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Komme von: Wenn die Pflicht ruft ...
Langsam und mit eine katzenhaften Aufmerksamkeit bewegte ich mich durch Hogwarts Gänge mit einem bestimmten Ziel - den nächstbesten Kollegen, der mir bewegnen würde, dazu zu bringen, die Aufsicht für Gryffindors bevorstehendes Quidditchtraining zu übernehmen. Natürlich liebte ich diese Sportart und ich war nicht gewillt, dieses Jahr den Pokal wieder in anderen Händen sehen zu müssen. Es war nun wirklich an der Zeit, dass mein Haus gewann und um das zu erreichen, musste ich nun einen Professor finden, der sich für ein paar Stunden an das Feld setzte und die Kinder beaufsichtigte. Im Prinzip hätte ich es selbst tun können, zumal es mir auch Freude bereitet hätte, doch hatte ich weitaus wichtigeres zu erledigen, das momentan meine ungeteilte Aufmerksamkeit verlangte. Scheinbar ahnten meine Kollegen mein Vorhaben, denn wo man sonst einen nach dem anderen antraf, war nun weit und breit niemand zu erblicken. Hin und wieder liefen Schüler grüßend an mir vorbei, denen ich nur wenig Beachtung schenkte, da mein Augenmerk auf anderen Dinge gerichtet war. Ach, es war doch zum Mäuse melken. Ich fand nicht einen, wie sollte ich gleich 4 überreden, diese Aufgabe zu übernahmen?
Das beste wäre, eine Lehrerkonferenz einzuberufen, sodass man sich sicher sein konnte, dass alle anwesend sein würden. Dann würde ich sie mit meiner Neuigkeit überrumpeln und diesen Überraschungsmoment ausnutzen, um 4 freiwillige Professoren zu bekommen. Ein überaus untypisches Verhalten meinerseits, aber was sollte ich sonst machen? Ich hatte die Wut in Arnes Augen gesehen, wie sehr ihn meine neue Regelung missfiel und ich wusste, dass noch mehr Beschwerden folgen würden. Sicherlich wollten die anderen Hauslehrer einen Sieg, dann konnten sie auch ihre Mannschaft beaufsichtigen oder etwa nicht? Mit diesem Gedanken setzte ich meine energische Suche nach einem Kollegen fort, doch je weiter ich mich den höheren Stockwerken näherte, je mehr sah ich meine Chancen schwinden überhaupt noch jemand anderen als die Gryffindors anzutreffen. Vielleicht sollte ich doch das Lehrerzimmer inspizieren, denn normalerweise hielt sich dort immer jemand auf. Sogleich begann ich das Gedachte in die Tat umzusetzen, indem ich auf dem Absatz kehrt machte und mehrere bewegende Treppen passierte, ehe ich mich schon in der Nähe des angestrebten Raumes befand.
Mein Vorhaben wurde jäh unterbrochen, als ich ein schepperndes Geräusch nicht unweit von meiner Position entfernt vernahm, was mich dazu veranlasste, in meiner Bewegung inne zu halten. Zunächst glaubte ich, mich verhört zu haben, doch als ein Kichern erklang und nur Sekunden später Peeves durch die Wand schwebte, ahnte ich, dass das Scheppern nichts Gutes zu verheißen hatte. Nur kurz verzog sich sein Gesicht beim Erblicken meiner Person, doch gleich darauf wurde es umso schelmischer.
»Ich glaube, da hat ein Schüler mal wieder etwas fallen lassen«, ließ er mit unschuldiger Stimme verlauten, auch wenn seine Züge das Gegenteil vermittelten. »Er ist da lang gelaufen!« Mit seinem fast durchsichtigen Finger zeigte er erst in eine, dann in eine andere Richtung und war so schnell verschwunden, wie er vor mir erschienen war. Ein kurzer Seufzer gepaart mit einem Augenrollen war meine Antwort auf seine Worte. Man hatte mit diesem Poltergeist doch nur Ärger! Innerlich machte ich mir eine Notiz den angerichteten Schaden zu späterer Zeit zu begutachten oder jemand anderen darauf hinzuweisen, doch vorerst hatte ich etwas anderes zu erledigen, das wichtiger war als das verursachte Chaos von Peeves.
Mit nun scheinbar langsameren Schritten näherte ich mich dem Lehrerzimmer, meine Schritte hallte auf dem Marmorboden wieder, was mit dem Rascheln meines Umhangs seltsamerweise momentan das einzige war, was ich hörte. Wäre ich diese Ruhe im Schloss nicht gewohnt, hätte es mir so manches Mal sicherlich Angst bereiten können, doch ich war nun wirklich nicht erst seit gestern in Hogwarts. Somit wusste man die ruhigen Minuten durchaus zu schätzen, besonders wenn man in einem Schloss mit hunderten von Schülern lebte, wie es hier der Fall war.
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Komme von: Quidditch ist ganz (un)gefährlich
Es fiel auf, dass es langsam Herbst wurde. Obwohl es draußen längst hell war, wurde es in die Gänge ohne zusätzliches Licht nicht. Meine Schritte hallten in den fast leeren Gängen. Die meisten Schüler hatten jetzt Unterricht. Simone Bary hatte ich vor dem Krankenflügel getroffen. Eine der Klatschtantenunter den Schülern Hogwarts. Sie war wohl gerade auf der Suche nach einer neuen Sensation. Bei den Schülern war sie deshalb nicht sonderlich beliebt. Simone vertauschte oft Dinge oder drehte sie so, wie sie ihr grade in den Kram passten. Sicherlich war sie auch beim Krankenflügel gewesen um Neues zu erfahren. Doch mittlerweile hatte ich meine Methoden sie ab zu schütteln.Gleich zu beginn hatte ich ihr erzählt, dass es nur langweilige Grippefälle gab, an denen man sich jedoch leicht anstecken könnte. Zu meinem Glück war Simone scheinbar nicht die hellste, denn zumindest in den meisten Fällen glabte sie mir wo andere längst den Braten gerochen hätten.
