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Komme von: Eine besorgte Hauslehrerin
Nachdem ich das Büro des Schulleiters verlassen hatte, brauchte ich nur einen kurzen Moment, um zu überlegen, welchen Weg ich nun einschlagen würde. Man konnte in diesem Schloss so viele Gänge entlanggehen, welche letzten Endes zu einem Ziel oder in eine Sackgasse führten. Selbst ich, die nun schon einige Jahre an dieser Schule unterrichtet, kenne noch lange nicht alle Wege. Letztlich entschied ich mich jedoch nach rechts zu gehen und diesen Gang bis zum Ende zu folgen. Langsam machte ich mich auf den Weg, meine Schritte hallten an den Steinwänden entlang.
Man merkte, dass die meisten Schüler vom Mittagessen kamen oder noch schnell in die Große Halle eilten, um einen letzten Bissen zu sich zu nehmen. Die Schule war erfüllt von Gelächter, Stimmen die sich über etwas Lustiges oder Trauriges unterhielten und Fußgetrampel. Hin und wieder kamen mir einige Kinder entgegen, die mir freundliche Worte des Grußes zuwarfen, welche ich mit einem kurzen Nicken erwiderte und mich weiterhin auf den Weg zu meinem Büro machte. Bei den Treppen hielt ich kurz inne. Wieder einmal wechselten sie die Positionen. Man konnte einige verärgerte Jungen auf einer beobachten, die nun einen Umweg gehen mussten, um dahin zu kommen, wo auch immer sie hinwollten. Auch meine Treppe verschob sich und so nahm ich eine andere, um einen ähnlich langen Weg zu gehen.
Ich war nun nur noch wenige Gänge von meinem Büro entfernt. Hier waren die Wände nicht mehr so feucht wie einige in den unteren Bereichen, die Sonne hellte die Umgebung auf, sodass man hier ein völlig anderes Gefühl empfand, als wenn man in den kalten und dunklen Kerkern herumgehen würde. Innerlich ging ich schon einmal alles durch, was ich noch zu erledigen hatte. Meine Unterrichtsvorbereitungen waren bereits erledigt, Arbeiten gab es noch nicht zu korrigieren. Erst jetzt fiel mir ein, dass auch ich noch einige Post beantworten musste. Briefe von Eltern, welche von ihren Kindern noch nicht erfahren hatte, in welchem Haus sie waren und diese daher neugierig und zugleich besorgt waren.
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Komme von: Geisterstunde
Ich hatte Professor Howlin wieder seiner Arbeit überlassen und befand mich erneut auf den Gängen. Es war unverkennbar, dass das Mittagessen stattfand, denn die Gänge waren verhältnismäßig leer, nur vereinzelt liefen noch Schüler umher, manche auf dem Weg zur großen Halle, andere wer weiß wohin. Die Älteren, die, die mich kannten, nickten mir bisweilen zu oder grüßten mich mit einem freundlichen Hallo, was ich durchaus erwiederte, auch wenn ich bei den wenigstens den Namen hätte nennen können. Die Jüngeren dagegen, maßgeblich die neuen Erstklässler, waren eher etwas schüchtern, zumindest die, die ich traf. Aber nachdem die Zwei so verloren aussahen, fragte ich sie, ob ich ihnen helfen konnte. Schließlich sagte ich ihnen, wie sie zur großen Halle kamen, denn sie hatten sich hoffnungslos verlaufen. Das war wohl noch fast jedem Schüler am Anfang seiner Laufbahn hier in Hogwarts passiert. Sogar mir, auch wenn ich mir etwas direkter zu helfen wusste und schon mal einfach durch die Wände flanierte.
Ich streunerte eher ziellos durch die Gänge, bis das Mittagessen offenbar wieder beendet war, denn die Gänge fühlten sich wieder merklich. Das wurde mir dann doch etwas zu viel, auch wenn ich sozusagen gegen die Schüler unempfindlich war. Ich schlug einen Weg in ruhigere Gefinde ein und gelangte dadurch erneut in den Bereich, wo sich Lehrerbüros befanden. Natürlich, dorthin verirrte sich kaum ein Schüler freiwillig, wie mir süffisant in den Sinn kam. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, jetzt jemanden anzutreffen, denn auch die Lehrer hatten schließlich gegessen, doch als ich um eine Ecke bog, sah ich Professor McGonagall, die offensichtlich auf dem Weg in ihr Refugium war. Da sie direkt auf mich zukam, grüßte ich sie freundlich.
"ich wünsche einen schönen Tag, Professor" Ich deutete eine leichte Verbeugung an und blickte Minerva direkt an. Sie schien völlig in Gedanken versunken gewesen sein und ich konnte mir meine Neugier nicht ganz verkneifen. "Sie schauen so nachdenklich aus. Ist irgendetwas? Sind Sie besorgt, weil die Schüler schon Streifzügen in den Wald machen, um dieses sagenumwobene Ungeheuer zu finden?" Ich hatte an mein Gespräch mit Prof. Howlin und den Besuch der Hauselfe denken müssen. Da ich annahm, dass auch die stellvertretende Leiterin darüber informiert war, sprach ich sie darauf an.
