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Komme von: (Un)Freiwillige Berichterstattung der Ferienerlebnisse
„Au!“ Zischte ich mit zusammen gekniffenen Augen, als ich mir meinen Fuß an einem Bettpfeiler gestoßen hatte und humpelte dann in den Waschraum. Womit hatte ich es nur wieder verdient, dass mein Tag so besch…eiden anfing? Ein leises Seufzen entwich mir und als ich endlich am Waschbecken angelangt war und meinen ersten Blick auf den Spiegel richtete, wäre ich beinahe durchgedreht. Kreuz und quer standen meine Haare ab und es sah wirklich so aus, als wenn keines an seinem richtigen Platz war… es war zum verzweifeln. Kurz um entschloss ich mich dazu duschen zu gehen, was ich auch direkt in die Tat umsetzte. Eigentlich sollte man doch meinen, dass so eine Dusche am frühen Morgen entspannen und erfrischend ist? Falsch gedacht! Zumindest dann nicht, wenn das Wasser eiskalt war… So tat ich also nur das Nötigste um schleunigst fertig zu werden. Wieder vorm Spiegel angelangt, putzte ich mir die Zähne, kämmte meine Haare einmal flüchtig durch und machte mich dann, mit einem Handtuch um die Hüften, auf den Weg zurück in den Schlafsaal, wo meine Klamotten schon bereit lagen.
Mit einem immer noch schmerzenden Zeh und einer schief sitzenden Krawatte machte ich mich auf den Weg zuerst hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo ich mich einen Moment lang umsah. Cassandra und Ian saßen in einer Ecke, wie eigentlich jeden Morgen. Man traute sich gar nicht, die Beiden mal anzusprechen… immer hin könnte man ja stören. Ansonsten war niemand nennenswertes im Gemeinschaftsraum, weshalb ich ihn kurzum durchquerte und mir schnellen Schritten auf dem Gang gelandet war. Was sollte ich nun machen? Nach Natty oder Alice suchen? Nein… die hatten auch besseres zu tun, als sich immer mit mir rumzuschlagen, also entschloss ich mich erst einmal Frühstücken zu gehen. Vielleicht würde das meine momentanige Laune etwas anheben…
Es ging ein paar Mal um die Ecken, ein paar Treppen hinab und ehe ich mich versah stand ich schon vor dem Tor zur Eingangshalle. Ich ging schnell hindurch und suchte mir einen möglichst unauffälligen Platz am Tisch der Hufflepuff. Das einzige was ich jetzt noch wollte, war in Ruhe zu frühstücken ohne, dass etwas passierte.
Aber hatte ich wirklich damit gerechnet, dass alles glatt ging? Wohl kaum…
Ich hatte mir eine Tasse Kaffee eingeschenkt und mir etwas Rührei, Schinken und Toastbrot auf den Teller getan. Munter fing ich an zu essen, biss von meinem Toast ab, sammelte mit meiner Gabel das Rührei vom Teller und schob es mir in den Mund. Als ich gerade dachte, dass mein tag von nun ab wieder bergauf ging, griff ich nach meiner Tasse mit dem Kaffee und ließ sie prompt auf meinen Schoß fallen. Ich war wirklich froh, dass der Kaffee schon etwas stand, da ich mich ansonsten wohl böse verbrannt hätte. Mit einer Serviette wischte ich schnell das Gröbste weg, stellte meine Tasse wieder auf den Tisch und ließ meinen Kopf dann auf die Tischkante fallen. Der Hunger war mir endgültig vergangen… ich hatte einfach keine Lust mehr… Am liebsten wäre ich zurück ins Bett gegangen.
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Komme von: Sandra Awan
Es war keine Sonne draußen am Himmel zu sehen, die ihre Strahlen auf die Erde schicken konnte, als ich aus dem Fenster des Schlafsaales blickte. Der Anblick der dichten grauen Wolken lies mich frösteln und ich hätte mich am Liebsten wieder zurück unter die warme Decke gelegt. Aber die Müdigkeit war wie weg geflogen und so suchte ich mir ein paar Kleider heraus, legte sie sorgfältig auf mein Himmelbett und machte mich auf den Weg zum Duschen.
Ich vollzog mein Morgenritual, dass auch Zähne putzen und Schminken nicht vergessen lies. Mithilfe eines schwarzen Kohlkajals setzte ich am unteren Augenlid einen dünnen schwarzen Strich. Danach trocknete ich mir die Haare und brachte sie durch Bürsten in die richtige Lage. Nachdem meine standartmäßige Frisur wieder hergestellt war, zupfte hier und da noch vereinzelte Haare zurecht, um das ganze möglichst perfekt zu machen. Durch das Kunstlicht hier drinnen schimmerten sie heute kaum violett, was mich aufseufzen lies – ich mochte diese besondere Färbung meiner Haare und durch dieses ungemütliche Wetter würde man sie wohl eher nicht sehen – was für ein Jammer. Zu guter Letzt musterte mich dann noch einmal kritisch im Spiegel, wandte mich ab und kletterte die Stufen wieder hinauf und zog mich langsam an.
Nachdem ich auch damit fertig war, schmückten mich eine schwarze Hose und ein Wollkragenpullover in der selben Farbe, der eng am Körper an lag, und so öffnete ich als vorletzten Handgriff das Holzkästchen, nahm die Perlenkette heraus und legte sie mir vorsichtig an. Ein letzter, musternder Blick wurde am Körper herunter geworfen und dann war ich auch endlich fertig für das Frühstück.
Mein Magen gab mir mit einem lauten Knurren zu verstehen, dass ich etwas essen sollte und so entschloss ich mich dieser Aufforderung nachzukommen und verließ den Westflügel. Gemütlich schlenderte ich durch das Schloss auf dem Weg zu der Großen Halle, grüßte hier und da einige Leute und verlor mich jetzt schon in einigen Tagträumen. Ich schaffte es also mit viel Glück auch dort anzukommen, wo ich hin wollte und landete nicht in einem Gang, den ich nicht betreten sollte oder vor einer Tür, die ich noch nie geöffnet hatte. Nicht, dass mir das schon oft passiert wäre, aber hin und wieder kam es vor, dass ich nicht mehr darauf achtete, wo hin ich ging und an Orten heraus kam, die ich nicht beabsichtigt hatte aufzufinden.
Das konnte also nur ein guter Tag werden. Schon einmal erleichtert über diese Erkenntnis schickte ich ein triumphierendes Lächeln zu der verzauberten Decke der Halle, die statt den grauen Wolken von draußen purpurne aufwies. Kurz bevor ich jedoch versucht war diesem Schauspiel dort oben längere Zeit meine Aufmerksamkeit zu schenken, wandte ich den Blick ab und lies ihn stattdessen durch die Halle schweifen, um ein bekanntes Gesicht zu orten.
Es dauerte nicht lange, da erblickte ich Joshua Arden am Hufflepufftisch. Ich winkte ihm fröhlich zu, auch wenn er mich wohl kaum gesehen hatte. Der Junge war im selben Jahrgang wie ich, was zur Folge hatte, dass wir uns aus dem Unterricht kannten. Auch wenn wir noch nicht sehr oft die Gelegenheit gehabt hatten, um miteinander reden zu können, so war er mir bisher immer als freundlicher und offener Mensch vorgekommen, doch jetzt sah er eher...genervt aus? Ich konnte es aus dieser Entfernung nicht wirklich sagen, aber er schien keinen guten Morgen zu haben, wie es den Anschein hatte und so fasste ich den Entschluss zu ihm zu gehen, konnte doch bestimmt nicht schaden.
