Name
Joshua Blakely Pennyfeather
Er wird von seinen Freunden Josh genannt.
Alter
15 Jahre / 13. Oktober 1938
Schulstand
6. Jahrgang/ Hufflepuff/ Leiter der Schach AG
Zauberstab
Zwölf Zoll/ breit und kraftvoll/ Eiche/ Greifenfeder
Stundenplan
ZAG-Noten:
Herkunft und Familie
Joshua stammt aus London und lebt dort auch noch immer mit seiner Schwester in einem Waisenhaus in der Innenstadt.
Schwester: Joshuas wichtigstes Familienmitglied ist seine Schwester, Eileen Denise, die auch gleichzeitig sein Zwilling ist. Sie haben gemeinsam vieles durchgemacht, neben dem Tod beider Eltern und der Großmutter auch das Fortgehen des Großvaters. Bis zu ihrer Zeit in Hogwarts waren sie unzertrennlich. Erst als sie ihr erstes Jahr in der Zauberschule begannen, verbrachten sie weniger und weniger Zeit miteinander, bis sie letztendlich jeder einen eigenen Freundeskreis vollkommen unterschiedlicher Natur hatten, was auch hauptsächlich dem zuzuschreiben war, dass sie nicht ins selbe Haus eingeteilt waren. Seine Schwester ist in Slytherin.
Goßmutter: Das zweites Familienmitglied, das ihm sehr wichtig war, aber verstorben ist, war Mrs. Jessica Duke (†1948), die Großmutter mütterlicherseits, die sich, nachdem ihre Tochter und deren Mann gestorben waren, mit ihrem eigenen Ehemann um ihre zwei Enkel kümmerte. Sie war eine sehr liebenswürdige Hausfrau, die viel Zeit mit den Kindern verbrachte und sie wie ihre eigenen behandelte. Sie starb an einem Herzinfarkt.
Großvater: Auch wenn Joshua und Eileens Großvater, Mr. Robert Duke, arbeitete, half er seiner Frau dabei sich liebend um die Kinder zu kümmern. Er ging mit Josh fischen und der Junge hatte ein besonders gutes Verhältnis zu dem alten Mann. Joshua hegt keinen Groll gegen ihn, obwohl er die beiden in ein Waisenheim schickte, um selbst in eine Klinik eingewiesen zu werden, nachdem Mrs. Duke verstorben war.
Mutter: Joshua und Eileens Mutter, Denise Pennyfeather (†1942), ist den beiden recht unbekannt. Sie selbst können sich nicht daran erinnern, dass sie, nachdem deren Vater gestorben war, noch bei ihren Eltern gewohnt hatte. Sie wissen nur von ihren Großeltern, dass sie starb, als sie drei Jahre alt waren. Sie war Schauspielerin gewesen und hatte mit ihrem Ehemann zusammen eine lange Zeit lang eine sehr erfolgreiche Karriere.
Vater: Blakely Pennyfeather (†1941) war den Kindern noch ein Stück unbekannter. Auch er war Schauspieler gewesen, war aber nie mit Denise zu deren Eltern gefahren, war sogar angeblich vorher gestorben, also als die Kinder erst zwei Jahre alt waren.
Die Pennyfeathers waren beide Muggel, die in London als Schauspieler berühmt wurden und großes Ansehen genossen, bis ihre Kinder zur Welt kamen. Beide sind mittlerweile verstorben. Die Dukes auf der anderen Seite waren ein liebes, altes Pärchen, die in ihrer Gegend respektiert wurden. Robert Duke war ein guter Bürger, der in seiner Jugend auch in den ersten Weltkrieg mit einbezogen wurde. Während des zweiten Weltkrieges aber konnte er nicht einbezogen werden wegen einer Kriegsverletzung, die er sich im ersten zugezogen hatte, und konnte sich also stattdessen mit einem Managerposten in einem Kaufhaus niederlassen. Auch diese beiden waren Muggel und es ist nicht bekannt, ob sich irgendwo unter den Urahnen Zauberer oder Hexen befanden.
