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Komme von: Liebeskrank
[ZEITSPRUNG]
Ich hatte an diesem Morgen überhaupt keine Lust aufzustehen… Mal ganz davon abgesehen, dass ich noch jede Menge Zeit hatte mich fertig zu machen, sagte irgendeine Stimme in mir, dass ich jetzt hoch musste. Nicht gleich und auch erst recht nicht nachher. Okay, da diese Stimme mich nur selten enttäuscht hatte, rappelte ich mich schließlich auf und trottete als erstes in den Waschraum. Wie jeden Morgen sprang ich als erstes unter die Dusche, um überhaupt erst einmal richtig wach zu werden. Dabei dachte ich meist über den vor mir liegenden Tag nach und wie jeden Sonntag hatte ich Kräuterkunde und danach frei. Aber heute war nicht irgendein Sonntag. Heute war ein ganz besonderer Tag, denn wir hatten den 31. Oktober was hieß, dass heute Abend der große Halloweenball war. So gab ich mir beim Duschen also noch einmal mehr mühe, denn ich wollte einerseits für den Ball ordentlich aussehen, aber natürlich andererseits, was mir auch wesentlich wichtiger war, wollte ich meiner Cassie gefallen. Das war die erste, richtige Gelegenheit für uns in der wir zusammen auftraten. Natürlich sind wir auch schon zusammen durch die Schule gegangen, aber so ein Ball war da doch noch einmal wieder etwas anderes.
Ich stand bestimmt gute 10 Minuten länger unter der Dusche als sonst und als ich so langsam das Gefühl bekam, dass ich aufweichen würde, drehte ich so langsam das Wasser ab und fing an mich abzutrocknen und stellte mich schließlich vor den Spiegel. Es war eigentlich alles wie immer, nur musste ich mir heute irgendwie noch mehr mühe geben. Aber so richtig fertig machen konnte ich mich später auch noch, also putzte ich nur einmal schnell meine Zähne und wanderte zurück in den Schlafsaal, wo ich meine Klamotten hatte liegen lassen. Es dauerte nicht lange, da hatte ich mich auch schon angezogen, rückte nur noch kurz mein Vertrauensschüler Abzeichen zurecht, auf das ich immer noch sehr stolz war, und fertig war ich vorerst. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch massenhaft Zeit hatte… Vielleicht sogar ein bisschen mehr, als geplant war, aber lieber saß ich noch ein wenig herum und quatschte vielleicht noch mit jemandem, als dass ich mich so beeilen musste.
In Ruhe packte ich also meine Tasche für den Unterricht und danach machte ich mich so langsam auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Vereinzelt saßen schon ein paar Schüler dort mit denen ich allerdings nicht allzu viel zu tun hatte, weshalb ich mir eine leere Sitzgruppe suchte und mich dann dort niederließ. Natürlich hätte ich auch alleine zum Frühstück gehen können, aber schon lange war ich nicht mehr alleine essen gegangen, weshalb ich es dieses mal auch nicht vor hatte. Irgendwer begleitete mich immer. Ich musste nur lange genug warten.
So nutzte ich die Zeit noch etwas aus und schaute ein wenig in mein Kräuterkundebuch, um mich vielleicht auf die vor mir liegende Stunde vorbereiten zu können. Es war wirklich kaum zu glauben, aber wahr: durch Cassandra hatte ich nicht nur meine große Liebe gefunden. Sie gab mir auch noch den nötigen Ansporn, dass ich endlich besser in der Schule wurde.
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Komme von: Liebeskrank
Nachdem ich es endlich geschafft hatte, meine Gedanken für heute Abend zu Papier zu bringen, war ich so schnell aus dem Bett, wie man kaum gucken konnte. Noch nicht angezogen und gewachsen… Na, das fing ja super an. Sofort hatte ich mir meine Klamotten geschnappt und war in den Waschraum verschwunden, um mich dort kurz zu säubern und anschließend anzuziehen. Danach fühlte ich mich dann auch wieder mehr menschlich genug, um jetzt anderen Wesen von dieser Gattung entgegen zu treten. Meine Haare waren immer noch leicht zerzaust und so fuhr ich ein paar Mal mit der Bürste durch und glättete es anschließend noch mit ein wenig Wasser. Ich war zwar immer noch ein wenig müde und an den Gedanken, was heute Abend sein würde, wurde ich auch nicht sehr viel wacher. Schlafen war doch wirklich was Wunderbares und ich hätte auch, ohne weiter zu schlafen, noch etwas im Bett liegen bleiben können. Aber ich wollte Ian sehen – und das ging mir auf jeden Fall vor. Das Bett konnte auch bis heute Abend warten, da würde ich ja wieder voll und ganz für es da sein.
Da ich heute Vormittag noch Kräuterkunde hatte, packte ich schnell ein oder zwei Bücher, die ich heute nicht brauchte aus und dafür das, was ich für heute brauchte, mit ein. Wie immer war meine Tasche recht schwer, aber ich hatte mich schon dran gewöhnt. Deshalb warf ich mir grade noch den Schulumhang über und verließ dann mit meiner Tasche über die Schulter den Schlafsaal, in dem ich nächtigte.
Wie ich erwartet hatte, saß Ian bereits im Gemeinschaftsraum. Auch wenn es nicht mit Absicht war, so wartete er sicherlich auf mich, denn bisher waren wir fast immer zusammen zum Frühstück gegangen. Lächelnd ging ich auf ihn zu, beugte mich zu ihm runter und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Guten Morgen Ian.“ sagte ich dann und ließ mich neben ihm nieder. Darauf folgte dann wohl die Standartfrage, die ich ihm eigentlich jeden Morgen stellte. “Hast du gut geschlafen?“, wollte ich dann von ihm wissen und lächelte noch immer. In seiner Gegenwart konnte ich einfach nicht anders, er machte mir immer so eine gute Laune. Ich sah mich kurz im Gemeinschaftsraum um, in dem sich schon ein paar andere Schüler eingefunden hatten, doch blieb letztendlich mein Blick doch an Ian hängen. Verdammt, er sah immer noch so gut aus, wie an dem Tag, an dem wir uns wirklich kennen gelernt hatten. Es freute mich einfach ungemein, dass ich nun seine Freundin war und alle anderen Mädchen es nicht waren. Gut, das klang nun ein wenig gemein, aber es war ja nicht so gemeint. Ich brauchte ihn einfach, das war wohl auch schon alles. Er tat mir gut. Ich tat ihm hoffentlich auch gut. Ich legte den Kopf leicht schräg und blickte ihn weiterhin an. Manchmal konnte ich meinen Blick wirklich nicht von ihm wenden…
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Ich hatte in meinem Buch über Kräuterkunde gerade das Thema über das Dianthuskraut aufgeschlagen, was in den nächsten Stunden unser Thema war, als ich ein paar sehr bekannte Schritte hinter mir hörte. Sofort tat sich ein lächeln auf meinen Lippen auf und ich ließ mein Buch ein Stückchen sinken. Cassie kam hinter meinem Stuhl hervor, beugte sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss, den ich sofort erwiderte. Sie wünschte mir einen guten Morgen und ließ sich auf einem Stuhl neben mir nieder. Ich schlug mein Kräuterkundebuch mit einem leisen Knall zu und sah meiner Freundin nun endlich ins Gesicht. „Dir auch einen guten Morgen.“ Sagte ich schließlich immer noch lächelnd und beugte mich etwas zu Cassandra rüber. “Hast du gut geschlafen?“ Das war irgendwie zu einer Standartfrage geworden, denn sie fragte mich das jeden Morgen und ich gab ihr fast immer die gleiche Antwort. „Aber natürlich. Ich habe von dir geträumt.“ Und das stimmte wirklich. Fast jede Nacht träumte ich von Cassie, wobei es leider nicht immer nur gute Träume waren… Aber überwiegend schon. „Und du? Konntest du gestern Abend noch schnell einschlafen?“ Cassie und ich konnten uns am Abend zuvor mal wieder nicht voneinander trennen, weshalb wir noch länger im Gemeinschaftsraum vor dem Feuer saßen. Solche Abende liebte ich einfach.
Nach einem kurzen Moment lehnte ich mich wieder zurück und machte es mir in meinem Sessel gemütlich. Mit einer Hand strich ich meine Haare aus meinem Gesicht, die mir wieder vor den Augen hingen und lächelte Cassie wieder an. Ich war wirklich so froh, dass ich sie hatte. Bald waren es schon zwei Monate, die wir zusammen waren und es verging wirklich kein Tag, an dem wir uns nicht sahen. Ich war richtig stolz, wenn wir durch die Schule gingen und ich sie umarmen konnte oder ihre Hand hielt. Ich fühlte mich endlich mal wieder so, als wäre ich der glücklichste Mensch der Welt. Und an diesem Abend, da war ich mir sehr sicher, würde das Ganze noch viel besser werden. Endlich stand der große Halloweenball an, das erste richtige Ereignis in Hogwarts und ich freute mich eigentlich schon die ganzen letzten Wochen darauf. Wir hatten in der Schule ja nicht so oft die Gelegenheit irgendwie auszugehen oder dergleichen und deshalb freute sich eigentlich so gut wie jeder auf diesen Abend. Es war aber noch ein ganzer Tag hin und so konnte ich im Moment nichts anderes tun als abzuwarten.
