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Komme von: Joslyn Montague
Ich liebte Hogwarts und liebte es jedes Jahr wieder, hierher zu kommen. Nach diesen wunderbaren Ferien, die ich zu einem Großteil bei den Hamiltons verbracht hatte, war es zwar irgendwie auch schade, dass sie vorbei waren, aber ich hatte kaum den Zug nach Hogwarts betreten und den Ruck gespürt, der zeigte, dass der Zug angefahren war, als ein breites Grinsen sich auf meinem Gesicht ausbreitete und den ganzen Tag hindurch von dort nicht mehr wich.
Die Zugfahrt verbrachte ich mit Sarah, Ian und drei weiteren Leuten aus unserem Jahrgang in einem Abteil. Wie meistens bei der Anfahrt ging es laut und lustig zu. Wir alle waren erpicht darauf, unsere Ferienerlebnisse lautstark zum Besten zu geben, über jeden noch so dummen Witz zu lachen und unzählige Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen zu essen. Kurz, es war wie jedes Jahr herrlich und ich hatte das Gefühl, vor Freude platzen zu können, wieder bei all meinen Freunden und in Hogwarts zu sein. Trotzdem muss ich sagen, dass ich über die Ferien hinweg kaum jemanden vermisst habe, da ich wie gesagt die meiste Zeit bei Ian war, was hundertmal besser als eine Zugfahrt nach Hogwarts ist.
Als wir aus dem Zug stiegen und von ferne die eindrucksvolle Silhouette Hogwarts auftauchte, konnte ich nun wirklich nicht anders, als vor Freude einen kurzen Luftsprung zu machen, was mir einen pikierten Blick von Amanda White einbrachte. Das Mädchen war einen Jahrgang über mir und die beste Freundin von Margret Stone. Offenbar fand sie es nicht sehr damenhaft, dass ich meine Freude nicht zügeln konnte. Ich grinste sie ungeniert an und zuckte mit den Schultern, bevor ich Ian am Arm fasste und ihn stürmisch mit zu einer der pferdelosen Kutschen zog.
Das Festessen verlief recht ereignislos, es wurden einige neue Lehrer vorgestellt, darunter ein sehr gutaussehender neuer Lehrer für Alte Runen - Eric Morgan-Howlin und ich musste mich unwillkürlich nach Julian umdrehen, der zu meinem Erstaunen nicht in der großen Halle war. Als ich mit Ian und Sarah später in die Eingangshalle trat, konnte ich jedoch bereits die Früchte seiner "Arbeit" begutachten: Sowohl Hufflepuff als auch Gryffindor konnten bereits dreißig Minuspunkte verbuchen und obwohl es mich irgendwie ärgerte - hey, hatte Ians neue Verantwortung etwa auf mich abgefärbt? - musste ich lachen. Noch wusste ich es nicht sicher, aber ein untrügliches Gefühl sagte mir, dass wirklich nur Julian so etwas hinbekommen konnte. Nur warum Gryffindor auch Minuspunkte hatte, war mir noch etwas schleierhaft.
Der Abend klang genauso gut aus, wie der Tag es versprochen hatte: Mit meinen Freunden im Gemeinschaftsraum. Als ich abends in mein Bett stieg, schlief ich sehr glücklich und zufrieden ein.
Am nächsten Morgen wachte ich recht früh in dem wunderbaren Bewusstsein auf, dass ich heute noch keinen Unterricht haben würde. Ich bin zwar kein Mensch, der eine große Abneigung gegen die Schule hat, nein, ich bin eigentlich sogar ziemlich gut - wenn man von meinen Katastrophen in Zaubertränke absieht - aber freie Tage waren nun einmal super.
So blieb ich noch eine halbe Stunde genüsslich in meinem Bett liegen, lauschte mit geschlossenen Augen dem Wind, der um die Mauern des Schlosses heulte, und zog mir die Decke bis zum Kinn. Als ich dann doch aufgestanden war, verschwand ich für eine ausgiebige heiße Dusche erst einmal im Waschraum, wusch mir kurz die Haare und trocknete sie mit einem Zauber. Dann band ich sie etwa in der Mitte des Rückens locker mit einem Haarband zusammen und machte nur noch kurz vor dem Spiegel halt, um meine Augenbrauen zu kontrollieren.
