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Komme von: Ethan Drew Potter
Eigentlich sollte man doch meinen, dass ein Junge wie ich mit Leichtigkeit eine Begleitung für den Ball bekommen würde oder nicht? Ich sah gut aus und ich war relativ beliebt. Es war auch nicht so, dass mich kein Mädchen gefragt hatte und ich hatte auch jede Menge Mitschülerinnen, die ich gefragt hätte, wenn ich denn überhaupt Lust auf den Ball gehabt hätte. Aber nein, ich wollte da gar nicht hin.. warum auch? Es war ja nur ein wenig Spaß, der mich dort erwarten würde und mich dafür in einen Anzug schmeißen.. Nein, dazu hatte ich keine wirkliche Lust. Ich trug nicht gerne Anzüge, was wohl nicht zu letzt daran lag, dass ich davon ausgehen konnte, dass jeder an diesem Abend einen Anzug trug und wie sollte ich mich da von der Masse abheben? Ein Jackett konnte man schlecht verkehrt herum tragen..
So hatte ich mich also schließlich dazu entschieden, meinen Abend einfach im Gemeinschaftsraum zu verbringen. Ich hatte da noch so ein schönes Buch, was schon seit Wochen auf meinem Nachttisch lag und unbedingt von mir gelesen werden wollte, also nutzte ich die Gelegenheit, schnappte mir dieses und ging hinab in den Gemeinschaftsraum. Er war, wie ich es auch schon erwartete hatte, vollkommen leer, sodass ich mir den besten Platz aussuchen konnte und mich direkt vor das Feuer im Kamin setzte.
Ich fing an in meinem Buch herum zu blätter, fuhr mir dabei einige Male durch meine Haare und vertrieb mir so bestimmt eine Stunde meiner Zeit. Normalerweise war ich wirklich froh, wenn ich mal ein wenig Zeit für mich hatte und ich alleine sein konnte, aber an diesem Abend war das irgendwie anders.. irgendwie war es langweilig.
Einen kurzen Moment spielte ich sogar mit dem Gedanken, ob ich mich nicht doch noch auf den Ball begeben sollte, allerdings verwarf ich diesen Gedanken auch gleich wieder, nachdem er sich in meinem Kopf eingeschlichen hatte. Ich hätte noch duschen und mich umziehen müssen und darauf hatte ich dann beim besten Willen keine Lust mehr. So warf ich also das Buch beiseite, streckte mich auf dem Sofa etwas und überschlug meine Beine, starrte dabei ein wenig an die Decke. Während ich meine Arme hinter meinem Kopf verschränkte und es mir auf dem Sofa so richtig gemütlich machte, wurde ich tatsächlich ein wenig müde, weshalb ich auch meine Augen für einen Moment schloss. Nur ein kurzen Augenblick, wollte ich meine Augen ausruhen..
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Komme von: Guten Morgen, liebe Sorgen...
Seit ich mich mit Aidan unterhalten hatte, waren einige Stunden vergangen. Und in diesen Stunden hatte ich es mir einige Male immer wieder anders überlegt. Beim Mittagessen hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt, Aidan auf der Stelle abzusagen. Dann wieder hatte ich mich eigentlich darauf gefreut, zum Ball zu gehen. Abends hatte ich mich zusammen mit den anderen Mädchen daran gemacht, zu duschen und mich vom Allgemeinen Trubel um Fragen zur Frisur anstecken lassen. Ausnahmsweise hatte ich mir meine blonde Mähne hochgesteckt, und mit dem Ergebnis war ich mehr als zufrieden. Niemals hätte ich es laut zugegeben, aber es machte mir richtig Spaß, mich für den Ball hübsch zu machen. Doch als ich mich dann in meinem Kleid im Spiegel sah, verließ mich plötzlich die Lust, mich jetzt unter die Leute zu mischen. Während die anderen schon schwatzend nach unten gegangen waren, hatte ich mich auf mein Bett gesetzt, Delilah auf den Arm genommen und mich einmal mehr über mich selbst geärgert - bis ich schließlich tatsächlich eingeschlafen war. Es wäre viel einfacher gewesen, wäre ich nicht mit jemandem verabredet gewesen. Doch als ich jetzt aufwachte, war diese Verabredung das erste gewesen, was mir siedend heiß einfiel. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, was Delilah zu einem wütenden Fauchen veranlasste. Doch dafür hatte ich jetzt einfach keine Zeit. Dass mein Kleid inzwischen verknittert war und meine Haare in alle möglichen Richtungen abstanden, war mir noch nicht bewusst.