Aussehen
Am auffälligsten an Joshuas Erscheinung ist sein buschiges, dunkles Haar, das nur im Licht als dunkles Braun zu identifizieren ist. Es lockt sich krauselig auf seinem Kopf und vor seine Augen, so dass man ihn oft beobachten kann, wie er es mit der Hand wegzuwischen versucht. Auch fällt auf, dass er bereits sehr jung Bartwuchs bekam, was vielleicht an entfernten Verwandten aus dem Nahen Osten lag, er aber nicht wusste. Er rasiert sich dennoch nur selten, weil er dazu auch einfach zu faul ist, und lässt ihn einfach krauselig wie sein Haar wachsen.
Wie seine Haare hat Joshua auch sehr dunkle Augen, an denen kaum zu erkennen ist, dass sie als Baby mal hellblau waren. Sie sind groß und wirken durch eine Brille mit ovalen Linsen und schwarzem Gestell, die ihm oft die Nase hinunter rutscht, noch um ein Stück größer. Seine Lippen sind relativ klein, können aber durch sein herzliches, bekanntes Grinsen mindestens doppelt so groß wirken.
Joshua ist stolze 191cm groß, noch ein ganzes Stück größer als seine Schwester. Er ist ein wenig schlaksig, hat aber eine schöne, natürliche Bräune und Haut zart wie ein Babypopo. Seine Hände sind auch recht groß, so dass er wirklich den Eindruck eines ‚großen Bruder’ für Eileen macht, auch wenn er wirklich genauso alt ist wie sie.
An Kleidern trägt Joshua am liebsten das Lockere, Praktische, wie eine Jeans- oder Kordhose. Hemden, Pullover und sein Jersey im Streifenmuster gefallen ihm auch gut. Er ist eine natürliche Frostbeule und packt sich dementsprechend gerne dick ein. Schlichte, braune Schuhe perfektionieren das Bild noch.
Charakter
Joshua ist ein offener, freundlicher Mensch, der anderen in vielerlei Hinsicht gerne hilft. Besonders bei Auseinandersetzungen zwischen seinen Freunden hilft ihm sein ausgeprägter Sinn für Logik eine objektive Meinung der Situation zu bilden und Konflikte auf diese Art gerecht zu regeln. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum er in seinem fünften Jahr in Hogwarts vom Schulleiter zum Vertrauensschüler auserwählt wurde, obwohl seine Noten in vielen Fächern nicht ganz so gut sind wie in Arithmantik und Zaubertränke.
Seine offene Art half ihm damit, bereits in seinem ersten Schuljahr seinen eigenen Freundeskreis aufzubauen, in welchem er respektiert wurde, aber nie die Rolle des Anführers übernahm. Er ist lieber der Streitschlichter und Mathematiker, der für den einen oder anderen Streich auch schon die Wahrscheinlichkeit, ob sie erwischt werden würden, ausgerechnet hatte. Außerdem war er auch bei persönlichen Problemen ein beliebter Gesprächspartner, weil er den Überblick gut behalten konnte, den viele andere schnell verloren, wenn das Leben auf und ab taumelte.
Joshua hat auch durch einen kleinen Schwesterkomplex die warme Ausstrahlung einer Person, von der man beschützt werden will. Er wirkt oft ruhig und sogar ein wenig geistig überlegen, auch wenn er zu anderen Zeiten sehr munter und aufbrausend sein kann. Diese Ruhe aber gibt ihm auch die Ausstrahlung einer Autoritätsperson, so dass man gerne auf ihn hört, glaubend, dass das, was er sagt, schon richtig sein muss. Er hat keine Schwierigkeiten einen kichernden und brabbelnden Haufen Erstklässler zum Schweigen und Aufmerksamsein zu bringen, auch wenn er diese Fähigkeit nicht oft ausnutzt, weil er von Natur aus lieber zulässt und mitlacht.