„Sollen wir noch vor dem Unterricht etwas essen gehen?“ Fragte ich Cassie dann, nachdem ich mich etwas gestreckt und danach meine Klamotten zu Recht gerückt hatte. Ebenso begradigte ich noch mein Vertrauensschülerabzeichen und sah danach fragend zu meiner Freundin rüber. Es war eigentlich üblich für uns, dass wir zusammen frühstücken und dann auch zusammen in den Unterricht gingen, sofern wir denn zusammen Unterricht hatten. Allerdings war es noch so früh am Morgen, dass ich noch nicht unbedingt etwas essen musste.
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Es ließ ich unweigerlich jedes Mal aufs Neue grinsen, wenn Ians Lippen sanft den Druck von meinen erwiderten. Das war ja wohl eindeutig ein gutes Zeichen, wie ich fand. Leicht drückte ich ihm kurz die Schulter, während er sein Kräuterkundebuch zuschlug und mich dann ansah und meinen morgendlichen Gruß erwiderte. Und seine Antwort auf meine nächste Frage, ließ mich ein wenig kichern. “Mensch Ian, hast den Kopf aber wirklich nur voll mit mir, was?“ Schnell beugte ich mich zu ihm vor und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange. Er war wirklich so was von süß… und inzwischen hatte ich mich schon an solche Aussagen gewohnt und errötete zu meinem Glück auch nicht mehr so schnell, wie dies früher der Fall gewesen war. Es hatte sich eben einiges geändert an mir, aber das nur ins Positive. Ich nickte kurz und schaute ihn weiterhin lächelnd an. “Ich hab noch etwas gelesen, aber dann hab ich gut geschlafen.“ Ja, das stimmte. Ich fühlte mich wach und auch gut, so wie in der gesamten, letzten Zeit. Ich war nur ein wenig verwundert, dass ich auf Grund der Tatsache, dass heute Abend der Ball stattfinden sollte, gut geschlafen hatte. Aber das hatte ich in der Tat.
Ian schien ein wenig nachdenklich zu sein heute Morgen. Nein, nachdenklich war eigentlich das falsche Wort. Scheinbar ging einfach nur wieder jede Menge in seinem Kopf vor, zumindest erschien mir das so, als er mich lächelnd ansah. Ich hätte beinahe schon gefragt, warum er denn so guckte, aber dazu gab es sicherlich keinen Grund. Ich grinste ein wenig und legte die Schultasche, die ich von oben mitgenommen hatte, nun endlich vor mir auf den Boden ab. Meine Gedanken drehten sich heute ausnahmsweise nicht so ganz um den Unterricht, nur musste ich das erste Mal ernsthaft überlegen, ob ich meine Aufgaben gründlich erledigt hatte, denn ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich hatte viel zu viele Gedanken an den Halloweenball verschwendet und darüber hinaus meine Leistungen, die ich zu erbringen hatte, vergessen. Aber solange, wie dies nicht zur Gewohnheit wurde, war es doch egal. Die Lehrer hatten sicherlich ein bisschen Verständnis dafür, dass es für uns Schülern in der letzten Zeit kein anderes Thema gegeben hatte. So ein großes Event musste ja schließlich gut geplant sein.
Als ich hörte, dass Ian mich etwas fragte, schreckte ich kaum merklich aus meinen Gedanken hoch. “Etwas essen? Klingt generell gut, aber ich habe noch nicht so wirklich Hunger. Lass und noch ein bisschen hier sitzen bleiben.“, erwiderte ich und lächelte ihn an, beobachtete ihn dabei, wie er den Sitz seiner Sachen korrigierte und auch sein Vertrauensschülerabzeichen gerade rückte. Ich war wirklich stolz auf ihn, dass er Vertrauenschüler war. So hatte er wenigstens noch eine Aufgabe, die wie auf ihn zugeschnitten war. Es wunderte mich nur nach wie vor, wie er das alles unter einen Hut bekam. Er hatte schließlich nicht gerade wenig zu tun, aber immer noch genügend Zeit, um sich mit mir zu beschäftigen. Wäre auch schade gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre. Wir verbrachten ja jeden Tag Zeit miteinander, auch wenn es nicht immer gerade viel war. Aber am Abend, wenn sich alles ein wenig beruhigt hatte, da hatte auch Ian Zeit, auch wenn wir einfach nur zusammen irgendwo saßen und uns über das unterhielten, was so los war. Es tat unheimlich gut, wenn man abends mit dem Menschen, den man besonders gern hatte, zusammen saß und einfach nur die Anwesenheit des anderen wusste. Ich konnte es mir inzwischen schon gar nicht mehr ohne Ian vorstellen und ich hoffte, dass er mir noch lange erhalten bleiben würde… Ein erster Freund war schließlich etwas unheimlich prägendes.
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Ich empfang Cassie wie jeden Morgen mit einem freundlichen Lächeln. Eigentlich war ich in ihrer Gegenwart nur am lächeln, lachen oder grinsen. Die Leute mussten auch dachten, dass ich bescheuert war, aber das war ich nicht… Ich war einfach nur bis über beide Ohren verliebt und total glücklich. Ich liebte Cassie einfach und zwar alles an ihr. Noch niemals hatte ich auch nur einen Gedanken gehabt, der etwas wirklich Negatives über Cassandra beinhaltete. Ebenso wie jeden Morgen fragte mich meine Freundin als aller erstes, wie ich geschlafen hatte. “Mensch Ian, hast den Kopf aber wirklich nur voll mit mir, was?“ Erwiderte sie mir schließlich als ich meinte, dass ich von ihr geträumt hatte. Ich konnte doch auch nichts dafür, dass ich so gut wie jede Sekunde an sie dachte. Eigentlich war das schon fast krankhaft, dass ich so an ihr haftete und sie so ein wichtiger Mensch in meinem Leben geworden war, aber so war es bei mir einfach. Ich hatte mich in sie verliebt und das wollte ich ihr auch zeigen, wobei ich auch darauf achtete, dass ich sie damit nicht nervte oder dergleichen. „Ich kann doch auch nichts dafür…“ Ich tat so, als wäre ich geknickt und ließ meinen Kopf etwas sinken. „Ich liebe dich nun einmal… da kann ich auch nichts für…“ Nuschelte ich vor mich hin und ließ meinen Kopf noch etwas hängen. Nach kurzer Zeit allerdings hob ich ihn schon wieder und konnte mir auch mein gewohntes grinsen nicht länger verkneifen.
Immer mehr Schüler kamen aus den Schlafsälen, bahnten sich ihren Weg quer durch den Gemeinschaftsraum und waren auch genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Sicher waren sie alle auf dem Weg zum Frühstück und so drehte ich mich wieder um zu Cassie und sah ihr in die Augen. Ich hatte sie gefragt, ob wir nicht auch etwas frühstücken wollten, auch wenn ich eigentlich noch gar keinen Hunger hatte. Es war aber auch schon bei uns zur Tradition geworden, dass wir morgens zusammen etwas essen gingen, danach gingen wir meist zum Unterricht und eigentlich verbrachten wir fast den ganzen Tag miteinander. Das war aber nicht immer so. Es gab natürlich auch Tage, an denen ich Pflichten zu erfüllen hatte, sei es mein Vertrauensschüler Posten oder die Quidditchmannschaft. Leider kommen dabei dann manche anderen Menschen zu kurz. Lange schon hatte ich meinem Vater nicht mehr geschrieben und erst Recht hatte ich ihm nichts von den Vorfällen hier erzählt. Aber auch mit meiner kleinen Schwester habe ich mich lange nicht mehr getroffen. Wie es ihr wohl ging?
“Etwas essen? Klingt generell gut, aber ich habe noch nicht so wirklich Hunger. Lass und noch ein bisschen hier sitzen bleiben.“ Wieso waren wir uns nur so verdammt ähnlich? Es war wirklich fast immer so, dass wir die gleichen Ideen oder Gedanken hatten. Ich wollte auch nichts essen, denn eigentlich hatte ich noch keinen Hunger, aber ich dachte, dass Cassie vielleicht vor dem Unterricht noch etwas zu sich nehmen wollte. Aber nein, sie hatte ebenfalls keinen Hunger. „Umso besser mir geht es nämlich genauso.“
Allerdings fand ich die Sessel doch etwas… naja, nicht wirklich ungemütlich, aber… ich wusste es auch nicht so genau. Jedenfalls wollte ich, wenn wir noch etwas länger hier bleiben würden, den Platz wechseln. So sah ich mich also wieder kurz um und erblickte sofort ein Sofa das direkt am Kamin stand. Ich erhob mich also sogleich und sah zu Cassie hinunter. „Dann lass uns aber woanders hinsetzen…“ Ohne lange zu warten, schnappte ich mir meine und Cassandras Tasche und ging langsam hinüber zu dem Sofa. Die Taschen lehnte ich dagegen und ließ mich dann schließlich wieder nieder.