Ich stolperte die Treppe zum Gemeinschaftsraum mehr hinunter als dass ich ging. Erst auf der letzten Stufe konnte ich mich wieder fangen, kämpfte einen Moment um mein Gleichgewicht und seufzte dann erleichtert, als ich wieder fest auf beiden Beinen stand. Erst eine Sekunde später bemerkte ich meinen Zwillingsbruder, der sich den beliebten Sessel direkt vor dem Kamin geschnappt hatte. Er war also auch nicht beim Ball. Hätte ich mir denken können. Aber irgendwie hatten wir den ganzen Tag noch kaum ein Wort miteinader gewechselt, und über den Ball hatten wir dabei schon gar nicht gesprochen. Dabei hatte ich einfach angenommen, dass sich Ethan ein hübsches Mädchen schnappen und beim Ball alle Blicke auf sich ziehen würde - dafür hatte er ja schließlich eine Begabung. Stattdessen saß er alleine hier im Gemeinschaftsraum und sah regelrecht gelangweilt aus. Etwas überrascht sah ich ihn also an, blinzelte ein paar Mal und musste dann feststellen, dass er es tatsächlich war. Ich schüttelte den Kopf leicht und machte ein paar Schritte in seine Richtung. Aidan war jetzt erst einmal vergessen. Wahrscheinlich würde er mich für den Rest unserer Schulzeit ohnehin ignorieren, so wie es bisher ja auch gewesen war.
»Du bist gar nicht auf dem Ball? Was ist denn da passiert?«, fragte ich ihn überflüssigerweise. Natürlich war er nicht auf dem Ball, das war ja nicht schwer zu übersehen. Ich setzte mich auf die Kante von einem der nebenstehenden Sessel und sah ihn an. Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, warum er sich so ein Ereignis entgehen lassen wollte. Oder hatte ihn vielleicht ein Mädchen sitzen lassen? Diese Frage konnte ich selbst mit einem nein beantworten. Das war ziemlich unwahrscheinlich. Gedankenverloren nahm ich die Spangen aus meinem Haar, sodass die Strähnen schließlich alle wieder einfach herunterfielen. Gedanklich hatte ich den Ball für mich heute eh schon gestrichen. Jetzt brauchte ich mich dort auch nicht mehr blicken lassen, dazu war es zu spät. Nur mit Aidan musste ich die Sache wohl noch klären. Ich verzog das Gesicht, denn das würde wahrscheinlich kein angenehmes Gespräch werden. Seufzend - dieses Mal allerdings eher resignierend - lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und schloss für einen Moment die Augen, bevor ich Ethan wieder ansah.
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Es war wirklich eine tödliche Mischung, wenn man auf einem so gemütlichen Sessel saß, einen warmen Kamin vor sich hatte und dann auch noch für einen Moment die Augen schloss. Wenn man es genau betrachtete, dann konnte ich eigentlich gar nicht Müde sein und deshalb hätte ich mich auch gefragt, wie ich es schaffen konnte, einzuschlafen. Gut, wahrscheinlich war es einfach die Situation, die mich dazu verleitet hatte, in das Land der Träume überzugleiten. Der Sessel war gemütlich, das Zimmer war warm und ich war vollkommen alleine. Nichts und niemand hätte mich eigentlich stören können, dann an so einem Abend konnte man eigentlich gut davon ausgehen, dass man alleine war.. Wer ließ sich denn schon den Halloweenball entgehen?
In der Ferne hörte ich ein Poltern und ein Stolpern und das war es auch, was mich wohl aus meinem kleinen Nickerchen, das ich unfreiwillig auf dem Sessel hielt, riss und mich fast ein wenig aufspringen ließ. Ich drehte mich zur Treppe um und erkannte meine Schwester, wie sie fast ein wenig schwankend auf der letzten Stufe stand und versuchte, ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Meine Augenbrauen schossen beide fragend in die Höhe und ich sah sie einen Moment lang an, ehe ich mich wieder in meinen Sessel kuschelte und darauf wartete, dass sie zu mir kam. Sie ging an mir vorbei und steuerte einen der anderen Sessel an, wobei ich sie etwas kritisch musterte. Ich musste zugeben, dass sie schon ein wenig zerzaust aussah, wobei wir uns eigentlich die Hände reichen konnten, denn großartig anders sah ich mit Sicherheit auch nicht aus. Mein Blick wanderte hinauf zu ihren Haaren, die wohl mal eine Hochsteckfrisur waren. Die Frage, die mir in diesem Moment durch den Kopf schoss, war folgende: Warum hatte meine Schwester ihr Kleid an, sich die Haare gemacht und war am Ende aber doch im Gemeinschaftsraum geblieben?!
Ich rutschte ein wenig auf meinem Sessel hin und her, fuhr mir abermals durch meine Mähne und warf einen kurzen Blick ins Feuer. „Ich hatte einfach keine Lust dazu.“ Kurz zuckte ich mit meinen Schultern und wandte meinen Blick nun wieder zu Claire, lächelte dabei etwas. „Aber erzähl du mir mal lieber, warum du nicht auf den Ball gegangen bist?!“ Ich fuhr mit meinem Blick erneut über sie und ich verstärkte mich in meinem Gedanken, dass sie es auf jedenfall mal vor hatte. Nun interessierte mich nur noch, warum sie nicht hingegangen war. „Hat dich irgendwer oder irgendwas davon abgehalten?“ Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah fast ein wenig erwartungsvoll zu meiner Schwester. Das war ja schon beinahe wie ein Verhör, was ich hier mit ihr startete.
