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Komme von: Ein konstruktives Essen
Gerade hatte ich mich von Daria verabschiedet und war nun von dem Gemeinschaftsraum der Hufflepuff in den Gängen unterwegs. Eigentlich hatte ich vor, meine Aufgaben für Alte Runen zu erledigen, allerdings hatte ich herzlich wenig Lust dazu. Die Aufgaben, die Professor Howlin verteilte waren oft kreativen Ursprungs, so dass ich so meine Schwierigkeiten damit hatte. So oder so kam ich nicht drum rum, meine Aufgaben zu beendigen. Immerhin hatte ich schon den Anfang eines Satzes auf meine Pergamentrolle gebracht. Das war immerhin besser als gar nichts.
So ging ich also in die Bibliothek und setzte mich an einen freien Tisch, damit ich auch genug Platz für meine Arbeitsutensilien hatte. Schnell war alles was ich benötigte vor mir ausgebreitet und ich stützte meine Ellbogen auf dem Tisch auf, legte mein Kinn frustriert auf die Handflächen. Beinahe fassungslos starrte ich das Pergament an, auf dem fortan meine Hausaufgabe zu stehen hatte. Nun ging das Gegrübel also wieder von vorne los. Zu was würde man wohl die Rune Kenaz kinzuziehen? Ich hatte mir noch kurz Professor Howlins Worte notiert. " Beschriben Sie eine Situation, in der Sie Kenaz hinzuziehen würden. Auf welche Weise sie zum Einsatz kommt ist egal, nur eine kurze Begründung verlange ich von Ihnen. Dies soll kein langer Aufsatz sein, sondern eine kreative Aufgabe."
Na, das brachte mich nun auch nicht weiter. Aber was solls? Irgendwie musste es ja zu schaffen sein, auch für mich.
Vielleicht war es als erstes mal wichtig zu wissen, was genau die Rune Kenaz eigentlich bedeutete. Ich hatte keine wirkliche Ahnung, also ging ich die Bücherreihen ab, auf der Suche nach einem Buch, was mir helfen konnte.
Üblicherweise kehrte ich nicht mit einem Buch zurück, sondern hatte meine Arme vollgeladen, sodass ich kaum sah, wo ich hin ging. Beinahe wäre ich über einen Stuhl gefallen, der zu weit weg vom Tisch stand, aber im letzten Moment berappelte ich mich und fand schnell den Weg zu meinem Tisch zurück.
Ich ließ die Bücher auf den Tisch fallen und machte mich seufend ans Wek. Innerlich hoffte ich, dass bald jemand vorbei kam, der mir bei der Suche behilflich sein konnte. Aber so war es im Moment noch nicht, also schlug ich das erste Buch vom Stapel auf und blätterte es durch, auf der Suche nach etwas, was mir helfen würde.
Nach kurzer Zeit hatte ich auch schon was gefunden. Kenaz ist das Symbol für Umwandlung jeder Art, ob diese im Inneren eines Menschen stattfindet in Form einer Erleuchtung oder diese sich auf der Ebenen der Umformung von Energie in Materie vollzieht. Auch das Feuer einer Idee und Erkenntnis, die in uns brennt und uns erleuchtet, ist hier gemeint. Also war es genau die Rune, die ich jetzt gerade benötigte. Erleuchtung war nicht immer das schlechteste. Also las ich schnell weiter. In der Halle spendet die Fackel Licht und Sicherheit, die dunkle Nacht wird erhellt, der Mensch kann in seinem Schein kreativ tätig sein oder gesellig beisammen sitzen, um das heilige Nachtmahl einzunehmen. Kenaz ist die Idee, welche die dunkle Götternacht erhellt und im neuen Göttertag umgesetzt wird.
Auf jeden Fall ist hier ein schöpferischer Moment in Form von Lichtwerdung und Transformation versinnbildlicht. Die Kraft, die in diesem Vorgang steckt, beherrscht der Mensch und nutzt sie, um kreativ zu formen.
Okay, das verwirrte mich wieder ein wenig. Aber wenigstens hatte ich nun eine leise Ahnung, in welche Richtung mein "kreativer Aufsatz" nun gehen sollte. Ich las also den Rest auch noch und tauchte dann meine Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben.
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Komme von Ein kurzer, prüfunder Blick
Mit Joslyns Tasche unter dem Arm schritt ich langsam durch die Bibliothek und sah mich nach bekannten Gesichtern, aber vor allem nach einem freien Tisch, um. Dafür, dass es der erste richtige Schultag war, war die Bibliothek doch recht voll und zu meiner Belustigung konnte ich unseren Bibliothekar beobachten, wie er von einem Tisch zum anderen lief und aufpasste, dass nichts mit den Büchern passierte die auf den Tischen lag. Leicht grinsend schüttelte ich meinen Kopf und setzte meinen Weg dann fort.
Zuerst sah ich nach links...dann nach recht und dann schließlich wieder nach links. Alle Tische die in der Bibliothek standen waren voll besetzt. Wie konnte es nur sein, dass so viele Schülerinnen und Schüler scharf darauf waren zu lernen? Oder hatten sie alle ihre Hausaufgaben nicht gemacht? Von Alte Runen konnten die alle ja nun nicht sein.
Ich war schon fast am verzweifeln, denn ich hatte keinen freien Tisch gefunden. Ob Josy mir das glauben würde, dass ich meine Hausaufgaben noch nicht gemacht habe, weil alle Tische besetzt waren? Wohl eher nicht. Also ging ich noch einmal in Ruhe durch die Gänge und sah dann ein Mädchen aus meinem Jahrgang, sogar aus meinem Haus, alleine an einem Tisch sitzen und Bücher wälzen. Einen Moment lang blieb ich noch an einem der Bücherregale stehen und beobachtete sie. Wie hieß sie noch gleich? Genau! Cassandra McKaylor. Sie war mir am ersten Tag schon aufgefallen. Wirklich geredet hatte ich mit ihr nie, aber vielleicht ergab sich ja jetzt die Gelegenheit? Wohl eher nicht! meinte eine Stimme in meinem Kopf. Klar, sicherlich war sie nicht in die Bibliothek gegangen um zu plaudern. Und ich war es eigentlich auch nicht.
Nachdem ich mich etwas mit meinem Gedanken befasst hatte ging ich schließlich auf sie zu, blieb vor dem Tisch stehen und sah sie lächelnd an. „Kann ich mich zu dir setzen? Weißt du, der Rest der Bibliothek ist voll...warum auch immer...“ Wenn sie alleine bleiben wollte, hätte ich das respektiert.
Immer noch mit Josys Tasche unterm Arm wartete ich auf eine Antwort von Cassandra, wobei ich sie etwas von nahem betrachtete. Sie sah wirklich gut aus, das konnte ich nicht bestreiten. Ob sie wohl einen Freund hatte? Es ging mich zwar nichts an, aber ich brannte vor Neugierde. Warum hatte ich eigentlich früher nie mit ihr geredet?
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Weiterhin schrieb ich eifrig die Sätze auf, die in meinem Kopf schwirrten, damit dieser Aufsatz auch irgendwann mal fertig werden würde. Zwar hatte ich die Aufgaben erst heute aufbekommen, aber ich wollte alles immer so schnell wie möglich fertig haben, damit ich mehr Zeit für die anderen Fächer hatte. Kaum war ich aus den Ferien wieder da, schon hatte ich nichts anderes als die Schule im Kopf. Tief in meinem Innersten hoffte ich, dass das auch irgendwann mal ein Ende haben würde. Auch wenn es im Moment nicht wirklich danach aussah.
