|
|
|
Komme von: Ein unmoralisches Angebot?
“Praselmund!“. Es kam wie aus einer Pistole geschossen, und ich wunderte mich selbst, dass ich das Wort nicht unter Tränen verschluckte, sondern im Ganzen wiedergab. Schon öffneten sich mir die Pforten und ich huschte hinein, wie eine Maus auf der Flucht vor der verfressenen Katze. In irgendeinem Sinne war dieser Vergleich gar nicht mal so falsch…
Ich blieb gar nicht stehen, obwohl ich Rachel und Matt hörte und kurz darauf auch sah. Ich hatte in diesem Moment auf gar niemanden Lust, nicht einmal auf Rachel, und das mochte was bedeuten! Das war fast so was, wie … als wenn jeder Schüler sich auf den Montag freut, oder als wenn ein Fingernagelbruch von uns Frauen bejubelt wird, oder als ob sich… mehr fällt mir nicht ein… aber zum Teufel damit! Ich hatte andere Sorgen, als irgendwelche blöden Vergleiche aufstellen!
Den Mantel, welcher mir zuvor auf so barbarische Weise aufgerissen wurde, hielt ich eng an mir, als würde ich mit einem Wintermantel durch polare Eiswüsten stapfen. Mein Blick war nur dem Boden gerichtet, nicht einmal sah ich nach Rachel oder Matt und meine Schritte waren eilig, ich wollte nur so schnell wie möglich an ihnen vorbei. Auch hatte ich Angst, dass Joric hier gleich erscheinen konnte, deshalb beschleunigte ich meine Schritte auf halbem Wege nochmals um einen Gang. Dabei geriet ich kurz ins stolpern, doch glücklicherweise war die Erdanziehungskraft mir gnädig und zog mich nicht an sich. Heute hatte ich sowieso genug davon, angezogen zu werden, oder eher ausgezogen…
Das Weinen konnte ich keineswegs stoppen, trotzdem versuchte ich im Gemeinschaftsraum nicht voller Tragik auszubrechen. Dennoch war es ein Zusammenspiel aus Schluchzen, Heulen und verlorenem Atem. Es war das wirklich erste Mal (oh! Warum musste ich jetzt immer nur DARAN denken?), dass ich an Rachel einfach vorbei gerannt bin…
Würden sie mir was hinterher rufen, würde ich nicht darauf reagieren. Ob Rachel auf mich böse war, weil ich die Vereinbarung ruiniert habe? Aber ich konnte doch nicht…
Der Gedanke an das, was vorhin passiert ist, spielte sich immer wieder vor meinem innerlichen Auge ab und im Mädchenschlafsaal angekommen, setze ich mich Flennend auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in den Händen, es war ein einziges Tränenspiel.
Vor lauter Weinen wurde mein Atmen irregulär und an den Tränen selbst verschluckte ich mich sogar. Ich musste wirklich Elendig wirken, wie ich hier hustete und keuchte, weinte und schluchzte, schniefte und in erneuten Tränenmeeren ausbrach. Die Tränen hatten dunkle Flüsse gebildet, mein Make-up war dahin und meine Augen waren bestimmt schon rot.
Nun ließ ich mich vollends aufs Bett fallen und presste mein Gesicht gegen das Kissen, mein Weinen hatte immer noch nicht nachgelassen, ganz im Gegenteil, es hatte an Desaster zugenommen. Mein ganzer Leib bebte und ich spürte die eisige Kälte, welche sich über mich legte, wie auch die elenden Gefühle des Versagens, des Hasses und der Einsamkeit.
Wie sehr wünschte ich mir doch jetzt jemanden bei mir, der mich trösten würde, oh wie sehr…
| | |
|
|
|
|
Komme von: Gegenseitiges Wunden lecken...
Nachdem ich die Stufen erklommen hatte, wobei mich, wie zuvor, auch jetzt das Klackern meiner Schuhe begleitet hatte und mit diesen alles andere als ein leichtes Unterfangen gewesen war, befand ich mich vor der schweren Türe unseres Schlafsaals. Langsam drückte ich die Klinke nieder und öffente sacht die Türe. Ich wusste nicht, ob schon jemand schlief und kannte aus eigener Erfahrung den Ärger, den man empfand, wenn man unnötig geweckt wurde, nur weil die Zimmergenosseinen zu unfähig waren ruhig unseren Schlafsaal zu betreten. Gott sei Dank war ich in in den letzten Jahren mit Mädchen zusammen, die mir nicht nur sympathisch waren, sondern auch diese Kunst perfekt beherrschten. Kurz huschten Erinnerungen an meine ersten Jahre von Hogwarts durch mein Gedächtnis, verschwanden aber eben so schnell, wie sie gekommen waren.
Ein Blick in den Raum zeigte mir, dass ich niemanden geweckt hatte. Ein stilles Lob an mich puschte in diesem Moment mein Selbstbewusstesein, doch schon im nächsten Augenblick war diese Freude verflogen. Ich hatte Charline gefunden.
Da lag die nun. Auf ihrem Bett, laut schluchzend und vollkommen am Boden erstört. Ihr Make-Up war dahin und auch ihre Haare hatten schon einmal bessere Tage gesehen, doch wer sah schon in solch einem Augenblick auf Äußerlichkeiten....