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Er hatte also keine Lust. Ich eigentlich schon. Ich hatte ein prima Verabredung. Ich hätte auch jetzt noch einfach hingehen können. Aber ich hatte Schiss. Natürlich hätte ich das nicht zugegeben, aber ich hatte Angst vor Aidans Reaktion, wenn ich erst jetzt auftauchte. Wahrscheinlich war er ohnehin schon beim Ball. Ich biss mir auf die Unterlippe. »Ich? Ich hab es mir einfach anders überlegt.« Ich hörte selbst, wie lahn sich diese Ausrede anhörte, doch mir fiel nichts anderes ein. Anstatt meinen Zwillingsbruder anzusehen starrte ich auf meine Hände, die sogar leicht zitterten. Ich musste gehen. Es blieb mir gar nichts andere übrig, wenn ich nicht die neu gewonnen Freundschaft zu Aidan aufs Spiel setzen wollte. Ich mocht diesen Jungen - und ich hatte es wieder einmal verpatzt.
Unruhig setzte ich mich in meinem Stuhl wieder auf und fing an, mir mit den Fingern durch die Haare zu fahren, die inzwischen wieder herunterhingen und mein Gesicht einrahmten. »Ich sehe durchtbar aus, oder?« So wie ich es fragte, klang es regelrecht verzweifelt, und auch als ich Ethan ansah, wusste ich, dass mein Gesichtsausdruck das reinste Jammertal sein musste. Aber irgendwie war mir im Moment egal, was Ethan von mir dachte, und ob er mich gleich auslachen würde. Ich wusste nur, dass es wichtig war, Aidan nicht gänzlich sitzen zu lassen. Der Spruch, "Besser spät als nie" kam mir in den Sinn. Es war einfach unsinnig, jetzt hier sitzen zu bleiben. Was konnte schon schlimmes passiert sein? Aidan konnte doch höchsten ein anderes Mädchen getroffen haben, das ihn jetzt zum Ball begleiten würde, und er konnte sie jetzt vor der ganzen Schülerschaft bloß stellen. Ich verschränkte die Finger und presste die Hände nervös zusammen. Tolle Aussichten.
Weiter fummelte ich an meiner Frisur herum, aber ohne Spiegel war es nicht einfach, etwas daraus zu machen. Auch die Falten aus meinem Kleid würde ich nicht mehr heraus bekommen. Dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben. Warum nur musste mir sowas immer passieren?! Aus Nervosität wurde langsam Wut auf mich selbst, und ich hatte das Bedürfnis, irgendetwas in viele, kleine Fitzelchen zu zerreißen oder jemanden einfach anzubrüllen. Mein letztes bisschen Beherrschung zusammenkratzend warf ich Ethan noch einmal einen Blick zu. Und dann sagte ich etwas, was ich bisher noch nie zu Ethan gesagt hatte. Es fiel mir auch nicht gerade leicht, aber mir blieb nichts anderes übrig. »Ethan, ich brauche deine Hilfe. Bitte!«
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Es war von mir schon so eine Art Automatismus, dass eine Augenbraue von mir in die Höhe schoss, wenn meine Schwester etwas zu mir sagte, was sie nicht ehrlich meinte. Normalerweise konnte sie mir gut Dinge verkaufen, das hieß, dass ich eigentlich sonst vieles von ihr glaubte auch wenn es gar nicht stimmte, aber in diesem Falle hätte jeder erkannt, dass sie mir einen vorlog. Dazu musste man Claire nicht einmal kennen, um das erkennen zu können. So rutschte ich ein wenig auf meinem Sessel hin und her, beugte mich ein Stückchen nach vorne und sah meiner Schwester in die Augen. „Du hast es dir.. anders überlegt?“ Fragte ich sie also ungläubig und hob nun beide Augenbrauen an, ehe ich mich langsam wieder zurück lehnte und Claire aus der Ferne betrachtete. Ich wusste wirklich nicht, was sie dazu getrieben hatte, dass sie nun doch nicht auf den Ball ging, obwohl sie es anscheinend vor hatte. Was ich allerdings wusste war die Tatsache, dass es schon etwas gravierenderes sein musste, denn wegen einer Lappalie oder gar wegen nichts würde meine Zwillingsschwester nicht einfach etwas ausfallen lassen, zudem sie doch sonst Lust gehabt hätte.
