sachen, die man nachlesen kann, sind nicht richtig. Kann man aber auch nicht ändern. Manchmal ist es allerdings auch interessant zu sehen, was andere Leute sich ausdenken, nur um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Ich nickte nun und lächelte etwas. „Ja, ich hab schon viele tolle Sachen gelesen die eigentlich völliger Quatsch waren, aber die Leute glauben das einfach.“
„Ich ebenso. Also… das heißt, dass es mir eigentlich egal ist, wo ich bin. Drinnen sowie draußen kann ich das tun, was ich gerade möchte. Nur irgendwie ist mir gerad ein wenig kalt.“ Sie zog ihren Mantel etwas enger und sah zum Himmel. Ohne groß nachzudenken, zog ich meine Jacke aus und legte sie Cassandra um die Schulter. Ich hatte dann zwar so gut wie gar nichts mehr Obenrum angehabt, aber das war mir egal denn ich hatte das Glück, dass ich nie schnell am frieren war.
„Mir ist es eigentlich auch egal, aber wenn mal die Sonne scheint bin ich natürlich lieber draußen als drinnen.“ Ich lächelte etwas doch hatte ich das Gefühl, dass Cassandra immer noch sehr fror. Natürlich, meine Jacke war nicht gerade die Dickste gewesen und auch das was sie an hatte, bot nicht viel Schutz vor der Kälte. Vorsichtig legte ich also einen Arm um sie nur mit dem Gedanken sie ein wenig zu wärmen.
„DAS glaube ich kaum. Ich habe einfach kein Gefühl für Sport. Von Kondition ganz zu schweigen. Wenn wir allerdings langsam gingen, dann wäre es wohl nicht so schlimm. Weit gehen kann, das ist gar kein Problem.“ Ich piekste Cassandra kurz in die Seite und grinste dann. „Du wirst auch noch sehen wozu dein Körper fähig ist. Jeder hat ein Gefühl für Sport und an deiner Kondition könnte man immer noch arbeiten. Es sei denn du möchtest es nicht?! Ich sah sie fragend von der Seite her an und grinste immer noch etwas.
„Danke, aber das habe ich mir schon gedacht. Es wäre allerdings ein Buch wert, so etwas aufzuschreiben. Für manche könnte da wirklich hilfreich sein.“ Ich schüttelte etwas den Kopf und mein Blick wanderte für einen Moment über das Gelände. „Dann schreib doch ein Buch darüber. Ich denke allerdings, dass jeder der das wissen will auch nachfragen kann.“ Für einen Moment war ich still und überlegte, ob ich noch etwas hinzufügen sollte oder nicht. „Oder etwa nicht?“ Sicherlich hätte ich es mir auch verkneifen können, aber warum? Wieder musste ich etwas grinsen.
Cass lächelte etwas und ich hatte das Gefühl, dass es wirklich sehr gut von mir war, mich zu entschuldigen. „Das kannst du doch gar nicht wissen. Ich bin doch hier das Schaf. Es war doch eine ganz normale Frage, die mich nicht beschämen oder bloßstellen sollte. Ich kann auch nichts dafür, dass ich so darauf reagiere. Außerdem finde ich es ganz gut so. Bis jetzt hatte ich noch keine Probleme damit, dass ich noch keinen Freund hatte.“ Ich nickte zwar, aber was sie sagte konnte ich ihr einfach nicht abkaufen. Immer hin war sie ein hübsches, junges Mädchen und dann sollte ich ihr glauben, dass sie keine Probleme damit hatte dass sie noch keinen Freund hatte? Das hätte ich jedem anderen eher geglaubt, als Cassandra. Aber ich wollte dazu nichts mehr sagen. Ich hätte sicherlich eh nicht die richtigen Worte gefunden.
„Ach, die kommt auch noch.“ Meinte Cass dann auf meine Aussage hin. „Noch habe ich die Suche auch nicht aufgegeben.“ Meinte ich und lächelte. Ich war auch immer hin erst 15 Jahre alt, wer hatte schon in meinem Alter seinen Partner fürs Leben gefunden? Ich war mir ziemlich sicher, dass sich auch keiner wirklich danach umsah. Das kam später...
Auch wenn Cass und ich nicht wussten, wie spät es genau war, so war ich mir doch ziemlich sicher dass es bald 16 Uhr sein musste. Immer hin kamen immer wieder ein paar Schüler aus dem Schloss und gingen in Richtung Quidditchfeld. Als ich Cassandra also aufgeholfen hatte und wir beide unsere Taschen hochgenommen hatten, gingen wir los. Ebenfalls in Richtung Quidditchfeld.
Endlich dort angekommen hatte ich das Gefühl, als wenn der Himmel noch dunkler geworden war. Da bahnte sich noch etwas an, da war ich mir ziemlich sicher.
Zusammen mit Cass stieg ich einen der Türme hinauf und schließlich suchte ich uns einen guten Platz auf der Tribüne aus. Ich legte zuerst die Taschen ab und setzte mich dann hin. „All zu viele werden sicherlich nicht mehr kommen... Immer hin ist das Wetter nicht gerade einladend.“ Ich seufzte etwas. Das war zwar ziemlich untypisch für mich, aber ich hatte irgendwie gar keine Lust mehr, mir das Training anzusehen. Viel lieber wäre ich mit Cass in den Gemeinschaftsraum gegangen und hätte mich dort mit ihr hingesetzt. Doch jetzt war es zu spät, denn wir saßen schon auf der Tribüne und zurück zu gehen wäre Quatsch gewesen.
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Komme von: Wer suchet, der findet...?
„Wir müssen einfach versuchen dich oft genug zu beschäftigen...vielleicht vergisst du deine Gedanken dann ja mal. Zumindest für ein paar Stunden.“
Ich lächelte ein wenig. „Ja, das wäre manchmal wirklich schön. Aber oft schaffe ich es einfach nicht… ich weiß auch nicht warum, selbst wenn ich es manchmal gern wüsste.“ meinte ich und sah ihn kurz an. Es war mir schon was wert, wenn Ian sich damit befassen würde, mich von meinen „dunklen“ Gedanken abzuhalten. Das fand ich richtig süss. Es gab nicht viele Jungen, die sich so um ein Mädchen kümmern würde. Aber vielleicht lag das auch daran, dass ich einfach noch nicht so viel Kontakt mit ihnen gehabt hatte.
„Ja, ich hab schon viele tolle Sachen gelesen die eigentlich völliger Quatsch waren, aber die Leute glauben das einfach.“
„Das ist nun einmal so. Nicht jeder ist mit Inteligenz gesegnet, wie manche von uns. Da können sie auch mal was glauben, auch wenn es sich noch so absurd anhört.“ meinte ich leichthin, hatte dabei aber an niemanden bestimmten gedacht. Aber trotzdem war es oft so. Zumindest bei vielen, die etwas lasen und einfach annahmen, dass es so auch stimmte. Doch war das des Öfteren auch mal das falsche.
„Mir ist es eigentlich auch egal, aber wenn mal die Sonne scheint bin ich natürlich lieber draußen als drinnen.“
„An der frischen Luft, wie? Ja, es kommt immer ganz darauf an, welches Wetter ist. Im Moment wäre ich, ehrlich gesagt, lieber drinnen. Auch wenn ich gerne das Auswahltraining sehen will.“ So befand ich mich im Zwiespalt der Gefühle. Es war immer so eine Sache, wenn ich irgendwelche Entscheidungen treffen sollte.
Doch dann tat Ian etwas, dass ich nicht – oder zumindest jetzt noch nicht – zugetraut hatte. Er legte seinen Arm um mich, wenn auch ein bisschen zögerlich. Im ersten Moment wollte ich aus einem Impuls heraus, mich ihm einfach entziehen. Doch mein zweiter Gedanke war: Das fühlt sich gut an, dass kann gar nichts schlechtes sein.
So schmiegte ich mich, ebenso vorsichtig wie er, ein wenig enger an ihn. Doch wurde dass davon unterbrochen, dass er mich hinterhältig in die Seite piekste.
„Du wirst auch noch sehen wozu dein Körper fähig ist. Jeder hat ein Gefühl für Sport und an deiner Kondition könnte man immer noch arbeiten. Es sei denn du möchtest es nicht?!“ meinte er dann.
Ich lächelte ihn wieder mal an. „Ach, weißt du… was ich möchte, dass kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Aber vielleicht soviel: Wenn es wieder wärmer wird, dann könnte ich mal darauf zurückkommen.“ neckte ich ihn und erwiderte sein pieksen mit einem Gegenangriff. „Es ist wirklich nicht nett von dir, dass du mich so hinterhältig angreifst“ schimpfte ich lachend und wand mich aus seinem Griff. Stattdessen nahm ich einfach seine Hand – wie ich zu meiner Verwunderung feststellen musste – ganz von selbst.
Das ist aber absolut untypisch für mich. Warum reagiere ich so auf ihn?“ fragte ich mich ein wenig sorgenvoll, obwohl sich auf meinem Gesicht ein leises Lächeln eingeschlichen hatte.
Jetzt nimm es doch mal so hin, wie es ist, Cassandra. Du kannst dich nicht ewig in deinem Schneckenhaus verkriechen. Oha, da war die Stimme in meinem Kopf wieder. Aber selbst die klang anders, als sonst. Irgendwie… noch risikofreudiger. Das überraschte und freute mich gleichermaßen, was überhaupt nicht zusammen passte – wie so vieles bei mir zu diesem Zeitpunkt.
„Dann schreib doch ein Buch darüber. Ich denke allerdings, dass jeder der das wissen will auch nachfragen kann. Oder etwa nicht?“
Ich nickte. „Aber habe ich dich nicht indirekt gefragt?“
Ja, ich fand, dass hatte ich. Manche Dinge konnte ich einfach nicht so genau benennen, da musste ich oft einen Umweg nehmen, um mich verständlich zu machen. Aber vielleicht hatte Ian das ja auch schon bemerkt. „Ich glaube, dass ich denkbar ungünstig bin, ein solches Buch zu verfassen. Dafür fehlt mir einfach noch die Erfahrung im Umgang mit der Thematik ‚Jungs’.“ sagte ich grinsend. „Aber vielleicht ändert sich das ja, das kann ich nicht sagen. Vielleicht schreibe ich ja mal so ein Buch.“ meinte ich. Bestimmt gab es viele junge Mädchen, die sich, so wie ich, den Kopf über das andere Geschlecht zerbrachen. Irgendwer musste da ja wohl mal irgendwann Abhilfe schaffen. Doch bestimmt nicht ich.
„Noch habe ich die Suche auch nicht aufgegeben.“
Ich sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Es wäre auch schlimm, wenn du in dem Alter schon aufgehört hättest zu suchen. Außerdem geht so was nicht so schnell. Eine Beziehung, ganz egal welcher Art, braucht eine gewisse Zeit, um sich zu entwickeln. Wie so ziemlich alles andere im Leben auch.“ erwiderte ich leichthin. Doch hatte ich da nicht ganz recht. Schließlich gab es auch die Liebe auf den ersten Blick, obgleich ich so was noch nicht erlebt hatte. Was das hier mit Ian war, dass konnte ich noch nicht so recht einordnen, da es einfach zu neuartige Gefühle waren, mit denen ich noch nicht umgehen konnte. Also tat ich einfach so, als wäre alle hier ganz normal und ich hatte die ganze Sache unter Kontrolle – was natürlich ganz und gar nicht der Fall war. Mein Herz klopfte wie wild und ich musste erst einmal schlucken, ehe ich einen neuen Satz beginnen konnte. DAS war ja wohl kaum normal. Das konnte einfach nicht normal sein.
All zu viele werden sicherlich nicht mehr kommen... Immer hin ist das Wetter nicht gerade einladend.“
Ich nickte und sah auf das Feld hinunter, während wie hier oben auf einem der Türme standen. Der Wind hier oben wehte noch ein wenig stärker als unten schon.
