Name
Claire Jeanette Potter
Den Nachnamen Potter trägt sie nicht, weil sie in irgendeiner Weise mit Harry Potter's Familie verwandt ist, sondern rein aus Zufall.
Alter
Claire wurde am 09. Februar geboren und ist jetzt sechzehn.
Schulstand
Sie ist dem Haus Gryffindor zugeteilt und besucht jetzt die sechste Klasse. Seit diesem Schuljahr ist sie als Treiber Teil der Quidditchmannschaft.
Zauberstab
13 Zoll, Mahagoni, Einhornhaar
Stundenplan
ZAG-Noten:
Herkunft und Familie
Richard Potter ist der Sohn einer Zaubererfamilie und 45 Jahre alt. Sein Vater starb bereits, als er erst vier Jahre alt war, und dadurch dass seine Mutter nun auf sich alleine gestellt war, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotzdem war Richard nicht verbittert oder haderte mit seinem Schicksal, sondern machte immer das Beste aus der Situation. Er hat mit hervorragendem Ergebnis die Schule beendet – und trotzdem keine gute Stelle bekommen. Am Anfang war er ein einfacher Sekretär im Ministerium, danach eröffnete er seinen eigenen Buchladen in London. Er arbeitet dort wie ein gewöhnlicher Muggel und ist deshalb in der Zaubererwelt bei vielen bekannt – und wird viel belächelt oder sogar verachtet. Auf seine drei Kinder Yule, Claire und Ethan ist er sehr stolz und er steht immer hinter ihnen.
Richards Frau Jessica Potter ist 43 Jahre alt und gebürtige Amerikanerin. Sie zog nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrer Großmutter nach England, wo sie Richard kennen lernte. Sie arbeitet als Krankenschwester in einem kleinen Krankenhaus und verdient dort nicht unbedingt ein Vermögen. Sie war ziemlich überrascht, als der Brief für ihren Ältesten kam und dort etwas von einer Zaubererschule stand. Erst jetzt erzählte ihr Richard davon, dass er ein Zauberer war, doch sie weigerte sich relativ lange, das zu glauben – bis sie es mit eigenen Augen sah. Zwar war sie nicht begeistert davon, die Kinder nach Hogwarts gehen zu lassen, aber sie kam gegen Richard nicht an. Den Jungs gegenüber ist sie um einiges weniger strenger als Claire, da sie der Meinung ist, dass das Mädchen noch nicht den ‚Ernst des Lebens’ begriffen hat und sie, Jessica, doch unbedingt will, dass aus ihren Kindern etwas ‚Ordentliches’ wird.
Yule Potter, der älteste der drei Kinder, ist jetzt einundzwanzig Jahre alt und in Ausbildung zum Heiler. Er ist der Stolz der ganzen Familie, denn er war einerseits ein beliebter und hervorragender Schüler und andererseits ein sportlicher Typ, der sich vor Freunden kaum retten konnte. Er erfüllte immer alle Erwartungen – wenn er sie nicht sogar übertraf. Unabsichtlich setzte der damit Maßstäbe für die Zwillinge Ethan und Claire. Anstatt aber auf die beiden hinunter zu blicken, setzte er sich immer für sie ein und vor allem für Claire ist er oft eine rettende Insel.
Ethan Potter ist Claires Zwillingsbruder. Im Grunde genommen sind sich die beiden sehr ähnlich, jedoch entwickelten sie sich in unterschiedliche Richtungen. Ethan ist ebenso temperamentvoll wie Claire, doch er weiß sich zu beherrschen. Er versucht immer, ein wenig erwachsener zu wirken als seine Zwillingsschwester und ebenso beliebt und erfolgreich zu werden wie Yule. Im Gegensatz zu Claire leidet er sehr darunter, im Schatten des älteren Bruders zu stehen.
Aussehen
Claire ist mit ihren knappen 1,60m nicht besonders groß. Sie wirkt auf den ersten Blick dürr und zerbrechlich – ist sie aber nicht. Sie hat das Glück so viel essen zu können, wie sie will, ohne ein Gramm zuzunehmen. Andererseits kann sie aber auch so viel Sport treiben wie sie will, das mit dem Muskelaufbau klappt nicht so recht. Als Junge wäre sie wohl der optimale Fußabtreter. Als Mädchen hat sie da meistens ein bisschen mehr Glück.
Unheimlich stolz ist sie auf ihre Augen – auch wenn sie das niemals zugeben würde. Die Farbe ist kaum zu bestimmen, es ist ein Mix aus Braun, Grün und Grau. In ihnen kann man immer ganz genau sehen, was sie fühlt. Und wenn man sie ein bisschen besser kennt, vielleicht sogar das, was sie denkt. Wütendes Blitzen, trauriges Schimmern, fröhliches Leuchten oder schalkhaftes Schimmern ist in diesen Augen in einer Deutlichkeit sichtbar, dass man schon blind sein müsste, um es zu übersehen. Manchmal ärgert sich Claire darüber, denn so kann sie kaum jemanden mit dem, was sie sagt oder tut überraschen. Und auch die ein oder andere Übeltat wurde von einem Lehrer schon verhindert, wenn dieser ihr vorher nur aufmerksam ins Gesicht gesehen hatte.
Claire hat lange, glatte blonde Haare. Meistens trägt sie sie offen oder zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Komplizierte Frisuren sind ihr schlicht und ergreifend zu viel Aufwand.
Ihr Gesicht wirkt durch die schmale Nase und die sanft geschwungenen Lippen zart und unschuldig. Wenn sie will, kann sie den Eindruck eines kleinen Engelchens machen, das nichts und niemandem etwas zuleide tun will. Das hat ihr den Ruf des bekannten Wolf im Schafspelz eingebracht.
