|
|
|
Komme von: LilaLaunebär
Die Verabschiedung von Arne war zwar kurz gewesen, doch das war Absicht, denn ich hatte gemerkt, dass er noch etwas vor hatte, das wichtig für ihn war. Und mir würde eine Pause auch gut tun. Ich ging in Gedanken schon das Ritual durch, dass ich nach fast jedem Match hatte. Ich würde mich lange unter die heiße Dusche stellen, meine Schulterpartie berieseln lassen und mich dann in gemütliche Klamotten werfen, vielleicht in meinem Bett noch etwas in meinem Quidditchbuch lesen und schauen, welche Manöver ich nächstes Mal fliegen würde. Ich wollte so bald wie möglich wieder auf meinen Besen steigen. Ja mein Besen… MEIN BESEN….ich blieb wie angewurzelt stehen und versuchte mich krampfhaft an den gestrigen Tag zu erinnern. War mein Fluggerät bei meinem Sturz vielleicht zu Bruch gegangen und Arne hatte mir nur von seinen Plänen erzählt, weil er mich vor dieser Neuigkeit schützen wollte?? Nein, dass hätte er nicht gemacht. Er wusste, wie sehr ich an meinem Besen hing.
Langsamen Schrittes ging ich nun weiter, immer noch in Gedanken am Quidditchfeld, um mich an etwas zu erinnern, doch es blieb schwarz…schwarz, als hätte man mich bei einer Mondfinsternis in einen Wald gestellt und ich müsste nun ohne Hilfe den Weg heraus finden. Es begann mich zu frösteln, aber gleichzeitig wurde ich auch wütend, weil ich wusste, dass dieser Unfall nicht zufällig passiert war. Irgendwer trug die Schuld daran und dieser sollte dafür büßen. Es konnten nur Slytherins gewesen sein und ich musste mich schon sehr täuschen, wenn nicht meine „beste Freundin“ auch ihren Beitrag dazu geleistet hatte.
Ich begann tiefer zu atmen, mich auf meinen Atem zu konzentrieren, um mich zu beruhigen. Wie turbulent die letzten Tage gewesen waren und wie viel passiert war. Ich erinnerte mich wieder an Rafael, den ich gesehen, nachdem ich zum ersten Mal wieder die Augen aufgeschlagen hatte. Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Was machen, wenn ich ihn traf? Er hatte sich so anders benommen, dass ich überhaupt nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Auch ich war anders gewesen und damit konnte ich schon überhaupt nicht klarkommen. Oder war das doch der Zaubertrank gewesen, den mir Rosa gegeben hatte?? Vor mich hingrübelnd schlenderte ich die kühlen Gänge entlang und spürte abermals eine Gänsehaut, die sich über meinen Rücken ausbreitete. Ohja, eine Dusche würde mir jetzt gut tun. Voller Vorfreude stieg ich die Stufen zum nächsten Stock hinauf…nicht mehr viel und ich war dort. Konnte meine Sachen ablegen und die Wärme genießen, die mir in den kahlen, kalten Gemäuern abging. Nur noch etwas und ich würde mir die Wärme, die momentan anscheinend aus meinem Inneren gewichen zu sein schien, mit der Hilfe des heißen Wassers der Dusche, wieder holen….
| | |
|
|
|
|
Komme von: Quidditch hier, Quidditch da
Dass Maya allerdings Julie nichts erzählt hatte, oder Julie wieder einmal nicht zugehört hatte, wie meistens wenn’s um Quidditch ging, schockierte mich doch ein wenig. Beim Frühstück erzählte ich das ganze noch einmal, obwohl ich an Julies Blick sah, dass ihr das nicht sonderlich gefiel. Es war mir egal, ich wollte darüber reden und vor allem wissen, wie man gegen diese Slytherins vorgehen könnte. Ich überlegte das ganze Frühstück lang, auch als ich mit der Erzählung gestoppt hatte und sich das Thema änderte. Wir hatten noch beschlossen, hinaus zu gehen, doch da Julie nicht richtig gekleidet war und ging, um sich umzuziehen, beschlossen Maya und ich, das ganze zu verschieben. Man konnte auch am Nachmittag die Sonne genießen, immerhin hatten wir ja frei. Außerdem geisterte mir Kyra durch den Kopf und ich wollte nach ihr sehen. Schon seltsam irgendwie, dass mich ausgerechnet dieses Mädchen so sehr beschäftigte.
Nachdem Maya und ich abgemacht hatten, dass wir uns später treffen könnten und sie dann Julie Bescheidsagen würde, ging ich Richtung Krankenflügel davon. Ich schätzte, dass Kyra noch immer im Bett lag und hoffte gleichzeitig, dass Arne nicht bei ihr war. Nicht dass ich ihn nicht gern hatte, ganz im Gegenteil, doch ich wollte mit ihr alleine reden… Und seine Vorwürfe auch nicht hören, die konnten warten. Denn ich wusste, dass sie kommen würden. Er hing einfach zu sehr an der frechen Gryffindor, mit der ich immer meine Probleme hatte… Noch in meine Gedanken versunken schritt ich den Weg zum Krankenflügel hin und öffnete leise die Türe, um hinein zu spähen, ob ich auch niemanden störte. Mein Blick fiel auf das Bett, in dem Kyra gestern gelegen hatte und es war leer! Die Bettdecke war zurückgeschlagen und das Mädchen war weg! Schnell suchten meine Augen den restlichen Raum ab, fanden aber nur Delano und Julian, die bei Lucias Bett standen und so schloss ich leicht frustriert wieder die Türe. Wo konnte sie nur sein?
Mit schnellen Schritten eilte ich Richtung Gemeinschaftsraum der Gryffindor, um sie vielleicht dort anzutreffen. Keine Ahnung warum, aber das Bedürfnis mit ihr zu reden, zu sehen wie es ihr ging wurde immer stärker. Vielleicht lag es daran, weil ich sie gestern in den Krankenflügel getragen hatte und sie jetzt nicht mehr da war, was mir ziemliche Sorgen machte. Hatte Rosa sie schon entlassen? Meine Füße eilten über die Treppen die Gänge entlang und als ich vor mir die Stimme von Arne hörte, wurde ich abrupt langsamer. Eigentlich wollte ich IHM nicht über den Weg laufen, doch als ich auch Kyra hörte, blieb ich stehen und wartete. Ich hoffte, dass er gehen würde, doch wenn die Zwei einmal zusammen waren, trennte man sie so schnell nicht wieder… Ich wollte mich gerade umdrehen und wieder gehen, als ich Kyras leicht lauteren Worte vernahm. »JA ich schaff das schon alleine…Und jetzt mach das, was dir schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrt.« einen Moment stutzte ich, bevor ich ein wenig vor ging und sah, dass Arne tatsächlich verschwand.
Ein leichtes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit und ich folgte Kyra langsam, noch nicht sicher, ob ich sie wirklich ansprechen sollte. Was, wenn sie mich wieder anfuhr und anfing, beleidigend zu werden? Nun, ich würde dann gleich reagieren, aber eigentlich hoffte, ich, dass sich das 'Verhältnis' – wenn man es so nennen konnte – von gestern nicht verschlechtert hatte durch Arnes Besuch. Als sie plötzlich stehen blieb, wäre ich beinahe in sie gerannt, da ich nicht auf ihre Bewegung geachtet hatte, doch ich konnte rechtzeitig stoppen und betrachtete sie leise. Ich beobachtete ihre Schritte, wie sie dem Gemeinschaftsraum immer näher kam und aus einem Impuls heraus entschied ich, dass ich gar nicht wollte, dass sie hinein ging. Ich wollte mit ihr alleine sein und dort würden garantiert irgendwelche Leute sein, die sie in ein Gespräch verwickeln würden. Immer noch leise schritt ich dicht hinter sie und berührte leicht ihren Arm. »Kyra...« Meine Stimme war leise und im ersten Moment wollte ich nichts außer ihren Namen sagen doch dann kam ich mir seltsam vor und redete weiter. »Geht’s dir wieder besser?« Mein Blick war ruhig, undurchschaubar und meine Hand hatte ich wieder zurückgezogen, mich vorbereitend auf einen Angriff von ihr.