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Er brachte mich jeden Morgen aufs Neue wieder zum Lächeln. War das noch normal, dass ein Mensch so etwas schaffen konnte? Ich wusste es nicht. Wollte aber auch nicht, dass es aufhörte. Gleich morgens mit einem guten Gefühl in den Tag zu starten war viel schöner, als schlechte Laune mit sich herum zu schleppen oder sich durch den Tag zu quälen, weil man zu wenig geschlafen hatte. Das gab es bei mir seid über einem Monat nicht mehr. Eigentlich komisch, dass man so etwas erleben konnte, aber auf jeden Fall total schön. Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt hatte. Ich glaube, das liegt schon seid meiner frühen Kindheit zurück, dass es mir so gut ging. Das waren noch die Zeiten, wo Mutter gelebt hatte, in der ich mit ihr Zeit verbringen konnte. Aber das lag wohl nunmehr 6 Jahre zurück. Auch wenn ich nicht mehr oft dran denke, so schmerzt es mich schon, wenn ich daran denke. Aber es war nicht weiter der Rede wert. Für einen Moment trat ein leicht trauriger Ausdruck in mein Gesicht, aber als ich hörte, was Ian da schon wieder für einen Schwachsinn von sich gab, musste ich wenig grinsen. Leicht schüttelte ich den Kopf. “So, du kannst also nichts dafür?“, stellte ich die Gegenfrage und legte meine Hand auf seinen Kopf, den er leicht hängen ließ. Mit einem Ohr beugte ich mich zu ihm runter, um zu hören, was er noch sagte – und das, was ich da hörte, ließ mein Herz vorübergehend ein bisschen kräftiger schlagen. Ich liebe dich doch auch. Nicht schlimm, wenn es bei uns beiden so ist.“, sagte ich weich und lächelte ihn an, als er seinen Kopf hob und ich in seinem Gesicht das gewohnte Grinsen sehen konnte. Ja, das war mein Ian. Süß wie immer und vor allem sah er wieder so verdammt gut aus..
Die anderen, die aus den Schlafsälen oder der Großen Halle durch das Portraitloch, interessierten mich eigentlich recht wenig, weshalb ich ihnen auch sehr wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ. Ein kurzer Blick, aber das war alles. Ich konzentrierte mich lieber auf andere Sachen. Nein, Sachen war der falsche Ausdruck, denn es handelte sich hier ja um Ian, der in der Tat keine Sache, sondern ein Mensch und noch dazu mein Freund war. Ach.. es tat immer wieder gut, mir das zu Augen zu führen. Meins… also nicht so meins, dass er mir gehörte – obwohl das in gewisser Weise vielleicht der Fall war – sondern eben.. meins. Es war schwer zu erklären, wie ich das sah, aber es war nun mal so. Es hörte sich einfach gut an und noch besser fühlte es sich an. Ja, eindeutig. Und Gedanken darum, dass es mal mit uns nicht mehr so sein könnte, machte ich mir nicht. Selbst wenn ich wusste, dass irgendwann alles mal ein Ende hatte, so wollte ich hier gar nicht daran denken. Vielleicht hatte ich auch ein wenig die Illusion, dass es für immer war – auch wenn man so was mit Bestimmtheit sowieso niemals sagen konnte. Aber nun sollte ich mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren, ich war nämlich mal wieder total abgeschweift. “Gut, dann gehen wir eben später. Ist ja noch früh und wir haben noch viel Zeit.“ Die ich gern hier im Gemeinschaftsraum mit ihm zusammen verbrachte. Aber das brauchte ich ihm nicht sagen, ich nahm einfach an, dass er das von sich aus wusste.
Als Ian anfing, sich umzuschauen, schaute ich ihn nur fragend an. Was war denn nun schon wieder los? Suchte er etwa wen? Oder schaute er einfach nur, ob alles in Ordnung war? Nein, wie ich dann erfahren musste, hatte er nach einem freien Sofa Ausschau gehalten, denn im nächsten Moment stand er auf und schnappte sich meine Tasche und verschwand dann zu dem Sofa rüber. Ich grinste ein wenig, schüttelte kurz den Kopf, erhob mich dann aber gleichfalls und folgte ihm. Ganz dicht bei ihm ließ ich mich wieder nieder und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. “Hier ists doch gleich viel gemütlicher…“, sagte ich lobend und suchte mit meiner Hand auf seinem Oberschenkel seine Hand. Als ich sie gefunden hatte, hielt ich sie einfach fest und drückte ihm noch einen kleinen Kuss auf die Wange. Erst dann konnte ich mich an seine Schultern lehnen und mich ein wenig entspannen. “Freust du dich schon auf heute Abend?“, fragte ich ihn dann und schaute ihn von unten her an. Da mich der Ball beschäftigte wollte ich nun auch darüber reden. Hoffentlich hing es Ian noch nicht zu den Ohren raus..
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Vielleicht gab ich wirklich ein wenig Quatsch oder Schwachsinn von mir, aber das tat ich gerne mal. In diesem Falle war es aber wirklich mehr die Wahrheit, denn in meinem Kopf war nicht mehr viel Platz frei für andere Dinge. Immer hin dachte ich fast den ganzen Tag lang an Cassie und auch nachts wichen meine Gedanken nicht von ihr ab. “So, du kannst also nichts dafür?“ Sie hatte eine Hand auf meinen Kopf gelegt, den ich gespielt geknickt hängen ließ. Diesen schüttelte ich dann etwas und sah erst wieder auf, nachdem ich Cassandras nächste Worte vernommen hatte. Ich wusste zwar, dass sie mich auch liebte, aber trotzdem war es immer wieder schön zu hören und so hatte ich wieder ein sanftes lächeln auf den Lippen. Kurz beugte ich mich zu ihr nach vorne und drückte ihr einen Kuss auf. „Schön zu hören, süße.“ Ich hatte kurzzeitig meine Hand auf ihre Wange gelegt, die ich dort auch erst wieder wegnahm, als ich mich etwas zurück lehnte. Egal aus welcher Perspektive ich meine Freundin betrachtete, sie sah immer gut aus. Ich mochte, nein, ich liebte wirklich alles an ihr und niemals sollte sie etwas an ihrem Aussehen verändern. Ich wusste zwar, dass sie selber nicht ganz zufrieden mit ihrem Äußeren war, aber das war ja irgendwie bei jedem Mädchen so. Für mich stand jedenfalls fest, dass sie perfekt war und von diesem Gedanken ließ ich mich auch nicht abbringen.