„Wie kann man denn bei starken Wind gut fliegen? Ich meine… wenn das Wetter zu schlecht ist, dann werden auch schon mal Spiele abgesagt, oder nicht? Aber wenn es dann nur windig und nicht regnerisch oder so ist, wie schafft man es dann, sich so lange im Besen zu halten, bis der Schnatz gefangen ist?“ fragend sah ich ihn an. Die Frage war, wie ich fand, durchaus angemessen, für jemanden, der noch nie Quidditch gespielt hatte.
Als ich dann genug hinunter geschaut hatte, ließ ich mich neben Ian sinken. Meine Tasche ließ ich achtlos auf den Boden gleiten.
Dann seufzte ich einmal leise, ehe ich Ian noch einmal von der Seite betrachtete. Wirklich ein schöner Anblick… doch das wollte ich dann lieber doch für mich behalten. Zwar hatte ich schon Andeutungen gemacht, aber so offensichtlich würde ich das niemals aussprechen. Dafür war ich einfach zu schüchtern. Ich umschrieb lieber und deutete an. Wenn der andere schlau genug wäre – und bei Ian nahm ich das an – dann würde er das schon verstehen.
So saßen wir nun also hier, warteten darauf, dass das Training endlich losging. Ich sehnte mich jetzt schon danach, mich im Gemeinschaftsraum der Hufflepuff in einen bequemen Sessel gleiten zu lassen und den Tag einfach noch einmal Revue passieren zu lassen.
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„Ja, das wäre manchmal wirklich schön. Aber oft schaffe ich es einfach nicht… ich weiß auch nicht warum, selbst wenn ich es manchmal gern wüsste.“ Ich fragte mich, ob sie das wohl mit Absicht machte, dass sie immer so negativ denken musste. Ich hatte es eigentlich nicht so gerne, dass Menschen so negativ dachten, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich es auch niemals tat. Eigentlich vermied ich den Kontakt zu solchen Menschen, auch wenn meine Schwester oder Josy mal so eine Phase haben, war ich nicht gerne mit ihnen zusammen. Nicht das ich sie in diesem Sinne hängen lasse, wenn sie mich brauchten war ich natürlich immer da.
Doch bei Cass war das irgendwie alles anders. Ich wollte nicht, dass sie so schlecht über sich redete und deswegen wollte ich versuchen dies zu ändern. Ebenso wollte ich nicht, dass sie sich ihren hübschen Kopf darüber zermaterte.
„Das ist nun einmal so. Nicht jeder ist mit Inteligenz gesegnet, wie manche von uns. Da können sie auch mal was glauben, auch wenn es sich noch so absurd anhört.“ Da hatte sie wieder mal recht mit. „Schließt du mich bei „uns“ mit ein?“ Mit einem grinsen auf dem Gesicht, sprach ich dann nach einem kurzem Moment weiter. „Nein, scherz beiseite. Du hast vollkommen recht. Aber es ist eben so, dass Leute nicht so hell im Kopf sind, einfach alles glauben.“ Ich wollte damit keineswegs irgendwelche Menschen abwerten. Die Meisten, die nicht so intelligent waren, konnten vielleicht gar nichts dafür oder sie waren einfach stinke faul und wollte gar nicht schlauer werden.
„An der frischen Luft, wie? Ja, es kommt immer ganz darauf an, welches Wetter ist. Im Moment wäre ich, ehrlich gesagt, lieber drinnen. Auch wenn ich gerne das Auswahltraining sehen will.“ Ich musste ihr mit einem nicken zustimmen. „Eigentlich wäre ich auch lieber drinnen. Aber leider ist es sehr wichtig, dass ich das Auswahltraining ansehe.“ Ich seufzte leise. Wie ich schon sagte, war ich eigentlich immer recht gerne draußen und Quidditch, das ließ ich mir eigentlich nie entgehen. Aber heute war sowieso alles anders. Heute zog mich das Wetter eigentlich mehr ins Schloss, als aufs Feld, schon alleine weil ich keine Lust hatte, meine und Josys Tasche mit mir zum zu schleppen.
Als ich meinen Arm um Cass legte, zögerte sie ebenfalls einen Moment, ehe sie sich an mich schmiegte. Was ich dann tat war eigentlich gar nicht meine Absicht, doch ich hatte mal wieder nicht genau genug nachgedacht. Ich piekste ihr, um sie ein wenig zu ärger, in die Seite, wodurch der Moment, in dem wir uns das erste Mal richtig nah waren, zerstört würde. „Ach, weißt du… was ich möchte, dass kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Aber vielleicht soviel: Wenn es wieder wärmer wird, dann könnte ich mal darauf zurückkommen.“ Sie piekste mir dann ebenfalls mit einem Gegenangriff in die Seite und das Einzige, was ich tun konnte war, zu lächeln. „Es ist wirklich nicht nett von dir, dass du mich so hinterhältig angreifst“ Sie lachte und ich stimmte mit ein. Dann tat sie etwas, was mir im ersten Moment mein lachen wieder vergehen ließ. Sie wand sich aus meinem Griff heraus. Doch dann, und ich war wirklich sehr verwundert, nahm sie meine Hand. Einen Moment sah ich verdutzt auf unsere Hände, weil ich mir nicht sicher war ob ich mir das vielleicht nur eingebildet hatte, denn bei Cass konnte ich mir so etwas eigentlich nicht vorstellen. Doch es war so. Mein lächeln kam so schnell wieder, wie es gegangen war.
„Aber habe ich dich nicht indirekt gefragt?“ Ich musste nicken. Ja, sie hatte ja recht, aber so genau nahm ich das nicht. „Gefragt ist gefragt. Darüber diskutiere ich gar nicht.“ Meinte ich grinsend. „Wenn du es wirklich wissen wolltest, hättest du sicherlich auch noch direkt gefragt.“ „Ich glaube, dass ich denkbar ungünstig bin, ein solches Buch zu verfassen. Dafür fehlt mir einfach noch die Erfahrung im Umgang mit der Thematik ‚Jungs’.“ Sie grinste. „Aber vielleicht ändert sich das ja, das kann ich nicht sagen. Vielleicht schreibe ich ja mal so ein Buch.“ „Na da bin ich ja mal gespannt.“ Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, aber ich dachte mir, dass das vielleicht zu weit gegangen wäre. Wir hatten gerade wieder eine angenehme Stimmung aufgebaut und die wollte ich nicht, durch irgendein dummen Kommentar, zerstören.
„Es wäre auch schlimm, wenn du in dem Alter schon aufgehört hättest zu suchen. Außerdem geht so was nicht so schnell. Eine Beziehung, ganz egal welcher Art, braucht eine gewisse Zeit, um sich zu entwickeln. Wie so ziemlich alles andere im Leben auch.“ Ich nickte etwas und ließ mein Blick etwas umherschweifen. Ja, sie hatte schon recht und es war auch nicht so, dass ich das nicht wusste. Das wusste eigentlich jeder, dass eine Beziehung immer Zeit brauchte um sich zu entwickeln. Auch wenn man seinen Partner fürs Leben gefunden hat braucht es immer eine gewissen Zeit, um sich wirklich gut kennen zu lernen. Alles im Leben brauchte viel Zeit.
„Wie kann man denn bei starken Wind gut fliegen? Ich meine… wenn das Wetter zu schlecht ist, dann werden auch schon mal Spiele abgesagt, oder nicht? Aber wenn es dann nur windig und nicht regnerisch oder so ist, wie schafft man es dann, sich so lange im Besen zu halten, bis der Schnatz gefangen ist?“ Eine wirklich interessante Frage, die mir auf jeden fall zeigte, dass Cass sich für Quidditch interessierte. „Gut fliegen kann man beim starken Wind nicht...zumindest nicht so gut wie sonst, aber das ist wohl klar.“ Ich mich etwas um ehe ich weiter sprach.“ Soweit ich mich erinnere wurde noch nie ein Spiel wegen schlechtem Wetter abgesagt.“ Ich zuckte mit den Schultern. Sicher war ich mir nicht, denn ich wusste nicht, ob es vor längerer Zeit, vielleicht als ich noch gar nicht geboren war, mal abgesagt wurde.
Während ich sprach, ließ Cass sich neben mir nieder und als ich dann endlich zuende gesprochen hatten, sah ich sie von der Seite an. Einen Moment betrachtete ich sie, ehe sie ihren Kopf zu mir drehte und ich mein Blick dann wieder von ihr abwand.
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Das Wetter wurde auch nicht besser. Ich hoffte nur, dass nichts Schlimmes bei dem Auswahltraining passieren würde. Auf keinen Fall sollte es allerdings Regnen. Sonst kämen wir alle Nass wieder ins Schloss zurück. Zwar war es noch nicht Herbst, aber zu dieser Zeit wurde man schon leichter krank.
„Eigentlich wäre ich auch lieber drinnen. Aber leider ist es sehr wichtig, dass ich das Auswahltraining ansehe.“
Ich nickte bedächtig. „Ja, dass kann ich auch verstehen. Ihr wollt ja schließlich auch wissen, mit wem ihr es zu tun bekommt, stimmt’s?“ fragte ich und lächelte ihn leicht an. Wirklich froh darüber, dass er nun hier sein musste, schien er wirklich nicht zu sein. Aber ich konnte es ihm nicht verdenken. Wie so vieles nicht. Ich verstand einfach, was er meinte. Und das war noch nie passiert, bei irgendeinem männlichen Wesen, mit dem ich mich je unterhalten hatte. Naja, von meinem Bruder abgesehen.
Einen kurzen Moment zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass Ian am liebsten das Lachen vergangen wäre, allerdings hatte ich ja nicht vorgehabt, mich irgendwie von ihm abzuwenden. Ich wollte lediglich lieber seine Hand nehmen, das war auch alles gewesen. Nur war ich fest davon überzeugt, dass weder Ian, noch ich das von mir erwartet hatte. Sonst war ich auch nicht so… draufgängerisch. Ich ließ die Dinge lieber etwas langsamer angehen, damit sie auch gründlich durchdacht waren. Nur hier hatte ich kaum Zeit nachzudenken. Alles geschah von einer Minute auf die andere und ich war einfach nicht mehr Herr meiner Selbst. Wie konnte ich das auch sein? Wenn Ian hier war, dann konnte ich einfach nicht anders. Ich musste immerzu lachen und lächeln und mich freuen. Freuen, über die kleinen Aufmerksamkeiten und Momente wie diese. Doch genoss ich es immer mehr, mit Ian hier zu sein. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, dass ich einfach die Zeit genießen wollte ohne ständig irgendwelche Sorgen und Ängste im Hinterkopf zu haben. Wenn es ihm nicht gepasst hätte, dass ich seine Hand genommen hatte, dann hätte er, so glaubte ich zumindest, schon etwas gesagt. Und er war es ja auch zuerst gewesen, der seinen Arm um mich gelegt hatte. Dann konnte er einfach nichts dagegen haben.
Dies war schon ein sehr denkwürdiger Moment in meinem Leben, dass konnte ich nicht anders sagen. So nahe war noch niemand an mich heran gekommen. Das hatte ich einfach nicht geduldet. Deshalb war es für mich immer noch unerklärlich, weshalb ich mich so schnell auf Ian eingestellt hatte und seine Anwesenheit kaum noch Unbehagen bei mir brachte. Alles in einem war das eine schnelle, aber ebenso erstaunliche Entwicklung meinerseits. Vielleicht hatte mir bisher so jemand wie Ian einfach gefehlt. Ich wusste es nicht genau.
„Gefragt ist gefragt. Darüber diskutiere ich gar nicht.“ meinte er grinsend. „Wenn du es wirklich wissen wolltest, hättest du sicherlich auch noch direkt gefragt.“
Ich musste ebenfalls grinsen. „Früher oder Später, da hätte ich dich bestimmt gefragt. Es interessiert mich halt. Weißt du gar nicht, dass ich schon ziemlich neugierig bin, auch wenn ich das nicht so oft zeige?“ Wie so vieles von mir… dachte ich allerdings sofort danach. Es gab Dinge, die änderten sich nie. Ich würde es wohl nie ablegen können, in irgendeiner Form negativ von mir zu denken. Auch Ian würde es nicht schaffen, mir das abzugewöhnen. Wenn ich es nicht vor ihm ansprach, dann dachte ich doch trotzdem an solche Dinge. Manchmal hasste ich es einfach nur, aber was sollte ich machen?