| | |
|
|
|
Gedankenversunken hatten mich meine Schritte wie von selbst in die richtige Richtung geleitet. Ich wusste genau, wo ich hinmusste, hatte schließlich schon sechs Jahr in diesen alt-ehrwürdigen Gemäuern verbracht, doch ein Gefühl, wie es mich in diesem Moment durchfuhr, hatte ich schon lange nicht mehr gespürt. Es war ein Mittelding aus Erleichterung, dass meine Schmerzen nicht mehr präsent und meine Wunden fast schon verheilt waren, aber auch eine tiefe Traurigkeit und gleichzeitige Wut vorhanden. Wobei die Gänsehaut, die mich immer wieder erschauern ließ, auch noch ihren Teil dazu beitrug, dass das Gefühl der Traurigkeit und fast schon Schwäche, mich übermannen würde. Ich war froh, dass ich in diesem Moment alleine war...wirklich....oder war es doch wieder nur eine der Situationen, in denen ich mir diesen Gedanken einredete, um mir selbst nicht eingestehen zu müssen, dass ich mir Gesellschaft gewünscht hätte?? Ich hatte Arne weggeschickt, da ich gewusst hatte, dass er noch etwas wichtiges zu tun hatte, dennoch...seine Nähe und auch die Neuigkeiten, die ich an diesem Tag erfahren hatte, waren wie kleine Funken, die in mir langsam ein Feuer entfachten, das aber nicht positiv wärmend, sondern eher auskühlend wirkte. `Besser ich erzähle Mum und Dad nichts von dem Unfall...wenn es die Katze nicht schon getan hat...nicht auszudenken, wie sie reagieren würden. Das kleine Mädchen, dass vom Besen fällt. Mein Dad würde mich vielleicht auch noch fragen, warum ich nichts dagegen unternommen hatte und Mum würde vielleicht gleich herfliegen oder eine Verwandte schicken....´ Bei diesen Gedanken versuchte ich noch mehr Wärme zu mobilisieren, als ich es schon zuvor versucht hatte.
Meine Familie...mein Bruder...wie weit entfernt sie mir doch waren. Dennoch...ich war nun in Hogwarts und musste meinem Vater beweisen, dass ich doch auch als Mädchen, speziell als Hexe, viel auf dem Kasten hatte. Vielleicht würde es Arne zur Abschlussfeier schaffen, wo auch sicherlich meine Familie anwesend sein würde. Diese Unterstützung würde ich mir wünschen...doch bis dahin waren es noch zwei Jahre, also noch genug Zeit. Ja, diese Zeit würde ich auch noch hinter mich bringen und somit noch zeigen können, was in mir steckt. `Kopf hoch!´ Ich richtete mich etwas mehr auf, fröstelte zwar noch immer, aber das schlechte Gefühl, von zuvor, war definitiv schwächer geworden. Und gerade in diesem Moment passierte es....ich spürte eine Berührung. Meine Augen weiteten sich und im nächsten Augenblick vernahm ich auch schon die Stimme, die zu der Person gehörte, deren Hand mich berührte. »Kyra...« `Rafael!´ Mein Kopf drehte sich nach rechts und ich sah über meine Schulter. Die Hand hatte sich schon zurück gezogen und da stand er. Keinen Meter von mir entfernt. »Geht’s dir wieder besser?« Langsam drehte ich mich um. Ich hatte zwar daran gedacht, wie ich mich verhalten, wenn ich ihn wieder sehen würde, doch konnte meinen Plan nicht gerade umsetzten. Hatte ich denn eigentlich einen?? Nicht wirklich. Ich stand ihm nun gegenüber. Sah ihn für einen Moment nur an. Die Gedanken von zuvor waren wie weggefegt. Er war hier..."Warum...??" Meine Augen suchten in seinem Blick Antworten, doch es schien fast so, als würde man einen schwarzen Punkt auf einer schwarzen Wand suchen. Plötzlich merkte ich, dass ich meine Gedanken wirklich laut ausgesprochen hatte. Er musste sich bestimmt fragen, was dies zu bedeuten hatte. “Ähm…ja mir geht’s schon besser…Rosa meinte, dass ich mich nur etwas schonen muss, weil das Bein noch nicht ganz auf der Höhe ist, aber sonst…wieder tip-top in Ordnung. Was….Was tust du hier??“ Meine Hände glitten über meine Arme, um mir etwas Wärme zu verschaffen. Ich hatte doch nur unter die Dusche wollen und jetzt….ja jetzt stand ich ihm gegenüber…er war da…leibhaftig und in Fleisch und Blut…..endlich.
| | |
|
|
|
Dass sie in Gedanken war, weit weg von ihrem Körper sah man ihr irgendwie an, selbst von hinten. Woran sie wohl dachte? Neugierig beobachtete ich ihr voranschreiten und ihre Bewegungen. Sie schien leicht zu frieren, zumindest wirkte es so, doch sicher war ich mir nicht. Gerade als ich sie berührte, straffte sie ihren Körper und ich dachte schon, sie hatte mich bemerkt und wollte mir eine scheuern. Zugetraut hätte ich es ihr, doch es kam gar nicht dazu. Recht schnell wandte sich ihr Kopf, als ich ihren Namen aussprach und ihre dunklen Augen blickten direkt in die meinen. »Warum…??« fragte sie und ein wenig erstaunt hoben sich meine Augenbrauen. Warum was? Was war denn los? Was wollte sie? Warum fragte sie nach? Sie schien in meinen Augen nach etwas zu suchen, ihr Blick wirkte rastlos und meiner wurde indes immer fragender. Irgendwie verstand ich im Moment gar nichts mehr.
»Ähm…ja mir geht’s schon besser…Rosa meinte, dass ich mich nur etwas schonen muss, weil das Bein noch nicht ganz auf der Höhe ist, aber sonst…wieder tip-top in Ordnung. Was….Was tust du hier??« Nun vermittelte sie wirklich das Gefühl, dass sie fror, zumindest deutete ich ihre Geste, als wolle sie sich selbst wärmen, was in ihrer Kleidung recht schwierig sein durfte. All zu viel hatte sie nicht an und schon gar nicht für diese Temperatur. »Was warum?... Was wolltest du fragen… Kyra?« ich sprach ihren Namen eigentlich recht selten aus, zog es oft vor, sie mit anderen Bezeichnungen aufzuziehen und zu ärgern und irgendwie fiel es mir noch schwer, den Namen wirklich auszusprechen.