Es war für mich irgendwie schon so etwas wie ein Zwang geworden, dass ich sehen musste wer den Gemeinschaftsraum betrat, durchquerte und wieder verschwand. Warum wusste ich selber nicht ganz genau. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich ja immer mal ein Auge auf die Leute haben musste, ob sie keinen Unsinn anstellten und ob alles in Ordnung war. Jedenfalls drehte ich mich jedes Mal in meinem Sessel um und warf einen kurzen Blick auf die Person, die hinter mir Geräusche verursacht hatte. Mir tat es dabei nur Leid, dass ich meine Aufmerksamkeit so nicht immer ganz der Person schenken konnte, mit der ich gerade zusammen saß. Die meiste Zeit war das natürlich Cassie, die sich mittlerweile bestimmt auch schon daran gewöhnt hatte, dass ich zwischenzeitig für ein paar Sekunden abwesend war, aber trotzdem tat ich es nicht gerne. “Gut, dann gehen wir eben später. Ist ja noch früh und wir haben noch viel Zeit.“ Ich hatte mich zum Glück gerade wieder zu ihr gedreht, da die Person die den Raum betreten hatte genauso schnell wieder weg war wie sie gekommen war, sodass ich Cassie genau zuhören konnte. Ich nickte kurz und lächelte auch wieder… oder eher immer noch? Ich wusste es nicht. „Wir haben massig Zeit, wie immer. Wenn wir noch Hunger bekommen, dann können wir auch noch vor dem Unterricht hingehen und ansonsten gehen wir danach… oder auch mal gar nicht, dann lassen wir es ausfallen und ziehen das Mittag vor oder was auch immer. Wir haben da genügend Möglichkeiten. Aber sag wirklich bescheid, wenn du Hunger bekommst.“
Okay einen kleinen Hintergedanken hatte ich schon, als ich zum Sofa hinüber ging und mich dort niederließ. So konnte ich die letzte Zeit die Cassie und ich vor dem Unterricht noch hatten zumindest näher beieinander verbringen. Wie erwartet folgte mir meine Freundin natürlich und setzte sich auch direkt neben mich. Als sie sich niedergelassen hatte legte sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel. “Hier ists doch gleich viel gemütlicher…“ Ich sah zu Cassie hinüber und gab ihr wieder einen sanften Kuss auf die Lippen. Sie hatte in der Zwischenzeit ihre Hand auf meine gelegt und mir danach einen Kuss auf die Wange gegeben. „Ich finde es hier wesentlich schöner.“ Gemütlich lehnte ich mich zurück und schmiegte mich an meine Freundin an. “Freust du dich schon auf heute Abend?“ Fragte sie mich schließlich und sah mich an. Wie ich bemerkte beschäftigte sie sich auch mit dem Ball, wahrscheinlich sogar noch viel mehr als ich. Aber kein wunder, sie war ja auch ein Mädchen. Diese hörte man die letzten Tage über nichts anderes reden. „Natürlich freue ich mich!“ Ich sah Cassie in die Augen und grinste. „Immer hin werde ich der einzige Vertrauensschüler…ach quatsch! Ich werde der einzige Schüler sein, dessen Freundin so atemberaubend aussehen wird, dass jeder andere neidisch ist.“
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Als Ian wieder hoch sah, nahm ich meine Hand von seinem Kopf. Und als ich sein Lächeln sah, wäre ich am liebsten dahin geschmolzen. Doch dazu ließ er mir gar keine Zeit. Sofort hatte er mir wieder einen Kuss aufgedrückt, den ich kurz erwiderte. Es war immer wieder belebend, wenn seine Lippen meine fanden, es waren kurze Momente, die man wohl so schnell nicht vergessen würde – und ich war froh darum. Grinsend sah ich ihn an, als er mich mal wieder Süße nannte. “Wenn du es so schön findest, dann könnte ich es ja bei Gelegenheit mal wieder sagen.“, meinte ich leise zu ihm und schaute ihn von meiner jetzigen Position an. Ich betrachtete ihn einfach unheimlich gern. Er sah einfach so unheimlich gut aus und manchmal fragte ich mich, womit ich es eigentlich verdient hatte, dass er auf mich aufmerksam geworden ist und es eigentlich sofort zwischen uns gefunkt hatte – wenn wir auch einige Probleme gehabt haben, die wir gelöst hatten. Doch wie dem auch sei… Natürlich sah ich Ian am liebsten an, wenn er lächelte oder grinste oder schlief. Er sah so unglaublich niedlich aus, wenn er schlief. Leider hatte ich das viel zu selten gesehen. Aber das war ja auch eigentlich egal, denn ich würde sicherlich schon noch in den Genuss kommen, mehr davon zu sehen. Es gab immer wieder solche Gelegenheiten und ich war mir jetzt schon sicher, dass ich sie gut nutzen würde.
Ich fand es irgendwie schon gar nicht mehr so irritierend, dass Ian sich ständig umsah, weil er irgendwas hörte, was in seinen Augen verdächtig war. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran, nahm es hin, wie es war. Ich wusste, dass er es gern abstellen würde, aber dass es nicht wirklich ging. Schlimm fand ich es eigentlich weniger, sondern gut, dass er seinen Job so verantwortungsbewusst machte. Das bewunderte ich einfach an ihm. Ich könnte so was gar nicht machen, weshalb ich froh war, dass man mich auch nicht dazu bestimmt hatte, so etwas zu machen, denn damit klargekommen wäre ich sicherlich nicht so gut. Dennoch war ich schon etwas stolz, dass ich mit einem Vertrauensschüler zusammen war und auch noch glücklich mit ihm war. Wir verstanden uns einfach gut, was ich alleine schon an der Tatsache bemerkte, dass wir oftmals über bestimmte Dinge das gleiche dachten, so wie jetzt gerade mit dem Frühstück. Ich nickte kurz ein wenig zu dem, was Ian gesagt hatte und lächelte ihn an. “Ganz richtig. Gehen wir einfach dann, wann wir Lust haben. Aber ich würde schon noch gern vor dem Unterricht was in den Magen bekommen.“, erwiderte ich so. Dabei war ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt was essen konnte. Ich war irgendwie ziemlich aufgeregt wegen heute Abend und das schon die ganzen letzten Tage. Aber mit Ian bei mir würde ich das schon durchstehen, dessen war ich mir sicher.
Nachdem ich mich wieder neben Ian niedergelassen hatte, bekam ich sofort wieder einen Kuss von ihm. Mensch, der konnte es aber auch einfach nicht sein lassen. Selig grinsend saß ich nun da, schaute ihn einfach nur an und unterhielt mich mit ihm. Das war meiner Ansicht nach die angenehmste Art, die Zeit vor dem Unterricht zu verbringen – nahe bei meinem Liebsten. So aneinander gekuschelt saßen wir da, während ich seiner Antwort auf meine Frage lauschte. Ich errötete ein wenig, als ich hörte, was er da von sich gab. Atemberaubend? Alle anderen auf uns neidisch? Hatte ich da vielleicht was nicht mitbekommen. “Jetzt übertreib mal nicht… Ich werde wohl aussehen wie immer, also nicht sonderlich toll oder etwas in der Art.“, meinte ich und schaute kurz zur Seite. Ich fand es natürlich toll, dass Ian das so sah, aber selbst fand ich das nicht wirklich. Blieb nur zu hoffen, dass sich seine Erwartungen auch erfüllen würden. Enttäuschen wollte ich ihn auf keinen Fall. Ich müsste mir also große Mühe geben, um möglichst ansehnlich auszusehen. Es musste doch irgendwie zu schaffen sein… Ich würde einfach ein Mädchen aus meinem Schlafsaal fragen, ob sie mir behilflich sein konnte. Ja, das war eigentlich eine gute Idee, denn ich hatte vom herrichten nicht ganz so viel Ahnung. “Wenn überhaupt, dann schauen dich heute Abend alle an. Aber das bist du ja schon gewöhnt.“, fügte ich dann noch hinzu und schaute ihn nun wieder grinsend an. Wie war das noch? Angriff ist die beste Verteidigung…
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Ich schwärmte unheimlich gerne von meiner Freundin. Das tat ich immer… Aber ich hatte ja auch allen Grund dazu. Sie sah einfach wunderschön aus, auch wenn sie selbst davon nicht überzeugt war und sie war auch noch so was von unglaublich intelligent. Eigentlich hatte ich sie gar nicht verdient, aber das sagte sowieso jeder über sich selbst. Mittlerweile war sie mein ein und alles und ich wusste, dass es umgekehrt genauso war. Wir passten einfach gut zueinander. Ich stärkte ihr Selbstbewusstsein und sie half mir endlich besser in der Schule zu werden, was vorher auch noch niemand geschafft hatte. Das Einzige was ich zu tun hatte war sie in dem Gedanken zu bestärken, dass sie wirklich gut aussah, denn das glaubte sie einfach nicht. “Wenn du es so schön findest, dann könnte ich es ja bei Gelegenheit mal wieder sagen.“ Ich lächelte etwas und nickte dann. „Das hoffe ich doch, dass du das mal wieder sagst.“ Wenn sie es nämlich nicht tat, dann würde ich mir ernsthaft Sorgen machen müssen. Aber es gab bis jetzt keinen Grund dazu, warum sie mich nicht mehr lieben sollte…
Auch wenn ich es noch so wollte, schaffte ich es einfach nicht, dass ich meine Aufmerksamkeit nur einer einzigen Person schenkte. Natürlich tat mir das auch ein ums andere Mal leid, denn man musste sich in meiner Gegenwart teilweise schon etwas überflüssig vorkommen, wenn ich mich selig umsah und niemandem meine wirkliche Beachtung gab. Aber Cassie hatte sich, meiner Meinung nach, schon daran gewöhnt und es war ja auch nie von langer Dauer. Sie hatte niemals etwas dagegen gesagt und ich bemühte mich ja auch, diese Macke wenigstens bei ihr zu unterlassen, was mir aber nie ganz gelang. Sie sagte nun, dass sie schon noch vor dem Unterricht etwas in den Magen bekommen wollte. Okay, wenn sie es so wünschte dann konnten wir das sicher einrichten. Immer hin war ja auch noch genügend Zeit. „Gut, dann müssen wir nur ein bisschen auf die Zeit achten. Nicht, dass wir nachher so schlingen müssen.“ Das erinnerte mich doch wieder an mein erstes Frühstück, als ich wieder in Hogwarts war. Ich hatte auch zuerst gar keinen Hunger und dann schlang ich soviel herunter, dass ich tatsächlich Bauchkrämpfe bekam. Da war ich mit Josy essen, das wusste ich noch genau…
Ja, ich konnte es einfach nicht lassen meiner Freundin bei jeder Gelegenheit, die sich mir bot, einen Kuss aufzudrücken. Ich mochte es einfach und ich hatte auch nicht vor daran etwas zu ändern. Das war schon zu einer Gewohnheit von mir geworden und solange Cassie nichts dagegen hatte konnte ich sie doch auch beibehalten. Nach meinen Worten, die ohne Frage ziemlich schleimerisch waren, sah ich meine Freundin erwartend an. Sie erröte leicht, was mir wieder ein Lächeln auf die Lippen trieb. “Jetzt übertreib mal nicht… Ich werde wohl aussehen wie immer, also nicht sonderlich toll oder etwas in der Art.“ Ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass öfters mal solche Kommentare von Cassie kamen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass ich sie akzeptieren musste. „Na hör mal! Alleine wenn du schon aussiehst wie immer, werden alle neidisch sein.“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie in ihrer normalen Schulkleidung oder Freizeitkleidung auf einen Ball gehen würde und deshalb war ich schon einmal sehr gespannt. Sicher hatte sie ein Kleid an, in dem sie unglaublich schon aussah… so stellte ich es mir zumindest vor.
