Komme von: Sarah Anne Rhichmond
Verwirrt suchte mein Blick den Raum ab. Wo war ich? Ein Gewicht, welches meinen Bauch erschwerte, ersuchte meine Aufmerksamkeit, welche ich diesem dann auch schenkte. Ein... Buch...? Hatte ich gelesen? Nein... Mit meiner Lektüre war ich durch - es stand mal wieder ein Besuch in der Bibliothek an. Ich machte mir die Mühe das Buch etwas eingehender zu betrachten.
"Alte Runen" ,las ich murmelnd. Alte Runen! Mein Blick wanderte hektisch durch den Raum. Eine Uhr! 12 Uhr. Es war noch viel Zeit... Ich hatte hier gesessen, um Hausaufgaben zu machen. Aber verdammt, wo war ich eigentlich? Ich begann eine erneute Suche mit meinem Blick. Es war die große Halle? Und hier war ich eingeschlafen? Oder war es einfach nur einer meiner Tagträume gewesen, bei denen ich immer in eine Art Trance verfiel? Beschämt erhob ich mich von meinem Stuhl und versuchte das umhergehende Kichern zu ignorieren. Nur auf meine Füße schauend ging ich zügig Richtung Tür. Diesen Krach, diesen Anblick und vor allem den Geruch vieler Menschen konnte ich einfach nicht leiden. Viele Menschen bedeuteten immer Ärger, an dem eigentlich ich selbst Schuld war. Oder besser gesagt das Schicksal, welches es einfach nicht gut mit mir meinte, seit ich einen Fuß auf den Grund dieser verdammten Schule gesetzt hatte. Es wollte einfach nicht, dass ich dazu in der Lage war mich in der Nähe fremder Menschen aufzuhalten. Ständig geschahen Unfälle, dessen Grund oder Herkunft nicht festzumachen waren. Viele glaubten ich würde zaubern und nur so tun, als sei ich unschuldig und diese Tatsache konnte ich denen noch nichtmal verübeln. Meine einzige Möglichkeit das Schulleben friedlich zu überstehen war, Menschen aus dem Weg zu gehen; zumindest wenn ich konnte.
Ich stieß die Tür auf und atmete zufrieden "klare" Luft ein. Ein Gefühl der Sicherheit überkam mich und so schloss ich die Augen und lehnte mich gegen die Wand, gleich neben der Tür. Doch dieses Gefühl der Sicherheit war ein Trugschluss; im nächsten Moment kam
der Haufen des Grauens um die Ecke gekrochen. Seine alleinige Anwesenheit verbreitete eine Aura des Bösen, welche mich augenblicklich die Augen aufschlagen ließ.
"Lauf!" ,rief mir die Vernunft zu und versuchte mir seine Hand zu reichen. Doch ich war nicht schnell genug, die Schwaden der Dunkelheit verschlangen meine Vernunft und ließen mich an die Wand gepresst erstarren.
Der Haufen des Grauens teilte sich in drei Klumpen, welche die Gestalt von drei Hufflepuffs annahm.
"Schau mal, Jenny!" ,quietschte der erste deformierte Klumpen (als welcher das Geschöpf wesentlich besser ausgesehen hatte).
"Iiiih!" ,ertönte es angewidert aus dem Mund eines anderen Wesens,
"Das ist doch Sarah Anne!!!". In diesem Moment entdeckte ich ein Schlüpfloch in den dichten Nebelschwaden und ergriff meine Chance sofort.
"Jenny, deine Haare sitzen nicht richtig!" ,gab ich so überzeugend wie möglich von mir und drängte mich an dem aufkreischenden Klumpen beiseite. Ich sah wie die Hufflepuffs wieder zu Klumpen und schließlich zum
Haufen des Grauens wurden, um sich dann durch die Tür in die große Halle zu zwängen.
Ich entschuldigte mich kurz bei meinem Schicksal für diese dreiste Lüge, aber ich hatte nunmal keinen anderen Ausweg gewusst. Überhaupt es war für mich schwer nachzuvollziehen, was das Schicksal von mir wollte. Auf jeden Fall war es das Beste, wenn ich mich für alles entschuldigte was ich tat, da ich der festen Überzeugung war, dass wenn ich es nicht tun würde, mein Leben noch viel schrecklicher ausgesehen hätte. Und ich musste mir das immer wieder vor Augen halten, denn alles was ich wollte war ein friedliches Zurechtkommen; vielleicht würde mein Schicksal mir das -was auch immer ich getan hatte- irgendwann verzeihen. Ich überdachte meine Pläne für diesen Nachmittag und beschloss, dass es sicher sinnvoll war, nun die Bibliothek aufzusuchen. Ich brauchte neue Lektüre, mit der ich mir die Zeit vertreiben würde. Freie Tage waren irgendwie grauenvoll. Andauernd lief sie irgendwelchen Schauergestalten über den Weg und musste sich gegen diese behaupten. An Schultagen war sie zwar gezwungen mit diesen Gestalten in einem Raum zu sitzen, aber seltsamerweise geschah dann nichts. Wahrscheinlich lag es daran, dass mein Schicksal wusste, dass ich dieser Tätigkeit nicht aus dem Weg gehen konnte. Zügigen Schrittes ging ich durch die langen Flure und hoffte nicht wieder in irgendwelche zwischenmenschlichen Kontakte verwickelt zu werden.
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