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Komme von: Böse Geister und alte Runen
Als ich bei der Tür heraus war und sie sich hinter mir schloss, verlangsamte ich meinen Schritt. Jetzt hatte ich Zeit, denn eigentlich wollte ich ja nur noch warten, dass die „Anführerin“, wie ich sie für mich getauft hatte, mir hinterherkam. Ich hatte ihr genug Zeichen gegeben, dass ich über Fijdora Bescheid wusste und sie wohl besser kannte als sonst jemand in diesem Schloss. Doch so leichtfertig würde ich mit keinen Geschichten herausrücken, erstens wollte ich nämlich meinen Zettel wieder und zweitens konnte man ja sicher noch mehr herausschlagen. Die Neugier war also geweckt, der Köde gelegt und so stolzierte ich einige Treppen hinauf, schön langsam, dass man mich auch einholen konnte. Erst als ich wieder über der Erde, besser gesagt sogar im ersten Stock war, machte ich halt, setzte mich in eine Fensternische und wartete. Eigentlich könnte es sich hier ganz gut leben lassen, auch wenn hier viele Kinder herum liefen. Diese waren aber leicht zu beeinflussen und ich könnte mir meine Identität neu erstellen. Sofern ich noch einen zurückgezogenen Raum für meine Studien finden würde, wäre es doch fast wie Zuhause.
Doch inzwischen kramte ich wieder ein Buch hervor, diesmal eines der Schule, denn ein Buch über schwarze Magie im öffentlichen Gang zu lesen wäre doch ein wenig dreist gewesen. Nur einen kurzen Blick tätigte ich nach draußen. Ich sah den See, über den ich auch gekommen war. Wieso ich mit den Erstklasslern hatte fahren müssen war mir noch immer nicht klar, gut ich war auch ein Neuling gewesen aber das hätte man sich trotzdem sparen können. Die aufgeregten kleinen Gören hatten genervt und ich war fast soweit gewesen, einige von ihnen von Bord zu werfen. Aber ich hatte mich zusammen gerissen, denn vor der Schulleitung musste ich meinen Heiligenschein wahren, nur die Schüler sollten wissen, dass sie mich zu fürchten hatten. Langsam war es dunkel geworden in Hogwarths und der erste richtige Schultag neigte sich dem Ende zu. Nun, eigentlich war er ganz passabel gewesen, nur eben mit der Tatsache, dass ich mein Zimmer mit einer Hand voll Idioten teilte. Dieser Samuel, den ich letzte Nacht keines Blickes gewürdigt hatte schlief da auch. Ihm würde ich auch noch Manieren beibringen, zum Beispiel die Klappe zu halten und sich unsichtbar zu machen, wenn ich im Raum war. Vielleicht könnte ich ihn auch davon überzeugen in den Schrank zu ziehen oder ein Hauself zu werden – hässlich genug war er.
Doch jetzt wollte ich keine Gedanken mehr an ihn verschwenden, viel zu sehr genoss ich die Stille. Nur ab und an wurde sie von Schritten gestört, doch die verblassten schnell wieder im Widerhall des alten Gemäuers. Ruhe, Frieden, Einsamkeit, ich genoss die wenige Zeit die mir blieb, denn ich war mir sicher, dass ich bald ein bekanntes Gesicht sehen würde und die Frage, was ich denn so alles über die große Konkurrentin aus Durmstrang wusste.
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Komme von: Böse Geister und alte Runen
"So ein Arsch. Und was ist nun auf dem Zettel? Alte Hausaufgaben?", waren die ersten Worte, die ich nach Jorics Auftritt vernahm. Und diese auch nur sehr leise. Das Blut, dass in meinen Ohren nun pochte, ließ mich mein Umgebung nur gedämpft wahrnehmen. Genauso wie Charline, die „Was...Was denkt er eigentlich, wer er ist?“, vor sich hinstammelte. Mein Blick war noch immer auf die geschlossene Tür des Gemeinschaftsraumes gerichtet, die sich keine 5 Sekunden zuvor geschlossen hatte.
´Der ist einfach gegangen. Was ist nur los mit diesem Kerl? Lässt der mich...MICH, Rachel MacLean, einfach so im Gemeinschaftsraum stehen und bezeichnet Charlines Mund als große Klappe?? Glaubt der, ich würde mich mit ihr abgeben, wenn dies wirklich der Fall wäre??´
Der Zettel, den ich in der Hand hielt, wurde immer kleiner. Meine Finger hatten sich um diesen gekrampft, sodass meine Fingerknöchel weiß hervor traten. Ganz leicht konnte man meine Hand auch zittern sehen, was mir aber schnell selbst auffiel und ich versuchte eben diese Geste so gut es ging zu unterdrücken. Niemand sollte merken, wie mich dieser Typ gerade abgefertigt hatte. Das mit der Höflichkeit war zwar nur so dahingesagt gewesen, dennoch wusste ich jetzt, dass dies der Wahrheit entsprach und im Geheimen war ich froh, dass ich die Chaiselongue zwischen mich und den Neuen gebracht hatte.
Aber nicht nur seine unhöfliche Art hatten mich zur Weisglut gebracht. Sondern auch die Tatsache, dass er etwas zu mir gesagt hatte, wovon ich genau wusste, dass er nicht gewollt hatte, dass es andere hören. „Sie kommt von Durmstrang und besucht den 7. Jahrgang.“ Dieser Satz schwirrte mir auch nach seinem Abgang im Kopf herum. Er hatte das Gespräch mit Samuel gehört, wusste, dass ich Informationen haben wollte, doch warum sagte er mir dies dann noch?? Er war vollkommen rüpelhaft mit meinen Freundinnen umgegangen, wollte mir aber einen Gefallen erweisen?? Nein, das konnte es nicht sein. Wollte er, dass ich ihm nachlief wie ein kleines Rotkäppchen, das man mit der Stimme ihrer Großmutter locken und dann verspeisen konnte?? Vielleicht noch mit der Frage „Medium oder gut durch??“. Wirklich nicht. Obwohl mir die Farbe rot sehr gut stand, aber so wollte ich dann doch nicht enden.
Langsam nahm ich nun auch wieder die Personen um mich herum wahr. Eileen hatte es sich auf einem Sessel bequem gemacht und Samuel saß noch immer dort, wo er sich niedergelassen hatte. Nur Charline schien noch immer nicht ganze zu glauben, was sich hier gerade ereignet hatte. Fast wie paralysiert wirkte sie. Unfähig auch nur einen klaren Satz hervorzubringen, aber dennoch am liebsten bereit diesem Typen alle Qualen der Hölle für sein Kommentar zukommen zu lassen. Doch da dies nicht wirklich zu ihr passte, schon allein vom Image nicht, rührte sie sich vorerst nicht.
Als ich sie so stehen sah, wusste ich, dass ich etwas tun musste. Ich wollte mir nicht anhören, dass mich ein Neuling zusammengestaucht und ich nichts dagegen unternommen hatte. Wofür hatte ich mir schließlich meinen Ruf fünf Jahre lang aufgebaut?? Um ihn dann von so einem Typen zerstören zu lassen??? Mit Sicherheit nicht.
Dennoch...ich brauchte einen Trumpf im Ärmel, anders konnte ich diesem Neuling nicht unter die Augen treten. Zumindest nicht, ohne etwas verunsichert zu wirken, was ich auf keinen Fall wollte.
Da bemerkte ich auch wieder den Zettel und wusste, dass ich meinen Trumpf schon längst besaß.