Sie kleidet sich vorzugsweise bequem. Das heißt Jeans und T-Shirt oder Pullover. Verhasst sind ihr Schnickschnack wie Rüschen oder irgendwelches glitzerndes Zeug. Gegen knallige Farben wie Orange oder knalliges Rot hat sie allerdings nicht.
Claires Markenzeichen ist der dünne silberne Armreif, den sie eigentlich niemals freiwillig abnimmt. Er ist nicht nur materiell gesehen das Wertvollste, was sie besitzt, sondern auch das einzige Erinnerungsstück an ihre verstorbene Großmutter väterlicherseits.
Charakter
Claire ist eigentlich mit einem Wort ziemlich treffend zu beschreiben: unbeschreiblich. Sie vereint wahnsinnig viele Widersprüche in sich und mit ihr auszukommen ist eine Aufgabe, die nicht jeder bewältigen kann. Bekannt ist sie als dickköpfiges, temperamentvolles, respektloses und selbstbewusstes Mädchen. Berühmt sind ihre Stimmungsschwankungen. Denn so schnell – und oft – wie sie von traurig zu wütend nach fröhlich und wieder zurück wechselt, kann das wohl kaum jemand.
Oft scheint es so, als stünde sie ständig unter Strom und könne nicht eine Minute lang stillsitzen. Sie ist einer der Plagegeister an der Schule und vielen Lehrern ein Dorn im Auge. Wenn ihr langweilig ist oder wenn sie wütend ist, passiert es nämlich des Öfteren, dass sie die ein oder andere Bosheit ausheckt. Allerdings scheint Claire das Unglück auch magisch anzuziehen, denn auch wenn sie nichts Böses im Sinn hat, passieren ihr die unmöglichsten Dinge. Hinterher sieht es dann natürlich so aus, als wäre dies beabsichtigt geschehen.
Sie sagt meistens, was sie denkt, ohne darüber nachzudenken, ob sie ihr Gegenüber damit beleidigt oder verletzt. Sie sieht ihre Fehler für sich zwar ein, aber ihr fällt es wahnsinnig schwer, das zuzugeben und sich zu entschuldigen. Wenn ihre Gefühle verletzt werden – und das passiert unglaublich schnell – dann möchte sie oft am liebsten die ganze Welt in die Luft jagen. In solchen Zeitspannen kann man eigentlich nur eins tun: ihr aus dem Weg gehen. Denn ihr dann etwas recht, zu machen ist schier unmöglich.
Obwohl sie so angriffslustig und selbstbewusst wirkt, sieht es in ihr drin ganz anders aus. Diese Seite von ihr kennen aber nur ihre engsten Freunde. Sie leidet darunter, immer mit ihrem Bruder Yule verglichen zu werden und unter dem ständigen Leistungsdruck. Denn sie will es nicht nur ihrer Mutter Recht machen, sie möchte auch sich selbst nicht enttäuschen. Claire braucht manchmal einfach eine Bestätigung, dass sie etwas gut gemacht hat, sonst geht sie irgendwann unter.
Ihre Freunde verteidigt sie mit allem, was sie hat. Und sie würde auch nicht davor zurückschrecken, eine Prügelei für etwas anzufangen, wenn sie von einer Sache überzeugt ist – mal abgesehen davon, dass sie dabei keine Chance hätte, sondern nach zwei Sekunden K.O. auf dem Boden liegen würde. Sie hat Mut, und sie weiß, was sie will. Wenn man mit ihr längerfristig befreundet sein will, muss man lernen, mit ihren Launen umzugehen und den ein oder anderen Kommentar einfach zu überhören. Denn meist meint sie es gar nicht so, wie sie es sagt.
Besitz
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Ihre Katze Delilah ist eine richtige kleine Diva. Man muss es ihr überlassen, wann und von wem sie sich streicheln lässt. Und man sollte nie versuchen, sie zu irgendetwas zu zwingen. Da versteht sie keinen Spaß und wehrt sich mit Krallen und Zähnen.
Claire hat die Katze geschenkt bekommen als sie nach Hogwarts kam und sie scheint die einzige zu sein, die mit dem Tier immer klar kommt.
Stärken und Schwächen
Claire versteht es, Menschen um sich herum zu sammeln und zu unterhalten. Wenn sie gute Laune hat, versteht sie sich beinahe mit jedem und kann die Aufmerksamkeit einer kleinen Menschenmenge auf sich ziehen. Jedoch legt sie es darauf nicht oft an. Sie selbst schafft es, jeder dieser Personen ein klein bisschen ihrer Aufmerksamkeit zu schenken – wobei da im Schnitt natürlich für den einzelnen wenig übrig bleibt. Ihre Freunde nehmen ihr das oftmals übel.
Sie ist wahnsinnig idealistisch und lässt sich von ihrer Meinung nur sehr, sehr schwer abbringen. Sie setzt sich ihre Ziele und verfolgt sie hartnäckig. Das heißt aber nicht, dass sie mit dem Kopf durch die Wand will. Hindernisse umschifft sie gekonnt und sobald sie merkt, dass sie von der ursprünglichen Richtung abweicht springt sie einfach auf den nächsten Zug auf, der sie wieder näher an ihr Ziel bringt. Dadurch wirkt sie aber zeitgleich auch sprunghaft und ein wenig unzuverlässig.
Claire kann, wenn sie will, sehr konzentriert arbeiten. Zeitweise wird sie von einem regelrechten ‚Lern-Wahn’ befallen, und dann bekommt sie auch hervorragende Noten. Jedoch schwanken ihre Leistungen in unregelmäßigen Abständen von einem Extrem ins andere. Claire ist wahnsinnig abhängig von der Meinung anderer und braucht das Gefühl, dass andere sie bewundern, vielleicht sogar um das eine oder andere Talent beneiden, denn sonst verfällt sie oft in ein tiefes Loch.
