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Komme von: Neue Bekanntschaft
Eigentlich war heute ein perfekter Tag! Das war mein Gedanke, als ich eben den Gemeinschaftsraum der Slytherins und mit ihm den Neuen aus meinem Haus, seiner Schwester und - ich dachte nicht so gern an ihn zurück - den Italiener verlassen hatte. Heute war gerade mal der 2. Tag an der Schule, wenn man den ersten Tag nicht mitrechnete, der schließlich auch nicht zählte, da wir ja erst Abends hier ankamen und sowieso nur das Festessen auf dem Programm stand. Also, wie gesagt, erst der 2. Tag in Hogwarts und schon den gesamten Tag unterrichtsfrei. Was wollte man mehr? Gut, wenn ich vielleicht den kompletten Tag auf dem Besen und beim Quidditch spielen verbringen könnte, das wäre vielleicht noch die Krönung gewesen, doch zu einem Spiel würde ich im Laufe des Tages noch kommen und bis dahin hatte ich frei, frei, frei. Ich ließ mich dazu herab, so gnädig ich war, und dachte kurz und voller Mitleid an die vielen armen Schüler, die nun im Unterricht sitzen und über ihren Aufgaben grübeln mußten. Während ich den im ständigen Dämmerlicht liegenden Gang hinter mir gelassen hatte, der zu unseren Kerkern führte, drangen hinter den einzelnen Türen, die links und rechts des nächsten Flures entlang lagen, immer wieder gedämpfte Stimmen zu mir heraus.
An einer Tür konnte ich schwer widerstehen und lauschte einige Momente lang. Deutlich war die Stimme des Professors zu hören, der seine Schülern gerade über die Wirkung eines Schockzaubers aufklärte. Beinahe konnte ich deutlich vor meinem inneren Auge die müden und gelangweilten Gesichter der Schüler sehen und ein kurzes boshaftes Grinsen huschte über meine Lippen. Selbst schuld, wenn sie nicht schon in der 7. Stufe waren und heute in den Genuss eines freien Tages kamen. Eigentlich war ja auch unser freier Tag nicht dazu gedacht, um zu faulenzen sondern dafür, dass wir uns auf die bevorstehenden Prüfungen vorbereiteten, Unterrichtsstoff nachholen, Hausaufgaben erledigten und so weiter und so fort. Doch ich hatte die letzten sechs Jahre nie viel von der Lernerei gehalten, da würde ich doch nun im letzten Jahr wohl kaum damit anfangen. Außerdem benötigte ich für meine zukünftige Berufslaufbahn viel von dem Schwachsinn nicht, den die Lehrer uns Tag ein, Tag aus vorbeteten. Ich wollte einfach nur meinen Lieblingssport betreiben, sozusagen mein Hobby zum Beruf machen.
Ich hatte genug gehört und wenn ich schon frei hatte, mußte ich wohl kaum an einer Klassentür stehen und dem Unterricht lauschen. Das war dann wohl ein Widerspruch an sich! So wandte ich mich also wieder herum und ging weiter den Flur entlang, der mich zielstrebig zur Großen Halle führen würde. Das war hier zwar nicht der Weg, den man normalerweise dorthin benutzte, doch irgend ein schlauer Kopf in unserem Jahrgang hatte heraus gefunden, dass man kommend vom Slytherin Gemeinschaftsraum durch diesen Flur hier schneller voran kam, was natürlich sehr hilfreich war, wenn man zum Beispiel verschlafen hatte. Beinahe rannte mich dabei noch eine Gruppe kichernder Ravenclaws Mädels um, denen ich einen scharfen Blick hinterher schickte. Blöde Zicken!
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Komme von: Quidditch hier, Quidditch da
Auf dem Gang richtung Gemeinschaftsraum war wunderbarerweise nichts los. Kein Wunder, die unteren Klassen hatten alle Unterricht und der siebte Jahrgang, der heute seinen freien Tag hatte, bildete nur einen Bruchteil der Gesamtschülerzahl. Also freie Bahn, zumindest die Treppe hinauf. Den Gang von der Großen Halle dorthin musste ich mir ersteinmal freischaufeln, weil scheinbar alle Schüler beschlossen hatten zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung, die leider genau entgegengesetzt der meinen lag, zu strömen. Aber nur tote Fische schwimmen mit dem Strom, also ab durch die Mitte. Maya hätte jetzt wahrscheinlich irgendeinen schlauen Kommentar à la: da betätigst du dich wenigstens sportlich und baust das angefutterte Frühstück wieder ab. Pah, also bitte...so viel war es ja auch nicht gewesen und außerdem sah man mir wie durch ein Wunder auch nicht an, dass ich teilweise wohl wirklich etwas über den Hunger in mich hineinschaufelte. Eine recht angenehme Eigenschaft, die ich wohl von meiner Mutter haben muss...
"Phönixfeder", flötete ich gutgelaunt und die Fette Dame klappte mich etwas irritiert an, als sie zur Seite klappte und den Weg zum Gemeinschaftsraum freigab. "Schönes Wetter draußen", rief ich ihr erklärend noch zu, wobei es sicherlich nicht nur die scheinende Sonne war, die mir persönlich so gute Laune bereitete.
Die paar Stufen zum Schlafsaal nahm ich in wenigen Schritten und stand auch schon im nächsten Moment vor meinem, zugegeben, etwas unordentlichen Schrank.
"Wo hab ich denn jetzt..." Nur der Kleingeist hält Ordnung, das genie überblickt das Chaos.
"Aaaah, da!" Hose T-Shirt...zum Glück war an schulfreien Tagen keine Uniformpflicht. Das hätte mich wahrscheinlich auch umgebracht...man stelle sich vor, ein gemütliches Picknick vor dem Schloss in der Sonne in diesen häßlichen schwarzen Kutten...nicht nur, dass man dann einfach einen Hitzschlag bekommen würde und einginge, es war auch nicht besonders bequem. Zumindest meiner Meinung nach.
Schnell schlüpfte ich in meine Chucks, deren Sohle sich auch langsam vom Rest des Schuhs verabschiedete, wofür von meiner Mutter, hätte sie es gesehen, sicherlich schon der Kommentar gefallen wäre: Kind, wie läufst du rum! Aber ich liebte meine Schuhe, sie waren einfach bequem und hatten eben einen ideellen Wert. Man beachte nur die kunstvollen Verzierungen, die sie in den unzähligen Geschichtsstunden erhalten hatten, in denen ich, anstatt Wachträumen nachzuhängen, mich lieber künstlerisch betätigt hatte. Nicht zu vergessen die ganzen schönen Perlen und Glöckchen, die keinesfalls mit meinen Schuhen im Müll landen sollten, was sicherlich schon passiert wäre, ginge es nach meiner Großmutter.
Bimmeld hüpfte ich nun also die Stufen hinab, verabschiedete mich höflichst von unserem Eingangsportrait, dass nur ein "Tsetse", von sich hören ließ und ging gut gelaunt die Treppe zum Schlossausgang hinunter, wobei ich leichtfüßig den Trickstufen auswich, deren Lage man, war man nur lange genug auf der Schule, schon im Schlaf kannte.
Die letzten drei Stufen sprang ich hinunter und setzte, ein Liedchen auf den Lippen, meinen Weg durch den Gang fort.
Die Hände in den Hosentaschen schritt ich durch den Flur, die Augen auf alles andere gerichtet, als auf das, was vor mir lag. Und so kam das Unvermeidbare.
PENG "Ah..", ich rieb mir den Kopf und setzte schon zur Entschuldigung an, schließlich hatte ich gerade jemanden unbeabsichtigt angerempelt, als ich beim Aufblicken feststellte, um wen es sich da eigentlich handelte. "Ent..." Samuel Arden. Dieser Idiot würde sicherlich kein um Verzeihung bittendes Wort von mir hören!