Zuvor hatte ich der schlafenden Kyra das Bein eingerieben, heute Nachmittag wurde sie wohl wieder einigermaßen auftreten können. Ihren Kopf hatte ich kurz abgetastet, konnte jedoch kaum noch Spuren vom Vortag erkennen. Auch Lucia hatte noch geschlafen, als ich gegangen war. Der Trank den sie zu einer schnellen Heilung gebraucht hätte war immer noch nicht fertig, aber es gab zum Glück auch andere Tränke und Kräuter, die zumindest einen langsamen Heilungsprozess herbei führten. Dann hatte ich den Bowtrukle genommen, er war wieder gesund und ich wollte ihn zurück zu Professor Gravton bringen. Damit er sich keine Sorgen mehr machte.
Ich schritt also den Gang entlang und überlegte noch, ob ich nicht vielleicht bei Eric vorbei schauen sollte. Wir hatten uns seit dem Abend an dem wir uns verabredet hatten nicht mehr gesehen. Und immerhin war er noch nicht lange in Hogwarts, ich wollte ihn schließlich fragen, wie es ihm bis jetzt ergangen war. Doch da lief mir gerade Professor McGonnagal entgegen. "Hallo Minerva! Na wie gehts dir? Dein Haus macht schon gleich ganz schön wirbel. Ich denke du weißt, dass Lucia Govanni und Kyra Highsmith im Krankenflügel liegen."
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Der Gedanke, jemanden im Lehrerzimmer anzutreffen, kam mir mit jedem Schritt unwahrscheinlicher vor. Heute fiel mir wohl zum ersten Mal seit längerem wieder auf, wie ruhig es doch in einem Schloss sein konnte, sobald die Schulglocke den Unterricht angekündigt hatte. Entweder befanden sich also die Krachmacher in einem Klassenzimmer oder in der Bibliothek, um sich ihren Hausaufgaben zu widmen, womit ich mit Sicherheit verlauten lassen konnte, dass die Vormittagszeit meist die schönste Zeit zum Ausruhen war, wenn man nicht Unterrichten musste. Ja, mit eben diesem Gedanken schlenderte ich also zum Lehrerzimmer und hatte fast das schlechte Gefühl, dort niemanden vorzufinden, vergessen. Man sollte ja schließlich in jeder Situation immer das Beste sehen und nicht pessimistisch durch die Welt marschieren. So setzte ich meinen Weg langsam fort, lauschten den rhythmischen Geräuschen meiner Schuhe und musterte die vertraute Umgebung.
Scheinbar wollte sich jedoch mein Glück zum Guten wenden, denn in das Wiederhallen meiner Schritte mischte andere, die sich langsam in meine Richtung bewegten. Egal, wer die herannahende Person war, ich würde ihn schon auf irgendeine Art und Weise dazu bringen, beim Training auf die Schüler aufzupassen. Schließlich würde jeder Lehrer einsehen, dass es nur zu seinem Besten sein konnte, wenn die Schüler ihre aufgestauten Emotionen beim Quidditchspielen herauslassen konnten. Voraussetzung dafür war natürlich, dass es sich um eine der erwachsenen Personen des Schlosses und nicht um einen Schüler handelte. Ich verlangsamte somit meine Bewegung, um die unbekannte Person an der nächsten Ecke in Empfang nehmen zu können, um welche sie auch im nächsten Augenblick geschritten kam. Ja, sie war die richtige Wortwahl, denn es war Rosa, welche ich zur Abwechslung mal nicht im Krankenflügel antreffen konnte. Sie war genau die passende Person für mein Vorhaben, denn sie konnte zum einen aufpassen, dass sich die Ereignisse des gestrigen Abends nicht wiederholten und könnte leichte Blessuren an Ort und Stelle heilen.
Ein freundliches Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als sich meine Bewegung wieder aufnahm und mich langsam in ihre Richtung bewegte, um sie auf der Hälfte des Flurs zu treffen.
»Rosa, bin ich froh dich zu sehen«, sprach ich die Heilerin schließlich an, welche mich mit ebenso höflichen Worten begrüßte, als wir uns endlich gegenüber standen.
»Ich kann mich nicht beschweren, obgleich der gestrige Abend so turbulent verlaufen war. Und wie geht es dir?« Ein kurzes Gespräch, bevor ich mein eigentliches Anliegen kundtun würde, konnte sicherlich nicht von Nachteil sein. Glücklicherweise kam die Heilerin auch indirekt auf das Quidditchtraining zu sprechen, sodass ich nun die Gelegenheit erhielt, mich langsam heranzutasten.
»Ich wurde davon bereits in Kenntnis gesetzt. Ich wünschte jedoch, das Schuljahr würde nicht so derart schlecht für mein Haus beginnen. Nicht nur die Minuspunkte, sondern die immer häufiger werdenden Verletzten breiten mir großes Kopfzerbrechen.« Ich konnte mich gar nicht mehr an ein Jahr zurückerinnern, an dem es genauso negativ begonnen hatte. Das einzige, was mir zumindest ein wenig die Sorge nahm, war die Tatsache, dass nicht nur Gryffindor sondern alle Häuser von einer Pechsträhne befallen waren. Woran nicht zuletzt die Schüler selbst Schuld waren, schließlich musste sie ja gleich zu Beginn demonstrieren, wie mutig sie in den Ferien geworden sind.
»Jedenfalls, um mich zu wiederholen, bin ich froh dich zu treffen, denn ich habe ein außerordentlich wichtiges Anliegen.« Mit diesem Satz hoffte ich, Rosas Aufmerksamkeit vollständig auf mich zu lenken und zu zeigen, wie wichtig mir meine nächsten Worte waren.
»Sicherlich hast du bereit zu Gehör bekommen, wie Miss Giovannis Verletzungen zustande kamen. Um ein Fortsetzen derartiger Vorkommnisse auszuschließen habe ich das Training vorläufig untersagt, bis ich jemanden gefunden habe, der sich freiwillig dazu entschließt, auf die Schüler aufzupassen.« Ich war mir sicher, dass die Heilerin bereits durch mein Gesagtes erahnen konnte, auf was ich hinaus wollte.