Gerade dachte ich nochmal daran, dass ich nun gerne Gesellschaft hätte, als mich eine männliche Stimme aus meinen Gedanken riss. Ich rutschte mit der Feder über das Blatt und verschmierte dabei das, was ich gerade geschrieben hatte. "Verflucht!" Mein Glück, dass ich kaum mehr als ein Viertel der Seite vollgeschrieben hatte und das meine Schrift auch nicht die allerkleinste war. Ich würde es wohl noch einmal schreiben, aber das machte mir nichts, da ich dies oft genug tat.
Gerade wollte ich das Pergament zerknüllen, da sah ich hoch. Ich sah in zwei Augen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Braun, aber irgendwie doch auch anders. Ich schnappte nach Luft, ehe ich begriff was er - sein Name war Ian - von mir wollte. Mein Gesicht nahm die Farbe einer halbreifen Tomate an und ich beeilte mich, mich abzuwenden und derweil den Tisch etwas zu räumen, das er - der mit den sonderbaren Augen - sich zur mir setzen konnte und ich ihn noch genauer bertrachten konnte.
"Hi Ian." erwiderte ich knapp, ehe ich ihn wieder ansah. Ich betete, dass mein Gesicht wieder seine natürliche Farbe angenommen hatte. "Setz dich doch, wenn du dich in diesem Chaos wohl fühlst. Warte kurz..."
Schnell nahm ich meine Tasche und die Bücher von den freien Stühlen damit Ian - der mit der angenehmen Stimme - sich hinsetzen konnte. Wahrscheinlich wollte er sich nicht zu den anderen setzen, weil die einfach zu laut waren. Ich wusste es nicht und ich hatte auch nicht vor ihn zu fragen. Dafür war ich viel zu unsicher im Umgang mit Jungs. Erstens hatte ich noch nie einen Freund gehabt, zweitens hatten Jungs in meinem Leben noch nie eine besondere Bedeutung gehabt und drittens hatten Jungs auch gar keinen Platz in meinem Leben. So, nun war ich wieder sortiert und ich konnte normal mit ihm reden.
Dann erst sah ich die beiden Taschen, die er mit zu trug. Ich sah ich spöttisch an. "Lernst du neurdings für zwei, oder warum hast du zwei Taschen mit?" Fragend sah ich ihn an. Doch dann wurde ich wieder ernst. "Was musst du denn noch erledigen?" wollte ich dann von ihm wissen, bevor er sich hinsetzte.
Da ich nur Alte Runen machen musste war ich wohl bald wieder weg hier. Es sei denn, Ian würde meine Hilfe gebrauchen. Aber eigentlich müsste er doch ganz gut in der Schule sein, schließlich war er neuerdings Vertrauensschüler und er spielte auch im Quidditsch-Team. Wahrscheinlich brauchte er meine Hilfe gar nicht. Bestimmt kam er alleine zurecht. Mensch, warum machst du dich denn eigentlich immer selbst so fertig? Denkst du, nur weil andere beliebter sind als du, sind sie mehr wert?
Vielleicht sollte ich allem ein wenig optimistischer gegenüber treten. Sonst war ich ja auch nicht so. Das machten nur diese gutaussenden Jungs. Die verwirrten mich und ich wusste nicht damit umzugehen. Warum das so war, konnte ich mir selbst nicht erklären. Es war nunmal einfach so. Vielleicht würde sich auch das mit der Zeit wieder ändern. Aber nun würde ich mich nicht weiter davon einschüchten lassen. Schließlich waren Jungen auch nur Menschen und unterschieden sich vermutlich nur mit ihrem Aussehen von uns Mädchen. Ich hatte noch Aufgaben zu erledigen, und damit wollte ich nun wieder anfangen. Also nahm ich ein neues Stück Pergament aus meiner Tascha und begann, das alte noch einmal abzuschreiben.
Irgendwie hoffte ich dabei, dass Ian mit mir sprechen würde. Das wäre mal eine nette Abwechslung zu dem ganzen alleinsein une Monologe in meinem Kopf zu führen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ohne das ich mich blamieren würde, also hielt ich doch lieber den Mund. Zwar kannte ich ihn aus unseren gemeinsamen Unterrichtsstunde, aber dadurch wusste ich noch längst nicht, was er für ein Mensch war und was ihn interessierte. Und bevor ich blödes Zeug plapperte, hielt ich lieber den Mund. Außerdem sollten Männer ja die Initiative ergreifen und nicht wir Frauen. Ich wartete also ab, was weiter geschehen würde und vor allem, wie sich das Gespräch entwickeln würde - sofern überhaupt eines zu Stande kommen würde.
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Ich glaube Cassandra war gerade ziemlich in ihre Gedanken vertieft, als ich sie fragte ob ich mich zu ihr setzen durfte, denn sie verschmierte mit ihrer Feder das ganze Pergament. Ebenfalls war ihr "Verflucht!" unüberhörbar und ich konnte mir ein leichtes grinsen nicht verkneifen.
Als sie ihren Kopf hob und mir ins Gesicht sah, ich glaube sie sah mir sogar direkt in meine Augen, wurde sie leicht rot und wandte ihren Kopf gleich wieder ab. Bevor sie wieder wegsah, hatte ich sie noch etwas angelächelt, aber ich glaube, dass sie das nicht wahr genommen hatte.
Ich fand es wirklich süß, wenn Mädchen rot wurden. Meine Augen und überhaupt mein Aussehen hatte oft solche oder ähnliche Wirkungen auf Mädchen. Die einzigen die nicht so oder ähnlich reagierten waren Joslyn und meine kleine Schwester Noelle.
"Hi Ian." Sagte Cassandra eher knapp und sah mich dann wieder an. Die rötliche Farbe war aus ihrem Gesicht verschwunden. "Setz dich doch, wenn du dich in diesem Chaos wohl fühlst. Warte kurz..." Während Cassandra den Stuhl frei räumte, stellte ich schon einmal die Taschen auf dem Boden ab. „Das nennst du Chaos? Ich bin schon schlimmeres gewohnt... Bei mir Zuhause sieht es viel schlimmer aus!“ Wieder lächelte ich und ich bemerkte, dass die Magenkrämpfe vom Essen verschwunden waren. Mir ging es wieder richtig gut. Beinahe schon etwas zu gut.
Doch leider verflog meine gute Laune wieder etwas, als ich meinen Blick senkte, meine Tasche auf dem Boden liegen sah und mich wieder daran erinnerte warum ich überhaupt in die Bibliothek gegangen war.
Lernst du neurdings für zwei, oder warum hast du zwei Taschen mit?" Wie ich, hatte auch Cassandra meine Tasche bemerkt und anscheinend wunderte sie sich darüber, dass ich zwei bei mir hatte. „Schön wär’s...Ich lerne ja nicht mal für mich alleine, wie soll ich dann für zwei lernen?“ Ein grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit ehe ich weiter sprach. „Die eine Tasche gehört Joslyn...Sie wollte eigentlich mit mir in die Bibliothek kommen und mir bei den Hausaufgaben helfen, aber sie wurde aufgehalten...“
"Was musst du denn noch erledigen?" Fragte Cassandra mich dann, während ich mich langsam niederließ. „ Du bist ganz schön neugierig, was?“ Das Grinsen, was schon fast von meinem Gesicht verschwunden war, tauchte in alter Frische wieder auf. Mit einer Hand griff ich nach meiner Tasche, hob sie hoch auf meinem Schoß und holte ein zerknittertes Stück Pergament, ein paar neue Pergamente, zwei Bücher, meine Feder und mein Tintenglas hervor.