“Wenn überhaupt, dann schauen dich heute Abend alle an. Aber das bist du ja schon gewöhnt.“ Sie sah mich wieder an, grinste und ich schüttelte etwas den Kopf. „Naja, meinst du die übersehen dich, wenn sie mich ansehen? Mich stört es ja nicht, wenn mich jemand ansieht.“ Warum auch? Ich konnte nicht sagen, dass ich hässlich war und schämen tat ich mich auch nicht. Weder für mich noch für Cass.
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Unwillkürlich musste ich grinsen. Ian reagierte immer so süß, dass ich ihn am liebsten immer und immer wieder geküsst hätte. Aber ich tat es nicht, warum, wusste ich eigentlich gar nicht so genau. Noch vor etwas über zwei Monate hatte ich nicht mal mit Jungs zu tun gehabt und nun… hatte ich schon etwas über einen Monat mit einem zusammen. Aber nicht mit irgendeinem, sondern mir dem Besten, den ich mir nur hätte suchen können. Oh, nun klang ich wieder leicht überheblich, aber es war nun mal in meinen Augen so. Mit Ian hatte ich Glück gefunden und war auch ein Stück weit nicht mehr ganz so zurückhaltend – oder eher zeigte ich es bei den meisten Dingen nicht mehr. Bei so was wie dem Halloweenball war es dann aber doch wieder was anderes, weil ich mich bestimmt niemals daran gewöhnen würde. Für ihn war es ja nichts neues, das er Aufmerksamkeit bekam und wenn ich an seiner Seite war, dann musste ich es eigentlich auch langsam kennen – aber es war nicht so. Doch deshalb liebte ich ihn nicht weniger. “Na klar, du wirst es von mir sicherlich noch das ein oder andere Mal hören.“, meinte ich mit einem Augenzwinkern und lächelte ihn sanft an. Ja, er war schon etwas Besonderes für mich und inzwischen auch schon gar nicht mehr wegzudenken. Doch da mit ihm alles so gut und einfach war, nahm ich einfach mal an, dass es auch so bleiben würde und sich da nichts änderte, wir weiterhin zusammen blieben und auch noch lange bleiben würden. Vielleicht war dies auch ein Stück weit eine Wunschvorstellung, aber immerhin eine, an die ich glauben konnte. Sonst war ich ja sowieso immer recht optimistisch, also konnte man auch mal so was haben. Kurz stupste ich Ian in die Seite und kicherte kurz. So etwas war einfach Zeichen meiner Zuneigung und so konnte ich ihn noch ein wenig necken – das tat ich nämlich unheimlich gern.
Langsam nickte ich zu dem, was Ian zu mir gesagt hatte und lächelte dann. Kurz ließ ich meinen Blick schweifen, einfach, weil mein Freund es auch tat und ich in gewisser Weise sehen wollte, was er auch da. Nebenbei freute ich mich darüber, dass Ian so rücksichtsvoll und lieb zu mir war. Er dachte aber auch immer an alles… Wenn man eben nicht mehr die Zeit gehabt hätte, weil man sie schlichtweg vergaß – was ja durchaus bei zwei Verliebten passieren konnte – dann hätte man eben geschlungen. Aber da Ian so verantwortungsbewusst war, würde das wohl nicht passieren. “Na gut… dann behalt du das mal im Auge. Schlingen wäre wirklich nicht gut, gesund ist nämlich was anderes.“, sagte ich und lächelte ihn an. Wenn man schlang, dann fühlte man sich schnell voll und Magenschmerzen könnte man auch noch bekommen. Dann würde man was aus dem Krankenflügel holen und alles wurde wieder gut. Aber meine Erfahrungen mit dem Krankenflügel waren ausreichend, wenn auch nicht schlecht, aber Lust, immer wieder dort zu sein, verspürte ich dennoch nicht.
Ich verdrehte ein wenig gespielt die Augen. Manchmal war es wirklich hilfreich, wenn man jemanden hatte, der einen vom Gegenteil überzeugen wollte, aber in diesem Fall war das wohl eher weniger so. Doch wollte ich nicht seufzen, weil das gleich wieder den Eindruck machte, als ob ich genervt von Ian war – und das war ich ja schließlich nicht. Es schmeichelte mir ja eigentlich, wenn er so etwas sagte, aber dennoch glaubte ich nicht, dass viele die gleiche Ansicht wie er hatten. Ich war nun mal seine Freundin und er sah mich mit anderen Augen, als die meisten anderen es taten. So beließ ich es nur bei einem leichten Kopfschütteln. “Na, wenn du meinst… ich werde aber ein Kleid tragen, in dem ich aussehen werde, wie eine lange, dürre Bohnenstange – also wirklich anders als sonst.“, erwiderte ich ernst und schaute Ian kurz an, ehe ich dann ein wenig den Blick senkte. “Na ja, das ist leicht übertrieben, aber alleine, weil ich mich nicht gern in Kleidern zeige, wird man mir meine Unsicherheit erst recht ansehen.“, meinte ich dann noch ergänzend und wartete schon darauf, von Ian noch einen weiteren Kommentar einstecken zu dürfen. Aber ehe das passieren konnte, redete ich noch weiter. “Und nein, sie werden mich wohl kaum übersehen, weil du einfach auffällst. Das du dich gern ansehen lässt, das war mir auch irgendwie klar.“ Lachend sah ich ihn ein. Manchmal da war er aber auch schon ein wenig eingebildet… Aber auch diese Seite passte irgendwie zu ihm. Sie machte ihn liebenswürdig, auch wenn es vielleicht ein wenig überheblich war. Jeder hatte eben so seine Ecken und Kanten.
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Cassie lächelte, was sie noch ein Stück weit schöner machte, als sie es eigentlich schon war. Wieder ertappte ich mich dabei, dass ich von meiner Freundin schwärmte, aber ich musste es einfach. Sie war einfach super süß und ich hatte mich sogar damit angefreundet, dass sie etwas zurück haltender war. Am Anfang war das noch etwas, was mich ein wenig… naja, nicht wirklich störte oder nervte, aber ich war auch nicht sonderlich begeistert davon. Aber mittlerweile konnte ich das nicht mehr behaupten. Dadurch, dass sie eben etwas zurück haltender war, ging ich umso mehr ran. Das klang jetzt auch etwas komisch, aber es war wirklich so. Ich war umso öfter derjenige, der auf sie zuging und ihr einen Kuss gab und ich fand es wunderbar so. Auch konnte ich schon einschätzen, wann sie es vielleicht mal nicht so unbedingt haben konnte, dass ich ihr auf die Pelle rückte oder sie eben küsste. Ich wusste ja, dass ich ihr erster Freund war und so wollte ich ihr diese Erfahrung auch so schön wie möglich machen und sie nicht damit abschrecken, dass ich ihr nur an den Hacken hing und mich an ihr klemmte. Ich wusste zudem selber wie so etwas war und es war… einfach mit der Zeit nervig.
“Na klar, du wirst es von mir sicherlich noch das ein oder andere Mal hören.“ Sie zwinkerte mir zu und lächelte. Ich allerdings setzte wieder einen gespielt traurigen Blick auf, was ich irgendwie in letzter Zeit gerne mal tat. „Nur das ein oder andere Mal?“ Fragte ich leise und tat so, als wäre ich am Boden zerstört. Allerdings hielt das wieder einmal nicht lange an, weshalb ich schon beim letzten Worte wieder ein grinsen auf den Lippen und meinen Kopf leicht schüttelte. „Ist schon okay so. Solange ich es überhaupt mal höre bin ich voll und ganz zufrieden.“ Man konnte mich mittlerweile mit einem Wort ganz gut beschreiben: verrückt. Seit ich mit Cassie zusammen war machte ich gerne den ein oder anderen Quatsch und auch diese Aktion von mir war einfach total durchgedreht.
Wir waren uns wieder einmal einig, was mich allerdings wirklich nicht wunderte. Man konnte uns wirklich als ein Herz und eine Seele beschreiben, denn wir dachten meist das Gleiche und sprachen es auch oft aus. Aber es war schön einen Seelenverwandten zu haben. “Na gut… dann behalt du das mal im Auge. Schlingen wäre wirklich nicht gut, gesund ist nämlich was anderes.“ Ich nickte zustimmend und lächelte – wieder einmal. Den ganzen Tag lang war ich nur noch am lächeln, zumindest wenn ich an Cassie dachte oder mit ihr zusammen war. „Okay mach ich. Und ja, schlingen ist wahrlich nicht gut… ich kenne mich damit mehr als gut aus.“ Es war mir schon mehr als einmal passiert, dass ich mein Essen aus jeglichen Gründen herunter schlang und ich mich entweder verschluckte oder sonst etwas. Nein, das musste ich wirklich nicht noch öfter haben.
