Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.190 mal aufgerufen
 Muggelkunde
Professor Litby Offline

Besucher

Beiträge: 8

31.05.2006 14:58
Letzte Stunde vor den Ferien Antworten
Letzte Stunden waren so ziemlich das schlimmste, was jemals ein Mensch erfunden hatte. Zumindest kam mir das vor jeden Ferien, besonders vor den Sommerferien, so vor. Die Schüler passten noch weniger auf als sonst, selbst die weit geöffneten Fenster halfen nichts gegen die drückende Schwüle, die seit Tagen auf allem lastete und ehrlich gesagt wollte auch ich endlich meine Ruhe vor den Schülern haben.
So war auch ich schon in Gedanken in den Ferien bei meinem Bruder William, als ich zehn Minuten vor Beginn der Nachmittagsstunde die Tür zum Klassenzimmer aufschloss.
Da die Fenster bisher geschlossen gewesen waren, war die Luft im Raum unerträglich und ich ließ die Tür weit offen stehen, als ich hinein trat. Mit wenigen Schritten war ich beim Lehrerpult angelangt, legte meine Unterlagen darauf ab und ging gleich darauf weiter zu den Fenstern, um jedes einzelne weit zu öffnen. Große Erleichterung brachte dies nicht, aber es war ein Anfang.

Während ich noch mit dem letzten Fensterriegel kämpfte, erschien bereits der erste Schüler und ich lächelte ihm zu. Während er sich auf seinen Platz setzte, ging ich wieder nach vorne, ordnete meine Papiere und stützte mich dann mit beiden Händen auf das Pult. Ich setzte mich niemals in meinem Unterricht, was meine Füße zwar nicht immer so wunderbar fanden, dem Respekt, den die Schüler mir entgegen zu bringen hatten, aber wohl recht zuträglich war.
Nach und nach trudelten auch die anderen Schüler ein. Wie immer waren es recht wenige.

Als alle da waren - etwa zehn Prozent der Plätze waren besetzt - richtete ich mich auf und fing an zu sprechen.
“Willkommen zur letzten Stunde Muggelkunde für dieses Jahr! Ich hoffe, sie haben alle noch das Engagement, wenigstens diese zwei Stunden noch mitzuarbeiten, ich versichere ihnen, dann sind sie für acht Wochen erlöst!“
Ich lächelte kurz, bevor ich eines der vor mir ausgebreiteten Blätter zur Hand nahm und fort fuhr:
“Nichtsdestotrotz habe ich vor, diese Stunde noch mit einem neuen Thema anzufangen, das ihnen hoffentlich ein bisschen den Anreiz gibt, nächstes Jahr wieder diesen Kurs zu belegen, und vielleicht über die Ferien zumindest einen kurzen Blick in die Bücher zu werfen.
Wir haben uns die letzten Monate mit dem doch recht ernsten Thema der Beziehungen zwischen verschiedenen Muggelstaaten beschäftigt. Ihre letzten Hausaufgaben dazu geben sie mir bitte am Ende der Stunde ab. Doch nachdem wir uns bisher lang und breit mit der Sicht der Magier auf die Muggel und der alltäglichen Welt der Muggel beschäftigt haben, wird es diese Stunde und nach den Ferien einmal um etwas anderes gehen.
Für einen Zauberer oder eine Hexe ist es fast genauso wichtig, auch zu wissen, welche Vorstellung Muggel eigentlich von Magie haben. Natürlich haben sie alle in der zweiten und dritten Klasse - in meinem Unterricht - die Hexenverfolgungen durchgenommen, die sie wahrscheinlich auch nicht so schnell loslassen werden. Doch über diese Sicht auf Magie sind die Muggel lange hinweg. Zwar verurteilen die Religionen - besonders das Christentum - noch immer jegliche Zauberei, doch niemand wird mehr verfolgt und es haben sich mehrere ‚Arten’ der Muggelmagie herauskristallisiert. Nennen wir das einfach mal so, wie sie nämlich sehen werden, hat die Magie der Muggel sehr wenig mit der Unseren zu tun. Natürlich kennen auch Muggel Geschichten über krummbeinige Hexen, die Liebestränke brauen und auf Besen reiten. Doch mittlerweile glauben Muggel auch andere Dinge. Wir werden mal mit einer kleinen Übersicht anfangen!“


“Muggel unterscheiden wie gesagt in mehrere Arten von Magie. Da wäre zuerst einmal die Trick- oder Bühnenmagie. Diese wird vor allen Dingen von Bühnenmagiern ausgeübt, doch viele Muggel kennen so genannte „Taschenspielertricks“. Dabei handelt es sich um Kunststücke, die mit einer großen Fingerfertigkeit oder eben auch komplizierten Tricks das Auge des Zuschauers täuschen und so den Eindruck entstehen lassen, hier habe eine übernatürliche Macht, besagte Magie, gewirkt!“

Ich machte eine kurze Pause und warf einen Blick über die Klasse.