Eine Viertelstunde später sprang ich förmlich die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter, in einer zart hellblauen Bluse, über die ich einen weit ausgeschnittenen hellgelben Pullover gezogen hatte, und einem knielangen, in zarten Farben gemusterten Rock. An meinem Pullover, auf dem auch das Wappen Hufflepuffs prangte, hatte ich das brandneue Abzeichen befestigt, welches verkündete, dass ich der neue Quidditchkapitän war. Irgendwie war ich ja doch stolz darauf.
Ich hatte einige meiner Bücher dabei und meinen Taschenkalender für das neue Schuljahr. Ich bekam wie meine Geschwister jedes Schuljahr einen neuen und seit der ersten Klasse waren meine Kalender mit einem leuchtend gelben Umschlag versehen.
Nach einem prüfenden Blick durch den Raum - es waren nur wenige Leute da, manche beim Unterricht, manche, wie Sarah, wohl schon beim Frühstück - ließ ich mich an einem der etwas abseits stehenden Tische nieder und breitete meine Sachen aus. Normal wäre auch ich jetzt in der großen Halle, aber ich wollte noch auf Ian warten und mir schonmal meinen Stundenplan ansehen. Außerdem hatte ich heute Morgen ja nun wirklich keine Eile.
Ich suchte mir den Zettel mit meinem Stundenplan heraus und öffnete meinen Kalender. Wie jedes Jahr schrieb ich als erstes vorne in das kleine Buch hinein meinen Namen:
Joslyn Samantha Montague, Hufflepuff, 5. Jahr
Die ersten beiden Seiten dieses Kalenders waren blank und ich schraubte mein Tintenfass auf, um mit wenigen Federstrichen eine kleine Tabelle aufzuzeichnen. Getreu meinem Stundenplan übertrug ich in diese meine Schulstunden. Als ich fertig war, warf ich einen prüfenden Blick darüber. Mittwoch wäre also mein freier Tag, das war schonmal gut so, denn Dienstag war ich wohl etwas ausgebucht. Vor allem mit Zaubertränke. Unweigerlich wanderten meine Gedanken zum letzten Jahr, als ich den Trank des Friedens versiebt hatte. Beileibe nicht zum ersten Mal führte meine katastrophalen Patzer dazu, dass ich eine gewisse Zeit auf dem Krankenflügel verbrachte.
Aber wenigstens hatte ich noch bis nächsten Dienstag Zeit den Stoff zu wiederholen, den wir die letzten Stunden durchgenommen hatten. Das gleiche musste ich bis morgen auch noch in Verteidigung gegen die dunklen Künste machen, Ian außerdem für Muggelkunde. Am besten fing ich gleich an, entschied ich, da ich mich den Rest des Tages über wohl nicht mehr aufraffen würde.
Also legte ich meinen Kalender zur Seite - nachdem ich mir für alle Abende bis Dienstag hineingeschrieben hatte: Zaubertränke wiederholen! - und holte stattdessen meine Bücher und Notizen für Verteidigung gegen die dunklen Künste heraus. Es dauerte nicht lange, bis ich mich vollkommen in den Lehrstoff vertieft hatte und nur hin und wieder einen Blick auf meine Armbanduhr warf. Wo blieb Ian denn?
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Komme von: Ian Hamilton
Ich hatte wunderbare Ferien hinter mir. Immerhin hatte ich meine zwei liebsten Frauen so gut wie immer um mich und das beste war: endlich musste ich nicht mehr immerzu nur an die Schule denken. Okay, mein Vater hing mir zwar die ganze Zeit in den Ohren, ich solle doch endlich mal für die Schule lernen, aber dazu hatte ich nun wirklich keine Lust. Und da Josy bei mir war, hatte ich noch mehr Grund, nichts für die Schule zu machen.
Als es dann wieder soweit war, nach Hogwarts zurück zu kehren, war ich doch recht froh. Auch wenn es hieß, dass ich wieder mehr lernen musste. Doch endlich konnte ich wieder Quidditch spielen. Darauf hatte ich mich noch am meisten gefreut.