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Noch immer war ich in Gedanken versunken, sodass ich nicht mitbekam, dass sich mir jemand näherte. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass das Hallen von Schritten auf dem alten Marmorboden fehlte und somit die andere Person nicht angekündigt wurde. Es war natürlich logisch, dass Geister beim Schweben keine Geräusche von sich gaben, sonst wären sie wahrscheinlich keine Geister. Doch ich hatte nicht damit gerechnet gerade jetzt auf einen zu treffen. Umso größer war daher auch mein Erschrecken, als ich von jemanden angesprochen wurde.
»Cosmo, haben Sie mich erschreckt!«, rief ich aus und fasste mir an mein schneller schlagendes Herz. Eigentlich war ich kein Mensch, den man durch irgendwelche Streiche erschrecken konnte, aber Geister, welche unerwartet durch die Wand schwebten, konnten selbst mich aus der Fassung bringen.
Nach einem Moment erholte ich mich jedoch wieder und ließ meine Hand sinken.
»Ich wünsche Ihnen auch einen guten Tag«, konnte ich nun endlich den Schlossgeist begrüßen. Er war mir schon seit so vielen Jahren bekannt, denn wie es die Art von Gespenstern war, konnten diese nicht noch einmal sterben und so kannte ich Cosmo schon seit ich in Hogwarts das erste Mal eingetroffen war. Glücklicherweise war er ein angenehmer Gesprächspartner nicht so wie die Poltergeister, welche lieber mit Dingen nach einem warfen als ihren Mund für eine gute Konversation zu benutzen. Wahrscheinlich hätte diese Sorte von Geistern mich bewusst durch einen lauten Schrei aus meinen Gedanken zurückgeholt und nicht so wie Cosmo aus Versehen.
»Gerade eben hatte ich nicht darüber nachgedacht, doch dafür hatte ich zuvor ein sehr angeregtes Gespräch mit dem Schulleiter geführt, bei welchem wir die Ereignisse der letzten Nacht ausgewertet haben.« Auch ich blickte dem Geist offen ins Gesicht. Scheinbar wusste mittlerweile die gesamte Schule von der letzte Nacht bescheid. Erneut fragte ich mich, wieso ich erst so spät darüber informiert wurde, doch keimte in mir ebenso die Frage auf, woher der Geist diese Informationen hatte. Vielleicht hatte er es von Schülern erfahren oder von einem Kollegen?
»Wenn ich mir die Frage erlauben darf. Woher wissen Sie davon?« Wenn die Schüler über die Ereignisse der letzten Nacht sprachen und das vielleicht mit Anerkennung, konnte es passieren, dass sich andere daran ein Beispiel nahmen und ebenso in den Wald gehen würden. So etwas musste verhindert werden und so machte ich mir eine gedankliche Notiz, dass ich heute Abend noch einmal meine Gryffindors über die Auswirkungen eines solchen Verhaltens informieren würde. Die nächsten Ausreißer würde nicht so glimpflich davonkommen, denn es musste schließlich als „Abschreckung“ dienen und nicht als Beispiel.
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»Cosmo, haben Sie mich erschreckt!« Offenbar hatte die Professorin meine Annäherung nicht bemerkt und war sichtlich erschrocken, fasste sich sogar an ihr Herz. “Das tut mir furchtbar leid, das wollte ich nicht. Bitte entschuldigen Sie.“ Ich bedauerte wirklich, sie erschreckt zu haben, denn das hatte natürlich nicht in meiner Absicht gelegen, aber glücklicherweise erholte sich McGonagall auch gleich wieder und begrüßte mich, was ich mit einem Kopfnicken hinnahm, nachdem ich sicher war, dass sie sich wirklich wieder gefasst hatte.
Sie beantwortete mir meine Frage, über die zwei herumstreifenden Schüler der letzten Nacht hatte sie also nachgedacht, bzw. mit dem Schulleiter darüber geredet, bevor sie wissen wollte, woher ich eigentlich davon Kenntnis hatte. Ja, es geschah schon selten, dass ich mit aktuellen Ereignissen vertraut war. Zwar herrschte momentan so etwas wie eine kleine Ausnahmesituation, wenn man an das Geschöpf im Wald dachte, aber im Grunde ging sehr vieles an mir vorüber, da ich ja nie derartig großen Kontakt wünschte. Ihre Frage war daher mehr als nur berechtigt. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen.
“Ich befand mich zufällig bei unserem neuen Lehrer Prof. Howlin, als eine Hauselfe kam, um ihn davon zu unterrichten, dass er bei den zwei Übeltätern die Aufsicht übernehmen solle, wenn sie ihre Strafarbeit erledigen müssen“, antwortete ich. “Aber wahrscheinlich wird es spätestens nach dem Mittagessen ohnehin die ganze Schule wissen.“ Solche Ereignisse ließen sich schwerlich geheimhalten, irgendjemand musste es immer seinem besten Freund erzählen, der es dann ebenfalls weitergab usw. usf. Eigentlich war es erstaunlich, wie schnell ein so großes Schloss mit seinen unzähligen Schülern über ein Gerücht oder Geschehnis unterrichtet sein konnte. Ich vermutete, die Lehrer wären ganz froh, wenn sowas zur Abwechslung mal mit dem Schulstoff geschehen würde.
“Wenn sie mit dem Schulleiter geredet haben.. haben sie eine Lösung, was mit jenem Wesen im Wald geschehen soll? Ich vermute, dass die zwei Ausreißer nicht die letzten sein werden, solange es ein Geheimnis zu lüften gilt.“ Das war ein Punkt, der mich tatsächlich interessierte, denn schließlich hörte auch ich immer wieder des Nachts das Heulen. Das sorgte natürlich immer wieder für Unruhe im Schloss und ich hatte mich so an meine geregelten Bahnen gewöhnt, dass ich diese Art von Ablenkung nicht unbedingt brauchte.