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Lag es eigentlich daran, weil ich in eine Zaubererwelt hineingeboren wurde, dass immer Dinge geschahen, die man nicht vorhersehen konnte oder waren das einfach ganz normale Zufälle? Warum passierten immer Sachen, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnete, wenn man sich nichts böses dachte, wenn man einfach nur so durch seine Welt wandelte und plötzlich... BUMM! Ich kann versichern, da ich schon mehrer Jahre für die Slytherins als Hüter spiele, bin ich nicht mehr allzu empfindlich gegen Stöße und dergleichen. Es kam schließlich nicht selten vor, dass ein Spieler der gegnerischen Mannschaft, ob nun vollkommen absichtlich oder eher unabsichtlich, mitten im Flug in einen hinein rauschte und das war beileibe nicht angenehm. Und ich würde niemals damit rechnen, dass ein Mädchen von zarter Gestalt solch eine Geschwindigkeit und eine Kraft an sich haben würde, wenn sie einen schlicht weg übersah und in einen hinein rauschte und das nicht, wie zuvor erwähnt auf dem Quidditchfeld, nein... Mitten auf dem Flur des Schlosses gab es tatsächlich Leute, die vollkommen blind durch die Gegend liefen und somit mußte einfach das unvermeidliche passieren. Ich hatte zwar bei diesem Zusammenstoß keine Verletzungen davon getragen, doch ich benötige einen Herzschlag lang Zeit, um mich wieder zu fangen, sonst wäre ich wahrscheinlich unsanft auf dem Steinboden gelandet. Im ersten Augenblick des Schreckens erkannte ich nur, dass es sich um jemand weibliches handelte, die da wie ein blindes Einhorn durch die Gänge gerannt war. Ja, gerannt... Das war schon nicht mehr normales laufen gewesen! Sie setzte sofort zu einer Entschuldigung an, das war auch das mindeste, was man erwarten konnte.
Doch erst als sie aprupt mitten in ihrer Entschuldigung verstummte, hob ich meinen Kopf an, sah mir diejenige genauer an, die mit mir zusammen gestoßen war, indem ich ihr in das Gesicht blickte. Ach nein, wen hatten wir denn da? Ich konnte zwar mein eigenes Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen, doch mein Gegenüber würde wohl bemerken, wie sich meine Gesichtszüge von einem Augenblick zum anderen radikal veränderten. Was gerade noch freundlich und gut gelaunt ausgesehen hatte, war nun verärgert und meine Augen wurden schmaler. Eigentlich hätte es mir fast klar sein müssen. Wer außer Julie Warren persönlich brachte es fertig, in jemand anderes hinein zu laufen? Die größte Zicke der ganzen Schule, zumindest nach meiner Meinung nach und von ihr hatte ich eine ganz bestimmte Meinung. Eigentlich hatte ich mir diese ganz bestimmte Meinung schon an meinem allerersten Schultag gebildet. Genauer gesagt, als ich gerade in den Zug eingestiegen war, der mich zu meinem ersten Schuljahr nach Hogwarts bringen sollte. Jetzt, nach über 6 Jahren wußte ich schon gar nicht mehr, warum sie mich damals so angezickt hatte. Tatsache war, sie hatte angefangen und das nächste Mal, als ich sie sah, war bei der Aufteilung der verschiedenen Schüler auf die Häuser.
Inzwischen wußte ich natürlich, dass sie sozusagen das 'schwarze Schaf' ihrer Familie war. Alle waren nach Slytherin gekommen, nur die kleine Julie nicht. Das sagte für mich doch schon alles aus! Mein Vater kannte sogar ihren Vater, doch das machte das Verhältnis zwischen uns beiden nicht besser. Sowas vorlautes hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht kennen gelernt und ich glaube, sie war die einzige, bei der ich manchmal nicht mehr wußte, was ich sagen sollte. Zugeben würde ich diesen Umstand natürlich nie und nimmer, schon gar nicht vor der kleinen Zicke. Doch wenn wir uns begegneten, ließ sie oftmals Dinge von sich, auf die mir einfach nichts mehr einfiel. Und nun war ausgerechnet Julie in mich hinein gerannt und ich hoffte, sie würde an ihrer unterdrückten Entschuldigung ersticken. Helfen würde ich ihr dann mit Sicherheit nicht. Ich hatte schließlich auch meinen Stolz! Als ich schließlich feststellte, dass ich die Gryffindor die ganze Zeit über mit einem hasserfüllten Funkeln in meinen Augen angestarrt hatte, löste nun ein hönisches Lächeln, das unehrlicher nicht hätte wirken können, meinen kalten Gesichtsausdruck ab.
"Was wolltest du sagen?" fragte ich heuchlerisch nach, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich sehr wohl mitbekommen hatte, dass sie zuvor zu einer Entschuldigung angesetzt, diese aber nicht zur Ende gesprochen hatte. So leicht würde mir die Kleine nicht davon kommen. In mich hinein rennen und sich dafür nicht einmal entschuldigen. So lief das hier nicht!
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Mein Blick wanderte langsam nach oben, ich wollte eigentlich lieber garnicht sehen, wer da jetzt vor mir stand. Doch ich wusste oder ahnte es irgendwie schon, bevor ich ihm überhaupt richtig ins Gesicht gesehen hatte. Die Statur, die Haare...die 100%ige Sicherheit hatte ich spätestens, als ich in die langsam ermattenden Züge des anderen sah, deren Lippen wohl zuvor noch ein Lächeln geziert hatte. Immerhin, Samuel schien es ähnlich zu gehen wie mir, zumindest musste selbst er sich ersteinmal fangen, damit er nicht unverzüglich Bekanntschaft mit dem Steinboden machte, worum ich glücklicherweise auch herum gekommen war. Ich möchte garnicht wissen, wie hämisch er sonst gelacht hätte, hätte es mich aufgrund des Zusammenpralls hingelegt. Nicht auszudenken ihm diesen Triumph zu gönnen, diesem arroganten Slytherinschnösel...
Von allen Typen, die an dier Schule herum liefen, warum hatte es ausgerechnet der sein müssen!? Vonwegen schöner Tag, der alleinige Anblick Sams konnte mir die gute Laune gehörig verderben. Doch ihm schien es da ähnlich zu gehen, zumindest seiner Miene nach zu schließen.
Wir kannten uns nun schon seit dem ersten Jahr in Hogwarts und seit diesem Jahr hassten wir uns, aus welchem Grund auch immer. Ich glaube er hatte mich damals im Zug angerempelt, woraufhin meine gesamten Schokofrösche, die ich soeben erfolgreich erstanden hatte, sich auf den Flur verteilt hatten. Eine Entschuldigung dafür? Vonwegen! Wahrscheinlich kannte der Snob dieses Wort überhaupt nicht. Zugegeben, damals habe ich ihn auch nicht wirklich zu Wort kommen lassen, sondern gleich munter drauf los geschimpft. Aber bitte? Die gesamten Schokofrösche, damals meine Lieblingssüßigkeiten, alle auf dem Boden und um allem noch die krone aufzusetzen, machten sie sich natürlich gerade dann selbstständig. Und dieser ignorante Idiot von Slytherin hatte nichts besseres zu tun, als mir nun seinerseits irgendwelche Beleidigungen an den Kopf zu werfen, anstatt mir zu helfen die fliehenden Frösche einzusammeln, mit dem Kommentar ich solle meine blöden Viecher doch selbst fangen. Spätestens da war er bei mir untendurch und dass er dann noch in das Haus Slytherin eingeteilt wurde, während ich als einzige meiner Familie nach Gryffindor kam, machte die Sache nicht besser. Bedauerlicherweise kannten unsere Eltern sich auch noch, sodass sie irgendwann mal auf die höchst glorreiche Idee gekommen waren, man könne doch gemeinsam in den Urlaub fahren. Ich habe mich damals in der Toilette eingesperrt und gemeint ich käme nicht eher heraus, als bis mein Vater mir verspräche, dass wir nicht mit "diesem an Selbstüberschätzung leidenden Vollidioten" wegfahren würden. Eine recht peinliche Situation für meinen Vater und wohl auch für seinen, denn ich denke er hatte sich wohl ebenso dagegen gesträubt. Es lief jedenfalls darauf hinaus, dass ich ins Ferienlager kam, während meine Eltern mit Sams Eltern nach Frankreich fuhren um dort an der Côte D´Azur entspannende, kinderlose Ferien zu verbringen.