Ich erkannte an diesem Abend wirklich Seiten von meiner Schwester, die mir zuvor entweder nicht aufgefallen sind oder die sie zuvor einfach nicht hatte! So wuselte sie unruhig auf ihrem Stuhl herum, fuhr sich mehrmals durch die Haare und zerstörte ihre Frisur damit eigentlich nur noch mehr, auch wenn daran eigentlich auch nicht mehr allzu viel zu retten war. So schmunzelte ich ein wenig auf Claires Worte hin und schüttelte dann meinen Kopf. „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es furchtbar ist. Nur.. Du siehst sicherlich nicht mehr so aus, wie du es gerne haben würdest. Aber..“ Ich beugte mich ein wenig nach vorne und griff nach ihrem Arm, sodass sie endlich aufhörte noch mehr in ihren Haaren rum zuwurschteln. „Das macht es mit Sicherheit auch nicht mehr besser, also lass es lieber.“ Ich hatte immer noch ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen, als ich mich schließlich wieder zurück lehnte und Claire von weitem betrachtete.
Ich hätte wirklich zu gerne gewusst, was mit meiner Zwillingsschwester passiert war, dass sie erstens so zerzaust aussah und zweitens nicht da war, wo sie eigentlich hinwollte, nämlich auf den Ball. Mir gingen ein paar Gedanken durch den Kopf und ich malte mir innerlich aus, was alles hätte passiert sein können, aber so wirklich glauben tat ich mir selber nicht. Claire war nicht die Sorte von Mensch die Angst vor etwas bekam und deswegen nicht auf den Ball ging. Hatte sie vielleicht ein Date? Aber dann hätte sie erst recht hingehen müssen, weshalb ich das irgendwo ausschloss. Vielleicht wurde sie sitzen gelassen? Nein, dann wäre sie anders drauf gewesen.. Dann wäre sie mehr Sauer als.. so, wie sie eben jetzt war. Ja, was war sie denn überhaupt? Verzweifelt? Traf es eigentlich gar nicht so schlecht. Erst recht nach den Worten, die sie mir nach meinen Gedanken entgegen brachte. Ich traute meinen Ohren kaum und sah Claire direkt ins Gesicht, hob beide Augenbrauen ein Stück an und überlegte, ob ich mir das gerade nur eingebildet oder ob ich die Worte von meiner Schwester wirklich wahrgenommen hatte. „Ehm.. Ja, klar..“ Erwiderte ich erst einmal unsicher, beugte mich dann allerdings wieder nach vorne und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab. „Wobei brauchst du denn meine Hilfe?“
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“Dumm gelaufen“ hätte ich vielleicht in einem anderen Fall gesagt. Ich hätte mit den Achseln gezuckt, eine Person mehr auf meine persönliche Liste der Leute gesetzt, die mich nicht mochten weil ich ihnen vor den Kopf gestoßen hatte. Warum also war mir ausgerechnet Aidans Meinung so wichtig? Warum konnte ich mir nicht auch bei ihm denken, es sei nicht so wichtig und mich beruhigen? Wir hatten in den sechs Jahren, die wir gemeinsam diese Schule besuchten, kaum etwas miteinander zu tun gehabt, hatten heute das erste, lange Gespräch geführt, in dem es um mehr als irgendwelche dummen Hausaufgaben ging. Und von einer Minute auf die andere war mir deshalb wichtig, was er über mich dachte? Am liebsten hätte ich einfach laut geschrien – aber das machte die Sache wahrscheinlich auch nicht besser. Im Gegenteil, ich würde mich nur noch mehr aufregen. Und dazu hatte ich keine Zeit. Jetzt galt es, eine Lösung zu finden. Und zwar schnell, solange ich noch eine Chance hatte, das ganze wieder irgendwie halbwegs gerade zu biegen. Aber wie? Wie sollte ich denn aus dieser Situation wieder herauskommen? Kim, wo bist du wenn man dich mal braucht? schoss es mir durch den Kopf, und ich dachte einen Moment lang sehnsüchtig an meine beste Freundin, die jetzt irgendwo in Japan ihre Tage verbrachte. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Etwas erschrocken sah ich Ethan an, als er meine Hand nahm, um zu verhindern, dass ich meine Frisur – oder eher das, was davon noch übrig war – endgültig zu zerstören. Erst nach ein paar Sekunden brachte ich ein Lächeln zustande und lehnte mich schließlich in meinem Sessel zurück. Es war schwer genug, ihn um Hilfe zu bitten, und genauso schwer war es jetzt, ihm zu erklären, was ich verbockt hatte. Ich war mir ja selber nicht einmal im Klaren, wie das hatte passieren können. Und jetzt war es ausgerechnet Ethan, dem ich immer zu beweisen versuchte, dass ich alleine klar kam, der mich hier wie ein Häufchen Elend sitzen sah. Toll. Meinem Zwillingsbruder musste ich also eingestehen, dass ich etwas verbockt hatte. Ich seufzte tief und schloss noch einmal für einen Moment die Augen. Solche Situationen waren ätzend. Unentschlossen biss ich auf meiner Unterlippe herum und versuchte, eine Formulierung dafür zu finden, dass ich ein hoffnungsloser Fall war, was Freundschaften betrifft. Wahrscheinlich würde er mich schlussendlich nur auslachen, mir auf die Schulter klopfen und mir sagen, was ich selber schon wusste. Nämlich dass ich ein Talent dafür hatte, Menschen zu vergraulen.