Auf die Frage, was ich hier machte, musste ich leicht schmunzeln, doch so schnell wie es hier war, verschwand es auch wieder. »Nun.. ich denke, das ist der Weg zu unserem Gemeinschaftsraum, oder lieg ich da falsch?« Obwohl das Lächeln verschwunden war, blitzten meine Augen dennoch freundlich auf und nichts zeugte davon, dass ich sie ärgern wollte. Dann allerdings wurde mein Blick wieder ernster und vorsichtig hob ich meine Hände, um sie an ihre Arme zu legen. »Ich hab dich gesucht.. Du warst nicht im Krankenflügel… Und falls du dich erinnerst… Hat Rosa durchblicken lassen, dass ich wieder kommen soll…« Leicht bewegte ich meine Hände auf ihrer Haut, spürte, dass ihr wirklich kalt zu sein schien und fuhr mit meinen Händen leicht ihre Arme hinauf, allerdings ohne irgendwelche böse Absichten, einfach nur um sie zu berühren… Und seltsamerweise fühlte es sich gut an, irgendwie … so als ob es niemand wissen durfte und doch so vertraut… »Und… weil ich wissen wollte, wie du dich fühlst… wie es dir geht…«, setzte ich nach einem Moment noch nach und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
| | |
|
|
|
Schon kurz nach meinen Fragen, hätte ich mich am liebsten umgedreht und wäre davon gelaufen. Hatte ich mich wirklich SO vor Rafael gezeigt?? Verletzlich, oder gar schwach. Ein Wort, das in der Highsmith Familie nicht wirklich geduldet wurde?? Doch meine Überraschung, ihn zu sehen, war einfach zu groß gewesen. Ich hatte mich sofort wieder an unser gestriges Gespräch erinnert. Wie ich ihn gesehen hatte, nachdem ich wieder zu Bewusstsein gekommen war und wie er mich, obwohl wir wie immer gezankt hatten, dennoch beruhigt hatte und einfach nur für mich da gewesen war. Er hatte zwar den Auftrag von Arne bekommen, aber konnte es denn auch möglich sein, dass er nicht nur deshalb geblieben war?? Oder mich nicht nur gesucht hatte, weil ihm Rosa gesagt hatte, dass er am nächsten Tag wieder vorbeischauen sollte?? Genauso wie mein Blick zuvor, wurde jetzt auch seiner fragend. Ich konnte ihn gut verstehen, hatte doch dieses „Warum?“ nicht wirklich ausgesagt, was ich denn wissen wollte. Nämlich, warum er denn gerade jetzt hier war. Ob er gefühlt hatte, wie schlecht es mir ging und mir Gesellschaft leisten wollte, damit ich mich nicht ganz so einsam fühlte, wie ich es in dem Augenblick getan hatte, als mir Arne verklickerte, dass er nur mehr ein Jahr in Hogwarts bleiben würde. Ja….in diesem Moment hatte ich mich alleine gefühlt. Nicht, weil ich es in diesem Moment tatsächlich gewesen war, denn mein bester Kumpel hatte mich doch in den Arm genommen und war für mich da gewesen, dennoch…der Gedanke an das Abschlussjahr ohne ihn schnürte mir jetzt schon die Brust zusammen. Und dann war er gekommen….und stand nun vor mir…kannte sich genauso wenig aus, wie ich mich bei ihm zuvor.
»Was warum?... Was wolltest du fragen… Kyra?« Ich hatte kurz zu einem der Fenster gesehen, durch das ein paar Sonnenstrahlen schienen und zuckte bei der Erwähnung meines Namens kurz zusammen. Ich war es einfach nicht gewohnt diesen aus seinem Mund zu hören. Warum wollte ich mich auf einmal mit ihm verstehen?? Wollte ihm alle meine Probleme anvertrauen, über meinen Schatten springen??
“Ähm….gar nichts…vergiss es…war nicht so wichtig.“, erklärte ich mit etwas gefestigterer Stimme, ehe er mir auch eine Antwort auf meine zuvor gestellte Frage gab. »Nun.. ich denke, das ist der Weg zu unserem Gemeinschaftsraum, oder lieg ich da falsch?« Augenblicklich wanderte eine Augenbraue von mir nach oben. Wie blöd hatte ich sein können?!? “Ja…das war mir auch klar….ich meinte nur….“, doch da sprach er schon weiter und dieses Mal hörte ich zu reden auf. Sein Blick hatte sich schlagartig verändert. Ich kannte seinen Blick, wenn er es darauf anlegte, dass ich Kontra gab, doch dieser war anders…ernster…ehrlicher…
»Ich hab dich gesucht…du warst nicht im Krankenflügel…und falls du dich erinnerst…hat Rosa durchblicken lassen, dass ich wieder kommen soll…« Meine Augenbraue senkte sich und ich sah ihn erstaunt an. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er seine Arme gehoben und seine Hände auf meine Arme gelegt hatte. Die Berührung ließ mich kurz meinen Blick von seinem abwenden und auf seine Hände blicken, doch dann hob ich meinen Kopf wieder und meine Augen versuchten ihn ohne Worte zu fragen, was das hier sollte….Wieso sich diese Berührung nicht schlecht, sondern vertraut anfühlte und ich mich damit sogar wohl fühlte, obwohl mich sonst nur Arne in den Arm nehmen durfte. Die Bewegung seiner warmen Hände waren angenehm auf meiner kühlen Haut und langsam wurde mir wärmer. Wie angewurzelt stand ich da und fühlte mich wie damals, bei meinem Unfall, als ich wie gelähmt war vor Schock. »Und… weil ich wissen wollte, wie du dich fühlst… wie es dir geht…«, waren die letzten Worte, die Rafael zu mir sagte und diese noch mit einem Schulterzucken begleitete.
Ich atmete ein paar Mal tief durch, ehe ich auch zu sprechen begann. “Ja das mit Rosa habe ich mitbekommen…schön, dass du das Versprechen doch noch einlösen wolltest, aber galt das nicht nur für den Krankenflügel?? Im Moment bin ich ehrlich gesagt etwas durcheinander…gestern…das war einfach etwas viel. Dennoch habe ich schon darüber nachgedacht, wer hinter der Störung unseres Trainings stecken könnte. Außerdem….“, ich senkte meinen Blick und sah auf den Boden, ehe ich weitersprach, “außerdem bin ich im Augenblick ziemlich überrascht dich zu sehen…!“ Ich sah ihm wieder in die Augen und legte meine rechte Hand sanft auf seine, die gerade meinen Arm auf und ab fuhr. Langsam machte ich einen Schritt auf ihn zu, um zu sehen, wie er wohl reagieren würde. Ich kannte Rafael schon lange genug, doch so hatte ich den Sucher bis jetzt noch nie erlebt.
| | |
|
|
|
Ihre Art, ihr Verhalten war so ungewöhnlich, so ganz anders als ich es von ihr gewohnt war. Wann hatte sie – außer gestern abend – normal mit mir geredet? Wann hatte sie mich einmal nicht angegriffen? Ihre Verletzlichkeit, die Verwundbarkeit die sie im Moment zeigte, erstaunte mich und gleichzeitig weckte es etwas in mir, was ich ihr gegenüber noch nie zuvor hatte. Beschützerinstinkt. Ich wollte nicht, dass irgendetwas ihr weh tat, dass man sie verletzte. Seltsam und merkwürdig, so ihr gegenüber zu empfinden, sich so ungewohnt mit ihr zu verhalten. Es passte so gar nicht zu dem Bild einer Highsmith, schon gar nicht zu dieser Highsmith. Gut, ich kannte ihre Geschwister nicht, von denen ich wusste, dass es welche gab, aber ich vermutete, dass die ganze Familie so stolz und aufbrausend war wie Kyra. Irgendwoher musste sie dieses Temperament ja haben…
Ihr Blick schweifte ab und kurz, so schien es, auch ihre Gedanken. Als ihr Name wieder von mir erwähnt wurde, zuckten ihre Schultern leicht zusammen. Fast schien es mir, als hätte ich sie erschreckt, doch vermutlich war es einfach, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass ich nachfragen würde. Immer noch ruhte mein Blick fragend auf ihrem Körper, glitt über ihre Augen, doch ihre Antwort ließ die Enttäuschung in meinen Augen aufblitzen. »Ähm….gar nichts…vergiss es…war nicht so wichtig.« Doch schnell verschwand diese wieder, wurde mein Gesicht wieder so undurchsichtig wie zuvor. Was hatte ich erwartet? Dass sie sich jetzt einfach in meine Arme warf, nur weil wir einmal nicht stritten? Dass sie mir ihre Gedanken erzählte, ihre Träume und Wünsche? Nein, so dumm konnte ich nicht sein… Aber gehofft… gehofft hatte ich es dennoch und der kleine Funken war gerade wieder erloschen.
»Ja…das war mir auch klar….ich meinte nur…« Ihre Worte kamen zögernd und ich wollte meine Aussage über den Gemeinschaftsraum schon wieder zurück nehmen. Natürlich wusste sie das, natürlich wusste ich auch, warum sie gefragt hatte. Ich wäre genauso überrascht gewesen, sie auf einmal bei mir zu sehen, dachte ich doch die ganze Zeit an sie. Ob sie auch einen Gedanken an mich verschwendete? Sich Gedanken darüber gemacht hatte? Über gestern und darüber, wie man sich verhalten solle, wenn man sich traf? Was dachte ich da eigentlich? Glaubte ich tatsächlich, dass es allen immer so ging wie mir? Sie war doch einfach nur überrascht, dass ich hier war, mehr nicht. Ihr Erstaunen in den dunklen Augen zeigte mir, dass ich sie wohl wieder überrascht hatte, was ein schon fast zärtliches Lächeln auf meinen Lippen erscheinen ließ, welches ich nicht unterdrücken konnte.