Ja, genau dieser Sam stand nun vor mir, die zuvor eisigen Züge wandelten sich langsam in ein höhnisches Lächeln.
"Was wolltest du sagen?", hörte ich die verhasste Stimme, dessen Besitzer nur darauf wartete mir eins hereinwürgen zu können. Vergiss es, ging es mir bissig durch den Kopf.
Ent...setzlich was für Leute hier auf den Gängen rumlaufen...", entgegnete ich trocken und verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn, in der Art: "Ich will jetzt ja keinen dabei ansehen...", bezogen auf meine zuvor verlorenen Worte. Der sollte ja nicht erwarten von mir auch nur ansatzweise eine Entschuldigung zu hören.
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Wenn ich dieses Gesicht schon sah, das verdarb mir wirklich sogar die gute Laune, die ich noch wenige Minuten zuvor angesichts meines unterrichtsfreien Tages verspürt hatte. Nun war alles wie weg geblasen und das nur wegen dieser... Ich führte meinen bitterbösen Gedanken lieber nicht zu Ende, allein ihre Anwesenheit brachte mich zur Weißglut und ich wollte wirklich nicht auch noch die Beherrschung verlieren, obwohl ich schon am Rande einer solchen war und das, obwohl wir bisher noch nicht allzuviel Worte gewechselt hatten. Doch das brachte mir am Schluss nur wieder Arger ein und das war sie es ganz gewiss nicht wert. Das ich jetzt schon, obwohl sie gerade erst mal vielleicht eine Minute vor mir stand, schon soviel Wut in meiner Brust drückte und danach verlangte, heraus zu platzen, machte wohl allzu deutlich, wie verfahren die Stimmung zwischen uns schon war. In all den Jahren hier auf der Schule war nie ein freundliches Wort zwischen uns gefallen. Immer wieder stellte ich mir bei der Gryffindor die gleiche Frage. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so stur, verbohrt und dickköpig sein? Das konnte doch nicht normal sein oder? Vielleicht war bei ihrer Geburt etwas drastisch schief gegangen, ich wußte es nicht. Natürlich hatte ich in den letzten Jahren auch viel dazu beigetrachten, um ihre Antipathie gegen mich noch zu steigern. Es war ein gefundenes Fressen für uns Slytherins zu erfahren, dass sie als einzige ihrer Familie im Haus Gryffindor gelandet war. Julies Brüder waren mir da tausend Mal angenehmer, die allesamt ausgezeichnet Quidditch gespielt und ihrem Haus mehrere Pokale beschert hatten. Julie hoffte wahrscheinlich noch darauf, dass sie irgendwann mal einen Pokal für ihre loses Mundwerk gewinnen würde. Denn auf einem Besen hatte ich sie bisher nie gesehen.
Mit Grauen dachte ich an einen Tag in den letzten Sommerferien zurück. Mein Vater hatte doch tatsächlich wieder damit angefangen, von Mr. Warren zu sprechen. Schon allein bei Nennung des Nachnamens hatte ich mir angewöhnt, sofort meine Ohren auf Durchzug zu schalten. Doch leider konnte ich es nicht verhindern, dass ich doch einige Silben mitbekam. Es ging irgendwie um die Arbeit im Ministerium, wahrscheinlich war der Kerl befördert worden. Dann hatte der wohl mehr erreicht, als seine Tochter jemals erreichen würde. Merlin sei Dank waren meine Eltern seit der letzten Idee mit einem gemeinsamen Urlaub nicht mehr mit solchen Schnapsideen angerückt. Klar, ich verbrachte mit Julie meine kostenbaren Sommerferien, tolle Idee! Da ließ ich mich lieber die gesamte Zeit in eine Höhle zusammen mit einem Drachen einsperren. Das Resultat am Ende dürfte ungefähr das selbe sein. Damals hatte es einen riesen Zoff gegeben wegen des Urlaubs, weil natürlich keiner verstehen konnte, warum ich mich so anstellte. Aber die ganze Zeit mit Julie zusammen zu sein, vielleicht zu allem übel noch in einem gemeinsamen Zimmer mit ihr, das hätte ich nicht überlebt. Glücklicherweise schien sich sie sich ebenfalls geweigert zu haben und somit fiel der Urlaub für mich aus!
Auf ihren nicht sehr kreativen Kommentar hin, grinste ich nur dümmlich. Mehr war sie mir auch nicht wert! Sollte sie doch jemand anderen suchen, dem sie auf die Nerven gehen konnte. Ich hatte wirklich große Lust, sie einmal an den Schultern zu packen und ordentlich durchzuschütteln. Vielleicht rückte dann in ihrem Kopf alles dort hin, wo es eigentlich hingehören sollte. Da mußte durch irgendeine Schraube locker sein, anders war mir ihr Verhalten nicht zu erklären.
"Sprichst du von dir?" gab ich ebenso trocken zurück und hätte dabei den staubigen Boden einer Wüste Konkurrenz machen können. Ich sah sie mit einem arroganten Ausdruck in meinen Augen an. Mit dem Verhalten würde sie wohl nie einen Kerl finden, dachte ich gehässig. Aber ich würde sie ebenfalls nicht mal mit meinem Zauberstab anfassen wollen. Obwohl sie hübsch war, doch ihre frechen Sprüche brachten einen einfach nur auf die Palme.
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Diese arrogante Miene, der herablassende Blick...konnte man sich die kaufen, oder war das allen Slytherins angeboren, obwohl sie es sich eigentlich garnicht leisten konnten.
Warum in der gesamten Zaubererwelt hatte ich nicht irgendjemand anderen erwischen können!? Ich hätte ja mal in einen sympathischen, zuvorkommenden, umgänglichen, gutaussehenden Typen rennen können, aber nein, ausgerechnet an Samuel Arden musste ich geraten. Ok...zugegeben...das gutaussehend traf auch bei ihm zu, was er wahrscheinlich sogar bedauerlicherweise wusste. Und Leute, die wussten, dass die Schönheitsfee nicht gerade sparsam bei ihnen vorgegangen war, die waren leider unausstehlich. Und DAS traf definitiv auf Sam zu.
Der Witz an der ganzen Sache war ja, dass ich mich mit seinen Eltern eigentlich immer blendend verstanden hatte, wenn sie zu Besuch gewesen waren. Wie, bei Merlins Bart, konnten so nette Menschen einen so verzogenen Sohn haben?
Für Sam und seine bescheuerten Slytherinkumpane war es auch immer wieder ein Genuss mich mit meiner eigenen Familie zu konfrontieren und mir immer wieder vorzuhalten, wie schlecht ich doch sei. Pech leider, dass sie damit bei mir auf eine Mauer der Ignoranz stießen..zumindest vordergründig... Was Slytherins über mich dachten war mir sowas von egal. Und erst recht, was dieser minderbemittelte Troll vor mir dachte, dem es wohl mal gut getan hätte, mit dem Steinboden Bekanntschaft zu machen. Ja, das war die Lösung, vielleicht war er als Kind einfach mal die Treppe hinuntergestürzt und seitdem eben etwas wirr im Kopf. Das müsste sich doch eigentlich mit einem weiteren Stoß auf den Kopf umkehren lassen...Ich sollte einfach Heiler in der psychischem Abteilung des St. Mungos werden und Sam wäre dann praktisch meine Doktorarbeit. "Das Prinzip der Umkehrung, am Fallbeispiel des schwerkranken Samuel Arden", klng doch nicht schlecht, oder? Gut, der Name Samuel Arden zog das ganze natürlich etwas herunter, aber man musste eben gewisse Opfer für die Wissenschaft bringen.
Sein dümmliches Grinsen auf meinen Kommentar hin, zeigte mir nur wieder seine mangelnde Auffassungsgabe. Der Typ verstand einfach nichts von Wortspielen.