Trotzdem holte ich tief Luft und fing dann mit einer kurzen Zusammenfassung der Situation: “Ich bin ein Vollidiot!“ Nach einer kurzen Pause fuhr ich dann fort: “Ich war verabredet. Zum Ball. Und dann… bin ich… ach, ich habs einfach verpatzt. Und jetzt ist es zu spät. Ich seh fürchterlich aus, und ich bin zu spät und wahrscheinlich wird er jetzt nie wieder mit mir reden… und…“ Plötzlich unterbrach ich meinen Redefluss, denn ich kam mir unheimlich dumm vor. Statt Ethan also genauer zu erklären, was ich getan – oder eben nicht getan – hatte, stand ich mit einem gefauchten “Ach, vergiss es!“ auf, als könne Ethan etwas dafür. Dass es nicht so war, dessen war ich mir durchaus bewusst, aber es war mir einfach egal. Wutschnaubend marschierte ich im Gemeinschaftraum ein paar Mal auf und ab und schimpfte dabei vor mich hin, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. “Am besten geh ich einfach ins Bett und zieh den Kopf ein“, seufzte ich und ließ mich vor dem Kamin auf den Boden fallen, setzte mich im Schneidersitz vor das prasselnde Feuer und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie gesagt, solche Situationen waren einfach ätzend.
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Ich kannte meine Schwester nun wirklich schon lange genug, um behaupten zu können, dass etwas passiert war.. Damit meinte ich allerdings keine Kleinigkeit, denn ansonsten hätte sie mich wohl kaum um Hilfe gebeten. Allerdings konnte ich mir auch nicht ausmalen, was sie angestellt haben könnte, was passiert war oder was sie vielleicht noch vor hatte.. Es musste auf jedenfall etwas großes sein, denn ansonsten hätte sie mich, ihren Bruder, niemals um Hilfe gebeten. Nicht, dass ich ihr nicht aus sonst helfen würde, aber ansonsten war meine Schwester eigentlich nicht der Typ Mensch, der andere um Hilfe bat.. Zumindest hatte ich es so direkt noch nicht mitbekommen. Mir schoss also die Frage durch den Kopf, was sie gemacht haben konnte.. Ich wusste es nicht, aber es würde sicherlich nicht allzu lange dauern, bis Claire mich aufklären würde.
Bevor sie allerdings auch nur ein Wort aus sich heraus brachte, um irgendetwas zu sagen, hinderte ich erst einmal ihre Hand daran, ihre Frisur weiter zu zerstören. Auch wenn man das, was sie da auf dem Kopf hatte, schon gar nicht mehr als Frisur bezeichnen konnte.. Das klang zwar fies, aber es war wirklich so. Allerdings machte sie es durch ihr Gewurschtel nur noch schlimmer.
Schließlich lächelte Claire also etwas und lehnte sich zurück, was mich auch in gewisser Weise etwas entspannen ließ. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass die Situation, in der meine Schwester stecken könnte oder die Sache, bei der sie anscheinend meine Hilfe brauchte, wahrscheinlich gar nicht so schlimm war, wie Claire es darstellte.. Mit ihrem Auftreten hatte sie auf jedenfall eine dramatische Spannung in mir erzeugt und ich war mehr als gespannt auf das, was mich nun mehr erwarten würde. Als erstes begann sie damit zu behaupten, dass sie ein Vollidiot sei, was meine Augenbrauen schon als erstes ein Stückchen höher zucken ließ. So lehnte ich mich also erneut ein Stückchen nach vorne, sah Claire direkt in die Augen und wartete ihre Geschichte ab.
Allerdings war meine Schwester in ihrer Erzählung nicht sonderlich Detailreich, weshalb ich mir die Zusammenhänge immer wieder selbst dazu denken musste und irgendwann durch ihr Aufspringen und den damit gefauchten Satz gestört wurde. Moment.. Konnte ich jetzt etwas dafür, dass sie verabredet war, aber nicht hingegangen ist? Mir kam es beinahe so vor. Mit meinen Fingern trommelte ich ein paar Mal auf der Armlehne meines Sessels herum, ehe ich mich ein wenig genervt zu meiner Schwester umdrehte und ihr dabei zusah, wie sie im Gemeinschaftsraum auf und ab lief.
