Komme von: Aus Spaß mach Ernst
Immer noch reichlich gefrustet von dem kleinen Zusammenstoß, mit dieser Slytherin, trottete ich weiter den Gang entlang. Außer mir war niemand zu sehen, ich war alleine. Ich schaute einmal über meine Schultern, zuckte dann mit diesen und schlurfte weiter. Dieser Tag war einfach zum Kotzen! Irgendwie wollte heute alles nicht so wie ich es gerne hätte. Ich war bisher nicht zum Essen gekommen und Kaffee hatte ich heute auch noch keinen getrunken. Was war eigentlich los mit mir? Ich rannte doch sonst immer nach dem Aufstehen sofort in die Große Halle und schaufelte meinen Teller voll. Aber heute war eben ein komischer Tag, na gut, die Nacht war auch komisch gewesen. Oder besser gesagt, total beschissen! Dieser Traum hatte mir echt zu schaffen gemacht und ich würde Deliah wohl ewig dankbar sein.
Plötzlich hörte ich Schritte. Sie waren vor mir, aber ich konnte niemanden erkennen, da dort eine Abbiegung war. Die Schritte waren schnell und wurden immer schneller, bis sie plötzlich nicht mehr zu hören waren. Ich ging ein wenig schneller und bog um die Kurve ab. Meine Neugier war geweckt. Wer rannte den Gang entlang und kam einfach so zum Stehen? Ich lief um die Kurve und entdeckte ein Mädchen, das auf dem Boden hockte. Ich hörte ihren unregelmäßigen Atem und sah, dass ihre Hände zitterten. Meine Augen weiteten sich ein wenig vor Schreck. Was ist denn mit ihr? Langsam ging ich auf sie zu, aber sie schaute nicht hoch.
“Alles in Ordnung?“, fragte ich sie und hätte mich für diese oberdämlich Frage sofort in den Hintern treten können. Natürlich war NICHT alles in Ordnung, das war ja wohl offensichtlich. Ich ging neben ihr in die Hocke, versuchte aber nicht allzu aufdringlich dabei zu wirken, nachher würde sie dadurch noch mehr ausflippen, wenn das überhaupt noch ging.
Lange konnte ich so nicht bleiben, also kniete ich mich nach einer Weile hin. Dabei ließ ich das Mädchen nicht aus den Augen. Dann hob sie langsam den Kopf und schaute die Wand vor sich an. Dieser Anblick schien sie allerdings nicht so recht zu erfreuen, denn kurz darauf huschte ihr Kopf hektisch von rechts nach links. Besorgt sah ich ihr zu, traute mich aber immer noch nicht, sie einfach an der Schulter zu fassen.
Plötzlich sah ich etwas in ihren Augen glitzern. Weinte sie etwa? Anscheinend. Die Tränen strömten ihr nur so die Wangen runter und sie legte ihren Kopf auf ihre Hände. Das Mädchen schien mich nicht bemerkt zu haben. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich bloß tun?
Ganz vorsichtig legte ich nun doch eine Hand auf ihre Schulter und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Mir war eine Idee gekommen, die mir Schusselchen auch hätte viel früher in den Sinn hätte kommen können. Langsam legte ich meine Arme um das Mädchen und legte ihre um meinen Hals. Den Kopf ließ ich auf meine Schultern sinken und hielt sie nun wie ein kleines Kind in den Armen. Langsam versuchte ich aufzustehen, ohne dass sie mir wieder wegrutschte. Als ich es geschafft hatte mich mit ihr aufzurichten, fiel mir auf um wie viel größer sie als ich war. Na das konnte ja was werden. Aber hier sitzen lassen konnte ich sie auch nicht, also musste ich da wohl oder übel durch. Ich schlang meine Arme um ihre Taille und setzte mich langsam in Bewegung.
“Keine Sorge, dir passiert nichts. Ich bringe dich jetzt zu Rosa und alles wird wieder gut. Ich versprech es dir!“, sagte ich mit leiser warmer Stimme und ging mit ihr in Richtung Krankenflügel. Besser gesagt, ich ging und schleifte sie mehr oder minder mit mir mit.
Das arme Ding. schoss es mir durch den Kopf.
Wer sie wohl ist? Ich habe sie hier noch nie gesehen. Ich begann darüber nachzudenken, ob ich sie nicht doch kannte und kramte in meinem Gedächtnis, aber ich fand nichts. Ihr Gesicht war mir völlig unbekannt.
Wahrscheinlich eine neue Schülerin dachte ich und fragte mich automatisch in welches Haus sie wohl gekommen war. Sie trug keinen Umhang, also konnte ich da schon mal nicht nachgucken, aber vielleicht war das auch besser so.
Das Mädchen hing immer noch kraftlos in meinen Armen und so langsam wurde sie schwer. Zu allem Übel kam auch noch hinzu, dass ich jetzt eine Treppe hinaufsteigen musste. Vor der ersten Stufe hielt ich inne, um eine kleine Verschnaufpause zu machen und sah gequält die Treppe hoch.
Oh Mann... Das konnte ja heiter werden. dachte ich ein wenig zynisch und überlegte, wie ich meine „Begleiterin“ die Stufen hochbekam, ohne das sie mir aus den Armen rutschte und die Treppe runterfiel.
“Sooooo...“, sagte ich und atmete einmal tief ein, bevor ich einen Fuß auf die erste Stufe setzte. Meine rechte Hand legte ich auf das Geländer und meine linke umfasste noch etwas stärker ihre Taille. So schleppte ich mich die Treppe hinauf und hielt alle drei-vier Stufen mal an, um durchzuatmen und das Mädchen wieder in die vorherige Lage zu bringen. Sie rutschte nämlich andauernd mit dem Kopf von meinen Schultern runter und drohte die ganzen Stufen, die ich mühsam erklungen hatte, runterzupurzeln.
Meine Beine wurden schwach und mein Atem ging schneller. Es war äußerst anstrengend jemanden die Treppen hochzutragen, der gut 20 Zentimeter größer war als man selber und wie ein lebloser Kartoffelsack an einem hing.
Gib nicht auf, Rani! Du schaffst das! Nur noch ein paar Stufen und du bist oben!“ versuchte ich mich in Gedanken etwas anzutreiben. Als ich es dann tatsächlich bis nach oben geschafft hatte und die letzt Stufe erklommen hatte, blieb ich erneut stehen, um ein paar mal tief einzuatmen. Das war anstrengend gewesen, sehr anstrengend! Ich spürte einige Schweißtropfen auf meiner Stirn und wischte sie mit meinem Ärmel weg. Dann drehte ich kurz meinen Kopf und strafte die Treppe mit einem bösen Blick, bevor ich weiterging.
Meine Beine waren mittlerweile zu Mus geworden, aber ich ging trotzdem unbeirrt weiter. Um ein paar Ecken noch und ich hatte es geschafft. Dann war ich am Krankenflügel angekommen und konnte das bemitleidenswerte Mädchen in Rosas Hände übergeben.
Ich bog um die letzte Kurve und lief schnurstracks auf die Tür zum Krankenflügel zu.
Endlich! dachte ich erleichtert. Noch ein paar Schritte. Als ich vor der Tür stand, klopfte ich höflich und wartete darauf, dass mir erlaubt wurde einzutreten.
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