Nun wusste ich, dass es losgehen konnte. “Leute ich komme gleich, ich habe mit diesem Kerl noch ein Hühnchen zu rupfen. Eileen ich hoffe du musst nicht weg, ich bin gespannt darauf, wie du auf meine Geschichte reagierst! Und ich erzähle dir später, was drinnen stand, ist doch Ehrensache!“, sagte ich noch kurz zu den anderen, ehe ich die Türe zu den Gängen im Kerker aufstieß und mich kurz darauf auch schon wieder alleine in den kühlen Gewölben wieder. Mit gekonnter Bewegung warf ich meinen Umhang über meine Schultern und steckte den Zettel in die Innentasche meiner Uniform, wo sie durch drei Lagen Stoff geschützt war.
Ein kurzer Blick in die Gänge verriet mir, dass er sich nicht mehr hier aufhielt und somit ging ich zur Treppe, um mich auf den Weg hinauf zu machen, wo ich ihn vermutete. Und wahrhaftig im ersten Stock sah ich ihn. Gott sei Dank waren nicht mehr viele Schüler unterwegs, da sich der Tag schon seinem Ende zuneigte, was mir in dieser Situation nur Recht war.
“Woher weißt du so viel über Fijdora? Ich habe keine Ahnung, wer du bist, was du hier für eine Show abziehst und für wen du so cool sein willst, aber ich weiß, dass ich diese Informationen, die du hast, und ich gehe davon aus, dass du noch mehr über sie weißt, wissen will. Also raus mit der Sprache. Wir werden sicherlich nicht die besten Freunde, aber eine Gesprächsbasis ist doch schon mal was. Ich verspreche auch dich nicht zu grüßen und dich weitest gehend zu ignorieren, aber ich möchte diese Infos!“ Meine Augenbraue hatte sich erhoben und ich stand nur wenige Schritte von der Fensternische entfernt, in der es sich Joric bequem gemacht hatte. Meine Arme hatte ich vor der Brust verschränkt und mein rechter Zeigefinger tippte unaufhaltsam auf meinen linken Unterarm. Ich war gereizt, ja und wie ich das war. All die Vorsicht, die ich im Gemeinschaftsraum diesem Kerl entgegen gebracht hatte, war wie weggeblasen. Ich wollte diese Informationen haben, koste es was es wolle. Genug Schüler in Hogwarts hatten etwas gegen mich. Dennoch war es immer wieder schwer sich an diesen zu rächen, wenn wieder einmal schlechte Nachrede betrieben wollte. Doch bei Fijdora war das anders. Sie war in MEINEM Haus und somit würde es wohl einfacher sein ihr das Leben schwer zu machen, denn in Slytherin kannte ich mich aus und musste nicht darauf schauen, dass ich nicht von anderen erwischt wurde.
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Die Zeit verstrich und ich richtete meinen Blick gekonnt auf mein Buch, um so desinteressiert wie möglich zu wirken. In Wirklichkeit war ich jedoch schon heiß darauf, weiter mit dem Mädchen zu spielen. Sie lag mir zu Füßen, weil ich Dinge wusste, die sie über alles begehrte und vom Typ Frau her schätzte ich sie ein, dass sie alles dafür tun würde, diese zu erhalten. Vielleicht würde ich heute noch ein wenig Entspannung heute Abend finden, denn die Reise war lang gewesen und ich musste mich ein wenig abreagieren. Ich hörte ihre Schritte schon früh und ich entschied mich dann doch, sie mit einem wissenden Blick zu empfangen. Ohne irgendwelche Umschweife kam sie auf mich zu und sagte, was sie wollte. Sie wollte mehr über Fjiorda wissen und sie wollte wissen, woher ich die Bulgarin kannte. Der Rest ging bei einem Ohr hinein und beim anderen hinaus, denn es war nur Smalltalk, der mich nicht interessierte. Ihre Bedingungen waren mir nämlich sowieso egal, sie würde mein Spiel spielen oder für immer grübeln dürfen, woher ich meine alte Klassenkameradin denn kannte.
Ich ließ ihr noch ein wenig Zeit, bevor ich ihr antwortete, denn ich genoss es, wie sie die Arme verschränkt hatte und nervös mit einem Finger gegen ihren Arm schlug. Ja, sie war nervös, aufgekratzt, in ihrer Position gestört. „Nun meine Liebe…“, sprach ich langsam und schenkte ihr ein boshaftes Lächeln, „… du hast lang auf dich warten lassen, ein Punkt mehr, den du abarbeiten musst.“ Ich stand langsam auf, erhob mich wie ein alter Mann und streckte mich, als hätte ich elend lang warten müssen. Ich hatte mein Buch schon längst in die Fensternische zu meinem Schulzeug gelegt, um freie Hände zu haben. Diese verschränkte ich aber jetzt hinter dem Rücken und schritt langsam und das Mädchen ganz genau musternd eine Runde um sie. Aber um ihr nicht zu viel Angst zu machen, blieb ich immer in ihrem Sichtradius und stellte mich nur diagonal zu ihrer Linken Schulter hinter sie. „Du willst mehr über mich und Fjidora wissen? Das sind ja jetzt schon zwei Informationen die ich dir geben soll?“, hauchte ich ihr förmlich ins Ohr, während sich ein breites, überlegenes Grinsen auf meine Lippen bahnte.
Kurz reckte ich meine Nase an ihren Nacken und sog ein wenig von ihrem Duft ein, nur als kleiner Vorgeschmack und rein des Kribbelns wegen, dass sie auf der Haut verspüren würde. „Außerdem steht dir Nervosität nicht… oder ist es gar Angst? Vor dem „Neuen“? Wenn dich hier nur jemand sehen könnte…“, sprach ich weiter und lachte dann laut und höhnisch auf. Nun trat ich meinen Weg schnellen, aber stolz erhobenen Schrittes zurück zu meinen Büchern an, um das Schulbuch von vorher in die Tasche zu schieben. „Du willst meine Dienste in Anspruch nehmen, aber welche kannst du mir anbieten, Süße?“, fragte ich, mit einer Betonung auf das letzte Wort. Selbst ein Blinder mit einem Krückstock würde sehen, dass sie dieses Wort in Rage bringen würde und genau das wollte ich, sie necken, ärgern, zornig machen. Das war das Spiel, mit dem ich mir den heutigen Abend versüßte und ich sah überhaupt nicht ein, es all zu bald zu beenden.
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„Nun meine Liebe...du hast lang auf dich warten lassen, ein Punkt mehr, den du abarbeiten musst.“, waren die Begrüßungsworte von Joric, der sich daraufhin langsam erhob und sich zu strecken begann. ´Meine Liebe?? Ein Punkt mehr, den du abarbeiten muss??` Moment mal, was glaubte dieser Typ eigentlich?? Nun gut, mein Ruf, der mir im Schloss vorauseilte, war natürlich berechtigt, aber dass ging etwas zu weit. Ich war immer die Person gewesen, die in meinen Affären die Zügel in der Hand gehabt und diese auch gelenkt hatte, nicht die Männer. Ich war die Person, die normalerweise in der Position von Joric war. Der ersehnte Preis, den sich jeder Mann nur wünschen konnte. Und was war hier?? Ich wurde von einem Kerl umkreist, wie von einem Adler, der eine kleine fiepende Maus am Boden erspäht hatte und sich im nächsten Moment auf sie stürzen wollte. Ich war ihm mit meinem Blick gefolgt, wobei ich stehen geblieben war und mich nicht mit ihm gedreht hatte, sodass ich Augenkontakt behielt. Als er um meinen Rücken ging, wusste ich nur, dass er anwesend war. Ein Gefühl, dass sowohl bedrohlich, als auch elektrisierend auf mich wirkte. Ich konnte ihn überhaupt nicht einschätzen. Wie eine Schlange, die so lange auf der Lauer liegt, um dann einmal gezielt zuzuschnappen und dem Tod die Möglichkeit zu geben, sich durch das Gift im Körper ihres Opfers auszubreiten. Langsam, qualvoll, schon fast wieder schön.