Am Bahnhof angekommen, setzte ich mich mit Josy und ein paar anderen aus unserem Jahrgang in ein Abteil. Zwischenzeitig musste ich für etwas längere Zeit das Abteil wechseln, denn da ich Vetrauensschüler geworden war, musste ich mich mit den anderen Vetrauensschüler treffen und einiges besprechen. Aber sicherlich störte das die Mädchen überhaupt nicht, immerhin konnten sie sich so ungestört über die Unterhalten die ich nicht wissen sollte oder gar wissen wollte.
Nach ein paar Stunden, die Sonne war gerade untergegangen, ging ich zurück zu Josy und den anderen. Kurz danach hielten wir schon. Josy machte einen Luftsprung, als wir zusammen aus dem Zug ausstiegen und ich musste lachen. Sie freute sich sehr, wieder zurück zu sein.
Josys Luftsprung blieb natürlich nicht unbeobachtet, aber das war ihr ziemlich egal. Sie packte mich am Arm und zog mich zu einer Kutsche die uns hoch zum Schloss bringen sollte. Dort angekommen, war wie immer ein Festessen und die Einteilung der neuen Schüler in ihre Häuser. Ich ging kurz nach dem Essen mit Josy und ihrer Freundin in die Eingangshalle wo wir sahen, dass unser Haus schon 30 Minuspunkte hatte, ebenso wie Gryffindor. Wer für unsere Minuspunkte verantwortlich war, war mir klar.
Leider musste ich Josy und ihre Freundin kurz danach verlassen, denn als Vetrauensschüler hatte ich die Aufgabe, den neuen die Schule zu zeigen und vor allem ihren neuen Gemeinschaftsraum, was ich auch tat.
Als ich dann endlich alles hinter mir hatte und zurück im Gemeinschaftsraum war, ließ ich mich in einen Sessel bei den Anderen fallen. Spät am Abend, als die anderen schon alle im Bett waren, machte ich noch einen kleinen Kontrollgang. Ich ging nur schnell den Korridor auf und ab und horchte ob noch jemand draußen war. Dann, als ich wieder zurück im Gemeinschaftsraum war, ging ich ebenfalls schlafen. Ich grinste etwas, als ich mein frisch gemachtes Bett sah. Alles war so schön ordentlich und aufgeräumt. Vielleicht schaffte ich es ja dieses Jahr, meine Sachen ordentlich zu halten. Leise ging ich zu meinem Bett, zog mich aus und legte mich dann schlafen.
Zum Glück hatte ich am nächsten Morgen frei, sodass ich ausschlafen konnte. Was ich auch tat.
Als ich aufwachte bemerkte ich, dass alle aus meinem Zimmer schon verschwunden waren. Wie spät war es wohl? Ich setzte ich auf und gähnte. Dann fuhr ich mir durch die Haare und sah mich um. Alle anderen waren im Unterricht. Ich warf meine Bettdecke beiseite und stand auf. Mit schnellen Schritten ging in den Waschraum, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Ich duschte mich zuerst warm und dann einmal kalt ab. Danach drehte ich das Wasser ab, wickelte mir ein Handtuch um und ging zurück in den Schlafsaal. Dort zog ich meinen Koffer hervor, öffnete ihn und wühlte meine Klamotten durch, bis ich die passenden gefunden hatte. Wie immer eine dunkle Hose, ein Muskelshirt und darüber eine Jacke, an die ich das Vertrauensschülerwappen heftete.
Fertig angezogen verließ ich dann den Schlafsaal und ging dann zum Gemeinschaftraum, mit dem Gedanken vielleicht jemand bekanntes zu treffen. Und tatsächlich: Josy saß an einem etwas abseits stehenden Tisch und war vertieft in ihre Schulsachen. Sofort, mit einem leichten lächeln auf den Lippen, ging ich zu ihr und ließ mich in einen der Sessel fallen. „Guten Morgen, gut geschlafen?“ Mein Blick wanderte über ihre Bücher und plötzlich kam mir ein Gedankenblitz worauf ich mich schlagartig aufsetzte. Ich hatte bald Muggelkunde, wann genau wusste ich nicht, da ich meinen Stundenplan noch nicht angesehen hatte, aber ich hatte wie immer vergessen den Unterrichtsstoff zu wiederholen.
Es war doch jedes Jahr so. Ich seufzte kurz und ließ mich dann wieder in den Sessel zurück fallen. Wenigstens hatte ich den ganzen Tag lang frei was hieß, ich musste mich nicht sofort um meine Schulsachen kümmern. Schließlich hatte das noch Zeit.
