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Anscheinend hatte Meredith mein Gesicht gesehen und den Blick, den ich Arne zugeworfen hatte, denn sie verzichtete darauf, ihm zu antworten sondern warf ihm nur einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie sich zu mir drehte und mir ihre Hand auf den Arm legte. »Hey! Es war nur Spaß! Reg dich nicht auf, bitte!«, flüsterte sie und ich blickte sie mit unergründlichem Blick einfach nur an. Kurz hob ich einen Arm um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streifen. Diese Geste hatte so viel Zärtlichkeit in sich, wie sie wohl niemand bei mir vermuten würde. Auch mein Blick wurde warm und ich schüttelte leicht den Kopf und erwiderte ihr Lächeln. »Schon OK…«, meinte ich leise und hörte zu, was sie danach sagte. »Naja, ich dachte nur, dass du vielleicht irgendwas von mir eingepackt hast und ich wollte dich fragen ob du es hast. Aber okay, dann muss ich noch mal nachdenken!« »Ich könnte mich an nichts erinnern… Aber ich denk auch nach und schau nachher. Vielleicht find ich ja was…«, antwortete ich, wieder mit normaler Tonlage.
Dass Meredith zusammenzuckte bei der Bemerkung, die ich über Kyra fallen gelassen hatte, hatte ich durchaus bemerkt, aber ignoriert. Ich konnte diese Nervensäge nun einmal nicht sehen. Highsmith begrüßte Maya nur knapp und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie sich nicht sonderlich nahe standen, was mich aber nicht kümmerte. Sollten sie doch, mir egal. Amüsiert beobachtete ich, wie Kyra wie immer, wenn ich sie ärgerte langsam auf 180 hochfuhr und ihre Augen wütend blitzten. Egal wie sehr ich sie nicht leiden konnte, in solchen Momenten war sie richtig süß. Allerdings wich dieser Eindruck wieder als sie loswetterte. »Sag mal gehts noch?? Hast du sie noch alle?? Zickiges Biest?? Wer fängt denn immer an mit diesen Scheiß-Kommentaren?? Du MICH angreifen und in den Müll schmeißen?? Bevor du auch nur ein Haar von mir berühren kannst, schieße ich dich schon auf den Mond. Und nur weil sich alle Leute immer bei dir denken, dass sie dich am liebsten nicht kennen gelernt hätten, muss es bei mir nicht auch so sein, also schließ´ nicht von dir auf andere. Wie wäre es denn, wenn DU jetzt gehst, dann wäre es für uns ebenfalls wesentlich schöner, also...dort ist die Tür.«
»Es ist ja richtig putzig, wie sehr du dich ereifern kannst. Weißt du, an wen du mich erinnerst? An Rumpelstilzchen. Auch klein und rot angelaufen und wettert rum. Einfach putzig. Und ich könnte eine Umfrage machen, wer dich alles für zickig hält. Arne lass ich allerdings aus, der ist verblendet, aber ich denk ansonsten wird ich wohl recht behalten…« Mit funkelnden Augen und einem herablassenden Lächeln blickte ich sie an. »Mich auf den Mond schießen? Beweis es Süße. Und danke, ich lasse mir von einem pubertierenden und gerade etwas neben den Schuhen stehenden Teenager nicht die Türe weisen. Ich finds hier ganz nett. Aber wie schon erwähnt, ohne dich wärs netter.« beendete ich meine Rede und lehnte mich wieder zurück, nachdem ich während dem Reden mich ein wenig nach vorne gebeugt hatte.
»Hast du schon mal daran gedacht, einfach nicht darauf zu reagieren Kyra? Ist doch genau das, was ein Kerl so von dir will wenn er dich reizt. Ihr solltet beide lieber einmal daran denken, dass wir gemeinsam eine Quidditch Saison für uns bestimmen müssen. Wenn ihr euch hier schon zerfleischt dann will ich erst gar nicht wissen, wie es auf dem Spielfeld aussehen wird.«, brachte Maya sich nun ein und mein Blick wanderte zu der hübschen Inderin. »Ich würd sagen, das ist ganz simpel. Eine andere Spielerin als Kyra und der Sieg ist uns sicher.«, warf ich ein, biss mir dann aber kurz auf die Lippen. OK, das gab ich zu, war nicht fair. Kyra spielte gut, auch wenn wir andauernd aneinander gerieten. Im Quidditch auf ihrer Position war sie ein Ass.
Auf einmal stand Maya auf, kam zu mir und setzte sich auf meine Lehne, wobei sie mich kurz berührte. Ein wenig irritiert blickte ich zu dem hübschen Mädchen hoch, schenkte ihr dann aber sofort ein bezauberndes Lächeln. Ich war schon immer recht gut ausgekommen mit ihr, auch wenn ich bis jetzt noch nicht herausgefunden hatte, in welche »Gruppe« ich sie einordnen sollte. Sie war weder so schwach als dass ich die typischen Brudergefühle bekam noch war sie eine Schlampe. Auch so zickig wie Kyra war sie nicht. Aber das konnte warten, vielleicht würde ich es noch raus finden. »Außerdem Kyra, du musst dir schon ne dickere Haut zulegen wenn du Rafaels Attacken standhalten willst. Nur weil du ihm sagst er solle aufhören, wird er das noch lange nicht machen.« Kurz schenkte ich ihr noch einen nachdenklichen Blick, bevor ich mich schweigend abwandte. Was sollte ich dazu sagen? Dass sie Recht hatte? Bestimmt nicht, also ignorierte ich Kyra einfach.