"Sprichst du von dir?"
"Nee, von dem Typen hinter dir..." Dumme Frage, dumme Antwort, so lief das eben.
"Wenn du mich entschuldigst...ich hatte eigentlich noch etwas gehobeneres vor, als mit dir unsinnige Worte auszutauschen...", kam ich darauf zurück, dass ich ja eigentlich auf dem Weg nach draußen zu Rafael und Maya gewesen war, bevor dieser Idiot mich aufgehalten hatte.
Mit süffisantem Lächeln machte ich einen Schritt zur Seite, um an ihm vorbeizugehen. Ich konnte mir heute mittag wirklich besseres vorstellen, als mir imGang irgendwelche dummen Sprüche eines noch viel dümmeren Slytherin an den Kopf werfen zu lassen.
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Wenn die kleine Göre nun aber glaubte, sie konnte sich jetzt mir nichts, dir nichts einfach so aus dem Staub machen, dann hatte sie sich aber gewaltig geschnitten. Ich würde sie mit Sicherheit nicht einfach so gehen lassen, nein! Ich wollte eine anständige Entschuldigung, wobei mir sogar lieb gewesen wäre, wenn sie vor lauter Reue vor mir auf die Knie gegangen wäre, doch das sah dann wahrscheinlich doch etwas nach Übertreibung aus. Okay, weil ich heute meinen guten Tag hatte, genügte mir auch eine einfache Entschuldigung. Doch die wollte ich mindestens hören. Nicht deswegen allein, weil sie mich fast umgerannt hatte, denkste, ich wollte sie einfach sozusagen im Staub vor mir liegen sehen. Nur bildlich gesehen natürlich. Ich wollte sie bloß stellen, da ich wußte, dass sie sich niemals freiwillig bei mir entschuldigen würde, ganz gleich, was sie angestellt hatte. Aber das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Auch ich hatte keinen Grund dafür, übermäßig nett zu ihr zu sein, warum auch? Sie zeigte mir ja doch nur wieder ihre Krallen. Und nun versuchte sie ebenfalls wieder, mit frechen Sprüchen besonders toll zu wirken. Julie war wirklich das Ebenbild von einer Zicke und ich hätte mit Sicherheit sofort ihren Namen genannt, wenn man solch eine Person nennen sollte, da mußte ich nicht lange dafür überlegen. Aber vielleicht konnte sie mich einfach nur nicht leiden, weil ich im Gegensatz zu ihr ins Haus Slytherin gekommen war. Doch warum mußte sie ständig ihren Groll darüber, dass sie das schwarze Schaf ihrer Familie war, an mir heraus lassen? Konnte ich was dafür? Nein! Dabei waren ihre Brüder ganz anders als sie, die ich im übrigen ebenfalls schon kennen gelernt hatte. Mit ihnen hatte ich stundenlang Quidditch gespielt, während Miss Oberzicke mir danach einen Blick zugeworfen hatte, der mich wahrscheinlich getötet hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Ich denke, das wäre ihr ganz recht gewesen.
'Nee, von dem Typen hinter dir...' Entschuldige das ich nicht lache. Hatte sie etwa erwartet, ich würde mich dabei nach hinten umdrehen. Da war ich aber bessere Sprüche von ihr gewohnt. Eigentlich hätte ich ja ganz froh darüber sein können, wenn sie die Fliege machen wollte, doch aus irgendeinem Grund wollte ich ihr die Genugtung nicht gönnen und sie einfach gehen lassen. Dann wäre sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu ihrem gackernden Haufen gerannt und hätte denen Bericht erstattet. Aber wie hieß es doch so schön? Ist der Ruf erst ruiniert... Ich glaube, von uns Slytherins erwartete niemand, dass wir uns nett, freundlich und zuvorkommend verhielten. Für was sollte ich mich da also noch ins Zeug legen. Vorallem war ich mir dafür zu schade, bei Julie Warren irgendwelche Pluspunkte zu sammeln. So hatte ich also trotzdem vorhergesehen, dass sie gleich an mir vorbei gehen wollte und dieses Vorhaben würde ich ihr nun vermiesen. Flink trat ihr ebenfalls einen Schritt zur Seite und stand der Gryffindor somit im Weg. Da sie allerdings schon einen kleinen Schritt nach vorne getan hatte, standen wir uns plötzlich näher gegenüber, als es eigentlich vor mir geplant war.
"Ich glaube, bei dir würde es mal nicht schaden, wenn dir jemand mal dein freches Mundwerk verschließt." zischte ich ihr entgegen und blickte dabei leicht auf sie herab. Ich war nicht allzuviel größer als sie, vielleicht so an die 10 cm, doch das genügte.
Sie hatte türkis-blaue Augen mit dichten Wimpern und ihre Augenfarbe erinnerte mich an die Farbe des Meers aus unserem letzten Sommerurlaub... WAS? Hatte ich das wirklich gerade gedacht? Waren mir ihre Augen tatsächlich gerade aufgefallen? Ich mußte bei dem Zusammenstoß wirklich etwas abbekommen haben, anders war mir das nicht zu erklären. Oder sie hatte mich verhext... Ich blinzelte einige Male, während ich ihr weiterhin den Weg versperrte und sie somit am weiterkommen hinderte.
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Was bildete sich der Idiot eigentlich ein, mir einfach so den Weg zu versperren und somit meine wertvolle Zeit, die ich mit Freunden verbringen wollte, zu verplempern.
Waah, konnte der Typ sich nicht einfach in Luft auflösen? Zack, Peng, Puff...irgendwie, Hauptsache weg! Wenn ich nicht ohnehin schon gewusst hätte, dass er und vor allem meine zwei ältesten Brüder sich blendend verstanden, so wäre es nicht schwer gewesen von selbst darauf zu kommen. Kein Wunder...gleich und gleich gesellt sich eben gerne und wer hält es schon mit einem Stinkstiefel aus, wenn man selbst keiner ist? Und diesen Stinkstiefel hier konnte ich ganz sicher nicht riechen, denn der stank zum Himmel.
"Ähem", räusperte ich mich mich übertrieben. "Ich weiß ja nicht, obs dir aufgefallen ist, aber du stehst mir und der Fortsetzung meiner eingeschlagenen Richtung ein wenig im Weg..." Natürlich war mir klar, dass Sam sich mir absichtlich in die Quere gestellt hatte. Was erwartete er jetzt von mir? Dass ich ihn auf Knien um Verzeihung anflehte, für etwas, was mir kein bisschen Leid tat!?
Sollte er doch auf eine Entschuldigung warten, bis er schwarz wurde! Hm...ob schwarze Haare ihm wohl stehen würden...Bitte was!? Wie kam ich denn auf die Idee? Mit schwarzen Haaren sähe er sicherlich genauso bescheuert aus, wie mit seinem blonden Wischmopp auf dem Kopf. Bei angeboren miesem Aussehen half auch die Änderung der Haarfarbe nichts. Okay...er sah nicht wirklich schlecht aus...genau genommen vielleicht sogar eigentlich ganz gut...aber eben nur eigentlich. Schließlich gab es da auch noch den Charakter und einen häßlichen Charakter machte selbst das beste Aussehen nicht wett. Der beste Beweis dafür war mein ältester Bruder, der, soweit ich weiß, bis heute noch keine Freundin abbekommen hat. Wie auch...ich hätte auch keine Lust auf 24 Stunden non stop blöde Kommentare. Und dass mein Bruder ein charakterlicher Krüppel war, das merkte wohl auch die dümmste reinblütige Hexe. Reinblüter waren wahrscheinlich eh alle behindert...irgendwie...Inzucht und deren Folgen...Ich konnte immerhin von mir behaupten, dass ich wohl kein Inzestkind war. Schließlich kam meine Mutter aus einer muggelstämmigen Familie und war außerdem Spanierin. Etwas abschätzend musterte ich den Slytherin mir gegenüber. Also auf DEN traf die Inzuchttheorie dann schon eher zu...Ja, das würde sogar einiges erklären und unter diesem Aspekt war er sogar eher noch um seine Behinderung zu bemitleiden. Krüppeln konnte man nunmal nicht böse sein, sie konnten ja schließlich nichts für ihr Handicap.