Vorlieben und Abneigungen
Claire liebt das Zeichnen. Ihr Bleistift ist ihr ständiger Begleiter, und in ihrem Schrank finden sich ganze Mappen voller ungezwungener, luftiger Bleistiftzeichnungen, die für den einen wunderbar luftig aussehen, für den anderen aber unvollendet.
Zudem ist sie eine leidenschaftliche Fliegerin. Ihren Besen hütet sie wie einen Schatz, auch wenn es ein recht altes Modell ist. In der Luft fühlt sie sich immer wunderbar frei und ungebunden. Sie kann sich wortwörtlich alles von der Seele fliegen, jedoch ist es meist so, dass sie, vor allem wenn sie allein sein will oder weinen muss, zum Besen greift.
Claire hasst Ungerechtigkeit. In ihrer Gegenwart sollte man nicht versuchen, zum Beispiel einen Erstklässler zu hänseln, der sich nicht wehren kann, denn dann flippt sie aus und kann zu einer unberechenbaren Gegnerin werden.
Eines gibt es, mit dem man Claire aber wirklich aus der Fassung bringen kann. Sie versucht immer, es so gut wie möglich geheim zu halten, aber sie hat unbändige Angst vor Ratten. Warum weiß sie selbst nicht, aber die Nagetiere sind ihr einfach nicht geheuer.
Vorgeschichte
Geboren wurde Claire zehn Minuten nach ihrem Zwillingsbruder Ethan in dem kleinen Londoner Krankenhaus, in dem ihre Mutter als Krankenschwester arbeitete. Obwohl die Familie damals noch weniger Geld hatte als heute, hatten die beiden eine recht angenehme Kindheit. Zusammen mit ihrem älteren Bruder Yule und den Eltern bewohnten die Zwillinge eine kleine Wohnung in Notting Hill.
Nach und nach aber wurde das Leben schwieriger. Denn Claire und Ethan waren in der Schule nicht so begabt wie der Sunny-Boy Yule. Vor allem die Mutter setzte sie indirekt unter Druck, wenn sie immer hervorhob, um wie viel einfacher sie es doch mit dem Ältesten hatte. Kein stundenlanges Helfen bei den Hausaufgaben und kein Kontrollieren, ob die ausgewählten Freunde auch die richtigen waren. Auf Yule konnte man sich eben verlassen.
Ethan begann, seinem Bruder nachzueifern. Claire aber fing an, zu rebellieren. Sie widersetzte sich immer öfter ihrer Mutter, machte in der Schule Probleme und war ein richtiger Trotzkopf. Der Vater, der von früh morgens bis spät Abends arbeitete, bekam von alledem nicht viel mit. Er versuchte nur immer zu vermitteln, denn ihm gegenüber war Claire wie ausgewechselt und er war auch um einiges nachsichtiger mit ihr und ihren Geschwistern.
Als Claire sieben Jahre alt war, kam der Brief von Hogwarts für Yule. An diesem Tag änderte sich für die Familie einiges. Erst jetzt bekannte sich Richard dazu, ein Zauberer zu sein. Und während die Kinder allesamt natürlich hellauf begeistert waren, blieb Jessica einige Zeit lang skeptisch. Der ein oder andere Streit zwischen den Eltern konnte auch vor den Kindern nicht verheimlicht werden. Trotzdem fanden sie sich alle zusammen einige Tage danach in der Winkelgasse wieder. Claire war damals wie erschlagen von all den wundersamen Sachen, die sie dort zu sehen bekam. Und eins wusste sie damals schon: Das war die Welt, in der sie auch leben wollte!
Nachdem Yule nun in Hogwarts zur Schule ging, wurde die Situation zu Hause für Claire noch um einiges schwieriger. Denn ihr großer Bruder, der sonst immer da gewesen war, um sie ein wenig zu bremsen, sie zu trösten oder sie zu beschäftigen, fehlte ihr sehr. Umso mehr fieberte sie dem Tag entgegen, an dem vielleicht auch für sie ein Brief von einer Eule überbracht wurde.
Und endlich war es dann eines Tages so weit. Für Ethan und Claire kam der Brief aus Hogwarts. Auch sie durften auf die Schule für Hexerei und Zauberei, von der sie inzwischen schon so wahnsinnig viel gehört hatten. Es gab einen handfesten Streit zwischen Richard und Jessica. Dass Claire mit angehört hatte, wie Richard sich dafür eingesetzt hatte, um Jessica davon zu überzeugen, auch die Tochter nach Hogwarts gehen zu lassen, ließ sie nie jemanden wissen. Seitdem jedoch verhält sie sich ihrer Mutter gegenüber nicht mehr nur trotzig, sondern abweisend und kühl.
Ihr erstes Erlebnis als echtes Mitglied in der Zaubererwelt war der Kauf ihres eigenen Zauberstabs. Sie hatten sich aufgeteilt: Ethan war mit Jessica losgezogen, Richard zusammen mit Yule und Claire. Wider aller Erwartungen war Claire an diesem Tag außerordentlich schlecht gelaunt und schimpfte schon den ganzen Tag über Hogwarts, als könnte sie sich nichts Schrecklicheres vorstellen. Die anderen schoben es mit einem Lächeln auf die Nervosität – sie kannten ja Claire. Wenn sie etwas verfluchte, hieß das nicht immer, dass es auch ernst gemeint war.
„Komm schon, Kleines. Mach kein so ein Gesicht“, meinte der Vater aufmunternd und bittend zugleich.
„Gib Hogwarts doch wenigstens eine Chance. Und jetzt lass uns deinen Zauberstab aussuchen, okay? Du wirst sehen, es wird dir gefallen!“
Claire grunzte nur, und der Mr. Potter seufzte resignierend. Dann wandte er sich an seinen Sohn.
„Kommst du mit rein oder willst du dich lieber alleine umsehen, Yule?“ "Natürlich komm ich mit. Lass ich mir nicht entgehen!", lachte der Junge.