»Meredith, ich hab gehört du willst dieses Jahr auch bei uns mitmachen? Welche Position denn?«, fragte Maya dann meine kleine Schwester und ich öffnete schon den Mund, um für sie zu antworten, als ch ihn jedoch wieder schloss. Sie war alt genug, um selbst zu reden und irgendwie hatte ich im Moment das Gefühl, Michaels Gesellschaft wäre mir lieber oder gar keine. Mayas Gegenwart wirkte etwas irritierend und ablenkend auf mich.
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Mich innerlich wieder etwas entspannend nahm ich Rafaels Lächeln zur Kenntnis, als er meinte »Schon OK…«, und mir mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Auch ich lächelte und die Alarmglocken in meinem Kopf gaben Ruhe.
Auf seine Antwort »Ich könnte mich an nichts erinnern… Aber ich denk auch nach und schau nachher. Vielleicht find ich ja was…«, hin nickte ich und lehnte mich nun entgültig wieder ein Stückchen zurück, nur um mich kurz darauf, als Kyra ihrerseits begann, meinen Bruder anzugiften, wieder anzuspannen. Meine Güte, was hatten die beiden bloß gegeneinander?
Wenn es möglich wäre, innerhalb eines Hauses Blitze zu schleudern, wären zwischen Rafael und Kyra hundertprozentig welche hin und her geflogen. Okay, ich wusste, dass mein Bruder nicht gerade jemand war, der zu allem, was lebt, überfreundlich ist, aber Kyra musste ihn wirklich extrem nerven oder geärgert haben oder beides. Der extrem neugierige Teil meines Charakters fragte sich kurz, was zwischen den beiden vorgefallen war oder ob sie sich tatsächlich von Anfang an nicht leiden konnten, doch dann holte mich Kyras Schimpftirade wieder vollkommen ins Hier und Jetzt zurück.
"Sag mal gehts noch?? Hast du sie noch alle?? Zickiges Biest?? Wer fängt denn immer an mit diesen Scheiß-Kommentaren?? Du MICH angreifen und in den Müll schmeißen?? Bevor du auch nur ein Haar von mir berühren kannst, schieße ich dich schon auf den Mond. Und nur weil sich alle Leute immer bei dir denken, dass sie dich am liebsten nicht kennen gelernt hätten, muss es bei mir nicht auch so sein, also schließ´ nicht von dir auf andere. Wie wäre es denn, wenn DU jetzt gehst, dann wäre es für uns ebenfalls wesentlich schöner, also...dort ist die Tür.", wetterte sie.
Das Mädchen war auf 180, das war deutlich zu sehen. Ich wunderte mich tatsächlich, dass mir letztes Jahr diese "Feindschaft" - zumindest sah die Situation sehr nach einer solchen aus - noch nicht aufgefallen war. Wie ich erwartet und irgendwie etwas gefürchtet hatte, ließ die Erwiderung Rafaels nicht lange auf sich warten:
»Es ist ja richtig putzig, wie sehr du dich ereifern kannst. Weißt du, an wen du mich erinnerst? An Rumpelstilzchen. Auch klein und rot angelaufen und wettert rum. Einfach putzig. Und ich könnte eine Umfrage machen, wer dich alles für zickig hält. Arne lass ich allerdings aus, der ist verblendet, aber ich denk ansonsten wird ich wohl recht behalten…Mich auf den Mond schießen? Beweis es Süße. Und danke, ich lasse mir von einem pubertierenden und gerade etwas neben den Schuhen stehenden Teenager nicht die Türe weisen. Ich finds hier ganz nett. Aber wie schon erwähnt, ohne dich wärs netter.«
Er hatte ein herablassendes Lächeln aufgesetzt und im Gegensatz zu Kyra war er vollkommen ruhig. Wie Feuer und Wasser kamen die beiden mir vor, während ich mit zwischen erstaunt und verstört schwankenden Gesichtsausdruck zwischen ihnen hin und her sah. Doch ich wusste nur zu gut, dass Rafael genauso hitzköpfig sein konnte, wenn es beispielsweise um mich ging. Trotzdem fühlte ich mich zwischen den beiden wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal sieht, wie seine Eltern sich streiten. Das war es, was mich verstörte. Klar hatte ich meinen Bruder schon in Rage erlebt, ich tat täglich alles, um diesen Zustand zu vermeiden, ich war öfter wütend auf ihn, war sauer, trotzig, verärgert, fühlte mich bevormundet und genervt. Meine Gefühle schlugen in diesen Situationen regelmäßig Purzelbäume, vor allem, wenn es um Leute ging, die mir (soweit Rafael das zu ließ) nahe standen.
Aber hier ging es nicht um mich, doch ich hatte Kyra sympathisch gefunden. Dass Rafael und sie sich jetzt gegenseitig fertig machten, ohne einen wirklichen Grund dazu zu haben, war es, was mich ein wenig verstörte. Normal war ich es gewohnt, dass man wenigstens einen Grund hatte auf jemand anderen wütend zu sein.