“Guten Morgen, Joshua“, begrüßte ich ihn freundlich lächelnd. Von nahem sah er wirklich nicht sehr glücklich aus. Er tat mir Leid, so wie er da als Häufchen Elend saß, wie es mir zumindest vor kam und so wollte ich auf keinen Fall aufdringlich sein und fragte ihn höflich: “Kann ich mich zu dir setzen?“ Aber seien wir mal ehrlich, mein ausgeprägtes Maß an Schüchternheit hätte mich auch anders daran gehindert mich einfach zu setzen. Und so musste ich mich doch gerade fragen, ob ich mich nicht eher in dieser Hinsicht lächerlich oder unbeliebt machte. Aber das war wohl eines der Kreuze, die ich auf meinem Lebensweg tragen musste und seufzte ich schwer, während mein Blick ins Leere glitt. Es war einfach ein verdammter Teufelskreis, aus dem ich nicht entrinnen konnte, denn ich war nicht der Typ Mensch, der sein Verhalten ändern konnte, also musste ich mich wohl oder übel mit dem zurechtfinden, was ich an Charaktereigenschaften hatte, ob sie mir gefielen oder nicht – was für fade Aussichten das doch waren.
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Wie schon erwähnt wäre ich am liebsten wieder zurück in mein Bett gegangen… Ich hatte mir selber das Essen versaut und da bekanntlich das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages war und für mich ein gutes Frühstück einfach zum Start in den Tag dazu gehörte, war doch schon alles für die restlichen Stunden gelaufen. Trotz allem konnte und wollte ich nicht den Kopf hängen lassen…zumindest nicht die ganze Zeit. So ging es doch recht schnell, dass ich mich wieder aufrappelte und einen zweiten versuch startete. Mit einer neuen Tasse Kaffee, die ich vorsorglich weit weg gestellt hatte, begann ich langsam wieder zu essen. Der genervte Blick aus meinem Gesicht verschwand allerdings noch lange nicht.
Wenigstens hatte ich es nun geschafft, dass mir für fünf Minuten nichts passiert war. Ich hatte heil mein Toast gegessen und auch die hälfte meines Kaffees war schon aus meiner Tasse verschwunden. Vielleicht wurde es ja doch nicht ganz so schlimm, wie ich es dachte. Es konnte ja eigentlich nur noch besser werden. Dachte ich zumindest…
Im nächsten Moment ließ ich meinen Blick etwas wandern und wen ich dann sah, ließ mich stutzen. Meine beste Freundin hatte die große Halle betreten, eigentlich ein Grund um für mich zu jubeln, doch mit wem setzte sie sich denn da an den Tisch der Hufflepuff? Unverkennbar war das Dayron Cera… irgendwas. Keine Ahnung wie der Typ weiter hieß. Viel interessanter war die Frage: was machte sie gerade mit ihm hier? Und warum hatten sie sich nicht zu mir gesetzt? Gut, eine Antwort auf die zweite Frage hatte ich… Natty wusste sicher, dass ich mich nicht sonderlich gefreut hätte, wenn sie mit diesem Kerl hier angetanzt wäre. Aber sie hätte wenigstens kurz vorbei kommen können um mir hallo zu sagen…
Gerade als ich diesen Gedanken hatte, sah sie zu mir hinüber und ich lächelte etwas. Sicher dachte sie auch daran, dass es nicht noch einmal so passieren musste, wie am Anfang des Schuljahres. Ich gab ihr ein Zeichen das ich sie gesehen hatte und das alles in Ordnung war, lächelte noch einmal knapp und wandte mein Blick dann ab von ihr. Okay, alles in Ordnung war sicherlich übertrieben, aber es ging mir auch nicht schlecht. So sollte sie erst einmal ihr treffen mit Dayron genießen… später würde ich sie noch fragen, warum sie seit neuestem mit diesem Kerl unterwegs war.
Trotzdem meine Situation etwas besser geworden war, konnte man an meinem Gesicht immer noch erkennen, dass ich keinen guten Start in den Tag hatte. Etwas gelangweilt kaute ich nun auf einem Stück Rührei herum und starrte die ganze Zeit auf meinen Teller. “Guten Morgen, Joshua“ vernahm ich plötzlich, verschluckte mich sogar fast an meinem Rührei, als ich dies vor Schreck runterschluckte und sah auf. Sandra stand freundlich lächelnd vor mir und ich sah sie ebenso freundlich an. „Guten Morgen.“ sagte ich etwas lächelnd und im selben Moment, wo sie fragte ob sie sich zu mir setzen könnte, hatte ich sie ebenfalls gefragt, ob sie sich nicht setzen möchte. Das erste Mal an diesem Morgen war ein Grinsen auf meinem Gesicht zu sehen. „Klar, setz dich doch.“ Schnell sah ich mich nach der Kaffeekanne um und griff nach dieser, als ich sie gefunden hatte. „Möchtest du?“ Fragte ich sie, bevor ich ihr etwas in eine Tasse eingoss.
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Dafür, dass ich doch eigentlich höflich sein wollte, war ich einfach zu abgelenkt mit diesen verworrenen Gedankensträngen, von denen ich aber erlöst wurde, als Joshua mir einen guten Morgen wünschte. „Klar, setz dich doch“, lies er als Antwort hören und ich lies mich neben ihm auf die Bank nieder. Ich dankte ihm mit einem Nicken, als er die Kaffeekanne fragend erhoben hatte und antwortete: “Gerne! Kaffee ist morgens einfach das einzig Wahre!” Ein Grinsen huschte über mein Gesicht und ich drehte mich zu dem reich bedeckten Tisch um und schaufelte mir eine kleine Portion Rührei auf den Teller und fügte ein paar Streifen gebratenen Speck hinzu. Ich lies mir genug Zeit beim Essen, was dazu führte, dass ich schneller satt war, aber wenigstens mit Genuss essen konnte. Zwischendurch kam dann immer wieder ein Schluck Kaffee hinzu und bald war mein Teller fast geleert.
”Hier schmeckt das Essen einfach immer gut”, stellte ich fest und meine Augen weiteten sich, als hätte ich diese Erkenntnis gerade erst bekommen. Es war aber auch einfach zu erstaunlich und ich musste mich immer wieder fragen, wieso diese Hauselfen so gut kochen konnten. Ich konnte nur vermuten, dass in der gesamten Schullaufbahn sich noch kein einziger Schüler über schlechtes Essen hatte beschweren können. Gleichzeitig müsste man sich natürlich fragen, warum ich des öfteren über das Essen in Hogwarts philosophierte, was an sich schon recht seltsam war! Aber nun gut, so hatte ich auch jetzt wieder etwas wirklich sinnvolles von mir gelassen und musste über mich selbst den Kopf schütteln. Du schaffst es einfach immer wieder, dich in peinliche Situationen zu bringen, mittlerweile schon durch Essen, na das wird immer besser! Es ist aber auch einfach erstaunlich, wie schnell man schon in Gedanken mit sich selbst spricht, sehr faszinierend!
Ich konnte nur hoffen, dass meine Mimik keine Bände sprach und diese Gedanken verraten würde, dann wäre es wirklich peinlich und so senkte ich hochrot den Kopf und schaufelte den letzten Rest meines Essens in mich hinein. ”Man sollte doch meinen, dass eine fünfzehn-jährige schlau genug wäre, um über Themen zu sprechen, die wenigstens im entferntesten Sinne qualifiziert für ein Gespräch sind”, sagte ich und grinste verlegen zu Joshua.