„Ja ja... ist schon gut... das mag ich, möglichst viel Publikum, wenn man sich einen Zauberstab aussucht...!“ Claire grummelte vor sich hin und betrat vor den anderen beiden den Laden. Schmunzelnd sah Mr. Potter Yule an und hob kurz die Schultern.
„Also dann los... hoffentlich lässt sie nicht den ganzen Laden hochgehen…“
Und damit folgte er seiner Tochter, die staunend die riesigen Regale voller Zauberstabschachteln betrachtete. Richard Potter warf Yule einen eindeutigen Blick zu.
„Ich hab’s ja gesagt... sie wird begeistert sein“, flüsterte er und blickte Mr. Ervine entgegen, der jetzt auf ihn zugewuselt kam.
„Richard! Richard Potter, man möchte es kaum glauben! Du bist also wieder hier... ja...“
„Sie kennen meinen Vater?“, fragte Claire erstaunt. Der Verkäufer wandte sich an sie und lächelte leicht.
„Ich bin vielleicht alt und vergesslich, aber dein Vater hat früher beinahe jedes Jahr einen neuen Zauberstab kaufen müssen. So etwas vergisst man nicht.“
Claire grinste ihren Dad an, der tatsächlich ein wenig rot geworden war.
Yule lächelte Mr. Ervine an, der dann ihn ins Auge fasste.
"Und der junge Mister Potter", lächelte Mr. Ervine glücklich. "Ihr Vater erzählt ja so einiges über Sie, junger Mann. Sie wollen Heiler werden, wie man mir erzählte."
Yules Vater warf ihm einen aufmunternden Blick zu. Yule nickte daraufhin.
Ervine lächelte. Dann wandte er sich Claire zu, die sich immer noch die Regale ansah.
"Das muss die junge Miss Potter sein, nicht wahr?", fragte Ervine interessiert.
Doch Claire reagierte gar nicht. Das elfjährige Mädchen war zu fasziniert von den vielen Zauberstäben, die sie hier sehen konnte. Und so nahm ihr der Vater die Antwort ab.
„Ja, ganz Recht. Das ist meine Tochter Claire.“
Mr. Ervine besah sich Claire kritisch, dann ging er einmal um sie herum, nahm ihre Hand, streckte ihren Arm aus und ließ die Hand wieder los.
„Naaa... dann wollen wir doch mal sehen...“, murmelte er und verschwand mit seiner Leiter zwischen den Regalen. Claire sah zurück zu ihren beiden Begleitern... fast wirkte sie ein wenig nervös.
Yule streckte mit einem breiten Grinsen beide Daumen in die Luft, der Vater sah sie aufmunternd an.
Mr. Ervine trat hinter einem Regal hervor, mit zwei Schachteln in den Händen.
"Hier habe ich jetzt zwei verschiedene. Der erste - mein persönlicher Favorit für sie, Miss Potter, ist zehneinhalb Zoll lang, der Kern besteht aus Phönixfeder, das Holz ist Weide.“ Er hielt Claire den einen Zauberstab in der offenen Schachtel hin, die andere Schachtel hatte er auf einen Hocker gelegt.
Claire schluckte und fasste vorsichtig in die Schachtel. Sie holte einmal tief Luft – und schwenkte den Zauberstab dann durch die Luft. Ein unterdrücktes Aufstöhnen kam von Mr. Ervine, und als Claire ihn ansah, hielt er sich die Nase. Er nahm Claire – ein wenig zu eilig – den Zauberstab weg und schüttelte den Kopf.
„Nein“, meinte er mit einer Stimme als hätte er Schnupfen. Anscheinend hatte sie ihm durch den Wink des Zauberstabs einen Schlag oder so etwas auf die Nase versetzt.
„Das ist wohl nicht so ganz das richtige...“ Und damit räumte er den Zauberstab wieder weg um, Claire den anderen in die Hand zu drücken.
„Hier... bitteschön... Ahorn, elf Zoll, Drachenherzfaser... ein sehr kraftvoller Zauberstab! Also bitte – mit Bedacht!“
Richard Potter verzog das Gesicht. Claire... mit Bedacht!? Er ahnte Schreckliches... als Claire sich ein wenig in seine Richtung drehte, da zuckte er merklich zusammen, zwang sich aber dann zu einem Lächeln. Claire schwang auch diesen Stab durch die Luft – und im nächsten Augenblick war Yules Kopf in eine dunkelgraue Rauchwolke gehüllt, man hörte ein leises „Puff“, das sich anhörte, als ziehe man einen Korken aus einer Weinflasche und dann löste sich der Rauch auf. Yule sah aus wie ein verrückter Chemiker, dem gerade ein Experiment flöten gegangen war. Die Wangen geschwärzt wie von Ruß und die Haare standen in alle möglichen Richtungen.
Mr. Ervine besah ihn mit einem sachlichen Blick.
„Aah... ja... sehr viel Talent vorhanden, wie ich sehe... jaah... da kommt mir eine Idee...“
"Oh nein", flüsterte Yule hustend und die Augen des Vaters weiteten sich, doch Claire sah beides nicht, weil Mr. Ervine beide Zauberstäbe mitnahm - sie am entferntesten Ende des Raumes versteckte - und mit drei anderen zurückkam. Dann drückte er mit einem Leuchten in den Augen Claire einen Zauberstab in die Hand.
"Zehn Zoll, Esche, Einhornhaar", sagte er.
Mit einem unsicheren Lächeln nahm Claire nun diesen Zauberstab in die Hand. Sie traute sich schon gar nicht mehr, ihn zu schwingen, erst ein aufforderndes Nicken von Mr. Ervine brachte sie dazu. Und – KLIRR – zersprangen die Fensterscheiben des Ladens. Die Leute draußen auf der Straße blieben erschrocken stehen, doch dann lachten die meisten und gingen weiter.
„Kein Problem“, meinte Mr. Ervine, obwohl er doch ein wenig ratlos schien.