Erst als Mayas trockene, gelangweilte Stimme dazwischen funkte, bemerkte ich, dass ich angespannt in meinem Sessel gesessen hatte und entspannte mich bewusst etwas.
“Hast du schon mal daran gedacht, einfach nicht darauf zu reagieren Kyra? Ist doch genau das, was ein Kerl so von dir will wenn er dich reizt. Ihr solltet beide lieber einmal daran denken, dass wir gemeinsam eine Quidditch Saison für uns bestimmen müssen. Wenn ihr euch hier schon zerfleischt dann will ich erst gar nicht wissen, wie es auf dem Spielfeld aussehen wird.“, meinte die Inderin und ich gab ihr Recht. Mit Mühe zwang ich mich dazu, ruhig ein Nicken anzudeuten und mich wieder etwas zurückzulehnen.
Doch als Rafael dann »Ich würd sagen, das ist ganz simpel. Eine andere Spielerin als Kyra und der Sieg ist uns sicher.«, einwarf, konnte ich nicht verhindern, dass ich ihn mit einem bohrenden Blick bedachte. Ich hatte Kyra letztes Jahr spielen sehen und soweit ich das beurteilen konnte, spielte sie extrem gut. Dass Rafael dies sagte, war gemein und wenn alle anderen Beleidungen auch noch irgendwie einen Grund hatten, dies war nicht gerechtfertigt. Auf ihrer Position spielte Kyra - bei aller Geschwisterliebe - genauso gut wie Rafael auf seiner.
Als Maya aufstand und sich auf Rafaels Lehne setzte, ihn dabei kurz berührend, verzog ich allerdings keine Miene. Wie gesagt war ich es einigermaßen gewöhnt, dass Rafael ständig wechselnde...nein, Freundinnen war schon zu viel gesagt, hatte. Manchmal tat er mir wirklich leid, weil er meiner Meinung nach bei keinem Mädchen wirklich zur Ruhe kam. Allerdings war das seine Sache und nun wirklich nicht meine. Warum kann er das eigentlich umgekehrt nicht genauso sehen?, schoss es mir durch den Kopf, doch ich beachtete diesen Gedanken nicht weiter, zumal Maya gerade meinte:
“Außerdem Kyra, du musst dir schon ne dickere Haut zulegen wenn du Rafaels Attacken standhalten willst. Nur weil du ihm sagst er solle aufhören, wird er das noch lange nicht machen.“
Meine Mundwinkel verzogen sich etwas nach oben, damit hatte sie allerdings auch Recht.
Auf ihre nächste Frage, auf welcher Position ich denn spielen wollte, war ich nicht ganz vorbereitet und ich brauchte einen Augenblick, bevor ich reagierte. Dann strich ich mir eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht, fuhr mir kurz mit der Zunge über die Lippen und meinte dann:
"Am liebsten als Jägerin, das ist die Position, die mir am meisten liegt. Ich habe lange Handball gespielt...", ich stockte kurz, als mir einfiel, dass es ja durchaus möglich wäre, dass einer der Anwesenden nicht wusste, was Handball war. Ich erinnerte mich noch gut, dass auch Frances erstmal erstaunt nachgehakt hatte, als ich ihr davon erzählte. Manchmal vergaß ich eben, dass ich unter Zauberern und nicht unter Muggeln war.
"Ähm...ich weiß gar nicht, ob ihr Handball kennt", ich sah kurz fragend in die Runde, "Jedenfalls war mir vom ersten Augenblick klar - also als ich das erste Mal Quidditch gesehen habe - dass ich Jägerin werden wollte, weil es eigentlich noch am meisten von allen Positionen mit Handball zu tun hat."
Ich schwieg, nicht sicher, ob das, was ich gesagt hatte, jetzt nachvollziehbar war oder nicht. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es doch sehr wirr war.
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Ich merkte, wie ich noch immer aufgeregt und leicht nach vorne gebeugt in meinem Stuhl saß. Hatte auch die Blicke von Meredith, die zwischen ihrem Bruder und mir hin und her gewandert waren bemerkt. Sicherlich konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, warum ich ihren Bruder nicht ausstehen konnte, ihn fast schon bis aufs Blut hasste. Warum, hatte ich wohl auch schon vergessen, dennoch war diese Abneigung für einander von Jahr zu Jahr immer größer geworden.
Als ich nun Rafael meine Worte an den Kopf donnerte, schien ihn dies überhaupt nicht zu tangieren. Ganz im Gegenteil. Er war mehr amüsiert, als sonst irgendetwas. Ich hatte mich auch schon darauf eingestellt, dass er mir etwas entgegnen würde, doch da kam ihm Maya zuvor.
“Hast du schon mal daran gedacht, einfach nicht darauf zu reagieren Kyra? Ist doch genau das, was ein Kerl so von dir will wenn er dich reizt. Außerdem Kyra, du musst dir schon ne dickere Haut zulegen wenn du Rafaels Attacken standhalten willst. Nur weil du ihm sagst er solle aufhören, wird er das noch lange nicht machen.“
Ich sah meine Mitspielerin entgeistert an. Vorerst nicht, wegen ihren Aussagen, sondern wegen ihrer Geste.