„Lass mich die Sache zusammen fassen… DU hattest eine Verabredung für den Ball und hast es verpasst, dahin zu gehen. Und jetzt maulst du mich deswegen an?!“ Meine Augenbrauen waren immer noch leicht erhöht. So beobachtete ich Claire dann schließlich dabei, wie sie zum Kamin hinüber ging und sich dort niederließ. Ich überlegte einen Moment lang, ob sie immer noch meine Hilfe brauchen würde und entschied mich schließlich dafür, dass dem so war. Also erhob ich mich von meinem Sessel und ging ebenfalls hinüber zum Kamin, setzte mich dort neben sie. „Also.. ich denke, dass du zwei Möglichkeiten hast. Entweder du gehst wirklich nach oben und legst dich schlafen, wobei du deiner Begleitung dann nie wieder in die Augen sehen kannst.. oder du richtest deine Haare noch etwas und gehst auf den Ball. Du könntest deiner Begleitung versuchen zu erklären, was passiert ist.. Apropro.. Ich will nicht neugierig klingen aber.. Mit wem wolltest du denn eigentlich auf den Ball gehen?“ Nachdem ich nun meinen Redeschwall beendet hatte, sah ich Claire einen Moment lang still an.
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Ich hätte es wissen müssen. Es brachte einfach nichts, mit Ethan darüber zu reden. Natürlich maulte ich jetzt – schließlich ging gerade alles schief. Aber er fasste natürlich wieder alles persönlich auf. Super. Demonstrativ verdrehte ich die Augen und seufzte leise. “Nun hab dich doch nicht so“, gab ich also zurück bevor ich mich auf den Weg zum Kamin machte. Nur mit einem kurzen Blick zeigte ich, dass ich sein Näherkommen registriert hatte, ebenso wie die Tatsache, dass er sich schließlich neben mich setzte. Selbstverständlich wusste ich auch, dass er eigentlich recht hatte. Er hatte mir nichts getan, ich hätte also durchaus einen freundlicheren Ton anschlagen können. Aber wozu? Irgendwo brauchte ich ein Ventil, durch das meine Wut über mich selbst entweichen konnte. Und gegen Wut gab es nichts Besseres als laut zu schreien. Wenn sich einem dabei jemand in den Weg stellte, hatte der eben Pech gehabt. Ethan hatte wohl schon mehr als einmal solche Phasen von mir erlebt, aber verstehen würde er es wohl nie.
Trotz allem musste ich schließlich leicht lächeln, als er mir – fast ein bisschen sachlich – meine Möglichkeiten für heute Abend aufzählte. Manchmal beneidete ich Ethan für diese ruhige Art, Probleme anzugehen, und gerade eben war wieder einer dieser Momente. Wäre er nicht zufällig hier im Gemeinschaftsraum gewesen, hätte ich wahrscheinlich irgendwelche Bücher gegen die Wände geschleudert und wäre dann frustriert ins Bett verschwunden, um am nächsten Morgen alles zu bereuen. Ja, ich musste mir tatsächlich eingestehen, dass Ethan manchmal ganz nützlich sein konnte. Langsam fing ich an, die Spangen aus meinen Haaren zu lösen. Mehr als ordentlich aussehen würde ich in der kurzen Zeit, die ich mir zugestand, bis ich nun endgültig aufbrechen würde, war ohnehin nicht mehr möglich. Also war die ganze Arbeit mit der Frisur heute vollkommen umsonst gewesen. Eigentlich frustrierend, aber mir blieb nichts anderes mehr übrig, als die eigene Dummheit auszubaden.
“Da hab ich wohl keine andere Wahl, als mich zu beeilen und endlich auf den Ball zu kommen.“ Ich schüttelte meine Haare durch und versuchte, mit den Fingern durch die langen Strähnen zu fahren, um zumindest nicht so auszusehen, als hätte ich eben erst einen Kampf mit einem Wichtel durchstehen müssen. Fragend sah ich dann meinen Bruder an, um seine Meinung zu der improvisierten Frisur zu erfahren. Wahrscheinlich sah ich aus, wie ein Yeti, der nach dem Schleudergang der Waschmaschine entstiegen war – aber vielleicht konnte ich das ja als Absicht tarnen. Noch schlechter konnte mein Ruf in der Schule ja kaum werden. Ethans Frage allerdings ließ mich rot anlaufen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich hob betont gleichgültig die Schultern, bevor ich ihm schließlich in verkrampft-lässigem Ton antwortete. “Aidan hat mich heute Nachmittag gefragt, und da hab ich ja gesagt.“ Kurz sah ich ihn wieder an und wich dann seinem Blick aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass jetzt gleich ein dummer Kommentar kommen würde - und den wollte ich nicht hören.