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Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich die Entschuldigung des Geistes vernahm. Wie ich erwartet hatte, war es nicht seine Absicht gewesen, mich auf diese Weise zu begrüßen, und tat dies auch in höflicher Manier mit bedauernder Mine kund.
»Dafür brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen. Das geschieht wohl, wenn man in Gedanken versunken durch die Gänge Hogwarts schreitet«, beschwichtigte ich ihn und hoffte, dass er es nicht allzu ernst nehmen würde.
Mit einem kurzen Nicken gab ich zu verstehen, dass ich Cosmos Erklärung über seine Kenntnisse der gestrige Nacht vernommen hatte und war gleichzeitig erstaunt, wie klein Hogwarts doch manchmal schien. Nur durch einen ähnlichen Zufall hatte ich überhaupt wahrgenommen, dass mein Haus Punktabzüge hinnehmen musste. Wäre ich heute morgen nicht so aufmerksam gewesen und wäre ich vielleicht nicht Professor Sanderson begegnet, würde ich wahrscheinlich erst jetzt davon erfahren haben. So etwas konnte einen in eine durchaus peinliche Situation versetzen, wenn ein Hauslehrer nicht über die Vorgänge in seinem Haus bescheid wusste.
»Achja, Professor Howlin. Was haben Sie für einen ersten Eindruck von ihm erhalten? Ich bin bis dato noch nicht dazu gekommen mit ihm persönlich zu sprechen und kenne ihn daher nur durch Erzählungen des Schulleiters.« Ich war immer der Meinung, dass die Geister diejenigen waren, welche die meisten Menschenkenntnisse besaßen, was nicht zuletzt auch an ihrem langen Weilen unter uns lag, ob nun als lebende Person oder Geist.
“Aber wahrscheinlich wird es spätestens nach dem Mittagessen ohnehin die ganze Schule wissen.“ Diese Aussage erinnerte mich an meinen vorhergehenden Gedankengang und ließ mich daher kurz Schmunzeln, während ich gleichzeitig meine Hände vor meinen Bauch zusammenfaltete.
»Ich muss gestehen, dass ich ebenfalls daran gedacht hatte. Zwar ist Hogwarts ein großes Schloss, doch interessante Dinge verbreiten sich wie ein Lauffeuer.« Schon oft hatten wir Lehrer dieses Phänomen beobachtet. Selbst die Stunden wurden dadurch unruhig, weil entweder Zettel weitergereicht wurden oder Getuschel eintrat. Glücklicherweise hatte ich es bis jetzt immer geschafft, diese Unruhe schon kurz nach dem Beginn zu stoppen, indem ich Hauspunkte abzog und mit Nachsitzen drohte.
»Ich habe zwar mit ihm gesprochen, doch bis zu diesem Punkt sind wir nicht mehr gekommen. Sie habe durchaus recht, was dieses Wesen anbetrifft. Ich werde es entweder bei einer nächsten Sitzung des Lehrerkollegium ansprechen oder ich besuche im Laufe der Woche noch einmal den Schulleiter.« Daran hatte ich gar nicht gedacht, als ich in Albus Büro gesessen hatte, zu sehr hatte mich der abendliche Ausflug der beiden Schüler schockiert. Es musste wirklich etwas unternommen werden, damit die Schüler nicht scharenweise in den Wald liefen. Als erstes mussten erneut Belehrungen geführt werden und dann vielleicht noch die Nachtaufsicht mit einigen weiteren Kollegen gestärkt werden. Das würden die ersten zu ergreifenden Maßnahmen sein, solange man noch nicht geklärt hatte, wie es mit dem Wesen weitergehen sollte.
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Die Professorin tat meine Entschuldigung mit wenigen Worten ab und ich quittierte es mit einem Lächeln. Ich wusste nur zu gut, wie es war, gedankenverloren durch die Gänge zu streifen, tat ich es doch auch selber immer wieder und sehr ausgiebig. Das ging teilweise so weit, dass ich gar nicht merkte, wie ich durch Wände schritt und mich schlussendlich ganz woanders wieder fand, manchmal im ersten Moment gar nicht wusste, wo ich mich überhaupt befand. Es war durchaus möglich, dass ich auf diese Weise auch durch ein vollbesetztes Klassenzimmer gerauscht war, ohne es auch nur zu merken.
Kurzzeitig wandte sich unser Gespräch Prof. Howlin zu, dem Neuzugang unter den Lehrern. Nachdem Prof. McGonagall mich nach meiner Meinung gefragt hatte, ließ ich meinen Besuch bei ihm kurz Revue passieren, ehe ich antwortete. "Ich halte ihn für einen sehr engagierten und fähigen jungen Mann, der durchaus weiß, wie er die Schüler zu packen hat, auch wenn er sicherlich noch einiges lernen kann. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass er auch etwas frischen Wind in diese alten Mauern bringen wird." waren meine Worte nach einigen Sekunden Bedenkzeit. Es war meiner Stimme nicht direkt anzumerken, wie ich zu meiner letzten Bemerkung stand, ob ich sie positiv oder negativ auffasste. Tatsächlich war ich in solchen Dingen stets geteilter Ansicht. Ich wusste, wie wichtig Veränderungen waren, hatte sie in jungen Jahren ja selbst angestrebt, vielleicht sogar durchgesetzt, , aber nach rund 300 Jahren als Geist fiel es mir manchmal schwer, mich der jeweiligen Gegenwart anzupassen, zumal einige Entwicklungen an mir vorbei gingen oder ich sie erst spät mitbekam. Da bevorzugte ich dsa Althergebrachte, das Altvertraute. So war es also immer wieder eine Herausforderung und ich hatte mir schon vor sehr langer Zeit vorgenommen, diese stets anzunehmen und nicht aufzugeben, sentimentalen Erinnerungen zum Trotz. Andernfalls wäre mein Dasein tatsächlich nur noch ein dumpfes Dahinvegetieren. Nicht gerade erstrebenswert.