Joshua ist eigentlich ein durch und durch geduldiger Mensch. Nur wenn jemand anderes in Situationen des Stresses oder der Gefahr den Kopf verliert, muss er diese Tugend vergessen. Er ist ein Freund von Menschen, die wissen, was sie tun, wenn sie ein Risiko eingehen.
Stärken und Schwächen
Joshuas größte Stärke ist sein ausgeprägter Sinn für Logik. Arithmantik und Zaubertränke sind für ihn auch daher die einfachsten Fächer, weil er die Aufgaben ganz einfach, schnell, präzise und zur Zufriedenstellung der Lehrer absolvieren kann. Auch macht es ihm viel Spaß Schach zu spielen, so dass er auch schnell ein Mitglied der Zauberschach AG wurde. Er hat schon öfter in Schachtournieren der Schule den einen oder anderen Preis gewonnen. Seine Logik verleiht ihm auch eine gewisse Art von Objektivität, die hilft Konflikte zwischen Schülern und andere Probleme zu lösen.
Auch wenn Joshua nicht gerne im Mittelpunkt der Dinge steht und selten Anführer einer Gruppe ist, hat er eine gewisse autoritäre Ausstrahlung, die er aber auch nicht oft einsetzt. Er kann aber, wenn er will, für Ruhe und Ordnung sorgen, obwohl er meist selber Unsinn macht, weshalb er andere nicht gerne herumkommandiert.
Man fühlt sich schnell bei Joshua sicher, weil er eine beschützerische Seite hat, mit der er seinen Freunden oft hilft. Er ist Ansprechpartner und bester Kumpel für manch einen Mitschüler und macht trotzdem nicht den Eindruck eines überladenen Psychologen.
Durch einen leichten Schwesterkomplex ist Eileen auf jeden Fall eine seiner Schwächen. Geht es ihr nicht gut, kann er ihr nur schwer sagen, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen soll, weil es ihn sehr schmerzt ihr trauriges Gesicht sehen zu müssen. Er würde für sie zu jeder Zeit alles stehen und liegen lassen, was viele seiner Freunde besonders im zweiten Jahr sehr geärgert hatte. Trotzdem kann er nicht anders, da seine Schwester mit dem Tod ihrer Großmutter sehr anders umgegangen ist als er. Er denkt sich immer, dass ihre Großeltern es gewollt hätten, dass er sich um sie kümmert.
In der Schule ist Joshua meist über dem Durchschnitt. Mit Arithmantik und Zaubertränken hat er keine Probleme und kann sich sogar unter den besten des Jahrganges mitzählen. Auch in Astronomie und Alte Runen hat er nicht allzu viele Schwierigkeiten. Nur sind es Fächer wie Zauberkunst, die ihn am meisten plagen. Zaubergeschichte interessiert ihn nicht sonderlich, weshalb er auch hier nur knapp den Durchschnitt erreicht.
Wie auch schon erwähnt, verliert Joshua nur dann die Geduld, wenn Leute in schwierigen Situationen den Kopf verlieren. Dann kann er die Beherrschung verlieren, um solche Leute wieder zur Besinnung zu bringen. Nur bei seiner Schwester macht er in diesem Punkt eine Ausnahme, weil er ihre Empfindlichkeit von klein auf kennt.
Vorlieben und Abneigungen
Joshua liebt es seinen Kopf zum Glühen zu bringen. Deshalb liebt er allen möglichen Denksport wie Kreuzworträtsel, Go, mathematische Probleme, Backgammon und natürlich vor allem Schach. Er ist deshalb auch rasch zum engagiertesten Mitglied und letztendlich zum Vorsitzenden des Schachclubs geworden. Er ist ein wenig stolz auf seine Fähigkeit seine Emotionen an zweiter Stelle nach sachlicher Logik zu setzen und findet es innerlich amüsant mit sehr aufgewühlten Menschen, wie seiner Schwester, zu hantieren. Er hat eine Schwäche für problematische Menschen, weil jene, die ihm zu ähnlich sind, bei ihm ganz automatisch auf eine Wand stoßen. Was brachte es einem jemanden zu analysieren, der genau dasselbe tat?