„Muggelkunde und Verteidigung muss ich noch machen...obwohl ich mir in Muggelkunde nur Gedanken machen soll und nichts schreiben muss...“ Ich nahm das zerknitterte stück Pergament hervor, glättete es so gut wie es ging und las, was ich vor den Ferien darauf geschrieben hatte. „Dafür, dass ich in Muggelkunde nichts schreiben muss ist das was ich für Verteidigung noch machen muss jawohl doppelt so schlimm...“ Stellte ich mit einem seufzen fest. Das ich bei den Hausaufgaben Hilfe brauchte, war mir von Anfang an klar, aber Joslyn war jetzt nicht da um mir zu helfen und Cassandra wollte ich nicht fragen. Zumindest jetzt noch nicht.
Noch einmal seufzte ich ehe ich mir alle notwenigen Utensilien, die ich zum Hausaufgaben machen brauchte, heran holte, das Tintenfass aufdrehte und mir dann mit einer Hand meine Haare aus dem Gesicht strich.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, dass Cassandra nach ihrer Tasche griff und ich vermutete, dass sie sich ein neues Stück Pergament holen wollte. Ehe sie mit der Hand in ihrer Tasche war, griff ich nach einem Pergamentblatt von mir und schob es zu Cassandra. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und meinte dann lächelnd: „Nimm eins von mir...Immer hin bin ich ja auch schuld, dass dein altes versaut ist, oder nicht?!“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte ich mich wieder meinen Hausaufgaben zu.
Nach wenigen Minuten hatte ich schon keine Lust mehr und hätte am liebsten alles hingeworfen. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich noch einmal zu Cassandra. Sie war fleißig am schreiben. Lass dir war einfallen...Sonst stehst du wirklich dumm da!! Also nahm ich meine Feder zur Hand, tauchte sie in das Tintenfass und hielt sie dann über das, noch leere, Stück Pergament. Noch einmal las ich mir die Aufgaben für Verteidigung durch und sie wurden immer unverständlicher. Was mach ich eigentlich hier? Ich spiele mir doch selber etwas vor...Ohne Josy bin ich verloren....Ich kann ja nicht mal alleine Hausaufgaben machen... Ein seuftzer entwich mir und ich stützte meinen Kopf mit meiner Hand ab.
Total verloren und hilflos blätterte ich in meinem Buch für Verteidigung herum. Um wenigstens den Schein zu waren, dass ich etwas tat, legte ich meine Feder zur Seite, stand auf und ging durch die Bücherreihen. Ich nahm ein paar wenige Bücher über Verteidigung aus den Regalen und kehrte dann schließlich wieder zum Tisch zurück. Mein Blick wanderte hinüber zu Cassandra und ich bemerkte, dass sie schon recht viel geschrieben hatte. Sicherlich geht sie gleich....Und was machst du dann? Alleine ohne die geringste Ahnung hier in der Bibliothek? Ich wusste genau, dass Cassandra gut in der Schule war. Immer hin hatte ich ja mit ihr Unterricht. Sicherlich hatte sie, wie Josy auch, die Hausaufgaben, die wir in den Ferien aufbekommen hatten, schon alle gemacht. Warum war ich nur so faul? Ich hätte die Hausaufgaben auch schon haben können. Oder zumindest hätte ich sie mit Josy in den Ferien machen können.
Ich nahm meine Feder wieder in die Hand und fing dann an, in der Ecke meines Pergaments ein paar Punkte hinzusetzen. Langsam drehte ich dann meinen Kopf zu Cassandra und ließ meine Feder wieder fallen. „Und...wie waren deine Ferien?“ Eigentlich wollte ich sie nicht von ihrer Schreiberei abhalten, aber ich dachte, wenn wir ein wenig geredet hatten könnte ich sie vielleicht fragen, ob sie mir bei meinem Hausaufgaben helfen würde.
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Es war mir wirklich unheimlich unangenehm gewesen, dass ich mich mal wieder nicht im Griff gehabt hatte. Männlich war männlich, aber dennoch nicht anders als weiblich. Trotzdem hatte ich noch immer so meine Probleme damit. Aber was sollte das schon ausmachen? Es reichte ja, wenn ich damit alleine meine Probleme hatte. Ich würde sie schon in den Griff kriegen, schließlich schaffte ich immer alles, was ich mir vorgenommen hatte. Zumindest weites gehend. Aber was konnte mir schon passieren? Mehr als blamieren konnte man sich ohnehin nicht. Aber das fand ich nicht schlimm. So selbstbewusst war ich dann doch auch schon.
Als ich dann hörte, dass es bei ihm schlimmer aussah, musste ich lachen. „Also bei mir sieht es ganz anders aus. Meistens fühle ich mich in einer chaotischen Ordnung am wohlsten. Es muss ja auch so aussehen, als würde man dort leben, nicht in einem Ausstellungsraum leben, wo alles immer akkurat nebeneinander steht.“ Ich sah ihn kurz an. Ja, so war das. Aber manchmal musste ich auch einfach alles auf, und vor allem umräumen. Das kam allerdings nicht allzu oft vor, denn dazu hatte ich eigentlich keine Zeit. Dazu waren mir die Schule und meine vermeintlichen Freunde wichtiger. Obwohl ich zugeben musste, dass ich keinen Menschen hatte, dem ich alles erzählen konnte. Ich hatte zwar keine Ahnung warum das so war, aber vielleicht war es auch damit an der Zeit, es zu ändern. Es war sowieso an der Zeit, mein Leben mal umzukrempeln und meine Schwerpunkte zu verlagern. Aber nicht jetzt. Jetzt würde ich meine Aufgaben erledigen. Was ich danach machen würde, dass wusste ich zwar nicht, aber mir würde schon etwas einfallen.
„Schön wär’s...Ich lerne ja nicht mal für mich alleine, wie soll ich dann für zwei lernen? Die eine Tasche gehört Joslyn...Sie wollte eigentlich mit mir in die Bibliothek kommen und mir bei den Hausaufgaben helfen, aber sie wurde aufgehalten...“
Oha, so war das also. Einer von der faulen Sorte. Im Quidditchteam und Vertrauensschüler, aber machte seine Aufgaben nie allein. Kurz überlegte ich, wer diese Joslyn war. Da fiel es mir wieder ein. Die beiden sah man meistens nur zusammen und das ein oder andere Mal hatte ich schon den Verdacht gehegt, dass die beiden etwas miteinander hatten. Aber das stimmte scheinbar nicht, denn die beiden kannten sich schon lange und standen sich sehr nahe. Also war sie wohl seine beste Freundin. Das war ja auch nichts gegen einzuwenden. Es gab viele Mädchen-Jungen Beziehungen, die auf reiner Freundschaft basierte, auch wenn ich mir nur schwer vorstellen konnte, wie das auf lange Zeit funktionieren sollte. Aber scheinbar funktionierte es.
„Du bist ganz schön neugierig, was?“ Tja, mit dieser Vermutung lag Ian fast richtig – allerdings nur fast. Ich interessierte mich immer dafür, was andere machten, egal ob ich sie nun gut kannte, oder nicht. Mein Mutterinstinkt war ziemlich groß und ich musste einfach danach fragen. Vielleicht konnte ich ihm dann ja helfen, denn eigentlich hätte Joslyn ihm ja helfen wollen, die wurde aber dann aufgehalten, war also nicht hier.
„Ich und neugierig? Das passt gar nicht zusammen. Es interessiert mich halt. So einfach ist das.“ Das stimmte ja auch. Ich fragte nicht einfach rhetorisch, sondern weil ich dann vielleicht helfen konnte. Das war nämlich eine der wenigen Sachen, die ich ganz gut beherrschte. Aber wenn Ian mich nicht fragen würde, dann würde ich ihm nur ganz vielleicht helfen. Es würde mir zwar schwer fallen dem zu widerstehen, aber ich würde es wohl oder übel durchstehen.