Hinter meiner linken Schulter kam er zum Stehen. Begann erneut zu sprechen. „Du willst mehr über mich und Fjidora wissen? Das sind ja jetzt schon zwei Informationen die ich dir geben soll?“ Mein Kopf begann sich langsam zu drehen. Meine Augenbraue war noch immer erhoben, doch nun mehr aus Nervosität und Anspannung, als vor Selbstbewusstsein. “Ich will mehr über SIE wissen!! Hättest du keine Informationen über sie, wäre ich dir gar nicht nachgegangen. Folgendessen ist es also nur EINE Information, die du mir geben sollst. Als Schüler von Slytherin.“, sagte ich doch mit einer etwas leiseren Stimme, als sonst. Ich hatte nur meinen Kopf gedreht, ihn von seinen Schuhen aufwärts angesehen und war dann mit meinem Blick an seinem Grinsen hängen geblieben. Er spielte mit mir, das war ganz klar. Ich kannte dieses Spiel, nur dass ich die „Opferrolle“ nicht kannte und in diesem Fall auch nicht wirklich kennen lernen wollte.
Mein Blickfeld wanderte kurz über seine Augen und heftete sich an das Fenster, wo Joric gesessen hatte. Genau in diesem Augenblick spürte ich sie wieder. Diese Nähe. Diese Präsenz, die immer näher kam, als ich gleich darauf sein Nase in meinem Nacken spürte. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Gänsehaut machte sich über meinen Rücken breit und ich musste kurz die Augen schließen, damit ich meine Selbstbeherrschung nicht verlor und ihm eine Ohrfeige verpasste. Ich wollte etwas von ihm. Informationen, ja, aber das war das Einzige. Auch wenn ich mir dies bei einem Mann schweren Herzens eingestehen musste. „Außerdem steht dir Nervosität nicht… oder ist es gar Angst? Vor dem „Neuen“? Wenn dich hier nur jemand sehen könnte…“ Daraufhin begann er zu lachen. Lauthalls und höhnisch. Also hatte er doch schon von mir gehört. Wollte er mich doch als Trophäe?? Um sagen zu können, dass er einer von vielen gewesen war? Daran glaubte ich nun wirklich nicht. “Angst??? ANGST?? Das ich nicht lache?? Vor einem Typen, der neu in Hogwarts ist, sich noch keinen Deut auskennt, glaubt er ist Ach-wie-toll?? Vor welchem „Neuen“ denn?? Was glaubst du gibt es denn „Neues“ für mich zu entdecken?? Informationen, die mich vielleicht so umwerfen, dass ich nicht mehr Laufen kann?? Ich habe meinen Ruf nicht umsonst, also bilde dir nicht so viel auf dich selbst ein, so toll bist du nicht.“ Mein Atem war schneller geworden und erneut hatten sich meine Fingernägel in meine Handflächen gebohrt. Doch ihn schien dies völlig kalt zu lassen.
Er war nun bei seinen Büchern angekommen und begann diese zu ordnen. Aber keinesfalls, ohne eine weitere Meldung loszulassen. „Du willst meine Dienste in Anspruch nehmen, aber welche kannst du mir anbieten, Süße?“ Süße?? SÜßEEEEEEEE???? All die guten Vorsätze ruhig mit ihm reden zu wollen, waren nun dahin. Er hatte mich behandelt, wie noch kein Mann zuvor, obwohl man bei MIR normalerweise immer ein gutes Benehmen an den Tag legte, wenn man etwas von mir wollte.
Mit diesen Worten hatte er das Fass eindeutig zum Überlaufen gebracht. Er hatte sich gerade wieder umgedreht, als ich auch schon fast hinter ihm angekommen war.
“So jetzt reichts....!“, waren die letzten Worte gewesen, die meinen Mund verlassen hatten. Ich hatte meine Hand erhoben und war wie ein normales wütendes Mädchen auf ihn losgegangen. Ohne darüber nachzudenken, dass ich den wohl besten Überredungsfaktor noch gar nicht eingesetzt hatte.
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Es war zu niedlich, sie war sauer, richtig schön wütend. Ich kannte den Typ Frau, wie die Blondine eine war. Selbstsicher, beherrschend und immer die, die den Ton angaben. Ich hatte sie aus dem Konzept gebracht und das ziemlich zielsicher. Und jetzt würde ich weiter nachhaken, rein aus dem Interesse heraus, was passieren würde. Zuerst hatte sie mir an den Kopf geknallt, sie wollte nur Informationen über Fjidora. Sollte ich ihr das denn noch glauben? Fjidora war Nebensache geworden, einfach ein Grund, damit sie hier stehen konnte ohne ihr Gesicht zu verlieren. Das was sie hier gerade antrieb war eindeutig, dass ich sie hingestellt habe wie ein kleines Kind, vor ihren Freundinnen vorgeführt und das wollte sie jetzt ausbügeln. Nun, warum sollte ich mir da keinen Spaß daraus machen? Nun, sie hatte mir eindeutig bewiesen, dass sie die Sache mit dem Nacken mehr genossen hatte, als ihr lieb war. Vielleicht hatte sie es selbst nicht bemerkt, aber sie war zusammen gezuckt, als wollte sie in seinen Händen schmelzen. Wieder ein Punkt mehr für mich, weiterhin zu null für sie.
Und über ihre Rede darüber, dass sie keine Angst hatte, konnte ich nur noch mehr grinsen. Ja, sie fürchtete sich gar nicht, war überhaupt nicht unsicher, weil sie so etwas wie jetzt gerade noch nie erlebt hatte. Doch das sollte mir nur recht sein, so würde ich eher an mein Ziel kommen, auch wenn ich noch nicht genau wusste, was ich denn jetzt von ihr wollte. Nun, es würde mir rechtzeitig einfallen. Gerade wollte ich darauf eingehen, dass sie mich Mr.-Ach-So-Toll geschimpft hat und darüber, dass sie keine Angst hatte, als sie noch auf meinen kleinen Nachsaz reagierte. Wow, das „Süße“ hatte besser funktioniert als ich je gedacht hatte. Sie war nun komplett in Rage, war ein paar Schritte auf mich zu gegangen und hatte die Hand schon erhoben, um mir eine Ohrfeige zu geben. Oh, ich zitterte, ich zitterte wirklich am ganzen Körper. Aber anstatt mich gegen ihren folgenden Angriff zu wehren, legte ich den Kopf auf die gegenüberliegende Seite schief, sodass ich ihr auch meine komplette Wange anbot.
„Du hast vielleicht keine Angst, aber du bist verwirrt, aus dem Konzept gebracht,“, erklärte ich mich noch einmal mit ruhiger, komplett gelassener Stimme, trotzdem weiterhin den überheblichen Tonfall gezielt einbauend. Ich trat einen Schritt näher an sie heran, sodass sich unsere Körper schon fast berührten und beugte mich ganz langsam mit meinem Kopf dem ihren zu. Es musste wirken, als wollte ich sie jetzt einfach küssen, stattdessen sprach ich lieber weiter: „Du bist echt süß wenn du sauer bist, das wiederum steht dir, Süße.“ Wieder sprach ich das Wort „Süße“ so provokant aus wie ich nur konnte und sah sie dabei noch immer so überlegen an, dass ein unsicherer Mensch wohl gerade an dieser Gestalt zerbrechen würde. „Und jetzt schlag doch zu“, flüsterte ich ihr förmlich zu, während ich mich ihr noch einmal ein wenig näherte und wir von außen wohl mehr wie ein schmusendes Pärchen wirken mussten als sich prügelnde Feinde.