Er macht gerne mit Freunden Unsinn, ist deshalb auch eigentlich für alle möglichen Dummheiten zu haben. Er kann seinen Freunden zusätzlich gut in der Schule helfen und kniet sich gerne ein wenig darein ihnen etwas beizubringen, wenn sie Schwierigkeiten haben. Er ist ein Mensch für seine Freunde, der auch deshalb weiträumig gemocht wird. Es ist sehr selten, dass er sich mit anderen Leuten anlegt, selbst wenn er jemandem absolut nicht zustimmen kann. Das führt sich dann wieder auf seine Vorliebe zurück, sich mit problematischen Menschen auseinanderzusetzen.
Das einzige Fach, das Joshua belegt, und er überhaupt nicht mag, ist Zauberkunst. Das ganze Herumgeschwinge von Zauberstäben ist ihm immer dann zu blöd, wenn es sich zu sehr in die Natur der physikalischen Gesetze einmischt. Nur wenn es gerade ein sehr praktischer Zauber ist, sieht man, wie Joshua sich in dem Fach engagiert. Ansonsten ist er in Zauberkunst ein recht zurückhaltender Bursche, selbst wenn er Aufgaben zufrieden stellend löst und Hausaufgaben natürlich abgibt. Das steht dann ganz im Kontrast zu seiner sehr aktiven Mitarbeit in all seinen anderen Fächern.
Er kann die Geschichten, die er um seine Schwester herum hört überhaupt nicht leiden. Wenn er Leute über die lästern hört kann er doch leicht bockig werden, selbst wenn er insgeheim weiß, dass viele der Gerüchte auf irgendeine Art Wahrheit basiert sind. Aber die Dinge, die er über sie hört, machen ihn alles andere als glücklich, weshalb es ihm manchmal schwer fällt sie zu akzeptieren, selbst wenn Eileen sie ihm selbst sagen würde. Alles in allem meiden seine Freunde, die seine Schwester so gut wie immer nicht leiden können, das Thema ‚Eileen Pennyfeather’.
Vorgeschichte
Denise Duke und Blakely Pennyfeather waren ein wunderschönes Paar: Beide waren erfolgreich, beide waren gutaussehend und beide waren mit einer Person zusammen, die so war wie sie selbst. Sie trafen einander im West End, wo sie im selben Stück, einer Version von Romeo und Julia- wie konnte es auch anders sein- die Hauptrollen belegten. Mit diesen Rollen haben beide einen riesigen Aufschwung ihrer Karriere erfahren, so dass sie sich entschieden, sich zu verloben, um die ganze Szene perfekt zu machen. So haben sie in Partnerarbeit im Sturm die Herzen Londons erobert. Verliebt waren sie aber nie. Das sollte eine Geschäfts-Ehe werden, beteuerte Blakely, als er ihr den Antrag machte. Sie liebten sich nicht, aber zusammen, als Paar, waren sie das berühmteste Duett Englands geworden. Trennung stand nicht zur Debatte. Das Geld floss nur so rein und das Publikum liebte sie.
Diese Ehe war so gut im Geschäft, dass sie es sogar mit einem Kind versuchten, um einen nächsten Schritt in ihrer Karriere zu wagen. Statt eines Kindes wurden sie aber gleich mit zweien gesegnet, und dort begann alles auseinander zu fallen. Immer wieder kam es zu Streit zwischen Denise und Blakely. Sie behauptete, es sei seine Schuld, dass sie ihre ganze Schönheit verloren hatte. Es war seine Idee gewesen Kinder in die Welt zu setzen und sie war es aber, die am Babyspeck leiden musste. Blakely wiederum gab ihr die Schuld daran, Zwillinge auf die Welt gebracht zu haben. Ob sie das nicht gemerkt hätte, wollte er wissen, ihr Bauch musste schließlich mindestens doppelt so dick geworden sein, oder war sie blind? Nein, mit zwei Kindern kamen sie nicht zurecht. Ob sie überhaupt im Stande gewesen wären, auch nur eines zu haben, weiß man auch nicht.