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Es war dieses anzügliche Lächeln, dass ich meist bei Männern aufsetzte, wenn ich bereit war den Abend mit ihnen zu verbringen, ohne bereits entschieden zuhaben wie lange dieser Abend sein würde. „Die Freude liegt ganz bei mir!“ und ein zusätzliches Zwinkern huschte über meine Augen. Und obwohl Minerva eine Frau war, musste ihr die enge meines Umhangs auffallen. Mir war die enge jedenfalls sehr wohl bewusst und sowohl das Minerva eine Frau war als auch der Altersunterschied störte mich sehr wenig. Eine kurze Bewegung die danach aussah als wollte ich die Hand der Professorin ergreifen beendete zumindest für mich die Wirkung meines Auftritts und ließ mich dem eigentlichen Thema zuwenden. Doch auch für Minerva dürfte dass nicht schwer sein, immerhin kannte sie mich mittlerweile ganz gut. Trotzdem mochte ich es egal mit welchem Professor von Hogwarts immer etwas zu flirten.
Sachlich wie Professor McGonnagal eben war, gab sie einen kurzen Bericht über ihr Befinden und ließ die Gegenfrage mir gegenüber natürlich nicht aus, und obwohl sie sehr flüchtig über ihre Lippen kam, wusste ich, dass sie ernst gemeint war und nur Wichtigerem unterstellt wurde. „Oh mir geht es vorzüglich. Nur beginnt mir das neue Jahr etwas zu arbeitsreich. Nicht dass mich dass stört, aber die Schüler haben wohl darunter zu leiden. Und gerade dein Haus, Minerva, wirklich einfach schade. Aber alles nicht so schlimm. Du brauchst dir zumindest deswegen keine Sorgen machen.“ Der aufbauende Blick hatte wieder etwas einnehmendes. Dies wurde durch einen weiteren Schritt auf Minerva zu noch verstärkt.
Doch noch lies sich Minerva noch nicht beirren weiterhin blieb sie sachlich. Sie verkündete trotzdem ihre Sorge über die Krankheitswelle ihres Hauses und noch weitere Probleme. Doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, kam Minerva zu einer Sache die ihr sehr wichtig zu sein schien. Ich distanzierte mich wieder um sie nicht aus dem Konzept zu bringen. Strich jedoch vorsorglich noch einmal über meine Haar, ob sie auch noch in Ordnung waren. Es war nicht viel was sie sagte, doch es beinhaltete wohl alles was ich wissen musste. „Natürlich weiß ich bescheid. Eine Schande, wer auch immer das getan hat, doch selbst zu mir konnte noch nicht vordringen. Weiß man schon etwas genaueres?“ Die Neugierde hatte mich natürlich gepackt und noch bevor ich meine Zusage machte konnte ich mir diese nichtige Frage nicht verkneifen. „Aber natürlich, werde ich sofern ich Zeit habe gerne mal unsere Schützlinge beaufsichtigen. Ich liebe Quidditch, auch wenn ich zum selbst spielen nie große Ambitionen hatte.“ Etwas weicher fuhr ich fort. „Die Entscheidung muss dir schwer gefallen sein, wo dein Haus doch dieses Jahr gute Chancen hat den Quidditchpokal zu gewinnen."
Die Distanz war wieder gefallen und meine zarte Hand ruhte auf Minervas Schulter. Ein nahezu bezauberndes Lächeln fuhr zur Aufmunterung über meine Lippen. Langsam schritt ich hinter sie und kurz darauf ruhten beide Hände auf ihren Schultern. „Du solltest dich etwas entspannen. Das Schuljahr hat erst angefangen. Es wird sich schon alles einrenken.“ Mein Gesicht war dicht neben ihrem Kopf und mein Atem musste wenn auch nur schwach an ihren Ohren zu spüren sein. Und meine Stimme war sanft, fast gehaucht. Ganz leicht begann ich sie zu massieren. „Etwas Ablenkung täte dir ganz gut. Heute ist Freitag! Ein guter Tag zum ausgehen. Einen Abend wird man uns wohl entbehren können. Und auch Angelus und Eric wären sicher für ein Butterbier zu haben, wenn du noch männliche Begleitung brauchst. Wobei ich nichts gegen einen Frauenabend hätte.“
Schnell wandte ich mich ab. „Jedoch muss Professor Howlin noch seinen Einstand feiern und dies wäre eine gute Gelegenheit. Wobei man dann natürlich auch Galhard, Rebecca und soweit noch einladen müsste. Aber ich glaube Eric ist nicht schlecht um die Beziehung zwischen Slytherin und gerade Gryffindor zu verbessern. Wenn auch mit etwas unkonventionellen mitteln. Nicht war?“ Ich lächelte noch einmal verführerisch bevor mein Gesicht wieder neutral war und ich so wie zu beginn des Gesprächs mit etwas Abstand vor Minerva stand. Es war ihre Sache ob sie auf mein Spiel einging. Wenn sie es nicht tat, tat es jemand anderes.
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Ein kurzer verwirrter Blick, der wohl jedes Mal aufs Neue über mein Gesicht huschen würde, wenn ich mit Rosa ein Gespräch anfangen würde, konnte ich auch dieses Mal nicht vermeiden, als diese auf mein Gesagtes zu reagieren begann. Ich war nun einmal eine Person, die anzügliche Verhaltensweisen keinesfalls täglich zu spüren bekam. Zwar hatte ich die 40er Marke noch nicht überschritten und gehörte mit meinen 36 Jahren noch zu den jüngeren Lehrern, aber dennoch hatte ich die meiste Zeit eher Schüler als Gleichaltrige um mich, die mir nicht unbedingt Schmeicheleien machten, ganz im Gegenteil. Unterdrückte negative Emotionen, die an mich gerichtet waren, waren die einzigen Gefühle, die der überwiegende Teil der jungen Leute für mich übrig hatte, aber mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden. Denn schließlich wollte ich keine Freundschaften schließlich, sondern lehren.
Was in mir jedoch noch mehr Verwirrung verursachte, war die Tatsache, dass Rosa mich, eine Frau, derartig behandelte und da ich eine überaus altmodische Person war, konnte ich mit solchen Dingen demzufolge nur schlecht umgehen. Dennoch versuchte ich mir wie eh und jäh nichts anmerken zu lassen und lenkte meine Konzentration nicht auf ihr Verhalten sondern auf ihre Worte, schließlich wollte ich sie ja als Aufsichtsperson für das kommende Training gewinnen.