Auch der Blick auf meine Arme… Fast hätte ich sie zurückgezogen, hatte das Gefühl, dass ich etwas Verbotenes tat, doch noch ließ ich sie auf ihrer Haut, war zu schwach dafür, zu reagieren. Sie würde weggehen müssen, wenn sie meine Berührung nicht wünschte… Ihr fragender Blick traf auf meinen, der sie unsicher anschaute. Ich verstand ihre Frage, doch konnte ich nicht darauf antworten, wusste nicht, wie… Erst nach ein paar tiefen Atemzügen, die ich nicht nur sah, sondern an den Bewegungen ihres Körpers spürte, fing sie wieder an zu reden. »Ja das mit Rosa habe ich mitbekommen…schön, dass du das Versprechen doch noch einlösen wolltest, aber galt das nicht nur für den Krankenflügel?? Im Moment bin ich ehrlich gesagt etwas durcheinander…gestern…das war einfach etwas viel. Dennoch habe ich schon darüber nachgedacht, wer hinter der Störung unseres Trainings stecken könnte. Außerdem…. außerdem bin ich im Augenblick ziemlich überrascht dich zu sehen…!«
Hatte das Versprechen nur für den Krankenflügel gegolten? Ich wusste es nicht mehr. Hob nur fragend meine Augenbrauen, sagte aber nichts. »Überrascht mich zu sehen? Warum? … So schlimm?« Die letzte Frage wollte ich eigentlich nicht stellen, doch drängte sie sich mir fast auf, wollte ich doch wissen, wie sie fühlte, ob es wirklich so schrecklich war, dass ich hier war und in dem Moment hätte ich meine Hände von ihr genommen, wäre ihre Hand nicht schneller gewesen. Ein überraschtes Aufflackern glomm in meinen Augen, als ich ihre Hand spürte und mein Blick huschte zu dieser hinab, nur um wieder fragend in ihre Augen zu blicken. Als sie dann einen Schritt auf mich zu machte, so dicht vor mir stand, dass ich die Wärme ihres Körpers spüren konnte, stockte mir der Atem und ich musste kurz Luft holen, bevor ich reagieren konnte.
Vorsichtig, darauf bedacht, nichts falsch zu machen, glitten meine Hände ihre Arme entlang, bis ich ihre Schultern erreichte, um sie dann leicht zu mir zu ziehen, glitt weiter auf ihren Rücken. Die eine Hand blieb in ihrem Nacken, spielte leicht mit den Haarsträhnen, die sich dort befanden, während die andere weiter wanderte, zur Mitte ihres Rückens und sie näher an mich drängte. Mein Herz klopfte wie rasend, nicht nur weil es ungewohnt war und ich die Angst hatte, dass sie mir gleich eine knallen würde, nein auch weil meine Gefühle im Moment wild durcheinander spielten. Was war nur passiert?...
| | |
|
|
|
Das Lächeln des Suchers, der mir in diesen Momenten so nah war und meine Gedanken durcheinander brachte, ließ meinen Blick für einen kurzen Moment noch fragender werden. Ich hatte reden wollen..reden, um mich aus der Situation zu befreien, in der ich mich nicht wirklich behaglich fühlte. Nicht wegen seiner Nähe, eher noch, weil ich spürte, dass in mir etwas vor sich ging, das ich nicht wirklich kontrollieren konnte. Mein Blut schien auf einmal heiß wie siedendes Öl zu werden und meine Schläfen begannen zu pochen. Es war, als würde er meine Gedanken lesen können…würde hören können, was ich ihn fragen wollte. Doch auch wenn er es tat, er verschwieg mir die Antwort, genau wie ich ihm die Fragen. Auf meinen Redeschwall reagierte er sehr gelassen. Ich hatte ihn in ein Gespräch vertiefen wollen…meine Gefühle wieder ordnen…die Schmetterlinge einfangen, die sich nun in meinem Körper einen schönen Flug in meinem Bauch machten und mein Herz zum rasen. Seine Augen fixierten mich und fast schon verlor ich mich in ihnen. Die Kälte, die ich zuvor verspürt hatte, war verschwunden. Zwar vernahm ich noch die Kühle auf meiner Haut, doch seine Hände auf diesen, waren wie eine wohlig, warme Decke, die mich einhüllte, mir Sicherheit gab und mir Geborgenheit schenkte.
Das Gerede über den Quidditchunfall ignorierte er. Sah mich an, bis ich meine Augen schon fast abwenden wollte, Angst davor, dass er bemerkten könnte, wie die Hitze, die nun langsam meinen ganzen Körper zum Glühen brachte, auch in meine Wangen gestiegen war. »Überrascht mich zu sehen? Warum? … So schlimm?« Seine Worte ließen mich kurz stutzen. Sie klangen ehrlich, kein Sarkasmus war in ihnen zu hören. Genau in diesem Moment hatte ich meine Hand auf die seine gelegt, die ihren Druck auf meinen Arm etwas gelockert hatte. Nein, ich wollte nicht, dass er mich losließ. Ebenso überrascht über meine Reaktion, wie ich selbst, sah er auf meine Hand, die seine umklammerte. Sein Kopf hob sich erneut und wieder blickte ich in diese dunklen Augen, die mich in ihren Bann zogen, wie ein tiefes Loch, in das ich zu fallen drohte, ohne dass mich jemand aufhielt. Doch ich wollte fallen…obwohl es er war. Er, von dem ich mir nie erwartet hätte, dass er so eine Seite an sich hatte. Die Seite, die mich einfing wie ein Lasso ein Rind, zu Boden schmetterte, an sich band.
Nachdem ich den Schritt auf ihn zugemacht hatte, bereute ich es fast schon wieder. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?? Jeden Augenblick würde er mich wegstoßen. Mich fragen, ob es mir noch gut ging, ob ich nicht doch noch einmal zu Rosa gehen wollte, weil ich sicherlich nicht bei klarem Verstand sein konnte, so einen Schritt zu machen. Und selbst wenn er so gehandelt hätte, ich hätte nichts dagegen einwenden können. Ja…es ging mir nicht gut. Ich wusste nicht, warum ich mich so benahm, wie es sonst nicht meine Art war und warum es genau in der Gegenwart des Mannes sein musste, den ich von allen am meisten verachtet hatte.
Ich spürte seine Wärme, vernahm seinen Duft, den ich schon gerochen hatte, als er bei mir im Krankenflügel gewesen war. Als er bei mir gesessen hatte, wartend, dass ich die Augen wieder aufschlug. War er wirklich nur auf Geheiß von Arne bei mir geblieben?? Warum hatte er mir nicht geantwortet?? Seine Augen verrieten nichts. Ich sah ihn an…fragend, flehend nach Antworten, die er mich nicht gegeben hatte, die ich doch so dringend hören wollte.
Seine Körperhaltung veränderte sich. Ich sah auf seinen Brustkorb, der sich nun sichtlich stärker hob, als er es die Minuten zuvor getan hatte und der….der auf einmal näher kam. Rafael kam auch mich zu…meine Augen wanderten wieder nach oben…suchten seinen Blick…Antworten. Erneut begann ich leicht zu zittern, doch nicht wegen der Kälte. Seine Hände glitten langsam meine Arme hinauf und ich ließ diese gewähren, rührte mich nicht. »Überrascht mich zu sehen? Warum? … So schlimm?« Da waren wieder die Fragen, die er mir auf meine gestellten, entgegen gebracht hatte. Seine Hände waren an meinen Schultern angekommen und ich vernahm einen leichten Druck an diesen. Langsam ging ich noch den Schritt nach vorne, der mich von Rafaels Körper trennte. Langsam legte ich den Kopf nach rechts und schloss für einige Sekunden meine Augen. Ich spürte seine Hand in meinem Nacken…seine Finger spielten neckisch mit meinen kleinen Locken, die sich immer bei trüben, regnerischem Wetter an dieser Stelle bildeten. Die andere Hand ruhte nun in der Mitte meines Rückens, behielt einen kleinen Druck bei, der sicher stellte, dass ich ihn nicht allzu schwer verletzen konnte, wenn ich ihn nun schlagen wollte. Doch wollte ich das?? Mein Herz raste. Ich berührte seinen Körper und eine Hand legte sich auf seine breite Brust, wo ich unter meinen Finger sein Herz schlagen spüren konnte. Es ging genauso schnell wie meines.
