Name
Mein voller Name lautet Valerie Jasmine Turner. Doch ich werde nur bei meinem ersten Vornamen gerufen, so wie es üblich ist. Von Freunden werde ich „Val“ genant.
Alter
Am 02.03.1937, die Zeit der Fische, erblickte ich das Licht der Welt und zähle heute 17 Jahre.
Schulstand
Leider besuche ich schon das siebte und somit das letzte Schuljahr. Der sprechende Hut teilte mir das Haus Hufflepuff zu, worüber ich mich nicht beschweren kann.
Zauberstab
Mein Zauberstab besteht aus dem Holz einer Trauerweide, beinhaltet die Strähne eines Einhorns und misst 10 ¼ Zoll.
Stundenplan
ZAG-Noten:
Clubs und Vereinigungen
Magische Pflanzen AG (Vorsitz)
Orchester (Flügel)
Magische Geschöpfe AG
Herkunft und Familie
Colin Turner, mein Vater, ein Mensch, dessen Element die Luft war…
Er war Muggel und Pilot bei der Luftwaffe Großbritanniens. Wir besitzen nur noch ein Foto von ihm, dort steht er mit seiner Uniform, ein junger Mann mit dunkelblondem Haar und blickt stolz hinauf in die Ferne, bestimmt dachte er dabei an das Fliegen….
Aus den Erzählungen meiner Mutter habe ich erfahren, dass er ein guter und liebender Mensch war. Aber sie erzählte mir auch oft, meist unter Tränen, von seiner Passion, dem Fliegen, welches ihm zum Verhängnis wurde... Denn er verlor am 07.09.1940 sein Leben, bei dem massiven Angriff der Deutschen auf London.
Linette Turner, meine Mutter, eine Frau, die einen Teil ihres Lebens verlor…
Sie ist eine aus Frankreich stammende Hexe, doch als sie Dreizehn war, ist sie mit ihren Eltern und ihren Bruder nach Hogsmeade gezogen, es war vor allem der geschäftliche Hintergrund meines Opas, der zum Umzug beigetragen hat. Jedoch für die Liebe ihres Lebens, hat meine Mutter die Zaubererwelt verlassen, erstmals für immer. Doch nach dem wir die Nachricht erhalten hatten, dass mein Vater, ihr Ehemann, bei dem Angriff unserer Feinde ums Leben gekommen war und als auch noch London in Flammen stand, verließen wir die Muggelwelt und kehrten dort zurück, wo meine Mutter aufwuchs. Eine ganz andere Welt.
Sie ist ein von Herzen guter Mensch, dessen bin ich mir sicher, doch der Verlust ihres geliebten Mannes hat ihre innere Welt fast vollständig zertrümmert. Sie weinte sehr oft und verschloss sich mir und auch jedem anderen gegenüber. Ich musste sie als junges Kind oft in Ruhe lassen und wenn ich mit ihr sprechen durfte, sollte ich mit Bedacht sprechen. Auch heute hat sich in diesem Sinne nichts geändert, ich habe es nicht anders gelernt.
Sie verfiel den Depressionen und war sehr verletzlich, leider zeigte sie dies auch durch ein oft gereiztes und überfordertes Verhalten. Als Kind hat mich das sehr belastet, doch Onkel sowie Tante versuchten mir Mutters Zustand zu erklären. Ein traumatisches Erlebnis für mich war jedoch der Nervenzusammenbruch meiner Mutter, da war ich gerade mal sechs Jahre alt. Sie hatte uns sogar für ein Jahr lang verlassen und der Aufenthalt in der Klinik schien ihr auch gut getan zu haben, zumindest für den Anfang…
Heute arbeitet sie mit meiner Tante in einer Nähfabrik für Zaubermäntel. Sie reagiert jedoch nach wie vor schnell genervt, neigt zu Wutausbrüchen und sie weint auch sehr schnell. Ich konnte all die Jahre lang kein richtiges Mutter-Tochter Verhältnis zu ihr aufbauen, was mich sehr bedrückt. Ich glaube, ich könnte mit ihr niemals über belanglose Sachen reden oder über ernstere Probleme. In Konversationen mit ihr denke ich über jedes Wort zweimal nach, ehe ich es ausspreche und ich finde diese Gespräche künstlich und anstrengend, leider…
Jean-Marc Gosset, mein Onkel mütterlicherseits, ein stiller Pianist…
Er hat meine Mutter und mich sofort aufgenommen, als wir die Muggelwelt verließen. Wir leben mit ihm und seiner Frau bis heute in seinem Haus. Jean-Marc ist ein sehr schweigsamer, doch überaus herzlicher Mensch und hat sich noch nie über den Zustand meiner Mutter geäußert, er behandelt sie, im Gegensatz zu mir, mit einer sehr natürlichen Art und Weise. Ich glaube auch nicht, dass er sich jemals in seinem Leben verstellt hat. Bei meinem Onkel kann man den französischen Akzent noch deutlich heruashören, doch es stört mich keineswegs, im Gegensatz, dank ihm konnte ich mein Französisch aufbessern. Er arbeitet in einen Musikladen in Hogsmeade und repariert beschädigte Instrumente. Er ist selbst ein leidenschaftlicher Pianist und von ihm habe ich das Klavier spielen erlernt. Dafür bin ich ihm vom ganzen Herzen dankbar.