Meine Frage über ihr Befinden beantwortete die Heilerin mit gewohnter Offenheit und hatte den Inhalt, den auch ich zuvor mit Bedauern äußern musste. Nämlich dass mein Haus schon zu Beginn des Schuljahres durch vielerlei Dingen in aller Munde war.
»Ja, Arbeit wird mir dadurch auch geliefert, schließlich muss ich nun die Hintergründe für die diversen Vorfälle herausfinden«, erwiderte ich mit einer wenig erfreuten Mine. »Aber glücklicherweise kann ich meine kranken Schüler in guten Händen wissen und das ist schon eine sehr große Erleichterung. Schließlich wird mir so ein Teil meiner Sorgen genommen, sodass ich mich in Ruhe auf die Suche nach den Übeltätern machen kann.« Worte, die ehrlich an Rosa gerichtet waren, denn eine gute und professionelle Heilerin war ebenso wichtig wie der Schulleiter von Hogwarts, um eine Einrichtung wie unsere am Laufen zu erhalten. Ich hatte zwar bis dato nur selten die Krankenstation aufsuchen müssen, aber diese kurze Zeit hatte bereits genügt, um einen sehr guten Eindruck von Rosas Arbeit zu erhalten.
Ich war erfreut, als die Blondine im nächsten Augenblick so gut auf mein angeschnittenes Thema reagierte, schließlich war es mir momentan sehr wichtig. Leider äußerte sie schon zu Beginn, dass sie noch keine genaueren Informationen über die Vorfälle erhalten hatte, obwohl sie immer solch einen engen Kontakt zu den Kindern pflegte. Also würde ich auch von ihr keine weiteren Namen erhalten, was überaus schade war.
»Leider gibt es bis jetzt nur Vermutungen, die durch Schüler aufgestellt wurden und ich noch kontrollieren muss«, erwiderte ich neuerlich sachlich und versucht unbeirrt von Rosas Auftreten fortzufahren.
»Aber ich bin guter Dinge, denn ein Schüler soll erkannt worden sein, der täglich durch sein negatives Verhalten auffällt. Es würde mich nicht wundern, wenn er jemanden aus seinem Haus überreden konnte, bei dem kleinen »Scherz« mitzuwirken.« Damian würde sich noch über das kommende Gespräch freuen, dass sicherlich mit Punktabzügen oder Strafarbeit enden würde. »Was ich mich jedoch frage, ist, ob sie von Anfang an geplant hatten, jemanden zu verletzten oder es nur aus Versehen geschah und es eigentlich nur eine kleine Abschreckung werden sollte« Endlich konnte ich den Gedanken aussprechen, der mir seit dem gestrigen Abend nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Würde das alles strickt geplant worden sein, würde ich nämlich in Zukunft ein strengeres Auge auf alle Schüler werfen müssen. Denn obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte, konnte ein derartiges Szenario jeder Zeit wiederholt werden, schließlich wurde der Hass zwischen Gryffindor und Slytherin mit jedem Jahr schlimmer, sodass man mittlerweile auf alles gefasst sein musste.
Bei den folgen Worten der Heilerin heiterten sich meine Gesichtszüge merklich auf und ließen mir einen Stein vom Herzen fallen. Ich hätte nicht erwartet, sie so leicht für den Job zu gewinnen, ohne überredende Argumente aussprechen zu müssen, sodass man mir meine Erleichterung sichtlich ansehen konnte.
»Vielen Dank, Rosa. Du weißt gar nicht, was du mir für einen großen Gefallen tust. Ich hatte schon die Befürchtung, niemanden für die Trainingseinheiten zu finden.« Meine Mundwinkel hoben sich einige Millimeter. Ich war noch nie eine Person der großen Emotionen gewesen und man konnte schon allein diese Gefühlsregungen bei einer Person wie mir als sehr stark bezeichnen.
»Da hast du recht«, fuhr ich mit weiterhin freundlichem Gesicht fort, »Arne hatte mir vor wenigen Minuten von der Aufstellung der neuen Mannschaft berichtet und obwohl ich die Leistungen jedes Einzelnen nicht kenne, bin ich dennoch guter Dinge. Glaube mir, aufgrund der Neuaufstellungen brauchen sie noch genug Training und gerade dieser Umstand hatte mir Kopfzerbrechen breitet, als ich meine Entscheidung fasste. Umso besser ist es nun, dass du dich als Aufsichtsperson zur Verfügung stellst.«
Doch meine zuvor noch freudigen Emotionen wandelten sich in neuerliches Erstaunen um, als sich mir Rosa näherte und schließlich hinter mich trat, um meine Schultern zu massieren. Ein derartiges Verhalten hatte ich noch nie von der Heilerin erleben müssen, denn normalerweise beschränkten sich ihre Treffen auf freundliche Worte und nicht auf Berührungen. Meiner plötzlichen angespannten Haltung konnte man meine Gedankengänge förmlich ablesen und obwohl Massagen normalerweise etwas Beruhigendes hatten, empfand ich es momentan nicht so. Schließlich konnte durch einen unvorhersehbaren Zufall ein Schüler unseren Weg kreuzen und dieses Szenario erblicken. Wer weiß, was dann dort hineininterpretiert werden würde. Je mehr ich meine Gedanken weiterspann, je unangenehmer wurde mir die Situation und wäre es nicht überaus unhöflich gewesen, hätte ich wahrscheinlich einen Schritt nach vorne getan.
»Leider kann ich mich erst entspannen, wenn ich weiß, dass es den Schülern gut geht«, versuchte ich ruhig zu erwidern, doch meine angespannte Haltung blieb.
»Ich habe noch so viele Pergamentrollen auf meinem Schreibtisch zu liegen, die ich schon zu lange vernachlässigt habe. Ich glaube also nicht, dass ich alles bis heute Abend schaffen würde.« Sicherlich würde ich Rosa nun enttäuschen, aber leider Gottes war ich viel zu verantwortungsbewusst, als dass ich mich amüsieren könnte, während noch Arbeit in meinem Büro wartete.