„Gut fliegen kann man beim starken Wind nicht...zumindest nicht so gut wie sonst, aber das ist wohl klar. Soweit ich mich erinnere wurde noch nie ein Spiel wegen schlechtem Wetter abgesagt.“
Ich hob eine Augenbraue. „Noch nie? Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Gibt es nicht auch manchmal ein solches Unwetter, das man gar nicht spielen darf? Das kann doch ganz schön gefährlich enden.“ meinte ich und sah ihn an. Also, wenn es regnete und stürmte, dann würde ich nicht freiwillig auf den Besen steigen.
Ich hatte Ian kurz angesehen, aber nun war er es, der den Blick abwandte. War ihm vielleicht irgendetwas unangenehm? Nein, das wollte ich lieber nicht fragen.
Es herrschte einen Moment lang Stille zwischen uns. Ich genoss es einfach, neben Ian zu sitzen. Gerne hätte ich ihn berührt, aber ich fürchtete, dass es ihn und mich zu sehr erschrecken würde. Außerdem war es nicht typisch für mich. Ich wollte nicht alles über Board werfen, was eigentlich ich war.
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„Ja, dass kann ich auch verstehen. Ihr wollt ja schließlich auch wissen, mit wem ihr es zu tun bekommt, stimmt’s?“ Sie lächelte etwas, doch was sie sagte war nicht ganz richtig. „Mit wem wir es zu tun bekommen ist eigentlich egal. Was sie können, dass ist viel wichtiger zu wissen.“ Ich lächelte etwas. Ich wollte sie keineswegs damit ärgern. Natürlich ist es auch ganz interessant gegen wen man spielt, vor allem wenn man diese Personen vielleicht sogar noch kennt. Aber dann macht das Spielen noch ein wenig mehr spaß.
Ich hatte es wieder mal geschafft, dass Cass grinste. Darin war ich doch wirklich mal richtig gut. „Früher oder Später, da hätte ich dich bestimmt gefragt. Es interessiert mich halt. Weißt du gar nicht, dass ich schon ziemlich neugierig bin, auch wenn ich das nicht so oft zeige?“ Ich war wirklich etwas überrascht, denn bei ihrer zurück haltenden Art, hätte ich wirklich nicht gedacht, dass sie neugierig ist. „Wenn ich ehrlich sein soll...“ Fing ich an und musste schon etwas grinsen. „Gedacht hätte ich das wirklich nicht. Aber gut zu wissen.“ Und so erfuhr ich immer mehr von Cass und das freute mich. Ich mochte sie auf anhieb und ich wollte sie besser kennen lernen.
„Noch nie? Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Gibt es nicht auch manchmal ein solches Unwetter, das man gar nicht spielen darf? Das kann doch ganz schön gefährlich enden.“ Ich wurde immer unsicherer bei diesem Thema. So weit ich mich erinnern konnte wurde noch nie ein Spiel abgesagt und ich habe mich schon einmal mit der Geschichte des Quidditch auseinander gesetzt. Vielleicht war es auch einfach so, weil das Wetter nie so schlecht war, dass man kein Quidditch spielen konnte. „Jetzt bin ich mir selber nicht mehr sicher.... Aber soweit ich weiß, wurde es noch niemals abgesagt. Aber ich kann bei der Gelegenheit mal wieder in die Bibliothek gehen und das nachschlagen. Dann könnte ich auch gleich nachsehen, ob sie wieder neue Bücher über Drachen haben.“ Das war auch eigentlich der einzige Grund, weshalb man mich mal in der Bibliothek antreffen konnte. Eigentlich war ich auch nie gerne dort. Doch heute war ich froh, dass ich einmal dort war, denn wenn ich nicht in die Bibliothek gegangen wäre, dann hätte ich Cass nicht getroffen und wir hätten uns nicht näher kennen gelernt.
Ich warf einen Seitenblick auf Cass und lächelte sie etwas an. Der Wind wehte so weit oben noch etwas stärker und zersauste mir etwas die Haare. Cass wehte der Wind natürlich auch um die Ohren, doch mir gefiel es wie ihre Haare im Wind wehten.
„Cass...“ Sagte ich leise und wartete auf eine Reaktion von ihr. Vorsichtig legte ich dann eine Hand auf ihre Wange und streichelte diese leicht. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich bei dem Wind verstehe konnte, also ging ich mit meinem Gesicht etwas näher an sie heran. „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du wirklich richtig gut aussiehst?“ Langsam ließ ich mich wieder etwas zurück fallen und lächelte sie an. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war, aber ich konnte einfach nicht mehr anders. Cass hatte mir in den letzten Stunden total den Kopf verdreht.
Ich wollte nichts tun, was Cass nicht wollte, aber bei dem was schon zwischen uns war dachte ich nicht, dass sie etwas dagegen haben würde.
Ich kam Cass mit meinem Gesicht etwas näher, zuerst langsam und dann ein wenig schneller. Währenddessen legte ich auch meine zweite Hand auf ihre andere Wange. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, sah ich ein letztes mal in ihre Augen. Alles was um uns herum geschah, hatte ich für diesen einen Moment vergessen. Dann kam ich ihr auch noch das letzte, kleine Stück entgegen, sodass sich unsere Lippen endlich berührten.
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„Mit wem wir es zu tun bekommen ist eigentlich egal. Was sie können, dass ist viel wichtiger zu wissen.“ Ich lächelte. „Ja, so ähnlich habe ich das auch gemeint. Scheinbar habe ich es nicht richtig ausgedrückt.“ meinte ich achselzuckend. Das konnte jedem Mal passieren, dass man sich missverständlich ausdrückte. Naja, aber nun waren ja alle Missverständnisse aus der Welt geräumt. Zumindest von meiner Seite aus.
„Wenn ich ehrlich sein soll... Gedacht hätte ich das wirklich nicht. Aber gut zu wissen.“ Ich lachte kurz auf. „Und wenn ich ehrlich bin, dann bist du nicht der erste, der das sagt. Es kommt halt immer drauf an, von wem ich etwas wissen will. Wenn ich denjenigen genauer kenne, dann bohre ich da auch schon mal nach. Und das mache ich gerne, weil ich es toll finde, wenn ich den Menschen alles aus der Nase ziehen kann. Aber bei dir, da weiß ich gerade nicht so recht, was ich noch fragen konnte.“ gab ich zu. „Aber warum soll man das auch schon erwarten? Eigentlich bin ich ja nicht so. Ich meine so… ach, ich weiß auch nicht.“ Ich zuckte mit den Achseln. Wie war ich eigentlich? Zurückhaltend vielleicht. Oder auch schüchtern. Da konnte man ja wohl kaum annehmen, dass ich gerne alle wissen wollte. Und über Ian da wollte ich erst recht alles wissen. Selbst wenn wir uns noch nicht ganz so lange kannten, wie ich es mir jetzt wünschte, so wusste ich doch schon eine Menge über ihn. Das war auch gut so. Eine gute Stütze für eine tiefere Freundschaft. Das zumindest war es, was ich mir erhoffte. Natürlich wusste ich nicht, was Ian wollte. Doch dachte ich, dass er mich ja schon mögen musste, sonst würde er ja nicht genau in diesem Moment hier neben mir in der Kälte sitzen und darauf warten, dass das Auswahltraining losging.
„Jetzt bin ich mir selber nicht mehr sicher.... Aber soweit ich weiß, wurde es noch niemals abgesagt. Aber ich kann bei der Gelegenheit mal wieder in die Bibliothek gehen und das nachschlagen. Dann könnte ich auch gleich nachsehen, ob sie wieder neue Bücher über Drachen haben.“
Ich nickte leicht. „Wegen mir brauchst du das aber nicht machen. Wenn ich daran danke und es mich wirklich interessiert, dann werde ich wohl selbst nachschlagen. Ich bin doch sowieso ständig dort. Du bist doch bestimmt nicht allzu gerne da, also brauchst du nicht extra hingehen. Es sei denn, du willst wirklich auch noch nach Büchern über Drachen schauen. Vielleicht können wir ja zusammen hingehen. Was hältst du davon? Dann musst du nicht so alleine dort sitzen. Ich leiste dir gern Gesellschaft.“ bot ich ihm an. Innerlich hoffte ich, dass er das annehmen würde, damit ich ihn noch besser kennen lernen konnte. Auch würde ich mich freuen, Joslyn mal kennen zu lernen. Es interessierte mich, mit wem Ian so viel Zeit verbrachte. Es musste ja jemand besonderes sein und das wollte ich herausfinden. Vielleicht sollte ich ihm vorschlagen, dass wir uns mal alle zusammen treffen sollten. Es war ja noch nicht so sicher, ob sie nun heute zum Auswahltrainig kommen würde. Aber das würde man ja sehen. Ich würde mich allerdings freuen. Es war wirklich schön, jemanden kennen zu lernen und es war bei weiten nicht so, dass ich es nicht wollte. Natürlich wollte ich gerne neue Freunde finden, aber oft wusste ich nicht so recht, wie ich auf jemanden zu gehen sollte. Deswegen war ich auch froh, dass Ian heute Mittag auf mich zugekommen war. Sonst wären wir wohl nicht hier, wo wir nun waren.
„Cass...“ sagte er leise. Dann legte er vorsichtig eine Hand auf meine Wange und strich leicht darüber. Ich sah ihn ernst an. Was hatte er wohl vor? Meine Wange kribbelte, als seine Hand sanft darauf lag. Ich lächelte ein wenig verwirrt, weil ich nicht so recht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du wirklich richtig gut aussiehst?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein, aber wie kommst du darauf?“ erwiderte ich ebenso leise. „Aber danke, ich kann dies nur zurückgeben.“ meinte ich und fand, das meine Stimme leicht heiser klang.
Langsam schob Ian sein Gesicht meinem entgegen. Ich blickte ihn halb furchtsam und halb erwartungsvoll entgegen. Ob er wohl das tun würde, was ich gerade dachte? fuhr es mir durch den Kopf, ehe er mir direkt in die Augen sah. Beinahe hätte ich weggeschaut, aber ich konnte es einfach nicht. Sein Blick hielt mich gefangen. Dann geschah es, so schnell, das ich kaum noch Luft holen konnte. Auch das letzte Stück zwischen uns überwand Ian und seine Lippen lagen auf meinen. Ich war zu überrascht, als dass ich irgendwas machen konnte. Ein leises Seufzen entwich mir. Ich erwiderte einfach den Kuss. Es war wirklich atemberaubend! So fühlte sich also der erste Kuss an. Es war ein Gefühl, dass ich nicht recht in Worte fassen konnte. So verstärkte ich einfach den Druck meiner Lippen und küsste ihn, bis es mir so war, als würde ich mich auf der Stelle in flüssiges Wachs zwischen seinen Händen werden. Ich konnte nicht mehr aufhören. Langsam kam ich näher an ihn heran und legte meine Hand vorsichtig auf seine Schulter. Ich vergaß einfach alles um mich herum und gab mich ihm nur noch hin.
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„Ja, so ähnlich habe ich das auch gemeint. Scheinbar habe ich es nicht richtig ausgedrückt.“ Gut, sie hatte zwar etwas anderes gesagt, aber jetzt wusste ich ja was sie wirklich meinte. Und damit war sie Sache für mich gegessen. Deshalb sagte ich dazu auch nichts mehr.