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Wie konnte er nur so ruhig bleiben. So völlig souverän, währenddessen ich wie wild versuchte meine Fassung zu behalten bzw. meinen Stolz, den er mir mit jedem Wort, mit jeder Geste mehr nahm. Selbst meine erhobene Hand, die fast auf seine Wange niedergesaust war, hatte ihm nur ein Grinsen entlockt. War denn dieser Kerl überhaupt nicht einzuschüchtern?? Warum ging er so mit mir um? Was wäre, wenn jetzt auf einmal jemand um die Ecke kommen würde?? Mein Ruf. Die ganze Arbeit die ich hatte, mir eben diesen aufzubauen und die vielen Einschüchterungen, die ich dann vornehmen müsste, um diesen zu wahren. Daran wollte ich gar nicht denken. Besser gesagt konnte ich nicht. Das Querlegen seines Kopfes hatte mich völlig von meinem Vorhaben abgebracht. Wie sollte ich denn darauf reagieren??
Meine Augen hatten sich mittlerweile geweitet. Und er hatte, wie schon zuvor, die besten Worte parat, um mich noch mehr zu verwirren. „Du hast vielleicht keine Angst, aber du bist verwirrt, aus dem Konzept gebracht.“, meinte er und obwohl ich ein leises “Nein das stimmt nicht....“, hervorbrachte, das eher an ein Kleinkind, als an ein Mitglied der Slyhterin-Girl-Gang erinnerte, merkte ich doch, wie sich mein Körper anspannte, als er nun einen weiteren Schritt auf mich zumachte. Es war fast so wie bei Süßigkeiten. Man wusste, dass sie schädlich waren, wollte sie aber um jeden Preis. Wie beim experimentieren mit den dunklen Künsten, wenn wieder ein Geschöpf heraufbeschworen werden konnte, das nicht wirklich leicht zu kontrollieren war, man es aber trotzdem sehen wollte. Genauso ging es mir mit Joric. Ich wusste er war schlecht. Er hatte es uns auch im Gemeinschaftsraum bewiesen. Ich wusste, dass er nur mit mir spielte, doch wieso sich nicht wirklich einmal auf etwas „Neues“ einlassen?? Wie oft war ich die führende Person gewesen. Heute konnte ich mich führen lassen, wenn ich es denn wollte.
„Du bist echt süß wenn du sauer bist, das wiederum steht dir, Süße.“ Schon wieder dieses Wort, dass mich zuvor zur Weisglut gebracht hatte. So hatten mich meine Geschwister früher immer genannt. Die „süße“ Kleine. Wie sehr war mir dieses Wort doch verhasst. Dennoch....seine langsamen Bewegungen, seine Stimme, sein Körper, der immer näher kam. All das schien mir auf einmal klar machen zu wollen, dass es nicht die verhasste Familie war, die mich hier so nannte. Auch wenn es Joric nicht bewusst war, gab er mir das Gefühl, woanders zu sein. Weit weg. Irgendeine andere Persönlichkeit, die mit meiner Familie und den Erinnerungen, die an das Wort „Süße“ geknüpft waren, nichts zu tun hat.
„Und jetzt schlag doch zu“, waren seine Worte, als er sich noch mehr näherte, sein Körper noch näher kam. Noch einmal versuchte ich mich zu überwinden, ihm nun wirklich eine Ohrfeige zu verpassen, doch meine Hand stoppte wie von selbst vor seiner Wange, die er mir noch immer demonstrativ hinhielt. “Ich habe eine bessere Idee!“, meinte ich dann und ganz wie von selbst, beugte ich mich vor und küsste ihn. Ich wusste selbst nicht warum, doch in diesem Moment war die Vernunft anscheinend auf Mittagspause, wodurch sie keinen Einfluss auf das Geschehnis nahm.
Mein Körper begann sich nun auch langsam den seinem zu nähern. Der Kuss wurde leidenschaftlicher, als ich es vermutet hätte. Ich hatte mich noch nie so erlebt. Doch auf einmal kam mir der Brief und Fijdora wieder in den Sinn. Und in diesem Augenblick biss ich zu....
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Sie sah mich an, schien zu überlegen, schien mit sich einig zu werden. Ich genoss jeden Augenblick, in dem sie in dieser Position der Ratlosigkeit badete. Ich fühlte mich bestätigt, mehr als das sogar, ich wusste dass ich sie in der Hand hatte. Erst als ich sie aufgefordert hatte, mich nun doch endlich zu schlagen, brachte sie Worte hervor. Das zierliche „Stimmt nicht“, dass sie mir entgegnet hatte, zählte ich nicht, es ein verzweifelter Versuch gewesen, weiterhin die zu bleiben die sie war. Doch da ergab sie sich nun und säuselte mir entgegen, dass sie eine bessere Idee hätte. Und wie erwartet kam es nun, sie küsste mich. Nun, man konnte nicht sagen sie war eine schlechte Küsserin und so entgegnete ich ihr und erwiderte den Kuss. Ja, mein Selbstvertrauen hatte sich gerade wieder um ein Vielfaches verstärkt und ich wusste schon, dass ich heute nacht nicht allein verbringen würde. Doch ich hatte mich wohl ein wenig überschätzt, als der Schmerz einsetzte.
Plötzlich schien die Blondine wieder voll bei Konzentration zu sein und sie hatte mir in die Unterlippe gebissen. Es tat weh, aber nicht so, dass ich wirklich jetzt weinen und heulen würde. Ich hatte bei dunklen Ritualen schon mehr mitmachen müssen, als sie mir mit einem Biss zufügen konnte. Und schließlich war da noch die Magie, mit der man solch lächerliche Wunden schnell wieder schließen konnte. Ich blutete, sah aber nicht ein, deswegen jetzt den Kuss zu unterbrechen. Blitzschnell schlang ich meine linke um ihre Taille und die Rechte setzte ich ihr an den Hinterkopf, sodass sie mir nicht allzu schnell fliehen konnte. Sie sollte das jetzt kosten, was sie freigesetzt hatte, meinen roten Lebenssaft, ob sie wollte oder nicht. Ich drückte sie Richtung Wand und presste mich für einen Moment gegen sie, um ihr zu zeigen, was ich jetzt fordern konnte, weil wir waren allein. Doch mir war nicht danach und ich löste den Kuss und die Umarmung von selbst. Ich ging einen Schritt zurück und meine Mine war ungebrochen. Der vermeintliche Angriff der Blondine schockte mich nicht und ich leckte mir genüsslich das Blut von der Lippe. „Ich hatte recht, du bist wirklich richtig süß“, spottete ich ihr entgegen und stützte mich um sie mit beiden Armen an die Mauer, mich wieder zu ihr heran lassend.
„Und weil du heute so artig warst, ein kleiner Happen auf deiner Informationssuche“, sprach ich weiter in dem neutralen, aber doch stichelnden Ton mit ihr. „Ich bin ebenfalls aus Durmstrang und kenne deine neue Erzfeindin seit 6 Jahren… also sei nett zu mir“, höhnte ich, um ihr zu zeigen, dass für mich die Sache mit heute nicht abgeschlossen war. Nein, ich hatte mir dieses Mädchen als Ziel gesetzt, auch wenn ich noch immer nicht ihren Namen kannte. Doch was das Ziel genau war, wusste ich selbst nicht, ich wusste nur dass es ein Spaß werden würde, sie zu knacken.
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Warm. Süß. Dies waren die ersten Worte, die mir in den Sinn kamen, nachdem ich ihn in die Lippe gebissen hatte. Es war fast wie ein Reflex gewesen. Die einzige Möglichkeit, um ihm kurz Schmerz zukommen zu lassen, auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, dass er diesem kleinen Kratzer wirklich viel Beachtung schenken würde. Einen kurzen Augenblick dachte ich, dass er mich nun gehen lassen würde, merkte, dass ich es mir doch anders überlegt, obwohl mir der Kuss dennoch gefallen hatte. Es tat mir leid, mir so einen „Fang“ durch die Lappen gehen zu lassen, jedoch wollte ich immer der Jäger, niemals die Gejagte sein. Nach dem Kuss hatte ich mir nun über meine Lippen geleckt, die beim Biss ebenfalls etwas Blut abbekommen hatten. Ich wollte mich wieder fangen, zu mir finden, meine Gedanken ordnen, um erneut argumentieren zu können, warum ich denn die Informationen über Fijdora bekommen sollte, als ich auch schon ein Arm um meine Taille schlang und sich eine Hand auf meinen Hinterkopf legte.