„Das haben wir gleich! Reparo! So...“ Er reichte Claire den nächsten Zauberstab.
„Bitteschön... Mahagoni, Dreizehn Zoll, Einhornhaar. Ein recht ungewöhnlicher Zauberstab. Ich weiß nicht recht, ob er wirklich passt, doch wir wollen es versuchen. Und, bitte, seien Sie sehr, sehr vorsichtig diesmal!“
Claire schluckte ein weiteres Mal. Wie lange würden sie wohl noch Zauberstäbe ausprobieren? Sie nahm den nächsten entgegen und schwang ihn sacht durch die Luft. Ein kleiner Schmetterling mit leuchtend roten Flügeln erschien, schlug einige Male mit den Flügeln und löste sich dann auf... nur ein paar rote Funken blieben zurück, die auf den Boden hinab fielen und verglühten.
„Jaaa!“ Mr. Ervine klatschte in die Hände.
„Sehen Sie, da haben wir ja doch noch das Richtige gefunden. Ein sehr weiblicher Zauberstab.“ Er wandte sich an Richard und Yule.
„Die kleine Miss scheint eine sehr sanftmütige junge Lady zu sein...“
Claire ließ nur ein Grunzen hören.
Ihr Vater zog eine Augenbraue hoch und Yule brach vor lachen beinahe zusammen. Er lachte immer noch, als sein Vater den Zauberstab bezahlt und mit ihnen das Geschäft verlassen hatte.
"Jetzt beherrsch dich doch bitte", sagte der Vater grinsend, aber Yule konnte nicht mehr. Er musste sich den Bauch halten vor lauter lachen, bis es dann schließlich abgeklungen war und er sich Tränen aus den Augen wischte. Er kicherte noch die ganze Zeit. Der Vater seufzte.
"Wenigstens hat nichts zu brennen angefangen", meinte er mit einem gutmütigen Lächeln auf dem Gesicht. Claire stapfte nur mit beleidigtem Gesicht hinter ihnen her. So ein Idiot, dieser Ervine! Sie warf einen Blick auf ihren Neuerwerb. Trotzdem, irgendwie mochte sie diesen Zauberstab.
An der Schule blühte sie auf. Sie war schnell überall als Energiebündel bekannt und bei manchen Lehrern durch ihr weniger damenhaftes Verhalten unbeliebt. Sie lernte schnell und viel, wenn sie wollte, doch manchmal schien sie ihr ganzes magisches Talent verloren zu haben. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen interessierte sie sich weniger für schöne Kleider und Jungs, sondern tobte wie zuletzt genannte herum. Es gab wohl nur drei Personen auf der Welt, die ihr wirklich etwas bedeuteten, und das waren ihre beste Freundin Kimberly, ihr Vater und vor allem ihr großer Bruder Yule.
Etwas, das ihr einen gewaltigen Stich versetzte, geschah an einem Tag im November als sie vierzehn Jahre alt war. Yule hatte die Schule bereits beendet und war nach Amerika gegangen, um dort seine Ausbildung zum Heiler anzutreten, und Claire freute sich auf seinen Besuch. Es war ungewöhnlich still am Tisch heute Abend. Richard Potter saß mit einem seltsamen Lächeln am Tisch, doch Claire machte sich keine Gedanken darüber. Dazu freute sie sich zu sehr auf den Besuch. Seit vier Monaten hatte sie ihren Bruder nicht mehr gesehen, und geschrieben hatte er auch nur sehr, sehr wenig. Wahrscheinlich war er einfach zu sehr mit der Ausbildung zum Heiler beschäftigt. Und das konnte sie ihm ja schlecht zum Vorwurf machen.
Umso mehr freute sie sich, dass er jetzt, die letzten beiden Wochen der Sommerferien, hier verbringen wollte. Sie hatte diese vierzehn Tage schon vollkommen für sie beide verplant. Und was sie alles mit ihm unternehmen wollte! Claire war schon ganz hibbelig und warf immer wieder einen Blick auf die Uhr.
„Er ist zu spät...“, murmelte sie dann, als es zwei Minuten nach 19 Uhr war. Richard lachte und legte die Gabel zur Seite.
„Ja, um zwei Minuten! Nun komm schon, hilf mir beim Abwasch...“ „Wieso!? Zaubere doch einfach...“, meinte Claire grinsend. Ihr Vater mochte diese Haushaltssprüche nicht sonderlich, vor allem wenn Claire ihn dabei kritisch beobachtete. Aber Claire selber durfte in den Ferien ja noch nicht hexen. Bevor Richard jedoch etwas erwidern konnte, erhob sich das Geschirr und flog langsam Richtung Spüle, wo es sich selbst wusch und ins Regal räumte. Und das mit rasender Geschwindigkeit. Richard sah verblüfft den Tellern hinterher und lugte dann zur Tür. Im Türrahmen der Küche stand Yule, den Zauberstab halb erhoben und breit lächelnd.
"Du warst noch nie wirklich der totale Hausmann, Vater", grinste er in den Raum hinein.
Auch Claire hatte den fliegenden Tellern nachgeschaut und grinste jetzt Yule an.
„Sieh an, sieh an... du bist ja doch noch gekommen...“, meinte sie gespielt beleidigt und als hätte sie erwartet, dass er sie sitzen ließe. Doch dann lächelte sie und lief auf ihn zu, um ihm dann wie ein kleines Kind in den Arm zu springen.
Yule lachte auf, warf seinen Zauberstab unachtsam auf den Tisch und ging ihr ein paar Schritte entgegen, bevor sie sich gegenseitig in die Arme fielen und lachten. Richard stand auf und lachte mit ihnen, dann ging er auf seinen Sohn zu und nahm ihn in den Arm.
"Da bist du ja, Yule. Claire hatte schon Angst, dass du uns sitzen lässt."
Yule lächelte.
"Ich doch nicht. Ich hab sogar was mitgebracht - besser gesagt: Wen mitgebracht."