„Muggelkunde? Nein, das Fach habe ich ja nicht. Das schaffst du bestimmt selbst. Aber Verteidigung, das habe ich in den Ferien schon erledigt. Da hatte ich nicht allzu viel zu tun, da habe ich den Großteil meiner Aufgaben schon erledigt. Aber nun bin ich ja doch wieder nur am Arbeiten.“ Ich schüttelte leicht den Kopf, da es mich manchmal wirklich ärgerte. Lieber würde ich jetzt rausgehen und einfach die Luft genießen, selbst wenn das Wetter nicht das Beste war, das störte mich eigentlich wenig. Aber dazu war ich einfach zu pflichtbewusst. Die Schule ging vor und erst dann kam das Vergnügen. Das war eine von meinen festen Regeln und das würde sich so schnell nicht ändern.
Gerade wollte ich ein neues Stück Pergament nehmen, damit ich meine Alte Runen Aufgabe noch einmal aufschreiben konnte, da schob Ian mir eines von sich hin. Ich lächelte kurz und nahm es schließlich an. „Das ist doch nicht nötig, Ian.“ Ich lachte, aber innerlich fühlte ich, dass ich damit wieder nur meine Unsicherheit überdecken wollte. Sag noch irgendetwas, sonst stehst du wieder dumm da. predigte ich zu mir selbst und überlegte kurz. „Du kannst ja nichts dafür, dass ich so tief in Gedanken war. Dann bin ich immer ein bisschen schreckhaft. Aber trotzdem danke.“ So, nun hatte ich noch etwas gesagt. Dann konnte ich mich nun ja wieder meinen Aufgaben widmen.
Ich hatte meine Aufgabe fast beendet, als Ian mich erneut ansprach. „Wie waren deine Ferien?“
Wie sollten sie schon gewesen sein? Das gleiche wie jedes Jahr, nur das ich meiner Familie langsam immer fremder wurde. Doch das wollte ich Ian gewiss nicht erzählen. Das war kein Stoff für eine harmlose Plauderei. Also tat ich so, als wäre alles super gewesen. „Es war ganz schön. Ich war bei meinem Vater und meinen Geschwistern, allerdings bin ich schon etwas eher von ihnen gegangen, da ich noch einige Dinge für das neue Schuljahr besorgen musste. Und was hast du gemacht?“ Mein Erzähltes stimmte ja auch, zumindest teilweise. Aber das konnte er ja nicht wissen und es machte mir auch nichts aus, ihn im Unwissen zu lassen. Schließlich tat ich ihm damit nicht weh.
Schnell schrieb ich meinen Satz zu ende und schloss damit auch die Aufgabe ab. Zwar war sie nicht ganz zu meiner Zufriedenheit, aber irgendwann würde ich es sicherlich so abändern, dass es ganz passabel wäre. Bis dahin könnten aber noch einige Tage vergehen.
Ich sah, wie Ian sichtlich mit seinen Büchern zu kämpfen hatte. Ich lächelte ihn aufmunternd an und begann dann, die Bücher, die ich aus den Regalen genommen hatte, wieder wegzusortieren. Danach setzte ich mich wieder neben ihn und betrachtete ihn nur kurz, da ich Angst hatte, dass er es bemerken konnte. Da ich immer noch nicht recht wusste, was ich sagen sollte, saß ich einfach still da, in der Erwartung, dass Ian noch was sagen würde. Damit auch das nicht auffiel, gab ich vor, meine Aufgaben noch einmal durch zu lesen.
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„Also bei mir sieht es ganz anders aus. Meistens fühle ich mich in einer chaotischen Ordnung am wohlsten. Es muss ja auch so aussehen, als würde man dort leben, nicht in einem Ausstellungsraum leben, wo alles immer akkurat nebeneinander steht.“ Ich nickte ihr zustimmend zu. Ja, ich war fast derselben Meinung. Es war bei mir nur eher so, dass das Wort Ordnung gar nicht reinpasste. Ordnung war für mich ein Fremdwort. Das was bei meinen Sachen herrschte war nicht mal mehr eine chaotische Ordnung.
Sagen wollte ich ihr das allerdings nicht, denn sie musste mich so schon für ziemlich faul halten und wenn ich jetzt noch erzählen würde, dass ich mein Zimmer niemals aufräumen würde, und mit nie meine ich wirklich niemals, würde ich das alles nur noch mehr bestätigen. Also sagte ich einfach nichts mehr dazu.
Meine Frage, ob sie ganz schon neugierig wäre, war mehr ein spaß als ernst, doch irgendwie glaube ich, hatte Cassandra das nicht so ganz gemerkt. Sie kannte mich einfach noch nicht und wusste somit auch nicht, dass ich oft Dinge sage die ich nicht ernst meine.
„Ich und neugierig? Das passt gar nicht zusammen. Es interessiert mich halt. So einfach ist das.“ Ich lächelte ihr zu und versuchte ihr zu zeigen, dass ich das alles nicht so ernst meinte. „Ist schon okay...Von mir aus kannst du auch ruhig neugierig sein!“ Meinte ich dann grinsend.
„Muggelkunde? Nein, das Fach habe ich ja nicht. Das schaffst du bestimmt selbst. Aber Verteidigung, das habe ich in den Ferien schon erledigt. Da hatte ich nicht allzu viel zu tun, da habe ich den Großteil meiner Aufgaben schon erledigt. Aber nun bin ich ja doch wieder nur am Arbeiten.“ Sagte Cassandra und schüttelte dann ihren Kopf. Anscheinend war sie selber auch nicht ganz zufrieden damit, dass sie ständig oder zumindest sehr oft am arbeiten war. Was für mich natürlich am Interessantesten war, ist die Tatsache gewesen, dass sie Verteidigung schon fertig gemacht hatte. Ich hätte niemals die Absicht gehabt ihr erarbeitetes abzuschreiben und ich wollte Cassandra auch in keinem Fall ausnutzen. Es war nur einfach so, dass ich Hilfe brauchte. Nicht direkt bei den Aufgaben nur konnte ich mich einfach nicht stundenlang auf eine Sache konzentrieren. Es musste immer jemand dabei sein, der mir in den hintern trat... Immer hin war ich ja nicht dumm sondern nur faul.
„Ich könnte niemals auch nur an ein paar Tagen von meinem Ferien mit Schulsachen verschwenden...Natürlich ist es wichtig und man sieht ja wie es mir ergeht...ich darf in der Bibliothek sitzen und auf zwang meine Hausaufgaben machen...aber trotzdem....“ Ich machte eine kurze Pause in der ich Luft holte. „Ich will damit natürlich nichts gegen dich sagen...jedem das seine... Mein Fall ist es einfach nicht....“ Und damit hatte ich nun noch mal bestätigt, dass ich stinke faul war.
Ich wühlte mich durch die Bücher durch und sicherlich sah es so aus, dass ich die einzelnen Seiten, die ich aufschlug, auch lesen würde, dabei war ich in Gedanken ganz woanders. Wie wohl das Auswahltraining nachher wird?...Bestimmt sehr Interessant...Hoffentlich fängt es nicht an zu regnen....Und hoffentlich kommt Josy rechtzeitig zurück...Ob Cassandra auch hingeht? Bei dem Gedanken warf ich ihr einen kurzen Seitenblick zu. Gewusst hätte ich es schon gerne, auch, ob sie überhaupt Interesse an Quidditch hatte. Vielleicht hätte ich dann ein paar Pluspunkte bei ihr sammeln können, denn immer hin war ich ja Treiber in unserer Hausmannschaft und kein schlechter noch dazu. Aber ich wollte sie nicht fragen, zumindest jetzt noch nicht. Und sie jetzt schon zu fragen, ob sie mit zum Auswahltraining kommen wollte, fand ich auch ein wenig zu aufdringlich.
