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Komme von: Verdrängung morgentlicher Müdigkeit
Ich weiß nicht genau, wie lange ich in der Großen Halle gesessen hatte, aber die Tatsache, dass ich keinen Unterricht hatte, ließ mich dort eine ganze Zeit verweilen. Ich hatte gut eine ganze Kanne Kaffee leer getrunken und genug Brötchen gegessen. Genaugenommen hatte ich wahrscheinlich wieder für zwei gegessen, aber das störte mich herzlich wenig, hauptsache ich war satt. Das war momentan alles, was mich so wirklich interessierte. Ich stützte mich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und überlegte, was ich jetzt tun könnte. Essen stand außer Frage, denn wenn ich jetzt auch nur noch einen Happen zu mir nahm, dann platzte ich wahrscheinlich. Ich ließ einen Seufzer verlauten und streckte mich. Ich konnte nicht wirklich von mir behaupten, ausgeschlafen zu sein, aber ins Bett wollte ich auch nicht zurück, denn ich musste mich ja langsam wieder an den Schulalltag gewöhnen. Zwar hatte ich heute noch keinen Unterricht, aber der würde kommen.
Ich merkte, wie mich so langsam die Langeweile übermannte und in meinem Kopf ratterte es, was ich dagegen tun konnte. Mir wollte beim besten Willen nicht wirklich was einfallen. Bedröppelt schaute ich durch die Halle und schlug mir mit beiden Händen auf den Bauch. Dann stand ich langsam auf und verließ die Große Halle. Ich schlenderte auf die Tür zu und lief absichtlich sehr langsam, weil ich noch überlegte, wo ich hinwollte. Da mir nichts einfiel, schlappte ich einfach Ziellos durch die Gänge. Ich könnte Papa nen Brief schreiben., überlegte ich und nickte ob meine Gedanken. Das hatte ich sowieso vor gehabt, aber ich wusste nicht, was ich ihm so schreiben sollte. Außerdem hatte ich, um ganz ehrlich zu sein, nicht gerade die größte Lust mir jetzt was aus den Fingern zu saugen.
Ich schaute aus Fenstern und seufzte. Es lugte zwar die Sonne, sofern sie schon richtig da war, immer mal durch die Wolken, aber es war trotzdem kalt und Kälte mochte ich nicht. Ich schüttelte mich und mir lief ein Schauer über den Rücken. “Brrr“ Blöder Winter! Warum gab es den überhaupt? Er war zwar noch nicht da, aber so gut wie und das fand ich einfach doof. Ich lief weiter und schaute den Boden dabei an, wobei ich abermals seufzte. Soviel geseufzt hatte ich wohl noch nie an einem Tag. Das war ja fast schon deprimierend.
Ich schlurfte weiter lustlos die Gänge entlang und kam auf einmal nicht mehr weiter. Ich war mit meinem Schal an einer Pflanze hängen geblieben. Er hatte sich zwischen den dünne Ästchen verfangen und ich begann leise zu fluchen. Wie dämlich! Ich begann langsam an der Pflanze rumzufriemeln und meinen Schal dort irgendwie wieder herauszudrehen.
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Komme von: Morgendliche Mordlust
Ich biss härter als sonst in die zwei Brötchen, die ich mir geholt hatte und bei jedem stellte ich mir ausgesprochen detailreich vor, dass sie den Kopf von Lilly darstellten,
denn je mehr ich über die Sache nachdachte desto unangenehmer wurde sie mir und desto unangenehmer sie mir wurde, desto mehr musste ich darüber nachdenken und desto mehr ärgerte ich mich. Inzwischen ärgerte ich mich nicht nur darüber,dass mir immer noch besagte Stelle wehtat und dass Lilly mir vor der gesamten Eingangshalle das Demütigenste angetan hatte, was man einem Jungen antun kann, nein ich ärgerte mich auch weiter, dass es überhaupt so weit gekommen war und in diesem Umkehrschluss ärgerte ich mich über mich selber, was mich dann nur noch umso stärker reizte. Das war aber auch ein Kreuz mit diesen Gefühlsduseleien.