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Okay.. Ich hätte es auch nicht so direkt ansprechen müssen. Immer hin kannte ich meine Schwester ja und irgendwo wusste ich, dass sie ihre schlechte Laune nicht an mir auslassen wollte, es aber doch tat, weil es irgendwie nicht anders ging.. Es war halt so. Aber ich sah es auch nicht ein, dass ich immer meinen Kopf für sie hinhalten musste, obwohl immer da auch übertrieben war. Eigentlich kam es sogar eher selten vor.. „Schon gut, schon gut.“ Gab ich nun meinerseits in einem freundlichen Ton zurück und ließ mich neben ihr nieder, was sie wohl mit ihrem Blick zu mir mitbekommen hatte. Eigentlich wusste ich auch gar nicht, warum ich mich so anstellte, denn ich kannte es ja selber, dass man gerne seine Wut an den Menschen ausließ, die dafür eigentlich gar nichts konnten.
Gespannt wartete ich auf eine Reaktion meiner Schwester darauf, was sie wohl tun würde. Immer hin hatte ich ihr genügend Möglichkeiten gegeben, von denen sie sich nun eine aussuchen und durchziehen konnte. Ich persönlich hätte ihr dazu geraten, die Sache gleich zu klären, denn dann war die Schadensbegrenzung noch in gewisser Weise möglich, wo gegen das Morgen schon ganz anders sein konnte. Aber es war ihre Entscheidung, was sie tat und was nicht. Als sie dann schließlich anfing, die Spangen, die ihr Haar mittlerweile etwas hilflos hochhielten, zu lösen, lächelte ich etwas und sah ihr immer noch gespannt dabei zu, während ich weiter hin auf eine Antwort wartete.
Immer noch hatte ich das Lächeln auf den Lippen und mit einem leichten Kopfnicken pflichtete ich ihr bei. „Ich würde mir an deiner Stelle jetzt nur noch einmal die Haare kämmen und dann kann es auch los gehen..“ Mittlerweile hatte ich mich von meinem Platz schon wieder erhoben und ging ein wenig im Gemeinschaftsraum auf und ab.
Nach meiner Frage, mit wem sie eigentlich zum Ball gehen wollte, war ich wieder am Kamin stehen geblieben und sah zu meiner Schwester, die, wenn ich es richtig sah, ein wenig rot anlief. Dieses Mal konnte ich mir mein grinsen nicht verkneifen und auch ihre gespielt gleichgültige Art, bemerkte ich sofort. „Das ist ja wirklich nett von ihm, dass er dich gefragt hat..“ Gab ich nun erst einmal ebenfalls gleichgültig zurück und zuckte auch etwas mit den Schultern. „Aber ich wusste gar nicht, dass zwischen euch etwas läuft.. Du musst mich wirklich besser auf dem Laufenden halten, Schwesterchen.“ Automatisch ging ich mit meinen Armen schon in eine gewisse Abwehrhaltung, falls Claire auf die Idee käme, aufzuspringen und mich zu verhauen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich von meiner Schwester einen auf den Deckel bekäme, auch wenn ich sonst wesentlich stärker und auch größer als sie war.
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Irgendwann, nahm ich mir vor, irgendwann würde ich mich bei Ethan bedanken müssen für heute Abend. Er hatte mir mehr geholfen, als er vielleicht ahnte, aber es fiel mir immer schwer, anderen meine Anerkennung zu zeigen. Und Ethan hatte wahrscheinlich in seinem Leben nicht mehr als drei Mal ein Dankeschön von mir zu hören bekommen, auch wenn er es schon um einiges öfter verdient hätte. So aber suchte ich in meiner Schultasche, die ich eigentlich fast immer, wenn ich nicht gerade im Unterricht war, hier im Gemeinschaftsraum herumliegen hatte, nach meiner Haarbürste. Unter Büchern, Pergamenten, Federn und einem angebissenen Apfel fand ich sie schließlich auch. Schnell fuhr ich mir damit durch die blonden Haare, bis sie nicht mehr in die verschiedensten Richtungen abstanden. Erst als ich fertig war, blickte ich wieder zu Ethan auf, der inzwischen aufgestanden war.
Es hätte mir klar sein müssen, dass er irgendwann fragen würde, mit wem ich zum Ball gehen wollte. Aber das Thema war mir irgendwie unangenehm. Ich hätte ja selbst nicht geglaubt, dass ausgerechnet ich heute Abend in Begeleitung auftauchen würde, aber Aidan hatte mich nun einmal gefragt, und ich freute mich darüber. Beim ersten Teil von Ethans Antwort war ich erst einmal erleichtert – immerhin schien der Spott aus zu bleiben. Nun ja, ich hätte es besser wissen müssen, denn als sich gerade ein Lächeln auf meinen Lippen breit machen wollte, kam der Satz, den ich befürchtet hatte. Das Lächeln erstarb sofort und ich funkelte meinen Zwillingsbruder wütend an. Anstatt jedoch aufzuspringen und ihm an die Gurgel zu gehen, warf ich die Haarbürste nach ihm, die ich immer noch in der Hand hielt.