Bezüglich des jungen Eric Howlin würde der Lauf der Zeit zeigen, was der neue Professor verändern würde oder nicht. Aktueller war dagegen das Geschehen, das die besagten zwei Schüler Strafarbeiten eingebracht hatte. "Manchmal habe ich direkt das Gefühl, ich befände mich in einem kleinen Dorf, in dem das Wort 'Geheimnis' ein Fremdwort ist", fügte ich den Worten der Professorin schmunzelnd hinzu. Dabei war es kaum ein Wunder, dass sich Ereignisse dieser Art rasend schnell verbreiteten, in der großen Halle kamen schließlich regelmäßig alle Schüler zusammen und für Tratsch hatte fast jeder ein offenes Ohr. Und selbst die, die kein Interesse daran hatten, bekamen es nebenbei mit. Von der Nachrichtenweitergabe im Unterricht, egal in welcher Form, ganz zu schweigen.
Ich wurde wieder ernster, als wir auf den Grund des gegenwärtigen Getuschels zu sprechen kamen. Es gab also offensichtlich noch keine Lösung. Bisher war ja auch noch nichts Nennenswertes passiert, außer eben der verbotene Ausflug, aber der Schulleiter war sich sicherlich auch bewusst, dass früher oder später etwas getan werden musste, er war schließlich kein Narr. McGonagall gegenüber stimmte ich nickend zu. "Es ist wohl wichtig, das sich alle Lehrkärfte damit auseinander setzen, um eine Lösung zu finden. Gibt es denn immer noch keinen Hinweis darauf, um was für ein Wesen es sich handelt? Wenn man das wüsste, würde man vielleicht einigen Schülern den Reiz des Unbekannten nehmen, denn wie interessant ist schon ein Geheimnis, das gelüftet wurde?" Nichts war interessanter als das Unbekannte, und nichts war furchteinflößender. Zu wissen, was dort in den Wäldern sein Unwesen trieb, würde zwei Schülergruppen ruhig stellen: die Verängstigten und die Abenteuerlustigen. "Vielleicht sollte der Wildhüter eine gezielte Expedition unternehmen... vielleicht würde das helfen." Es war nur ein Gedanke, der mir gekommen war und den ich spontan aussprach. Plötzlich aber wurde mir bewusst, dass die Professorin sicher noch was zu tun hatte. "Aber bitte entschuldigen Sie, ich wollte sie nicht aufhalten. Sie haben sicher noch viel Arbeit. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, dann begleite ich Sie noch ein Stück und wir können auf dem Weg weiter reden."
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Natürlich konnte mir der Geist durch seine langjährigen Erfahrungen sogleich seinen ersten Eindruck über den neuen Professor schildern. Sie stimmten in etwa mit den Beschreibungen des Schulleiters überein, wenn auch Albus ein wenig ausschweifender gewesen war. Mittlerweile kannte ich den gesamten Werdegang von Professor Howlin, doch trotzdem habe ich ihn noch nicht einmal angetroffen. Das würde ich ändern müssen, schließlich wollte ich meine Kollegen vor der ersten Lehrersitzung bereits kennen gelernt haben.
»Ja, da haben Sie wohl recht. Jeder Neuankömmling in der Lehrerschaft muss zunächst einige Erfahrungen sammeln, bevor er sich als guten Professor bezeichnen kann. Ich selber musste auch lernen, wie man welchen Unterrichtsstoff verständlich für alle lehrt, doch nach 9 Jahren Lehrerdasein würde ich behaupten, dass ich den Dreh langsam raus habe, wie unsere Schüler das gerne ausdrücken.« Ein kurzes Schmunzeln folgte, da ich diese Ausdrucksweise höchst amüsant fand. Es war doch wirklich erstaunlich, wie Schüler untereinander sprachen, welch vulgäre Ausdrücke aus den sonst so höflichen Mündern erklangen. Doch einige Redewendungen waren durchaus von Nutzen, wie ich eben festgestellt hatte.
»Frischen Wind brauchen wir allerdings. Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, seit ein neues Gesicht in unsere Reihen trat.« Ich wusste auch, woran das lag. Wer wollte sich schon freiwillig mit ein paar Störenfriede herumschlagen, die im Endeffekt doch nicht das taten, was man ihnen aufgetragen oder gelehrt hatte? Bei mir war schon früh der Gedanke aufgekeimt Lehrerin zu werden, doch an den Reaktionen meiner Freundinnen habe ich oft genug gesehen, dass viele Leute es nicht verstanden, wie man solch einen Berufsweg einschlagen konnte.
Mein eben gebildetes Schmunzeln verbreitete sich bei Cosmos nächster Aussage.