Ich öffnete langsam wieder meine Augen und hob meine linke Hand langsam an. Der Stern, den ich als ewige Zeichnung auf meinem Handgelenk trug, blitze auf, als mein Shirt etwas zurück rutschte. “Ja ich bin überrascht. Ich hätte mir nicht einmal im Traum gedacht, dass ich dich treffen würde. Ich hatte Angst…habe sie noch immer.“, sagte ich mit gedämpfter Stimme, als würde sonst die ganze Schule meine Worte vernehmen können. Sanft strich ich über seine Wange. Meine rechte Hand hatte sich mittlerweile in sein Shirt geklammert. Sie zitterte. Ich wusste nicht warum, doch seine schwarzen Augen, die mich keinen Moment aus ihrem Bann ließen, zogen mich magisch an. Mein Zeigefinger fuhr über seine Lippen, fast als wollte ich ihm verbieten, in diesem Augenblick etwas zu sagen. “Ich weiß nicht, ob es schlimm ist…aber ich glaube fast nein!“, waren die letzten Worte, die ich ihm zuraunte, ehe ich mich leicht auf meine Zehenspitzen stellte, ihn mit meiner rechten Hand am Shirt näher zog und ihn küsste.
| | |
|
|
|
Nicht nur mir schien es so zu gehen, auch sie war stumm, redete kaum, obwohl sie normalerweise immer fast übersprudelte vor Energie, Worten und Fröhlichkeit… oder Gemeinheit. Ihr Blick, so viele Fragen, so viele unausgesprochenen Worte, die ich so gerne hören würde, die mir auf die Zunge legten, nachzufragen, einfach um ihre Stimme zu hören, doch meine Lippen versagten, brachten keinen Ton hervor und so blieb ich weiter vor ihr stehen und sah sie einfach nur an. Ich fing ihre Augen ein, ließ sie nicht los, um ihre Reaktionen zu sehen, um keinen Moment zu versäumen, in dem sie mir vielleicht allein durch ihre Blicke etwas sagen wollte. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich sie verstehen würde, ich hatte Angst, etwas Wichtiges zu versäumen, wenn ich auch nur einen Moment meinen Blick abwandte. Sonst sah ich nichts mehr, nur noch ihre Augen und langsam versuchte ich mich auch wieder auf das ganze Gesicht zu konzentrieren, auch ihre Lippen, ihre Wangen und die leicht gerötete Haut wahrzunehmen. Hatte sie Fieber? War sie vielleicht doch noch nicht genesen? Ein wenig stieg in mir die Sorge hoch…
Ihre Berührung erstaunte mich, ließ meine Augen sich weiten und auch der Schritt auf mich zu… ich war einfach überrascht von ihrer Reaktion. Wieder schienen durch ihre Augen Fragen zu kommen, bombardierte mich regelrecht mit ihrem flehenden Blick und ich zuckte leicht zusammen. Was sollte ich sagen? Dass ich wegen ihr bei ihr geblieben war? Sollteich diese Schwäche zeigen? Dass sie mich faszinierte? Dass ich selber im Moment einfach nicht mehr wusste, was mit mir passierte, was ich fühlte? Als ich dann auf sie zukam, sie in meine Arme schloss, suchten meine Augen die ihren, immer auf Antwort hoffend, wie weit ich gehen durfte, wann sie mich wegstoßen würde. Ich wollte es sehen, bevor sie es tat… Wollte wissen, was verboten war, was ich durfte… Als ich leichten Druck ausübte, kam sie näher und erleichtert drückte ich meine Hand gegen ihren Körper, um sie nicht spüren zu lassen, dass sie zitterte. Noch nie hatte ich mich bei einem Mädchen so unsicher gefühlt. War es nur, weil ich dauernd Angst hatte, sie könnte mich abweisen? Oder was war es sonst? Ich wusste es nicht…
Ihr Kopf legte sich nach Rechts und ich spürte, dass sich ihr Körper ein wenig entspannte, so wie ich. Kurz schloss ich die Augen und holte tief Atem, roch ihre Gegenwart, die mich verrückt machte. Erst einen Moment später nahm ich ihre Hand wahr, die sich auf meine Brust legte, dem Schlagen meines Herzens lauschte. Ich musste nicht hinhören um zu wissen, dass es gegen den Brustkorb hämmerte wie wild. Es schlug schnell und ihre Berührungen verbesserten dies nicht unbedingt. Jeden einzelnen Finger spürte ich, konnte mit geschlossenen Augen sagen wo sie waren und ihre Konturen nachzeichnen. Ein leises Seufzen kam über meine Lippen. Es war wunderschön und ich wünschte, ich könnte den Moment ewig anhalten, machen, dass es nie wieder vorbei ginge… Jeden Augenblick rechnete ich damit, aufzuwachen und von der alten Kyra eine gescheuert zu bekommen. Jeden Augenblick hoffte ich, dass ich die alte Kyra nie wieder sehen würde…
Als sie ihre Hand anhob, öffnete ich meine Augen, sah ihre Augen, die sich wieder in meinen fest hielten. »Ja ich bin überrascht. Ich hätte mir nicht einmal im Traum gedacht, dass ich dich treffen würde. Ich hatte Angst…habe sie noch immer.« Als ihre Hand über meine Wange strich, wusste ich, dass sie das Zittern meiner Hand am Rücken spüren würde, denn nun konnte ich es nicht mehr unterdrücken. Doch bei ihren Worten lächelte ich leicht. »Kyra hat Angst? Seit wann das denn?«, flüsterte ich heiser. Auch ihre Hand, die sich inzwischen an mein T-Shirt geklammert hatte, zitterte und zeigte mir, dass es nicht nur mir so ging, sondern dass auch sie nicht wusste, was mit ihr geschah. Als ihr Finger über meine Lippen fuhr, war ich sprachlos, verwirrt und nicht fähig zu reagieren. Was machte sie nur mit mir? Was hatte sie vor? Die Worte von ihr »Ich weiß nicht, ob es schlimm ist…aber ich glaube fast nein!« nahm ich nur im dumpfen Nebel wahr, als sie sich auf ihre Zehen stellte und ihre Lippen auf die meinen legte.
Es war wie ein elektrischer Schlag der meinen Körper durchfuhr, als sie mich küsste. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Regungslos blieb ich stehen, spürte sie einfach und wartete darauf, dass sie mich nun auslachen würde und gehen, oder sonst irgendetwas Schlimmes passieren würde. Nichts… Es geschah nichts. Immer noch waren ihre Lippen hier und als ich das realisierte, zog ich sie heftig an mich. Es war schon fast ein leises Aufstöhnen, als ich sie zurück küsste. Ich war nicht sanft… Ich forderte, hungerte nach ihr und meine Lippen pressten sich auf die ihren. Die hand in der Mitte des Rückens drängte ihren Körper dicht an mich, so dass sie nicht mehr fliehen konnte, während die zweite ihren Kopf hielt. Nach dem ersten Moment allerdings wurde mein Kuss weicher, zärtlicher und liebevoll fuhr ich mit meiner Zunge über ihre Lippen, neckte sie leicht, bevor ich mir den Weg suchte, um mit der ihren zu spielen…
| | |
|
|
|
Sein Herz raste…schien regelrecht seinen Brustkorb sprengen zu wollen. Fast hatte ich das Gefühl, als könnte ich das Pochen hören, ohne das Schlagen unter meinen Fingern fühlen zu müssen. Die Nähe zu ihm, die mir doch in früheren Zeiten so verhasst gewesen war, schien in diesem Moment das Einzige zu sein, das mir Kraft gab. Mich aber gleichzeitig verunsicherte. Wie würde er wohl reagieren? Hatte ich einen Schritt gewagt, den er nicht wollte?? Den er als komischen Scherz behandeln würde, nachdem er mich abgewiesen hatte? Meine Finger fühlten sich heiß an auf seiner Brust, die sich eben in diesem Moment anhob. Panik machte sich für einen kleinen Augenblick in mir breit. Ich dachte schon, es wäre nun vorbei, doch ein Blick in sein Gesicht zeigte mir gegenteiliges. Er hatte seine Augen geschlossen und ein Seufzer kam über seine Lippen, der mir ein Lächeln entlockte und bestätigte, dass er in diesem Moment doch nicht ganz abgeneigt von mir war. Oder täuschte ich mich?? Spielte er nur mit mir, wie er es schon mit anderen Mädchen getan hatte? Erneut traten Gedanken in den Vordergrund, die diese Situation nicht gerade leichter für mich machten.