„Aber bei dir, da weiß ich gerade nicht so recht, was ich noch fragen konnte.“ Ich grinste etwas. Von mir aus konnte sie mich auch alles fragen, was sie wissen wollte. „Aber warum soll man das auch schon erwarten? Eigentlich bin ich ja nicht so. Ich meine so… ach, ich weiß auch nicht.“ Ja, da hatte sie mit Sicherheit recht. Aber ich hatte auch gar nichts dagegen, denn ich war ja auch recht neugierig. Oder zumindest konnte ich es sein. Und so hatten wir wieder etwas gemeinsam. „Also, falls dir etwas einfällt, was du noch von mir wissen willst, dann frag einfach.“ Aber wie sie schon gesagt hatte, wenn sie etwas wissen wollte, dann fragte sie auch nach. Und mich konnte man eigentlich auch alles fragen, denn es gab nur sehr wenige Themen über die ich nicht gerne redete.
„Vielleicht können wir ja zusammen hingehen. Was hältst du davon? Dann musst du nicht so alleine dort sitzen. Ich leiste dir gern Gesellschaft.“ Ein lächeln tat sich in meinem Gesicht auf. „Wir können gerne zusammen dort hin gehen. Das ist gar keine schlechte Idee, alleine ist das wirklich ein wenig öde.“ Ich freute mich sehr darüber, dass Cass mich das gefragt hatte, denn das zeigte das sie gerne Zeit mit mir verbrachte.
Ich sah mich einen Moment lang um und seufzte dann leise. Langsam fragte ich mich wirklich, wo Josy blieb. Immer hin würde das Auswahltraining bald anfangen und es wäre wirklich schade gewesen, wenn sie es verpasst hätte. Außerdem wollte ich zu gerne, was Professor Litby eigentlich von ihr wollte. Irgendetwas wichtiges muss es ja gewesen sein, vor allem da ich nicht mitkommen durfte. Obwohl das auch eigentlich ganz gut so war, ansonsten wäre ich ja niemals in die Bibliothek gegangen und hätte Cass nicht getroffen.
„Nein, aber wie kommst du darauf? Aber danke, ich kann dies nur zurückgeben.“ Was Cass sagte hatte ich zwar gehört, aber ich reagierte nicht darauf und gab ihr auch nichts darauf zurück. Aber nicht, weil ich es nicht wollte sondern weil ich es nicht konnte. Das Einzige was ich wollte und woran ich dachte war, Cass zu berühren. Und das tat ich. Wahrscheinlich noch mehr, als wie es eigentlich geplant war, aber ich konnte einfach nicht anders. Als ich sie küsste, war das einfach wunderbar. Ich hatte zwar schon ein paar Mädchen geküsst, aber Cass war eindeutig was besonderes. Was mich am meisten freute war, dass sie meinen Kuss auch erwiderte. Mir fiel auf jeden Fall ein Stein vom Herzen, da ich mir so sicher sein konnte, dass sie damit auch einverstanden war. Dann kam sie mir etwas näher und legte ihre Hände auf meine Schultern. Ich wusste wirklich nicht, wie das alles passieren konnte. Ich hatte Cass kaum näher kennen gelernt, schon saßen wir auf der Tribüne und küssten uns. So etwas hatte ich wirklich noch nie erlebt. Doch es war einfach schön.
Lange Zeit saßen wir nun dort und küssten uns. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und ließ dann ab von ihr. Zuerst senkte ich meine Hände, ehe ich sich meine Lippen von ihren lösten. Wieder sah ich ihr in die Augen. Zuerst öffnete ich meinen Mund ein wenig, um etwas zu sagen, doch ich wollte diese Stimmung zwischen uns nicht zerstören. Außerdem wusste ich auch gar nicht, was ich sagen sollte. Und es war mir noch niemals zuvor passiert, dass so etwas mir die Sprache verschlagen hatte.
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„Also, falls dir etwas einfällt, was du noch von mir wissen willst, dann frag einfach.“ Ich lachte kurz auf. „Wenn mir spontan etwas einfällt, dann werde ich sicherlich auch noch darauf zurück kommen. Ich weiß ja jetzt, dass ich nichts zu befürchten habe, wenn ich dich etwas fragen will.“
Bisher hatte er mir alle Fragen, die ich gestellt hatte, beantwortet. Also warum sollte er es nicht auch weiterhin tun? Eigentlich fragte ich ihn ja auch nichts, was irgendwie schlimm war oder so. Und ich hatte ihm ja auch stets geantwortet, selbst wenn es mir nicht ganz so leicht gefallen war.
Ich lächelte leicht. „Okay, sag Bescheid, wenn du mal wieder in die Bibliothek gehst, dann komme ich sicher mit. Meistens habe ich ja auch nichts anderes vor.“ meinte ich achselzuckend. Mit Ian würde ich bestimmt jederzeit gerne hingehen. Dann würde ich auch nicht die ganze Zeit grübeln und er würde mich auch noch ein wenig auf andere Gedanken bringen. Das war viel besser, als wenn ich, so wie immer, alleine dort sitzen würde.
Noch immer küssten wir uns. Ich war ganz versunken und wusste überhaupt nicht, wo oben und unter war – ganz zu schweigen davon, wann ich das letzte Mal so empfunden hatte. Wahrscheinlich hatte ich noch nie so empfunden und deshalb ging es mir nun so. Ich hatte keinerlei Erfahrungen mit Dingen dieser Art, noch nicht einmal damit, einen Jungen berührt zu haben. Aber jetzt, wo ich wusste, wie der erste Kuss war, ging es mir ganz anders. Ich fühlte, wie sich etwas in meinem Innern öffnete und ich keinerlei Angst hatte, so hier mit Ian zu sitzen. Es war wirklich schön und immer noch fand ich keine Worte, die stark genug waren, dass zu beschreiben, was in mir vorging. Zumal ich selbst noch nicht einmal wusste,wie ich mich auf so etwas hatte einlassen können. Ich kannte Ian erst seit heute Vormittag recht gut, und schon saßen wir hier, als ob es Jahre her war, als wir uns das erste Mal gesehen hatte. Es war wirklich komisch, denn meistens habe ich solchen Kontakt vermieden, weil er mich unsicher machte. Zwar war ich oft unsicher, doch hasste ich dieses Gefühl wirklich.
Auch jetzt, wo Ian den Kuss beendet hatte, fühlte ich mich unsicher und auch ein Stück weit entblößt. Das Gefühl, welches ich bis eben gehabt hatte, war so schnell verflogen, wie es gekommen war. Ich erwiderte Ians Blick und fühlte mich ein wenig entblößt, sodass ich mich kurz von ihm abwenden konnte, um meine Gedanken in soweit zu ordnen, als dass ich wieder normal mit ihm reden konnte. Aber ich hatte den sicheren Verdacht, dass das nach dem Kuss nicht so ohne weiteres möglich wäre. Es war so eine neuartige Erfahrung für mich, dass ich keine rechten Worte fand.
Nach einigen Sekunden hatte ich mich aber wieder soweit gefangen, dass ich Ian nun wieder offen ins Gesicht sehen konnte. Wenn es etwas gab, was ich heute begriffen hatte, dass ich eigentlich keinen richtigen Grund dazu hatte, immer alles so aufzunehmen, als ob es mir peinlich sein musste. Es gab schlimmeres, als geküsst zu werden, dass konnte ich nun einhundertprozentig sagen. So lächelte ich Ian ein wenig unsicher an, ehe ich ansetzte, um zu sprechen. Allerdings brauchte ich einige Anläufe, ehe ich es endlich schaffte, zu sprechen. In meinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet und am liebsten wäre ich einfach vor Ian geflüchtet, was aber die schlechteste Lösung von allem war. Nachher dachte er noch, dass ich bereute, was gerade passiert war. Und das tat ich gar nicht.
„Danke Ian, das war wirklich schön.“ sagte ich leise und blickte ihn dabei an. Ich hoffte nur, dass er das „danke“ nicht wörtlich nahm. Also ich wollte mich schon bei ihm für diese schöne Erfahrung bedanken, aber ich wusste nicht so recht, was ich hätte sagen können. Also musste diese einfache Aussage vollkommen ausreichen. Außerdem war es das einzige, was mir eingefallen war, was ich hätte sagen können. Ich wollte auch nicht die Atmosphäre, die zwischen uns war dadurch zerstören, dass ich etwas in Worte fasste, was mir nie gelungen wäre. Das wäre nur peinlich geworden und das wollte ich natürlich auf keinen Fall. Es wäre dadurch auch nicht besser geworden und wir würden nach wie vor hier sitzen und uns anschauen, ohne dabei auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Irgendwann mussten wir darüber reden nur bei mir war es so, dass ich das alles erstmal überdenken und verdauen musste, ehe ich mich dazu äußern konnte. Das würde vermutlich die ganze Nacht dauern. Ich hoffte jetzt schon, dass ich morgen Vormittag keinen Unterricht hatte.
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„Wenn mir spontan etwas einfällt, dann werde ich sicherlich auch noch darauf zurück kommen. Ich weiß ja jetzt, dass ich nichts zu befürchten habe, wenn ich dich etwas fragen will.“ Ich legte meinen Kopf etwas schief und sah Cass fragend an. „Dachtest du vorher etwa, dass du was zu befürchten hast, wenn du mich etwas fragst?“ Ich grinste etwas und piekste ihr wieder leicht in die Seite. Natürlich wusste ich wie sie das meinte, aber ich wollte sie doch ein wenig ärgern. Außerdem dachte ich, dass ich ihr damit vielleicht wieder ein lächeln entlocken konnte.
„Okay, sag Bescheid, wenn du mal wieder in die Bibliothek gehst, dann komme ich sicher mit. Meistens habe ich ja auch nichts anderes vor.“ Ich nickte. Ja, da Cass ja ein ziemlich fleißiger Mensch war konnte ich mir auch gut vorstellen, dass sie öfters mal in der Bibliothek war. Immer hin hatten wir uns ja auch dort getroffen. „Ich greife darauf zurück, danke. Ich finde es auch schöner, wenn man nicht so ganz alleine ist.“ Zwar konnte ich mich besser auf die Dinge konzentrieren, wenn ich alleine war, aber das wollte ich gar nicht. Ab und an mal konnte ich auch gut alleine sein, aber meist war ich doch lieber in Gesellschaft. Natürlich war es dann noch schöner, wenn ich in so netter Gesellschaft war, wie heute.
Zwar genoss ich es Cassandra zu küssen, doch ich wusste nicht wie sie darüber dachte und so wollte ich es auch nicht übertreiben. Ich dachte mir, wenn sie es mochte so könnte man es auch sicherlich wiederholen.
Ich hatte das Gefühl als ob sie es nicht so mochte, dass ich mich langsam wieder von ihr entfernt hatte. Doch ich wollte wenigstens für einen Moment wieder etwas Abstand von ihr haben. Immer hin war das alles so nicht geplant. Zwar ist so etwas nie wirklich vorher geplant, aber so wie bei uns sollte es eigentlich auch nicht sein. Was ich getan hatte, war zu handeln ohne nachzudenken. Das Schlimmste war allerdings, dass ich damit die gute Stimmung zwischen uns zerstört hatte. Weder ich konnte was sagen, noch Cass. Zumindest sagte mir das mein Gefühl.
Eine ziemlich lange Zeit saßen wir nur da und starrten uns regelrecht gegenseitig an. Ich versuchte ein paar passende Worte in meinem Kopf zusammen zu würfeln, doch was sollte man in so einen Moment schon sagen? Ich war es Cass zwar eigentlich schuldig, als erstes was zu sagen doch ich wusste nicht was. So etwas war mir eigentlich noch nie passiert. Zwar gab es schon Momente in denen ich mal still war, aber das ich wirklich gar nichts sagen konnte, das war mir mit Sicherheit noch niemals passiert.
Das Schlimmste an der Sache war allerdings, dass Cass es jetzt in die Hand genommen hatte, als erste etwas zu sagen. „Danke Ian, das war wirklich schön.“ Ich wusste zwar jetzt, dass es ihr gefallen hatte, aber es zwar trotzdem komisch. In dem Moment, wo Cass gesprochen hatte, fielen mir tausend Dinge ein, die ich hätte sagen können. Doch jetzt war es zu spät und ich wusste wieder nicht, was ich tun sollte.