Die Öffentlichkeit sah relativ wenig von diesem Streit, bekam die Auswirkungen aber doch recht gut mit. Denise sah immer gestresster und blasser aus, zusätzlich zu den kleinen Speckröllchen von den Kindern, und Blakely war immer öfter unkonzentriert und überempfindlich. Ihre Karriere sackte wieder so schnell ab, wie sie auch gestiegen war. Ein Flop folgte dem nächsten und bald wollte das West End sie nicht einmal mehr als Nebenrollen einstellen. Das Geld ging den Bach hinunter. Alles schien nur noch schlimmer und schlimmer zu werden. Die Ehe, die nur geschäftlich gewesen war, brachte nun für keine der beiden mehr Profit ein. Was hatte es also noch für einen Sinn zusammen zu bleiben? Die Kinder schrieen jede Nacht die Wohnung zusammen, und Schlaflosigkeit hatte noch keiner Karriere geholfen.
Depressionen machten sich breit und Denise und Blakely schienen nur noch aus Gewohnheit zusammen zu bleiben. Keiner von beiden wollte oder konnte es sich auch leisten die Kinder alleine zu sich zu nehmen, so dass sie vorerst zusammen bleiben mussten. Ob das eine gute Atmosphäre war, um die Kinder großzuziehen, lässt sich diskutieren. Blakely verfiel dem Alkohol und Denise hatte sich dem Genuss anderer Drogen hingegeben, in so weit sie es sich leisten konnten. Das Geld wurde knapper und sie bekamen nur noch die kleinsten Rollen in den schäbigsten Theatern.
Das ging bis zum zweiten Lebensjahr der Kinder so. Blakely hielt es nicht mehr aus. Mit Hilfe des Alkohols wagte er den Sprung von der Terrasse der Wohnung und wurde danach in keinem Theater mehr gesehen, außer dem, in dem er wieder die Hauptrolle spielte: Die Beerdigung des Blakely Pennyfeather. Und zu dieser Zeit verstanden die Kinder noch nicht einmal richtig, was los war. Nur war einer der Protagonisten in ihrem Leben verschwunden. Sie weinten also einige Wochen ständig. Denise zog wieder zu ihren Eltern nach Südlondon, damit ihre Mutter ihr mit den Kindern helfen konnte. Das Rauchen und Konsumieren von Opium konnte sie allerdings nicht aufgeben, sodass auch ihr Tod auf Grund einer Überdosis bald folgte.
Die Zwillinge, namentlich Joshua und Eileen, wuchsen also von da an bei ihren Großeltern auf, was auf viele Arten und Weisen besser für sie war. Ihr Großvater, Mr. Robert Duke, hatte einen sicheren Arbeitsplatz in einem Kaufhaus als Manager und ihre Großmutter, Mrs. Jessica Duke, war als Hausfrau meistens für die beiden da. Man konnte meinen, die Kinder hatten das Vergangene vergessen, was ihre Eltern betraf, weil sie von dort an eine durchaus glückliche Kindheit hatten. Selten geplagt von Alpträumen, trugen sie keine tieferen Schäden davon und Mrs. Duke hatte wenige Probleme mit dem Großziehen ihrer Enkel.
Wie alle kleinen Kinder lernten die beiden Fahrradfahren, fuhren mit ihren Großeltern im Urlaub an die Küste, gingen in den Kindergarten und die Grundschule, hatten Freunde und Leute, die sie weniger mochten. Mr. Duke ging mit Joshua fischen, während Mrs. Duke Eileen einkaufen nahm und sie einkleidete, als wäre sie ihre eigene Tochter. Über Denise und Blakely Pennyfeather wurde im Hause Duke nicht gesprochen. Der einzige Hinweis, dass Joshua und Eileen nicht die Kinder des Hauses waren, war, dass sie den Nachnamen ihres Vaters trugen. Ihre Großeltern sprachen nie über die Bedeutung dieses Hinweises, da sie die Zwillinge nicht mit verlorenen Erinnerungen belasten wollten. Sie waren glücklich, weil sie einander und ihre Großeltern hatten.