»Der Vergleich mit einem Dort ist wirklich sehr zutreffend. Klatsch und Tratsch ist einfach viel zu interessant, als dass man es vergessen könnte. Und Jugendliche haben sich im Allgemeinen ja immer sehr viel zu erzählen, ob sie sich nun den gesamten Tag übersehen oder erst nach ein paar Wochen. Ich glaube, so verhält sich die Masse egal aus welcher Jahrgangsstufe.« Doch man sah immer einige, welche die Einsamkeit genossen und sich von der Gesellschaft, den Mitschülern, abzukapseln versuchten. Leider gelang ihnen das auch, nur selten sah man besorgte Mitschüler, die versuchten Kontakt mit ihnen zu knüpfen.
Cosmo war der gleichen Ansicht wie ich, dass man zusammen eine Lösung für das Problem finden musste. Man konnte nicht riskieren, dass irgendwann etwas Schlimmeres als ein Waldgang passierte. Schließlich wusste niemand, was genau diese Geräusche im Wald verursachte, vielleicht war es eine Kreatur, die nur darauf wartete, dass einer unserer Schüler unachtsam wurde.
»Nein, leider nicht«, beantwortete ich seine Frage, »wir haben bisher nur Vermutungen aufgestellt, die hoffentlich nicht der Fall sein werden, sonst gibt es eine ernsthafte Gefahr.« Ja, an den Wildhüter hatte ich bereits gedacht, nur war ich der Meinung, dass man bei dieser Ungewissheit nicht eine einzelne Person in den Wald schicken sollte. Ich machte mir eine gedankliche Notiz ihn vor der Versammlung darauf anzusprechen und nach Absprache mit dem Schulleiter ihn und eine weitere Lehrkraft oder auch 2 in die dunklen Tiefen des Verbotenen Waldes zu schicken.
»Ich werde ihn alsbald darauf ansprechen. Vielleicht hat er schon eine Vermutung, um was es sich handelt.«
Ein kurzer verwunderter Blick blitzte in meinem Gesicht auf, als ich den Gefühlsumschwung bei Cosmo bemerkte. Er schien ein wenig erschrocken, da ihm etwas eingefallen sein muss, und nur kurz darauf folgten auch seine entschuldigendes Worte.
»Aber Cosmo, das ist wirklich kein Problem. Zwar habe ich noch ein wenig Arbeit zu erledigen, aber ich bekommen nur selten die Gelegenheit mich mit ihnen auszutauschen. Ich fand unser Gespräch sehr anregend und sie haben mich auf einige durchaus brauchbare Dinge gebracht, die von großem Nutzen sein werden«, versuchte ich ihn heute zum wiederholten Male zu beschwichtigen.
»Es würde mich freuen, wenn sie mir auf meinen Weg weiterhin Gesellschaft leisten«, stimmte ich mit einem freundlichen Tonfall seinem Vorschlag zu.
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Als Prof. McGonagall davon sprach, nach 9 Jahren den "Dreh rauszuhaben", wie man die Schüler zu unterrichten habe, musste ich genau wie so schmunzeln. So viel trennte mein Lehrerdasein von dem ihren, aber etwas veränderte sich nie. Jeder, der gerade erst anfing, musste, trotz aller Vorbereitungen das Unterrichten erlernen und das brauchte Zeit. Vorallem musste man sich immer wieder neu anpassen, jede Klasse war anders. Es war eine stetige Herausforderung, doch mit den Jahren wuchs auch die Weisheit. In den meisten Fällen zumindest. "Ich denke doch, dass Sie sich nach fast einem Jahrzehnt zu einer sehr guten Professorin gemausert haben." Lächelnd neigte ich den Kopf. Ja, frischer Wind war vielleicht nicht das schlechteste, um auch alteingesessenen Lehrern neues beizubringen. Geben und Nehmen zwischen Jugend und Alter war wichtig. Hin und wieder sollte ich mir das auch öfter in Erinnerung rufen.
Ihrer Bemerkung bezüglich des Tratsches stimmte ich zu. "Der Mensch im Allgemeinen ist wohl sowas wie ein Herdentier. Er muss ständig zusammen kommen und Informationen sind da natürlich wichtig. Wobei es natürlich fragwürdig ist, Gerüchte als Informationen zu bezeichnen. Nichtsdestotrotz wird es wohl auch noch in 500 Jahren so sein wie es vor 300 Jahren war: Klatsch verbreitet sich am schnellsten, über jede Grenzen und Schranken hinweg und dann am Besten, wenn es Negativ ist. Die Menschen haben schon eine sehr morbide Faszination..." Das war ein Punkt, der mich eher traurig stimmte. Es war vielleicht nicht mehr so schlimm wie damals, als ich noch zu den Lebenden gezählt hatte, doch die Begeisterung an Schrecklichem überwog noch bei Weitem der Wertschätzung der Freuden dieser Tage. Aber wie immer würde das ein jeder erst dann begreifen, wenn er es verloren hatte.
Nachdem ich beteuert hatte, die Professorin nicht aufhalten zu wollen, winkte sie verbal ab. "Dann wird es mir ein Vergnügen sein, Euch zu Eurem Büro zu begleiten und ein wenig Kurzweil zu bieten." Leicht verbeugte ich mich, ein Hauch theatralisch und ein wenig altertümlich, und mit einem weiteren Lächeln. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich der werten Dame auch meinen Arm gereicht, nachdem sie aber ohnehin nur durchgegriffen hätte, ließ ich diese Geste bleiben. Stattdessen machte ich eine einladende Bewegung und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu ihrem Büro im stilleren Trakt des Schlosses.