Erneut küssten wir uns, dennoch ging die Initiative dieses Mal von ihm aus. Sehr zu meiner Verwunderung. Was denn nun?? Wollte er jetzt, wollte ich jetzt?? Viele Gedanken konnte ich mir nicht mehr machen, denn schon waren sie verschwunden und ich nahm nur noch den Kuss wahr. Den erneuten Geschmack seines Blutes, das ich schon zuvor auf meinen Lippen hatte und das ich nun in meinem ganzen Mund schmeckte. Den Körper, der sich an meinen drückte und mich gegen die Wand presste. Ich hatte meine rechte Hand auf seiner Schulter platziert und die linke auf seinem Rücken, doch auf einmal löste er sich wieder von mir. Anscheinend wusste er genauso wenig wie ich, was er denn nun wirklichen wollte.
Zuerst schaffte er Distanz zwischen uns und ging einen Schritt zurück. „Ich hatte recht, du bist wirklich richtig süß“, sagte er, während er sich mit beiden Armen an der Mauer abstütze, an die ich mich noch lehnte. Diese befanden sich auf der Höhe zwischen meinem Kopf und meinen Schultern, sodass ich es sicherlich nicht schaffen würde, unter ihnen hindurch zu schlüpfen, ohne dass er mich zu fassen bekam. “Das ist dein Blut, dass du hier ableckst, also sag diese Schleimerei doch zu dir selbst!“, entgegnete ich, wohl wissend, dass er mich wieder nur provozieren wollte.
„Und weil du heute so artig warst, ein kleiner Happen auf deiner Informationssuche. Ich bin ebenfalls aus Durmstrang und kenne deine neue Erzfeindin seit 6 Jahren… also sei nett zu mir!“ Informationen. Der Typ kannte sie also wirklich schon so lange und hatte garantiert auch schlechte Dinge zu berichten. Dennoch gefiel mir sein letzter Satz etwas weniger, obwohl ich ihn sehr reizvoll fand. “Nett zu dir, hm?? Und was schwebt dem Herrn da so vor?? Ich glaube kaum, dass ich wirklich die Richtige dafür bin, mich mit einem Typen wie dir einzulassen!“, sagte ich mit etwas wiedergefundenem Selbstvertrauen und hochgezogener Augenbraue. Gerade wollte ich gehen, als ich in meiner Uniform den Zettel wahrnahm, den ich als Trumpf noch nicht ausspielen wollte. Wenn ich Informationen über Fijdora bekommen wollte, dann bekam ich sie sicherlich von ihm. Und davor verlangte er etwas, genauso wie alle anderen Slytherins auch.
Ich wandte ihm meinen Körper und mein Gesicht wieder zu, wobei ich den Kopf langsam anhob und ihm dann direkt in die Augen sah. Ich konnte es nicht fassen, dass ich auf einen Typen angewiesen war. Und auf was für einen....dem ich noch dazu eine Gefälligkeit leisten musste, damit er mir die richtigen Dinge erzählte. Ich atmete noch einmal ein und aus, ehe ich erneut zu sprechen begann. “Okay...was willst du?? Einen angesehenen Status in Hogwarts, oder Geld?? Ich bin dir gerne behilflich, wenn du es auch bist!“ Ich lächelte ihn an und wartete darauf, wie sich der Herr wohl entscheiden würde.
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Ja, sie hatte es genauso genossen wie ich und hatte sich nach der Aktion mit dem Biss doch auf weitere Küsse eingelassen. Das war gut und so kam es dann, dass wir wieder ins Gespräch kamen. Als ich ihr von meiner Herkunft erzählte, wurde sie dann wirklich hellhörig, jedoch gab sie sofort zu bedenken, dass sie sich nicht mit einem wie mir einlassen könnte. Ich grinste breit, denn das hatte sie eben getan und es hatte uns beiden gut gefallen. Dann jedoch, als sie sich schon überlegt hatte zu gehen und sich meiner Umklammerung mit den Armen, zu entziehen, wand sie sich doch wieder zu mir um. Ja, sie hatte es überdacht und ihr war es doch wichtiger, Fjidora fertig zu machen, als dass ich sie weiter ärgern durfte. Und so kam es, dass sie mich fragte was ich wollte. Brauchte ich Geld? Nein, ich war wohl reicher als die Blondine selbst, auch wenn ich es fix nicht sagen konnte. Ob ich angesehen sein wollte? Sie könnte es wohl schaffen, dass die Idioten dieser Schule mich mochten, aber auch das wollte ich nicht. „Nun…“, wand ich ein, „ich wüsste da einen Anfang.“ Während ich die Worte sprach, stieg ich wieder nah an sie heran, drückte sie wieder zwischen mich und den kalten Stein.
„Die Anreise war hart und einsam“, begann ich mit meiner üblichen Arroganz ihr zu erklären, was mir für ein paar Happen Fjidora-Geheimnisse rausspringen müsste. Während ich so sprach und ihr tief in die Augen sah, sie mit meinem stechenden Blick musterte, hörte ich auf, mich an die Wand mit den Händen zu stützen. Viel mehr wurden sie anderweitig benutzt, denn ich setzte sie meiner Kontrahentin an die Hüften. „Du weißt sicher was ich heute nacht brauch?“, gab ich ihr zu verstehen, ließ aber die Bombe noch immer nicht platzen. Mir war nämlich eine Idee gekommen, mit der ich die Blondine wohl richtig schocken würde. Ja, ich baute mein Gespräch so auf, dass sie glaubte, ich würde sie wollen, und bei meiner Menschenkenntnis würde sie darauf einstimmen.
Noch einmal drängte ich mich nah an sie und wanderte mit den Lippen nahe den Ihren. Doch anstatt sie zu küssen sprach ich die Worte aus, die ihr jetzt erst einmal zu denken geben sollten. „Ich brauch jemanden für eine Nacht und du sollst sie mir besorgen… besorg mir deine blonde Freundin.“, sprach ich sachlich aber trotzdem fordernd und lehnte mich dann wieder ein wenig von ihr zurück. Jetzt durfte sie nicht meh rwissen, was sie denken sollte. Ja, es war komisch, ich hatte sie angebaggert und ließ sie jetzt links liegen. Mir ging es darum, wie sie jetzt handeln würde, ob sie wirklich ihre Freundin für ein paar Informationen verborgen würde. Denn so wie ich es gesehen hatte, tat die Freundin meiner Kontrahentin alles für ihre „Meisterin“. Es lag jetzt also nur noch an ihr, damit fertig zu werden, dass ich sie nicht wollte sondern eine andere in dieser Nacht.
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Komme von: Alte Runen und böse Geister
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man sich leer fühlt? Also, anders als das Hungergefühl, total anders… Nein, ich glaube nicht, dass es irgendjemand kennt, denn Niemand hat sein Idol so nah und greifbar wie ich. Ein Idol ist etwas wunderbares, man badet im Glanz des anderen, der Person die man so sehr bewundert, eine Person, die einfach nur Perfekt erscheint, eine Person, der ihr niemals das Wasser reichen könnt, es aber auch nicht nötig findet, da die Akzeptanz und vor allem die Beachtung dieser Person euer Lebenselixier ist.