Dennoch…ich musste diesen Schritt wagen, musste mir Klarheit verschaffen auf die Fragen, deren Antwort ich in seinen Augen versucht hatte zu finden, die mir diese aber verwehrt hatten. Meine Hand zog seine markanten Gesichtszüge nach, als wollte sie sich deren Verlauf einprägen, damit ich sie nie wieder vergessen konnte. Genauso wie meine rechte Hand zu zittern begonnen hatte, merkte ich nun auch an meinem Rücken, dass er doch nicht so ruhig war, wie er vorgab zu sein.
»Kyra hat Angst? Seit wann das denn?«, waren die letzten Worte, die er über seine Lippen brachte, bevor sich mein Finger auf diese legte, sehr zur sichtlichen Überraschung ihres Eigentümers. Ich wollte nicht, dass er mich mit seinen Äußerungen noch mehr verwirrte. Wollte endlich einmal Antworten haben, auch wenn danach alles vorbei sein sollte. Dann sollte die Antwort eben „Nein!“ sein, doch ich wäre nicht mehr länger im Ungewissen. Ich sagte nichts, sah nur noch kurz in seine dunklen Augen, ehe ich mich langsam nach vorne beugte und mich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen. Ab diesem Zeitpunkt, schien mein Körper mir nicht mehr zu gehorchen. Es war, als würde er unterbewusst handeln, würde sich das holen, was er in diesem Augenblick für nötig hielt. Und er brauchte Rafael.
Sanft legte ich meine Lippen auf die seinen, küsste ihn zärtlich, fast schon schüchtern und vergaß die Welt um uns. Ich spürte, wie sich jegliche Anspannung löste und hätte Rafael seine Hand nicht an meinem Rücken gehabt, wäre ich womöglich auf den kalten Steinboden gefallen, da mir meine Knie drohten zu versagen. Ein Schwarm von Schmetterlingen machte in meinem Bauch einen Rundflug und mein Körper schien die Kälte, die ihn noch zuvor so gequält hatte, vollkommen vergessen zu haben. Wie Lava stieg Hitze in mir hoch und fast glaubte ich schon, ich wäre die Einzige von uns beiden, der es so erging, da vom Sucher überhaupt keine Reaktion kam. Hatte ich mich doch nicht getäuscht und er sah mich nur als Spiel an? Als eine Witzfigur, über die er sich in der Schule nach unserem Kuss lustig machen konnte? Hatte ich mich wirklich so geirrt?
`Nein, bitte lass…´ Weiter kamen meine Gedanken nicht, die sich für den Zeitraum, in dem ich meine Lippen auf seine gelegt hatte, ausklinkt hatten, doch jetzt wieder versuchten zurück zu kommen. Wie aus dem Nichts, spürte ich, wie sich der Druck auf meinen Rücken, der mich zuvor noch vor dem Fallen bewahrt hatte, verstärkte und Rafael mich an sich zog. Schon im nächsten Moment fühlte ich die heißen Lippen von ihm, die sich stark auf meine pressten. Leicht überrascht stöhnte auch ich, wie er zuvor, auf, wollte mich leicht nach hinten lehnen, da die Kraft des Kusses mich zu überwältigen schien, doch ich kam nicht weit. Seine Hände fixierten mich, hielten mich gefangen, pressten mich immer dichter an den Körper des Gryffindors.
Doch Kuss wurde zärtlicher und Rafael zeigte mir dadurch eine Seite an ihm, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Er war doch nicht der immer böse Mann, sondern hatte auch eine weiche Seite, die mich noch mehr anzog. Es war, als würden wir uns beide in diesem Kuss aufs Neue kennen lernen. Als hätten wir uns noch nie getroffen und alle Auseinandersetzungen und Streitigkeiten hätten nie stattgefunden.
Seine Zunge strich sanft über meine Lippen und bereitwillig gab ich ihr den Weg frei, um sich mit meiner zu treffen. Ich umspielte seine, zu Anfangs zärtlich, doch zunehmend kam meine Sicherheit wieder zurück und ich wurde fordernder. Noch während ich ihn küsste, legte sich meine linke Hand in seinen Nacken, um ihn zu streicheln, genauso wie er es bei mir gemacht hatte. Die rechte Hand verharrte auf seiner Brust und begann nun langsam Druck auszuüben und den Sucher mit seinem Rücken in die Richtung der Steinwand zu schieben.
| | |
|
|
|
Immer wieder schloss ich die Augen um ihre Nähe zu genießen und öffnete sie wieder aus Angst dass alles vorbei wäre, wenn ich mich zu sehr fallen lasse und suchte nach ihrem Blick, um mir wieder die Bestätigung zu holen, dass das alles nicht nur ein wunderschöner Traum war. Ihre hand fühlte sich traumhaft an, als sie mein Gesicht berührte, die Konturen nachzog, während mein Blick sie festhielt, als ob das helfen könnte, damit sie nicht fiel. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je gesehen zu haben mit einem anderen Typen und auf einmal durchzuckte mich die Eifersucht. Hatte ein anderer sie schon geküsst? Sie so im Arm gehalten wie ich? Ich wusste dass sie mit Arne gut auskam, kannte diese dicke Freundschaft, doch gab es noch wen? Irgendwer der ihr näher stand als ich in diesem Moment? Ich hatte Angst davor, dass auch nur irgendwer sie besitzen könnte, sie küssen wollte und ich fragte mich langsam, ob ich mich nun in das Mädchen verliebt hatte, das mir andauernd auf die Nerven gegangen ist.
Ihr Kuss verwirrte mich, doch ich reagierte darauf, wenn auch nicht sofort. Ich war mir einfach nicht sicher genug, dass sie es ernst meinte, dass sie es wirklich wollte. Zu groß war meine Sorge, dass sie mich nur verarschte und mich danach zurückstoßen würde. Erst als nichts geschah, konnte ich mich fallen lassen, sie so küssen, wie ich sie begehrte… Als ich mir bewusst wurde, dass sie mich wirklich küsste und endlich reagierte, hörte ich ihr überraschtes aufstöhnen und mein Atem stockte. Gott, was löste sie nur in mir aus! Dieser Kuss, ihre Berührung, ich wusste nicht mehr wo ich war, was ich denken sollte, wusste nur, dass allein ihre Lippen das waren, was ich fühlen, spüren wollte, was ich begehrte. Mein Kuss war stürmisch, richtig hungrig, als hätten meine Lippen jahrelang solcher Berührungen entbehrt. Doch sie hatten sich nur nach Kyra gesehnt…
Ein Schauer durchfuhr meinen Körper, verstärkte das Zittern, das ich eh schon lange nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Was passierte hier nur mit mir? Ich kannte mich selbst nicht mehr aus und fragte mich, ob es ihr gleich ging, ob sie genauso wie ich verwirrt war, halt suchte bei mir so wie ich, indem ich sie fest hielt… um selbst nicht zu fallen. Als sie sich nach hinten lehnte, ließ ich sie nicht entkommen, presste sie an mich, wollte keinen Spielraum geben, sondern den Kontakt zu ihren Lippen nicht verlieren, den Körper an meinem spüren. Ihre Lippen waren weich und ich drohte in ihnen zu versinken, mich selbst zu vergessen. Ich war nahe dran, mich wirklich fallen zu lassen, die Kontrolle abzugeben, als ich mich wieder zusammenriss und mich auf sie konzentrierte. Ich durfte nicht nachgeben, nicht die Oberhand verlieren. Auch vor ihr wollte ich keine Schwäche zeigen, nicht zeigen, wie sehr sie mich berührte, verwirrte…
Als ich um Einlass bot, umspielte meine Zunge die ihre leicht, forderte sie zum Tanz auf und die ersten Takte waren zögerlich, vorsichtig, als hätten wir Angst, dass es dem jeweiligen anderen zu viel wäre. Doch wieder überraschte sie mich, indem sie anfing mich zu necken, mehr forderte und mutiger wurde. Ein raues, leises Stöhnen kam über meine Lippen und mein Kuss wurde wieder stürmischer, hungriger, konnte nicht genug von ihr bekommen. Als ihre Hand sich in meinen Nacken legte, spürte ich, wie sich die kleinen Härchen dort aufstellten und sich eine Gänsehaut bildete. Es war qualvoll und aufregend gleichzeitig, wie sie mich hier streichelte und verwöhnte. Auch meine Hand strich sanft über ihren Nacken und drückte ihren Kopf leicht zu mir, um sie noch intensiver küssen zu können.