"Ich glaube, bei dir würde es mal nicht schaden, wenn dir jemand mal dein freches Mundwerk verschließt." Okaaay...vergessen wir das mit der Nächstenliebe gegenüber geistig Behinderten. Der Typ hatte es eindeutig verdient, dass man ihn nicht mit Samthandschuhen anfasste. Am besten nahm man sogar nägelbespickte Kettenhandschuhe...Naja, immerhin die Vorstellung war befriedigend...
"Ach, und du bist derjenige, der sich dazu im Stande fühlt, ja!?" Wenig beeindruckt sah ich zu ihm auf. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und sog unmerklich scharf die Luft ein.Hui, er stand ja schon ganz schön nahe.
"Sag mal, hast du was im Auge oder einfach nervöse Zuckungen, weil du grad dein Maul zu weit aufgerissen hast?", kommentierte ich frech, als er ein paar Mal schnell hintereinander blinzelte.
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Sie verhielt sich wie immer und das wunderte mich auch kein Stück. Mit ihrem übertriebenen Räuspern versuchte sie mir vorzuhalten, ich stünde ihr im Weg. Das sie dabei in ihren Worten mit einfloss, ob mir das wohl aufgefallen war, damit versuchte sie mich wohl jetzt als Idioten darzustellen. Aber so nicht meine liebe! Ich fragte mich schon zum wiederholten male, wie so jemand wie Julie überhaupt Freunde haben konnte. Diese Frage stellte ich mir genau genommen jedes Mal, wenn sie mir über den Weg lief und das geschah hier auf dieser Schule leider allzu oft. Schließlich waren wir in der selben Klassenstufe und da unsere Häuser ab und an die Unterrichtsstunden zusammen hatten, kam ich gar nicht umhin, ihr nicht zu begegnen. Leider. Das Leben ohne dieses Biest wäre weitaus angenehmer. Wahrscheinlich war ihre Mutter einmal fremd gegangen, denn Julie passte überhaupt nicht zu dem Rest ihrer Familie. Wie konnte man es mit so einer verbohrten Zicke länger als 2 Minuten aushalten. Und das war wohl schon eine lange Zeit. Aber gut, ihre Freunde aus ihrem Haus waren selbst alle nicht gerade die Hellsten unserer Zeit und somit war es kein Wunder, dass sie miteinander auskamen.
Wenn ich sie mir genauer ansah, mußte ich leider zu meiner Schande zugeben, dass sie rein vom Aussehen eigentlich ganz süss aussah. Blonde lange Haare, helle Augen, eigentlich genau der Typ Frau, auf den ich stand, wenn nicht da ihr Verhalten gewesen wäre. Das zerstörte alles in Grund und Boden. Vielleicht ärgerte es mich auch ein wenig, dass sie gegenüber mir immer so kalt war. Es hätte mir wohl mehr gepasst und ich hätte eine gewisse Genugtung verspürt, wenn sie mich vielleicht genauso angehimmelt hätte, wie einige ihrer Mitschüler aus ihrem Haus. Ja, auch wenn wir Slytherins immer als die bösen dargestellt wurden, trotzdem wurden einige der Gryffindor Schülerinnen rot bis unter die Haarspitze, wenn ich sie zufällig ansah, brachen in nervtötendes Gekicher aus wenn man ihnen im Flur begegnete oder starrten mich während der gesamten Unterrichtsstunde hindurch an.
Es war mir durchaus bewusst, dass ich ihr ziemlich nah stand, doch einen Schritt nach hinten und somit einen Rückzieher hätte in ihren Augen nur Schwäche bedeutet oder gar, dass ich sie an mir vorbei lassen würde und so bewegte ich mich keinen Zentimeter von meiner Stelle fort. Der kurzfristige Reiz ihrer Augen, der mich zugegebenermaßen für einen flüchtigen Moment gefangen genommen hatte, war angesichts ihres frechen Kommentar schon wieder verflogen. Mir fiel die Wand auf, die sich ungefähr einen Meter hinter Julie befand und ich hätte sie am liebsten gegen diese gedrückt. Mit ihren blöden Sprüchen konnte sie mich schon derart zur Weißglut treiben. Als sie zu mir hoch blickte, sah ich sie eindringlich an und in meinen Augen funkelte es hönisch.
"Ja stell dir vor! Dazu fühl ich mich tatsächlich im Stande. Hättest du nicht erwartet, was?"
Natürlich war ihr mein Blinzeln nicht entgangen, das hätte ich mir ja denken können. Nur gut das sie nicht wußte, was genau mein kurzweiliges Blinzeln ausgelöst hatte. Das hätte sie bei ihren Sprüchen wohl nur noch zu weiteren Höchstleistungen angetrieben.
"Fragt sich nur, wer hier seinen Mund zu weit aufreißt?" konterte ich und blickte sie dabei herausfordernd an. Wenn sie glaubte, sie wäre die stärkere von uns beiden, dann mußte ich ihr wohl klar machen, dass sie sich in dieser Meinung ordentlich getäuscht hatte.
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Der Typ hatte doch echt einen an der Waffel. Was kam der auch auf die Idee gerade diesen Gang hier entlang zu laufen, den sonst seltenst jemand benutzte...dann auch noch um diese Zeit...hätte der sich nicht einen anderen Gang suchen können!? Dann wäre mir dieses leidige Aufeinandertreffen erspart geblieben. Ich konnte mir nun wirklich Prickelnderes vorstellen, als auch nur eine Minute mit ihm ein Gespräch zu führen. Es reichte ja alleine schon sein Anblick, um einige kostbare Bruchteile eines Augenblicks meines bisher wundervollen Tages zu zerstören.
Vielleicht sollte ich Peeves mal auf ihn ansetzen...naja, wobei der mir den Gefallen wohl kaum tun würde und Sam die Treppe hinunter schubsen, dass der sich das Genick brach. Das musste ich ihm dann schon irgendwie unterschwellig ins Bewusstsein schieben. Aber ob soetwas bei einem Geist funktionierte? Später war es dann doch einfach nur verlorene Zeit, die ich damit vergeudet hatte, mir etwas zu überlegen, was den Menschen anging, der mir wohl am egalsten der Welt war. Wieso also in meiner kostbaren Freizeit über ihn nachsinnen...ignorieren, so lautete die Devise, die früher oder später zum Erfolg führte.
Vielleicht sollte ich seine dummen Kommentare auch einfach überhören...aber wenn das mal so einfach wäre. Ich wusste nicht, wie er es schaffte, aber Samuel Arden war der einzige, dessen Worte mich wirklich reizen konnten und zwar so, dass ich sie nicht einfach überhören konnte, wie ich das bei so vielen anderen, ja sogar bei meinen Brüdern schaffte, sondern, dass ich einfach etwas entgegnen musste. Alleine schon diese Arroganz, die er ausstrahlte, dieses Bad-boy-Gehabe...das mochte vielleicht bei anderen Mädels ziehen, bei diesen blonden Naivchen, bei mir auf jeden Fall nicht. Glaubte der Typ etwa alle weiblichen Wesen dieser Schule stünden auf seine schönen Augen und den zweifellos athletischen Körper...
Mir bedeutete dieser aufgeblasene Knallbeutel nichts, rein garnichts, außer vielleicht, dass er bedauerlicherweise zu den Leuten gehörte, die mir verbal etwas entgegenzusetzen hatten. Aber das machte ihn dann zusätzlich nocheinmal unsympathisch.
Nur wenige Zentimeter lagen zwischen der Berührung unserer beiden Körper. Und auf diese Erfahrung war ich nun wirklich nicht aus...Konnte der Kerl nicht einfach nach hinten umkippen und möglichst nie wieder aufstehen? Dann stünde er nicht mehr im Weg und ich wäre ihn für den Rest meines Lebens los. Ein himmlischer Gedanke...