Und nun stand ich im Gemeinschaftsraum mit Eileen und der Rest, der hier rumlungerte, interessierte mich herzlich wenig. Natürlich gehörte Eileen zu unserer Einheit und dennoch… ich fühlte mich in dem Moment, als Rachel Joric gefolgt war, sehr verlassen, wie ein ausgesetztes Hündlein. Was sollte ich nun als nächstes machen? Worüber sollte ich mich jetzt mir Eileen unterhalten? Etwa darüber, wie Joric mich beleidigt hatte? Nein, das war mir schon peinlich genug und der Höhepunkt seiner Bodenlosigkeit war ja noch, dass er es vor Rachel gesagt hatte. Er hatte mich vor Rachel blamiert! Das war für mich persönlich schlimmer, als vor der gesamten Welt blamiert zu werden.
Etwas ratlos sah ich Eileen ins Gesicht, als würde ich nur darauf warten, dass sie mir befahl, hinter Rachel herzulaufen, aber von ihr hatte ich mir nichts sagen zu lassen und so wandte ich meinen Blick dem Ausgang. Dort war Rachel vorhin verschwunden und sie hatte nichts gesagt, sie hatte sich auch nicht einmal umgedreht und sie hatte ihr Tempo nicht verlangsamt, sie war Zielstrebig ihm hinterher gelaufen und hatte mich stehen lasse, wie eine Last. Ein unangenehmes Gefühl nistete sich in mir ein, fast schon unangenehmer, als ich vorhin Beleidigt wurde.
Warum war sie ihm eigentlich hinterhergelaufen? Wegen den Infos über Fi… oder halt? Oder wollte sie mich in Schutz nehmen?! Ja! Oh Charline du Dummerchen! Rachel setzt sich da draußen für dich ein, und du stehst hier tatenlos und undankbar herum! So wandte ich mich wieder kurz gen Penny. “Also ich folge dann mal Rachel“ Eileen konnte ja hier bleiben, wenn es ihr hier so gefiel, ich hingegen wollte an Rachels Seite sein, nicht nur weil ich mich sonst so Leer fühlte.
Beim hinaustreten zupfte ich kurz an meiner Kleidung und strich mir eine lästige Haarsträhne aus dem Gesicht. Nun musste alles perfekt sitzen. Oh Charline! Du siehst viel zu gut aus, um dich von so einem Kerl wie dem Joric fertig machen zu lassen! Ja genau, Joric war ein Hochstapler und ich konnte ihn vergessen, trotzdem gelang mir das nicht. Es war wohl nicht seine unheimliche Art, sondern viel mehr der Fakt, dass er mich vor Rachel so bloß gestellt hat. Vor Rachel!
Ihm werde ich es schon beweisen! dachte ich mit eingeschnappten Zorn und so manch Einer behauptete, dass ich bei so einem negativen Gefühlsausbruch meine Unterlippe leicht nach vorne schob, wie die vermilderte Version von einem schmollenden Kind. Aber ich war aus dem Kinderalter schon lange raus. So ging ich aufrechten Schrittes den Gang entlang. Klonk, klonk, klonk, klonk… Wie seltsam es doch war, nur meine Schritte zu hören und dazu es war ein seltsam Beunruhigendes Gefühl, alleine zu laufen. Klonk, - , Klonk, - , Klonk… Mein Schritt wurde langsamer, denn es war auch seltsam, mal den Weg alleine zu wählen, meine Schritte wurden unsicherer. Jetzt wusste ich, wie abhängig ich doch von…
Klonk! Ich blieb ruckartig stehen. Meine Augen weiteten sich schlagartig und ich verschluckte mich fast an meinem überraschten Atemzug. Von einem Moment zum anderen wurde mein Herzschlag rassendschnell und ich verlor jedes Gefühl in den Beinen, fast währe ich nach hinten geschwankt. Ich hielt meine rechte Hand vor meinem Mund, der sich vor entsetzen geöffnet hatte zu einem stummen Schrei und in meinem Kopf pochte und hämmerte es, dass ich gleich einen Zusammenbruch erwartete.
Da vorne sah ich Rachel, eng einander stehen mit einem Jungen. Oh, nicht dass es DAS war, schließlich kannte ich doch ihr Hobby, es lag nur daran, WER es war…
Joric!
Joric der mich vorhin so vor ihr beleidigt hatte, Joric der so dreist nicht nur zu mir, sondern auch zu Rachel war, Joric der unheimliche Neue und jetzt…
Jetzt spielte Rachel mit ihm!? Ich konnte es nicht glauben, warum tat sie das? Ich suchte nach einer Erklärung, aber ich fand da einfach nichts, ich war viel zu geschockt von dem Anblick.
Er hat mich doch zur Sau gemacht! und nun das… war ich den Rachel gar nichts Wer… nein, diesen Gedanken durfte ich nicht einmal zu Ende denken, es war mir verboten so zu denken! Dennoch…
…blieb ich wie gebannt dort stehen und sah die Beiden fassungslos an. Ich sollte etwas tun, ich sollte einfach zurückgehen und die beiden alleine lassen, aber sie haben sicherlich meine Schritte gehört… doch wenn sie so sehr miteinander beschäftigt waren…
Oder ich könnte auch einfach grinsend an ihnen vorbei laufen und so tun, als würde ich wo anders hin wollen, aber…
…stattdessen blieb ich wie angewurzelt hier stehen, schien meine Zunge verschluckt zu haben und kämpfte darum, dass meine Tränendrüsen heute nicht ein weiteres Mal zum Einsatz kamen.
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“Nicht gut....gar nicht gut!!! Was erlaubt der sich eigentlich?? Meint der das jetzt ernst?? Charline?? Der Typ will CHARLINE???“
Mein Atem verschnellerte sich. Was natürlich nicht nur daran lag, dass Joric mir wieder einmal näher gekommen war, sondern eher daran, dass mich dieser Typ gerade gefragt hatte, ob er eine Nacht mit meiner Freundin verbringen konnte. Diese Worte musste ich erst einmal verdauen.
„Die Anreise war hart und einsam. Du weißt sicher was ich heute nacht brauch?“ ´Klar weiß ich das, wem willst du denn sagen, was man nach einer langen Anreise zur Entspannung braucht?´„Ich brauch jemanden für eine Nacht und du sollst sie mir besorgen… besorg mir deine blonde Freundin.“ Genau nach diesem Satz war mir mein Mund aufgeklappt, ohne das auch nur ein Wort heraus gekommen war. Und genau in diesem Moment hatte ich Schritte vernommen. Schritte die nichts Gutes zu verheißen hatten. Schritte die auf einmal stoppten und mich dazu veranlassten, meinen Kopf, nach rechts zu drehen, in die Richtung, aus der ich das Geräusch der Absätze, denn dies waren eindeutig Absatzeräusche gewesen, vernommen hatte.
Und genau da stand sie. Die Person, um die es jetzt ging. Charline. Das Mädchen, das mir die Show gestohlen hatte. Die Möglichkeit meinen Ruf zu fixieren. In diesem Moment war sie meine Freundin, aber gleichzeitig auch eine Rivalin, die dieser neue Typ mir vorzog. MIR. Einer MacLean. Ich starrte Charline an und sah dann wieder zu dem Neuen zurück.
“Ob sie einwilligt, oder nicht, weiß ich nicht. Von mir braucht sie keine Zusage, es geht schließlich um ihren Körper, den du vorziehst!“, meine Stimme war nun leiser und schnippischer. Meine Augenbraue hatte sich wieder erhoben und ich schlüpfte unter den Armen von Charlines und meinem Hauskollegen durch. Aber nicht ohne seinen Körper zu streifen. Ihm würde es schon noch leid tun, dass er Charline gewählt hatte.