Erst dann stand auch ich auf. “Da läuft überhaupt nichts… bisher haben wir ja kaum ein Wort miteinander gewechselt. Wahrscheinlich waren nur alle anderen schon verabredet“, antwortete ich dann in einem Ton, der deutlich machen sollte, dass ich es mir nicht gefallen lassen würde, wenn Ethan mich jetzt weiter damit aufziehen wollte. Langsam strich ich mein Kleid glatt und atmete tief durch. In meinem Bauch hatte sich ein Gefühl breit gemacht, dass ich bisher nicht kannte. Eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität, die mich mit einem Mal vollkommen unwillkürlich glücklich lächeln ließ. Claire, du bist verabredet, schoss es mir durch den Kopf, und am liebsten hätte ich laut gelacht. Stattdessen machte ich meinen Gefühlen jetzt anders Luft. Ich umarmte Ethan überschwänglich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange – etwas, das ich nicht mehr gemacht hatte, seit ich laufen konnte.
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Irgendwie.. war das ganze ein ziemlich verquerer Abend. Meine Schwester suchte einen Rat bei mir, was sie sonst nie tat und ich lag an einem Ballabend auf dem Sofa und schlief. Es war komisch.. Aber alles in Hogwarts war doch irgendwie mal komisch, warum also nicht auch einmal so ein Abend? Und nun war es nun einmal so, dass Claire zu mir kam und ich hatte auch wirklich nichts dagegen. So wie es den Anschein hatte, konnte sie mit dem, was ich ihr bezüglich ihres Problems sagte, sogar etwas anfangen, da sie sich von jetzt auf gleich daran machte, etwas im Gemeinschaftsraum zu suchen. Ich beobachtete sie einen Moment dabei und verstand schließlich, dass ihre Tasche das war, was ihr fehlte, allerdings ergründete sich bei mir der Zusammenhang noch nicht so wirklich. Ich stand meinerseits erst einmal wieder vom Fußboden auf und ließ mich auf einem der Sofas, die vor dem Kamin standen, nieder.
Als wenn sie nicht geahnt hatte, dass ich wissen wollte, mit wem sie zum Ball gehen wollte. Und ich wäre nicht ich gewesen, wenn ich es bei einer einfachen Aussage ihrerseits belassen hätte. Nein, ich war eben jemand, der gleich aus einer einfachen Verabredung etwas schloss oder zumindest bei Claire wollte ich es so tun. Ich merkte direkt, wie sich mich böse anfunkelte und ich rechnete schon damit, dass sie mich angreifen oder anmeckern würde, doch die Haarbürste, die sie in ihrer Hand hielt, hatte ich nicht mit eingerechnet.
Ich schaffte es noch gerade so, mich umzudrehen, sodass mich die Bürste nur auf meiner Schulter traf, was aber dennoch ein wenig schmerzte. Ich zuckte kurz zusammen und sah dann überrascht zu Claire, fing etwas an zu grinsen und sammelte direkt danach die Haarbürste wieder auf, die ein wenig unter eines der Sofas gerutscht war. Langsam ging ich wieder zu ihr hinüber und hielt ihr ihre Haarbürste hin, sodass sie sie mir aus der Hand nehmen konnte. „Hier. Ich glaube, dass du das gerade verloren hast.“ Danach lauschte ich ihren Worten, die sie mir wahrscheinlich nur widerwillig entgegen brachte. Ich wusste genau, dass sie nicht wollte, dass ich weiter rumbohrte und nachfragte, also entschied ich mich dieses Mal, sie in Ruhe zu lassen. Wer wusste schon, was sie sonst nach mir werfen würde?
„Ich würde an deiner Stelle dein Licht aber auch nicht allzu sehr in den Schatten stellen. Ich glaube nicht, dass er dich gefragt hat, weil die anderen schon alle vergeben waren, aber gut. Ich glaube dir mal, dass zwischen euch nichts läuft.“ Mit diesen Worten und einem lächeln schloss ich das Thema ab. Zumindest für heute..
Sie hatte ihre Haare gemacht und nun, nachdem sie aufgestanden war, strich sie zusätzlich noch ihr Kleid glatt. Wahrscheinlich sah sie nicht ganz so aus, wie sie es noch tat, bevor sie eingeschlafen war, aber ich dachte mir, dass es wahrscheinlich auch so reichen würde. Sie sah so gut aus wie immer, auch wenn ich ihr das so direkt nicht sagen würde oder könnte. Überschwänglich umarmte mich meine Schwester schließlich und dann drückte sie mir noch einen Kuss auf die Wange, was mich völlig aus der Bahn warf. Ich erfreute mich sehr an dieser Geste und doch verwunderte es mich, da sie dies zuletzt getan hatte, als wir noch ganz kleine Kinder waren. „Und nun geh los und schnapp ihn dir..“ Mit einem breiten Grinsen schob ich Claire schließlich zum Ausgang, sodass sie sich gleich auf den Weg machen konnte.
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