Eine Weile ging ich schweigend neben ihr, dann kam ich erneut auf das angeschnittene Thema des unbekannten Ungeheuers. "Ich hoffe doch, dass sich das mit unserem Unbekannten im Wald bald lichtet. Vermutungen in die eine oder andere Richtungen können mehr Schaden anrichten als sonst etwas. Doch darf ich fragen, was für Vermutungen das sind? Wobei ich natürlich verhindern möchte, das so eine Vermutung in der nächsten Stunde als Tatsache verbreitet wird. Leider haben die Schüler, die meisten jedenfalls, ein Talent dafür, genau dann dort aufzutauchen, wo sie nichts zu suchen haben und das hören, was sie nicht hören sollten." Ich schmunzelte kurz, doch so lustig war das eigentlich nicht. So manch ein Schüler war tatsächlich oft am falschen Ort und Gerüchte verbreiteten sich nun mal schnell, vorallem wurden sie immer weiter ausgeschmückt.
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Gemächlich tat ich einen Schritt nach dem anderen, stets das vertraute Hallen vernehmend, die meine Schuhe auf dem Marmorboden verursachten. Die Stimmen der Schüler wurden mit jedem überwundenen Meter leiser, denn hierhin verirrte sich wirklich niemand von ihnen, schon gar nicht in den Bereich meiner Räume. Nur selten, aber es kam dennoch vor, dass ich Schüler, welche laut lachend an meiner Tür vorbeiliefen, ermahnen musste und anscheinend hatte sich dies herumgesprochen. Die Angst vor Strafarbeiten war wahrscheinlich der Grund, sich hierhin lieber nicht zu verlaufen. Manchmal hielten mich die Schüler wirklich für ein Monstrum, das sie auffressen würde, wenn sie etwas Falsches sagen würden. Ich würde niemanden Strafarbeiten erteilen oder Hauspunkte abziehen, nur weil er ein wenig auf dem Flur lachte, doch würde ich dies den Schülern nie sagen.
Cosmos Reaktion auf meine Schilderungen bezüglich der Erfahrungen im Unterrichten war ein durchaus schmeichelndes Kompliment, welches mir ein kleines Schmunzeln entlockte. Hätte ich nicht in meinem Leben solch eine Selbstbeherrschung entwickelt, hätte ich nun die Röte in meinem Gesicht aufsteigen gespürt. Stattdessen sah ich die fast durchsichtige Person an, um auf seine Worte zu antworten.
»Ich fühle mich sehr geschmeichelt, Cosmo. Ich glaube, jeder Kollege würde sich über solch eine Aussage erfreuen, schließlich tun wir alle nur das Beste um den Kindern etwas Anständiges und Nützliches beizubringen.« Auch ich nickte kaum merklich und wandte mich anschließend mit meinen Augen wieder dem Gang zu, welchen wir noch zu begehen hatten. Doch natürlich vernachlässigte ich meinen Gesprächspartner nicht und so schweifte mein Kopf in kleinen Abständen vom Gang zu ihm.
Auch Cosmos erwähnte einige Dinge über Klatsch und Tratsch, denen ich nur zustimmen konnte.
»Da haben Sie natürlich recht. Doch wie Sie schon sagten, wird es so etwas immer geben und ich muss gestehen, dass es durchaus amüsant sein kann, etwas über eine Person zu erfahren, das im Endeffekt nicht stimmt. Nein, von Mund zu Mund wird etwas hinzugefügt oder etwas vorenthalten, sodass der eigentlich Sachverhalt mehr als fraglich ist.« Doch meine amüsierte Mine verschwand für einen Moment, als ich über seine anderen Worte nachdachte. Leider Gottes war es so, dass sich Unfälle und Fehltritte schneller herumsprachen, als die wirklich positiven Dinge des Lebens.
»So ist das leider, weil die Menschen darauf aus sind, interessante Dinge zu verbreiten. Und was würde wohl spannender zu erzählen sein, als negative Informationen. Der Mensch erfreut sich unglücklicherweise an dem Leid anderer und daran wird wohl niemand etwas ändern können.«
Die Form seiner Wortwahl in seinem nächsten Satz entlockte mir jedoch wieder ein Schmunzeln. Nur selten, eigentlich gar nicht, sprach man so mit mir, was natürlich am jetzigen Jahrhundert lag. Heute würden man jemanden mit einem fragwürdigen Blick mustern, war es jedoch im Mittelalter für die dort lebenden Menschen durchaus normal.
»Das erfreut mich. Herzlichen Dank«, war meine Antwort und auf seine Geste hin und einem Nicken meinerseits näherten wir uns weiterhin langsam meinem Büro.
Für einen kurzen Moment trat Stille zwischen uns ein, sodass man meine Schritte nun viel intensiver wahrnehmen konnte. Doch natürlich hielt dieser Zustand nicht lange an, denn man fand immer ein Gesprächsthema. So auch Cosmo, indem er das schon zuvor angesprochne Ungeheuer erneut anschnitt.
»Das hoffen wir ebenso«, bestätigte ich mit einigen Worten, bevor ich auch seine Frage zu sprechen kam.