Aber leider war es nicht ganz so wie mit den eigenen Eltern, merkten Joshua und Eileen bald. Mr. und Mrs. Duke waren schon alt und als die Zwillinge ihr zehntes Lebensjahr anschnitten, also neun waren, starb Mrs. Duke an einem Herzinfarkt. Der alte Mr. Duke verkraftete den Tod seiner Ehefrau nicht, die schließlich über fünfzig Jahre an seiner Seite gelebt hatte. Er wurde schwächer und schwächer und musste in eine Klinik eingewiesen werden, wo man sich um ihn kümmern würde. Die Kinder waren wieder alleine gelassen worden, nur dass sie dieses Mal auch alt genug waren, um sich bewusst zu sein, was passierte. Sie mussten in ein Waisenhaus mit vielen fremden Kindern und kalten Betten, wo niemand sie in den Schlaf singen würde. Es war dann, dass das Kinderpaar sich langsam grundlegend veränderte, wobei keiner von beiden dieselben Gefühle und Alpträume durchlebte, wie der andere, so dass die Entwicklungen vollkommen unterschiedlich waren, auch wenn sie sich dennoch sehr nahe standen.
Joshua war tapfer. Mit neuneinhalb Jahren teilte er sich selbst diese Aufgabe zu. Er wollte und musste Eileen, seine liebe Schwester, beschützen und sicher sein, dass sie nie alleine war. Sie waren schon zu zweit einsam genug ohne Mr. und Mrs. Duke und er wusste, dass sie es schwerer verkraften würde als er. Das Waisenhaus war kein schöner, heimischer Ort wie das Haus der Dukes. Die Kinder, die meist aus armen Familien kamen, in denen die Eltern durch Krankheiten in den Suburbs von London gestorben waren, waren auch nicht sehr freundlich und Eileen und Joshua mussten sowohl Freizeit, als auch Schulzeit mit diesen Kindern verbringen. Es war schwer, weil diese Kinder die Tendenz hatten die ‚Neuen’ nicht gerade mir Rosen zu begrüßen.
Es war dann, dass merkwürdige Dinge um ihn und mit ihm geschahen. In Situationen der Not passierten unbegreifliche Dinge, die Joshua noch gerade so davonkommen ließen. Beispielsweise bewarfen die anderen Joshua und Eileen manchmal mit Tannenzapfen. Sie würden weglaufen, aber das eine Mal war Eileen gestolpert und Joshua musste auf sie warten. Er stellte sich mutig vor seine Schwester, um die lachenden Kinder von ihr fern zu halten, die langsam aufholten. Sie machten sich über sie lustig und Joshua war so wütend, dass er rief: „
Bleibt stehen verdammt, lasst uns in Ruhe!“ Und als gäbe es tatsächlich eine unsichtbare Wand vor ihm, blieben die Kinder plötzlich alle stehen, weil der Erste scheinbar gegen Luft gelaufen war und mit Nasenbluten auf dem Boden lag.
Einerseits hatte es den beiden in der Situation geholfen, andererseits aber auf längere Sicht weniger. Immer öfter geschahen diese absurden Dinge um Joshua und seine Schwester herum, so dass sie bald im ganzen Viertel als die Hexengeschwister bekannt waren. Alle anderen Kinder aus dem Viertel wollten es auch immer mit ihren eigenen Augen sehen, so dass Eileen und Joshua den verschiedensten Versuchen unterworfen wurden. Aber ihr Glück ließ sie immer wieder glimpflich davonkommen.
Die Antwort zu den Geheimnissen kam eines Tages, ein halbes Jahr vor ihrem elften Geburtstag. Die Heimleiterin teilte die Post beim Frühstück aus. Manchmal bekamen Kinder Briefe von Eltern, die sich aber nicht um sie kümmern konnten, oder Geschwistern, die selbst noch sehr jung waren. An dem besagten Tag aber bekamen Joshua und Eileen jeweils einen Brief, eine Einladung, um genau zu sein, von Professor Armando Dippet, Schulleiter von Hogwarts, Schule für Zauberei und Hexerei.