Als ich den Druck spürte, der mich sanft Richtung Wand drängte, sog ich ein wenig überrascht Luft ein, doch ließ ich mich langsam immer näher zur Wand schieben, bis ich sie hinter mir spürte. Doch lag es mir nicht sonderlich, mich hilflos zu fühlen und mit einer schnellen Bewegung drehte ich mich mit Kyra und presste sie nun meinerseits an die Wand. Nicht nur mit den Händen, nein, mein ganzer Körper drängte sich an den ihren, so dass sie meine Brust ebenso spürte wie die Hüften und auch teilweise meine Beine. Sie konnte nicht fliehen, sich nicht mehr wehren. Wenn sie weg wollte, müsste sie es nun sagen. Doch ich wurde wieder sanfter mit meinen Küssen, meinen Berührungen. Langsam lösten sich meine Lippen von den ihren, schon fast zögernd und unwillig, denn ich wollte sie schmecken, berühren, verwöhnen, aber ihr auch in die Augen blicken. Ich wollte wissen, was sie in diesem Moment dachte, fühlte… Leicht streichelte meine Hand ihre Wange entlang, unheimlich zärtlich und vorsichtig, während die Linke sich an der Wand abstützte, so dass sie unmöglich vorbei konnte.
| | |
|
|
|
Was als vorsichtiges Herantasten begonnen hatte, wuchs zu einer Art Vulkan heran. Mein Körper schien schier zu glühen, als Rafael stürmisch auf meinen Kuss antwortete. Ich wollte ihn spüren. Meine Gedanken waren ausgeschalten, in diesem Moment zählten nur er und ich, die hier standen, uns umarmten und unserer Leidenschaft freien Lauf ließen. Woher kam sie? Wie kam es, dass ich für diesen Mann so lange nichts weiter als Verachtung und Missgunst verspürt hatte und nun nicht genug von ihm bekommen konnte?
Sein Geruch, sein starker Körper, seine Lippen und seine heisere Stimme, die bei einem Stöhnen abermals zu hören war, ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Ich zitterte, hatte das Gefühl es würde sich ein Loch unter meinen Füßen auftun und mich verschlingen. Das Einzige, das ich dagegen tun konnte war mich an ihn zu klammern…mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte.
Seine Hand, die sich schon länger in meinem Nacken befunden hatte, begann mich nun wieder zu streicheln und auch ich konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken, das jedoch im nächsten Augenblick durch Rafaels Lippen versiegelt wurde. Er fixierte mich, nahm mir jede Möglichkeit mich aus diesem Kuss zu lösen. Und ich wollte es auch nicht. Ich fühlte mich, als hätte ich alle Küsse nachzuholen, die ich in der Vergangenheit mit ihm verpasst haben könnte.
`Doch in dieser Zeit hatte er sich anderweitig vergnügt!´, schoss es mir durch den Kopf und versetzte mir gleichzeitig einen Stich. Wie viele Mädchen mochte er schon gehabt haben? War ich eine von vielen? Nein…ich schaltete meine Gedanken, die sich hinterlistig erneut einen Platz in meinem Kopf erkämpft hatten, ab und gab mich nur der augenblicklichen Situation hin. Seine Hand auf meinem Rücken machte mich langsam verrückt, genauso wie seine Zunge.
Kein Wunder, dass ich über andere Mädchen nachgedacht hatte, so wie Rafael küssen konnte. Er schien viel Zeit gehabt haben, um zu „üben“, oder doch weniger, jedoch mit mehr Frauen. Dieser Gedanke schien mich fast umzubringen. Der Vulkan und die Lava, die in meinen Adern nun zu fließen schien, wurden immer heißer und ich wollte beweisen, dass ich nicht eine von ihnen war. Nicht eine Trophäe, die er herzeigen konnte, wie irgendein blondes Püppchen. Kein Mädchen, das er mit seinem Charme einfach so um seinen kleinen Finger wickeln konnte.
Langsam, aber sicher schob ich ihn auf die Steinwand zu, wo ich ihn haben wollte. Wo ich ihm zeigen wollte, wie falsch er lag, wenn er mich zu dieser „Gruppe von Mädchen“ zählte. Gleichzeitig war ich verwirrt über diese Gedanken. Warum beschäftigten mich diese Püppchen? Allmählich wurde der Hass auf diese immer größer. Und mein Hunger nach Rafael genauso. Fast hatte ich ihn schon an der Mauer, als er sich mit mir ruckartig umdrehte und mich gegen die Wand presste. Ich stöhnte kurz auf, als ich seinen Körper so nah an meinem spürte. Meine Finger krallten sich kurzerhand in seine Brust, als Zeichen dafür, dass ich mit diesem Ausgang meines Plans nicht wirklich zufrieden war. Dennoch…es war ein tolles Gefühl und langsam wurde mir bewusst, dass ich es nicht mehr missen wollte. Er war wichtig…sehr wichtig geworden und schaffte es mein Herz zu öffnen, das die Mauer, die sich darum aufgebaut hatte, langsam abbaute.
Die Küsse wurden sanfter und seine Streicheleinheiten genauso. Ich hungerte nach ihm, wollte ihn nie wieder gehen lassen, genoss jeden Augenblick. Zaghaft lösten sich seine Lippen von meinen. Ich schlug langsam meine Augen auf und sah in die seinen. Eine Augenbraue von mir wanderte sofort nach oben, fast wie bei einem trotzigen Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte.
Seine sanften Berührungen an meiner Wange ließen mich noch einmal meine Augen schließen, um diese zu genießen. Anschließend sah ich ihn abermals an und legte meinen Kopf nach rechts auf seinen ausgestreckten Arm. “Rafael…was ist das hier? Mit uns? Wie…..?“, waren die einzigen Worte, die ich hervorbrachte, wobei ich ihm dabei mit meiner linken Hand den Nacken streichelte und mit der rechten seine Brust, die doch vielleicht von meinen Nägeln etwas schmerzen konnte….