»Ich finde es sehr angenehm, dass Sie sich darüber informieren. Das zeigt, dass Sie an der Sicherheit unserer Schüler sehr interessiert sind. Und Ihre Frage ist durchaus gerechtfertigt, doch möchte ich meine Vermutungen noch nicht aussprechen, sondern zuerst mit dem Schulleiter darüber reden. Zumindest hier im Korridor ist es nicht gerade von Vorteil.« Ich hoffte, dass Cosmo meine Entscheidung akzeptieren würde, schließlich war es einfach zu früh darüber zu sprechen, zumindest mit Personen, die nicht dem Lehrkörper angehörten.
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Nach meinem Lob errötete die Professorin zwar nicht, doch ich merkte, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Es war mehr eine Intuition, als dass ich äußere Merkmale dafür hätte erkennen können. MacGonagall hatte wahrlich gelernt, ihre Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Soweit ich das mitbekommen hatte, geschah es auch sehr selten. Im Umgang für die Schüler war es jedenfalls sicher sehr hilfreich, denn es bewies starke Nerven und das brauchte man nun wirklich als Lehrer, vor allem wenn man in einem Metier arbeitete, wo sich die Schüler weitaus schneller blutige Nasen oder schlimmeres bekommen konnten, nur weil sie den Zauberstab falsch geschwungen hatten. Nicht nur manchmal war ich überaus froh, dass ich mich in meinen Turm zurückziehen konnte.
Ich neigte den Kopf. “Ja, viele Lehrer verdienen dieses Lob. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, dieser Beruf, und nicht immer bekommt der Mensch dahinter die Achtung, die er verdient. Ich beobachte diese Entwicklung nun schon sehr lange und das, obwohl ich alles andere als einen guten Kontakt mit der Außenwelt habe. Dennoch ist mir aufgefallen, dass der Lehrerberuf nicht mehr das Prestige inne hat, wie es noch früher der Fall war. Hier aber kann sich der Lehrkörper durchaus noch Respekt verschaffen, wie ich doch hin und wieder feststellen durfte.“ Ein fast spitzbübisches Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Ja, es gab Gelegenheiten, da ich das hatte beobachten dürfen. Angewandte Zauberei war noch immer faszinierend für mich.
Bezüglich des Klatsch und Tratsch nickte ich, noch immer lächelnd. “Solche Gerüchte sind teilweise das Einzige, was mir zu Ohren kommt. Nicht, dass ich das unbedingt ändern möchte, mir gefällt meine Lebens… nun ja, meine Daseinsweise“, fügte ich hinzu, bevor mich die Professorin darauf hinweisen konnte, dass ich ja selber Schuld war, dass ich so wenig erfuhr. Aber wie gesagt, ich hatte mich selbst dafür entschieden. “Wenn ich das alles vorbehaltlos glauben würde, dann müsste ich ziemlich entsetzt sein und dürfte nicht einmal mit ihnen reden.“ Ich zwinkerte ihr zu. Sie konnte sich gewiss selber denken, welche Ausmaße die Ausschmückungen der Schüler annehmen konnten, bis ich davon überhaupt etwas mitbekam.
Die Kehrseite war natürlich die morbide Faszination. “Das können sie laut sagen. Ich frage mich, ob der Mensch sich in dieser Hinsicht jemals ändern wird. Nun ja, ich habe wohl noch viel Zeit, das herauszufinden.“ Vielleicht schwang ein Hauch von Bitterkeit in meiner Stimme mit, doch ich wischte es regelrecht weg, nicht nur mental, sondern auch mit einer entsprechenden Handbewegung. Stattdessen beschäftigte ich mich erneut mit dem Unbekannten, das unter dem Bett lauterte, genannt Wald. “Natürlich verstehe ich ihre Vorbehalte, es liegt mir auch fern, noch weiter Salz in die ohnehin schon zahlreichen Gerüchte zu streuen. Es ist sicherlich besser, wenn so etwas nicht auf den Gängen besprochen wird. Zu gegebener Zeit werde ich schon erfahren, ob sie Erfolg hatten.“ Ich warf ihr einen freundlichen Blick zu. Ich war ihr wirklich nicht böse, dass sie mir auf meine Frage keine Antwort gegeben hatte, denn ich konnte sie wirklich verstehen. Und nichts war mir heiliger als meine Ruhe.. nun ja, fast nichts, aber sie war mir wichtig, deswegen könnte diese Angelegenheit meiner Meinung nach nicht schnell genug bereinigt werden. Weitere Gerüchte waren dem natürlich abträglich.
Gehe nach: Sportliche Betätigung und darauffolgenden Geschehnisse
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Zum wiederholten Male kamen wir zu einer Ecke, welche ich mit einer fließenden Bewegung umschritt und mich nun direkt auf dem Gang zu meinen Gemächern befand. Wie schnell einem der Weg doch vorkam, wenn man ein wenig Gesellschaft bei sich hatte, dachte ich für einen kurzen Augenblick und richtete meinen Umhang zurecht. Mit der Zeit konnte einem selbst in den oberen Teilen des Schlossen die Kälte umhüllen, was wohl daran lag, dass das Gemäuer hier den Witterungen am meisten ausgeliefert war und ein frostiger Wind schon seit Stunden tobte. Einmal mehr wurde mir bewusst, dass das momentane Wetter für diese Jahreszeit viel zu ungemütlich war. Denn das September der jetzige Monat war, konnte man nur schwerlich glauben. Was gäbe ich nicht nun für ein wenig Sonnenschein, sodass man vielleicht ein Spaziergang zum See genießen könnte. Doch das war im Moment eine Nebensache, denn es wäre überaus unhöflich von mir nicht mit meinen Gedanken bei dem Gespräch zu bleiben. So richtete ich meine Aufmerksamkeit und auch meine Augen wieder auf Cosmo Shannon.