„Das ist doch nicht nötig, Ian.“ Meinte Cassandra als ich ihr das Pergament von mir gab. Sie lachte. „Du kannst ja nichts dafür, dass ich so tief in Gedanken war. Dann bin ich immer ein bisschen schreckhaft. Aber trotzdem danke.“ Fügte sie dann nach einem kurzen Moment noch hinzu. „Kein Problem...Ich sage, dass ich Schuld war und dabei bleibt es auch!“ Sagte ich mit einem befehlerischen Unterton. Dann fing ich an zu lachen. Die Stimmung zwischen uns fing an sich etwas aufzulockern, so hatte ich zumindest das Gefühl.
Das Ablenkungsmanöver, dass ich nach einer ganzen Weile gestartet hatte, brachte mir den gewünschten Erfolg. „Es war ganz schön. Ich war bei meinem Vater und meinen Geschwistern, allerdings bin ich schon etwas eher von ihnen gegangen, da ich noch einige Dinge für das neue Schuljahr besorgen musste. Und was hast du gemacht?“ Sehr überzeugt klang das zwar nicht, aber ich war nicht der Typ, der nachgefragt hätte. Natürlich, irgendwo Interessierte es mich, aber ich wollte nicht zu aufdringlich rüber kommen.
„Meine Ferien...“ Setzte ich an und brach dann aber doch wieder ab um zum einen mein Tintenglas zuzuschrauben und meine Feder wegzulegen und um zum anderen ein wenig zu überlegen. „ Josy war in den Ferien ein paar Wochen bei mir. Somit hatte ich meine beiden Lieblingsfrauen um mich und ich war eigentlich voll auf zufrieden!“ Ich lächelte wieder.
Naja, wirklich ganz zufrieden war ich eigentlich nicht. Irgendwas fehlte da immer noch. Ja, meine Schwester war bei mir und meine beste Freundin auch, aber da fehlte immer noch jemand....
Während ich so darüber Nachdachte bemerkte ich, dass Cassandra mit ihrer Aufgabe fertig war. Was sollte ich jetzt machen? Sie sortierte die Bücher zurück in die Regale und als sie sich dann schließlich wieder hinsetzte und ihr geschriebenes noch einmal durchlas wurde mir klar, dass das die letzte Chance war, Cassandra zu fragen, ob sie mir helfen würde. Vorsichtig schraubte ich mein Tintenglas wieder auf, nahm meine Feder in die Hand und zog ein weiteres Buch an mich heran. Ich warf einen Blick auf meine geschriebenen Aufgaben, die wir vor den Ferien aufbekommen hatten. Hab ich mir die Aufgaben eigentlich jemals richtig durchgelesen? Jetzt, wo ich bestimmt zum zehnten mal auf die Aufgaben sah dachte ich, dass Nummer eins und zwei gar nicht so schwer waren, die könnte ich leicht alleine schaffen, aber die Dritte Aufgabe würde ich niemals alleine schaffen und ich dachte mir, dass ich da sicherlich nicht der Einzige war.
c)Analysieren Sie den theoretischen Komplexitätsgraduenten beim Entstehen der magischen Fluktuationskomponente bei dem Aufprall des „Furnunculus“-Fluches auf einen „Protego“-Spruchs dritten Grades und vergleichen Sie ihn mit der hypothetischen Aleqanderkurve im vierdimensionalen Raum.... Ging mir immer wieder durch den Kopf. Endlich riss ich mich zusammen, räusperte mich etwas und wandte mich dann Cassandra zu. „Sag mal...kannst du mir vielleicht bei der dritten Aufgabe helfen? Natürlich nur wenn du Zeit hast, ansonsten muss ich das heute Abend mit Joslyn noch machen!“ Wenn sie keine Zeit oder keine Lust gehabt hätte, hätte ich es verstehen können. Wie hielt Josy dass nur immer mit mir aus?
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Nun hatte Ian wohl wiedermal bestätigt, dass er wirklich faul war. Aber mich störte es nicht. Damit hatte ich schließlich nichts weiter zu tun.
"Unordnung ist im Prinzp auch nichts schlimmes. Wie heißt es denn noch gleich? Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum suchen." Das war dann wohl mein letzter Beitrag dazu. Ich wollte ihn nicht so da stehen lassen, als wäre er deshalb ein schlechter Mensch. Aber auch das konnte ich ja nicht einschätzen. Ich war zwar im gleichen Haus, im gleichen Jahrgang und wir hatten ganze vier Fächer zusammen. Aber irgendwie hatte ich ihn entweder nie bemerkt - oder vielleicht auch nicht bemerken wollen - oder ich hatte mich auf die wesentlichen und nicht die unwesentlichen Dinge konzentriert. Egal. Das hier war ja nun ein neues Kapitel. Mit der Zeit würdeich schon herausfinden, ob Ian wirklich so nett war, wie er auf mich wirkte.
Irgendwie hatte ich ein wenig das Gefühl, dass ich manchmal - und vor allem in Gegenwart von Jungs - manchmal wirres Zeug plapperte. Wie mir nun aufging, konnte Ian das mit dem neugierig sein, nicht so gemeint haben. Wahrscheinlich wollte er mich damit nur necken, aber sowas kapierte ich ja wieder erst nach längere Überlegung. Naja, ich konnte es nun auch nicht mehr ändern. "Jaja, ich bin schon neugierig. Hast mich erwischt." Ich erwiederte sein Grinsen und bemerkte, wie mich die Lust überkam, nicht weiter hier zu sitzen und über Hausaufgaben zu reden. Aber so wie es aussah, würde Ian wohl noch länger brauchen. Dann müsste ich wohl oder übel alleine losziehen und da hatte ich wahrlich keine Lust zu. Ich hatte in der letzten Zeit immer nur gearbeitet und mir kaum Vergnügen geleistet. Auch meine Ferien waren weniger erfreulich ausgefallen. Es war an der Zeit, dass ich auch einfach mal was tat, was mir Spaß machte. Naja, vielleicht später.
"Glaub mir, ich habe auch fast nie Lust, die Aufgaben in meiner freien Zeit zu erledigen. Aber mein Pflichtgefühl ist einfach zu groß, als dass ich Aufgaben länger liegen lassen könnte. Außerdem mag ich es nicht, etwas aufzuschieben. Dann wird das sowieso nichts." erklärte ich ihm und lachte. "Du bist ja auch ein Stück weit Schuld, dass du nun hier sitzt. Aber wie du schon gesagt hast, jedem das seine. Es gibt Tage, da habe ich zu gar nichts Lust. Und genau so einTag ist heute....
Deshalb möchte ich auch möglichst schnell hier weg. Alte Runen hat heute viel zu lange gedauert und ich habe noch so viel Energie, die genutzt werden will....
„Meine Ferien...“ setzte er an und brach dann aber doch wieder ab um zum sein Tintenglas zuzuschrauben und seine Feder wegzulegen und ein wenig zu überlegen. „ Josy war in den Ferien ein paar Wochen bei mir. Somit hatte ich meine beiden Lieblingsfrauen um mich und ich war eigentlich voll auf zufrieden."
Aha, also doch ein Stück weit ein Frauenscharm. Bei dem Aussehen konnte er sich das sicher auch leisten... dachte ich neidisch und sah unbewusst auf meinen Körper hinab. Viel war da wahrlich nicht dran. Und Rundungen? Vielleicht an der Hüfte ein wenig, auch an der Taille, aber davon abgesehen, war mein Körper absolut unweiblich - zumindest in meinen Augen. Außerdem war ich schon fast zu groß für Jungen in meinem Alter. Etwas 1,75 Meter Körpergröße war ja auch nicht gerade wenig. Und ich fand, dass mein zukünftiger Freund in jedem Fall größer sein sollte. Und vielleicht auch ein wenig älter. Aber das waren ja alles nur Wunschvorstellungen. In der Realität war dann doch alles wieder anders...