Mein Blick fiel auf meine leere Kaffeetasse und schnell griff ich nach der Kanne und füllte sie nach. Als ich sie wieder zurück auf den Tisch stelle, hätte ich sie um ein Haar fallen gelassen, als die Eulen kreischend eintrafen und durch die Halle schwirrten, konnte sie aber gerade noch retten und stellte sie in sicherer Entfernung ab. ”Diese verdammten Eulen”, murmelte ich vor mich hin und nippte an meiner Tasse, solange der Kaffee noch heiß genug war. Meine Naesh konnte ich nirgendwo erblicken, als ich den Blick wieder zur Decke hob und die Eulen überprüfte. Keine Post für mich, nicht weiter überraschend. Ich bekam eigentlich eher selten Post, ab und an von meinem Vater, aber auch eher zu Ferienbeginn oder kurz nach Schulanfang, aber auch nur dann, wenn ich ihm zuerst einen kleinen Brief schrieb. Eigentlich war das ja schon fast frustrierend, aber mit der Zeit hatte ich mich dann doch damit abgefunden, schließlich hatte ich außer meinem Vater niemanden, mit dem ich Briefe schreiben konnte.
Erst, als ich meine Gedanken, die vereinzelt auf dem Boden zerstreut waren, aufgesammelt und geordnet hatte, fiel mir ein, dass ich nicht nur dummes Zeug plapperte, sondern auch unhöflich war. Ich konnte mich noch gerade zurück halten, um mich nicht zu Joshua umzudrehen und eine Entschuldigung abzugeben. Erst jetzt fiel mir siedend heiß ein, dass ich noch gar nicht nach seinem Befinden gefragt hatte und nach seinem Blick nach zu urteilen, war dies auch nicht gerade optimal. ”Wie gehts dir eigentlich? Du sahst nicht unbedingt glücklich aus vorhin!” Leicht fragend wurde mein Blick, wandte ihn aber ein wenig von ihm ab, um ihn nicht anzustarren. Hätte ich jetzt selbst auf meine Frage antworten müssen, wüsste ich eigentlich gar nicht, was ich sagen würde. Es ging mir zwar gut, der Tag war bisher ja nicht schlecht, ein gutes Frühstück, ein netter Junge, der neben mir saß, aber irgendwie hatte mich diese verdammte Vergangenheit doch zur Pessimistin geprägt. Aber nun gut, das konnte man sich doch garantiert austreiben und die bisherigen idealen Bedingungen ließen einen guten Tag voraus ahnen.
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Auf meine Frage hin, ob ich ihr auch etwas Kaffee einschenken soll, antwortete sie mit einem fast schon überfröhlichen „gerne!“ und erzählte mir dann noch, dass dieses Getränk in ihren Augen einfach das Wahre war. Ich musste etwas schmunzeln und nickte kurz. „Naja… zumindest dann, wenn man morgens ordentlich wach werden will.“ Entgegnete ich ihr und nahm gleich einen großen Schluck aus meiner Tasse. „Ansonsten muss ich Kaffee eigentlich nicht unbedingt haben… Gut schmecken tut es mir nämlich nicht.“
Mein Blick fiel von Sandra ab und ich sah etwas gelangweilt auf meinen Teller hinab, auf dem noch vereinzelt Essensreste rum lagen. Ich nahm mit der linken Hand meine Gabel, schob das letzte Essen etwas zusammen und piekte es dann auf. Inzwischen hatte auch Sandra sich ihren Teller voll gefüllt und fing beherzt an zu essen. Wieder musste ich etwas schmunzeln während ich ihr zusah, wie sie sich über ihr Essen her machte. Anscheinend schien es ihr zu schmecken, was ich ihr auch nicht verdenken konnte, denn das Essen war nun einmal immer Spitze. ”Hier schmeckt das Essen einfach immer gut”, sagte sie fast im selben Moment, wie ich es gedacht hatte und ich war zugegeben überrascht. Nicht deshalb, weil es ihr auch schmeckte sondern, weil wir einfach zur selben Zeit das Gleiche gedacht haben. „Ja, da muss ich dir Recht geben.“ Das erste Mal an diesem Tage war ein richtiges, länger anhaltendes Lächeln auf meinen Lippen zu sehen.
Mit der Zeit hatte ich meinen Kopf wieder etwas gesenkt und beobachtete Sandra nur noch aus dem Augenwinkel heraus, zumindest bis ich den Rest meines Essens in mich reingeschoben hatte. Danach stellte ich meinen Teller beiseite, hob meine Kaffeetasse an und umschloss sie mit beiden Händen. Ich nippte noch einmal an dieser und sah dann wieder ganz zu Sandra, die im selben Moment ihren Kopf gesenkt hatte. ”Man sollte doch meinen, dass eine fünfzehn-jährige schlau genug wäre, um über Themen zu sprechen, die wenigstens im entferntesten Sinne qualifiziert für ein Gespräch sind” Ihr Gesicht war etwas rötlich gefärbt und auch das Grinsen, was sie danach auf den Lippen hatte, sah etwas verlegen aus. Ich fand es irgendwie süß, dass sie sich dafür schämte auch wenn es gar nicht stimmte, was sie gesagt hat. „Na hör mal… wir können doch über das reden, wozu wir gerade Lust haben und wenn wir keine Lust haben zu reden, sondern uns lieber aufs essen konzentrieren, dann ist das doch auch in Ordnung.“ So sah ich das zumindest.
Passend wie immer kamen die Eulen genau dann in die Halle, wenn man sie am wenigstens erwartet hätte. So war es auch dieses Mal und Sandra musste einen richtigen Schreck bekommen haben, da sie fast die Kaffeekanne fallen gelassen hätte. Auch ich fuhr etwas zusammen, sah dann auf zu den Eulen und seufzte wieder leise. Für keinen von uns Beiden kam etwas und so senkte ich meinen Kopf auch gleich wieder. Bei meinem Glück hätte es durchaus passieren können, dass eine der Eulen mir direkt auf den Kopf machte…
”Wie gehts dir eigentlich? Du sahst nicht unbedingt glücklich aus vorhin!” Ich hatte meine Tasse gerade an die Lippen gesetzt, weshalb ich noch schnell den letzten Schluck Kaffee trank, der mittlerweile schon kalt geworden war, die Tasse dann wegstellte und zu Sandra sah. „Es geht schon wieder besser… aber glücklich war ich wirklich nicht, da muss ich dir Recht geben.“ Zaghaft lächelte ich wieder. „Mein Tag begann einfach nicht sonderlich gut… aber wie gesagt. Jetzt ist es schon wieder besser!“ Mit einer Hand fuhr ich mir flüchtig durch die Haare, klemmte mir ein paar hinter die Ohren, die aber gleich wieder hervor rutschten und sah dann wieder zu Sandra. „Und wie geht es dir so?“
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Auf meine Bestätigung hin, dass ich Kaffee wollte, nickte Joshua und antwortete: “Naja… zumindest dann, wenn man morgens ordentlich wach werden will. Ansonsten muss ich Kaffee eigentlich nicht unbedingt haben… Gut schmecken tut es mir nämlich nicht.“ Ich musste lachen und nickte. “Stimmt, es gibt bessere Getränke, aber gehört bei mir mittlerweile zu jedem Frühstück dazu, man hat so seine Gewohnheiten.” Ein Schmunzeln erschien auf meinem Gesicht und ich wandte mich wieder meinem Essen zu.