Ich merkte schon, dass Cassie nicht sonderlich begeistert davon war, wenn ich sie davon überzeugen wollte, dass sie wirklich alles andere als hässlich war. Aber ich mochte es einfach nicht, wenn sie von sich selbst abwertend sprach… Doch musste ich mich auch damit abfinden, zumindest jetzt noch. Ich wollte nicht mit ihr diskutieren und ich merkte auch, dass sie ebenfalls nicht sonderlich viel Lust dazu hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf und gab mir schließlich auch eine Antwort. “Na, wenn du meinst… ich werde aber ein Kleid tragen, in dem ich aussehen werde, wie eine lange, dürre Bohnenstange – also wirklich anders als sonst.“ Wenn ich nicht gesehen hätte, dass Cassie ein ernstes Gesicht hatte, dann hätte ich bestimmt etwas gelacht. Allerdings verkniff ich es mir dann doch. Sie redete weiter, dass sie sich nicht gerne in Kleidern zeigte, weil man dann ihre Unsicherheit erst recht sah. Ich schüttelte sofort meinen Kopf, konnte aber noch nichts sagen, da sie mir einfach keine Gelegenheit gab. “Und nein, sie werden mich wohl kaum übersehen, weil du einfach auffällst. Das du dich gern ansehen lässt, das war mir auch irgendwie klar.“ Sie fing an zu lachen und auch ich konnte es mir nur schwer verkneifen. „Okay nun bin ich aber mal dran zu reden…“ Ich fuhr mir vorher noch einmal mit einer Hand durch meine Haare und strich sie mir etwas aus dem Gesicht. „Wenn du wirklich meinst, dass du aussieht wie eine lange, dürre Bohnenstange, dann will ich dir da auch gar nicht reinreden… Aber ich muss dir sagen, dass du dann sie süßeste Bohnenstange von allen bist und vor allem bist du meine Bohnenstange.“ Wieder hatte ich ein lächeln auf den Lippen. „Des weiteren solltest du dir gar nicht so viele Gedanken darüber machen, was andere denken. Ich weiß, dass das nicht leicht ist… aber es sollte uns doch ganz egal sein, selbst wenn die Anderen uns angucken.“ Ich sah meine Freundin von der Seite her an, beugte mich dann noch einmal zu ihr rüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Lass dir nur von mir sagen, dass du wirklich schön bist… und das sagte ich nicht nur, weil ich dein Freund bin.“
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Grinsend schüttelte ich den Kopf. Ian war wirklich unverbesserlich. Sollte ich ihm etwa in jeder Minute, in der ich bemerkte, wie sehr ich ihn eigentlich liebte, das auch sagen? Vielleicht sollte ich es tun, allerdings war ich der Ansicht, dass man diese drei kleinen, aber so bedeutenden Worte nicht ständig um sich warf – einfach aus dem Gefühl heraus, dass sie sonst irgendwann die Wirkung verlieren würden. Das war allerdings das Letzte, was ich wollte, also beschränkte ich mich eher darauf, ihm mit Sachen und Gesten zu zeigen, wie viel mir wirklich an ihm lag. Alleine schon, dass ich ihm immer, egal zu welchem Zeitpunkt meine volle Aufmerksamkeit schenkte, war wohl jeden Tag aufs Neue ein Zeichen. Natürlich sprachen wir viel miteinander – es wäre auch schlimm gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, aber manchmal sagte ein kurzer Blick oder ein Kuss mehr, als es tausend Worte sagen konnten, es kam eben immer noch auf die Situation an, in der man sich gerade befand. Manchmal war es auch unangebracht, dass man wie mit Sekundenkleber befestigt aneinander hing, aber da ich bei Ian nicht das Gefühl hatte, dass er an mich geschmolzen war, hatte ich dahingehend wirklich kein Problem. Er ließ mir immer noch meinen Freiraum und die Luft zum Atmen, die ich benötigte – wahrscheinlich verstanden wir uns deshalb auch noch so gut. Das zu respektieren, was ich wollte, dass war wohl selbstverständlich für ihn.
“Na klar Ian. Musst du mich eigentlich immer so necken?“, fragte ich auf seinen Blick nach unten, bei dem er so ausgesehen hätte, als hätte ihn schwer getroffen, was ich zuvor zu ihm gesagt hatte. “Aber sicherlich wirst du das schon noch von mir hören, mein Schatz.“, fügte ich dann noch lächelnd hinzu. Ja, er war wirklich unverbesserlich. Warum konnte ich denn bloß in seiner Gesellschaft niemals aufhören zu grinsen, zu lächeln? Er schaffte es irgendwie immer, etwas zu sagen, dass meine Laune sichtlich steigen ließ – wenn ich denn überhaupt mal schlecht gelaunt war.
“So so, du kennst dich also damit aus? Kein Wunder, wenn man immer so viel zu tun und so wenig Zeit dazu hat.“, erwiderte ich und schaute ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Ich war auch nicht grad die langsamste Esserin, wenn ich denn einmal angefangen hatte, aber schlingen musste ich dennoch so gut wie nie. Wenn man nur genug Luft zum Essen einplante, dann ging schon alles gut. Und da ich eben unheimlich gern was Leckeres zu mir nahm, hatte ich selbstverständlich auch immer Zeit dafür – beziehungsweise nahm sie mir da, wo ich vielleicht keine gehabt hätte.
Wie gut, dass er meinen Wortschwall nicht unterbrach, denn sonst wäre ich sicherlich nicht das losgeworden, was ich für den Moment hatte sagen wollen. Früher hätte ich von dem Kopfschütteln, was zwischendurch von Ian zu sehen war, einfach abgebrochen und gefragt, was er denn wollte. Heute redete ich das, was ich zu sagen hatte und ließ dann mein Gegenüber reagieren. Ich war nicht mehr so schnell verschüchtert, was so etwas anging und konnte auch meistens frei das sagen, was ich wollte. Selbst mit meinen Gefühlen, Ängsten und Sehnsüchten war das so. Wirklich verwunderlich, wie ein anderer Mensch wieder einen anderen so weit prägen und – methaphorisch gesehen – verbessern konnte. Und das, was Ian schließlich zu meinen Worten sagte, ließ mich ein wenig kichern. “Wie schön, dass du es einfach verstehst, mich bei so was aufzubauen.“, sagte ich, nun schmunzelnd und schaute ihn weiterhin an. “Ich bin nun mal ziemlich hoch gewachsen und nicht gerade mit viel Speck ausgestattet. Doch wenn du deine Freundin als Bohnenstange magst, so will ich dir das auch nicht ausreden. Damit sind wir dann wohl quitt.“
Nein, das war nicht so böse gemeint, wie es vielleicht auf den ersten Blick klang. Es waren einfach nur Tatsachen, dass wir verschiedene Ansichten hatten, was mein Aussehen betraf, aber das war wohl normal, dass Mädchen sich oftmals unwohler in ihrer Haut fühlten, als Jungs. Weitestgehend kam ich damit klar, so lange man mich darauf nicht ansprach. “Und du hast ja schon Recht. Ich werde mich einfach dem Schicksal fügen, beobachtet zu werden, wenn wir da heute Abend auflaufen.“, fügte ich leicht nickend hinzu. Es war wohl unumgänglich. Aber auch überlebbar. Von daher für den Moment wohl ein Problem weniger. “Und hör auf, mir ständig zu schmeicheln, Mister Hamilton.“, sagte ich gespielt verärgert zu seinen letzten Worten und wurde ein klein bisschen rot. Mensch.. das er auch immer mit solche Worte von sich geben musste… Gut, vielleicht war es die Wahrheit, nur hatte ich das bisher immer nur von ihm gehört und von noch niemandem anders. Deshalb war ich in solchen Dingen wohl eher ein wenig skeptisch.
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Ich war wirklich unverbesserlich, aber vielleicht wollte ich mich auch gar nicht verbessern. Eigentlich war ich ganz zufrieden mit mir und solange ich nicht von irgendeinem Gegenteil überzeugt wurde oder mich selber überzeugte, dann würde ich mich auch nicht ändern. Ich hatte auch niemals den Eindruck gehabt, dass es Cassie irgendwie störte, wie ich war und was ich tat. “Na klar Ian. Musst du mich eigentlich immer so necken?“ Ich hatte meinen gesenkten Kopf genauso schnell wieder angehoben, wie er gefallen war und lächelte Cassie unschuldig an. „Fühlst du dich von mir geneckt? Das war aber nicht meine Absicht.“ Danach schenkte ich ihr einen entschuldigenden Handkuss und lächelte sie immer noch an. “Aber sicherlich wirst du das schon noch von mir hören, mein Schatz.“ Ich lehnte mich zufrieden zurück und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. „Das ist ja wunderbar. Dann können wir das Thema auch abschließen.“ Manchmal fand ich es wirklich richtig witzig, über was für Themen Cassie und ich stundenlang reden konnten… Kein Wunder, dass wir immer so unglaublich viel zum reden hatten und niemals aufhören konnten. Teilweise waren natürlich auch sinnlose Themen dabei, aber das hat doch jeder Mal oder nicht?