»Geh du ruhig mit den Kollegen nach Hogsmeade, aber ich glaube, ich wäre heute keine gute Gesellschaft. « Warum hatte ich nur das Gefühl, dass sich Rosa mit meinen Worten nicht zufrieden geben würde? Sicherlich würde sie nun versuchen, mich doch noch umzustimmen.
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Minerva tat mir etwas leid. Es hörte sich nach viel arbeit an die Geschehnisse des Vortrages aufzuklären. “Ich kann mich ja einfach einmal umhören. Vielleicht kann mir jemand etwas genaueres sagen. Wenn ich jedenfalls etwas mit bekomme, sag ich dir sofort bescheid. Weiß Professor Dumbledore eigentlich schon von dieser Sache?“ Ich würde bei dem Gespräch mit dem Professor wirklich gerne Mäuschen spielen, denn Albus sah oft vieles nicht so wild wie Minerva. Dann warf die Junge Lehrerin etwas ein, was mich ein bisschen empörte. “Du glaubst doch nicht wirklich, das ein ernster Unfall geplant war? Kyra hatte immerhin nur Glück, es hätte wesentlich schlimmeres passieren können. Niemand würde so etwas wirklich wollen. Das kann ich mir kaum vorstellen. Kleine Neckerreihen, mal ne blutende Nase oder so etwas, das sind Dinge, mit denen man bei einer Teilung der Schüler in Gruppen rechnen muss.“ Ich drückte mich sehr vorsichtig aus, denn ich wusste nicht wie Minerva zu der Sache stand. Aber ich selbst hatte die Hauseinteilung schon zu Schulzeiten nicht gemocht. Wahrscheinlich weil, man ständig die Regeln brechen musste um Abends noch etwas mit seinen Freunden aus anderen Häusern machen zu können. Aber man konnte wohl eh nichts daran ändern. In Hogwarts bestand eben diese Tradition.
Interessiert schaute ich Minerva an, als sie von der neuen Gryffindormannschaft sprach. „Wer ist den in der Mannschaft? Bestimmt wieder Kyra Highsmith und Rafael Abaney. Aber wer noch? Sind auch jüngere dabei? Man ich liebe Quidditch! Und bin wirklich gespannt auf die Saison dieses Jahr. Hoffentlich muss das Training dieses Jahr nicht leiden wegen der Sache gestern. Naja, die meisten Lehrer mögen ja Quidditch also wirst du sicher noch ein Paar finden, die dir helfen. Wie willst du das eigentlich Organisieren? Es muss ja irgendwie eine Chancengleichheit bestehen für die unterschiedlichen Häuser.“ Ich lächelte sie an. Ich war wirklich gespannt und auch wollte ich nicht, dass eine der Mannschaften benachteiligt wurde. Ich mochte alle Häuser und Schüler gleich gerne. Und ich wusste, dass alle Häuser und Kapitäne sich über die neue Regelung aufregen würden. “Wissen eigentlich schon alle Quidditchkapitäne bescheid? Ach was frag ich, so wie ich dich kenne hast du das alles perfekt organisiert.“
“Deinen Schülern geht es wohl allen gut. Die Grippe von Lucia wird wohl noch ein paar Tage länger dauern als ich es gerne hätte. Aber das liegt daran, dass mein Wundermittelchen noch nicht fertig ist. Professor Sanderson wird es aber denke ich bald fertig haben. Und auch ohne es, ist Lucias Krankheit in ein paar Tagen wohl auskuriert. Bettruhe und heißer Tee dürfte schon genügen. Und Kyra... Es würde mich nicht wundern, wenn sie schon wieder im Gemeinschaftsraum ist. Ihr Knie wird noch etwas schmerzen, aber ich habe ihr gesagt dass sie heute wieder den Krankenflügel verlassen kann. Du kannst dich also in aller Ruhe entspannen. Auch wenn Gryffindors manchmal etwas unvernünftig und übermütig sind. Ich denke du kannst deinen Schülern vertrauen. Als bleib locker!“
Die Idee mit meinem Frauenabend lehnte Minerva entschieden ab. Ich war ihr wohl etwas zu direkt gewesen. Ein bisschen musste ich schmunzeln. Minerva war noch jung und trotzdem fehlte ihr wohl für so etwas die Offenheit. Kühl meinte sie, sie müsse noch arbeiten und sie wäre keine gute Gesellschaft. “Aber Minerva, ein Einstand ohne alle Kollegen ist kein Einstand. Und auf dich kann man sicher nicht verzichten.“ Längst hatte ich mich schon ein Stück von ihr Distanziert, um ihr klar zu machen, dass ich ihr auch während des Abends mit Annäherungen verschonen würde. Ich bestehe darauf, dass du mit kommst. Und glaub mir, die Schüler sind nicht böse, wenn sie die Ergebnisse noch nicht gleich bekommen. Ausreden gibt’s keine! Du kommst mit! Ich werde gleich zu Angelus oder Galhard gehen und sie fragen.“ Damit war für mich das Thema erledigt. Minerva musste einfach mit kommen.
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Warum hatte ich mich nur gesorgt, dass sich niemand für meinen Plan finden würde? Im jetzigen Augenblick, in dem ich mich mit Rosa darüber unterhielt, kamen mir meine Zweifel fast lächerlich vor. Eigentlich hätte ich doch wissen müssen, dass sich jeder Lehrer für das Training einsetzen würde, es gab ja auch kaum jemanden, der nicht ein Zuschauer der Spiele war. Ich ging wohl einfach zu sehr von meinem Standpunkt aus, denn ich hatte kaum die Zeit, mich für das Training zum Quidditchfeld zu begeben, um dort vielleicht eine Stunde zu sitzen, statt in meinem Büro diverse Papiere zu bearbeiten. Aber ich hatte im Gegensatz zu meinen restlichen Kollegen gleich 3 Positionen zu bekleiden, die alle für sich schon genug Arbeit verursachten. Vielleicht würde durch die Zusage der Heilerin das Glück auf meiner Seite stehen und sich nun weitere Lehrer finden, die eines der Häuser beaufsichtigen. Meine zuvor noch negativ eingestimmten Gedanken verstrichen mit jeder Sekunde und machten Platz für neuerlichen Optimismus, denn nun konnte ich Rosa als Beispiel für eine verantwortungsbewusste Erwachsene nutzen, die gern diese Arbeit auf sich nahm, um Hogwarts Mannschaften zu unterstützen.