Emily Gosset, meine Tante, eine sehr humorvolle Geschichtenerzählerin…
Sie hat mich sofort in ihr Herz geschlossen und ich bin nun fast so was wie ihre Tochter. Sie selbst konnte leider niemals ein Kind bekommen. Sie half meiner Mutter in der kritischen Situation sehr und erzog mich eigentlich alleine, denn meine Mutter konnten wir damit nicht belasten. So wie ich tastet auch sie sich vorsichtig an meine Mutter heran, versucht sie aber aus dem Tief zu ziehen, indem sie ihr Aufgaben erteilt. Vor zwei Jahren hat sie meiner Ma sogar eine Arbeitsstelle in der Nähfabrik beschafft. Emily ist eine Frau mit einer gewaltigen Fantasie. Oft habe ich ihr vorgeschlagen, ihre ausgedachten Geschichten in Lettern festzuhalten, doch sie meinte immer, dass nur wir beide diese Geschichten kennen sollen, sonst wären sie ja nicht mehr so fantastisch…
Auch bringt sie mich oft und schnell zum Lachen. Auch sie liebe ich über alles.
Soviel über meiner Familie und der seltsamen Beziehung zu meiner Mutter. Doch darauf bin ich genügend eingegangen…
Wir leben in einem viktorianischen Haus, welches etwas abseits von Hogsmeade liegt und vom Äußeren her etwas bemitleidenswert aussieht. Was mich selbst ein wenig wundert, da wir schon oft Reparaturen durchgeführt hatten. Aber ich mag unser schmales Haus, mit dem gewölbten Dach und dem krummen Schornstein, den alten Fenstern, durch welche der Wind so gerne pfeift und den Blumenkästen, welche meine Werke sind.
Aussehen
Ich selbst stempele mich nicht als wunderhübsch ab, doch ich müsste lügen, wenn ich mich selbst als hässlich bezeichnen würde, was allerdings nicht bedeutet, dass ich der Selbstverliebtheit zum Opfer gefallen bin, ich bin nur einfach zufrieden mit mir, obwohl ich da schon einige Mankos habe. Ich mag meine Stirn nicht, denn ich finde diese zu groß. Als Kind hatte ich mal einen Pony, doch damit sah ich noch schlimmer aus. Glücklicherweise wächst mein Haar sehr schnell. Was ich auch noch gerne an mit ändern würde, wären meine Lippen. Sie sehen zwar sehr feminin aus, doch sind sie nicht sonderlich „sinnig“, sondern eben relativ simpel.
Mein Haar ist blond und wallend. Wobei die Wellen auch nicht so sonderlich vorhanden sind, doch ich würde es keineswegs als glatt bezeichnen. Das Mittelblond meiner Haare wird zur Frühlings- und Sommerzeit relativ hell, wobei es im Sonnenlicht sogar so hell wie das Weizenfeld erscheint, zu den trüben und kalten Jahreszeiten hingegen wird es dunkler, eben Dunkelblond. Mein Haar reicht mir bis zur Taille und ich trage es meist offen, manchmal verziere ich es jedoch mit Haarspangen, meist in Form von Schmetterlingen oder Blumen. Lediglich zum Laufen binde ich sie mir praktischerweise zusammen.
Meine Iris besitz ein auffallendes Grün, welches sich leicht mit braunen Farbtönen vermischt. Meine Tante sagte mir einst, dass man die Launen, welche mich überkommen, ob nun positive oder negative, meiner Mimik und vor allem an meinen Augen leicht ablesen kann.