In mir stieg langsam das schlechte Gewissen auf. Nun gut, das kam nicht oft vor, doch dies war einer der seltenen Momente und er war nicht gerade angenehm.
Langsam ging ich ain die Richtung von Charlines Bett, das sich genau links von meinem befand. Eileens war auf der anderen Seite, wodurch ich meine beiden Freundinnen immer im Auge hatte und auch nicht zu viel gehen musste. Alles in allem war die Raumordnung brilliant, genauso wie unser Zimmer, doch wieder zurück zu Charline.
´Habe ich das Richtige getan? Sie mit Joric migehen zu lassen? Allein? In eine Sitation, in der sie noch nie gewesen war? Sie hatte doch zugestimmt! Hatte ihre eigene Entscheidung getroffen! Aber warum fühle ich mich dann so schlecht und schuldig?´ Nachdem ich meinen Mantel im vorbeigehen auf mein Bett gelegt hatte, war ich nun bei dem meiner Freundin angekommen und setzte mich neben sie.
Wie verletzt sie doch schien. Am Boden zerstört. Langsam strich ich mit meiner Hand über ihren bebenden Rücken. "Was ist denn los? So habe ich dich ja noch nie gesehen! Hat es denn so wehgetan? Nun hör doch einmal auf zu weinen und erzähl schon!" Ich sah meine Freundin gebannt an und wartete darauf, dass sie sich halbwegs beruhigte und anfangen würde, mir Bericht zu erstatten.
Gehe nach: Der Engel aus dem Dunkel
| | |
|
|
|
|
Zwischen dem Schluchzen und dem Wimmern, hörte ich meine Umgebung nur teilweise, dazu noch gedämpft. Mir würde wohl gar nicht auffallen, wenn hier ein Elefant vorbeirennen würde! Naja.. vielleicht doch... aber ach, ich hörte halt nichts um mich herum!
Dann, plötzlich, spürte ich ein sanftes Streicheln über meinen Rücken. Zwar zuckte mein Körper unter dieser Berührung kurz zusammen, doch es vermittelte mir ein sicheres Gefühl der Geborgenheit, auch wenn der Schock immer noch die Trumpfkarten besaß. Ich ahnte, dass es Rachel sah und kurz darauf folgten auch schon Worte aus ihrem Munde. Und schon kam die nächste Woge eines Gefühls auf mich zugerast, und zwar das Gefühl des Versagens. Ich habe es Rachel versprochen, oh ich habe es ihr Versporchen!
Dann endlich richtete ich mich auf und blickte sie an, die Tränenbäche hatten sich mit der dunklen Schminke vermischt und ich wirkte wie eine Schauspielerin, die ihre Auszeichnung nicht erhalten hatte. Ich versuchte das Geheule zu mindern, wenigstens jetzt musste ich tapfer sein. Trotzdem hätte ich am liebsten weiter geweint, bis ich keine Tränen mehr hatte. Oh, ich muss in ihren Augen nun so jämmerlich wirken! So schlimm, dass sie mich vielleicht gar nicht mehr als Freundin akzeptieren möchte. Oh… ich will einen Spiegel… Doch dieses Bedürfnis würde ich wohl später stillen.
“Oh, Rachel…“ ich atmete weinerlich ein, damit ich nicht wieder mit dem Tränenspiel anfing. “Es… es tut mir soo leid… ich habe… mein Ver…sprechen nicht eingehalten…. Ich…“ Immer wieder stockte ich dazwischen und pausierte für abgehackte Atemzüge und Schluchzer. “Konnte aber nicht weil er…“ meine Stimme schlug erneut um einige Oktaven höher, weil ich dem dramatischen Wendepunkt immer näher kam. Doch um mich nicht vor Rachel wie ein kleines Kind aufzuführen, pausierte ich erneut und atmete nochmals tief ein, doch die kleinen Tränen, die mir die Wangen hinunter rannen, konnte ich keineswegs verhindern.
“Er war so brutal! Er wollte es…. Mitten…. Mitten auf den … Gängen machen! Wäre…. Wäre ich nicht….weg…gerannt… dann… oh dann…!“ weiter kam ich nicht, denn der Anprall von den unangenehmen Geschehnissen konfrontierte meine innerlichen Augen und das Szenario von vorhin, spielte sich in meinem Kopf ab, gemischt mit Vermutungen, was er mit mir angestellt, wenn ich ihm nicht entkommen wäre.
Die Schwäche packte mich also an die Gurgel und ich fiel Rachel um den Hals, wobei man diese Geste wohl oft als Zeichen der Freude ansah, doch jetzt brauchte ich jemanden, an den ich mich stützen konnte, Wort wörtlich. So heulte ich mich tatsächlich an ihrer Schulter aus und ich Närrin dachte nicht einmal daran, dass ich ihre Klamotten mit Make-Up bedrecken konnte. Ich fühlte mich nur so hilflos und verloren, ja fast schon ohnmächtig, sodass es mir unmöglich war, weiter dort zu sitzen und Rachel alles in klarer Stimme zu erklären. Ich sehnte mich nun mal zu Stark nach Trost, als nach Erklärungen….
| | |
|
|
|