Endlich konnte ich einen klaren Gedanken fassen und sortiere mich erst einmal. Danach wurde ich mir dann Cassandras Worte bewusst. Ich konnte nicht anders als Cass in meine Arme zu schließen und sie etwas an mich zu drücken. Zwar handelte ich wieder unüberlegt, aber dieses mal war es mir egal. „Nichts zu danken.“ Sagte ich leise. „Dazu gehören immer noch zwei auch wenn ich den ersten Schritt gemacht habe.“ Danach löste ich mich wieder etwas von Cassandra und lächelte sie an. Langsam kehrte auch wieder Normalität bei mir ein, was mich selbst auch wieder etwas sicherer machte.
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Wieder piekste Ian mich in die Seite und es schien, als ob er langsam Gefallen daran gefunden hatte. Doch wieder konnte er mir damit ein Lächeln entlocken. „Sehr witzig. Du weißt schon, wie ich das meine! Man kann sich halt nie sicher genug sein.“ kommentierte ich und nickte bekräftigend. Ich hatte von Anfang an keine Angst oder ähnliches vor Ian gehabt, nur wusste ich nicht, wie ich mit ihm umgehen sollte, was ich sagen oder tun sollte. Nun, nach einem zusammen verbrachten Vormittag sah das Ganze aber auch schon wieder anders aus. Ich genoss es einfach, hier mit Ian zu sitzen und abzuwarten, wann das Auswahltraining begann. Auch wenn das Wetter noch immer zu Wünschen übrig ließ.
„Ich greife darauf zurück, danke. Ich finde es auch schöner, wenn man nicht so ganz alleine ist.“ meinte Ian. Ich lächelte ein wenig. „Ja, aber es ist auch weitaus weniger erfolgreich, kann ich mir vorstellen. Wenn man alleine dort ist, dann schafft man seine Aufgaben schneller. Aber bei dir kann ich da natürlich eine Ausnahme machen, wenn du wirklich Hilfe brauchst.“ entschied ich und zwinkerte ihm zu. Es hatte auch schon andere Ausnahmen, gegeben, aber nicht solche, die ich wirklich attraktiv fand. Wahrscheinlich lenkte er mich so ab, dass ich hinterher ihm auch nicht mehr helfen konnte. Das war allerdings dann sein Problem, welches ich dann wohl nicht mehr ändern konnte.
Was sollte denn nun weiter sein? Wir hatten uns geküsst, aber wir waren nicht in irgendeiner Weise zusammen. Das war es auch, was mich so verwirrte. Irgendwie war die Reihenfolge hier falsch. Eigentlich lernte man sich erst länger kennen, wurde dann ein Paar, ehe man dazu überging, in irgendeiner Form körperliche Liebe auszutauschen. Wir hatten uns kennen gelernt, auch wenn diese Phase vielleicht noch ein bisschen intensiver hätte sein können. Vielleicht waren wir schon verliebt ineinander, was bei mir noch mehr Verwirrung stiftete. Ich war noch nie verliebt, geschweige denn hatte ich ein tieferes Gefühl der aufrichtigen Zuneigung zu jemandem entwickelt. Nur mit Ian war scheinbar alles anders. Er kam, ich sah ihn, ich wusste, dass irgendwas geschehen würde. Natürlich hatte ich dabei nicht an so was gedacht, denn eigentlich hatte ich nie die wirkliche Absicht gehabt, mich auf etwas dieser Art sofort einzulassen, ohne lange zu überlegen.
Was ist denn jetzt nicht in Ordnung Cassandra? Du solltest dich glücklich schätzen. sagte wieder die Stimme in mir, die mich schon das ganz Gespräch mit Ian begleitet hatte. Es war NICHTS in Ordnung und glücklich war ich schon, obgleich es eine seltsame Art des Glücks war. Es war so, dass ich eigentlich ein seliges Lächeln auf meinen Lippen haben sollte, das allerdings nicht der Fall war, weil sich augenblicklich mein rationales Denken wieder eingeschaltet hatte. Manchmal wünschte ich, es würde sich eher melden.
Ein wenig frustriert fuhr ich mir durch die Haare, ehe ich mich von Ians Blick losriss, um von der Tribüne hinabzuschauen. Ich trat an das Geländer und seufzte. Nun war erst recht nichts mehr in Ordnung, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mich nun weiter verhalten sollte. Auch Ian saß so still da, wie noch nie an diesem Tag. Sicher hatte es einige kleinere Pausen gegeben, aber dies war wohl nun das große Schweigen, was in meinem Innern großes Unbehagen ausbreitete. Hatte ich etwas falsch gemacht?
Also ich meine Frustration ein wenig überwunden hatte, setzte ich mich wieder neben Ian und schaute ihn kurz an. Ebenso wie mir schien im auch nichts ein. Doch immerhin hatte ich mich bei ihm bedankt, obgleich ich es danach sofort bereut hatte. Das waren doch nur leere Worte gewesen. Eigentlich konnte man nicht wirklich beschreiben, wie es sich anfühlte, wenn es einfach „passte“ zwischen zwei Menschen. Da ich keine Erfahrung damit hatte, konnte ich auch nicht genau sagen, was das auf Ian und mich bezogen hieß, aber doch passte es irgendwie. Nur mit der Sprache taten wir uns wohl gerade ein wenig schwer.
„Nichts zu danken.“ sagte er ebenso leise. „Dazu gehören immer noch zwei auch wenn ich den ersten Schritt gemacht habe.“ Oh, so dachte er also. Es war mir nun immer unangenehmer, dass ich mich für den Kuss bedankt hatte. Ich kämpfte mit mir, denn mir lag schon eine bissige Bemerkung auf den Lippen. Doch war es wenig typisch für mich, dass ich solche Gedanken laut aussprach, da sie oft verletzend waren. Ich wollte Ian nicht verletzen, zumindest nicht absichtlich. Ich holte tief Luft, ehe ich sagte: „In Ordung. Aber vielleicht…“ Ich kam nicht weiter, da ich einfach nicht wusste, was ich weiter sagen sollte. Was sagte man auch in einer solchen Situation. Vielleicht „Es war schön mit dir, aber ich muss jetzt gehen.“ oder auch „Ich weiß nicht, ob das richtig war. Bitte entschuldige. Ich muss das alles noch überdenken.“? Nein, dass war vollkommen absurd, aber dennoch hatte ich das Bedürfnis etwas in dieser Art zu sagen, weil ich nicht wusste, ob das richtig war. Ich musste darüber nachdenken, soviel stand fest. Solange ich das nicht getan hatte, konnte ich wohl nichts Weiteres dazusagen.
Dann nahm Ian mich kurz in den Arm. Es tröstete mich ein wenig, dass er das tat und ich lehnte mich eine Sekunde gegen ihn, ehe ich mich dann gerade aufsetzte. Ich begann damit, meinen Satz zu beenden. Es war ersichtlich, dass es mir nicht leicht fiel. „Vielleicht ist es besser, wenn wir das noch einmal überdenken. Das geht mir alles zu schnell, wenn ich ehrlich bin. Ich möchte dir damit nicht wehtun Ian, verstehst du das?“ Aber noch weniger möchte ich mir wehtun. fügte ich im Stillen hinzu. Ich versuchte dabei, ihm in die Augen zu sehen. Es war nicht ganz leicht, aber am Ende schaffte ich es doch – zumindest beim ersten Teil des Satzes.
Ich nahm an, oder zumindest hoffte ich, dass Ian es verstehen konnte, wie ich nun handelte. In der kurzen Zeit, in der wir uns näher gekommen waren, musste er doch bemerkt haben, dass ich immer meine Zeit für etwas brauche. Ich konnte zwar impulsiv handeln, so wie ich es eben getan hatte, allerdings dachte man dann nicht über die Konsequenzen nach, die so etwas mit sich ziehen könnte. Ian schien es ebenso wenig getan haben. Er hatte einfach das getan, was er in dem Moment gefühlt und sich wahrscheinlich ersehnt hatte und ich war, ohne überlegen, darauf eingegangen. Vielleicht war es gut so, aber alles hatte ja bekanntlich seine Kehrseite, die meistens eher nicht angenehm war.
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Ich hatte es zwar geschafft, dass sie lächelte, aber bei dem was ich dann zuhören bekam, hätte ich doch auf das lächeln verzichten können. „Sehr witzig. Du weißt schon, wie ich das meine! Man kann sich halt nie sicher genug sein.“ Natürlich wusste ich, wie sie das meinte. Mir wäre zu dem was sie sagte auch ein passender Kommentar eingefallen, aber ich wollte sie nicht noch ärgerlicher stimmen. Und so blieb ich einfach ruhig und wandte meinen Blick von ihr ab. Für einen Moment sah ich aufs Quidditchfeld hinab. Es war immer noch nicht mehr passiert, obwohl ich dachte, dass es auch langsam mal los gehen könnte.
Nach kurzer Bedenkzeit lehnte ich mich dann schließlich wieder zurück und sah in den Himmel. Hatte sich das Wetter etwa verschlechtert? Ich seufzte leise und schüttelte etwas meinen Kopf. Sicherlich würde es noch anfangen zu Regnen, bevor das Training überhaupt angefangen hat.
„Ja, aber es ist auch weitaus weniger erfolgreich, kann ich mir vorstellen. Wenn man alleine dort ist, dann schafft man seine Aufgaben schneller. Aber bei dir kann ich da natürlich eine Ausnahme machen, wenn du wirklich Hilfe brauchst.“ Ich nickte etwas und lächelte dann etwas. „Also, natürlich kann man besser alleine arbeiten, aber ich bin immer lieber in Gesellschaft.“ Ich hielt kurz inne und ließ meinen Blick kurz über die Tribünen schweifen. „Hilfe kann ich immer gut gebrauchen. Das weißt du ja mittlerweile auch.“ Ich musste etwas grinsen. Ja, wenn ich mich vielleicht ein wenig mehr anstrengen würde, dann könnte ich das sicherlich auch alles alleine. Immer hin war ich ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich war nur schlicht und einfach zu faul.
Cassandra und ich sahen uns an und es war wirklich komisch. Obwohl ich dachte, dass sie den Kuss mochte und auch wollte, verstärkte sich in mir ein Gefühl, das was anderes sagte.
Völlig unerwartet, als ich noch in meinen Gedanken hing, drehte Cassandra sich weg von mir, stand auf und ging zum Geländer der Tribüne. Fast gleichzeitig seufzten wir, wobei man meinen Seuftzer eher nicht hören konnte. Ich legte meinen Kopf und meine Hände und sah einen Moment lang auf den Boden. Was hatte ich da nur wieder angerichtet? Langsam hob ich meinen Kopf wieder, fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare und wuschelte sie etwas durch. In diesem Moment hasste ich mich für all das was ich gemacht hatte. Am liebsten wäre ich gegangen, aber so ein Verhalten passte einfach nicht zu mir. Ich hatte es nun zwischen uns verbockt und nun musste ich das Beste daraus machen.
Schließlich setzte Cassandra sich auch wieder neben mir hin und sah mich wieder an.
„In Ordung. Aber vielleicht…“ Fing Cassandra an und ich ahnte schon was als nächstes kommen würde. Zuerst wollte ich noch etwas darauf antworten, aber ich wollte Cassandra nicht noch unnötig irritieren, also wartete ich noch etwas ab. Sicher würden ihr bald die passenden Worte einfallen und sie könnte mir mal so richtig die Meinung geigen.
Auch meine Umarmung, die wieder eine unüberlegte Aktion war, machte das ganze ganz und gar nicht besser. Sie setzte sich wieder gerade hin und sah mich an. Ich wusste was als nächstes kommen würde. „Vielleicht ist es besser, wenn wir das noch einmal überdenken. Das geht mir alles zu schnell, wenn ich ehrlich bin. Ich möchte dir damit nicht wehtun Ian, verstehst du das?“ Mir wehtun? Fragte eine Stimme in meinen Gedanken. Nein, wehgetan hatte es nicht. Ich wusste was sie meinte und ich konnte sie verstehen.