Durch meine bewusste Ernährung und den täglichen Sport besitze ich eine schlanke Figur und weibliche, jedoch nicht zu übertriebene Rundungen. Die Körpergröße von 1,70 reicht mir voll und ganz. Meine Gesichtszüge sind fein und weiblich und meine Finger sind wie für eine Pianistin geschaffen. Meine Haut würde ich als weder zu dunkel, noch als zu blass bezeichnen.
Helle und freundliche Pastellfarben trage ich besonders gerne. Ich bevorzuge figurbetonte Kleidung, doch auch hier achte ich, dass es nicht anzüglich, sondern elegant und feminin wirkt. Ich trage zwar gerne Kleider und Röcke, doch ich ziehe auch gerne Hosen an. Ich liebe lockeren Schmuck und nicht so einen übertriebenen. So sind meine Kettchen meist mit kleinen Perlen und Holz versehen und meine Armbänder sind aus Leder, dann meist geflochten, oder aus Wolle, so genannte „Freundschaftsarmbänder“. All diese Armbänder wurden selbst gemacht, entweder von mir oder von Freunden. Zwischen einigen dieser Armbänder befinden sich auch Perlen.
Charakter
Ich verhalte mich den anderen Menschen gegenüber freundlich gesinnt, biete jedem eine helfende Hand und versuche persönliche Abneigungen möglichst zu vermeiden, doch jeder weiß, dass sich Letzteres nicht so leicht verwirklichen lässt…
Trotzdem würden meine Lippen nur in kritischen Situationen beleidigende Worte verlassen, denn meinte Tante sagte mir einst „Behandle andere Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest“, und diesen Satz sollten sich wirklich mal viele Menschen zu Gemüte führen.
Auch bin ich eine unverbesserliche Romantikerin, eine ewige Träumerin, der Ruhepol und die geborene Zuhörerin. Zwar bedeutet das nicht, dass ich ein schweigendes Lämmchen bin, dennoch ist es mir weit zu einer extrovertierten Persönlichkeit, was ich selbst schade finde. Denn ich bewundere Menschen, die aus sich hinausgehen und schlagfertig durchs Leben laufen. Doch ich zweifle daran, dass ich jemals so sein könnte. Werde ich von jemanden blöd angemacht, so weiß ich meist nichts drauf zu kontern und zu meinem Leidwesen erröte ich sehr schnell.
Leider bin ich ein sehr emotionaler Mensch und selbst bei größter Wut kann ich meine Tränen nicht unterdrücken. So könnte ich wohl niemals einen Menschen anschreien, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Aber ich hoffe doch sehr, dass mich nichts und niemand zu diesen negativen Gefühlen führt. Überhaupt fresse ich Probleme lieber in mich hinein, doch verarbeite ich jene nicht so leicht und wieder ist es das Weinen, durch welches ich meinen Frust auslasse. Doch bin ich meinen Freunden sehr dankbar, dass ich ihnen einiges anvertrauen darf, denn ich weiß nicht, wohin es geführt hätte, wenn ich alleine mit allem fertig werden müsste.
Naturverbundenheit, Tier- und Kinderliebe zeichnen meinen Charakter wohl ebenfalls aus. Man kann mich nicht wirklich als "Öko-Tante" bezeichnen, aber ich achte sehr auf umweltgerechtes Handeln, indem ich beispielsweise Kosmetika auf rein pflanzlicher Basis benutze und selbst streng vegetarisch lebe.
Auch habe ich damals, als ich noch daheim wohnte und Hogwarts vor mir lag, viele verwundete Tiere mit nach Hause gebracht wie Tauben, Hasen und einmal sogar ein entlaufener Hund. Auf meine kleinen Cousins und Cousinen habe ich gerne aufgepasst, es ist wirklich schön mit Kindern etwas zu machen, denn man erinnert sich, wie man selbst die Welt vor vielen Jahren noch gesehen hat…
Für andere Menschen bin ich also das ruhige, nette Mädchen, die Pianistin, die helfende Hand und die verträumte Naturliebhaberin, aber ich habe auch ganz andere Seiten an mir.