Danach stellte ich mich neben Charline. Ich legte ihr fast schwesterlich einen Arm um die Schulter und sah sie kurz an. “Na Charline was meinst du?? Wir bräuchten die Informationen über Fijdora und da nun mal der Neue, dessen Namen wir noch nicht kennen nur diesen Weg sieht, um uns Informationen anzuvertrauen, kannst du endlich mal zeigen, was in dir steckt!“ Ich lächelte sie kurz an und sah dann wieder zu Joric. “Sag mir dann, wo wir uns treffen, damit wir reden können. Ich hoffe du hältst deine Abmachung!“
Ich drückte leicht mit meiner Hand an Charlines Schulter. “Möchtest du noch mit mir reden?? Hast du Fragen?? Ich wollte das alleine klären und dich nicht involvieren, deshalb bin ich voraus gegangen. Denk einmal kurz pver deb Vorschlag, den Joric gemacht hat nach. Helfen würdest du mit auf alle Fälle, aber das weißt du ja!“
Mein Blick wanderte wieder zu Joric. Ihm würde es garantiert noch leid tun, dass er mich verschmäht hatte. Wie konnte so etwas nur passieren? Ich wusste es nicht. Musste es aber für mich unbedingt herausfinden.
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Dass Charline sich zu uns gesellt hatte, bemerkte ich erst recht spät, beziehungsweise erst, als Rachel sich zu ihrer Freundin aufgemacht hatte. Ja, Charline nannte sie sie, wieder ein Name, den ich mir merken sollte, nämlich eine Marionette in meinem Spiel. Nun, Rachel reagierte ziemlich witzig auf mein Angebot, oder besser gesagt wie erwartet. Ihr klappte im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade hinunter, als ich ihr sagte, was ich denn von ihr verlangte. Sie hatte sich wohl bei den ersten Worten vorgestellt ich wollte eine Nacht mit ihr verbringen. Nun, dem war ja eigentlich auch so, ich hätte sie gern, aber das unter meinen Umständen und nicht unter den ihren. Sie sollte auf meiner Liste landen, nicht auf ihrer und dafür musste ein gewisser Umstand stimmen, der heute nicht gegeben war, die Machtverteilung. Sie war eingeschnappt, aufgelöst, verwirrt, alles Gefühle, die mich fast entzückt jauchzen ließen, als sie sich aus meiner Umklammerung löste. Sie war es wohl gewohnt zu kriegen, was sie wollte und dem war heute absolut nicht der Fall. Auch ließ es sich das Blondchen nicht nehmen, noch einmal an meinem Körper entlang zu streicheln, wohl in der instinktiven Hoffnung, ich würde mich doch noch umentscheiden. Es war ja auch widernatürlich was ich hier tat, aber genau das machte mir den Spaß daran.
Und so ließ ich sie ziehen und ihre Arbeit tun. Sofort sagte sie Charline, was sie zu tun hatte. Ein Außenstehender würde zwar sagen sie hätte es ihr nur vorgeschlagen und wartete auf eine Antwort aber ihre Worte waren so geschickt gewählt, dass man da fast nicht nein sagen konnte, besonders nicht bei einem Fang wie mir. Und so wand ich mich nur langsam zu den Beiden um, lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand und grinste die beiden weiterhin so überlegen an wie schon die ganze Zeit, seit ich mit meinem Opfer spielte. Ich war mir sicher, dass sie es tun würden, die Informationen die ich ihnen versprochen hatte waren zu wichtig, so schien es zumindest. Ich würde sie Stückchen weise heraus rücken, sie brauchte nicht zu glauben, dass ich mein ganzes Pulver sofort nach einer Nummer mit so einer grauen Maus heraus rücken würde. Sie würde noch mehr leiden müssen für ein paar Puzzlestücke und peinliche Einzelheiten die ich noch aus dem Nähkästchen heraus erzählen könnte.
Einen Blick an Charline verschwendete ich nicht, ich wusste wie sie aussah und ich wolle sie ja auch nicht deswegen. Viel mehr betrachtete ich meine neue Freundin, sah ihr tief in die Augen, mit einem stechenden Blick, als wollte ich sie mit meinen Blicken ausziehen. Ich konnte ja nicht sagen, dass ich das nicht schon getan hätte, aber nur ansatzweise und als ich mit meinen Gedanken abgeschweift bin. Ich wollte ihr einfach noch mehr ein unbehagliches Gefühl bereiten, sie noch ein wenig mehr verwirren, sodass es sie noch mehr aufstachelte. Denn worauf ich wartete war die zweite Runde gegen sie, nicht auf eine Nacht mit dieser Charline.
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Zuerst war es Rachel, welche mich bemerkt hatte. Sie sah mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten konnte, was eine Seltenheit war, denn ich kannte sie schon lange und wusste, was jede Mundwinkelkrümmung und Augenbrauenbewegung bedeutete, oder ich bildete es mir ein… wie auch immer, ihr Blick galt wieder Joric und sagte ihm etwas, was ich aber nicht wirklich verstand. Ich wusste nicht, wie ich jetzt eigentlich reagieren sollte. Was sollte denn das ganze? Was wollte er? Er wollte doch nicht? Er hatte mich doch noch vorhin…
Rachel kam auf mich zu und einen kurzen Moment, noch nicht einmal einen Augenblick lang, erschien sie mir so… so… unheimlich?
Im nächsten Moment schüttelte ich innerlich en Kopf. Wie konnte mich so eine Gefühlsregung überhaupt überkommen? Es handelte sich hier um Rachel, mein Idol, meine Leitfigur. Da konnte ich mich doch nicht Unbehagen fühlen. Ich glaube, ich war einfach schon müde.
Doch als sie mir in aller Freundschaft den arm um die Schulter legte, erinnerte mich das auf eine kuriose Weise an eine Schlange, die da auf meinen Schultern lastete…
“Na Charline was meinst du??“ Wie, was meine ich?!? “Wir bräuchten die Informationen über Fijdora Ja… und? ... Die Beklemmung in mir stieg von Wort zu Wort. “und da nun mal der Neue, dessen Namen wir noch nicht kennen nur diesen Weg sieht, um uns Informationen anzuvertrauen, kannst du endlich mal zeigen, was in dir steckt!“ Endlich mal zeigen, was in mir steckt? Ich sah sie zunächst etwas planlos an, als ob man mir die Zusammenstellung von Rouge auf chinesisch erklärt hätte, dann bildete sich ein leicht verzweifeltes Lächeln auf meinen Lippen, wobei meine Augen gänzliche Verzweiflung ausstrahlten.
Dann wendete sie ich wieder an Joric, während ihre zuvor gesagten Worte in meinem Kopf baumelten, wie verfaulte Äpfel die bald vom Baum zu fallen drohten. Sie sprach über eine Abmachung, soweit ich verstand.
Dann wendete sie sich mir erneut zu. “Möchtest du noch mit mir reden?? Hast du Fragen?? Ich wollte das alleine klären und dich nicht involvieren, deshalb bin ich voraus gegangen. Denk einmal kurz über den Vorschlag, den Joric gemacht hat, nach.“ Nein, ich habe keine Fragen, weil ich das nicht will! es war seltsam, mich so etwas denken zu hören, ich verneinte etwas, was mir Rachel sagte… “Helfen würdest du mit auf alle Fälle, aber das weißt du ja!“ Doch der letzte Satz lies mich wieder anders denken. Ich würde ihr helfen… Rachel helfen… dann sah ich zu Joric hinüber, welcher aber nur Augen für Rachel hatte. Dies machte mich irgendwie wütend, weil er doch mit mir…
Und wenn ich für ihn nur eine Spielfigur war? Aber… ich sah wieder Rachels an. Rachel spielt auch immer mit den Jungs, sie macht das schon lange, und ich? Ich hatte nur eine läppische Beziehung, in der es nicht zu mehr kam, als zu Küssen. Außerdem war Adam ein Verlierer, und Joric war da ein ganz anderes Kaliber…
Und wollte ich nicht immer so sein, wie Rachel? Komm schon Charline, wenn du jetzt einen Rückzieher machst, bist du in ihren Augen verloren… Am liebsten würde ich jetzt tief einatmen, aber das würde nur allen zeigen, wie nervös ich tatsächlich war. “Na gut…“ Oh ja… ich kann so was auch, oh, ich kann auch mit den Jungs spielen, und ihm werde ich es beweisen, schon alleine, dass er mich vor Rachel blamiert hat… und außerdem, bekommt dann auch Rachel ihre Informationen, also KANN diese Entscheidung nur Gut sein.
