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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Schlafsaal der Burschen
Michael Balan Offline

Besucher

Beiträge: 20

03.07.2006 00:44
Spätes Erwachen Antworten
Komme von: Michael Balan


Ich hatte lange wach gelegen in der letzten Nacht. Während die anderen in meinem Gemeinschaftsraum bereits eingeschlafen waren, hatten mich meine Gedanken noch immer vor dem Einschlafen abgehalten. Ich verstand einfach nicht, wie mir so etwas passieren konnte. Wieso mir ausgerechnet immer die kleine Schwester meines besten Freundes im Kopf herum schwirrte. Es war einfach so absurd, dass ich es nicht verstehen konnte. Sie ist erst zwölf musste ich mir immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen. Gerade einmal zwölf Jahre alt. Aber doch änderte dies nichts an der Tatsache, dass ich Meredith mehr mochte, als ich sie eigentlich mögen dürfte. Wenn Rafael das wüsste, so würde er mich wahrscheinlich lynchen, aus diesem Grund hatte ich es ihm bisher auch noch nicht erzählt.

Allein diese sinnlosen Gedankengänge waren daran schuld, dass ich erst viel zu spät einschlief. Was ich danach träumte, das wusste ich nicht mehr. Ich war viel zu aufgewühlt um mich nach dem Erwachen daran zu erinnern, denn als ich durch irgendein Geräusch aufwachte, das ich von draußen wahr nahm, wanderte meine erster Blick auf den kleinen, schwarzen, kastenförmigen Wecker auf meinem Nachttisch und ich stellte mit Entsetzen fest, dass es schon viel zu spät war.
Oh nein”, waren die ersten Worte die über meine Lippen kamen, als ich blinzelnd die Zahl begutachtete, die auf meinem Wecker blinkte. “NEIN, VERDAMMT!
Mit einer hastigen Bewegung schwang ich mein Deckbett zur Seite, so dass es am Rande meines Himmelbettes langsam die Kante hinunter zu Boden glitt. Rasch sprang ich auf, zerrte meinen unausgepackten Koffer unter dem Bett hervor und lies ihn aufschnallen.

Wie konnte mir so etwas nur passieren? Wieso ausgerechnet mir? Ich war eigentlich immer ein gewissenhafter Schüler gewesen. Ich erledige Tag für Tag meine Hausaufgaben, lerne, erledige zusätzliche Aufgaben, fehle nie im Unterricht und komme immer, wirklich IMMER, pünktlich. Und trotzdem war es nun schon so spät, dass die erste Stunde bereits vorüber war und ich sie verpasst habe.
Wie sollte ich das nur meinem Lehrer erklären? Oder Rafael? Wahrscheinlich würde er mich nur auslachen.
Fluchend durchwühlte ich meinen Koffer und suchte nach meiner Schuluniform. Es war einfach unglaublich, dass mir so etwas direkt am ersten Schultag passieren konnte. Das konnte ja heiter werden, wenn es so weiter ginge. Das passte doch überhaupt nicht zu mir. Ich war schließlich als Streber bekannt, doch wer hatte schon von Strebern gehört, die gelegentlich den Unterricht verschliefen?

Seufzend pfefferte ich meine Uniform auf mein Bett, nachdem ich sie endlich gefunden hatte. Ich schüttelte sachte den Kopf. Es machte nun auch keinen Sinn sich abzuhetzen. Jetzt war ich sowieso schon zu spät. Vermutlich wäre es das beste, wenn ich so schnell wie möglich meinen Lehrer aufsuche, um zu erklären, weshalb ich nicht im Unterricht war und um mich zu entschuldigen. Gott, ich wusste genau, wie peinlich das werden würde. Mir war es ja sogar jetzt schon peinlich. Michael Balan verschläft den Unterricht. So etwas hatte es zuvor noch nie gegeben und ich war mir sicher, zumindest Rafael würde mich damit noch eine Weile aufziehen. Und ihm konnte ich nicht einmal sagen, warum mir das passiert ist. Nun gut, eigentlich wollte ich auch niemand anderem sagen, was der Grund dafür war. Das durfte keiner wissen, es würde alles nur noch schlimmer machen.

Raschen Schrittes ging ich ins Bad. Ich riskierte einen flüchtigen Blick in den Spiegel und warf mir dann etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um den Schlaf endgültig zu besiegen. Nach dieser Aufregung von eben allerdings, war dieses Vorhaben nicht allzu schwierig. Schneller wie sonst machte ich mich frisch und wanderte daraufhin direkt wieder zurück in den Schlafsaal. Ich war alleine in dem Raum, alle anderen Betten waren leer.
Wieso hatte mich eigentlich niemand geweckt? Sie mussten doch gewusst haben, dass auch ich nun Unterricht hatte. Noch dazu war es ziemlich sonderbar, dass ich als letztes noch im Bett lag. Normalerweise war ich immer einer der ersten der am Morgen aufwachte und sich aus dem Schlafsaal schlich.

Allerdings sah ich rasch ein, dass es keinen Sinn machte den anderen Vorwürfe zu machen, weil sie mich nicht geweckt hatten. Es war im Grunde ganz alleine mein ‘Verdienst‘, dass ich so lange schlief und das musste ich nun auch selbst ausbaden.
Ich entledigte mich meines Pyjamas und streifte mir schnell meine Schuluniform über, bevor ich anfing meine Schultasche zu packen. Dann atmete ich noch einmal tief durch, schwang die Tasche über meine Schulter und verließ den Schlafsaal, während ich mich darauf gefasst machte, mit Fragen gelöchert zu werden und mir etliche Antworten zurecht legte.


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