Ich war mir sicher, dass man am Ausdruck meines Gesichtes erkennen konnte, dass sich meine Laune mit jeder vergehenden Minute zu bessern schien und ich weniger gehetzt wirkte. So konnte ich mit einem wesentlich freundlicheren Blick auf Rosas Worte antworten.
»Ich danke dir für deine Hilfe. Sicherlich wirst du in der Krankenstation weit mehr erfahren, als ich im Klassenzimmer.« Nur die wenigsten trauten sich während meines Unterrichts über private Dinge zu sprechen und niemand aus Slytherin würde ein Mitglied seines Hauses freiwillig bei mir »verpetzen«. Somit hatte ich weit weniger Möglichkeiten, etwas Neues herauszufinden.
»Ich habe ihn bis dato noch nicht sprechen können, aber ich bin davon überzeugt, dass er es bereits wissen wird. Schließlich ist er Albus Dumbledore, dem in Hogwarts nichts zu entgehen scheint.« Ein kurzes Schmunzeln kam über meine Lippen. Es hatte mich schon so oft erstaunt, wie viel der Schulleiter wusste, obwohl er meist von mir oder einem anderen Kollegen noch nicht informiert wurde. Bis jetzt konnte ich es mir nicht erklären und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich Albus nie in sein Geheimnis einweihen würde. Schließlich war er eine Person, die sich über Überraschungen, die von ihm ausgingen, sehr zu freuen schien.
Rosas Reaktion auf meine vorsichtig formulierten Worte war in etwa so, wie ich es erwartet hatte. Pure Empörung. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand der Schüler mit Absicht geplant hatte, eine andere Person zu verletzen. Und ich war normalerweise auch nicht eine Professorin, die vom Schlimmsten ausging, aber wenn man hörte, dass sich 2 schon immer bekriegende Häuser derartige Streiche spielten, lag es normalerweise auf der Hand. Doch ehe ich mich weiter in meinen Gedanken verstricken und vielleicht unnötige Anschuldigungen treffen konnte, schickte ich mich lieber an, auf die Worte der Heilerin zu reagieren.
»Ich möchte es nicht glauben, aber ich habe schon oft erlebt, wie tief der Hass besonders zwischen Slytherin und Gryffindor werden kann. Ich hoffe wirklich, dass es der übliche jugendliche Scherz war.« Kurz verlagerte ich mein Gewicht vom einen auf das andere Bein, ehe ich fortfuhr. »Sicherlich werden wir auch nicht herausfinden, ob diese Verletzungen geplant waren. Was ich jedoch bald wissen werde, ist das Wieso, denn niemand kommt aus bloßer Langeweile auf eine derartige Idee.« Zumindest in der Hinsicht hatte ich Vertrauen zu meinen Schülern.
Ich war froh, dass die Blondine nun wieder auf die Quidditchmannschaft zu sprechen kam und ich so meine tristen Gedanken nicht weiter in meinem Kopf herumspuken hatte.
»Da hast du recht«, begann ich auf ihre Vermutungen hin zu erwidern. »Kyra wird zusammen mit Samantha McCollum und Meredith Abaney die Jägerinnen, Claire Potter und Maya Sharma die Treiberinnen und Rafael Abaney der Sucher der neuen Mannschaft sein. Ich selbst war zwar beim Auswahlspiel nicht dabei, aber ich bin mir sicher, dass Arne eine gute Wahl getroffen hat. Vielleicht werden wir dieses Jahr den Pokal in den Händen halten.« Mit einem zuversichtlichen Ausdruck in den Augen sah ich Rosa an und kam kurz darauf nicht umhin, über ihren Enthusiasmus zu schmunzeln. Man merkte der Heilerin wirklich an, wie sehr sie sich für diesen Sport interessierte. Mir ging es nicht anders, nur dass man es bei mir erst beim eigentlichen Spiel wahrnahm. Ja, über die Organisation hatte ich mir schon Gedanken gemacht, seit ich mich für diesen Schritt entschieden hatte und darum viel es mir auch nicht schwer, auf die Frage der Heilerin zu antworten.
»Natürlich wird es eine Chancengleichheit geben, sonst würde es in Hogwarts kein faires Spiel sein. Ich habe es mir so gedacht, dass jede Mannschaft die Chance bekommen sollte, mindestens 3 Mal in der Woche zu trainieren. Das bedeutet, dass an einem Tag jedes Haus, welches möchte, nach dem Unterricht eine Stunde auf das Quidditchfeld kann. Leider würde es nicht mehr Zeit sein, da die Hausaufgaben und das Abendessen nicht vernachlässigt werden dürfen. Und auch die Kollegen können nicht den gesamten Tag auf dem Feld und nicht in ihren Büros verbringen.« Zumindest war dies erst einmal meine grobe Vorstellung der kommenden Wochen, bis ich alle Übeltäter ausfindig gemacht hatte. Ich war nun gespannt, wie Rosa auf meine Idee reagieren und ob sie weitere Vorschläge mit mir teilen würde.
Die Heilerin schien wirklich sehr an meinen Plan interessiert zu sein, denn es folgten weitere wirklich wichtige Fragen. Verständlicherweise wollte sie herausfinden, ob ich jedes der Häuser gleich behandeln würde und das akzeptierte ich.
»Ich hatte leider noch nicht die Möglichkeit, jeden der Kapitäne ausfindig zu machen. Aber ich werde, so bald ich wieder in meinem Büro bin, ein Schreiben auflegen, dass die anderen Häuser informiert. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es anschließend einen Ansturm der Mannschaftsmitglieder geben, die ihrer Empörung Luft machen werden. Das hat Arne sehr anschaulich vorgemacht.« Ein kleines Schmunzeln lag auf meinen Lippen, als ich an die Szenerie in meinem Büro zurückdachte. Natürlich hatte es der Kapitän der Gryffindormannschaft nicht böse gemeint, schließlich war er besorgt, die neuen Mitglieder würden zu wenig trainieren können. Umso mehr hoffte ich daher, dass er mit der Zeit meine drastischen Schritte akzeptieren und nicht Unsinn anstellen würde. Immerhin hatte unser Haus den schlechtesten Start seit Jahren hinter sich.