War sie ihm wirklich gerade mit ihrer Hand über seine Schulter gefahren, hatte sich neben ihn gesetzt und ihn danach erwartungsvoll angesehen?? Wie konnte sie es nur wagen mir eine Standpauke zu halten, so zu tun, als wäre sie "neutral" und nur eine Mitspielerin, wenn man doch annehmen musste, dass sie ihre "Wahl" schon getroffen hatte. Langsam wanderte mein Blick von Rafaels Schulter, der Erinnerung an diese kurze Berührung wieder in Mayas Gesicht. Was wurde hier eigentlich gespielt?? Jetzt hatte ich es nicht nur mit Rafaels blöden Sprüchen zu tun, nein jetzt schaltete sich Maya auch noch ein. Auch wenn es gut gemeint war, aber dann sollte sie doch neutral bleiben.
"Nein Maya, daran hab ich ja noch NIE in meinem Leben gedacht, wenn du mir jetzt nicht gesagt hättest, dass ich ihn auch ignorieren kann, dann hätte ich mir das NIE gedacht. Vielen Dank. Und wenn ich so eine nette Unterstützung von meinen Mitspielern bekomme, wenn mir Rafael wieder einmal mit seinen blöden Sprüchen kommt, dann wird er auch sicherlich nicht damit aufhören, oder was meinst du Maya?? ABer gut, ich werde mich versuchen zu bessern!", gab ich mit einem merkbar aufgesetztem Lächeln zur Antwort.
Als ob er nur darauf gewartet hätte, fing jetzt auch noch Rafael mir Antwort auf meinen klenen Wutanfall zu geben.
»Es ist ja richtig putzig, wie sehr du dich ereifern kannst. Weißt du, an wen du mich erinnerst? An Rumpelstilzchen. Auch klein und rot angelaufen und wettert rum. Einfach putzig. Und ich könnte eine Umfrage machen, wer dich alles für zickig hält. Arne lass ich allerdings aus, der ist verblendet, aber ich denk ansonsten wird ich wohl recht behalten…Mich auf den Mond schießen? Beweis es Süße. Und danke, ich lasse mir von einem pubertierenden und gerade etwas neben den Schuhen stehenden Teenager nicht die Türe weisen. Ich finds hier ganz nett. Aber wie schon erwähnt, ohne dich wärs netter.«
Gerade wollte ich ihm schon eine Meldung zurückpfeffern, als er auf Mayas Aussage bezüglich dem Zerfleischen auf dem Spielfeld antwortete.
»Ich würd sagen, das ist ganz simpel. Eine andere Spielerin als Kyra und der Sieg ist uns sicher.«
Mein zuvor geöffneter Mund schloss sich wieder und meine Augen weiteten sich. Ich starrte den Sucher, der so selbstgefällig vor mir saß einfach nur an. Hatte ich eben richtig gehört?? Er wollte mich wirklich aus dem Team haben?? Zweifelte an mir als Spielerin?? Ich konnte es nicht glauben. Egal wie sehr die Auseinandersetzungen zwischen Rafael und mir gegangen waren, wie sehr wir uns auch gefetzt hatten, auf dem Spielfeld waren wir wieder eine Einheit, eben ein Team, das zusammen den Sieg erkämpfen wollte. Niemals hatten wir an der Fähigkeit des anderen gezweifelt, oder gemeint es gäbe bessere. Wir hatten uns stets respektiert, aber eben nur auf dem Spielfeld als Mannschaft. So einen Tiefschlag hatte noch niemand von uns ausgesprochen....bis zu diesem Zeitpunkt.
Ich schloss meine Augen für einen Zeitpunkt. Atmete tief ein und wieder aus. Nahm fast wie aus einer größeren Entfernung das Gespräch von Meredith und Maya wahr, inder die Schwester von Mister Abany gefragt wurde, welche Position sie denn spielen wollte.
Langsam öffnete ich meine Augen wieder, sah Rafael an, der seinen Blick abgewandt hatte. Alle Wörter, die ich ihm nun am liebsten an den Kopf geknallt hätte, blieben mir im Halse stecken. Auch mein Blick war alles andere als hasserfüllt....eher fragend und einfach nur verletzt.
Leise sagte ich nun: "Ich würde mich freuen, wenn du Jägerin bei uns werden würdest, Meredith. Ich halte dir auf alle Fälle beim Auswahltraining die Daumen!"
Ich hatte meinen Kopf nicht von Rafael abgewandt..wartete noch kurz auf eine Reaktion, doch beschloss es einfach sein zu lassen.
Mit langsamen Bewegungen, griff ich nun nach meiner Trainingstasche, die noch immer neben meinem Sessel stand. Ich nahm den langen Schultergurt in eine Hand und stand langsam auf. Ich hängte mir meine Tasche auf meine Schulter und ging.
Ich wollte diese Situation nur so schnell wie möglich verlassen, damit niemand sah, wie sehr mich Rafaels aussage verletzt hatte. Auf meinem Weg zu den Schlafsälen der Mädchen ging ich an Arne vorbei. Er schien inzwischen zu dösen und seine Umgebung nicht mehr wirklich wahr zu nehmen. Dennoch beugte ich mich über ihn und sagte leise: "Bis Morgen Kapitän, ich hoffe, dass wenigstens du stolz auf deine Jägerin bist, wenn schon andere an mir zweifeln!"
Ich blickte kurz auf die Seite zu Rafael, bevor ich mich endgültig umdrehte und meinen Weg in den Schlafsaal antrat.