Als der Teller dann fast geleert war und ich bei meinem peinlichen Erlebnis angelangt war, wo ich über das Essen sprach, weil mir nichts Besseres eingefallen war, erschien ein überraschter Gesichtsausdruck bei Joshua und ich sah ihn ein wenig verwundert an. “Ja, da muss ich dir Recht geben”, war seine Antwort und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es wirkte irgendwie anders...aufrichtiger? Nein, fröhlich ist das richtige Wort. Sein Lächeln wirkt fröhlicher, dachte ich in diesem Augenblick und sah ihn noch immer verwundert an. Dann wurde mir jedoch peinlich bewusst, dass ich ihn praktisch anstarrte und senkte den Kopf wieder, um weiter zu essen.
Aber da es ja kaum bei einem peinlichen Erlebnis blieb, hatte ich mich ja bald in ebenso einem wieder gefunden und war dabei verlegen zu Joshua zu lächeln. „Na hör mal… wir können doch über das reden, wozu wir gerade Lust haben und wenn wir keine Lust haben zu reden, sondern uns lieber aufs essen konzentrieren, dann ist das doch auch in Ordnung.“ Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber zugleich wieder und nickte erstaunt. Eigentlich hatte er ja recht und ich war nahe dran mich selbst auszulachen, lies es dann aber doch lieber bleiben - es hätte bestimmt nicht dazu beigetragen, mich sympathisch zu finden. Also beließ ich es bei einem kurzen Augenrollen.
Während ich dann mit meinen Überlegungen beschäftigt war, erzählte mir Joshua von seinem Befinden. Er erklärte, dass er zuvor nicht gerade glücklich gewesen wäre, aber mittlerweile würde es ihm schon besser gehen, was er mit einem leichten Lächeln anscheinend zu unterstreichen versuchte. „Mein Tag begann einfach nicht sonderlich gut… aber wie gesagt. Jetzt ist es schon wieder besser!“ Ich musste nicken, da ich solche Tage nur zu gut kannte. Es passierte mir seid dem Tod meiner Mutter einfach zu oft, dass es mir am Morgen wirklich mies ging und es sich dann im Laufe des Tages aber besserte - dem war zwar nicht immer so, aber meistens.
Ich blickte in dem Moment wieder zu Joshua, als er sich durch die Haare strich, eine Gestik, bei der ich mich fragte, ob sie aus reiner Gewohnheit oder sonstigem geschah. Ein Grinsen zierte mein Gesicht, als mir auffiel, dass es einen gewissen Reiz hatte und fast hätte ich die Gegenfrage des Jungen nicht registriert und musste mich fast schon mit Gewalt auf die Worte konzentrieren.
”Heute Morgen fühle ich mich eigentlich ganz gut. Das Wetter ist nicht unbedingt mein Geschmack, aber da heute Sonntag ist, werde ich das aushalten.” Hätte ich heute Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe, würde es mir ganz anders gehen. ”Nun ja, die Vorfreude auf heute abend ist noch nicht ganz vorhanden, genauso wenig wie ein Partner dafür.” Was zuerst als ein Grinsen auf meinem Gesicht erschien, wandelte sich schnell in ein Lachen um. Es machte mir eigentlich nichts aus, dass mich bisher niemand gefragt hatte, da ich selbst noch am Zweifeln war, ob ich überhaupt hingehen würde, denn wirklich perfekt tanzen konnte ich nicht. Aber man konnte ja auch nicht alles haben.
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Sandra und ich teilten die Ansicht bezüglich des Kaffees. Es war nicht unbedingt ein Traumgetränk, aber wie sie schon gesagt hatte, gehörte das braune Wasser einfach zu jedem Frühstück dazu. Außerdem war es wunderbar geeignet, wenn man seine Nacht mal mit etwas weniger Schlaf zugebracht hatte und deshalb morgens die Augen kaum aufbekam. Ich nickte noch einmal zustimmend, lächelte sogar wieder etwas und griff dann nach meiner Tasse, aus der ich einen Schluck von eben diesem Kaffee nahm. Desto mehr man darüber redete, desto durstiger wird man darauf… irgendwie war das doch komisch.
Sandras Verhalten, nachdem ich ihr bezüglich des guten Essens in Hogwarts recht gegeben hatte, war irgendwie… komisch? Ja, komisch traf es ganz gut, aber es war nicht so komisch sonst… witzig komisch, vielleicht sogar ein bisschen süß. Ich hatte mich schon wieder ganz meinem Teller gewidmet, als Sandra mich immer noch ansah und wahrscheinlich ihre Gedankengänge ausführte. Ich hatte sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtete und schmunzelte etwas als ich sah, wie sie wahrscheinlich peinlich berührt den Kopf senkte und sich wieder ihrem Essen zuwandte. Ich weiß gar nicht wie ich ihr Verhalten beschreiben soll… irgendwie war es… niedlich? Süß? Oder alles beides?
Ich hatte schon wieder von meinem Toast abgebissen, als ich meine Worte ausgesprochen hatte und sah dann interessiert zu Sandra rüber da sie aussah, als wollte sie noch etwas sagen. Sie schloss ihren Mund allerdings auch gleich wieder und ich sah sie für einen Augenblick lang fragend an. Innerlich zuckte ich dann aber mit den Schultern und widmete mich wieder voll und ganz meinem Teller zu, der allmählich auch leerer wurde, bis ich alles aufgegessen hatte. Mit dem letzten Stückchen Toast, das ich in der Hand hatte, fegte ich förmlich die Krümelchen auf meinem Teller zusammen in eine Ecke, sammelte sie dann mit zwei Fingern auf und steckte sie mir zusammen mit dem Toast in den Mund. Allmählich hatte sich auch mein letzter Hunger gestillt, der nach dem Zwischenfall mit meiner Kaffeetasse noch übrig geblieben war.
Zufrieden lehnte ich mich etwas zurück und kreiste den letzten Schluck vom Kaffee in meiner Tasse, ehe ich ihn dann austrank. ”Heute Morgen fühle ich mich eigentlich ganz gut. Das Wetter ist nicht unbedingt mein Geschmack, aber da heute Sonntag ist, werde ich das aushalten.” Ich hatte sie gefragt wie es ihr heute Morgen ging und auf ihre Antwort lächelte ich etwas. „Okay, das Wetter ist wirklich nicht so berauschend, aber was soll man machen? Der Tag ist sicherlich eh bald rum… und an das schlechte Wetter müssen wir uns eigentlich gewöhnen.“ Ich hob meine Schultern an und ließ sie dann langsam wieder sinken. Irgendwo gehörte ja auch das schlechte Wetter dazu und ich hatte mich damit abgefunden, dass es nicht immer gut sein konnte. Allerdings mochte ich auch kalte Tage ab und zu Mal ganz gerne… da konnte man es sich drinnen richtig schön gemütlich machen und sich vielleicht ein wenig vors Feuer setzen.
”Nun ja, die Vorfreude auf heute abend ist noch nicht ganz vorhanden, genauso wenig wie ein Partner dafür.” Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass so jemand wie Sandra noch keine Begleitung für den Ball hat. Ich konnte nicht sagen, dass sie schlecht aussah oder einen blöden Charakter hatte, im Gegenteil: ich mochte sie sogar eigentlich ganz gerne. „Mir geht es nicht anders…“ Fing ich an, hob einmal kurz meinen Kopf und sah an Sandra vorbei. Ich wollte einen Blick auf Natalia und ihre Begleitung werfen, doch musste ich feststellen dass die Beiden schon gegangen waren. So seufzte ich einmal leise und fuhr mit meiner Erzählung fort. „Ich würde mich ja gerne als Partner anbieten, allerdings habe ich nicht vor sonderlich lange auf dem Ball zu bleiben… deshalb wollte ich lieber alleine hingehen. Ich will niemandem die Laune verderben oder eben den Spaß, denn die Mädchen die ich kenne freuen sich eigentlich auf so ein Ereignis und das will ich niemandem verderben. Falls ich denn überhaupt hingehen sollte..:“ So wie ich das sah, hatte ich nämlich weder Lust noch irgendeinen Ansporn dahin zu gehen, allerdings sah ich Natalia und Alice schon vor mir, wie sie reagieren würden, wenn ich eben nicht hinging. Sie würden sich wieder Sorgen machen, was denn mit mir los ist, denn vorher erzählen, dass ich vor hatte nicht hinzugehen, dass wollte ich auch nicht tun.