Mit einem starken Nicken bestätigte ich es ihr noch einmal, dass ich mich damit auskannte, allerdings legte ich meinen Kopf auch etwas schief… Es lag nicht unbedingt daran, dass ich so wenig Zeit hatte. Ich war einfach nur manchmal zu gierig… „Ehm…ja…“ Ich kratzte mich etwas am Hinterkopf und schielte zu Cassie hinüber. „Wir belassen es einfach mal bei dem, was du gesagt hast.“ Ich könnte es mir mit Sicherheit immer so einrichten, dass ich genug Zeit zum essen hatte, allerdings funkte bei mir immer etwas dazwischen. Sei es, das ich verschlafe oder einfach so großen Hunger habe, dass ich wahllos alles in mich reinstopfe… Da habe ich wirklich schon vielerlei Dinge erlebt. Aber auch das war ein Punkt auf meiner Liste der Dinge, die ich dringend mal ändern musste.
“Wie schön, dass du es einfach verstehst, mich bei so was aufzubauen.“ Wieder musste ich etwas lächeln und sah Cassie dann von der Seite her an. Natürlich war es irgendwo meine Absicht gewesen, dass ich meine Freundin mit meinen Worten aufbaute, aber wirklich bewusst hatte ich es nicht getan. Wahrscheinlich hätte ich das zu jedem anderen auch gesagt alleine aus dem Grund, weil ich es auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn sich jemand selber schlecht machte… “Ich bin nun mal ziemlich hoch gewachsen und nicht gerade mit viel Speck ausgestattet. Doch wenn du deine Freundin als Bohnenstange magst, so will ich dir das auch nicht ausreden. Damit sind wir dann wohl quitt.“ Ich nickte noch einmal und bestätigte ihr ihre Aussage auch wieder mit einem Lächeln.
Eigentlich blieb Cassie auch gar nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden das sie heute Abend angesehen wird. Es sei denn natürlich sie sollte sich dazu entscheiden, dass sie nicht hingehen will… Ich wäre ihr nicht einmal Sauer, aber enttäuscht wäre ich schon und ich denke, dass sie deshalb alleine schon mit mir hinging. „Denk dran, dass wir ja nicht nur da auflaufen müssen… Ich glaube, dass die Vertrauensschüler und Schülerinnen auch den Eröffnungstanz machen müssen.“ Vielleicht hätte ich es mir verkneifen sollen es ihr zu sagen… Aber ich war einfach der Meinung, dass es besser war wenn sie es jetzt erfuhr und sich darauf noch einstellen konnte, als wie wenn es heute Abend überraschend kam.
“Und hör auf, mir ständig zu schmeicheln, Mister Hamilton.“ Endlich hatte ich es geschafft, dass Cassie rot wurde! Ich musste grinsen, weil es eigentlich gar nicht mehr ihre Art war zu erröten. Allerdings fand ich das noch einmal doppelt süß. „Ich schmeichle dir gar nicht… Ich sage bloß die Wahrheit, die du mir ja nicht glaubst und die du ja nicht wahr haben willst.“ Ich ging mit einer Hand an Cassies Seite und fing an sie leicht zu pieksen. Das war schon die zweite Sache, die lange nicht mehr passiert ist.
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Dieser unglaublich unschuldige Blick von Ian… Dafür alleine hätte ich ihn mit Haut und Haaren auffressen können. Er war so unbeschreiblich niedlich, ich konnte das schon gar nicht mehr in richtige Worte packen. Ich schüttelte nur ein wenig den Kopf. “Du und mich necken? Wo kommen wir denn da hin?“, neckte ich ihn nun aber, mit einem breiten Grinsen im Gesicht fixierte ich ihn. Hachja, es war schon was Schönes, wenn man jemanden hatte, mit dem man solche Albernheiten durchführen konnte. Albernheit ist die Erholung von der Umwelt und man fühlt sich danach wirklich besser, wie ich jedes Mal aufs Neue feststellen kann. “Absicht oder nicht.. spielt gar keine Rolle.“, fügte ich mehr murmelnd hinzu und schaute kurz in der Weltgeschichte rum. Ich liebte ihn ja so wie er war – mit all seinen Eigenheiten und Charakterzügen. So und nicht anders wollte ich ihn haben. Wäre ja seltendämlich, wenn ich mit ihm zusammen wäre, aber mit seinen Macken nicht klarkommen würde. Ian war nun einmal ein Mensch mit Ecken und Kanten und hatte somit Charakter. Ansonsten wäre er nicht so beliebt bei allen. Das war nicht abwertend gemeint, im Gegenteil: Ich freute mich für ihn, dass er viele Freunde hatte. Ich wusste, wie erdrückend es sein konnte, wenn man immer alleine war und wünschte es deshalb niemandem anders – von meinen Feinden, die ich nicht hatte, mal ganz abgesehen.
Ich folgte seinem Blick aus dem Fenster und nickte ein wenig. “Können wir dann wohl. Wenn du dem nichts mehr hinzuzufügen hast…“ Irgendwie gefiel es mir, wenn ich das letzte Wort haben konnte. Ich war dennoch sicher, dass Ian dazu auch noch was zu sagen hatte. Aber war ja auch ganz egal. Es wäre schlimmer, wenn er nichts zu sagen hatte, beziehungsweise wir nichts zu sagen hatten. Dem war ja zum Glück nicht so. Wir konnten uns oft und viel und lange unterhalten, auch wenn es nur nebensächliche Themen waren, die da so vorkamen. Doch auch diese sollten mal beachtet werden, wie ich fand. Und immer ernst wollte man ja auch nicht sein, so konnte man auch zwischendrin mal unsinnige Gespräche führen wie ich fand. Und auch beim nächsten Thema wollte er es dabei belassen. Gut, dann wollte ich ausnahmsweise dazu nicht meinen Senf hinzugeben und nickte nun einfach nur darauf, schaute Ian dann wieder an.
Mensch.. es geschahen aber auch noch Zeichen und Wunder.. Ausnahmsweise stimmte Ian meiner Aussage bezüglich meines Aussehens zu und ich legte leicht den Kopf schief, als er obendrein noch lächelte. Denk dran, er liebt dich so, wie du bist.., ging es mir durch den Kopf und so konnte ich auch nur darüber lächeln. Scheinbar akzeptierte er mal in dieser Hinsicht meine Ansichten und stocherte da nicht weiter in einer Wunde rum, da ich mit meinem Aussehen ja doch schon sehr empfindlich war. Das nächste, was er zu mir sagte, ließ mich aber argwöhnisch gucken. Eröffnungstanz? Ich? Wenn jetzt Satzzeichen aus meinem Kopf hätten kommen können, wären dort drei Punkte, ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen erschienen. Sicher, ich hatte davon gehört, aber daran hatte ich natürlich so gar nicht mehr gedacht, weil ich mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen war. Tanzen? Oh Gott… ich wusste nicht, ob ich überhaupt schon mal getanzt hatte. Wohl eher weniger. Vielleicht ganz früher, als ich klein war, mit meiner Mutter, aber das war es dann schon gewesen. “Ich hoffe für dich, dass du gut führen kannst. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man tanzt.“, erwiderte ich so mit einer hochgezogenen Augenbraue. Es könnte ruhig noch schlimmer werden, es würde mich sowieso nicht mehr wirklich interessieren. Es war ein Abend und wenn da alle Peinlichkeiten auf einmal gebündelt waren… bitte, ich ließ es sicherlich gern mit mir machen. Hoffentlich wurde es nicht so schlimm, wie ich es mir gerade ausmalte. Vielleicht sollte ich auch einfach aufhören, es mir auszumalen und es auf mich zukommen lassen… Nein, dazu war ich einfach zu sehr ein Kopfmensch. Verdammt, das konnte ja noch was werden.. Ian hätte mich am Besten gar nicht daran erinnern sollen. “Mist..“, kam es dann noch unwillkürlich aus meinem Mund und ich sah ein wenig zur Seite. Ja, genau. Mist.
