Komme von: Gewissenskrämpfe
Fast hatte ich damit gerechnet, dass der Hausmeister mich erwischt. Heute war einfach nicht mein Tag, dabei hatte er so gut begonnen. Ein wunderschöner Tag in Hogwarts. Wieder dieses ‚zu Hause’-Gefühl im Bauch zu haben war wirklich etwas tolles. Das hatte ich noch nie an einem anderen Ort verspürt. Gut, meine Familie war auch nicht wirklich bewundernswert und ich war nicht gerade stolz, aus ihr entsprungen zu sein. Dennoch hatte man normalerweise wenigstens einen kleinen Bezug zu dem Ort, an dem man aufgewachsen war, oder? Nun, ich hatte ihn nie, diesen Bezug. Nur hier fühlte ich mich, als würde ich hier hin gehören und wieder einmal ging mir durch den Kopf, ob ich mich später einmal als Lehrer bewerben sollte. Damit war zwar sehr viel Arbeit verbunden und sicherlich auch sehr viel Stress, aber ich würde dennoch hier sein und mit so ein paar kleinen Kindern würde ich schon fertig werden.
Als ich nun weiter darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich noch gar nicht meine Hausaufgaben gemacht hatte. In den Ferien hatte ich einfach viel zu viel zu tun gehabt, um meine Wohnung bezahlen zu können. Zwar boten meine Eltern mir Geld an und manchmal hatte ich keine andere Wahl, als es anzunehmen, trotzdem versuchte ich es so gut wie möglich alleine zu schaffen. Ich wollte denen nichts mehr schulden. Doch ich war beruhigt. Nur noch zwei Jahre und ich hatte es endlich hinter mir. Ich würde mir einen tollen Job in der Zaubererwelt suchen und ihnen alles zurückzahlen, was sie mir gegeben hatten – auch wenn sie dauernd sagten, sie würden mir es schenken. Klar würden sie, doch ich hatte keine Lust, ewig in ihrer Schuld zu stehen. Ich würde mich vollkommen von ihnen lösen.
Doch wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Hausaufgaben von Verteidigung gegen die dunklen Künste. Es war etwas schweres gewesen. So viel wusste ich noch, doch ich würde noch einmal in meinen Notizen nachsehen müssen. Es ging um... Flüche. Ja, die Unverzeihlichen Flüche. Das hatten wir in der Stunde unter anderem durchgenommen. Es waren natürlich auch andere Flüche dran gekommen, doch als der alte Lehrer mit diesen dreien angefangen hatte, da nahm meine Konzentration etwas zu. Ich mochte diese Flüche. Natürlich würde ich sie nicht benutzen – außer mich würde jemand angreifen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Mir wurde gerade zum wiederholten Male bewusst, dass ich mich nicht scheuen würde, einen dieser Flüche auf einen meiner Mitmenschen zu richten. Doch wirklich vor nahm ich es mir nicht. Das würde mir nur die Zukunft verbauen und ich wollte Karriere machen. Also erst einmal nicht mehr darüber nachdenken, die Hausaufgaben waren nun wichtiger.
Ehe ich mich versah, stand ich schon vor der Tür zum Gemeinschaftsraum.
“Parselmund.“ Die Tür glitt auf und ich trat ein. Es waren immer noch einige Leute anwesend, zu viele um in Ruhe in ein Tagebuch zu schreiben und Hausaufgaben zu machen. Also durchquerte ich das Zimmer schnell und stieg die Treppen zu den Jungenschlafsälen hinauf. Oben angekommen setze ich mich auf mein Bett, zog die Feder und begann in mein Tagebuch zu schreiben. Ich hielt mich sehr kurz, auch wenn das sonst eigentlich nicht meien Art war, da ich noch Hausaufgaben machen musste. Als ich die Aufgaben sah stockte mir erst mal der Atem. Es war wirklich viel. Doch da musste ich nun durch.
Selbst dran schuld. Du hättest auch früher damit anfangen können.
Langsam lehnte ich mich an die Wand hinter meine Bett, das Pergament auf meinen Beinen und die Feder in der Hand. Dabei musste ich noch einmal an Penny denken. An die Annonce, die sie auf dem Tisch liegen hatte. Eigentlich hatte ich immer gedacht, es sei mir egal, was andere über mich dachten, doch was dachte sie nun über mich? Das ich nur ein kleines Abenteuer wollte? Einmal ins Bett und das war’s? Bevor ich mir allzu viele Gedanken darüber machen konnte begann ich mit den Hausaufgaben. Sie dauerten wirklich lange, doch irgendwann war ich dann doch fertig. Ohne noch einmal auf die Uhr zu sehen machte ich mich im Badezimmer fertig, legte mich ins Bett und schlief fast augenblicklich ein.
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