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Es war ja nicht so, dass ich schlechtes Wetter verabscheute, im Gegenteil. Es kamen viele wunderliche Geschöpfe aus ihrem Unterschlupf gekrochen und ließen sich blicken, so war selbst bei Regen oder trübem Wetter Pflege magischer Geschöpfe interessant und niemals langweilig. Aber wenn man dies sogar in der Großen Halle durch die verzauberte Decke mit bekam, wurde es zum Teil doch etwas bedrückend. Zum Glück hatte ich heute nicht vor nach draußen zu gehen, so entkam ich dem Wetter, denn ich ausnahmsweise hatte ich nicht gerade Lust auf den Länderein rum zu stapfen.
„Okay, das Wetter ist wirklich nicht so berauschend, aber was soll man machen? Der Tag ist sicherlich eh bald rum… und an das schlechte Wetter müssen wir uns eigentlich gewöhnen“, war Joshuas Meinung dazu und ich nickte. Zwar war es erst morgen, aber der Tage waren in dieser Jahreszeit einfach schneller rumzukriegen und der Junge hatte recht, jetzt kam einfach die Zeit, wo solches Wetter normal war. “Du hast recht, eigentlich ist dieses Trübe ja auch nicht schlecht, nur fällt es mir nach dem Sommer immer schwer, mich an die kälteren Tage zu gewöhnen.”
Ich grinste schief und sammelte noch schnell die letzten Essensreste auf und schob den Teller von mir weg, genehmigte mir noch einen Schluck des mittlerweile kalten Kaffees und seufzte zufrieden. Es war einfach ein verdammt gutes Gefühl einen vollen Magen zu haben.
Dass Joshua auf die Sache mit dem Ball heute abend reagieren würde, hätte ich eigentlich nicht gedacht, da ich automatisch davon ausging, dass ich die einzige Schülerin war, die noch keinen Partner hatte, denn es grenzte ja schon fast an ein Wunder, wenn man bei so vielen Schülern keinen finden konnte, der mit ihm dort hingehen würde - außer natürlich man hieß Sandra Awan und war das schüchternste Wesen, dass es auf diesem Planeten gab. Aber dem war nicht so, denn Joshua ging es nicht anders, wie er mir sagte. Ich zog die Augenbrauen etwas in die Höhe und sah ihn verwundert an.
„Ich würde mich ja gerne als Partner anbieten, allerdings habe ich nicht vor sonderlich lange auf dem Ball zu bleiben… deshalb wollte ich lieber alleine hingehen. Ich will niemandem die Laune verderben oder eben den Spaß, denn die Mädchen die ich kenne freuen sich eigentlich auf so ein Ereignis und das will ich niemandem verderben. Falls ich denn überhaupt hingehen sollte..:“
Diese Antwort zwang mich fast dazu zu lachen, aber so lächelte ich nur verständnisvoll und nickte mit dem Kopf. Mir ging es in dieser Hinsicht nämlich nicht anders. Die Tatsache, dass ich nicht wirklich tanzen konnte, kam hierbei erschwerend hinzu, aber ich war einfach nicht der Typ Mädchen, der sich auf solche Veranstaltungen freute. Mir waren da einfach zu viele Leute und ich hatte Sekunde um Sekunde das Gefühl angestarrt zu werden und verlies die Veranstaltungsräume meist so schnell ich konnte und vergrub mich in irgendwelchen Büchern.
”Falls es dich auf irgendeine Weise beruhigt, du bist nicht der Einzige, der eigentlich keine Lust hat hinzugehen und daran zweifelt, ob er es denn überhaupt tun soll”, sagte ich schmunzelnd, ”bisher hatten mich solche Ereignisse selten sehr gereizt.
Ihn direkt zu fragen, ob er denn mit mir hin gehen wollte, traute ich mich mal wieder nicht - es war typisch, immer diese Zurückhaltung, die mir die Kehle zuschnürte und die Worte im Keim zu ersticken vermochte.
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Es stand weder in meiner, noch in Sandras Macht, dass wir das Wetter verändern konnten. Sicher gab es irgendwo Zauberer, die dies mit Leichtigkeit machten, allerdings sah ich das als ziemlich langweilig an. Wie wäre denn das Leben, wenn man immer genau das Wetter hatte, was man haben wollte? Sicher würde es dann trotzdem noch eine gewisse Abwechslung geben, da man auch nicht immer nur gutes Wetter haben konnte, aber so würde jeder Zauberer ja auf die Idee kommen, das Wetter verändern zu wollen. Nein es war schon gut so, wie es eben war. Wir mussten es einfach so hinnehmen, konnten uns zwar trotzdem darüber beschweren, aber letztendlich kostete und das Ganze auch nur unnötig verschwendete Zeit und Nerven.
Immer mal wieder nippte ich nebenbei an meinem Kaffee und sah über den Tassenrand hinüber zu der Person mir gegenüber. Auch Sandra schien in Gedanken vertieft zu sein, weshalb es sicher nichts ausmachte, dass keiner in diesem Moment etwas sagte. Aber was sollte man jetzt auch noch sagen? Wir hatten unsere Meinungen abgegeben, waren uns sogar noch einig geworden, dass es nicht das Gelbe vom Ei war, und konnten es damit auch auf sich beruhen lassen.
Der Übergang zum Ball an dem bevorstehenden Abend war vielleicht nicht gerade passend, allerdings musste man damit rechnen mindestens einmal darüber geredet zu haben. Besonders Mädchen redete gerne über solche Themen. So fing es dann an mit der Frage, wer mit wem gehen würde und es hörte damit auf, dass sie sich stundenlang darüber unterhielten, was sie für ein Kleid tragen würden, welche Schuhe dazu am besten passen und was für einen Schmuck sie sich anlegen. Ich war heilfroh darüber, dass ich es nicht mit solchen Mädchen zu tun hatte. Auch Sandra schien nicht so veranlagt zu sein, denn wie ich es ihrem Satz und auch dem Tonfall zuvor entnehmen konnte, war sie von dem bevorstehenden Ereignis gleichermaßen begeistert wie ich – nämlich gar nicht. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass ich so etwas noch einmal erleben durfte. Ein Mädchen, das sie sich nicht darauf freute, auf einen Ball zu gehen? Gut, wenn sie nun einen tollen Jungen als Begleitung gehabt hätte, dann würde das Ganze bestimmt noch einmal anders aussehen. Aber, wie mir Sandra auch schon mitgeteilt hatte, sah es bei ihr mit einem Partner genauso aus, wie mit meiner Partnerin: wir hatten beide niemanden. Ich hegte aber noch nicht einmal den Gedanken überhaupt jemanden zu frage, da ich wahrscheinlich nicht einmal zum Ball gehen wollte. Sicher, einmal kurz auftauchen musste ich schon, sehen, wie die große Halle geschmückt war und mich einmal blicken lassen, damit Natty und Alice sich keine Sorgen um mich machten. Den Rest des Abends konnte ich entweder alleine verbringen oder mit jemandem, der genauso wenig Lust auf diese ganze Sache hatte, wie ich.