Das Verhältnis zu meiner eigenen Mutter belastet mich sehr, doch ich glaube, ich könnte dies niemanden anvertrauen. Seit Leonard, meinem ersten und wohl letzten festen Freund, habe ich auch mit Erschrecken festgestellt, dass ich auch ein gefühlskaltes und fieses Gesicht haben kann.
Besitz

Ein Jahr vor dem ersten Schreiben aus Hogwarts, habe ich ein ausgesetztes Katerchen gefunden. Er ist schwarz-weiß und seine Augen sind sonnenblumengelb. Er ist in Hogwarts zu einem kleinen Rumtreiber geworden, aber ab und an schmust er auch sehr gerne. Leider bringt er mir auch manchmal kleine "Geschenke" mit in Form von erbeuteten Mäusen… Aber so will er mir wohl nur seine Dankbarkeit erweisen.
Sein Name lautet "Filou", meine Tante hat ihn so getauft, aber ich nenne ihn meist nur "Katerchen".
Stärken und Schwächen
Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Piano und heute spiele ich den Flügel in unserem Orchester. Ich liebe mein Instrument und habe auch schon einige Stücke selber komponiert. Wenn ich alleine oder auch im Orchester spiele, lebe ich nur für die Musik, nichts anderes auf der Welt kann mich so beruhigen und gleichzeitig kann ich auch meinen innerlichen Schmerz durch die Musik auslassen. Ich bewundere mugglische Interpreten und daheim besitze ich sogar Schalplatten mit Klassischer- und Filmmusik. Manchmal spiele ich sogar mit dem Gedanken, einen musikalischen Werdegang einzuschlagen, doch ich glaube, es gibt viel bessere Künstler als mich…
Darüber hinaus beherrsche ich auch noch die französische Sprache, allerdings nicht in Schrift und auch beim Sprechen kommt es vor, dass ich ins Holpern gerate, trotzdem bin ich stolz darauf und bringe mir diese entzückende Sprache selber bei.
Meine eigene Meinung gebe ich nicht jedem kund, da ich mich als zu schwach sehe, jene richtig zu verteidigen. Darüber hinaus bin ich sehr sensibel und es fällt anderen Menschen relativ leicht, mich zu verletzen. Doch mit meinen eigenen Gefühlen komme ich am wenigsten klar. Ich glaube, in diesem Fall bin ich noch auf dem Stand eines pubertären Mädchens, eines lesbischen pubertären Mädchens. Seit meinem dreizehnten Lebensjahr habe ich vermutet, dass ich auf Mädchen stehe, seit Elaine bin ich mir dessen bewusst, aber eben nur ich selbst. Ich habe Angst, es anderen mitzuteilen, da ich glaube, dass sie sich mir gegenüber anders verhalten würden, vielleicht würden sogar einige Freundschaften in die Brüche gehen. Außerdem ist da noch meine Mutter, welche so sensibel auf alles reagiert, da möchte ich ihr nicht auch noch zu Last fallen mit meiner Abnormalität…
Vorlieben und Abneigungen
„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“, sprach ein E.T.A Hoffman, und diesen Worten kann ich nur voll und ganz zustimmen. Denn es ist einzig und allein die Musik, mit welcher ich meine Gefühle wiedergeben kann, meine Leidenschaft, aber auch meine Furcht… ohne Musik wäre mein Leben Tod, denn ohne Musik könnte ich auch niemals meine Gefühle hervorbringen.
Wenn die untergehende Sonne das Land im goldenen Schimmer bedeckt, wenn der klebrige Tau die Gräser zum Funkeln bringt, wenn das Mondlicht alles ins mysteriösen Licht taucht oder wenn der warme Sommerregen auf deine Haut tropft und die Fensterscheiben hinunter gleitet… all das sehe ich als kleine Freuden der Natur an, kleine Freuden, die auch mich glücklich lassen werden. Die Flora und Fauna habe ich ganz fest in mein Herz geschlossen, was wohl auch ein Grund ist, weshalb ich die AG’s mit diesen Themen besuche. Dieses Jahr wurde ich sogar als Vorsitz der Ag für magische Pflanzen gewählt.
Die Gleichgültigkeit empfinde ich als etwas Schlimmes, denn wie kann einem Menschen ein anderer nur völlig egal sein? Ich verstehe das nicht, auch wenn ich manchmal bei meinem Ex-Freund auch so etwas wie die Gleichgültigkeit empfunden habe, dennoch waren meine Gefühle niemals völlig vereist. Außerdem mag ich plumpe und grobe Menschen nicht.