Gehe nach: Ein neuer Morgen-Gemeinschaftsraum
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Ich sah wie Kyras Gesichtszüge langsam entglitten nachdem ich meine Meinung gesagt habe und fühlte mich einer Seits schuldig, anderer Seits jedoch fand ich ihre nächste Reaktion etwas überkandidelt. "Nein Maya, daran hab ich ja noch NIE in meinem Leben gedacht, wenn du mir jetzt nicht gesagt hättest, dass ich ihn auch ignorieren kann, dann hätte ich mir das NIE gedacht. Vielen Dank. Und wenn ich so eine nette Unterstützung von meinen Mitspielern bekomme, wenn mir Rafael wieder einmal mit seinen blöden Sprüchen kommt, dann wird er auch sicherlich nicht damit aufhören, oder was meinst du Maya?? ABer gut, ich werde mich versuchen zu bessern!"
Außerdem war ich nicht von gestern, ich wusste die Worte von Kyra zu deuten und fühlte mich instinktiv angegriffen. Doch da ich nicht wirklich auf großen Streit aus war, hielt ich mich zurück und sagte nichts mehr dazu. Es hätte keinen Sinn gehabt und nur weiter den Hass geschürt.
Als Rafael zu einer erneuten Antwort ausholte, verbarg ich mein Gesicht kurz hinter meiner Hand und strich mir über die Stirn. Jetzt konnte ich das Donnerwetter förmlich spüren und wäre am liebsten einfach gegangen. Doch es blieb aus, Kyra antwortete nicht auf Rafael, ignorierte ihn und in mir selbst ratterte es. Es war mehr als unfair von ihm, er hätte so etwas nicht sagen sollen und am liebsten hätte ich ihm jetzt eine mit der flachen Hand auf dem Hinterkopf verpasst. So war ich aber noch nie ein Mensch der rohe Gewalt als Lösung eines Konflikts ansah. Meredith gab mir nun eine Antwort auf meine Frage, ich versuchte mehr auf sie einzugehen, als auf die beiden Streithähne. Es entpuppte sich jedoch als unmögliches unterfangen.
Ich fand es mehr als kompliziert mich einer zukünftigen Spielerin zu widmen und Rafael nicht einfach zu sagen dass er zu weit gegangen war. Unmerklich schüttelte ich meinem Kopf, spürte die Haarsträhnen meinen Nacken kitzeln und fuhr mir mit der Hand in den selbigen. Die brünette Kyra ging auf die Ablenkung ein und wünschte der Schwester Abany’s Glück. Danach verschwand sie in den Schlafsaal der Mädchen, ich sah ihr noch kurz nach bevor ich meinen Kopf zu Meredith drehte und sie anlächelte. “Ja ich bin mir auch sicher du wirst es ins Team schaffen. Sportlichkeit scheint ja in eurer Familie zu liegen.“
Langsam stand ich auf, blieb jedoch noch neben Rafael stehen und sah ihn an. “Weißt du, ich mag dich sogar Rafael…du bist sicherlich kein schlechter Kerl. Mal abgesehen dass jede zweite hier Freiwild für dich ist. Aber das was du gerade zu Kyra gesagt hast, war mehr als unfair. Ich will dich eigentlich nicht belehren, du musst wissen was du sagst. Aber wenn sie beim Auswahlspiel wieder zum Team gehört und sie wird dazu gehören…dann solltest du wenigstens einen Gang zurück schalten.“ Trotz meiner Worte lächelte ich ihn an und zwinkerte kurz. “Nacht ihr zwei.“ Ich wandte mich ab um in den Schlafsaal meines Jahrgangs zu gehen
Auf der Treppe drehte ich mich noch einmal kurz um und sah Meredith und Rafael noch immer in ihren Sessel sitzen. Ich rollte kurz mit den Augen, denn eigentlich fand ich das Verhalten meines Teamkollegens mehr als schändlich. Gut, Kyra mag zickig sein und er kann sie nicht leiden. Aber Maya war es einfach nicht gewohnt jemanden zu unrecht so zu kritisieren. Als ich schließlich oben ankam, war der Schlafsaal leer und ich ging zu meinem Bett, auf dem schon einige meiner Sachen lagen, die nicht in meine Reisetruhe gepasst hatten und einfach in einer Tasche verpackt waren.
Gehe nach:Schlafsaal der Mädchen - Traumlose Nacht
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Meredith schien sichtlich entspannt, nachdem ich die Sache mit Arne einfach von mir geschoben hatte. Ich war erleichtert, dann ich stritt nicht sonderlich gern mit meiner Schwester. Dafür hatte ich sie viel zu gern. Während Kyra und ich uns beschimpften, blickte sie nur von einem zum anderen, schien aber nicht wirklich zu verstehen, was zwischen uns abging. OK, ich verstand es ab und zu selber nicht, aber diese Bemerkungen von Kyra stachelten mich nur an, es ihr zurückzugeben. Auch als Maya redete, ließ Merediths Anspannung nicht ganz nach. Irgendwie verstand ich sie ja und ich überlegte schon, ob ich ihr nachher erklären sollte, was es damit auf sich hatte, oder ob ich es besser ganz bleiben ließ. Als ich die Bemerkung über Kyra fallen ließ, dass wir einfach eine andere Spielerin nehmen sollten, bohrte sich der Blick meiner Schwester in meine Augen und ich wusste, dass sie, wenn die anderen nicht hier gewesen wären, mich ziemlich angelassen hätte, was der Scheiß soll. Ich wusste, dass ich mir das wann anders noch an den Kopf werfen lassen musste. Als sie dann erklärte auf welcher Position sie spielen wollte und warum schien sie wenigstens abgelenkt.