Während diesen trüben Gedanken war mit Sicherheit der ein oder andere Seufzer von mir zu vernehmen, was mich allerdings auch nicht mehr weiter störte. Mit einem schmunzeln berichtete mir Sandra schließlich, dass sie selber auch niemanden hatte, mit dem sie hingehen wollte und dass sie solche Ereignisse bis jetzt auch nicht wirklich gereizt haben. Gut, im Prinzip teilte sie da meine Ansichten… Allerdings bin ich immer noch der Meinung gewesen, dass ich vielleicht etwas Gefallen an dem Ball gefunden hätte, wenn meine Laune an diesem Tag besser gewesen wäre.
Da ich mir selber sagte, dass der Tag eigentlich nicht mehr schlimmer werden konnte und ich auch nicht mehr viel zu verlieren hatte, tat ich etwas, wozu ich sonst eigentlich nur selten den Mut hatte. „Gut…“ Fing ich an und lächelte Sandra etwas an. „Dann geht es uns ja ziemlich ähnlich…“ Wieder seufzte ich leise. „Allerdings bringt es uns ja auch nichts, wenn wir den Abend nun alleine verbringen. Sollen wir nicht einfach zusammen kurz beim Ball vorbeischauen und dann irgendetwas anderes machen? Ich meine, es hat ja auch keinen Sinn, wenn wir irgendwo alleine rumlaufen…“ Ich versuchte zu erklären, warum ich meinte, dass wir zusammen auf den Ball gehen sollten oder eher, warum wir den Abend zusammen verbringen sollten. Wobei das eigentlich totaler Schwachsinn war, dass ich ihr noch erklärte wie ich das meinte… immer hin war Sandra ja auch nicht dumm. „Ich finde nur es sieht auch besser aus, wenn man nicht alleine beim Ball vorbeischaut… und einmal hingehen muss man ja auf jeden Fall.“ Ich zuckte kurz meine Schultern, ehe ich anfing mein Geschirr zusammen zustellen.
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Eigentlich sind Bälle nichts Schlimmes. Es wird viel getanzt und die Leute sehen immer toll aus, also gegen das Zuschauen ist nichts einzuwenden. Aber es war geradezu eine Pflicht sich daran zu beteiligen, sich praktisch in die Menge zu stürzen, wenn man nur einen Fuß über die Schwelle zu diesen Bällen setzte. Nicht, dass ich nicht ja sagen würde, würde mich jemand dazu auffordern mit ihm dort hinzugehen, aber dieses penetrante Beobachten, das man über sich ergehen lassen muss, ist schrecklich. Dafür ist mein Charakter einfach nicht geschaffen. Das ist viel zu peinlich und die Angst davor auch nur einen falschen Schritt zu tun ist zu groß. Sowas halte ich normal nicht lange aus.
Ich ziehe einfache Feiern vor. Man muss nicht zwangsläufig tanzen und wenn doch, wird man nicht mit prüfendem Blick betrachtet, man muss normalerweise keine ultraschicken Kleider anziehen, für die man eine Stange Geld ausgibt und sie meist doch nur einmal trägt.
So war es auch bei dem Halloween Ball, der stetig näher rückte und eine erschreckende Wirkung auf mich hatte. Ich bangte am Meisten vor dem Tanzen, das ich nicht einmal perfekt beherrschte und vor der peinlichen Aufführung vor gesamter Schule. Aber fast genauso schlimm würde es wohl sein, wenn ich nicht dort auftauchen würde. Die Gerüchteküche brodelte sowieso schon wegen diesem Ball und wenn Leute dort nicht auftauchten, würden sich die verrücktesten Gerüchte in der Schule breit machen - nicht zuletzt hatte ich einfach keine Lust alleine dort hinzugehen.
Irgendwie beruhigte es mich, dass es Joshua ähnlich wie mir ging, dass er keinen Partner und keine Lust hatte sich lange oder überhaupt auf dem Ball blicken zu lassen. Nicht, dass ich es verstand oder das es nette Gedanken waren, aber ich war eben nicht der einzige Mensch auf dieser ganzen Schule, der solche Gedankengänge hatte.
„Gut…“ Ich zuckte zusammen und sah den Jungen neben mir etwas schuldbewusst an, als mir klar wurde, dass ich ziemlich tief in Gedanken versunken gewesen sein musste. „Dann geht es uns ja ziemlich ähnlich…“Joshua seufzte leise und ich sah ihn ein wenig verwirrt an, weil ich nicht ganz deuten konnte, ob er es jetzt bedauerte, dass er keinen Partner und keine Lust hatte oder dass es ausgerechnet mir noch genauso ging. „Allerdings bringt es uns ja auch nichts, wenn wir den Abend nun alleine verbringen. Sollen wir nicht einfach zusammen kurz beim Ball vorbeischauen und dann irgendetwas anderes machen? Ich meine, es hat ja auch keinen Sinn, wenn wir irgendwo alleine rumlaufen…“
Ich kann nicht sagen, warum ich in diesem Moment wahrscheinlich rot wie eine Tomate wurde und den Kopf senkte. Obwohl ich ihn am Liebsten selbst gefragt hätte, ob wir nicht zusammen hingehen würden, aber es mich nicht traute, hätte ich nie gedacht, dass er mich nun fragen würde, ob man nicht zusammen hingehen wollte.
Natürlich wusste ich, wie seine Worte gemeint waren und das es hauptsächlich einfach nur war, weil man nicht alleine hingehen wollte und praktisch das selbe Schicksal teilte, aber dennoch freute ich mich darüber. Nicht zuletzt, weil er ein lieber Kerl war und zudem auch gar nicht schlecht aussah.
Bevor ich Joshua antwortete, tat ich es ihm gleich und räumt ebenfalls mein Geschirr zusammen. ”Da stimme ich dir zu, da es garantiert auch einige Leute geben würde, sie sich das Mund darüber zerreißen wird, wer ohne Partner auf dem Ball auftaucht und warum.” Ich schüttelte unweigerlich den Kopf über solche Schüler, die nichts Besseres zu tun hatten, als solch dumme Gespräche zu führen.
”Wir können gerne zusammen dort hin gehen, ich würde mich darüber freuen!” Ein Lächeln erschien auf meinen Lippen, als ich den Jungen während dem Sprechen ansah und mir dabei erneut in den Sinn kam, dass Joshua ein verdammt netter Kerl und gut aussehend zugleich war. Dass ich wohl mit ihm auf den Ball gehen würde, machte mir eindeutig nichts aus.
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Generell hatte ich weder etwas gegen Bälle, noch gegen Menschenaufläufe, Tanzerei oder sonst etwas, was mir an diesem Abend bevorstand. Warum ich mich also so sehr gegen gegen den Gedanken wehrte, dass auch der heuteige Abend gut werden könnte, wusste ich nicht. Irgendwie… hatte ich einfach keine Lust. Gut, das sollte es ja auch zwischendurch mal geben. Mein Tag hatte einfach miserabel angefangen und ich hatte einfach das Gefühl, dass er genauso enden würde, wie er anfing.
Zwar war es in gewisser Weise ein kleiner Trost, dass ich nicht der Einzige war, der noch keine Begleitung für den Abend hatte, aber irgendwo tat mir Sandra natürlich auch leid. Es war in gewisser Weise deprimierend, wenn man niemanden hatte, auch wenn man eigentlich mit dem Gedanken spielte, überhaupt nicht hinzugehen.
Sandra zuckte etwas zusammen, als ich meine Erzählung mit einem „gut“ begann. Ich musste etwas schmunzeln, da ich sie ja irgendwie aus ihren Gedanken geholt hatte. Allerdings sagte ich nichts dazu, sondern führte meinen Satz fort. Das Seufzen, was mir zwischendurch entwichen war, hatte eigentlich keine sonderliche beudeutung gehabt. Ich neigte einfach dazu, wenn ich nicht sonderlich gut drauf war, das ein oder andere Mal zu seufzen.
