Sie liebte sein Lächeln, wenn es sich auf die Lippen schlich und das Gesicht richtig erhellte. Sie könnte ihn stundenlang anschauen und dass er seine Augen geschlossen hatte irritierte sie schon lange nicht mehr wie früher. Früher, ja, da fand sie es seltsam. Inzwischen hatte er ihr alles mit seinen Worten, seinen Berührungen genommen. Er was das wundervollste Wesen für sie und sie fühlte sich einfach nur geborgen und … konnte man beschützt sagen? »Dieses Kompliment kann ich nur zurück geben.« Wieder ein glückliches Lächeln und kurz schloss ich meine Augen um diesen Moment festzuhalten, um ihn in tiefen Zügen zu genießen. Es war wundervoll, jemanden zu haben, der einem so viel bedeutet, dem man so viel bedeutet… Als er mich ein wenig fester an sich drückte, kuschelte ich mich enger an ihn und vergaß die Zeit um mich herum.
»Sag mal... Hast du die Hausaufgaben für Verteidigung schon gelöst? Irgendwie komm ich bei der letzten Aufgabe nicht weiter. Ich versteh nicht, worauf der Professor hinaus will.« Langsam löste ich mich aus seiner Umarmung und setzte mich hin. Einerseits tat es weh, die Nähe zu verlieren und ich spürte sofort, wie sich die Kälte in meinen Körper festsetzte. Vor allem hatte es – von mir bisher unbemerkt – auch noch angefangen zu regnen. Stirnrunzelnd dachte ich an die Aufgabe und ließ sie mir im Kopf noch einmal durchgehen, bevor ich antwortete.
»Das ist die, die so kompliziert ausgedrückt ist, stimmts? … Nein… Bei der dritten Aufgabe musste ich auch passen. Ich weiß auch nicht… Und was ich mich jetzt auch frage… Wir haben einen neuen Lehrer. Will der die Hausaufgaben überhaupt sehen? Und wird er sie benoten? Ich hoffe nicht.. Ich glaub, das wird meine schlechteste Beurteilung überhaupt…«
Dann fiel mir noch einiges anderes ein, nachdem meine Gedanken langsam wieder klarer wurden. Vor allem, dass ich Natalia versprochen hatte, sie heute Nachmittag zu treffen… Und dass ich das Vertrauensschülertreffen machen wollte. Mit der flachen Hand schlug ich mir an die Stirn.
»Mist! Das hab ich komplett vergessen… Ich wollte heute doch… Das Vertrauensschülertreffen… Das hätte eigentlich heute Abend stattfinden sollen… Aber jetzt ist es schon sehr spät…« Ich blickte schnell zum Himmel, um meine Aussage bestätigt zu sehen. Es war Zeit, in die Gemeinschaftsräume zu gehen und langsam die Schlafsäle aufzusuchen. Sanft berührte ich Severins Arm, als ich langsam aufstand.
»Es ist schon… sehr spät… Wir sollten langsam…«Ich wartete, bis auch er sich erhoben hatte, um mit ihm langsam auf das Schloss zuzugehen.
Im Gemeinschaftsraum angekommen setzten wir uns noch gemeinsam hin und ich holte – genauso wie er – meine Aufgabe heraus und schaute mir die Frage noch einmal durch.
»Diese Frage ist einfach nicht zu kapieren.« Seufzte ich nach einer Viertelstunde herumprobieren und überlegen, was das zu bedeuten hatte. Etwas frustriert legte ich die Feder weg und biss frustriert auf meiner Unterlippe herum.
»Es hilft nichts.. Ich kanns einfach nicht…«, meinte ich dann schließlich und packte die Sachen weg. Ich lehnte mich zurück und massierte mir leicht mit meinen Händen meinen Nacken, als ich Severin betrachtete und dann gähnen musste.
»Ich bin müde… Du auch? Ich glaube… Langsam sollten wir schlafen gehen… Sonst bin ich morgen im Unterricht unkonzentriert…«, meinte ich dann und stand leicht lächelnd auf.
Ich wusste nicht sicher, was ich tun sollte. Wir waren nicht alleine im Gemeinschaftsraum und ich wusste nicht, was Severin dachte. Sollte ich ihn küssen? Ich wagte es nicht, sondern glitt nur langsam zu ihm und berührte sanft seinen Arm, glitt bis zu seiner Schulter hoch und lächelte ihn an, bevor ich ihm zuflüsterte
»Ich wünsch dir eine wunderschöne Nacht… Träum schön. Der Tag war… wundervoll. Ich… hab es geliebt, in deiner Nähe zu sein…« Kurz drückte ich leicht zu, bevor ich mich umdrehte und meine Sachen nahm, um zu verschwinden. An der Treppe blieb ich noch einmal stehen und drehte mich lächelnd um, schaute ihn noch einmal an, bevor ich meinen Blick senkte und endgültig in meinen Schlafsaal ging. Ich hoffte, Tristan morgen zu sehen. Ich wollte ihm erzählen, wie glücklich ich war…
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