"Ach", sagte Richard wissend und lächelte.
"Genau." Yule ging vor die Küchentür und zog jemanden hinter sich in den Raum. Es war eine junge Frau so um die 19 Jahre. Sie war in gewöhnliche, gut aussehende Muggelkleidung gekleidet und ihr langes, schwarzes Haar fiel ihr über beide Schultern. Ihr Gesicht war einfach nur schön, und das nervöse Lächeln verursachte irgendwie das Gefühl, dass man ihr helfen musste.
"Äh. Hallo. Guten Tag", sagt sie nervös. Ihre rechte Hand suchte die von Yule und hielt sich daran fest.
"Mein Name ist Sarah." Sie schritt - leicht von Yule geschoben - vorsichtig einen Schritt auf Richard zu.
"Sie müssen Yules Vater sein."
Richard lächelte freundlich und nachsichtig.
"Ja. Richard Potter ist mein Name." Er lächelte und streckte Sarah die Hand entgegen, die diese vorsichtig ergriff und sie schüttelte.
"Es freut mich, Sie endlich kennen zu lernen. Yule hat ja allerhand von Ihnen erzählt", lächelte Richard freundlich - doch das schien Sarah nur noch nervöser zu machen.
"Ach ja? Hat er?", fragte sie. Dann fiel ihr Blick auf Claire.
"Du musst Claire sein. Yule hat mir von dir erzählt. Schön, dass wir uns endlich kennen lernen."
Als Yule sie losließ, wirkte Claire ein weinig verdattert. So eine kurze Begrüßung? Normalerweise scherzten sie die erste halbe Stunde doch durchgehend miteinander. Jemanden mitgebracht? Claire zog die Augenbrauen hoch, als die junge Frau den Raum betrat. Stumm – die Mundwinkel im Keller – beobachtet sie die Begrüßung. Und als sich Sarah dann an sie wandte, schob sie nur die Unterlippe vor und reckte das Kinn hoch.
„Richtig“, meinte sie kühl.
„Ich bin Claire.“ Kein nettes Wort drang über ihre Lippen, noch nicht einmal die Hand streckte sie ihr entgegen. Warum auch!? Sie erinnerte sich noch ganz genau an Yules vorherige Freundin. Die erste, die er jemals mit nach Hause gebracht hatte. Das war vielleicht eine eingebildete Pute gewesen! Konnte Yule seine Freundinnen nicht einfach zu Hause lassen!?
Sarah sah sie etwas unschlüssig an, dann blickte sie zu Yule auf, der Claire finster ansah. Richard bemerkte die Anspannung und so sage er nur:
"Nun. Ähm... Willkommen Sarah. Setz dich doch. Kann ich dir was anbieten? Einen Tee? Kaffee? Wasser? Irgendwas?"
"Nein, danke", sagte Sarah nervös.
Yule stand etwas unschlüssig da. Er war stinksauer auf seine Schwester, wollte das aber nicht zeigen - zumindest nicht so, dass es Sarah merkte.
"Setzen wir uns doch. Ich mach mir einen Tee." Er griff den Zauberstab vom Tisch und schwang ihn kurz. Kochendes Wasser floss aus dem Wasserhahn und bahnte sich seinen Weg in eine Tasse mit einem Teebeutel drin - Zimt-Vanille-Mischung.
Dann zog er Sarah auf die Bank und legte den Arm um ihre Schultern. Und sie war froh darum, dass er sie zu sich zog und ihr diesen Ort der Sicherheit gab. Der Vater schien übermäßig fröhlich zu sein - wie Väter immer sind - und Claire... war einfach nur reserviert. Und das machte ihr Sorgen. Wenn Claire sie nun nicht mochte?
Die Tasse Tee schwebte auf den Tisch herüber und blieb vor Yule stehen. Er schüttete sich Zucker in den Tee.
"Setzt euch doch", sagte er zu den anderen zwei, die noch standen. Er blickte Richard an und dann wanderte sein Blick weiter zu Claire und wurde auf dem Weg dorthin immer finsterer. Richard kam der Aufforderung sofort nach.
Claire verschränkte trotzig die Arme und musterte Sarah unverhohlen. Als sie sah, wie Yule ihr den Arm um die Schultern legte verfinsterte sich ihr Blick, als säße dort nicht ihr großer Bruder, sondern der Junge, den ihr ein anderes Mädchen gerade weggeschnappt hatte. Sie spürte, wie sie eifersüchtig wurde – und ließ es geschehen.
Sie fühlte sich im Moment irgendwie verraten, auch wenn es albern war. Aber sie hatte sich so auf Yule und die zwei Wochen mit ihm zusammen gefreut – und mit dieser Sarah hatten sich alle ihre Pläne plötzlich in Luft aufgelöst. Jetzt bereute sie es, Kim abgesagt zu haben, die sie für die Ferien eingeladen hatte. Nur wegen Yule. Und jetzt das!
Sie erwiderte seinen bösen Blick ebenso finster. Nur wusste sie nicht so Recht, ob sie wütend oder traurig sein sollte. Nach einigem Zögern setzte sie sich an den Tisch. Na warte! Wenn du mir schon die Ferien verdirbst, Fräulein, dann mach dich auf was gefasst!
"Wie lange bleiben Sie denn hier?", fragte Richard freundlich ohne auf Claire zu achten.
"Sie wollte nur einmal herkommen, um sich der Familie vorzustellen", sagte Yule an Sarahs Statt.
"Sie wird heute Abend wieder mit dem Zug wegfahren."
"Ach?", fragte Richard.
"Das ist bedauerlich. Ich hatte gehofft, Ihre Anwesenheit wäre von längerer Dauer."
"Nein.", sagte Sarah.
"Ich fahre zurück nach Hause. Ich muss noch einen Vortrag vorbereiten, bei dem mir Yule nicht helfen kann. Das ist viel Arbeit und ich habe das schon die ganze Zeit wegen Yule vernachlässigt."