Als ich meinen Satz beendet hatte, sah ich Sandra in gewisser Weise erwartungsvoll an und bemerkte, wie rot sie im Gesicht wurde. Danach senkte sie noch zusätzlich ihren Kopf und mein Blick wurde leicht fragend. Gut, irgendwo konnte ich ihre Reaktion ja verstehen, denn immer hin hatte ich sie gerade zum Ball eingeladen, auch wenn es eher eine Einladung dazu war, dass wir zusammen zum Ball gingen und danach aber gleich etwas anderes machten. Immer hin hatten wir ja beide gesagt, dass wir keine sonderlich große Lust auf diesen Ball hatten.
Während ich auf eine Antwort von Sandra wartete, beobachtete ich sie dabei, wie sie genauso sauber und ordentlich ihr Geschirr zusammen stellte, wie ich es vorher auch getan hatte. Sie Antwortete mir schließlich, dass ich bezüglich der Schüler, die sich nichts besseres zu tun hatten, als sich das Maul darüber zu zerreißen, wer mit wem auf den Ball ging und wer wieso alleine kam, Recht hatte. Wir waren uns also einig, dass kein Weg daran vorbeiführte, an diesem Abend auf dem Ball zu erscheinen, allerdings nur mit Begleitung. So hatte ich ihr also den Vorschlag gemacht, dass wir einfach zusammen dort hingingen, uns einmal blicken ließen und dann wieder verschwanden. ”Wir können gerne zusammen dort hin gehen, ich würde mich darüber freuen!” Ebenso wie auf ihren Lippen ein Lächeln erschien, so musste ich auch unweigerlich lächeln. „Wunderbar.“ Brachte ich zuerst nur raus und freute mich einfach, dass ich den Abend wenigstens alleine verbringen musste. „Dann treffen wir uns um halb acht am unteren Ende der Treppe, okay?“ Das war der beste Treffpunkt, der mir so auf der Schnelle einfiel. Wenn ihr etwas anderes in den Sinn kam, dann hatte ich auch nichts dagegen, wenn wir es so machten, wie sie es wollte.
Während ich wieder auf eine Antwort ihrerseits wartete bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit über ein Lächeln auf den Lippen hatte. Vielleicht war eine Partnerin für den Abend auch einfach das, was mir gefehlt hatte. Anscheinend sollte mein Tag sich wirklich bessern.
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Es war wirklich beruhigend zu wissen, dass ich mit jemandem auf den Ball gehen würde. Obwohl mein Tag schon gut angefangen hatte, wurde er immer besser. So etwas hatte es in letzter Zeit auch selten gegeben. Wobei das auch das tolle an Hogwarts war. Immer wieder gab es Ereignisse und Vorfälle, die einem das Leben schlagartig verändern konnte. Erstaunlich war es aber dennoch jedes Mal für mich und so war ich auch in diesem Augenblick noch immer überrascht und erfreut zugleich. Ab und zu war mein Leben einfach toll!
„Wunderbar. Dann treffen wir uns um halb acht am unteren Ende der Treppe, okay?“ Das Lächeln auf Joshuas Gesicht war ansteckend und so erschien die selbe Gefühlsregung bei mir. “Halb acht am unteren Ende der Treppe“, wiederholte ich nickend, “Einverstanden. Ich freue mich!“
Ich wandte den Kopf, um nach anderen bekannten Gesichtern Ausschau zu halten, doch niemand war hier, mit dem ich wirklich etwas zu tun hatte und so drehte ich mich wieder zu Joshua. “Was machst du denn noch bis heute Abend?“ Ein wenig neugierig blickte ich ihn an und grinste schief.
Was ich bis dahin machen würde, wusste ich nicht genau. Vielleicht würde ich hin und wieder einen Blick in diverse Schulbücher werfen oder mich in eine Ecke der Bibliothek mit einem Buch verziehen. Und kurz vor dem Ball würde ich wahrscheinlich hektisch werden, mich auf den Weg zu den Schlafsälen machen, um die benötigte Kleidung zu suchen und mich fertig zu machen. Und nicht zu vergessen war der Mittag, an dem ich mich in der großen Halle befinden würde und etwas essen würde – man hatte ja nicht mehr zu tun.
Es waren nicht gerade die aufregendsten Pläne, aber für einen Sonntag ganz angebracht – nach meinen Ansichten jedenfalls.
Aber normalerweise waren Sonntage nie sehr interessant. Es war der letzte Tag der Woche, das Wochenende war fast vorüber und Montags brach die Hektik wieder aus. Viel konnte man an diesen Tagen sowieso nicht machen, außer sich vielleicht endlich einmal auf die nächsten Schulstunden vorbereiten, wenn man es denn noch nicht getan hatte oder die freien Stunden noch mit Freunden verbringen. Jedoch war ein Sonntag immer deprimierend, daran konnte man einfach nichts machen – nun, nicht dass es jemanden interessieren würde, was eine Schülerin über Sonntage denkt, nicht.
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Ich musste schon zugeben, nachdem wie der Tag angefangen hatte, rechnetete ich eigentlich mit allem. Ich hätte noch ausrutschten, mir alle möglichen Knochen verstauchen oder brechen oder mich auf irgendeine andere Art und Weise demütigen können. Jedoch rechnete ich ganz sicher nicht mehr damit, dass ich noch jemanden für den Ball finden würde… wo ich eigentlich noch nicht einmal dahin gehen wollte. So konnte sich das Blatt wohl wenden, was bei mir auch wirklich dringend nötig war.
“Halb acht am unteren Ende der Treppe“ Sie nickte mir zu und lächelte ebenfalls, was meine Laune noch ein Stückchen anhob. „Gut.“ Sagte ich nur noch einmal leise, mehr zu mir selbst als zu Sandra. Wenn ich so darüber nachdachte, dann hatte ich es eigentlich nicht verdient, mit ihr zum Ball zu gehen. Zwar sagte sie, dass sie selber auch keine Lust hatte, aber wenn sie mit jemandem hingehen würde, der motiviert und auch beliebter als ich war, dann würde sie sich ganz schnell die Lust wiederfinden. Allerdings war dem nun nicht so. Naja, sie hätte ja auch nein sagen können, was sie allerdings nicht tat. Ich war unendlich froh darüber. Was hätte ich wohl den ganzen Abend alleine getan?
In der Zeit, wo ich darüber nachdachte, warum Sandra gerade mit mir zum Ball gehen wollte, hatte sie sich etwas umgesehen und wahrscheinlich ein paar Leuten ausschau gehalten, die sie kannte. Dies hatte ich allerdings auch bloß im Unterbewusstsein mitbekommen. Ihre Frage riss mich schließlich etwas aus meinen Gedanken und ich sah nun wieder ganz zu ihr hinüber. “Was machst du denn noch bis heute Abend?“ Mit einer Hand fuhr ich mir kurz durch die Haare, wobei ich mir immer etwas doof vorkam. Ich fand, so eine Geste sah immer ein wenig Machohaft aus, auch wenn ich es trotzdem immer wieder tat. „In erster Linie werde ich versuchen den Tag zu überleben, ohne dass mir etwas weiteres passiert. Und ansonsten… Vielleicht sehe ich meine Freundin mal wieder.“ Erst im Nachhinein fiel mir auf, wie dumm sich das angehört haben musste. Meine Freundin? Nein, ich hatte doch gar keine… Allerdings sagte ich es immer so, wenn ich von Natty oder Alice sprach. So räusperte ich mich kurz und lächelte wieder etwas. „Also.. Natürlich nicht meine Freundin sondern eine Freundin. Du weißt wie ich das meine!“ Zumindest ging ich davon aus. Sie hatte ja sicherlich auch ein paar Jungs an der Schule, mit denen sie einfach nur befreundet war. Warum auch nicht? Es sprach ja nichts dagegen.