Leider rührte er sich kein Stück und ich selbst war auch viel zu dickköpfig von der Stelle zu weichen. Wer war mir denn in die Quere gekommen!? Der Typ besaß einfach keinen Anstand.
"Ja stell dir vor! Dazu fühl ich mich tatsächlich im Stande. Hättest du nicht erwartet, was?"
"Nein, und ich glaub immer noch nicht daran...ihr Slytherins seid doch berüchtigt für eure große Klappe, aber wenns ernst wird, kneift ihr alle", zischte ich und sah Sam kampflustig an. Der sollte ja nicht glauben, dass ich jetzt Angst bekäme.
"Im Aufplustern bist du ja spitze, aber pass auf, dass dich keine Nadel erwischt" Meine Augen funkelten. Es war klar, dass ich ganz sicher nicht aufgeben würde.
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Normalerweise war ich ja eher so jemand, den nichts sooo schnell aus der Ruhe brachte. Ja, ich mußte zugeben, vielleicht bei einem Quidditch Spiel. Da konnte das schon mal etwas lauter und rauer zur Sache gehen, aber das war schließlich etwas anderes. Ich meinte damit auch eher, dass mir dummes Gerede normalerweise in das eine Ohr rein gingen und aus dem anderen wieder heraus. Ich konnte vollkommen auf Durchzug schalten, wenn jemand versuchte, mich zu belabern. Sei es nun jemand meiner Mitschüler, ein Lehrer, meine Eltern, mein Bruder oder sonst jemand aus meiner Familie. Ich hörte da einfach nicht mehr hin, nickte jedoch ab und an den richtigen Stellen, schüttelte mit dem Kopf oder gab irgendwelche Laute von mir, damit der andere meinte, ich würde seinem Gespräch folgen. Aber was dachten die sich dabei, wenn sie einem das Ohr abkauten. Das ich stundenlang zuhören konnte und mir am Ende noch jede Silbe des Gespräches gemerkt hatte. Ganz bestimmt nicht.
Doch gerade eben, in diesem Moment, als ich Miss Oberzicke vor mir stehen hatte, da fiel mir diese Angewohnheit, einfach auf Durchzug zu schalten, sichtlich schwer. Oder besser gesagt, ich versagte völlig damit, denn es gelang mir kein Stück weit. Jedes einzelne von ihr gesprochene Wort machte mich noch wütender und griff mich persönlich an. Warum schaffte ich es bei Julie nicht, sie einfach links liegen zu lassen? Warum ging es nicht, dass ich sie einfach hier an Ort und Stelle stehen ließ? Sollte sie sich doch mit der Wand unterhalten. Sie war zwar mit mir zusammen gestoßen, doch den Weg hatte eindeutig ich ihr versperrt. Damit hielt ich sie ja erst recht auf und zwang mich selbst dazu, ihr zuhören zu müssen. Warum? Ja, der Grund war wohl, dass es mir einfach eine gewisse Spur von Spass bereitete, sie zu ärgern und aufzuziehen. Vielleicht genoss ich es auch gerade, dass sie mir das gewisse Etwas bieten konnte, da sie nicht auf den Mund gefallen war und mir somit was entgegen brachte. Ignorieren konnte ich die Gryffindor einfach nicht, das hatte ich in den letzten 6 Jahren meiner Schulzeit hier auf Hogwarts schon viel zu oft und leider vergeblich versucht. Aber anscheinend hatte sie das selbe Problem, denn wenn wir uns begegneten, kam immer ein blöder Spruch über ihre Lippen. Einfach links liegen lassen konnte sie mich also somit auch nicht. Innerlich lachte ich leise auf. Da hatten wir beide ja was gemeinsam!
Ihre Augen funkelten streitlustig und auch sie machte keine Anstalten, von ihrer Position auch nur ansatzweise abzuweichen. Auf ihre Behauptung hin, wir Slytherins hätten nur eine große Klappe und nichts dahinter, folgte von mir nur ein mitleidiges Lächeln. Vielleicht sollte ich ihr mal beweisen, dass sie da eine ganz falsche Meinung von uns hatte. Diese Einstellung hatten schon einige vor ihr gehabt und waren später erstaunt gewesen, dass es eben doch nicht so war. Jedenfalls bei mir ganz bestimmt nicht. Ich war mit Sicherheit nicht gerade jemand, der schnell den Schwanz einzog, schon gar nicht vor so einer frechen Göre. Weiterhin von oben auf sie herabsehend trat ich herausfordernd noch einen kleinen Schritt näher an sie heran. Meine Stimme hatte sich deutlich gesenkt, als ich nun weiter sprach und einen leicht drohenden Unterton angenommen.
"Ach ja, das glaubst du also? Vielleicht sollte ich dir dann mal das Gegenteil beweisen?!" erwiderte ich leise, während ich meine Worte mit einem eindringlichen Blick unterstrich, wobei mein letzter Satz jedoch mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage klang.
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Das war doch wirklich nicht zum Aushalten. Gut, ich gab ja zu, dass ich nicht ganz unschuldig daran war, dass es zum Zusammenstoß gekommen war. Na schön, meinetwegen trug ich auch die meiste Schuld, da ich mich mit meinen Augen und meinen Gedanken mal wieder an einer völlig anderen Stelle befunden hatte. Aber das berechtigte den Kerl noch lange nicht dazu, mich hier festzuhalten und mir somit den schönen freien Vormittag zu versauen. Mal abgesehen von der Entschuldigung, die er mir hier zwanghaft versuchte abzuringen. Jetzt erst recht nicht! Nicht, dass ich mich sonst irgendwie entschuldigt hätte, aber dieses Verhalten, dass Sam an den Tag legte, verschaffte mir nur eine gewünschte Rechtfertigung für meine eigene Ablehnung. Und diese Rechtfertigung für mein Verhalten ihm gegenüber lieferte er mir jedes Mal, wenn wir aufeinander trafen. Ich kam einfach nicht umhin ihm dann einen blöden Kommentar an den Kopf zu werfen und er ging auch immer darauf ein, anstatt die Bemerkung zu ignorieren. Aber andererseits ignorierte ich seine ja auch nicht...Wie denn auch? Sie ließen sich einfach nicht aus meiner bewussten Wahrnahme streichen, so wie es mir bei anderen Personen und deren Worten wunderbar gelang. Da rein, da raus...spätestens seit den unzähligen Auseinandersetzungen mit meinen Brüdern eine leichte Übung, die ich im Schlaf sicherlich noch besser beherrschte. Was ich im Schlaf jedoch sicherlich mitbekäme, wäre, wenn Sam auch nur irgendein Wort verlaute ließe. Was sollte das denn? Den Rest der Welt konnte ich wunderbar ignorieren und beim größten Troll, dem dümmsten Idioten war ich dazu verflucht ihn beachten zu müssen. Und jetzt stand er auch noch direkt vor mir und zwar so direkt, dass ich sogar die leichten Farbabstufungen seiner Augen sehen konnte.
Es wäre jetzt doch so einfach meinen Zauberstab zu ziehen und ihm einfach irgendeinen Fluch auf den Hals zu hetzen...Impedimenta vielleicht oder Levicorpus...wobei, Tarantallegra wäre sicerlich lustiger, stellte ich mir gerade schmunzelnd vor, wie Sam unkoordiniert hier im Gang herumtanzte...oder ich könnte ihn auch einfach verschwinden lassen...Bedauerlicherweise würde der dann alles gleich dem nächstbesten Lehrer verpetzen, sobald er sich von dem ihm auferlegten Fluch befreit hätte...die Strafe wäre in diesem Falle den Spaß dann doch nicht wert, denn letztenendes wäre es dann Sam, der zuletzt lachte und einen solchen Triumph würde ich dem verhassten Slytherin sicherlich nicht gönnen.
Reichte ja schon, dass er mich gerade erfolgreich aufhielt. Langsam wurde es wirklich Zeit diesen Umstand zu beenden.