Als Maya Kyra sagte, dass sie sich wohl eine dickere Haut zulegen muss, um mit mir klarzukommen, sah diese Maya ziemlich entgeistert an. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich ziemlich verraten vorkam, als hätten wir uns gemeinsam gegen sie verschworen, was nicht stimmte. Wie die zwei Mädchen zueinander standen war mir wurscht, ich stritt mit Kyra, weil ICH was gegen sie hatte und nicht weil’s wem anderen so gefiel. »Nein Maya, daran hab ich ja noch NIE in meinem Leben gedacht, wenn du mir jetzt nicht gesagt hättest, dass ich ihn auch ignorieren kann, dann hätte ich mir das NIE gedacht. Vielen Dank. Und wenn ich so eine nette Unterstützung von meinen Mitspielern bekomme, wenn mir Rafael wieder einmal mit seinen blöden Sprüchen kommt, dann wird er auch sicherlich nicht damit aufhören, oder was meinst du Maya?? Aber gut, ich werde mich versuchen zu bessern!«, ließ sie mit purem Sarkasmus in ihrer Stimme hören und ich musste leicht grinsen, weil es mich amüsierte, wie die Zwei sich nun angifteten. Herrje, was hatte ich hier nur angerichtet. Ich sagte aber dazu nichts, ich wollte nicht, dass die Zwei jetzt auch noch wegen mir stritten, lieber hielt ich ausnahmsweise meine Klappe.
Meine Bemerkung, dass wir einfach nur die Spielerin auswechseln sollte, rief allerdings nicht gerade die gewünschte Reaktion hervor. Anstatt dass Kyra wieder explodierte vor Wut, sah ich, wie ihre Augen sich weiteten, sie ihren Mund wieder schloss ohne etwas gesagt zu haben. Stumm blickte sie mich an und ich sah, wie verletzt sie war und in dem Moment war es wohl das erste Mal seit ich denken konnte, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte und sie um Vergebung bitten, aber wenn ich jetzt auch nur einen Millimeter entgegen kam wusste ich, würde sie mich in der Luft zerreißen. Ich hielt ihrem fragenden und verletzten Blick stand, aber als sie sich wegdrehte war es fast eine Erleichterung, diesen Blick nicht mehr sehen zu müssen. Kurz sah ich zu Meredith, wissend, dass in ihren Augen vermutlich Wut und Enttäuschung lag, wie ihr Bruder manchmal sein konnte. »Ich würde mich freuen, wenn du Jägerin bei uns werden würdest, Meredith. Ich halte dir auf alle Fälle beim Auswahltraining die Daumen!«, hörte ich ihre Stimme leise und tonlos, bevor sie langsam ihre Tasche hochnahm und ging. Kurz blieb sie bei Arne stehen und ich strengte mich an zu hören was sie sagte. »Bis Morgen Kapitän, ich hoffe, dass wenigstens du stolz auf deine Jägerin bist, wenn schon andere an mir zweifeln!«, und diese Bemerkung traf mich, als hätte sie mir in meinen Magen geschlagen. Ich hatte sie schon oft geärgert, aber noch nie so verletzt. Zerknirscht blickte ich ihr nach, als sie den Raum verließ.
»Ja ich bin mir auch sicher du wirst es ins Team schaffen. Sportlichkeit scheint ja in eurer Familie zu liegen.«, sagte Maya noch zu Meredith, bevor sie sich mir zuwandte, nachdem Kyra verschwunden war. Sie stand auf, blieb aber noch kurz stehen, um mich auch noch zu sagen, was sie von meinem Verhalten hielt. »Weißt du, ich mag dich sogar Rafael…du bist sicherlich kein schlechter Kerl. Mal abgesehen dass jede zweite hier Freiwild für dich ist. Aber das was du gerade zu Kyra gesagt hast, war mehr als unfair. Ich will dich eigentlich nicht belehren, du musst wissen was du sagst. Aber wenn sie beim Auswahlspiel wieder zum Team gehört und sie wird dazu gehören…dann solltest du wenigstens einen Gang zurück schalten... Nacht ihr zwei.«, und ich seufzte nur. »Ok, ja, hast recht, war nicht gerade nett von mir… Aber sie hat’s provoziert…«, versuchte ich mich ein wenig zu verteidigen, ließ es dann aber. Zur Bemerkung über das Freiwild sagte ich nichts. Ich war nicht mehr so schlimm wie früher, auch wenn ich immer noch viele Mädchen verführte. Maya hatte ich noch nie angerührt, da sie irgendwie nicht das war, was ich »benutzte«. Sie war viel zu OK für so was und eine Freundin.
Kaum war sie aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden, drehte ich mich zu Meredith um. »So, du bitte auch noch, damit mich alle zur Sau gemacht haben… Ich glaub, ich sollte schlafen gehen… Der Abend war nicht so doll.«, seufzte ich und lehnte mich zurück, mit meinen Händen übers Gesicht fahrend, als könne ich dadurch alles wegwischen.