Ich setzte ein gewohntes lächeln auf und musste mich wirklich zusammen reißen Cassandra nicht wieder berühren zu wollen. Was war da nur mit mir passiert?
„Keine sorge...“ Fing ich an und nickte dann etwas. „Ich verstehe das schon. Am besten vergessen wir das Alles und machen da weiter, wo wir aufgehört hatten.“
Ich für meinen Teil versuchte wirklich all meine Gedanken erst einmal beiseite zu schieben. Langsam erhob ich mich von meinem Platz, ging zum Geländer der Tribüne und sah hinunter aufs Quidditchfeld. Was ich dort sah, erfreute mich wirklich etwas. Ich konnte es zwar nicht ganz genau erkennen und war so nicht wirklich sicher, aber es sah aus, als wenn jemand aus der Mannschaft von Gryffindor auf dem Feld stand. Sicherlich würde es demnächst losgehen.
Ich sah noch einmal genauer hin und versuchte zu erkennen, wer es war der oder die dort stand. Doch ich erkannte es nicht. Aber das war auch nicht weiter tragisch, ich wusste, dass es jemand aus dem Team der Gryffindor sein musste. Wer sollte sonst auf dem Feld stehen?
Schließlich wandte ich mich wieder zu Cassandra um, sah sie einen Moment lang an ehe ich mich wieder neben sie auf meinen Platz setzte. „Es geht sicher gleich los.“ Fing ich an und sah wieder hinüber zu Cassandra. „die erste Person steht schon und die anderen kommen sicher auch gleich.“ Ich hatte langsam wirklich keine Lust mehr zu warten. Und ein wenig Ablenkung würde uns beiden sicherlich ganz gut tun. Vielleicht vergaß Cass so, wenigstens für einen Moment lang, was zwischen uns passiert war.
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„Hilfe kann ich immer gut gebrauchen. […] Ich lächelte. „Ja, das ist mir tatsächlich aufgefallen. Schlimm finde ich es allerdings nicht, ich helfe, wo ich nur kann.“ erwiderte ich schlicht. Was war da auch falsch dran. Nicht alle konnten so eifrig sein wie ich oder schon alles wissen. Vieles musste ich auch noch aus Büchern erlernen, aber ich gab mein Wissen gerne an andere weiter. Schließlich war ich nun einmal so und das war auch ganz gut.
Weiterhin sahen wir uns einfach nur an. Die Stimmung zwischen uns war angespannt, was auch nicht weiter verwunderlicht war. Zum Teil gab ich mir die Schuld. Ich hätte von Anfang an alles langsamer angehen lassen sollen. Doch war ich einfach zu hingerissen gewesen von Ian. Die gleiche Frustration, die sich nun in mir breit machte, fühlte er bestimmt auch. Es tat mir wirklich leid, wie sich alles entwickelt hatte. Das ich seinen Kuss erwidert hatte tat mir aber in keinster Weise leid. In dem Moment, wo es passiert war, wollte ich es auch, nur danach lief einfach alles schief. Ich hatte das falsche zur falschen Zeit gesagt, er allerdings auch.
Ich wusste nicht, wann sich dieses Gefühl der Leere sich in meinem Kopf gebildet hatte und es war mir auch wenig angenehm. So hilflos, wie gerade wollte ich nicht sein! Nur einmal wollte ich sagen können, was ich in diesem Moment fühlte, nur wollten mir einfach nicht die richtigen Worte einfallen. Auch Ian rang sichtbar nach Worten und beantwortete meine Frage danach, ob er verstand, was ich tat, was meine Beweggründe waren, nicht wirklich. Ich sagte das nicht, weil ich ihn damit ärgern oder zurückweisen wollte, sondern weil mir das alles sehr Nahe ging. Es machte mich schwach und ließ mein Denken nicht mehr richtig funktionieren. Warum das alles? Wieso traf es ausgerechnet mich, wo ich doch keine Erfahrung mit alledem hatte? Und es fiel mir immer noch schwer zu glauben, dass das wirklich innerhalb eines Tages geschehen war.
Ich hatte Ian das erste Mal heute richtig wahrgenommen, als er in die Bibliothek spaziert war, sich zu mir an den Tisch gesetzt hatte, weil kein anderer frei gewesen war. Wir hatten uns unterhalten und ich hatte nebenbei meine Aufgaben erledigt. Dann waren wir hinausgegangen, weil wir lieber dort weiterreden wollten. Ich hatte beschlossen, dass ich ihn durchaus sympathisch fand. In der kurzen Zeit fand ich schon vieles über ihn heraus, was ich wissen wollte. Auch ich öffnete mich ihm und hatte mehr erzählt, als irgendwer sonst über mich wusste. Wir waren hierher gekommen, mit der Absicht, das Auswahltraining von Gryffindor zu sehen, doch stattdessen hatten wir uns geküsst und waren nun an diesem scheinbar aussichtslosen Punkt angelangt. Es frustrierte mich immer mehr.
„Keine Sorge, ich verstehe das schon. Am Besten vergessen wir das Alles und machen da weiter, wo wir aufgehört hatten.“ Als er dann auch noch sein übliches Lächeln aufsetzte wollte ich kaum meinen Augen und Ohren trauen. Es war zu viel für mich. WAS dachte er sich bloß dabei? Und vor allem: Wo hatten wir aufgehört?
Ich sah Ian mit zusammengekniffenen Augen an. „Ist das dein Ernst? Wir sagen einfach ‚Was soll’s? Schwamm drüber?’ und dann ist wieder alles in Ordnung? Wenn ja, dann täuscht du dich aber gewaltig, Ian Hamilton.“ Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie noch mehr Worte an die Oberfläche wollten. Dieses Mal musste ich es riskieren, dass ich das sagte, was ich dachte und fühlte und wollte. Immer hatte ich das zurückgestellt, auch schon in meiner Kindheit und so brach nun alles aus mir heraus, was sich aufgestaut hatte. Auch wenn es eigentlich gemein war, dass das nun alles Ian traf.
„Wie soll das das funktionieren? Meinst du, man kann einfach einen Schalter umlegen, der die Gefühle nach Belieben An und Aus stellt? Vielleicht ist das bei dir der Fall, aber mir ist das Ganze schon ziemlich ernst. Wenn du glaubst, dass ich da mitspielen würde, dann muss ich dich wieder enttäuschen. Es geht hier um keine Kleinigkeit Ian, verstehst du? Ich habe keinerlei Erfahrungen mit solchen Dingen und du erwartest förmlich von mir, dass ich alles vergesse, was gerade geschehen ist?“ Inzwischen war ich aufgesprungen und hatte mich vor Ian gestellt. Während ich sprach hatten sich meine Hände einer ziemlich schwungvollen und aufgebrachten Gestik angenommen, die ich nicht zurückhalten konnte. Jetzt hatte ich es also geschafft, mich in Rage zu reden. Na, das konnte ja noch heiter werden – vor allem, weil ich sonst immer so zurückhaltend gewesen war.
„Ich will und ich es nicht vergessen. Wie du das handhabst ist selbstverständlich deine Sache und es geht mich auch nichts an.“ Ich hielt kurz inne, damit ich meinen nächsten Gedanken auch ausdrücken konnte. „Weißt du eigentlich, wie verletzend das für mich war, was du gerade gesagt hast? Ich komme mir gerade vor, als wäre ich irgendwer und nicht das Mädchen, das du gerade noch geküsst und in den Arm genommen hast. Es lässt mich wieder mal erkennen, wie wenig wert ich eigentlich bin.“ beendete ich meinen Monolog bitter und drehte mich von Ian weg.
Beruhige dich Cassandra… Du hast alles gesagt, was du wolltest. hörte ich die Stimme in meinem Kopf wieder. Doch wollte ich mich gar nicht beruhigen.
„Und weißt du noch was? Ich will es gar nicht mehr sehen. Steck dir dein blödes Auswahltrainig sonst wo hin. Ich kann nicht nachvollziehen, wie du so schnell darüber hinwegsehen kannst, was zwischen uns passiert ist. Ich denke, du wirst auch ohne mich noch deinen Spaß haben.“ Ohne ein Wort des Abschiedes schnappte ich mir meine Schultasche und rannte die Tribüne hinunter. Tränen brannten in meinen Augen, doch kümmerte ich mich nicht weiter darum. Ich ließ sie einfach mein Gesicht hinunter laufen und beeilte mich, dass ich schnell weg von diesem Ort kam.
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Cassandra und ich waren an einem Punkt angekommen, wo wir beide einfach nicht mehr weiter wussten. Dadurch entstand ein großes Schweigen zwischen uns, wo wir uns regelrecht nur noch gegenseitig anstarrten. Hin und wieder wandte einer von uns den Blick ab, erhob sich oder tat sonst irgendetwas dergleichen. Was sollte jetzt noch großartig geschehen? Eigentlich dachte ich, dass es gar nicht mehr schlimmer kommen konnte, denn ich hatte ja nun schon genug dummheiten angerichtet doch anscheinend war es doch noch nicht genug. Als wäre die Stimmung zwischen mir und Cassandra nicht schon schlecht genug gewesen, musste ich auch noch das Dümmste sagen, was mir eingefallen war. Was ich allerdings meinte mit dem „Vergessen wir es“ war nicht das, was Cassandra wohl verstanden hatte. Ich wollte nicht, dass sie es einfach aus ihren Gedanken streichen sollte, so was konnte man gar nicht. Und auch ich wollte es nicht einfach so vergessen. Nur für einige Zeit an etwas anderes denken, so wollte ich es ausdrücken.
„Ist das dein Ernst? Wir sagen einfach ‚Was soll’s? Schwamm drüber?’ und dann ist wieder alles in Ordnung? Wenn ja, dann täuscht du dich aber gewaltig, Ian Hamilton.“ Sie schüttelte den Kopf und ich spürte schon, was als nächstes auf mich zu kommen sollte. Sie hatte das alles in den falschen Hals bekommen und wieder war das alles meine schuld. Doch jetzt war es zu spät und ich bekam Cassandras böse Seite zu spüren.
Sie warf mit Worten um sich, sprang regelrecht auf und fuchtelte mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum. Ich konnte gar nicht anders, als für diesen Moment still auf meinem Platz zu sitzen und ihr einfach nur aufmerksam zuzuhören. Was sie mir allerdings an den Kopf warf wurde auch mir zu viel. Ich ließ sie sich in Ruhe austoben und wartete geduldig ab.
„Ich will und ich es nicht vergessen. Wie du das handhabst ist selbstverständlich deine Sache und es geht mich auch nichts an.“ Ich konnte mich einfach nicht mehr zurück halten und so wollte ich, in der kurzen Pause die Cassandra eingelegt hatte, auch einmal zu Wort kommen. „Bleib mal ganz ruhig.“ Sagte ich noch in einem normalen Ton. „Glaubst du etwa bei mir gibt es einen Schalter an dem ich so etwas an und aus schalten kann? Mit Sicherheit nicht. Du bekommst das gerade alles in den falsches Hals, wenn ich dir das mal so sagen darf.“ Während ich sprach wurde ich schon etwas lauter und ich hatte mich ebenfalls von meinem Platz erhoben, sodass wir uns nun wieder gegenüber standen.