Die ganze Zeit über hielt ich seinem Blick stand und verlor ihn nicht aus den Augen. Naja, das wäre auch etwas schwer gewesen. Um kein Stückchen von ihm mehr zu sehen, hätte ich mich nämlich umdrehen müssen und das bedeutete dem Feind den Rücken zuwenden und soetwas tat man allein schon aus Sicherheitsgründen nicht. Gerade hatte ich wieder über diese unausstehliche Nähe zwischen uns gedacht, als Sam auch schon provokant die wenigen Zentimeter, die noch zwischen einer Berührung unserer beiden Körper standen, überwand und die unsichtbare Grenze, die ich gedanklich errichtet hatte, einfach so überschritt.
"Peng", sprach ich trocken, in Anspielung auf meinen vorigen Kommentar, den aufgeplusterten Slytehrin betreffend.
"Und was hast du mir jetzt damit bewiesen? Dass du keine Berührungsängste bei Gryffindors hast? Ich muss schon sagen...seeehr mutig..." Ich lächelte ihn süffisant an und bewegte mich kein Stückchen rückwärts, ließ mich von der plötzlich wachsenden Nähe nicht einschüchtern, auch, wenn diese langsam unerträglich schien. Ich spürte, wie sich seine Brust beim Atmen hob und senkte, spürte scheinbar jede seiner Muskeln des trainierten Körpers. Okay...er hatte einen scharfen Körper, das wurde mir spätestens jetzt sehr deutlich bewusst. Aber er hatte keinen Charakter und wenn dann einen ziemlich miesen...also, was wollte ich mit so einem...? Und überhaupt...
WIESO DACHTE ICH ÜBERHAUPT DARÜBER NACH!?
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Auch als ich noch ein kleines Stück näher an sie heran getreten war, wich sie immer noch nicht zurück. Es war nicht so, dass ich diese Reaktion nicht erwartet hätte. Auch das sie meinem, teilweise sogar richtig bohrenden, Blick stand hielt, zeigte mir wieder, dass sie schwer zu beeindrucken war. Alles andere hätte ja ein Eingeständnis dargestellt, wenn sie vor mir zurück gewichen wäre oder den Blick zu Boden gesenkt hätte. Und solch ein Eingeständnis würde ich von Julie nie zu Gesicht bekommen, aber das war wohl wieder so ein Punkt, an dem wir uns sehr ähnelten. Keiner von uns beiden würde dem anderen den Gefallen tun und Schwäche zeigen. Das wäre ja dann so gewesen, als würde man zu dem anderen sagen, ja... du hast gewonnen, ich krieche vor dir im Staub. Da hatten wir beide wohl viel zu viel Stolz. Oder wir waren zu dickköpfig, da standen wir uns sicher auch in nichts nach. Aber egal, was es nun war. Fakt war, dass mich Julie jedes Mal dermaßen in Rage brachte, dass ich sie am liebsten auf der Stelle an den nächsten Kronleuchter gehängt hätte. Doch ich stand damit nicht ganz alleine da. Ich wußte aus sicherer Quelle, nämlich von ihren Brüdern, dass sie zuhause manchmal die gleiche Zicke war, wie hier und ich ging davon aus, dass ihre Brüder ganz froh darüber waren, wenn die Ferien vobei und die Gryffindor wieder auf der Schule war. Aber dafür hatte ich sie hier an der Backe. Merlin sei Dank war nun das letzte Jahr für uns beide angebrochen und wenn das hier zu Ende war, würden wir uns in unserem ganzen langen Leben bestimmt nie, nie, nie wieder sehen.
In mir kam ein merkwürdiges Gefühl auf, dass ich erst einmal richtig einschätzen mußte. Und langsam wußte ich zu glauben, wie es im Augenblick so in mir tickte. Um so mehr sie mich anzickte, um so mehr kam in mir der Wunsch auf, die harte Schale zu knacken. Und sei es nur darum, um ihr nachher zu zeigen, dass sie doch nicht so kalt war, wie sie immer tat. Einfach, um ihr eins auszuwischen. Ich fragte mich jedoch die ganze Zeit schon, warum ich mich überhaupt so lange mit ihr abgab. Eigentlich hasste ich Julie Warren! Ja... eigentlich... Wenn da nicht dieses Gefühl gewesen wäre, dass ich ihr etwas beweisen mußte. Das ich ihr beweisen wollte, dass selbst ich es schaffen würde, sie dahin zu bekommen, wo ich sie am liebsten haben wollte. Außerdem sah sie gut aus, dass konnte ich leider nicht abstreiten. Auf eine ganz natürliche Art und Weise sah sie sogar außerordentlich hübsch aus und das war ihr mit Sicherheit ebenso bewusst, wie mir.
Ihren humorlosen Kommentar bezüglich des aufgeblasenen Slytherin, der platzen würde, überhörte ich einfach. Auf solch einen Kindergarten wollte ich mich erst gar nicht einlassen, das war weit unter meinem Niveau. Mir war bewusst, dass sie meinen Körper genauso spüren mußte, wie ich ihren und ein Gedanke reifte in meinem blonden Kopf heran, für den ich mich selbst für komplett verrückt erklärte. Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit, ihren immerzu plappernden und rotzfrechen Mund zum Schweigen zu bringen und mir war vollkommen klar, dass ich mir dafür wahrscheinlich eine ordentlich Ohrfeige anheimsen würde. Aber so vollkommen klar schien es mir dann doch nicht zu sein, sonst hätte ich es wohl nicht getan.
"Du scheinst noch nicht ganz vom Gegenteil überzeugt zu sein. Gut... du wolltest es nicht anders." zischte ich ihr entgegen, während mein Gesicht schon näher an ihrem war, als es eigentlich hätte sein dürfen. Ich würde sie zum Schweigen bringen... jetzt... zumindest für einige lange Sekunden lang.
Bevor es in meinem Kopf überhaupt erst richtig ankam, was ich da selbst vor hatte und bevor mein Verstand mich warnen und mich daran hindern konnte, das zu tun, hatte sich meine Hand schon unerwartet und blitzschnell in ihren Nacken gelegt und ihr Gesicht noch ein Stück näher gezogen, als meine Lippen ihre berührten. Es war nur ein Kuss von wenigen Augenblicken, ich konnte nicht sagen, wie lange genau, vielleicht nur wenige Herzschläge lang oder noch kürzer oder sogar länger? Im Grunde genommen war es auch egal, zumindest dauerte es solange, dass ich zumindest spürte, wie unwahrscheinlich weich ihre Lippen waren. Doch mein Verstand nahm schnell wieder seine Arbeit auf, was wohl auch besser für mein Leib und Leben war und ich löste mich von der Gryffindor, bevor diese auf die Idee kam und die Gelegenheit dazu fand, mir eine zu scheuern. Und das würde unwillkürlich geschehen, da war ich mir fast sicher. Nach dieser Aktion von mir! Ich trat einen kleinen Schritt von Julie zurück, um damit außer Reichweite eventueller Wutausbrüche zu sein.
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Idiot, Idiot, Idiot! Ich konnte es nur immer wieder betonen. Schön, ein gutaussehender Idiot, der Schwarm unzähliger weiblicher Wesen dieser Schule und leider auch nicht dumm war...Irgendetwas musste er ja an sich haben, wenn ihm so viele Mädchen verfielen.
Mein Blick wanderte musternd an seinem Körper entlang und blieb letztenendes wieder an seinen Augen hängen. Also ich konnte da nicht viel erkennen. Eine perfekte Figur, faszinierende Augen...na und, da gabs doch einige solcher Kandidaten. Erst vorhin war mir einer über den Weg gelaufen, der sicherlich um Längen sympathischer war, als Sam...naja, und bedauerlicherweise wohl auch um Längen langweiliger. War es das, was uns beide immer wieder zusammen brachte? Der Reiz auf einen ebenbürtigen Gegner zu treffen. Sicher, was sollte mich sonst an ihm interessieren, wenn dabei überhaupt von Interesse die Rede sein konnte. Ich interessierte mich ja nicht wirklich für IHN, es ging mehr um das Gespräch und die Spannung, wer den Sieg davon tragen würde. Naja, bisher hatte man zwischen uns wohl noch keinen eindeutigen Ausgang der Schlacht feststellen können. Aber hey, die Koboldkriege hatten ja auch Ewigkeiten gedauert, soweit ich mich erinnerte. War wohl eines der wenigen Dinge, die aus dem Geschichtsunterricht in meinem Hirn hängen geblieben waren und wahrscheinlich auch nur deshalb, weil wir dieses Thema zig Mal durchgekaut und bis ins Detail ausgequetscht hatten.