Ich hätte mich liebend gern darüber aufgeregt, dass Ian es mal wieder seid längerer Zeit geschafft hatte, mich zum erröten zu bringen – aber das war gar nicht notwendig und die Zeit hatte ich auch gar nicht dazu. Er fing an, nachdem er gesagt hatte, dass er mich nicht schmeichele, sondern lediglich die Wahrheit sagte, mich zu pieksen. Ich quietschte kurz auf. “Du bist ein wirklich charmanter Lügner.“, meinte ich lachend und fing dann meinerseits an, ihn ein wenig zu ärgern. Ich verlagerte mein Gewicht, beugte mich ein wenig vor und stubbste ihm sanft an die Nasenspitze, ehe ich ihn dann mit der anderen Hand in die Seite knuffte. Grinsend hing ich da halb auf dem Sofa, zu Ian gebeugt und ehe ich mich versah, fanden sich meine Lippen auch schon wieder auf Ians wieder, weil ich einfach immer das Bedürfnis hatte, ihn zu küssen, es aber nicht immer tat. Doch nun musste es einfach sein – nur diesmal nahm ich seine Unterlippe zwischen die Zähne und zog ein wenig daran, ehe ich sie dann wieder losließ. Dann schaute ich ihn an. Ich glaubte, meine Hormone gingen wieder ein wenig mit mir durch, denn ich benahm mich eindeutig leicht merkwürdig…
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Es gab da ein paar Dinge, die ich sehr gut konnte und Cassandra zu ärgern, sei es sie zu pieksen, zu necken oder auf sonst eine liebe Art, gehörte definitiv auch dazu. Ich weiß nicht, ob es ich es aus Spaß machte, aber irgendetwas reizte mich wohl daran und das schon immer. Es war nämlich nicht nur Cassie, die ich gerne mal ärgerte, eigentlich wurde niemand von mir verschont und erstrecht die nicht, die oft mit mir zu tun hatten… So zählte auch Josy dazu und natürlich meine kleine Schwester. Wo meine Gedanken sowieso gerade bei meiner Schwester waren fragte ich mich, wie es ihr wohl ging und was sie gerade tat. Ich hatte schon lange nicht mehr ordentlich mit ihr gesprochen, womit sich das bestätigte, was Cassie immer sagte. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren, wodurch einfach ein paar Sachen in meinem Leben zu kurz kamen… dass das unbedingt Noelle treffen musste war natürlich nicht geplant und es tat mir auch sehr leid… Aber was sollte ich machen? Ich war so gut wie den ganzen Tag in Begleitung von Cassandra unterwegs und wenn ich dann zu meiner Schwester kommen würde, wäre ihr das sicher auch nicht recht… Mich beschlich das leise Gefühl, dass Noelle meine Freundin nicht besonders mochte. Einfach aus dem Grund, da ich, seit dem ich mit Cassie zusammen war, kaum noch Zeit für sie hatte. Aber das war jawohl meine alleinige Schuld. Somit wurde meine Liste von den Dingen, die ich unbedingt noch erledigen musste, um einen Punkt erweitert.
“Du und mich necken? Wo kommen wir denn da hin?“ Sie hatte ihren Kopf ein wenig geschüttelt und grinste mich dann an. Es machte unheimlich Spaß den Tag so beginnen zu können. Noch konnten wir immer hin albern sein und das sollten wir meiner Meinung nach auch noch voll und ganz ausnutzen. „Ja ich weiß auch nicht…“ Ein leises Pfeifen kam von meiner Seite, was allerdings kaum zu hören war, da ich nicht besonders gut pfeifen konnte. Mit einem Schulternzucken, das soviel heißen sollte wie „ich habe keine Ahnung wovon du sprichst“, wandte ich meinen Blick kurz ab von ihr, konnte mir dann ein grinsen doch nicht mehr verkneifen. “Absicht oder nicht.. spielt gar keine Rolle.“ Mit einer Hand fuhr ich mir durch meine Haare, strich sie mir aus meinem Gesicht und sah Cassie dann wieder an. „Mist!“ Fing ich an, hob abermals meine Schultern und ließ sie gleich wieder sinken. „Naja ich gebe es zu… du hast mich ja erwischt. Aber so etwas Süßes wie dich muss man einfach ab und zu mal ärgern!“ Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich sie damit wieder geärgert hatte, aber trotzdem gefiel es ihr meist nicht, wenn ich ihr Komplimente machte. Manches Mal wurde sie dann rot im Gesicht, was ich natürlich herausforderte… Sie sah noch viel Süßer aus, wenn sie rot wurde und sich für etwas schämte.
In vielerlei Hinsichten waren Cassandra und ich uns sehr ähnlich und so zum Beispiel hatten wir auch jeder gerne das letzte Wort. Eigentlich war das Thema damit abgeschlossen, dass ich meinte ich würde es darauf belassen, was sie gesagt hatte… aber es war natürlich klar, dass meine Freundin noch einen draufsetzte. “Können wir dann wohl. Wenn du dem nichts mehr hinzuzufügen hast…“ Bekam ich wieder zur Antwort und zu gerne hätte ich noch etwas gesagt, hatte meinen Mund auch schon geöffnet, doch ließ ich es dann doch bleiben. Ich hatte oft das letzte Wort, da es bei uns meist nach dem Sprichwort ging, dass der Klügere nachgibt und das war eindeutig Cassie. Ein einziges Mal wollte ich mich allerdings zusammen reißen und nichts mehr hinzufügen. So nickte ich nur noch abschließend und lächelte ein wenig.
Eigentlich war es doch immer so gewesen, dass eher die Frauen als die Männer Rhythmus im Blut hatten oder nicht? Sicher gab es da auch einige Ausnahmen, aber ich hoffte doch sehr, dass Cassie tanzen konnte denn ich konnte es mit Sicherheit weniger. Ich war noch nie jemand gewesen, der gerne Gesellschaftstanz ausgeübt hatte, was allerdings nicht heißen sollte, dass ich es nicht konnte. Ich war zumindest ein wenig geübt darin, was wohl für diesen Abend reichen musste. Nach Cassies Aussage, dass sie hoffte, das ich gut führen konnte, da sie nicht die leiseste Ahnung davon hatte, wie man tanzt, schluckte ich kurz und ließ mich in das Sofa sinken. Na das konnte wirklich noch ein interessanter Abend werden… „Also wenn du es so direkt ansprichst… nein, nicht wirklich.“ Mit einer Hand raufte ich mich schon fast verzweifelt meine Haare und überlegte einen Moment, was wir nun tun konnten. „Mir fällt beim besten Willen nur eine Sache ein, die wir machen können um uns nicht ganz zu blamieren…“ Langsam wurde ich wieder etwas lockerer, denn immer hin war das nicht der Weltuntergang, der uns bevorstand. Es war lediglich ein einziger Tanz, bei dem uns alle aus der Schule zusahen und den würden wir auch noch hinter uns bekommen, da war ich sicher. „Wir müssen wohl oder übel heute noch einmal üben… ein bisschen kann ich es ja.“ Ich lächelte wieder etwas. Ganz so schlimm stand es um uns gar nicht solange wir beide etwas Kreativität beweisen würden und ein wenig improvisieren. “Mist..“ Hörte ich dann noch von meiner Freundin, was mir irgendwie zu verstehen gab, dass es vielleicht doch ein Fehler war, Cassie daran zu erinnern… „Hey, Kopf hoch! Wir schaffen das schon…“ ein paar lausige Worte von mir, die sie wohl kaum aufmuntern würden. Na der Tag konnte ja noch heiter werden…
Es war schon sehr lange her, dass ich Cassie mal wieder gepiekst hatte und trotzdem brachte es mir den erwünschten Erfolg. Vielleicht würde der Tag ja doch nicht ganz so schlimm werden, wie ich gedacht hatte. “Du bist ein wirklich charmanter Lügner.“ Sie antwortete mir lachend und ehe sie zu einer Gegenattacke ausholen konnte, wollte ich noch ein paar Worte los werden. „Du nennst mich also wirklichen einen Lügner? Deinen eigenen Freund?“ Eigentlich sollten die Worte ernst rüber kommen, was mir aber nicht wirklich geling, da ich einfach lachen musste. Es war meist so, dass wenn einer von uns lachte, der andere mit einstimmte. Danach kam die Gegenattacke von Cassie, auf die ich schon gewartet hatte und mich auch eigentlich vorbereiten wollte. Sie beugte sich zu mir hinüber, tat das, was ich auch eben bei ihr getan hatte und grinste mich an. Ich hatte meinerseits meine Hände schon wieder an ihren Hüften platziert, um mich für einen Gegenangriff bereit zu machen, doch wurde ich irgendwie daran gehindert, als ich ihre Lippen auf meinen spürte. Es war nicht unbedingt ihre Art gewesen, dass sie auf mich zukam, aber ein ums andere Mal geschah es dann schon. Schnell schloss ich meine Augen, um dieses wunderschöne, wenn auch kurze, Gefühl zu genießen. Ich erwiderte den Kuss, wollte gerade meinen Mund etwas öffnen, als ich spürte, wie sie meine Unterlippe zwischen ihre Zähne nahm, leicht daran zog und sie schließlich wieder losließ. Mein Mund war leicht geöffnet, als ich meine Augen wieder öffnete und Cassie ansah. „Mhm…“ Kam zusammen mit einem Lächeln von mir und meine Hände, die ich eigentlich für weiteres pieksen vorsorglich auf ihre Hüften gelegt hatte, waren nun auf ihren Rücken gewandert und streichelten diesen sanft. „Ich mag es, wenn du das tust…“ flüsterte ich nun noch und sah ihr tief in die Augen.
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