„Weißt du eigentlich, wie verletzend das für mich war, was du gerade gesagt hast?“ Dies und all das Andere was sie noch zu mir sagte, traf mich wirklich schwer. Ich wollte sie niemals verletzten, das war ganz und gar nicht meine Absicht gewesen. „Es lässt mich wieder mal erkennen, wie wenig wert ich eigentlich bin.“ Sie drehte sich von mir weg und ich starrte einen Moment lang auf ihren Rücken. Einerseits wurde ich so was von wütend, wie ich es schon lange nicht mehr war, aber andererseits stieg auch ein Gefühl von Traurigkeit in mir auf. Dass sie wieder davon sprach, sie wäre Wertlos, machte mich wirklich sauer. Ich hasste so etwas und das sollte sie auch noch von mir zu hören bekommen. „Danke und jetzt bin ich mal dran.“ Es war ganz und gar nicht meine Art, lauter zu werden deswegen versuchte ich immer noch in einem normalen Ton weiter zu sprechen, was mir allerdings nach einer Weile einfach nicht mehr gelang. „Ich wollte dir niemals in keinster Weise weh tun. Falls ich es wirklich getan haben sollte, dann tut es mir leid, ob du das glaubst oder nicht.“ Ich wartete einen Moment, ehe ich zum nächsten Thema überging. „Und wenn du noch einmal in meiner Gegenwart sagst, dass du Wertlos bist, dann raste ich wirklich mal aus. So etwas kann ich nämlich ganz und gar nicht haben und vor allem nicht, weil es einfach nicht stimmt!“ Nun hatte ich auch mal etwas Dampf abgelassen, obwohl ich so etwas eigentlich nie tat. Aber ich konnte es auch nicht haben von jemandem angeschrieen zu werden.
Was sie dann sagte, ließ bei mir entgültig das Fass überlaufen. Ich sollte mir doch mein blödes Auswahltraining sonst wo hin stecken? Das hätte sie wohl gerne. Hatte ich sie etwa gezwungen mit zu kommen? Nein. Ich hatte sie zu gar nicht gezwungen und was nun zwischen uns passiert war, war eben passiert und ändern konnte man es nicht mehr. Das Einzige was man jetzt noch machen konnte, war darüber zu reden und selbst das ging bei uns nicht mehr.
Gerade als Cassandra ihre Tasche nahm und davon laufen wollte, packte ich sie am Arm und hielt sie zurück. Da ich ihr allerdings nicht weh tun wollte, packte ich nur so fest zu wie nötig war. „Weglaufen gibt es jetzt nicht. Auch wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, mit mir kann man auch über so etwas reden und hinweggesehen habe ich darüber sicherlich auch nicht.“ Nachdem ich mich fürs erste ausgesprochen hatte, ließ ich sie an der Hand wieder los, legte meine aber dafür auf ihre Schulter und drehte sie zu mir um.
Was ich dann sah, ließ meine Wut so schnell wieder verfliegen, wie sie eigentlich gekommen war. Cassandra stand vor mir und ihr liefen Tränen über die Wangen. Soweit hatte ich es nun also schon getrieben? Es war all das passiert, was ich niemals gewollt hatte. Ich wollte sie nicht verletzten, hatte es aber trotzdem getan. Und niemals im leben wollte ich sie zum Weinen bringen. Doch auch das hatte ich geschafft.
Einen kurzen Moment stand ich regungslos vor ihr, ehe ich einen Schritt zurück trat und mich wieder auf meinen Platz setzte. Meinen Blick hielt ich erst einmal gesenkt. Wie konnte es nur soweit kommen? Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände und starrte dann den Boden an.
Nach einer Zeit der Stille hob ich meinen Kopf wieder an und sah zu Cassandra. „Ich wollte wirklich nicht, dass es soweit zwischen uns kommt. Und es tut mir wirklich leid, wenn ich die wehgetan habe.“ Ich hielt erst einmal inne. Mein Ton war fast wieder der Alte, nur noch etwas leiser als sonst. „Ich will nicht, dass wir so auseinander gehen.“ Fügte ich zum Schluss noch hinzu und drehte meinen Kopf schließlich wieder weg. Wenn Cassandra immer noch gehen wollte, konnte sie das mit Sicherheit tun. Noch einmal würde ich sie nicht aufhalten, denn ich hatte alles gesagt was ich sagen wollte.
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Ich wollte nie wieder denken und auch nie wieder fühlen. Das, was sich gerade in mir abspielte, war absolut grausam gewesen und hatte meine Nerven ziemlich überstrapaziert. Dazu kam noch, dass der sonst so ruhige Ian ebenso wie ich das Wort ergriffen hatte. Was mich dabei geängstigt hatte, war, dass seine Stimme ziemlich ruhig geblieben war, was es noch bedrohlicher machte. Ich wusste nicht, was ich angerichtet hatte, bewusst wurde es mir wohl erst jetzt in vollem Maße. Ich hatte wirklich Mist gebaut.
„Bleib mal ganz ruhig. Glaubst du etwa bei mir gibt es einen Schalter an dem ich so etwas an und ausschalten kann? Mit Sicherheit nicht. Du bekommst das gerade alles in den falsches Hals, wenn ich dir das mal so sagen darf.“
Ich sah ihn an. „Wie soll da denn ruhig bleiben? Und ja, es kann schon sein, dass ich es falsch verstehe. Vielleicht solltest du dich dann präziser ausdrücken. Wie sollte ich es denn sonst auffassen?“ Mit funkelnden Augen sah ich ihn an. Ich hatte es mal wieder falsch verstanden. Toll, Cassie, du reitest dich immer unnötig in Sachen rein, die gar nicht sein müssen. Das war ja mal wieder typisch. Kaum hörst du das Wort „vergessen“ schon ist alles zu spät. Vielleicht solltest du das nächste mal erstmal die verschiedenen Bedeutungen des Satzes interpretieren, ehe du dich so aufregst. Dreimal verfluchter Mist! Ich hasste mich dafür, was ich getan hatte. Verabscheute das, was ich gesagt hatte, als ich bemerkte, wie sehr ich Ian verletzt hatte. Das war wirklich das allerletzte, was ich wollte. Ich hatte vor gehabt, ihm das zu sagen, was ich in meinem Innern fühlte, aber es war doch wieder nicht richtig gewesen.
„Danke und jetzt bin ich mal dran. Ich wollte dir niemals in keinster Weise wehtun. Falls ich es wirklich getan haben sollte, dann tut es mir leid, ob du das glaubst oder nicht.“ Ich lächelte ironisch. „Ob du es glaubst oder nicht, da glaube ich dir sogar. Ich denke, ich kann einschätzen, dass du in dem Sinne genauso handelst wie ich. Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wolltest, aber dennoch ist es passiert. Es lässt sich nicht ändern.“ sagte ich und sah ihn an. Er hatte wirklich recht damit. Aber ich wollte immer noch nicht ganz einsehen, dass ich es falsch verstanden hatte. Ich mochte es nicht, wenn ich nicht Recht behielt, aber ich konnte unmöglich auf meiner Meinung beharren, wo ich doch nun wusste, dass ich unrecht hatte. Es tat mir inzwischen schon Leid, dass ich Ian so angefahren hatte, ohne ihm wirklich eine Chance gegeben hatte, dass er auch mal was dazu sagen konnte. Aber ich hatte mich irgendwie gerade nicht so richtig im Griff, das konnte ich wohl nicht anders sagen.
„Und wenn du noch einmal in meiner Gegenwart sagst, dass du Wertlos bist, dann raste ich wirklich mal aus. So etwas kann ich nämlich ganz und gar nicht haben und vor allem nicht, weil es einfach nicht stimmt!“
Ich atmete tief aus. „Vielleicht hast du ja Recht, aber ich will das gar nicht hören. Wenn ich das denke, dann ist das ja wohl meine Sache. Aber ich behalte meine Gedanken demnächst besser für mich. Ich will nicht, dass du wieder böse wirst, wenn ich das sage.“ Ich hielt kurz inne. „Es tut auch mir leid, ich will es nicht mehr sagen.“ fügte ich dann noch an. Es war nicht klug gewesen, dass ich Ian so geärgert hatte und für die Zukunft – sofern wir noch miteinander zu tun hatte – wollte ich es nicht wieder provozieren. Selbst wenn er sonst eher ruhig blieb, so konnte er auch, ebenso wie ich, seine Meinung sagen. Und das auch nicht zu knapp.
„Weglaufen gibt es jetzt nicht. Auch wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, mit mir kann man auch über so etwas reden und hinweggesehen kann ich darüber sicherlich auch nicht.“
Ich wollte gerade die Tribüne verlassen, da hielt Ian mich zurück. Mich wunderte nur, dass er mich nicht richtig fest packte, sondern nur so, dass ich mich nicht sofort wieder losreißen konnte. Ich hatte aber auch nicht die Kraft dazu, ich wäre auch freiwillig geblieben. Was er da sagte, dass leuchtete mir ein und ich war nun darauf bedacht, zu klären, was ich falsch aufgenommen hatte. Es war, wie ich fand, auch sein gutes Recht, denn ich hatte ihn ja Dinge an den Kopf geworfen, die ich sonst immer für mich behalten hatte. Weglaufen schien mir aber hier die beste Lösung gewesen zu sein, deshalb hatte ich es auch versucht – vergeblich. Es führte doch zu nichts und wieder nichts. Eigentlich lief ich auch nicht vor Problemen weg, sondern versuchte sie, systematisch zu meistern. Nur gab es hier nichts systematisch, da Gefühle das nun mal nicht waren. Deshalb hatte ich wahrscheinlich auch Angst und wollte mich nicht dem stellen, was ich zu Ian gesagt hatte. Doch war es wohl nötig – so oder so. Ich war ihm wohl noch die eine oder andere Antwort schuldig und so fügte ich mich wohl meinem Schicksal, dass nicht gerade einladend wirkte.
„Ich will ja eigentlich auch nicht weglaufen. Das ist sonst auch gar nicht meine Art.“ gab ich kläglich von mir. Ich wollte nicht, dass er sah, dass ich wegen ihm weinte, aber ich konnte nicht anders.
Dann drehte Ian mich zu sich um und was er sah, verschlug ihm wohl die Sprache, denn er stand für einige Momente regungslos da. Ich schämte mich zum ersten, weil ich ihm hier einen vorheulte und des weiteren, weil es ihn so betroffen machte, dass er mich weinen sah. Doch das verringerte es nicht, sondern trieb mir nur noch mehr Tränen in die Augen.
Er ging wieder dorthin, wo wir eben auch gesessen hatten und ließ sich nieder. Erst dann sah er mich wieder an. „Ich wollte wirklich nicht, dass es soweit zwischen uns kommt. Und es tut mir wirklich leid, wenn ich die wehgetan habe.“ sagte er zu mir, seine Stimme klang ziemlich leise. Hastig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, was nicht viel brachte, da der Tränenstrom einfach nicht abbrechen wollte. Dennoch war ich ein wenig gefasster als noch vor ein paar Minuten. Ich ging also zu ihm und hockte mich vor ihm hin, jedoch darauf bedacht, noch einen bestimmten Abstand zwischen uns zu haben. Ich überlegte kurz was ich sagen konnte, ehe ich dann erwiderte: „Oh Gott, Ian, es tut mir so Leid. Ich will das doch so nicht.“ Jedoch hatte ich einen so dicken Kloß im Hals, dass ich mich wieder unterbrechen musste. Ich atmete einige Male tief ein und aus und schluckte die Tränen hinunter, die auch noch raus wollten. Erneut wischte ich mir über das Gesicht, diesmal mit mehr Erfolg. Erst dann setzte ich wieder zum sprechen an.
„Ich habe Mist gebaut, in dem ich einfach angenommen hab, dass du mir etwas böses willst, als du das gesagt hast. Es war mein Fehler. Ich denke, wir sollten in Ruhe noch mal darüber reden. Ich habe dich kaum kennen gelernt und schon passiert so was. Das sollte nicht sein. Lass uns versuchen, miteinander zu reden, ja?“ Während ich dies gesagt hatte, hatte ich ihn die ganze Zeit angeschaut. Es tat mir nun immer mehr Leid, denn ich mochte ihn wirklich gerne, auch wenn der Tag heute sehr überraschend für mich gewesen war.