Ich musste mich regelrecht bemühen, um das Zittern zu unterdrücken. Warum wollte mein Körper auch Zittern? Dann sah ich zu Joric. Was würde Rachel jetzt sagen? Jetzt fiel mir wieder das Bild ein, wie sie mit Joric da stand. Trotzdem hatte er sich für MICH entschieden? Aber, warum sah er sie dann die ganze Zeit an? Aber egal, jetzt musste ich an meine Worte denken, was sollte ich jetzt sagen? Oh, was nur? Ich wollte mich von Rachel in dem Moment nicht einmal fortbewegen, oh, ich musste wie ein Opfertier wirken, oh nein! Nicht so! “Also Neuer? Was ist nun? Ich habe auch nicht alle Zeit der Welt“
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Fast wie ein kleines verwundbares Lamm stand Charline neben mir. Obwohl ich wusste, dass ich diese Informationen unbedingt wollte, bekam ich dennoch ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, sie so in die Höhle des Löwen zu schicken. Ich wusste, dass sie in ihrer Beziehung noch nie weiter gegangen war und dass ich viel von ihr verlangte, aber dass ich Schuld daran hatte?? Nein, ich hatte ihr ja die freie Wahl gelassen, ob sie mit Joric mitging. Wenn sie verneint hätte, wusste ich zwar nicht, was ich gemacht hätte, doch da dies nicht der Fall war, war ich ruhig und musterte Joric, der mich mit einem stechenden Blick ansah.
Ich fühlte mich fast nackt. Als wären seine Augen Finger, die über meinen Körper strichen, die mich langsam meiner Kleidung entledigten, sodass ich im Endeffekt ohne diese schützende Hülle aus Fasern vor ihm stand.
Was wollte er nun?? Der Kuss, den wir ausgetauscht hatten, war alles andere als sanft gewesen. Eher leidenschaftlich, temperamentvoll, fordernd. Ein Kerl, der endlich einmal die Initiative ergriffen hatte, keine Angst vor meiner Rache hatte, falls er mich falsch behandelte.
Der auch nicht davor zurückschreckte mich härter anzufassen, ganz anders als andere, die glaubten, dass ich zerbrach. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er nach der Vorstellung, die er zuvor geboten hatte, wirklich auf Charline abfuhr. Was hatte sie, was ich nicht hatte?? Mehr Sexappeal? Nein, dass konnte ich mir nicht vorstellen. Mehr Anziehungskraft?? Auch diese Frage konnte ich mit einem Nein beantworten, war sie doch Jungs gegenüber meistens alles andere alt mutig.
Doch auf einmal sagte sie etwas, dass mich stutzig machte. “Also Neuer? Was ist nun? Ich habe auch nicht alle Zeit der Welt!“ Fast wäre mir mein Mund erneut offen gestanden. War dies wirklich meine schüchterne Freundin?? Die sich immer gut benommen hatte. Die immer auf ihr Äußeres geschaut hatte und auf ihren guten Ruf, der mit meinem eng verknüpft war. Woher kam auf einmal das Selbstbewusstsein?? Ich sah sie mit großen Augen an, ehe ich mich wieder in die Wirklichkeit zurückholte.
“Nun gut...dann lasse ich euch einmal allein....Joric schick mir eine Eule, oder lass einen Zettel von einem Hauselfen ins Schlafzimmer bringen, oder gib Charline einen mit, wegen den Treffpunkts- und Zeitdaten. Ich hoffe du stehst zu deinem Wort!“ Ich sah ihn wieder mit einer erhobenen Augenbraue an und drehte mich dann kurz noch einmal zu Charline um. “Danke. Genieße es...es könnte dir vielleicht sogar gefallen! Wir sehen uns später...ich warte auf dich!“, sagte ich ihr leise, sodass es Joric nicht hören konnte, warf mir meinen Umhang, der mir zuvor von den Schultern gerutscht war, wieder über und ging hoch erhobenen Hauptes in Richtung Kerker davon.
Gehe nach: Gegenseitiges Wunden lecken...
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Ich wartete mit kühler Berechnung auf die Antwort von Charline, welche aber nur relativ zögerlich kam. Anfangs hatte sie wohl nicht genau gewusst, was hier los war, vielleicht hatte sie auch nicht alles verstanden was ich gesagt hatte. Aber scheinbar hatte sie es dann doch so zusammen gereimt, dass sie wusste, worum es hier und jetzt ging. Zuerst antwortete sie relativ schüchtern mit einem „Na gut“, was nicht sehr überzeugend klang. Doch das war mir so was von egal, ich scherte mich schließlich einen Dreck um dieses Mädchen. Doch dann zeigte sie noch mal kurz Courage und versuchte spöttisch zu wirken. Oder machte es ihr wirklich nichts aus mit mir ins Bett zu steigen? Ich war leicht verunsichert, ließ es mir aber keineswegs anmerken und behielt weiterhin meine immerwährende, leicht grinsende, überhebliche Mine bei, während ich weiterhin Rachel ansah. Ja, sie sollte merken dass mein Interesse ihr galt, es sollte sie verwirren, sollte sie fertig machen, sie mir noch mehr in die Arme spielen. Ich hätte sie heute haben können, das war mir klar, aber es wäre keine Herausforderung gewesen, es hätte der Witz an der Sache gefehlt. Und so musste ich mich mit der zweiten Wahl begnügen die jetzt scheinbar noch Tipps von ihrer Mentorin erhielt.
Rachel schien trotzdem gewurmt zu sein, auch wenn sie versuchte mir zu verstehen zu geben, dass sie mit diesem Deal einverstanden war. Sie war sich sicher nicht ganz klar, ob ich nun wirklich auf ihre Freundin stand, oder was los war. Das musste man unterbinden, sie sollte einfach nicht wissen, was ich vorhatte, ich wollte für sie unvorhersehbar bleiben. Und darum trat ich ihr noch einmal entgegen, als sie an mir vorbei wollte Richtung Ausgang, schnappte sie blitzschnell am Kinn und drückte ihr meine Lippen auf die ihren. Ein langer Kuss war es nicht, ich ließ sofort wieder ab, aber meine Blicke sprachen Bände, als ich ihr hinterher sah. Ach war ich böse und ich fühlte mich so toll dabei. Nun sah ich Charline an und mein Grinsen weitete sich in Schadenfreude und Bosheit. Was sie sich jetzt dachte, dass ich Rachel noch einen Abschiedskuss gegeben hatte, wollte ich gar nicht wissen, es würde mir schließlich soviel Freude bereiten, dass ich sie für diese Nacht gar nicht mehr brauchen würde.
Und so ging ich langsam auf sie zu und ließ jeden Schritt in dem dunklen und verlassenen Gang nur so hallen. „Nun, dann lass uns doch ein schönes Örtchen suchen,“, sprach ich in einem schmierigen Ton und grinste sie feist an. Nun, sie hatte sich entschieden mitzukommen und so wie ich das Verhältnis der beiden einschätzte wollte sie ihre Anführerin nicht enttäuschen. „Komm mit”, befahl ich ihr und deutete den Gang entlang. Dort war eine Toilette angeschrieben, die würde ihre Pflicht schon tun. Ohne auch nur auf eine Antwort oder einen Widerspruch warten, stapfte ich los. Jetzt war es nämlich Zeit um ein wenig Spaß zu haben.
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