Yule lächelte.
"Ich entschuldige mich dafür."
Sarah grinste und küsste ihn.
"Ist doch kein Problem!"
Im Gegensatz zu ihrem Vater freute Claire sich wahnsinnig, dass Sarah am gleichen Abend wieder verschwinden würde. Das hieß aber gleichzeitig auch, dass sie nur wenig Zeit hatte, um Sarah davon zu überzeugen, dass sie auch gar nicht mehr wieder kommen brauchte. Als sich die beiden dann küssten, verzog sie deutlich das Gesicht. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück ließ ein angeekeltes Schnauben hören.
Richard sah Claire kurz böse an, dann wandte er sich wieder an Sarah.
"Und wann müssen Sie uns wieder verlassen."
"Fast sofort. Aber ich denke, das ist kein Problem. Ich kann sie in den Ferien ja mal besuchen, wenn es Ihnen Recht wäre."
"Natürlich", sagt Richard sofort. Sarah lächelte. Alle Nervosität schien von ihr gewichen zu sein. Sie schien sich richtig wohl zu fühlen - wenn da nur diese Claire-Manko nicht wäre.
"Arbeite du erst mal an deiner Arbeit und dann können wir uns wieder treffen. Die Ausbildung ist wichtiger - eindeutig."
"Das glaubst aber auch bloß du", lächelte Sarah.
"Und so weit ich weiß, gehst du auch nach Hogwarts, Claire", sagte Sarah mit dem verzweifelten Versuch, eine Verbindung zu Claire herzustellen.
„Richtig“, meinte Claire nur und fixierte Sarah mit einem beinahe drohenden Blick. Sie gab sich wieder nicht die Mühe, auch nur ein klein wenig freundlich zu klingen, und sie missachtete auch die bösen Blicke der anderen. Da war jemand dabei, ihr den Bruder wegzunehmen. Und so einfach würde sie sich das nicht gefallen lassen! Sie starrte Sarah einfach nur an, ohne das Gesicht zu verziehen. Für eine Vierzehnjährige wirkte sie wahrscheinlich ziemlich unheimlich.
Sarah sah Yule hilfesuchend an, doch der lächelte nur kalt - ein Lächeln, das töten konnte.
"Nun... ich denke es... wäre besser... wenn ich jetzt gehe", sagte sie.
"Wenn du denkst", sagte Yule eiskalt und lächelte hart.
"Es hat mich gefreut", sagte sie zu den zwei anderen - mehr zu Richard als zu Claire - und stand auf. Mit einem Knall apparierte sie aus dem Zimmer.
Yule schaute noch kalt lächelnd ein paar Sekunden auf den Punkt, an dem Sarah gestanden hatte, dann drehte er langsam den Kopf und sah Claire an. Das Lächeln in seinem Gesicht mutierte zu einer Maske des Zorns.
"Sag mal, gönnst du mir nicht mal das kleinste bisschen Glück, das ich finde? Was bist du? Ein Teufel, der mir alles wegnehmen will?"
Claire zuckte kurz zusammen. Dass er gleich so wütend werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie auch gar nicht darüber nachgedacht. Wie immer eben. Ihr Vater kam ihr zu Hilfe und hob beschwichtigend die Hände.
„Yule... beruhige dich doch bitte. Claire hat es sich nicht so gemeint...“, sagte er in ruhigem Ton. Doch er wurde von seiner jähzornigen Tochter unterbrochen.
„Und ob ich das so gemeint habe! Den Teufel, der einem hier alles wegnehmen will, den hat Yule heute Abend mitgebracht! Es ist doch immer das gleiche hier! Man freut sich auf irgendetwas, und dann pfuscht einem jemand dazwischen! Aber bitte, wenn dir dieses Mädchen wichtiger ist als deine kleine Schwester, dann will ich dir natürlich nicht im Weg stehen!“ Sie steigerte sich da in etwas rein, das merkte sie genau. Aber sie tat nichts, um es aufzuhalten. Wut war immer gut, um Frust abzubauen. Dass sie da gerade zu weit ging, das würde sie erst realisieren, wenn es zu spät war.
Claire drehte sich auf dem Absatz um und wollte davon stürmen, doch da packte sie jemand fest am Arm. Sie drehte sich um und blickte in das ernste, aber dennoch ruhige Gesicht ihres Vaters.
„Claire“, meinte er bestimmt. So kannte sie ihn gar nicht. Normalerweise gab er bei ihren Wutanfällen immer resignierend auf.
„Bleib hier. Du solltest langsam ein wenig vernünftiger werden. Und damit fangen wir gleich heute Abend an!“
Er vergewisserte sich mit einem Blick, ob Claire bleiben würde, dann ließ er sie los und nickte zufrieden, ehe er sich Yule zuwandte.
„Und du... bleib auch ruhig. Und erklär ihr vernünftig, was dich so wütend macht...“
Claire stampft mit einem Fuß auf den Boden.
„Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“
Mit einem warnenden Blick sah Richard sie an, und sie verstummte sogleich. Wenn ihr Vater einmal so ernst und bestimmt war, mochte sich sogar Claire nicht widersetzen.
Yule seufzte.
"Gut. Ich bin doch etwas außer mir geraten, das gebe ich zu." Dann blickte er Claire wütend und zugleich auch traurig an.