Also wo war ich stehen geblieben? Ja, richtig, bei meinem Zwecksinteresse an Sam. Pff...als ob mich sein Aussehen interessieren würde, sein Körper irgendwie eine anziehende Wirkung auf mich hätte und seine blauen Augen mich auch nur irgendwie in Bann schlagen würden...diese Augen...Stop, stop, stop, was sollte das denn jetzt. Hallo, Hirn an Julie, würdest du bitte aufhören gleich in Sams Augen zu versinken!?
Keine Ahnung, was mich bei den Gedanken geritten hatte, zumindest hatte man mir sie glücklicherweise nicht angesehen und Samuel Arden wäre wirklich der Letzte, der diesen gedanklichen Ausrutscher mitbekommen sollte.
Er war mein Todfeind, Antipathie, das war noch freundlich ausgedrückt..kein Interesse, sicherlich nicht. Erstens einmal gab es tausende anderer Typen, die sympathisch, gutaussehend und gebildet waren...zumindest war ich davon überzeugt...außerdem war er Slytherin und verstand sich gut mit meinen Brüdern, somit ein weiterer Tabupunkt und letztendlich: er war einfach ein arroganter Arsch und dazu brauchte ich auch einfach nichts mehr zufügen. Er verstieß eben einfach gegen meine Prinzipien.
Soetwas wie unterdrückte Wut köchelte in mir. Ja, ich konnte mich bei Sam gut in Dinge hineinsteigern...er war der einzige, der mich so weit brachte. Wut und irgendetwas anderes, undefinierbares...ein merkwürdiges Gefühl, dass in letzter Zeit bei mir häufiger aufgetreten war, wenn ich ihm begegnete. Sicherlich Hass...davon ging ich aus...denn was, außer Hass sollte ich für so jemanden bitteschön empfinden?
"Du scheinst noch nicht ganz vom Gegenteil überzeugt zu sein. Gut... du wolltest es nicht anders."
"Nein, nicht so wirkl...", weiter kam ich nicht mehr, denn plötzlich spürte ich seine weichen, warmen Lippen auf meinen. Mein Magen zog sich zusammen, ein warmer Schauer durchlief meinen Körper, der sich jedoch mit einem Mal versteifte. Fast wäre ich versucht gewesen die Augen zu schließen, aber...was fiel diesem Kerl überhaupt ein!? Blitzartig kehrten meine Gedanken in die Realität zurück und ebenso reflexartig holte meine Hand auf.
KLATSCH, eine saftige Ohrfeige traf Sam direkt auf der Backe, obwohl dieser schon versucht hatte sich davor zu schützen, indem er einen Schritt zurück tat. Es dauerte einen Moment bis ich wieder meine Fassung zurück hatte. Julie Warren sprachlos...das war eine Seltenheit. Und irgendwie lag ein merkwürdiges Gefühl auf meinen Lippen...ein leichtes Prickeln...
"Sag mal hast du noch alle Zutaten im Trankkessel, hat dich irgendwie nen Klatscher am Kopf erwischt!?", fauchte ich ihn an und hätte dem Vollidioten am liebsten noch eine gescheuert. Meine Hand, zu einer Faust geballt, entspannte sich langsam. So eine Frechheit konnte ich nun wirklich nicht auf mir sitzen lassen.
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Obwohl Julie nicht gerade das erste Mädchen gewesen war, dass ich geküsst hatte, musste ich doch zu meiner eigenen Schande gestehen, dass mich dieser Kuss ganz schön durcheinander gebracht hatte. Vorallem konnte ich nicht verstehen, wie ich soetwas überhaupt machen konnte. Die Gryffindor Schülerin stand eindeutig auf meiner Liste der meist gehassten Personen in Hogwarts und gerade die küsste ich? Entweder waren meine Hormone gerade ordentlich mit mir durchgegangen oder... Nein, an das oder wollte ich erst gar nicht denken, denn verliebt war ich ganz sicher nicht in sie. Manchmal war sie zwar in meinen Gedanken aufgetaucht, obwohl ich das ganz und gar nicht wollte. Ich konnte sie nicht leiden und damit Schluss. Sie war nervtötend, arrogant, übel gelaunt und dermaßen zickig noch dazu. Was hätte ich also davon, dass sie zwar gut aussah und eine hübsche Figur besahs, wenn ihr Charakter einer der übelsten Sorte war und wir uns sowieso, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, angifteten.
Diese ganzen negativen Eigenschaften von ihr konnten mich dennoch nicht davon abhalten, mir sogar noch nach dem Kuss einzubilden, ich würde ihre weichen Lippen auf meinen spüren. Ihre Lippen hatten süss geschmeckt, das war mir in Erinnerung geblieben, obwohl sie sich wirklich nur wenige Augenblicke lang berührt hatten. Okay, jetzt stimmte definitiv etwas bei mir nicht. Vielleicht sollte ich mal schleunigst den Krankenflügel aufsuchen, um mich untersuchen zu lassen. Womöglich hatte mir jemand einen Liebestrank unter das Essen gemischt oder sonst was. Doch meine himmlischen Gedanken an ihre zarten Lippen würden jäh unterbrochen, als mich Julie mit der Reaktion unsanft in die Realität zurück holte, mit der ich schon insgeheim gerechnet hatte. Ich konnte zwar von mir behaupten, in meiner Eigenschaft als Hüter eine gewisse Schnelligkeit an den Tag zu legen, aber für ein weibliches Wesen, dass stink wütend auf mich zwar, war ich wohl einen Tick zu langsam. Trotz allem... irgendwie flüsterte mir mein Unterbewusstsein zu, dass auch ihr mein Kuss nicht ganz so egal gewesen war, wie sie es nun darstellte.
Ich glaube, die Ohrfeige konnte man den gesamten Flur entlang hören und im ersten Moment tat es auch ordentlich weh, auch wenn ich das niemals zugeben würde. Aber ich hatte schließlich damit gerechnet, dass Julie so reagieren würde, also brauchte ich mich jetzt auch nicht zu beschweren. Selbst schuld, wenn ich der Meinung war, ich müsste so einer einen Kuss geben. Bis jetzt konnte ich es immer noch nicht verstehen, was mich dazu getrieben hatte. Doch bevor sie mir ihre Wut entgegen fauchte, hatte ich doch das Gefühl, sie war einige Momente lang tatsächlich sprachlos. Damit hatte sie wohl im Traum nicht gerechnet. Doch Julie wäre nicht Julie gewesen und ich wäre nicht ich gewesen, wenn wir beide uns auf den ersten Schreck und Schock nicht augenblicklich wieder gefangen hätten. Es hieß ja schließlich das Gesicht vor dem anderen zu wahren. Ich unterdrückte den Impuls, mir an der Stelle an die Wange zu fassen, an der mich ihre Hand getroffen hatte.
'Sag mal hast du noch alle Zutaten im Trankkessel, hat dich irgendwie nen Klatscher am Kopf erwischt!?' warf sie mir entgegen, als wohl ihre Lippen wieder dazu imstande waren, Wörter zu bilden. Und ich brachte darauf sogar ein ziemlich freches Grinsen zustande.
"Ich hab doch gesagt, ich bring dich zum schweigen!" erwiderte ich so treuherzig, wie es mir nur möglich war und meine Stimme klang dabei rauer, als es mir eigentlich lieb war, während ich versuchte, in ihren Augen ihre nächste Reaktion schon im Voraus herauszulesen.
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