»Respekt ist durchaus das A und O in meinem Beruf, ohne welches man sicherlich nicht den nötigen Erfolg erzielen könnte - nämlich Bildung aller Schüler. Auch ich habe schon von vielen Kollegen aus anderen Einrichtungen zu hören bekommen, dass die Schüler bei weitem nicht mehr die Ruhe im Klassenraum vorbringen, wie es früher einmal der Fall war. Das könnte durchaus auch einer der Gründe sein, warum die Schüler diesen Beruf eher meiden. Sie wollen nicht von Kindern in diesem Alter respektlos behandelt werden, sondern ziehen es vor dies anderen Leuten zu überlassen, die wiederum den gleichen Gedanken hegen und somit immer weniger Lehrer vorhanden sind.« Ein kurzen verständnislosen Kopfschütteln folgte meinerseits. Auch als ich noch jünger war, hatte ich bemerkt, dass die Schüler keine Unterschiede mehr zwischen Erwachsene und ihresgleichen zu machen schienen, was für mich ein Grund mehr war in diesen Beruf zu gehen, um diesen Wandel aufzuhalten. Und ich würde auch behaupten, dass die Kinder zumindest in meinem Unterricht gelernt haben sich zu benehmen, auch wenn ich von Kollegen ein anderes Verhalten zu hören bekomme. Doch ich wollte niemanden lehren, wie er seinen Unterricht zu führen hatte und so nickte ich meistens nur und wandte mich dann anderen Aufgaben zu.
»Vielleicht haben wir jedoch eines Tages das Glück, dass die Kinder einsichtig werden und zu schätzen wissen, was wir ihnen beigebracht haben«, fügte ich nach einer kurzen Pause hinzu. Das es durchaus Leute gab, die nach Jahren zurückkamen nur um sich bei ihren Lehrern zu bedanken, hatte ich vereinzelt schon gehört, doch leider noch nicht am eigenen Leibe erfahren dürfen, was mich teilweise traurig stimmte.
“Wenn ich das alles vorbehaltlos glauben würde, dann müsste ich ziemlich entsetzt sein und dürfte nicht einmal mit ihnen reden.“ Ich kam nicht umhin, aufgrund diesen Satzes erneut zu schmunzeln. Ich konnte mir gewiss vorstellen, was das für Gerüchten sein mögen, doch ich war froh, dass der Geist vernünftig genug war, diese als Lügen zu entlarven.
»Das beruhigt mich durchaus, Cosmo. Ich meine jedoch zu wissen, dass nicht alle so denken wie Sie und mich somit meiden, ohne mich jemals kennen gelernt zu haben. Oft genug sitzen verängstigte Erstklässler in meinem Klassenraum, als ob sie nur darauf warteten, dass ich im nächsten Augenblick meine Krallen ausfahren würde. Die Fantasie setzt bei ihnen wohl keine Grenzen und die älteren Schüler tragen noch dazu bei, diese Angst zu verstärken.« Kurz hob ich die Schultern als eine Art der Resignation, denn im Endeffekt konnte ich niemanden davon abhalten solche Märchen zu verbreiten. Und was wäre die Schule ohne Geschichten über Lehrer? Diesen kleinen Spaß konnte man keinen verbieten, auch wenn es das Unterrichten um einiges schwieriger machte, denn eingeschüchterte Schüler neigten nicht unbedingt dazu viel mitzuarbeiten, wahrscheinlich aus Angst etwas falsches zu sagen.
Ich war froh, dass Cosmo Verständnis dafür aufbrachte, warum ich im jetzigen Augenblick über die Maßnahmen zur Vertreibung des Wesens im Wald nichts sagen wollte. Ich wusste, dass ich dem Geist durchaus vertrauen konnte, doch brachte es nicht Unglück schon im Voraus darüber zu berichten? Ich jedenfalls wollte nicht riskieren, dass es am Ende in falsche Ohren gelang und Cosomo schien es genauso zu gehen. Daher nickte ich ihm nur dankend zu und blieb im nächsten Moment vor der Tür zu meinem Büro und auch meinen Gemächern stehen.
»Das werden Sie mit Sicherheit, schließlich sind die Wände von Hogwarts manchmal doch dünner als einem lieb ist.« Ich warf meiner Tür einen kurzen Blick zu und sah dann wieder meinen Gesprächspartner an.
»Ich danke Ihnen, dass Sie mir Gesellschaft geleistet haben. Es war ein sehr anregendes Gespräch und ich hoffe, dass wir es zu gegebener Zeit weiter ausführen können. Doch leider muss ich mich nun wieder an meine Arbeit begeben.« Ein kurzer, entschuldigender Ausdruck formte sich auf meinem Gesicht, welcher im nächsten Augenblick noch einmal von einem Lächeln ersetzt wurde.
»Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Cosmo. Auf Wiedersehen.« Freundlich nickte ich ihm zu und wandte mich im nächsten Augenblick meiner Tür zu, um in ihrer Richtung mein Passwort auszusprechen - Animagus – und verschwand nach einem letzten Blick zu dem Schlossgeist in meinem Büro.
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