Das Ende vom Lied war, dass mein schöner Morgen versaut war. Das Frühstück hatte ich massakriert, die Brötchen konnten dem Gemetzel nicht entfliehen, die Wurst war gevierteilt, der Tee ersäuft, der Käse kaltgemacht worden und das Messer war blutigrot von den Überresten der Erdbeermarmelade.
Ich hatte sogar eine Kerbe im Teller hinterlassen, so sehr hatte mich die Brötchenhinrichtung beschäftigt. Wenn die Tassen nicht so hart gewesen wären, hätte man sicherlich Bisspuren gefunden. Bei jedem Mädchen, dass hereinkam schaute ich grimmig auf, aber die Delinquentin war leider nicht dabei. Ich wusste nicht genau, was ich getan hätte, wenn ch Lilly nun irgendwo gesehn hätte. Wenn ich wirklich darüber nachdachte......, nein das wollte ich dann doch nicht. Es war besser so und es war besser man wähnte sich im Recht und konnte genüsslich eine Rache ausdenken, sie war doch selbst schuld, wenn sie so überreagieren musste und dabei mich heruasforderte? Vielleicht hatte ich aber auch wirklich etwas zu hartes zu ihr gesagt, sonst war es mir doch relativ egal, wer welche Blutgruppe hatte? Aber Gesagtes konnte man eben nicht wieder zurücknehmen....und es tat mir auch gar nicht leid. Überhaupt nicht. Nein, wirklich nicht, wann hatte mir das letzte Mal überhaupt etwas Leid getan? Aber etwas Nagendes war doch da, es verbarg sich gut unter dem Ärger und ich tat alles, damit es vom Ärger überdeckt wurde.
Wie auch immer, ich begann mich immer mehr zu ärgern und schließlich schmiss ich entnevt mein Besteck hin und wollte so schwungvoll wie immer aufstehen, leider erinnerte mich etwas daran, warum ich Lilly unbedingt eins auswischen musste. Nur mit Mühe unterdrückte ich einen kräftigen Schmerzensschrei und biss mir auf die Lippe, was noch zusätzlich wehtat. Ich hielt mich gebückter, als ich es eigentlich gewohnt war, anders tat es verteufelt weh und bemühte mich nicht allzu komisch zu gehen, aber ich konnte nur langsam schleichen. So ein verfluchter Drachenmist, grummelte ich in Gedanken und steigerte mich langsam in eine Wut hinein, die wie ich ärgerlich erkennen musste, eine ziemlich gefrustete Wut war, das war deprimierend denn eigentlich sollte ich doch wütend wegen der Demütigung sein? Stattdessen hatte ich einfach zuviel nachgedacht, etwas was ich sonst eigentlich nicht tat.
Ohne jemanden eines Blickes zu würdigen stakste ich so stolz wie möglich aus der Halle und begab mich rasch in einen Gang hinein, eher wahllos, denn ich wusste noch nicht so genau, wo ich hinwollte. Bemüht mir nicht wiklich etwas anmerken zu lassen, wodurch ich noch blasser wurde als ich ohnehin schon war, war ich nah dran mich an den Wänden festzuhalten, bog ich um die Ecke und sah jemanden an einer Pflanze herumfuhrwerken. Beim näherhinschauen, erkannte ich das es sich um Rani handelte, eine Gryffindor, des Hauses der Tapferen Dummen. Außerdem jemand, die sich mit Slytherins anlegte und die wahrscheinlich die englischen Uhrzeiten nicht verstandn hatte. Ich blieb vorsichtshalber aus der Reichweite ihrer Beine und fand das es nun eine ganz gute Gelegenheit war, ein Ventil zu haben, auf das man etwas kanalisieren konnte. "Dekorierst du schon die fleischfressenden Pflanzen zum Schuljahresbeginn oder wolltest du testen, wie lang dein Schal sein muss, damit dir jemand hintendrauf tritt und dich erwürgt?" Mir war deutlich anzusehen, dass ich derjenige gewesen wäre, der mit Freuden draufgetreten hätte und meine Stimme hatte in etwa den Tonfall eines frostigen Henkerbeils, als ich ihr meine spöttische Bemerkung zum Fraß hinwarf. Diesmal würde das Duell anders laufen....