„Was machst du denn noch?“ Fragte ich nach einem Moment der Stille zwischen uns. „Überlegst du dir schon, was du anziehen wirst?!“ Dabei grinste ich etwas, was sicher auch ein Stück weit fies rüberkam. Ja, Mädchen waren aber nun einmal einfach so oder zumindest hatte ich die Erfahrung gemacht, dass sie so sein konnten. Schon Tage vorher überlegten sie, was sie die nächsten Tage anziehen würden. Warum machten sie es sich eigentlich immer so schwer? Einfach Schrank auf und etwas rausholen. Aber nein, so ging das eben nicht bei denen.
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Während ich in Gedanken den typischen Sonntag definierte, hatte ich mich wieder von Joshua weggedreht, doch eine Bewegung aus den Augenwinkeln signalisierte mir, dass er aus seinen Gedanken aufgewacht zu sein schien. Er strich sich durch seine Haare - scheinbar eine Bewegung, die bei ihm häufiger aufzutreten schien. Aber doch etwas, das mich schmunzeln lies, aber bevor ich wieder in die Gedankenwelt hinab sinken konnte, sprach der Junge:„In erster Linie werde ich versuchen den Tag zu überleben, ohne dass mir etwas weiteres passiert. Und ansonsten… Vielleicht sehe ich meine Freundin mal wieder.”
Es klang fast so, als ob er seine Freundin höchstens einmal pro Woche sah und man bedenke, dass das hier ein Internat ist. Aber das alles wurde sogleich aufgelöst, als er sich räusperte und wieder das Wort ergriff. Etwas holprig erklärte er mir, dass er eine Freunde meinte und schloss damit ab, dass ich schon wüsste, wovon er sprach.
Ich grinste und nickte. ”Schon klar.” Frau war ja nicht schwer von Begriff und des weiteren hätte es mich doch sehr gewundert, wenn er eine Freundin hätte und nicht mit ihr auf den Ball gehen würde.
Zugeben muss ich an dieser Stelle, dass ich irgendwie erleichtert darüber war...nein, nicht erleichtert, das ist wohl das falsche Wort. Eher erfreut. Hätte ich jetzt nicht gewusst, dass neben mir jemand saß mit dem ich mich gerade unterhielt, hätte ich jetzt den Kopf über mich selbst geschüttelt. Da kannte man sich praktisch erst einen Morgen lang und schon drängten sich mir solche Gedanken auf. Aber glücklicherweise sprach Joshua erneut und ich konnte mich auf etwas anderes konzentrieren.
„Was machst du denn noch? Überlegst du dir schon, was du anziehen wirst?!” Während er das aussprach grinste er und ich tat das selbe. ”Machen wir Mädchen das denn nicht ständig?” Mein Grinsen wurde etwas breiter, bevor ich weitersprach. ”Vielleicht sollte ich etwas rosafarbenes anziehen, das würde sich bestimmt toll machen!” Ein Augenrollen folgte dem Gesprochenen und wieder einmal trat ein Schmunzeln auf mein Gesicht. Gleichzeitig versuchte ich mir meine Person in einem rosa Rüschenkleid vorzustellen, wie ich die Treppe und auf Joshua zu trippelte.
Nicht, dass ich etwas gegen Mädchen hatte, die rosa Kleidung trugen - niemals. Aber die Vorstellung, dass ausgerechnet ich, ein Mensch, der meistens in dunklen Kleidern anzutreffen war, ein rosa Kleidchen trug, war einfach urkomisch.
”Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen. Ehrlich gesagt habe ich bisher noch nicht wirklich etwas für heute geplant, zumal Sonntage immer recht öde ausfallen.” Ich seufzte und nahm die Gedanken über eventuell bevorstehende Zeiten in der Bibliothek wieder auf. Ich lese für mein Leben gern und ich liebe Bücher, keine Frage, aber blöderweise wirkte diese Eigenschaft auf viele Menschen langweilig und uninteressant. Das war wohl auch der Grund, warum ich diese Gedanken Joshua nicht mitteilte und lieber für mich behielt - man wollte sich ja nicht gleich lächerlich oder unbeliebt machen.
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Ich hätte mir die Erklärung wahrscheinlich auch sparen können, denn Sandra konnte sich sicher an drei Fingern abzählen, dass ich nur eine Freundin und nicht meine Freundin meinte. Wäre ja auch schön blöd von mir gewesen, wenn ich eine Freundin gehabt hätte und dann ein anderes Mädchen fragen würde, ob sie mit mir auf den Ball geht, zu dem ich ja eigentlich gar keine Lust hatte. ”Schon klar.” War also nur ihre Antwort und ich hätte mir sonst wo reinbeißen können. Aber gut, wenigstens hatte sie verstanden was ich mit meiner etwas hilflosen Erklärung sagen wollte und somit hatte ich ja erreicht, was ich wollte. Ich überlegte einen Moment, ob ich noch etwas dazu sagen sollte oder nicht und schließlich entschied ich mich für letzteres, denn eigentlich war alles gesagt.
Mit einem grinsen fragte Sandra mich, ob Mädchen das nicht ständig tun würden und ich hob kurz meine Schulter und tat so, als wenn ich es nicht wüsste. Aber natürlich waren Mädchen so.. da waren alle gleich. ”Vielleicht sollte ich etwas rosafarbenes anziehen, das würde sich bestimmt toll machen!” Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und sah Sandra dann gespielt begeistert an. „Also.. ich denke, dass dir etwas rosafarbenes bestimmt sehr gut stehen würde. Das betont deine Augen..“ Abermals schüttelte ich meinen Kopf und lachte sogar kurz auf. Gut, ich hatte nichts gegen die Farbe rosa, aber ich konnte mir Sandra nicht in einem Kleid vorstellen, dass rosa war. Ebenso wenig wie ich mir alle anderen Mädchen, die ich kannte, in rosa Kleidern vorstellen konnte. Irgendwie war ich aber nur mit welchen befreundet, die alle schwarze Sachen oder zumindest gerne dunkles trugen.
”Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen. Ehrlich gesagt habe ich bisher noch nicht wirklich etwas für heute geplant, zumal Sonntage immer recht öde ausfallen.” Ich gab ihr mit einem kurzen Nicken zu verstehen, dass ich sie verstanden hatte und ihr irgendwie auch recht gab. Ich musste auch schon feststellen, dass der ein oder andere Sonntag gerne mal öde werden würde. „Ich kenne das. Aber du wirst doch sicher noch jemanden oder etwas finden, womit du Zeit verbringen kannst oder nicht?“ Beinahe hätte ich etwas aufmunternd gelächelt, wobei das eigentlich gar nicht not tat.
Schließlich erhob ich mich langsam von meinem Platz und sah zu Sandra hinunter. „Entschuldige mich. Mir fällt etwas ein, dass ich unbedingt noch klären muss…“ Ich lächelte etwas, beugte mich noch einmal zu Sandra hinunter und gab ihr ein sanften Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns ja heute Abend.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging langsam zur Tür, wobei ich mich aber selbst über mich wunderte. Hatte ich das wirklich gerade tan.. ich meine, hatte ich ihr wirklich ein Kuss auf die Wange gegeben?!
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