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Meine Güte, was gifteten die sich an! Nachdem Maya ihren Kommentar zur Situation abgegeben hatte - ob nun zur Schlichtung des Streites gedacht oder nicht - beobachtet ich Kyra, die Maya engeistert ansah. Fühlte sie sich überrumpelt, weil jetzt beide auf ihr herumhakten? Jedenfalls sah sie verletzt aus und als sie nun etwas erwiderte, triefte ihre Stimme vor Sarkasmus.
»Nein Maya, daran hab ich ja noch NIE in meinem Leben gedacht, wenn du mir jetzt nicht gesagt hättest, dass ich ihn auch ignorieren kann, dann hätte ich mir das NIE gedacht. Vielen Dank. Und wenn ich so eine nette Unterstützung von meinen Mitspielern bekomme, wenn mir Rafael wieder einmal mit seinen blöden Sprüchen kommt, dann wird er auch sicherlich nicht damit aufhören, oder was meinst du Maya?? Aber gut, ich werde mich versuchen zu bessern!«
Stumm verdrehte ich die Augen zum Himmel und sandte ein kleines Stoßgebet zu wer auch immer da oben gerade war. Lass sie doch einfach damit aufhören!
Erst als Rafaels Kommentar wie ein böser Geist im Raum hing, wirkte Kyra tatsächlich leicht geschockt und ich konnte es ihr gut nachempfinden. Sie sagte nichts, blickte meinen Bruder nur verletzt an und er wagte es tatsächlich, diesem Blick standzuhalten. Vielleicht irrte ich mich - ich wünschte mir sogar, dass ich mich irrte - aber in diesem Moment sah alles danach aus, als würde Rafael noch nicht einmal bereuen, was er gesagt hatte. Als Kyra sich wegdrehte, sah Rafael kurz zu mir und ich sah ihm an, dass er genau wusste, was ich gerade dachte. Und er wusste, dass nur Mayas Anwesenheit verhinderte, dass ich auf der Stelle explodierte.
Ich bin nicht jemand, der beim kleinsten Pieks in die Luft geht, aber ich treibe seit fast sieben Jahren Sport und Fairness ist für mich so ziemlich das oberste Gebot. Ich bin damit aufgewachsen und auch Rafael hörte dieses Wort bestimmt nicht erst seit heute. Dass er trotzdem so ungerecht und verletzten gewesen war, war es, was mich so wütend machte.
Meine Lippen waren ein schmaler Strich und meine sonst eher hellen, fröhlichen Augen verdunkelten sich leicht. Wer mich kannte - und Rafael kannte mich - konnte mir die Wut und Enttäuschung auf zehn Meter ansehen.
Trotz Rafaels Worte war Kyra der kleinen Unterhaltung zwischen mir und Maya offenbar gefolgt, denn sie meinte:
»Ich würde mich freuen, wenn du Jägerin bei uns werden würdest, Meredith. Ich halte dir auf alle Fälle beim Auswahltraining die Daumen!«, und ihre Stimme war leise und tonlos. Ich hatte ziemlich Mitleid mit ihr und das machte mich nur noch wütender auf Rafael. Dachte er eigentlich ein einziges Mal auch an die Gefühle anderer Leute? Hatte er überhaupt gemerkt, wie sehr er Kyra verletzt hatte? Ich warf ihm einen weiteren bohrenden Blick zu und meinte ebenfalls leise zu Kyra:
"Danke...", doch sie war schon die Treppen zu den Mädchenschlafsäälen nach oben gegangen, nachdem sie noch kurz bei Arne stehen geblieben war.
Ich blickte nach unten und merkte erstaunt, dass meine Hand zur Faust geballt war. Ich entkrampfte bewusst meine Finger, atmete leise aus und wartete darauf, dass Maya auch ging. Tatsächlich ließ dieses Ereignis nicht lange auf sich warten, denn nachdem sie mir noch gesagt hatte »Ja ich bin mir auch sicher du wirst es ins Team schaffen. Sportlichkeit scheint ja in eurer Familie zu liegen.«, woraufhin ich mit einem leicht angespannten Lächeln antwortete, baute sie sich vor Rafael auf. Offenbar war auch sie mit seinem Verhalten nicht so ganz einverstanden.
»Weißt du, ich mag dich sogar Rafael…du bist sicherlich kein schlechter Kerl. Mal abgesehen dass jede zweite hier Freiwild für dich ist. Aber das was du gerade zu Kyra gesagt hast, war mehr als unfair. Ich will dich eigentlich nicht belehren, du musst wissen was du sagst. Aber wenn sie beim Auswahlspiel wieder zum Team gehört und sie wird dazu gehören…dann solltest du wenigstens einen Gang zurück schalten... Nacht ihr zwei.«, sagte sie und ich gab ihr vollkommen Recht. Am besten nicht nur einen Gang zurückschalten!
Rafael besaß tatsächlich die Frechheit, etwas zu antworten und meinte mit einem Seufzen: »Ok, ja, hast recht, war nicht gerade nett von mir… Aber sie hat’s provoziert…«, woraufhin ich leicht den Kopf schüttelte. Was hatte ich für einen Bruder.