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Verteidigung gegen die dunklen Künste war eigentlich ein Fach, das mir lag. Naja, vielleicht lag es mir auch nicht, denn eigentlich war ich nur so gut in der Schule, weil ich aus einem unerklärlichen Grund fleißig war. Es war mir jedenfalls egal, denn der Stoff musste trotzdem wiederholt werden. Allein schon, weil die ZAGs dieses Jahr fällig waren.
Wie immer bei dem Gedanken an diese Prüfungen bekam ich ein sehr flaues Gefühl im Magen. Ich hatte schon immer etwas Prüfungsangst gehabt und die ZAGs waren so wichtig und sie sollten so schwer sein.
Ich seufzte und hob den Kopf, um mir eine meiner Aufzeichnungen des letzten Schuljahrs zu nehmen. Bei dem, was wir dieses Jahr alles lernen würden, kam mir die Frage, ob ich dem neuen Posten des Quidditchkapitäns überhaupt gerecht werden würde.
Auch dies war so ein kritischer Punkt bei mir, denn obwohl ich mich unbändig gefreut hatte, als der Brief ankam, hatte ich etwas Angst. Erstens vor der Verantwortung, die mir mit dem Posten übertragen worden war und zweitens davor, dass manche Leute in der Mannschaft mich vielleicht nicht für voll nehmen würden. Aber ich hatte ja auch noch Ian.
Wie auf Stichwort hörte ich in diesem Moment eine mir sehr vertraute Stimme sagen "Guten Morgen, gut geschlafen?" und mein bester Freund ließ sich neben mir auf einen Sessel fallen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er trug "das Übliche", wie man es so schon nennen konnte: Dunkle Hose, Muskelshirt und eine Jacke. Nur diesmal prangte darauf ebenfalls ein glänzendes Abzeichen.
Ja, Ian war zum Vertrauensschüler ernannt worden und zumindest ich war der Meinung, dass er sich das voll und ganz verdient hatte. Wenn ich mal wieder etwas übermütig und überdreht wurde, war es meistens Ian es, der darauf achtete, dass ich keinen Blödsinn machte und Ärger bekam. Sowieso war er wohl etwas regelbedachter als ich und das einzige Mal, von dem ich wusste, dass er wissentlich etwas getan hatte, wofür er hundertprozentig Ärger bekommen würde, war, als er mir bei meiner Rache gegen Justin geholfen hatte.
Aber an den wollte ich nun wirklich nicht denken!
Ich setzte mich auf und klappte mit einer schwungvollen Bewegung mein Buch zu. Dann drehte ich den Kopf und strich mir in der Bewegung mit der rechten Hand die Haare zurück. Meine Macke, ich bemerkte sie schon gar nicht mehr wirklich.
"Klar doch! Schonmal erlebt, dass ich in der ersten Nacht wieder in Hogwarts nicht gut geschlafen habe?", meinte ich und meine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen, "Und du? Schläft es sich mit so viel Verantwortung immer noch gut?"
Ich tippte mit dem Finger kurz gegen sein Vertrauensschülerabzeichen. Auch Ian hatte gestern ja schon die nicht so tollen Seiten seines Postens mitbekommen. So hatte er während der Zugfahrt zu den anderen Vertrauensschülern gemusst und nach dem Essen die Erstklässler in den Gemeinschaftsraum gebracht.
Plötzlich setzte Ian sich mit einem Ruck auf und wirkte irgendwie leicht erschrocken. Ich folgte seinem Blick und sah meine Schulsachen, darunter auch mein immer noch offen daliegender Kalender mit dem Stundenplan. Ich langte nach ihm und warf einen kurzen Blick darauf, bevor ich verstand.
"Aha! Muggelkunde nicht wiederholt? Oder Verteidigung vergessen?", fragte ich und mein Grinsen verbreiterte sich noch etwas. Ich hatte ihm tausendmal gesagt, dass es ihm auch nicht schaden würde, ein paar Sachen zu lernen, aber irgendwie tat er es doch nicht so oft. Naja, jetzt hatte ich jedenfalls auch keine Lust mehr. Tatsächlich ließ sich in diesem Moment mein Magen laut vernehmen. Anscheinend hatte ich Hunger.