Naja, wenigstens hatte er schöne Ferien erlebt. Ich war mal wieder auf mich alleine getellt gewesen. Mein Vater arbeitete hart, meine Geschwister beachteten mich kaum, weil sie da Gefühl hatten, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Das stimmte allerdings nicht. Aber ich hatte auch keine Lust, mich noch mit diesen Streithähnen auseinander zu setzen. Das fiel mir auch wieder ein, dass er obligatorische Brief nach Hause auch noch geschrieben werden musste. Darauf hatte ich ja noch weniger Lust. Wie ich doch diese lustlosen Tage hasste...
Vermutlich hattte Ian mich schon abgeschrieben, als er sah, wie ich die Bücher wieder in den Schrank sortierte. Aber ich hatte noch warten wollen, bis er mich um Hilfe fragt.
Endlich hatte er es getan. Es war ja nicht so, dass ich ihm nicht helfen wollte, aber ich bot mich doch nicht dazu an. Er wussste bestimmt genau, dass man mit jedem Problem zu mir kommen konnte. Ich war ja so eine Art Mädchen-für-Alles. Und da ich schlecht nein sagen konnte, musste ich sowieso immer helfen. Aber bei Ian tat ich das doch mühelos. "Klar helfe ich dir. Lass mal sehen..." Ich nahm das Blatt, welches er vor sich liegen hatte und las mir die Aufgaben durch.
"Ich vermute, du harkst bei Aufgabe c.), richtig? Nun, dass ist eigentlich gar nicht so schwer, zumindest habe ich es mir nicht schwer gemacht." Ich lächelt ihn an. Bestimmt würde er die Antwort, die ich auf diese Frage geben würde, nicht von mir erwarten. "Ich habe Stunden, wenn nicht sogar Tage darüber gegrübelt. Aber keine Antwort schien mir passend. Also habe ich kurzerhand geschrieben, dass ich die Frage nicht beantworten kann, weil sie eher für andere Bildungsarten ist, als für die der Zauberrei. Ich habe also weder eine Ahnung, was diese ganzen Begriffe bedeuten sollen, noch, wie sie im Zusammenhang stehen. Und das werde ich auch sagen, wenn ich gefragt werde." Abermals lächelte ihn an. "Also kann ich dir da nicht helfen. Tut mir Leid. Ich hätte dich vorwarnen sollen."
Auch wenn ich schon relativ klug war, so wusste ich doch nicht alles. Da war es auch nicht schlimm, wenn man einmal eine solche Hausaufgabe abgab. Der Professor würde schon nicht allzu verärgert sein. Zumindest hoffte ich das.
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"Unordnung ist im Prinzp auch nichts schlimmes. Wie heißt es denn noch gleich? Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum suchen." Ja, den Spruch kannte ich wohl. Sie hatte zwar voll und ganz recht damit, aber die ewige Sucherei brachte mich schon so manches mal zum Verzweifeln. Ich glaube ich brauche wirklich ein Hausmädchen... Dachte ich und seufzte leise. Wer hätte schon Lust dazu, mindestens jeden zweiten Tag, wenn nicht sogar jeden Tag, hinter einem 15 Jährigen Jungen hinterher zu räumen, der nur zu faul war um Ordnung zu halten? Wie gut, dass ich mich mit meiner eigenen Unordnung abgefunden und mich daran gewöhnt hatte, so manches mal meine Sachen suchen zu müssen.
"Jaja, ich bin schon neugierig. Hast mich erwischt." Meinte Cassandra und erwiderte mein grinsen aus dem herausschloss, dass sie es nun verstanden hatte, dass ich das alles nicht so ernst meinte. Vielleicht war sie ein kleiner Spätzünder, aber an so was konnte man immer arbeiten. Während ich Cassandra so ansah, sie beobachtete wie sie mich angrinste, fiel mir erst auf, dass sie ein richtig hübsches Mädchen war. Aber warum war sie mir vorher nie aufgefallen? Sicher, ich war im Unterricht immer mit anderen Dingen beschäftigt, als mich um meine Mitschüler zu kümmern. Aber auch im Gemeinschaftsraum war sie mir nie so aufgefallen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich eigentlich immer nur Augen für Josy hatte. Nicht das ich in sie verliebt war, nein auf keinen fall, aber trotzdem verbrachten wir doch sehr viel Zeit miteinander.
"Glaub mir, ich habe auch fast nie Lust, die Aufgaben in meiner freien Zeit zu erledigen. Aber mein Pflichtgefühl ist einfach zu groß, als dass ich Aufgaben länger liegen lassen könnte. Außerdem mag ich es nicht, etwas aufzuschieben. Dann wird das sowieso nichts." Erklärte mir Cassandra und lachte. Wenigstens war sie einer der Menschen, die keine Lust hatten ihre Hausaufgaben zu erledigen und vor allem nicht in ihren freien Zeit. Das gab ihr einen dicken Pluspunkt. Ich lächelte etwas während sie weiter erzählte. "Du bist ja auch ein Stück weit Schuld, dass du nun hier sitzt. Aber wie du schon gesagt hast, jedem das seine. Es gibt Tage, da habe ich zu gar nichts Lust. Und genau so einTag ist heute....
„Natürlich bin ich selber Schuld und es ist auch jedes Jahr das gleich, das weiß ich auch und trotzdem bewegt es mich nicht dazu auch nur eine Minute meiner freien Zeit mit Hausaufgaben zu verbringen. Irgendwo sehe ich auch nicht ein, dass die Lehrer uns ein ganzes Jahrlang quälen dürfen und wenn sie dann ihre freien Wochen haben, in denen wir ja eigentlich auch Freizeit haben sollten, dass wir dann irgendwelche bescheuerten Aufgaben erledigen müssen...“ Ich holte kurz Luft und sah Cassandra dann einen Moment lang an.
Das war nun einmal meine Sicht der Dinge. Ob sie nun verständlich waren oder nicht ich stand dahinter und das war das Wichtigste. Natürlich brachte mich das nicht um die Aufgaben herum und sie am letzten Tag unter Zeitdruck zu tun ist sicherlich auch nicht die Beste Idee, aber das war mir nun einmal ganz egal. Meine Ferien sollten freie Tage sein in denen ich die Zeit mit meiner Familie genießen sollte. Und das hatte ich nun einmal getan...
Desto mehr ich darüber Nachdachte, wie schön es war Ferien zu haben und wie schön freie Zeit war, desto mehr breitete sich der Gedanke bei mir aus, meine Sachen zu packen und rauszugehen. Ich hatte keine Lust mehr in der Bibliothek zu sitzen... Aber was blieb mir anderes über? Josy würde mir einen Vortrag halten, wenn ich sie sehen würde und ihr sagen würde, dass ich meine Aufgaben nicht gemacht hatte.
Alleine würde ich bei der Dritten Aufgabe wohl niemals weiter kommen. Es war zum verzweifeln...Warum mussten einem die Lehrer eigentlich auch immer so ein Komplizierten Dreck aufgeben? Hausaufgaben an sich waren schon schlimm, aber dann auch noch Aufgaben die man überhaupt nicht lösen konnte, waren die schlimmsten.
"Klar helfe ich dir. Lass mal sehen..." Meinte Cassandra dann, als ich sie fragte ob sie mir helfen würde. Sie nahm mein beschriebenes Blatt zur Hand und las sich die Aufgabe durch. „Hoffentlich kannst du das auch lesen was ich da geschrieben habe...“ Meinte ich und grinste. Meine Schrift war wirklich nicht die Allerbeste, aber anscheinend konnte Cassandra es lesen.