Vorgeschichte
Der Krieg ist der größte aller Diebe, er raubt die Heimat, die Liebe, das Leben und den Verstand…
Mit diesen Worten fing einer meiner Aufsätze an. Ich schrieb aus Erfahrung, auch wenn ich mich nicht selbst an den Krieg erinnern kann, denn ich war gerade mal drei Jahre, als wir flüchteten und alles hinter uns ließen, doch ich kenne dessen Folgen, ich lebe mit ihnen bis heute noch. Neun Jahre nach Kriegsende…
Am 16.09.1940 erhielt meine Mutter ein Telegram, dass ihr Mann bei dem Angriff der Deutschen über London ums Leben kam. Dann verließen wir die Muggelwelt für ein und allemal.
Ich wuchs im Hause meiner Tante und meines Onkels auf. Meine Erziehung übernahm meine Tante, während meine Mutter viel Ruhe brauchte. So kam es, dass meine Mutter zu einer „Porzellanfrau“ wurde. Jeder passte auf und Onkel sowie Tante achteten sehr darauf, dass ich mich nicht „falsch“ in Mutters Gegenwart benahm.
Dennoch schottete sich meine Mutter immer mehr von uns allen ab und als ich sechs Jahre alt war, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Ich sah lange mich selbst als schuldig, da ich mich die Tage zuvor viel mit ihr unterhalten hatte. Vielleicht lag es daran, dass ich mit ihr über Vater gesprochen hatte, eigentlich hatte sie mir eher etwas über ihn erzählt. Und nur wenige Tage darauf landete sie in der Klinik. Doch meine Tante hatte mir gesagt, es sei nicht meine Schuld gewesen, doch bis heute nagt die Reue an meinem Herzen.
Als Mutter wiederkam, war sie ganz anders. Sie sprach viel mehr, doch ihre Stimme klang immer sehr gestellt und müde. Auch versuchte sie im Haushalt mehr zu helfen, doch vieles ging unter ihrer Berührung schief, was sie sehr aufregte. Irgendwann kam Tante Emily auf die Idee, meine Mutter mit zur Arbeit zu nehmen. Irgendwie half Mutter das auch, sie sah das Leben außerhalb dieses Hauses, dennoch blieb sie ein Nervenbündel. Ich musste sehr darauf achten, nichts Falsches in ihrer Nähe zu machen.
Doch mein schweigsamer Onkel fand eine herrliche Art, wie ich meinen Kummer beseitigen konnte. Früher hatte ich ihm viel bei den Klavierspielen zugehört, dann lehrte er mich, dieses Instrument zu spielen. Ich erwies mich als eine gute Schülerin, besaß ich wohl die musikalische Ader des Bruders meiner Mutter.
Bis heute hat sich an diesem Leben nichts geändert. Ich habe eine gute Beziehung mit meiner Tante und meinem Onkel, meiner Mutter gegenüber verhalte ich mich distanziert und wenn ich mit ihr spreche, so finde ich das immer sehr anstrengend. Ich glaube, ich könnte sie niemals umarmen oder dergleichen…
Wenn Zauberei doch nur alle Probleme lösen könnte…
Hogwarts. Ich habe diese Schule schon von Anfang an geliebt. Hier konnten wir endlich lernen, wie man seine magischen Fähigkeiten zum Nutze einsetzt, was zuvor ja nicht immer der Fall war. Die Zauberwelt zeigte mir, dass vieles sehr einfach durch Magie zu lösen war, aber eben nicht alles…
Meine Probleme wurden größer, als ich dreizehn Jahre alt wurde. Was die Pubertät doch alles mit sich bringt…
Mädchen begannen sich in Jungs zu verlieben, und Jungs in Mädchen. Eigentlich eine ganz natürliche Sache, die gelegentlich mal nervig ist, aber im Grunde genommen relativ normal ist. Doch bei mir war es anders. Während die Mädels aus meiner Klasse sich Gedanken über Jungs machten und den einen oder anderen anhimmelten, merkte ich, dass mir Mädchen viel lieber waren. Anfangs dachte ich, dass es vielleicht nur die Suche nach einer richtigen Freundschaft war, dennoch sagten mir meine Gefühle, dass ich nach viel mehr suchte, bis ich es in Elaine fand.