„Ich will nicht, dass wir so auseinander gehen.“ Er schaute weg, aber ich sah ihn weiterhin an. „Es war dumm und vorschnell von mir, dass ich einfach gehen wollte. Und es tut mir auch Leid, dass ich gesagt habe, dass du dir dein blödes Auswahltrainig sonst wo hin stecken sollst. Das war nicht so gemeint. Ich wollte es sehr gerne ansehen, auch sehr gerne mit dir zusammen, aber mein Stolz der hat es mir verboten.“ Langsam legte ich ihm eine Hand auf seinen Oberschenkel. Ich sah kurz auf den Boden, ehe ich wieder zu ihm hochsah. „Schau mich an, Ian. Ich meine es ernst. Such die Schuld bitte nicht bei dir, du kannst nichts dafür. Was passiert ist, dass lässt sich nicht mehr ändern, aber ich will das auch gar nicht ändern. Verstehst du? Ich habe es wirklich genossen, alles heute, aber vor allem, als du mich geküsst hast. Nur wusste ich in dem Moment nicht, was ich davon halten sollte, vielleicht habe ich deshalb so reagiert. Ich habe damit wohl vieles kaputt gemacht, mh?“ ich musterte ihn eingehender und wartete auf eine Antwort von ihm. Selbst wenn er sich nicht dazu hätte äußern wollen, wäre es mir egal gewesen. Sicher hätten wir uns in ein paar Tagen wieder gesehen und dann darüber geredet. Aber ich hoffte, dass er mir nach alledem trotzdem noch antworten würde.
„Ich weiß, ich habe dich verletzt und auch das wollte ich nicht. Alles, was ich gesagt oder getan habe, was dich angegriffen hat, tut mir Leid. Vielleicht können wir noch mal von vorne anfangen? Das würde mir wirklich viel bedeuten, weil ich dich trotz und vor allem wegen deinem Verhalten immer noch mag. Wie steht’s mit dir?“ Ein wenig lächelnd sah ich ihn an. Ich wusste, dass es nicht von einem Moment auf den anderen wieder normal sein konnte, aber ich wollte das wenigstens in der nächsten Zeit in Angriff nehmen. Nur musste ich mir noch was überlegen, wie ich ihm zeigen konnte, dass es mir auch wirklich Leid tat und es nicht nur so dahergesagte Worte waren.
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Dadurch, dass ich mich wohl falsch ausgedrückt hatte und Cassandra es dann natürlich auch falsch verstanden hatte, ging alles schief. Es wurde alles immer schlimmer und so schnell kamen wir da mit Sicherheit auch nicht wieder heraus. Soweit ich konnte versuchte ich ja noch ruhig zu bleiben, doch Cassandra war total außer sich und keifte mich regelrecht an. „Wie soll da denn ruhig bleiben? Und ja, es kann schon sein, dass ich es falsch verstehe. Vielleicht solltest du dich dann präziser ausdrücken. Wie sollte ich es denn sonst auffassen?“ Natürlich hatte sie recht, ich hätte mich präziser ausdrücken können, aber sie hätte auch noch einmal nachfragen können. Doch jetzt war es zu spät und ich wollte mir darüber auch keinen Kopf mehr machen. Meine Gedanken drehten sich jetzt darum, wie ich es schaffen konnte, Cass wieder von ihrem Trip herunter zu bringen und vor allem wie ich ihr das jetzt erklären sollte, wie ich das wirklich meinte.
„Okay, das mit dem ruhig bleiben schieben wir erst einmal wieder beiseite. Und ja, vielleicht sollte ich mich präziser ausdrücken, aber ich trage da mit Sicherheit nicht alleine die Schuld. Aber gut zu wissen, dass ich mich unverständlich ausdrücke, demnächst erkläre ich lieber gleich, was ich meine damit so etwas gar nicht mehr passiert.“ Ich ließ mich ganz und gar nicht davon beeindrucken, dass Cassandra so in rage war. Nein, ich versuchte immer noch meine Fassung zu behalten.
„Ob du es glaubst oder nicht, da glaube ich dir sogar. Ich denke, ich kann einschätzen, dass du in dem Sinne genauso handelst wie ich. Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wolltest, aber dennoch ist es passiert. Es lässt sich nicht ändern.“ Ich ließ die Worte erst einmal bei mir wirken. Dass sie mir glaubte, war mir in diesem Moment nicht sehr viel Wert, denn sie sagte es könnte sich ja sowieso nicht mehr ändern lassen. „Schön, dass du mir glaubst und ich weiß dass es sich nicht mehr ändern lässt.“ Dass ich die Vergangenheit nicht mehr ändern konnte, dass wusste ich, aber vielleicht gab es etwas womit ich das alles wieder gut machen konnte? Momentan war Cassandra allerdings eher aus mich zusammen zu falten, also würde dass jetzt eh nichts mehr bringen.
„Vielleicht hast du ja Recht, aber ich will das gar nicht hören. Wenn ich das denke, dann ist das ja wohl meine Sache. Aber ich behalte meine Gedanken demnächst besser für mich. Ich will nicht, dass du wieder böse wirst, wenn ich das sage.“ Es ging mir gar nicht darum, dass ich böse wurde. Ich wollte einfach nicht, dass Cassandra so über sich selber redete und ebenso sollte sie das nicht denken, aber daran konnte ich sie wohl schlecht hindern. „Natürlich kannst du denken was du willst, daran kann und will ich dich auch gar nicht hindern. Aber du sollst nichts falsches von dir halten. Und wenn es dich davon abhält so etwas zu sagen oder zu denken, dann werde ich gerne noch einmal böse, dass nehme ich in kauf.“ Ich mochte es genauso wenig wie alle anderen, wenn ich böse wurde. Eigentlich hätte ich auch in dieser Lage, ruhig bleiben können aber ich ließ mich nie gerne so anfahren. Dann konnte ich auch mal eine andere Seite zeigen.
Ich wollte Cassandra nicht zurück halten, weil ich ihr eine Standpauke halten wollte. Wenn sie wirklich weg wollte, hätte sie gekonnt. Sie krampfhaft fest zu halten hätte sowieso nichts gebracht. Aber anscheinend wollte sie gar nicht mehr. Dass es jemals soweit zwischen uns ging, wollte ich sicherlich nicht und ich war mir sicher, dass Cassandra es auch nicht wollte. Wir hatten beide Fehler gemacht und ich fand, darüber sollten wir jetzt und nicht irgendein anderes mal sprechen. Ich hatte Cassandra noch niemals so erlebt, weder an dem heutigen Tag, noch irgendwann anders in der Schule.
„Ich will ja eigentlich auch nicht weglaufen. Das ist sonst auch gar nicht meine Art.“ Wir hatten beide viele Dinge gezeigt, die eigentlich gar nicht unsere Art waren. Es freute mich aber, dass Cassandra nicht mehr weglaufen wollte, dass zeigte mir das ihr auf jeden Fall etwas daran lag, es mit mir zu klären.
Es war nicht so, dass ich noch nie ein Mädchen hab weinen gesehen, nein, der Unterschied war, es hatte noch niemals ein Mädchen wegen mir geweint. Ich musste mich einfach erst einmal hinsetzen und vor allem musste ich für einen Moment meinen Kopf von Cassandra wegdrehen, weil ich es einfach nicht sehen konnte, dass sie wegen mir weinte. Ein paar Minuten saß ich still da und dann kam Cassandra zu mir und hockte sich vor mich hin. „Oh Gott, Ian, es tut mir so Leid. Ich will das doch so nicht.“ Sofort wandte ich mich wieder Cassandra zu und sah ihr ins Gesicht. „Ich will es doch auch nicht. Es ist irgendwie alles schief gegangen, was schief gehen kann.“ Für einen Moment dachte ich daran, Cassandra die Tränen weg zu wischen, doch ich ließ es bleiben. Und dann tat sie es selbst.
„Ich habe dich kaum kennen gelernt und schon passiert so was. Das sollte nicht sein. Lass uns versuchen, miteinander zu reden, ja?“ Sie sah mich währenddessen die ganze Zeit an. Natürlich wollte ich mit ihr darüber reden, ich wollte mit ihr über alles reden und alle Probleme aus der Welt schaffen. Schließlich nickte ich also etwas. „ Du hast recht, so was sollte nicht passieren und ich denke auch, dass es gut ist wenn wir mal darüber reden.“ Ich hielt kurz inne und wiederholte die Worte von Cassandra in meinem Kopf. „Zwar denke ich, dass du es schon weißt aber ich sage es dir trotzdem noch einmal. Ich will und werde dir niemals etwas böses antun.“
„Und es tut mir auch Leid, dass ich gesagt habe, dass du dir dein blödes Auswahltrainig sonst wo hin stecken sollst. Das war nicht so gemeint. Ich wollte es sehr gerne ansehen, auch sehr gerne mit dir zusammen, aber mein Stolz der hat es mir verboten.“ Während sie sprach hatte ich sie nicht angesehen. Wieso wusste ich selber nicht ganz genau, aber mein Blick fiel sofort wieder auf Cassandra, als sie ihre Hände auf meinen Oberschenkel legte. „Ich bin dafür, dass wir das wegen dem Auswahltraining wirklich mal vergessen. Ich weiß jetzt, dass du es nicht so meintest und es hat ja auch noch nicht angefangen. Vielleicht war es keine gute Idee von dir, dass du einfach weglaufen wolltest, aber du hast es doch nicht getan. Auch wenn ich dich zuerst davon abhalten musste.“ Ich wollte nicht, dass Cassandra sich wegen solchen Kleinigkeiten jetzt den Kopf zerbrach. Immer hin gab es meiner Meinung nach wichtigere Dinge die wir klären sollten. Für mich war die Sache mit dem Auswahltraining vergessen, denn ich wusste von Anfang an, dass sie das nur aus Wut gesagt hatte.
„Ich habe es wirklich genossen, alles heute, aber vor allem, als du mich geküsst hast. Nur wusste ich in dem Moment nicht, was ich davon halten sollte, vielleicht habe ich deshalb so reagiert. Ich habe damit wohl vieles kaputt gemacht, mh?“ Ich war schon der Meinung, dass die Schuld bei uns beiden lag. Sie konnte niemals meinen, dass sie alleine an allem Schuld war, denn das stimmte nicht. „Hör zu, ich brauche die Schuld gar nicht bei mir suchen ich weiß, dass ich genauso viel Schuld trage wie du auch. Darüber müssen wir gar nicht weiter reden, denn es ist auch egal, wer die Schuld trägt, denn darauf kommt es nicht an.“ Ich hielt kurz inne, sah Cassandra in die Augen und legte dann schließlich meine Hände auf ihre. „Ich habe es auch sehr mit dir genossen und auch wenn ich zuerst dachte, dass ich den Kuss bereut habe, so ist dem nicht so. Es sollte alles so sein wie es ist und daran kann und will ich auch gar nichts mehr ändern. Und wie du reagiert hast, ich denke dass kann jedem mal passieren. Vor allem, wenn man noch nicht so viel Erfahrung darin hat. Vielleicht ist einiges kaputt gegangen, aber ich denke weder, dass es allein deine Schuld ist noch denke ich, dass es so schlimm ist, als dass wir es nicht wieder aufbauen könnten.“ Cassandra sollte die Schuld nicht bei sich alleine suchen und sie sollte auch nicht meinen, dass sie alles zerstört hatte. Noch konnte man alles ändern und an allem arbeiten. Schließlich kannten wir uns ja auch noch nicht allzu lange, als dass nun schon alles verloren war.
„Vielleicht können wir noch mal von vorne anfangen? Das würde mir wirklich viel bedeuten, weil ich dich trotz und vor allem wegen deinem Verhalten immer noch mag. Wie steht’s mit dir?“ Ich nickte etwas. „Ich würde sagen, wir sind quitt. Wir haben uns gegenseitig wehgetan, wobei ich glaube, dass ich dir mehr wehgetan habe als du mir aber das ist jetzt auch egal. Das sollten wir vergessen.“ Nun war es passiert und ich fand, wir sollten und daran nicht aufhängen. „Ich denke, dass es eine gute Idee ist von vorne anzufangen. Denn ich mag dich auch, sehr sogar und ich finde nicht, dass unsere Freundschaft an so etwas scheitern sollte.“ Wenn ich ehrlich war, dachte ich in diesem Moment nicht nur an Freundschaft, aber das war es, was wir als erstes wieder aufbauen sollten.
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