Neuerliche negative Gedanken, die ich doch eigentlich vermeiden wollte, schlichen sich in meinen Kopf zurück. Und zum wiederholten Male schaffte es die Blondine, sie wieder zu vertreiben, indem sie mir etwas Positives über die Gesundheitszustände meiner Schüler berichtete.
»Wenn wir dich nicht hätten Rosa...!« Wie oft hatte ich schon diese Worte im Unterbewusstsein ausgesprochen? Die Heilerin schaffte es immer wieder, selbst die kritischsten Patienten aufzupäppeln und es dabei auch noch einfach aussehen zu lassen. Ich hatte wirklich einen großen Respekt gegenüber den Leistungen dieser jungen Frau, denn die Heilkunde und Medizin waren mit Sicherheit ein schweres Gebiet. Wir konnten uns somit glücklich schätzen, sie in Hogwarts zu haben, denn sie brachte immer wieder frischen Wind in eine Personalkonferenz. Und auch bei ihren folgenden Worten blieb der positive und bei mir selten gesehene Ausdruck auf dem Gesicht, schließlich erlebte ich es nur selten, dass jemand versuchte, mich für einen Abend in Hogsmeade zu gewinnen. Und tatsächlich begann ich mit einem Mal das für und wider zu analysieren. Vielleicht war es ja doch nicht so verkehrt, wieder unter die Leute zu kommen und nicht den gesamten Tag im Büro zu verbringen. Seit meiner Rückkehr nach Hogwarts hatte ich das Schloss und dessen Gelände nicht mehr verlassen und eigentlich sollte man sein Leben in meinem Alter noch genießen.
»Vielleicht...«, begann ich daher zögernd, »vielleicht ist es ja gar keine schlechte Idee, mal wieder in den Drei Besen vorbeizuschauen. Ich war schon ewig nicht mehr dort, um ein Butterbier zu mir zu nehmen.« Vorsichtig hob ich erneut die Mundwinkel, um ein Lächeln anzudeuten.
»Weißt du schon, um welche Uhr ihr euch nach Hogsmeade begeben wollt?« Ich musste ja schließlich einschätzen können, wie viel Zeit mir blieb, um noch ein paar Papiere zu bearbeiten.
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Meine Neugierde, wer in die Mannschaft der Gryffindors Einzug erhalten hatte, wurde sofort befriedigt. "Oh Meredith, das freut mich aber, die Mannschaft braucht mal wieder ein paar junge Spieler. Sonst gibt es in zwei Jahren keine Mannschaft mehr. Aber du wirst wohl Recht haben Arne wird schon die Richtige Entscheidung getroffen haben. Es wird bei dem ganzen Tumult gestern nicht leicht gewesen sein eine Auswahl zu treffen."
Ich war etwas verwundert, dass Meredith Abaney in der Mannschaft war, da ich nicht gewusst hatte, dass sie auch Quidditch spielt. Aber eigentlich war es mit so einem Bruder wie Rafael nicht verwunderlich, dass sie gut spielen konnte. Doch das Rafael sie nicht davon abgehalten hatte wunderte mich doch ein bisschen, denn sein Beschützerinstinkt war bei Meredith schon sehr ausgeprägt.
"Schaun wir uns mal die anderen Mannschaften an, junge Kapitäne haben oft einen Elan, der leicht unterschätzt wird. Aber ich denke es wird sicher wieder eine Interessante Saison werden, denn so wie ich es sehe, werden auch die anderen Mannschaften zum größten Teil aus guten erfahrenen Schülern bestehen."
Ich war jedes Jahr wieder hin und her gerissen für welche der Hausmannschaften ich war. Ravenclaw, mein altes Haus, hatte ich natürlich schon ein bisschen favorisiert, aber nicht so ausgeprägt, dass ich mich nicht für die anderen Mannschaften freuen würde. Aber das war wohl als Heilerin gerade gut, wenn man unparteiisch war.
Minerva hatte sich die Sache schon gut überlegt, es gefiel mir, dass sie jeder Mannschaft gleich oft die Möglichkeit zum trainnieren geben wollte. Ob diese die Möglichkeit wahr nahmen war ja dann ihre Sache. "Das wird sicher ein großer Organisationsaufwand. Hogwarts kann froh sein, dass es so eine motivierte Lehrerin hat wie dich, die sich diese Arbeit auch macht." Manchmal bewunderte ich Minerva wirklich wie sie alle ihre Aufgaben so hinbekam. Natürlich meine Arbeit war auch Zeitaufwendig und sie ging wohl auch über die rein Körperliche Heilung hinaus, aber trotzdem hatte ich immer das Gefühl viel mehr Zeit zu haben als die junge Lehrerin. Aber so wirklich wusste ich auch nicht, ob sich Minerva nicht auch die Zeit nehmen könnte, wenn sie wollte. Die Frau wahr wohl eben einfach ein Arbeitstier im Gegensatz zu mir. Auch wenn ich nicht faul war.
"Eben Minerva, du gehts heute Abend mit uns weg. Es gibt nichts was so wichtig ist, dass man es nicht auf morgen verschieben könnte. Und ein gutes Butterbier hat noch niemandem geschadet." Ich hatte eigentlich vermutet das noch mehr Bearbeitunszeit nötig sein würde, aber ich freute mich sehr, das Minerva sich überlegte mit zu gehen. Außerdem hatte ich so das Gefühl, das ich langsam wieder in den Krankenflügel musste. Ich würde also so schnell wie möglich weiter ziehen. "Ich hab noch keine Ahnung, gibt es eine Zeit die dir besonders gut passt? Ansonsten sag ich dir später einfach noch bescheid, wann wir gehen. Ich muss mich nämlich jetzt leider von dir verabschieden. Mein Gefühl sagt mir ich werde dort gebraucht. Also ich freue mich, dass du heute Abend mit gehst! Also bis dann" Ich wartete noch eine Antwort wegen der Uhrzeit von Minerva ab. Ich redete mittlerweile auch schon so, als wäre es sicher, dass sie mit gehen würde. Dann verabschiedete mich noch kurz, um mich dann in Richtung Krankenflügel davon zu machen.