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"Klar doch! Schonmal erlebt, dass ich in der ersten Nacht wieder in Hogwarts nicht gut geschlafen habe?" Sagte Josy mit einem breitem Grinsen im Gesicht. "Und du? Schläft es sich mit so viel Verantwortung immer noch gut?" Ich grinste ebenfalls etwas und sagte dann: „Erlebt habe ich es noch nicht, nein, aber fragen kann man doch, oder? Und ja, ich habe trotz der Verantwortung die mir auferlegt wurde relativ gut geschlafen. Wie immer eben.“ Ich wusste ja, dass es nicht immer leicht werden würde, aber fürs erste hatte ich es, zumindest meiner Meinung nach, recht gut gemacht.
"Aha! Muggelkunde nicht wiederholt? Oder Verteidigung vergessen?" Ich wusste, dass ich noch was zu hören bekommen sollte. Warum musste ich es auch nur wieder so offensichtlich machen? Na ja, sicherlich hätte sie es sowieso erfahren. „Ich habe weder Muggelkunde wiederholt noch irgendwas für Verteidigung gemacht. Du weißt doch wie ungern ich meine Ferien mit Schulsachen verderbe.“ Okay, Muggelkunde war ein relativ einfaches Fach, zumindest für mich. Das konnte ich auch Abends im Bett noch machen, aber Verteidigung? Dafür ging sicherlich mein ganzer freier Nachmittag drauf. Dabei hatte ich eigentlich vor, mir das Gryffindorauswahltraining anzusehen. Wobei mir einfiel, dass ich Josy noch fragen wollte ob sie mitkommen wollte. Also, was sollte ich nun machen? Entweder ich verbrachte meinen Nachmittag im Gemeinschaftsraum und wiederholte und übte Verteidigung oder ich ging mit Josy zum Auswahltraining.
„Ach sag mal, hast du eigentlich Lust heut’ Nachmittag mit zum Quidditchfeld zu kommen? Heute ist doch Auswahltraining der Gryffindor und da ist es sicherlich Interessant zuzusehen vor allem, da wir wissen müssen gegen wen wir diesen Jahr spielen. Vor allem du als neue Kapitän!!“
Ich machte mich schon mal auf einen Vortrag gefasst, wie wichtig es doch ist seine Schulsachen in Ordnung zu halten und den Unterrichtsstoff zu wiederholen. Ein wenig Hoffnung hatte ich noch, dass sie es mir nicht um die Ohren schlug und einfach nur sagte, dass sie mit mir zum Quidditchfeld kommt.
Das Josys Magen laut knurrte, konnte sogar ich hören obwohl ich gerade in Gedanken war. Wie lange saß sie wohl schon hier und wartete auf mich? Hat sie überhaupt auf mich gewartet oder nur hier gesessen um zu lernen? Ich wusste es nicht und mir was es eigentlich auch egal, denn wenn sie nicht hier auf mich gewartet hatte und ich dann alleine zur Großen Halle gegangen wäre, hätte ich sie spätestens da getroffen.
Josy hatte Hunger und ich ebenfalls. Warum gingen wir also nicht einfach in die Große Halle und aßen etwas? Immerhin musste ich doch auch sehen, ob ich jemanden fand, der irgendwelche Regeln übertrat. Denn jetzt, mit meinem neuen Posten als Vertrauensschüler, war es nicht mehr so, dass ich nur zu sehen konnte und den Kopf dabei schüttelte, nein, jetzt war es sogar meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass Ordnung herrschte. Zumindest auf den Gängen. Bei mir oben im Schlafsaal, da war das was anderes. Bei dem Gedanken musste ich leicht schmunzeln, was Josy sicherlich aufgefallen war.
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Verständlicherweise hatte Ian es noch nicht erlebt, dass ich in einer ersten Nacht in Hogwarts schlecht schlief. Es war ja auch noch nie vorgekommen. Höchstens brauchte ich zu lange zum Einschlafen, weil ich so aufgedreht war, wieder im Schloss zu sein, aber ansonsten litt ich generell selten unter Schlafstörungen. Und hier sowieso.