"Claire. Ich weiß, dass es für dich schwer ist, aber ich gehöre nicht dir. Ich will auch mal jemanden finden, mit dem ich zusammen alt werden möchte. Und Sarah ist so jemand. Wir verstehen uns blind und ich liebe sie von ganzem Herzen. Und das musst du einfach verstehen. Ich kann nicht immer nur dein Bruder bleiben. Ich habe auch andere Leben. Und eines dieser Leben wünscht sich irgendwann einmal eine Familie. Aber ich habe das Gefühl, dass du mir das nicht gönnst. Meine letzte Freundin war nicht ganz in Ordnung - das gebe ich zu. Aber Sarah ist anders. Aber du willst ihr nicht einmal eine Chance geben. Das war genau das, wovor Sarah Angst gehabt hatte. Kurz bevor wir hier ankamen, hatte sie gesagt: 'Und wenn dein Vater oder deine Schwester mich nicht mögen?' Und ich hab drauf geantwortet: 'Sie werden dich mögen. Warum sollten sie nicht?'. Und an dieser Stelle scheine ich mich geirrt zu haben. Du magst sie nicht und das nur, weil du nicht begreifen willst, dass ich auch ein Leben habe, in das du nicht eindringen kannst. Das ist mein privates Leben. Das Leben, in dem ich kein freundlicher Bruder, sondern ein liebevoller Beziehungspartner bin. Möglicherweise kannst du das nicht verstehen - oder du willst es nicht verstehen. Aber es ist so. Ich hab zu Sarah schon gesagt, dass ich viel Zeit mit dir verbringen werde - unsere gemeinsame Zeit ist mir wichtig, Claire. Aber ich habe nicht nur dich. Ich will auch Zeit für Sarah haben. Und wenn du das nicht verstehst, dann sehe ich mich gezwungen, zwischen dir und Sarah zu entscheiden. Und das ist keine Wahl, die ich gerne treffe."
Richard nickte anerkennend und lächelte Yule an. Und genau das versetzte Claire schon wieder in Rage.
Natürlich, jetzt soll ich auch so eine Rede hinlegen und dann ist alles wieder gut? Vergesst es!, dachte sie nur grimmig.
Ich lasse mich doch nicht so einfach abfertigen!
Sie blickte erst ihren Vater, der sie abwartend und auffordernd ansah, und dann Yule an. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie antwortete. Ihre Stimme war leise, und es war nicht genau zu erkennen, ob die nun trotzig, wütend, enttäuscht oder traurig war. Wahrscheinlich von allem etwas.
„Ich habe deiner Sarah nichts getan! Ich habe sie weder blöd angeredet, noch habe ich ihr irgendwas anderes getan. Oder? Im Endeffekt hast du nur ein einziges Leben, nicht mehrere, zwischen denen du hin und her springst. Und in diesem einen Leben, da bin ich auch vorhanden. Jedenfalls so lange, bis sich jemand anderes an meinen Platz schiebt. Und so weit sind wir jetzt! Ich hab keine Lust, mich wieder andauernd von einer hysterischen Gans aus deinem Zimmer scheuchen zu lassen. Ich bin doch auch noch da! Du bist so wenig hier, und jetzt wird diese... diese...“ Sie riss sich zusammen als sie den Blick ihres Vaters auffing...
„...Sarah auch diese Zeit noch an dir dran hängen.“
Claire war sich immer noch bewusst, dass sie ruhig etwas nachgeben könnte. Dass sie nicht völlig im Recht war. Aber das ließ ihr Stolz nicht zu.
"Nur weil Sarah jetzt in meinem Leben aufgetaucht ist heißt das nicht, dass ich keine Zeit mehr für dich habe. Und außerdem würde Sarah dich niemals aus meinem Zimmer scheuchen. Dafür ist sie nicht der Typ.", sagte Yule mit Nachdruck - wütender Nachdruck? Es war nicht klar erkennbar.
Für einen kurzen Augenblick schien sie wirklich traurig.
„Es ist doch immer so... man hat eben nur einen Menschen immer genug Zeit.“, meinte sie dann mit erschreckend erwachsener Stimme und dem passenden – oder eher zu Claire unpassenden – Tonfall.
„Schon gut“, sprach sie dann weiter als Yule und Richard den Mund gleichzeitig öffneten, und sie klang, als hätte man sie zu diesen Worten gezwungen.
„Ich entschuldige mich hiermit in aller Form. Wenn die nette Lady das nächste Mal zu Besuch ist, dann wird ich mich benehmen, okay?! Wer will schon dem Glück des großen Bruders im Weg stehen...“
"Du, anscheinend.", flüsterte Yule resignierend und fing sich einen wütenden Blick seines Vaters ein.
"Yule. Musste das jetzt sein?", fragte er vorwurfsvoll, als Claire sich ruckartig abwandte und die Treppe nach oben stürmte.
"Nein. Aber ich empfand es als wichtig. Sarah hatte sich schon sorgen gemacht, ob sie hier willkommen ist und sie pult in der Wunde.", sagte Yule grimmig.
"Na dann. Was geschehen ist, ist geschehen."
"Hoffe wir nur, dass es nie wieder passiert.", murmelte Yule und ging in sein Zimmer.
Seitdem war – und ist bis heute - auch ihre Beziehung zu Yule nicht mehr das was sie einmal war.
Verändert hat sie sich nach außen hin nicht um viel. Sie ist der scheinbar so ewige Optimist geblieben, schwankt von einem Gefühlsextrem ins andere und es gibt eigentlich nur zwei Arten von Leuten: Diejenigen, die sie mögen, und die, die sie hassen. Nur die wenigsten kennen Claire als eine ‚Bekannte’. Viele halten sie auch für verklemmt, weil sie bis jetzt nur mit einem Jungen zusammen war. Aber eigentlich wartet sie eher darauf, den Richtigen zu finden. Mehr denn je braucht sie jedoch jemanden, auf den sie sich immer verlassen kann und der weiß, wie er mit ihr umzugehen hat.
Jetzt im letzten Schuljahr will sie sich noch einmal richtig anstrengen – ob sie das durchhalten kann, weiß sie aber noch nicht. Sie hat es endlich geschafft, ins Quidditch-Team aufgenommen zu werden und ihr größter Traum ist es, genauso wie Yule, Heiler zu werden.
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Möge das Training endlich beginnen...