“Sie müssen vorerst übrigens nicht mitschreiben, da sie diese Zusammenfassung im Lehrbuch auf Seite 354 finden. Ich bitte sie jedoch, auch dieses momentan geschlossen zu halten!“, fügte ich freundlich hinzu. Einige der Schüler hatten bereits mitgeschrieben, andere bei meiner Bemerkung fieberhaft das Buch aufgeschlagen, doch beide Gruppen ließen ihre Beschäftigungen nun ruhen und ich hatte wieder die Aufmerksamkeit, die ich in der letzten Stunde eben noch erwarten konnte.
“Als nächstes ist wohl das Wahrsagen zu nennen. Das Wahrsagen der Muggel unterscheidet sich tatsächlich kaum von dem, was wir heute unter diesem Begriff verstehen. Aus den Handlinien, der Schrift, Karten, Teeblättern und natürlich“, ich schmunzelte kurz, “ aus Kristallkugeln wollen die Muggel etwas über ihre Zukunft, ihr Schicksal und ihren Charakter erfahren. Auf fast jedem Dorffest wird man eine selbsternannte Seherin finden, die für einen oft horrenden Betrag die Zukunft liest. Noch etwas populärer ist auch die Astrologie, die man in vielen Tageszeitungen in Form von Horoskopen findet. Natürlich ist sowohl das eine als auch das andere zu sehr großen Teilen reiner Humbug. Wahre Seher sind mehr als selten!“

Sehr selten, schoss es mir durch den Kopf, während ich auch hier eine kurze Pause machte, damit meine Worte bei den Schülern ankommen konnten. Gerade am Anfang eines Themas war es wichtig, niemanden direkt zu verschrecken, weil es zu schnell ging und er oder sie nicht mitkam.

“Weiterhin muss die so genannte Heil- oder auch Wundermagie genannt werden. Oftmals sind dies scheinbare Wunderheilungen, die nicht von einem Arzt, sondern einem ebenfalls selbsternannten Wunderheiler vollführt werden. Zum Teil werden diese Dinge einer bestimmten Religion zu geschrieben, so gibt es beispielsweise in der christlichen Religion - die in Europa am weitesten verbreitet ist - viele Pilgerorte, Lourdes in Frankreich etwa, zu denen Kranke oder Invalide kommen, da sie auf eine Wunderheilung ihrer Leiden hoffen. Auch diesen `Wundern´ ist kritisch gegenüber zu stehen!“

Ich warf einen kurzen Blick auf meine Unterlagen und räusperte mich möglichst unauffällig. Ich hasste es, während dieser Hitze zu lange zu reden, aber ich wollte meine kurze Übersicht in dieser Stunde fertig bekommen. Wenigstens waren es nur noch zwei Punkte.
“Kommen wir zu etwas, was man vielleicht als Psychologische oder Bewusstseinsbeeinflussende Magie bezeichnen könnte. Diese Art der Magie, die hauptsächlich als Hypnose oder auch Gedankenkontrolle, bzw. das Lesen und Übermitteln derselben, stattfindet, wird neuerdings von Therapeuten manchmal angewendet, ist aber hauptsächlich etwas, was in Zaubershows - der erste Punkt - großen Anklang findet. Hypnose bezeichnet eigentlich einen sehr ruhigen, schlafähnlichen Zustand, der auch Trance genannt wird. Während dieses Zustandes ist sowohl die Ansprechbarkeit des Unterbewusstseins als auch die Konzentration auf eine bestimmte Sache stark erhöht, die Kritikfähigkeit des Bewusstseins jedoch in gleichem Maße reduziert. Im volkstümlichen Sinne kann der Hypnotiseur den Hypnotisierten zu allem bringen, was er möchte, was in der Praxis jedoch nicht möglich ist. Dennoch ist genau dies ein altbewährter Trick der Bühnenzauberer, die einen ihrer `Zuschauer´ scheinbar hypnotisieren, also vollkommen ihrem Willen unterordnen.
Als Gedankenlesen ist natürlich dasselbe wie bei uns die Legilimentik gemeint, doch ist keiner der Bühnenzauberer der Muggelwelt wirklich in der Lage, Gedanken zu lesen, bzw. zu übermitteln. Auch hier haben wir es nur mit einem Trick zu tun!“


Gott sei Dank, der letzte Punkt. Ich spürte, dass auch die Klasse sich langsam nach dem Ende des Unterrichts sehnte.
“Als Letztes muss ich nun wohl auf die möglicherweise als Allgemeine Magie zu bezeichnende Art von Zauberei zu sprechen kommen. Diese Art von Magie geht - wie fast alle anderen auch - von einer höheren, übernatürlichen Macht oder auch mehreren Mächten aus, die durch verschiedene Rituale vom Menschen in Bahnen gelenkt und genutzt werden kann. Hierbei wird auch in weiße, oder gute, und schwarze, oder böse, Magie unterschieden. Ich möchte hierzu jedoch erst einmal nicht mehr sagen, da wir uns in den nächsten Wochen mit jeder dieser Magiearten eingehender beschäftigen werden!“

“Nachdem ich ihnen jetzt doch recht viele Fakten zugemutet habe, bekommen sie über die Ferien nur auf, sich den Lernstoff im Buch - Seite 354 und 355 - gut anzusehen und sich bereits ein paar kleine Gedanken zu den darunter stehenden Aufgaben zu machen, damit wir in der ersten Stunde nach den Ferien direkt fortfahren können! Sie werden bemerken, dass die Reihenfolge im Buch leicht von der des Unterrichts abweicht. Lassen sie sich davon nicht irritieren, die Inhalte sind die gleichen. Nur möchte ich mich in einer etwas anderen Reihenfolge mit den Themen beschäftigen. Ich wünsche ihnen noch angenehme letzte Tage und schöne Ferien!“
Mit diesen Worten packte ich meine Unterlagen zusammen, ließ sämtliche Schrift von der Tafel verschwinden und verschwand endlich aus diesem grässlich heißen Raum.



Lehrbuchseiten zum Unterricht:


 Sprung  
Xobor Forum Software von Xobor | Forum, Fotos, Chat und mehr mit Xobor
Datenschutz