Sie war zwei Klassen über mir und war Quidditchspielerin des Hauses Ravenclaw. Sie hatte mahagonibraunes Haar und smaragdgrüne Augen. Ich hatte sie bei einem Spiel gesehen und seit daher ging sie mir einfach nicht aus dem Kopf. Das musste Liebe auf den ersten Blick sein, ich meine, ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer sie eigentlich war, wie sie war und gar ihr Name war mir fremd und dennoch zog sie mich an. So begann ich sie heimlich zu beobachten, aus diesen Beobachtungen entnahm ich, dass sie ein sehr freudiges und kesses Mädchen war, was mich immer mehr faszinierte. Eine Faszination, die bis heute nicht nachgelassen hat, obwohl ich kein einziges Wort jemals mit ihr gewechselt hatte.
Ich war 15 und er war 17. Ich war immer noch unsicher und empfand meine Gefühle als unnormal, er fand mich hübsch und war in mich verliebt, ich wollte mich überzeugen, er wollte mich haben…
So kamen wir zusammen. Er und ich.
Leonard und Valerie – Wenn Liebe nur von einer Seite kommt
Ich weiß gar nicht, wann man den Zeitpunkt des „Zusammenseins“ bestimmen kann. War es nun der Moment nach unserem ersten Kuss? Oder war es ab dem Zeitpunkt, wo ich einen Liebesbrief von ihm bekam? Oder war es das Treffen danach? Oder die nächsten vielen Treffen?
Ich war mit ihm im Orchester und ich hatte schon immer gemerkt, dass er mich ganz besonders beobachtete. Er spielte Cello und war schon da, als ich mich angemeldet hatte.
Irgendwann hatte er mich, nach einer unseren Proben, angesprochen. Er wollte sich gerne mit mir treffen, er hat mich sogar auf ein Butterbier eingeladen. Nachher wollte er mit mir Joggen, denn ich tat dies immer noch täglich, doch in seiner Begleitung wurden aus den Läufen Spaziergänge. Dann kam es dazu, was ich schon von Anfang an befürchtet hatte. Der erste Kuss. Ich habe es einfach so über mich ergehen lassen. Ich dachte wirklich, dass meine heimliche Schwärmerei für Elaine nur so eine Phase sei, und dass eine Beziehung mit einem Jungen mich aus dieser seltsamen und beschämenden Phase bringen würde, deshalb machte ich ihm Hoffnung. Den Kuss empfand ich als abscheulich, wie auch die nächsten vielen Küsse...
***
“Bis Morgen ihr beiden!“ Ich sah Sarah, die Flötistin aus unserem Orchester, Tom, ebenfalls ein Cellospieler und Kevin, der Junge an der Tuba, nach, als sie unseren Treffpunkt hinter den Mauern von Hogwarts verließen. Es war ein schöner Ort, auch wenn hier Teile einer Ruine standen, welche uns als Sitzplätze dienten, und die Aussicht auf den See war von hier aus phänomenal. Wir waren zu einer Art „Orchester-Clique“ zusammengewachsen. Wobei ich die Jüngste war, denn ich war durch Leonard dazugekommen. Alle anderen waren in Leonards Jahrgang und alle waren auch, bis auf Tom, Ravenclaws. Tom war ein Gryffindor.
Die Sonne färbte den Rasen in ein goldenes Grün und der See begann zu schimmern wie ein Kristallcollier. Die Wolken nahmen eine gelbliche Farbe an, wie Zuckerwatte, und nur wenige Vögel zogen am Himmelszelt vorbei.
“Nun sind nur wir beide hier geblieben…“ Seine Stimme ließ mich innerlich zusammenzucken und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Das machte es immer, wenn ich mit Leonard alleine war. Ich war schon sieben Wochen lang mit ihm zusammen und er war stehts charmant und nett zu mir. Ich glaube, er hätte für mich sein Leben gegeben. Außerdem beschenkte er mich ständig, bis ich ihn bat, mir nichts mehr zu schenken, daraufhin war er wohl beleidigt und wir einigten uns darauf, Geschenke zu besonderen Tagen zu machen. Er war eigentlich auch wirklich ein guter Kerl, bisher hatte er nichts von mir gefordert und ich weiß, dass viele Mädchen bei so einer Zeitspanne mit ihren Freunden schon ins Bett gestiegen wären, doch er drängte mich nicht dazu. Nur manchmal, wenn wir uns küssten, glitten seine Hände über meinen Körper und über Stellen, die ich von ihm nicht berührt haben wollte. Ich drückte ihn dann auch von mir fort, denn seine Berührungen, auch wenn sie ganz zart waren, bereiteten mir Gänsehaut. Er sagte dazu auch nichts, auch wenn sein Blick voller Schmerz wirkte. Um ehrlich zu sein, wollte ich ihn nicht einmal küssen, nicht, dass er schlecht aussah, aber… ich empfand immer noch nichts für ihn.