| | |
|
|
|
Das Aufstöhnen von ihr, als ich sie gegen die Wand presste, ließ mich nur noch verwirrter und erregter werden. Was geschah hier nur. Egal was es war, es fühlte sich gut an, sollte nie enden, war… richtig. Ich wusste nicht warum, aber dass es Richtig war, das war mir irgendwie seltsamerweise klar. Als sie ihre Finger in meine Brust krallte, durch mein T-Shirt ihre Krallen spüren ließ, zuckte ich einen Moment lang zusammen. Himmel, auch wenn sie keine langen Nägel hat, Kraft hatte sie und es tat auch etwas weh. Vermutlich einfach, weil ich überrascht worden war. Ich überlegte kurz, ob ich sie los lassen sollte, nachgeben und sie freilassen, doch meine Sturheit siegte und so presste ich weiterhin meinen Körper an den ihren, ohne auch nur einen Millimeter nachzugeben. Auch wenn sie kratzen und beißen würde, sie müsste mir schon deutlich zeigen, dass sie nicht wollte…
Ihre Reaktion auf meinen Kuss allerdings sagte mir, dass sie nicht so abgeneigt zu sein schien, wie es den Anschein gehabt hatte. Ein leichtes Lächeln umspielte kurz meine Lippen, bevor ich meine zärtliche Berührung anfing. Es gefiel ihr, sie wollte es. Sie zeigte mir deutlich, dass sie mich wollte und genau das ließ mein Herz höher schlagen, es gegen meinen Brustkorb schlagen, so dass ich schon Angst hatte, es würde mir meinen Oberkörper zerbersten. Dass sie es spürte, dessen war ich mir sicher. Als ich sie zärtlich küsste, sanft streichelte, bog sie sich mir regelrecht entgegen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich mir komplett öffnete, nicht mehr so verschlossen und zurückhaltend wie sonst war, sondern dass ich ihr näher gekommen war, und das nicht nur körperlich… Es war fast so, als könnte ich ihre geheimen Gedanken, ihr verletzliches Ich in meine Hände nehmen und es beschützen…
Als ich meinen Kuss unterbrach, sie einfach nur anblickte, schaute auch sie in meine Augen, legte den Kopf schräg, bis sie ihn auf meinem Arm ablegen konnte. Das Bild wirkte so neu… und doch so vertraut. »Rafael…was ist das hier? Mit uns? Wie…..?« Ihre Worte sprachen das aus, was mir die ganze Zeit durch den Kopf schwirrte. Ja, was war das hier? Was passierte mit uns? Wollten wir das überhaupt? Ich wusste rein gar nichts mehr. Ihre Hände lenkten mich einen Moment ab, bevor ich antworten konnte. Die eine kraulte immer noch meinen Nacken, was so sanft war, dass siech die kleinen Härchen aufstellten, während die Zweite meine Brust streichelte, in die sie vorhin noch gekrallt hatte, als wolle sie sich dafür entschuldigen, doch ich spürte den Schmerz schon längst nicht mehr.
Die Hand, die ihre Wange gestreichelt hatte, fand den Weg zu meinen Haaren, durch die ich strich, während ich leicht seufzte, die Augen schloss und den Kopf schüttelte. Auch fand mein Körper ein wenig Abstand zu dem ihren und ich lehnte mich schlussendlich neben sie an die Wand. Meine Arme verschränkt, weil ich nicht wusste, was ich mit ihnen machen sollte, war ich einen Moment regungslos, bevor ich meinen Kopf zu ihrem drehte. »Keine Ahnung… Ich weißes nicht. Irgendwas hat mich wohl geritten… Und dich irgendwie auch. Aber verlang nicht von mir, dass ich das auch noch verstehe…«, antwortete ich dann. Meine Stimme war nicht kühl, aber auch nicht so liebevoll wie sie in so einem Moment vermutlich hätte sein sollen. Ich war verwirrt und zu sehr damit beschäftigt, mich selbst zu verstehen… und diese seltsame Situation.
Gehe nach: Mal ein ganz anderer Ball
| | |
|
|
|
|
Ich wusste in diesem Moment nicht wirklich, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Neben mir lehnte der Hausgenosse, dem ich früher die meiste Verachtung und den meisten Hass entgegen gebracht hatte. Dennoch hatte ich ihn geküsst. Keine fünfzehn Minuten war es her, dass ich ihn von mir aus geküsst hatte. Bei dem Gedanken daran, flatterten erneut Schmetterlinge in meinem Magen herum und meine Härchen stellten sich auf. Es war einfach dazu gekommen. Wie bei zwei unterschiedlich gepolten Magneten. Wenn sie es zuließen, dass sie einander näher kamen, dann wurden sie vom Gegenüber angezogen. Doch dies war anders. All die negativen Gefühle kehrten sich mit einem Schlag in positive um, obgleich sie noch immer von vielen Gedanken begleitet wurden, die sich nicht sicher waren, ob dies das Richtige war.
Meine Worte kamen fast zögerlich, wusste ich doch nicht, was ich in diesem Moment sagen sollte. Ich wollte Gewissheit haben…Klarheit schaffen, oder mit seiner Hilfe etwas Licht ins Dunkel meiner Gedanken bringen, die mich wie Schleier gefangen hielten und mir keinen Freiraum geben wollten. Doch anscheinend hatte ich mich zu früh gefreut und durfte nicht auf die Unterstützung des Suchers hoffen. Langsam löste sich seine Hand von meiner Wange, die eben noch von dieser so liebevoll gestreichelt wurde und fand ihren Weg in seine Haare. Ich kannte diese Geste…wusste, dass er nachdachte. Sollte es der Fall sein, dass er auch nicht wusste, was das hier war?
Sein Kopfschütteln und das vollkommene Loslösen seines Körpers von meinem, indem er seine Hand von der Wand entfernte und somit den Arm, an dem ich mich gelehnt hatte, machten mich nervös. Ruhig lehnte er sich neben mich an die Wand, blieb einen Moment lang regungslos, bevor er sich zu mir wandte und doch zu sprechen begann. „Keine Ahnung… Ich weißes nicht. Irgendwas hat mich wohl geritten… Und dich irgendwie auch. Aber verlang nicht von mir, dass ich das auch noch verstehe…“, waren seine Worte, die durch den Nebel an Gedanken drangen, wie ein Rufen auf einem Schlachtfeld. Seine Stimme hatte sich ebenfalls geändert, genauso wie meine Haltung.
Langsam weiteten sich meine Augen und ich sah ihn einen Moment lang nur an. [b]“Du meinst, das wars? Etwas hat uns geritten, wie du so schön gesagt hast, wir haben uns geküsst und DAS WARS???“[/b] Ich bemerkte, wie erneut Hitze in mir hoch stieg, allerdings nicht aus Leidenschaft, sondern aus Wut. Ich hatte mich geöffnet, gedacht, ich könnte ihm vertrauen, dass er mich halten, mir Sicherheit geben würde, doch jetzt…mein Kopf war leer. Und mit einem Mal schossen mir Tränen in die Augen. Schnell wandte ich meinen Blick ab, unterdrückte das kurze, schnelle Einatmen, um nicht allzu deutlich zu zeigen, dass es mir nicht gut ging. Und das wegen ihm. Ich hatte mich von der Wand abgestoßen und stand nun einige Schritte weiter entfernt. Mit einem Mal war das kalte Gefühl wieder da, dass die Hitze vertrieb. Das Zittern kam zurück und der Kampf meine Enttäuschung nicht zu zeigen wurde immer härter.
[i]`Das war doch sowas von klar…was wolltest du dir vormachen?? Dachtest du wirklich, dass er mehr für dich empfindet, als für die anderen??´[/i], waren die Worte, die mir im Kopf herum spukten, als ich mich doch zu ihm umdrehte und ihn mit etwas verweinten Augen ansah. Ich hatte meine Fassung noch nicht ganz verloren und würde dies vor ihm auch nicht tun. Langsamen Schrittes ging ich auf ihn zu, um kurz vor ihm stehen zu bleiben. Dann beugte ich mich zu ihm vor, sah ihm direkt in die Augen und sprach. Obwohl ich meine Stimme gefestigt klingen lassen wollte, war nicht mehr als ein Flüstern zu hören. [b]“Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen…du hast doch keine Ahnung, was du getan hast!“[/b]
Daraufhin drehte ich mich um und lief zum Gemeinschaftsraum zurück, den ich schnellen Schrittes durchquerte, in den Schlafsaal lief, um mich dort schnell zu entkleiden und mich endlich unter meine ersehnte heiße Dusche zu stellen. Ich vergesse die Zeit dabei, will einfach nur, dass das Wasser all die Ereignisse der letzten Stunden mit sich nimmt. Lange stehe ich im Badezimmer, mit nichts als dem Gefühl von Leere in mir....wie lange, ich weiß es nicht....
Gehe nach: Trauer oder Wut, das ist hier die Frage!
| | |
|
|
|