„Erlebt habe ich es noch nicht, nein, aber fragen kann man doch, oder? Und ja, ich habe trotz der Verantwortung die mir auferlegt wurde relativ gut geschlafen. Wie immer eben.“, antwortete Ian auf meine Fragen und grinste leicht. Naja, er hatte auch nicht wirklich einen Grund, schlecht zu schlafen, denn bisher hatte er seine Aufgabe sehr gut gemacht und wie ich ihn kannte, würde er sie auch weiterhin sehr gut machen. Ian war genau der Richtige für den Posten eines Vertrauensschülers.
Als ich auf die Schule zu sprechen kam, wirkte er, als würde er sich über sich selber ärgern. Ich verschränkte die Arme und hob meine Augenbrauen leicht, in Erwartung einer Bestätigung meiner Vermutungen, die auch prompt folgte.
„Ich habe weder Muggelkunde wiederholt noch irgendwas für Verteidigung gemacht. Du weißt doch wie ungern ich meine Ferien mit Schulsachen verderbe.“, meinte mein bester Freund und das konnte ich nur bejahen. Natürlich wusste ich das und ich wusste auch, dass Ian generell nicht so super im Unterricht war. Zaubertränke mal ausgenommen, aber an dieses Fach wollte ich jetzt nun wirklich nicht denken.
Vielleicht hatte er einen Vortrag meinerseits darüber erwartet, wie wichtig es war, regelmäßig zu lernen - tatsächlich lag mir besagte Formulierung bereits auf der Zunge - doch ich hatte gerade den Mund geöffnet, als ich es mir anders überlegte. Stattdessen deutete ich nur kurz ein Schulterzucken an und lehnte mich ein wenig zurück.
"Naja, sind ja deine Noten, was?", sagte ich und konnte mir ein spöttisches Grinsen nicht ganz verkneifen, "Trotzdem solltest du dich vor morgen vielleicht - also nur so als Vorschlag - mal für eine halbe Stunde hinsetzen und dir den Stoff ansehen. Wäre nämlich nützlich, weißt du?"
Noch immer grinste ich, doch eine kleine Stimme meinte, dass es in den Ferien auch nur eine halbe Stunde gewesen wäre, die man sich zum Lernen hätte hinsetzen müssen. Muggelkunde war für Ian schließlich wirklich nicht schwierig.
Doch er schien von dem Thema wohl etwas ablenken zu wollen, denn er fragte:
„Ach sag mal, hast du eigentlich Lust heut’ Nachmittag mit zum Quidditchfeld zu kommen? Heute ist doch Auswahltraining der Gryffindor und da ist es sicherlich Interessant zuzusehen vor allem, da wir wissen müssen gegen wen wir diesen Jahr spielen. Vor allem du als neue Kapitän!!“
Ich saß mit einem Schlag gerade und sah ihn erstaunt an. Heute war schon das Auswahltraining für Gryffindor? Meine Güte, Arne Cadness verlor nun wirklich keine Zeit.
Ich grub meine Zähne in meine Unterlippe. Natürlich sollte - musste - ich mir das Spiel ansehen, die anderen Kapitäne würden auch alle da sein, aber es erinnerte mich wieder so unangenehm daran, dass auch ich ein Auswahlspiel würde abhalten müssen. Und dass dort dann auch die Kapitäne der anderen Mannschaften da sein würden.
Naja, das hatte ja doch noch ein, zwei Tage Zeit. Für heute war es jedenfalls eine gute Idee, sich das Spiel anzusehen.
"Klar komme ich mit, ist doch selbstverständlich!"
An diesem Punkt meiner Gedanken fiel mir Severin wieder ein und sah auf den Stundenplan hinunter, den ich immer noch in der Hand hielt. Soweit ich wusste, hatte er heute morgen Alte Runen gehabt. Dann würde ich mich mit ihm nachher wohl in der Bibliothek treffen, damit ich ihm seine Notizen und die Hausaufgaben noch einmal vorlesen konnte. Vielleicht konnte er mir sogar noch ein wenig mit dem Stoff für Verteidigung gegen die dunklen Künste helfen.
Für beide Seiten war es eine nützliche Einrichtung, dass ich Severin bei den Schularbeiten half. Er brauchte jemanden, der ihm die Mitschriften seiner Flotten Schreibefeder vorlas und ich bekam erstens einen kleinen Einblick in den zukünftigen Unterrichtsstoff und zweitens hatte ich immer jemanden, den ich fragen konnte, wenn ich mit meinen Aufgaben ein Problem hatte.