Auch meine Gedanken verfingen sich nach wie vor bei Elaine. War ich wirklich…?
“Hmh…“ Ich sah ihn dabei nicht einmal an, sondern winkelte mein rechtes Knie ein und umklammerte es mit meinen Händen. Der Abendwind fing an mit meinem Haar zaghaft zu spielen. Ich mochte das Gefühl, wenn mir der Wind gegen das Gesicht wehte, doch diesen Moment zerstörte Leonard, als dieser sich neben mich setze.
“Wunderschöne Aussicht…“ sprach er mit einer sanften und verträumten Stimme, doch mich reizte diese nur.
“So wie immer…“ gab ich mit einem genervten Unterton zurück, obwohl ich die Aussicht ebenfalls als wunderschön empfand und auch in diesem Moment, aber es war eben Leonard, welcher mich aufbrachte. Ich weiß nicht, wie er mich angesehen hatte, denn mein Blick galt stur dem See. Eine Weile später strich er mein Haar hinter mein Ohr, welches zuvor mein Profil verdeckt hatte.
“Was ist denn los, Schätzchen? Gerade warst du doch noch am Lachen…“ Da hatte er recht .War ich mit ihm unter Leuten, dann fühlte ich mich wohl. Ich mochte ja die „Orchester-Clique“ und Leonard mochte ich eigentlich auch… aber eher als einen Kumpel als als meinen Partner.
“Ach… ich muss noch Hausarbeiten erledigen und ich kann diese nicht…“ selbst bei dieser Lüge nahm mein genervter Unterton an stärke nicht ab.
“Was ist es denn für ein Fach? Soll ich dir helfen?“ “Nein! Ich meine… ich kann es schon alleine…“ fast schon hätte ich ihn angefaucht. Ach, warum ließ er mich nicht jetzt in Ruhe?
“Hmm…“ seine Hand nahm er wieder zurück und ich glaube, das hatte ihn schon ein wenig getroffen. Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, es tat mir in dem Moment nicht leid.
“Musst du wissen, Schatz…“ Ich verabscheute es, wenn er mich so nannte.
Ohne etwas zu sagen, erhob ich mich rasch und klopfte den Dreck von meiner Kleidung. In den Augenwinkeln sah ich sein leicht überraschtes Gesicht. Er setze dieses immer auf, wenn ich etwas Spontanes, meist wenn ich genervt war, tat. Denn in letzter Zeit reagierte ich oft so, wenn sich die Zweisamkeit über uns beugte. In den ersten Wochen fühlte ich mich immer sehr unsicher, wenn wir unter uns waren. Ich durchbrach immer wieder das Schweigen und erzählte ihm von so belanglosen Sachen, dass diese selbst mich langweilten. Ich war eigentlich keine Quasselstrippe, aber ich wollte nicht mit ihm schweigen, denn ich wusste, dass dies immer zum Kuss führte.
“Was…wohin gehst du?“ seine Stimme klang ganz perplex und jedes weitere Wort von ihm nervte mich immer mehr. Ein Strich der Unzufriedenheit bildete sich auf meiner Stirn.
“Ich werde ein wenig Joggen…“ Ich konnte mir sein Gesicht nicht länger antun und so sah es aus, als würde ich dem See und nicht Leonard antworten.
“Ah, schön, so ein Lauf am Abend tut immer gut. Nachdem wir hier so lange beisammen sa…“ “Nein“ Nun wandte ich mich zu ihm und in meinem Ton lag etwas Bestimmtes und immer noch das Gereizte. Er sah mich mit einer Enttäuschung an, die er zu verbergen versuchte, doch ich kannte ihn und ich wusste, auch dies hatte ihn sehr tief getroffen. Trotzdem er sagte nichts dazu. Er war eben ein lieber Kerl…
Langsam wurde mir doch unbehaglich, deshalb fügte ich noch einige Worte hinzu.