"Ich vermute, du harkst bei Aufgabe c.), richtig? Nun, dass ist eigentlich gar nicht so schwer, zumindest habe ich es mir nicht schwer gemacht." Sie lächelte mich an und ich nickte ihr zu. "Ich habe Stunden, wenn nicht sogar Tage darüber gegrübelt. Aber keine Antwort schien mir passend. Also habe ich kurzerhand geschrieben, dass ich die Frage nicht beantworten kann, weil sie eher für andere Bildungsarten ist, als für die der Zauberrei. Ich habe also weder eine Ahnung, was diese ganzen Begriffe bedeuten sollen, noch, wie sie im Zusammenhang stehen. Und das werde ich auch sagen, wenn ich gefragt werde." Noch einmal lächelte sie. "Also kann ich dir da nicht helfen. Tut mir Leid. Ich hätte dich vorwarnen sollen."
Erwartet hatte ich das nicht, zumindest nicht von ihr, aber es war eine gute Lösung sich daraus zu reden. „Bei dir wird das sicherlich gehen...Aber wenn ich damit komme darf ich bestimmt erst einmal eine extra Aufgabe machen...Und für mein Vetrauensschüleramt ist das bestimmt nicht förderlich!“ Ich grinste noch einmal. Dann blieb mir wohl nichts anderes über mir was anderes einfallen zu lassen.
Immer noch war ich über ein leeres Stück Pergament, abgesehen von den paar Punkten die ich in die Ecke gesetzt hatte, gebeugt und seufzte dann vor mich hin. Einen Moment lang blieb ich noch so sitzen, bis ich mich schließlich nach hinten in den Stuhl fallen ließ und zu Cassandra sah. „Weißt du was?“ Fing ich an und grinste wieder. „Das is’ mir alles zu doof....Ich geh jetzt aus der Bibliothek...Scheiß auf die Hausaufgaben, die kann ich auch noch heut Abend machen...“ Eine kluge Idee war das sicherlich nicht, aber das war mir jetzt egal. Ich erhob mich, nahm die Bücher von der Bibliothek hoch und sortierte sie zurück in die Regale. Dann nahm ich mein Tintenglas, prüfte ob es auch richtig verschlossen war, stopfte es in meine Schultasche und schob den Rest von meinem Kram hinterher.
Meine und die Tasche von Josy klemmte ich mir unter die Arme und sah dann zu Cassandra. „Ich weiß nicht, was du jetzt machst, aber ich gehe ein wenig an die frische Luft...willst du nicht mitkommen? Deine Aufgabe hast du doch gemacht oder nicht?“ Ein wenig frische Luft schnappen, vielleicht auch ein wenig über das Schulgelände gehen wäre sicherlich keine schlechte Idee...
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Natürlich konnte ich seine Schrift lesen. In meiner langjährigen Schulpraxis hatte ich schon etliche Schriften entziffern müssen und es waren auch schlimmere als die von Ian dabei gewesen. "Kein Problem. ich bin schon fast eine Meisterin im entziffern von Buchstaben. Du vergisst, dass ich immer anderen helfe. Da habe ich schon so einiges gesehen." Ich lächelte leicht. Naja, diese Bemerkung war auch ein bisschen überflüssig gewesen, aber irgendetwas musste ich schließlich auch sagen.
'Bei dir wird das sicherlich gehen...Aber wenn ich damit komme darf ich bestimmt erst einmal eine extra Aufgabe machen...Und fördernd für mein Vetrauensschüleramt ist das bestimmt nicht förderlich!' hörte ich Ian sagen. Ja, das stimmte vermutlich. Ein Vertrauensschüler sollte zuverlässig und sorgsam sein. Schließlich hier er nicht umsonst Vertrauensschüler. "Nein, vermutlich ist das nicht gut. Es bringt dir auch keinen Ruhm, wenn du deine Aufgaben nicht hast. Vor allem nicht, wenn dies öfter der Fall ist. Ich habe meine Aufgaben immer, von daher macht es nicht allzuviel aus." meinte ich und bemerkte, dass ich wohl gerade ziemlich eingebildet rüber kommem müsste. Aber es ließ sich nicht. ändern.
Ich musterte ihn kurz und blieb dabei an seinen Augen hängen. Oh Mann, diese Augen.... dachte ich versonnen und musste wider meinen Willen grinsen. Dabei dachte ich nicht im Geringsten daran, was Ian wohl von mir denken musste. Aber was sollte er schon denken? Ich konnte ja grinsen wann ich wollte. Schließlich war ich ihm keine Rechenschaft schuldig.
Wenn ich irgendwann mal.... Nein, daran dachte ich noch nicht. ich konnte mir nicht vorstellen, dass es mit mir und Ian mal was werden würde. Bestimmt war er in Joslyn verliebt, traute sich aber nicht, es ihr zu sagen. Oder aber die beiden führten bereits eine geheime Beziehung. Das konnte ich ja nicht wissen. Aber ich wollte mich auch nicht in das Privatleben andere Leute einmischen. So eine war ich nicht. Das überließ ich lieber denen, die nichts besseres zu tun hatten, als sich über andere das Maul zu zerreißen. Und zu dieser Sorte gehörte ich bestimmt nicht. Zwar interessierten mich die Gerüchte schon, aber mir lag nichts daran, sie weiter zu erzählen. Ich fand, dass das einfach zu weit ging und andere verletzen könnte. Und das wollte ich nicht. Schließlich hatte ich die Absicht anderen zu helfen und nicht ihnen zu schaden.
Scheinbar hatte ich Ian doch nich helfen können. Aber bestimmt würde Joslyn ihm später helfen. Die beiden klebten ja ständig aneinander und wahrscheinlich machten sie öfters ihre Aufgaben zusammen. Es war also nicht weiter tragisch. Sicherlich würde er seine Aufgaben auch alleine schaffen, aber wahrscheilich war er es gewohnt, mit anderen seine Hausaufgaben zu erledigen, weil er keine Lust hatte, alleine zu arbeiten. Oder er brauchte einfach einen gewaltigen Tritt in seinen verdammt süssen Hintern, dass er überhaupt etwas tat. Oh Gott, ich tat es schon wieder! Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Bald würde ich so enden, wie jedes Mädchen: ich würde mich verlieben, ständig an meinem Freund kleben und darüber meine schulischen Pflichten vergessen. Das konnte ja kein gutes Ende nehmen. Besser wäre es, wenn ich mich von Ian fernhalten würde, so wie ich es bis heute getan hatte.
Doch irgendwas in mir sträubte sich dagegen. Was wäre denn bitte so falsch daran, wenn ich mich öfters mit Jungs treffen würde? Es ist sicherlich nicht dabei. Aber andererseits... Vielleicht würden Gerüchte aufkommen. Immerhin wäre ich dann nicht mehr alleine...
Ich haderte noch mit mir, ob ich überhaupt jemanden näher als fünf Zentimeter an mich heranlassen wollte. Bis jetzt war das noch nicht der Fall gewesen. Noch nicht einmal ein Mädchen, dass ich gut kannte, hatte ich so nah an mich herangelassen. Das lag bestimmt nicht zuletzt an meiner Kindheit, dass ich kaum Vertrauen in andere fassen konnte. Ich musste erst alles hinterfragen, bevor ich mich mit jemandem einließ.
Aber Ian war immerhin Vertrauensschüler... und was hatte ich schon zu verlieren? Also gut Cassandra. Du wirst ihn näher kennen lernen und dann entscheiden, wie es weiter geht. Du triffst dich ein paar Mal mit ihm und dann wirst du schon sehen, was für ein Mensch sich hinter dem hübschen Äußeren verbirgt. So etwas kann oftmals täuschen, denk daran... Nun führte ich schon wieder ellenlange innere Monologe. Es konnte nicht gut um meine seelische Beschaffenheit stehen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich langssm Kopfschmerzen bekam. Ich musste dringend raus an die frische Luft.