Gehe nach: Auf der Flucht vor dem Pöbel
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Ja, ich merkte der Heilerin wirklich ernst gemeintes Interesse an und nicht nur höfliche, aber vorgespielte Neugierde für die Quidditchmannschaften, um mich glücklich zu stimmen. Oft genug hatte man das Vergnügen, auf Personen zu treffen, die einzig und allein darauf aus waren, sich Pluspunkte bei einer höher gestellten Person zu ergattern. Nicht zuletzt war dies auch der Fall bei einigen Schülern, denen dann von den anderen Jugendlichen das Wort »Schleimer« hinterher gerufen wurde. Meist unbegründet, in Ausnahmefällen lagen sie jedoch bei dieser Bezeichnung richtig, schließlich bekam auch ein Lehrer ein derartiges Verhalten mit. Glücklicherweise war dies bei mir eher ein Ausnahmefall, ich behandelte jeden gleich, auch wenn jemand herausstechen wollte. Irgendwann würde jeder den Versuch aufgeben, sich Extrasymapthie bei einem Lehrer zu verschaffen und sich herumsprechen, dass dieser eine harte Hand im Unterricht führte. In den Jahren hatte ich mir eben dies angeeignet und war zu einem angesehenen, dennoch strengen Professor geworden. Und das allein zählte für mich. Natürlich würde ich niemals behaupten, dass überhaupt ein Kollege ein sogenannter »Schleimer« war, denn bis dato hatte ich so etwas nicht erleben müssen. Doch man hatte genug Bekannte in anderen Schulen, die von derartigen Verhaltensweisen mehr als betroffen waren und froh wären, etwas ändern zu können.
Mit einem freundlichen Lächeln blickte ich die Heilerin vor mir an und kam nicht umhin, kurz ein Nicken als Bestätigung zu zeigen.
»Da hast du natürlich recht, Rosa. Neue Spieler bedeuten ja, dass neue Ideen in die Mannschaft gebracht werden und selbstverständlich ebenso neuer Elan. Auch wenn die einzelnen Mitglieder noch so gut sind, hört man doch oft genug von Trainerwechseln, um Veränderungen zu schaffen. Da wir ja keine richtigen Trainer haben, ist dies die einzige und wirklich sinnvolle Möglichkeit, um den Pokal zu ergattern.« Immer mehr kam mein Interesse für diese Sportart zum Vorschein, was mir zu Beginn meiner Lehrerlaufbahn noch unangenehm war, empfand mittlerweile jeder als normal und sogar positiv. Wer wollte schließlich keinen Lehrer haben, mit dem man hitzige Diskussionen über ein Spiel führen konnte? Nun gut, es kam äußerst selten vor, dass ich mich mit einem Schüler darüber unterhielt, aber ich würde auch nie behaupten, dass es noch gar nicht vorgekommen wäre.
»Natürlich wird es eine interessante Saison, so wie jedes Jahr«, fuhr ich fort und bestätigte gleichzeitig Rosas vorhergehende Worte. »Auch wenn ich hoffe, dass mein Haus dieses Jahr den Quidditchpokal gewinnt, weiß ich, dass Arne viel Arbeit dafür investieren muss. Leicht wird es mit Sicherheit nicht.«
Wäre ich nicht so diszipliniert in der Gefühlswelt, hätten sich nun aufgrund von Rosas Kompliment meine Wangen gerötet. Denn es erfreute wahrscheinlich jeden, wenn er derartige Worte als Ergebnis seiner harten Arbeit erhielt.
»Vielen Dank, Rosa. Aber ich glaube, jeder in meiner Position würde sich dafür einsetzen, dass die Schüler ihr Training fortführen können. Ich mache eben auch nur das, was ein jeder Tag für Tag zum Wohle der anderen vollführen würde.« Mit Sicherheit war ein jeder mittlerweile von mir gewohnt, dass ich Komplimente auf eine solche Weise herunterspielte und meine Arbeit und Mühe als selbstverständlich ansah. Schließlich wäre ich sonst in meiner Position als stellvertretende Leiterin von Hogwarts - der Schule für Hexerei und Zauberei fehl am Platze.
»Ich hoffe natürlich auch, dass sich meine Planung wirklich so umsetzen lässt, ohne dass Reibereien zwischen den Häusern entstehen. Denn das wäre nun wirklich das allerwenigste, was ich erreichen wollte.« Es genügte mir schon, dass Gryffindors und Slytherins niemals enge Freundschaften eingehen würden und es ewig Konflikte zwischen ihnen geben würde.
Rosa schien es wirklich zu freuen, dass ich für den Abend zugesagt hatte, ohne dass sie lange Überredungskünste zeigen musste. Ich war mir auch nicht sicher, warum ich so zeitig mein Ja gegeben hatte, aber nun war es geschehen und ich fühlte mich sogar angenehm überrascht. Ich war mir sicher, dass es ein gelungenes Treffen werden würde, Konversationen zwischen Freunden und Kollegen hatten schließlich noch niemandem geschadet und sorgten dafür, dass man einander näher kennen lernte.
»Ach, nach dem Abendessen ist mir eigentlich jede Zeit genehm. Am besten schickst du mir eine Eule mit der genauen Zeit und dem Ort und ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu erscheinen.« Die Arbeit, so seltsam es bei mir auch klingen mochte, konnte nun wirklich ein paar Stunden länger auf sich warten lassen -sie lief ja schließlich nicht weg. Ihre folgenden Worte kamen plötzlich und ich fand es wirklich schade, dass unsere Unterhaltung nur so kurz angedauert hatte. Andererseits war es jedoch auch in der Hinsicht von Vorteil, denn so hatte ich die Möglichkeit, noch bis zum Abend das Wichtigste zu erledigen.
»Ja, ich sollte auch wieder in mein Büro zurückkehren. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Vormittag und bis heute Abend. Auf Wiedersehen.« Ein letztes, freundliches Lächeln und ich drehte mich in die Richtung um, aus der ich gekommen war. Langsamen Schrittes näherte ich mich meinen 4 Wänden, um die Arbeit wieder aufzunehmen.
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