“Ich möchte etwas Zeit alleine verbringen. Es tut mir leid…“ Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, aber ich erkannte immer noch die grobe Niedergeschlagenheit hinter seiner Fassade.
“Es… ist schon OK. Lauf du nur“ Dann erhob auch er sich.
“Ich werde dann mal in unseren Gemeinschaftsraum gehen, du wohl nachher in deinen?“ Ein kleiner Funke von Hoffnung schlich sich in sein Wort. Ich nickte jedoch nur und nahm ihm auch diesen Funken.
“Nun gut…“ Dann küsste er mich sanft, jedoch nur kurz und sehr gezügelt.
“Wir sehen uns dann morgen“ “Ja… bis morgen dann…“ Antwortete ich ohne große Gefühlen. Wir sahen uns noch einen Augenblick stumm an, ehe ich ihm den Rücken kehrte.
“Ach… Val?“ Nun ging er also zu meinem Vornamen hinüber.
“Ja?“ Ich drehte mich um und ein seltsamer Ausdruck lag in seinem Gesicht. Ich glaube es war Trauer, oder auch Hoffnung… vielleicht beides, aber bei einem bin ich mir sicher: Dieses Lächeln, zu diesem Zeitpunkt, war alles andere als echt.
“Ich liebe dich“ Sprach er voller Ehrlichkeit.
“Ich dich auch…“ Log ich und rannte los, nur um wenig später an einem unbeobachteten Ort Tränen zu vergießen.
***
Es war ein schöner Ferientag, ja, ich muss zugeben, es war einer der schönsten Tage, die ich mit Leonard je erlebt habe. Nach diesen Ferien würde er Hogwarts nicht mehr besuchen, denn er war schon fertig. Ebenso Elaine…
Nun,hatte er mich eingeladen ihn in der Muggelwelt zu besuchen. Da seine beiden Eltern Muggel waren, wohnte er natürlich in deren Welt. In der Welt, in welcher ich geboren wurde, wie umständlich dort doch so manches war…
Wir hatten ein schönes Picknick im Grünen und er hat mich auch noch ins Kino ausgeführt. Ich wusste gar nicht, was für eine fantastische Muggel-Erfindung das doch war! Und die Musik in dem Film, so herrlich!
Danach lug er mich zu sich daheim ein. Ich hatte nichts befürchtet, denn sogar die Zweisamkeit hatte ich als gut empfunden, zumal er mir nicht wirklich nahe trat, sondern sich eher wie der gute Freund benahm.
Doch dann musste ich wieder in die Rolle der Partnerin schlüpfen und ich fragte mich, wann ich endlich etwas dabei empfinden würde, was der Liebe nur im entferntesten Sinne gleichen würde. Ich fühlte mich wie ein Besitz, denn ich ließ mich von ihm mitnehmen, ich fühlte mich wie eine Forscherin, denn der eigentliche Grund war nicht die Liebe, sondern die Suche nach der Überzeugung. Ich war also alles andere als eine liebende Person.
Danach folgte ein Glas Champagner, ein Kuss und das Fordern…
“Nicht…“ ich löste mich von seinem Kuss und auch von seiner Nähe, welche mir unerträglich wurde, seine Hände glitten jedoch unter mein T-Shirt und verharrten in diesem Moment auf meinem Rücken.
“Val… Ich werde auch vorsichtig sein… es wird dir gefallen…“ seine Stimme war mehr ein flüsterndes Schnauben und zitterte dabei leicht. Mich durchjagten im selben Augenblick Gefühle wie Ekel und Wut, aber auch eine leise Angst schlich sich in dieses Gemisch aus Emotionen. Ich schubste ihn von mir weg ein für alle mal.
Was darauf folgte waren seine Vorwürfe gegen sich selbst. Verzweifelt suchte er nach seinen eigenen Fehlern, nach seinen persönlichen Macken und ich hörte ihm dabei nur schweigend zu, bis er mich direkt darauf ansprach, ob ich mein Herz nicht jemand anderem vergeben hatte. Ich antwortete mit einem „Nein“ aber er wusste, dass ich es anders meinte, meine Lüge war viel zu offensichtlich. Ich weiß nicht, wen er vermutete, doch bestimmt kein Mädchen.
Wie dem auch sei, dies war das letzte Mal, dassich Leonard gesehen hatte und ebendso Elaine...