Als Maya gegangen war, wandte Rafael sich mir zu.
»So, du bitte auch noch, damit mich alle zur Sau gemacht haben… Ich glaub, ich sollte schlafen gehen… Der Abend war nicht so doll.«, sagte er und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Obwohl ich es vielleicht sollte, empfand ich keinerlei Mitleid für ihn. Das war die gerechte Strafe, fand ich, und der Blick, der momentan auf Rafael ruhte, drückte dies sehr deutlich aus. Wie gesagt, Rafael kannte mich und ich war mir sicher, dass er in diesem Blick genau lesen konnte, wie wütend und enttäuscht ich war.
"Das hast du dir ganz allein selber zuzuschreiben", sagte ich und erstaunlicherweise klang es nicht einmal wütend.
Betont langsam stand ich auf, ging ein paar Schritte in den Raum hinein und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ich blieb einige Sekunden lang so stehen, unbeweglich und betrachtete den Treppenaufgang. Dann drehte ich mich um, sah Rafael an und sagte:
"Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser. Was du hier gerade abgezogen hast, war unter aller Sau. Es kommt ja wirklich mehr als selten vor, aber gerade jetzt wünschte ich, ich würde dich gar nicht kennen!"
Immer noch klang ich erstaunlich ruhig, aber meine Worte waren genauso verletztend gemeint wie sie klangen. Ich warf Rafael einen letzten Blick zu und wandte mich erneut um. Langsam ging ich die Treppenstufen hinauf zu meinem Schlafsaal, ohne meinem Bruder noch Gute Nacht zu wünschen. Ich war nicht der Meinung, dass er heute einen gute Nacht verdient hatte.
Vielleicht war ich gerade sehr hart, aber da ich wusste, morgen würde wieder alles normal sein, erschien es mir angebracht. Natürlich war Rafaels Kommentar wie gesagt unter alles Kritik und er sollte bloß nicht anfangen, so etwas öfter zu erzählen, aber ich konnte meinem Bruder einfach nicht lange böse sein. Dann müsste ich mich wahrscheinlich einem Dauerzustand der Wut befinden.
Gehe nach: Ein schlechtes Gewissen
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Ich hatte Recht gehabt, als ich in die Augen meiner Schwester war, wusste ich, dass sie kurz vor einer Explosion stand. So wütend hatte sie mich noch selten angeblitzt und ich hatte im ersten Moment das Gefühl, als sollte ich mich ducken, so sehr fühlte ich mich von ihrem Blick geschlagen. Nicht nur die Wut in ihren Augen, sondern die Enttäuschung war es, die mich so fertig machte. Meistens war mir egal, was man von mir dachte, sollten sie sich doch allesamt zum Teufel scheren, aber bei Meredith bedeutete es mir sehr wohl etwas, war sie doch die einzige, die mir so nahe stand. Auch nachdem die anderen gegangen waren, änderte sich ihr Blick nicht und ich machte mich darauf gefasst, dass sie mich nun ebenfalls ziemlich nieder machen würde, da musste ich nun wohl durch. Am liebsten wäre ich sofort aufgestanden und gegangen, aber dann hätte sie es mir morgen gesagt, und dann wären wir vielleicht nicht allein gewesen, das wollte ich vermeiden.
»Das hast du dir ganz allein selber zuzuschreiben«, die Stimme klang ruhig und als sie langsam aufstand und sich einfach mitten in den Raum stellte, verfolgte mein Blick meine kleine Schwester. Dann auf einmal drehte sie sich um und was sie mir nun entgegen schleuderte tat mir sicher genauso weh, wenn nicht mehr, als das, was ich zu Kyra gesagt hatte. »Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser. Was du hier gerade abgezogen hast, war unter aller Sau. Es kommt ja wirklich mehr als selten vor, aber gerade jetzt wünschte ich, ich würde dich gar nicht kennen!« Ich zuckte zusammen und in meinem Blick konnte man den Schmerz sehen, den sie mir zugefügt hatte. Ich war selten so offen, zeigte meine Gefühle, aber ihr gegenüber schaffte ich es gar nicht, sie zu verbergen, kannte ich sie doch seit ihrer Geburt, seit sie in mein Leben getreten war und dieses schöner gestaltet hatte.
Kurz blickte sie mich noch einmal an, bevor sie den Raum verließ. Als sie gegangen war, blieb ich noch ein paar Minuten sitzen. Der Kamin prasselte vor sich hin, war das einzige Geräusch, das zu hören war. Stumm starrten meine Augen zu Boden, bevor ich auf einmal wütend in den Sessel drosch, bevor ich aufstand. »Ach Scheiße… Ich sollt mal lernen meine Klappe zu halten..«, murmelte ich vor mich hin, als ich langsam die Treppe hoch ging, um mich in mein Bett zu legen. Kurz blickte ich mich noch einmal um im Gemeinschaftsraum. Arne war nicht mehr da. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er während der Streiterei aufgewacht war und weggegangen war. Ich wusste nicht, wo er war, es war mir im Moment auch scheiß egal. Ihm wollte ich lieber nicht begegnen. Wenn er auch nur mitbekam, was ich zu Kyra gesagt hatte, konnte ich mich auf einen ziemlichen Streit mit ihm freuen und für heute hatte ich echt schon genug.
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