"Aber vorher muss ich wahrscheinlich noch zu Severin, er hatte Alte Runen...du kannst mitkommen in die Bibliothek, da kannst du Verteidigung wiederholen...", ließ ich beiläufig einfließen, noch immer auf den Stundenplan schauend.
Als mein Magen ein weiteres Mal knurrte, legte ich den Zettel entschlossen auf mein Schulbuch, steckte dieses und alle anderen Sachen, die noch auf dem Tisch lagen, in meine Tasche und stand auf. Ich hatte nun wirklich Hunger und wie ich Ian kannte, er auch.
"Gehen wir frühstücken, ja?", meinte ich, wartete die Antwort gar nicht ab, sondern nahm ihn am Arm und zog ihn hinter mir her zum Ausgang des Gemeinschaftsraumes. Meine Gedanken weilten bereits bei Toast und heißem Tee, was meinen Magen nur ein weiteres Mal knurren und mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließ.
Gehe nach: Spätes Frühstück
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"Naja, sind ja deine Noten, was?" Entgegnete Josy mir mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht. "Trotzdem solltest du dich vor morgen vielleicht - also nur so als Vorschlag - mal für eine halbe Stunde hinsetzen und dir den Stoff ansehen. Wäre nämlich nützlich, weißt du?" Was war nur mit ihr passiert? Ich hätte wirklich mit allem gerechnet, aber das war einfach nicht normal. War es ihr nun doch egal geworden, wie ich meine Schule regelte? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Vorsichtig beugte ich mich nach vorne und legte eine Hand auf Josys Stirn. „Also Fieber hast du nicht. Geht es dir sonst irgendwie auf eine andere Weise nicht gut?“ Natürlich hatte ich vor mich am Abend noch hinzusetzten und kurz einen Blick in meine Bücher zu werfen, aber dass Josy das nur Vorschlug und es mir nicht eher Befahl, war schon recht merkwürdig. Irgendwie musste ich doch von jemandem angetrieben werden, denn ich hatte schon vor, die dieses Jahr fälligen ZAG’s zu schaffen. Und wenn Josy nun auch die Hoffnung verlor, war ich mir ziemlich sicher, dass ich bald gar nichts mehr für die Schule tun würde. Denn von alleine kam da bei mir nichts.
"Klar komme ich mit, ist doch selbstverständlich!" Gedanklich wechselte ich schnell das Thema und lächelte dann etwas, während ich mich wieder in den Sessel fallen ließ. "Aber vorher muss ich wahrscheinlich noch zu Severin, er hatte Alte Runen...du kannst mitkommen in die Bibliothek, da kannst du Verteidigung wiederholen..." Endlich. Langsam wurde sie wieder die alte Josy. Es war schon wieder mehr eine Aufforderung, dass ich, wenn wir in die Bibliothek gehen würden, Verteidigung wiederholen sollte. Das Lächeln, das mir bis eben noch auf den Lippen lag, wurde zu einem breiten grinsen. „Und ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht. Klar komm’ ich mit, wenn du zu Severin gehst.“
Severin war jemand, der mir von Anfang an sympathisch war. Er war immer nett zu mir und ich hatte mich mittlerweile auch daran gewöhnt, dass er blind war. Auf irgendeine Art, war es natürlich immer noch etwas komisch, aber ich versuchte ihn so normal zu behandeln wie es ging.
Wieder hörte ich Josy Magen knurren. Ich glaube, nein, ich war mir sehr sicher, dass Josy mächtig großen Hunger hatte. "Gehen wir frühstücken, ja?" Ich hatte gerade noch genug Zeit, mir mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Gebracht hatte mir das aber nicht sehr viel, denn Josy sprang auf, griff mich am Arm und zog mich mit zum Ausgang, wobei mir meine Haare doch wieder zurück ins Gesicht fielen.
Zusammen mit Josy und ihren Schulsachen im Gepäck gingen wir durch die Gänge, bis wir schließlich an der Großen Halle angekommen waren. Um meiner neuen Aufgabe als Vetrauensschüler gerecht zu werden, hatte ich natürlich jeder Gruppe von Schülern, denen wir begegnet waren, genau beobachtet und darauf geachtet, dass sie keine Dummheiten machten.
Gehe nach: Spätes Frühstück
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