Wie genau sie den Schock überwunden hatten, wusste Joshua lange nicht. Er war zur Heimleiterin gegangen, und da es viel Ungläubigkeit ihrerseits gab, kam sogar ein richtiger Zauberer, um die beiden am ersten September zum Beginn des Schuljahres abzuholen. Die Heimleiterin aber war nicht erstaunter als die Zwillinge, die sich vor Aufregung auf das Kommende nicht halten konnten.
Joshuas erstes Jahr in Hogwarts war das Aufregendste seiner Kindheit. Er war zum ersten Mal von seiner Schwester getrennt, da er selbst dem Hause Hufflepuff zugeteilt wurde, hatte aber keine Schwierigkeiten sich Freunde anzueignen. Er fand Leute mit ähnlichen Interessen wie er und hatte schon bald seinen kleinen Freundeskreis, in dem er eher die Rolle des unterstützenden, besten Kumpels übernahm. Sie machten Unsinn und erkundeten das Schloss überall und zu allen Zeiten des Tages und Jahres, weil sich manche Dinge mit Sonnenaufgang, Wetter und Jahreszeit zu ändern schienen. In Sachen Noten war er zwar nur durchschnittlich, hatte aber einen außergewöhnlichen Sinn für logische Zusammenhänge, so dass er auch das Schachspielen lieben lernte. Er verbrachte wenig Zeit mit seiner Schwester und wusste auch lange Zeit nicht wirklich, wie es ihr in ihrem Haus erging.
Im zweiten Jahr änderte sich dies aber. Eileen gestand Joshua, dass sie in ihrem ersten Jahr oft alleine gewesen war. Es wurde in ihrem Haus oft von Reinblütigkeit und Schlammblut gesprochen, so dass sie nicht wusste, wohin mit sich. Wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sie in dieses Haus eingeteilt wurde, wusste sie auch nicht. Aber Joshua brauchte keine weiteren Erklärungen, um sie wieder bei sich aufzunehmen. Er stellte sie seinen Freunden vor und sie trieb sich mit ihnen allen rum. Joshua hatte aber nicht das Gefühl, dass sie glücklich war. Er versuchte also auch öfter mit ihr alleine Zeit zu verbringen, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlen würde.
Das nächste Jahr brach an und noch immer waren die Verhältnisse ähnlich wie im letzten Jahr. Joshua war der Meinung, Eileen solle endlich offener werden und zulassen, sich von den Leuten in ihrem Haus ansprechen zu lassen. Also setzte er sich an einem Tag mit ihr zusammen und musste schmerzend sehen, wie sie doch recht niedergeschmettert Abschied nahm von der Zeit mit ihrem Bruder. Er wollte ihr sagen, dass das nicht hieß, dass sie nichts mehr zusammen machen konnten. Aber sie machte von da an nur noch wenig oder auch fast gar nichts mehr mit Joshua. Er dachte und hoffte aber auch vor allem, dass das Teil einer Integration war, mit der sie sich versuchte. Er konnte sich jedenfalls wieder mehr Zeit für seinen Freundeskreis nehmen. Sie waren ein fest zusammengewachsenes Team von vier bis fünf Schülern verschiedener Altersgruppen und Häuser.
Im vierten Schuljahr ereignete sich wenig Neues. Joshua beobachtete von weitem, wie seine Schwester nun eine sehr merkwürdige Gang von Leuten um sich hatte. Er wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte. Sie nannten sich immer die ‚Hohe Klasse’ und rannten in Grüppchen durch die Schule, als gehöre sie ihnen. Aber er mischte sich nicht ein. Er wollte ihr ihren Freiraum geben, weil sie zumindest nicht alleine war, und es war wichtig sich zwar treu zu bleiben, aber sich auch anzupassen.
Erster Post:
Abendliche Müdigkeit lohnt sich eben nicht