Und wie gerufen meinte Ian: "Das is’ mir alles zu doof....Ich geh jetzt aus der Bilbiothek...Scheiß auf die Hausaufgaben, die kann ich auch noch heut Abend machen...“ Oha, er hatte also genauso wenig Lust wie ich im Moment. Als er mich dann fragte, ob ich mit nach draußen käme, zögerte ich eine Sekunde. Ich hatte irgendwie Angst mit ihm alleine zu sein. Aber mich überkam das Gefühl, dass diese Angst unbegründet was. Es war einfach nur so, dass ich in der Gegenwart von Jungen immer so ein beklemmendes Gefühl hatte. Ich wusste nie so recht, was ich sagen sollte und wie ich mich zu verhalten hatte, wann ich lachen musste, wann es mir freigestellt war und wann nicht. Alles in einem war ich furchtbar zurückhaltend im Bezug auf einen bestimmten Jungen. Es war ja zum Haare raufen.
Naja, was solls? Man muss auch mal Risiken eingehen. Es wird schon schief gehen. Na,das war ja so wie Hals- und Beinbruch und wenn man das sagte, wünschte man einem ja alles gute. Aber wahrscheinlich musste ich es wirklich riskieren. "Okay, das klingt gut." hörte ich mich sagen. "Lass uns hier raus. ich habe das sichere Gefühl, dass mir hier drinnen bald der Schädel platzt." Ich räumte meine Alte Runen Sachen in meine Tasche und schmiss die anderen Utensilien achtlos hinein. Ich lächelte Ian an. "Also ich wäre dann soweit. Wie stehts mit dir?" Ich sah an ihm hinunter. Seine Sachen hatte er schon gepackt, also musste er schon fertig sein. "Blöde Frage. Lass uns losgehen. Aber ich möchte vorher noch meine Tasche loswerden."
Sie war nicht gerade leicht, durch die vielen Bücher die ich immer mit mir rumschleppte. Auch Bücher über Sagen, Mythen und Legenden schleppte ich ständig mit mir herum. Aber irgendwie schaffte ich es nie, irgendwas auszuräumen. Ich war eigentlich so gut wie immer in Hektik, deshalb war ich auch manchmal ein wenig zerstreut.
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So schrecklich fand ich meine Schrift eigentlich gar nicht, nur hatte ich die Aufgabe in der Eile aufgeschrieben und deswegen war ich mir nicht sicher gewesen, ob Cass das lesen konnte, denn ich konnte es selber nur schwer entziffern. "Kein Problem. ich bin schon fast eine Meisterin im entziffern von Buchstaben. Du vergisst, dass ich immer anderen helfe. Da habe ich schon so einiges gesehen." Sie ist eine fleißige kleine Helferin... Dachte ich und grinste dabei etwas. Ich fand das wirklich toll und ich hatte mir immer vorgenommen, wenn ich mal besser in der Schule werden würde, dann würde ich auch anderen helfen. Aber dazu war es bis dahin nie gekommen und ich dachte auch nicht daran, dass es irgendwann soweit kommen sollte, dass ich anderen helfen könnte.
Ich machte mir wirklich schon ein wenig Sorgen um mein Vetrauensschüleramt. Ich war gerne Vetrauensschüler und wollte es eigentlich auch noch bleiben, aber wenn das so weiter ging, dass ich ohne Hausaufgaben in den Unterricht kam, dann würde ich sicherlich keinen guten Eindruck machen... "Nein, vermutlich ist das nicht gut. Es bringt dir auch keinen Ruhm, wenn du deine Aufgaben nicht hast. Vor allem nicht, wenn dies öfter der Fall ist. Ich habe meine Aufgaben immer, von daher macht es nicht allzuviel aus." Das waren wirklich keine ermunternden Worte, aber sie hatte leider voll und ganz recht. Verzweifelt fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, doch ich wollte nicht, dass Cass irgendetwas bemerkte und ich war auch schließlich nicht der Typ, der in trübsinnigen Gedanken versank, also schob ich das alles gedanklich beiseite.
Ich sah zu Cassandra und bemerkte, dass sie mich ebenfalls ansah. Sie sah mir ins Gesicht, aber wo genau sie hinsah wusste ich nicht. Dann fing sie an zu grinsen. Klebt mir etwa irgendetwas im Gesicht? Ich dachte, dass vielleicht vom Frühstück noch etwas hängen geblieben war, also hob ich meine Hand und fühlte kurz über meinen Mund und meine Wangen. Aber da war nichts, zum Glück. Doch was war dann? War sie etwa von meinem Augen oder gar meinem ganzen Aussehen begeistert? Ich musste ebenfalls grinsen. Ich wollte mir wirklich nicht selber schmeicheln, aber ich sah wirklich nicht schlecht aus und das bekam ich oft genug zu hören oder zu spüren. Es gab schon mal Tage, an denen mir Mädchen hinterher rannten. Doch ich wäre niemals auf die Idee gekommen mit einem Mädchen wegen ihrem Aussehen zusammen zu kommen. Das war wahrscheinlich auch der Grund warum ich noch nicht allzu viele Freundinnen hatte. Man sah mich auch nicht oft mit einem Mädchen herum laufen, außer natürlich mit Josy.
Natürlich hatte ich kein gutes Gefühl dabei, als ich meine Unfertigen Hausaufgaben und den Rest meiner Sachen wieder eingepackt hatte. Aber was sollte ich machen? Wenn ich weiter in der Bibliothek sitzen müsste, dann würde ich wahrscheinlich durchdrehen. Ich hatte am Abend ja noch genug Zeit, meine Hausaufgaben zu erledigen, auch wenn ich dazu sicherlich keine Lust mehr hatte, das war mir ganz egal.
Als ich Cassandra dann fragte, ob sie mit mir nach draußen gehen wollte, zögerte sie ein wenig. Ich glaube ihr war nicht wohl dabei, mit mir irgendwo hin zu gehen, aber ich war mir nicht sicher, denn es war nur ein Gefühl.
"Okay, das klingt gut." Sagte Cass dann. "Lass uns hier raus. ich habe das sichere Gefühl, dass mir hier drinnen bald der Schädel platzt." „Das gleiche Gefühl habe ich auch...Da haben wir was gemeinsam!“ Meinte ich und grinste wieder. Sie räumte ihre Sachen ein, die sie noch auf dem Tisch liegen hatte und lächelte mich dann an. "Also ich wäre dann soweit. Wie stehts mit dir?" Ich machte gerade den Mund auf um ihr zu Antworten, da sprach sie erneut. "Blöde Frage. Lass uns losgehen. Aber ich möchte vorher noch meine Tasche loswerden."
Das war gar keine schlechte Idee. Ich hatte auch keine Lust mit zwei Taschen rum zu laufen, obwohl das sicherlich nicht allzu schlimm gewesen wäre, denn meine Tasche war gar nicht so schwer. Wie konnte sie auch, immer hin waren da nur ein paar Pergamente, zwei Bücher, mein Tintenglas und meine Feder drin. Ich sah auf Cassandras Tasche und stellte fest, dass ihre Tasche ziemlich voll und schwer aussah. „Sollen wir vielleicht tauschen?“ Meinte ich und deutete auf ihre Tasche. „Die ist doch sicherlich ziemlich schwer...“ Normalerweise hätte ich ihr Angeboten, dass ich ihre Tasche auch noch nehme, aber ich konnte schlecht mit drei Taschen durch die Schule laufen. Trotzdem dachte ich, dass es sicherlich angenehmer war, eine leichtere Tasche zu tragen. Und ich wollte mich damit sicherlich nicht bei ihr einschleimen, das war ganz und gar nicht meine art.
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