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Komme von: Rache gibt es auch in den Geschmacksrichtungen sauer, bitter, böse
Der Morgen war wie immer mist. Liegenbleiben konnte ich nicht und aufstehen wollte ich auch nicht. Wie immer war ich viel zu früh aufgewacht. Gequält hatte ich mich als ich aufstand und Richtung Dusche ging. Duschen, waschen, anziehen, alle Sachen zusammen suchen... das morgendliche Durcheinander, welches mich nervte wie ein Moskito am Ohr. Wirklich grausam das Leben.
Naja... nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging es mir doch viel besser. Aber was würde ich als nächstes tun....
Ich dachte noch daran mich wieder hinzulegen, doch als ich das Bett so angesehen hatte, verging mir die Lust darauf...
Also würde ich wohl Frühstücken gehen. Was andere blieb mir ja wohl nicht übrig. Es war ein Freitagmorgen voller Sinnlosigkeit und Langeweile. Ich würde frühstücken und dann noch mal in die Bibliothek gehen. Irgendwas interessantes mußte ich da ja finden. Doch das war ein guter Plan, solange nichts besseres dazwischen kommen würde.
Ich hatte mir ein paar Rollen Pergament in die Tasche gesteckt und war aus dem Gemeinschaftsraum getreten. Den Zauberstab drehte ich kurz zwischen den Fingern während ich eines der Pergamente aus der Tasche zog. Mein Bruder hatte sie mir, um meine Interessen wissend, mitgegeben. Doch das Pergament war leer... entweder wollte mein Bruder mich ärgern oder es stand etwas darauf, was wirklich interessant war.
Ich tippte mit dem Zauberstab auf das Pergament und zischte kurz ein Wort. Von dem Punkt an, wo mein Zauberstab das Pergament berührt hatte schien sich eine Welle auszubreiten. Überall wo sie über die rauhe Oberfläche glitt erschienen Tintenstriche. Das ging solange bis ein Text zu lesen war. Das war die Handschrift meines Bruders. Den Text so simpel zu verstecken paßte nicht wirklich zu ihm... aber na ja, wenn der Herr mal lustlos war.
“Hi Cyle, alles soweit in Ordnung? Hier hab ich mal ein kleines Present für dich. Mutter würde es nicht gefallen, aber dir sicherlich schon. Also viel spaß damit.“, stand in den ersten drei Zeilen.
Danach gab es ein wenig Platz und ein neuer Text fing an.
Während ich mit langsamen Schritten durch die Gänge ging, laß ich den Text. Es ging, wie so oft, um einen Fluch. Dabei stand, daß er in Hogwarts nicht wirklich gelehrt wurde, was das alles schon mal interessanter machte. Doch anbei stand, daß es kein sonderlich gefährlicher Fluch war. Nur schwierig zu zaubern, da er ähnlich des Patronuszaubers, eine gewisse Erinnerung bräuchte.
Eine art Schmerzfluch... er sollte dem Gegner in bestimmten Körperteilen Schmerzen zufügen. Es bräuchte nur eine genaue Erinnerung an einen eigenen Schmerz. Die Stärke der Erinnerung und die des Schmerzes darin, würde ausschlaggebend sein für den Schmerz den das Opfer spürt.
Klang recht simpel, recht ungefährlich und doch recht effektiv. Mit meinen langsamen Schritten ging ich an einer T-Kreuzung entlang und erkannte eine bekannte Stimme.
“ Schal sein muss, damit dir jemand hintendrauf tritt und dich erwürgt?"
Die Stimme war mir mehr als bekannt, auch wenn die Betonung selten zu hören war. Da ich schon mit zwei Schritten an dem Gang vorbei war, hielt ich inne und tat die zwei Schritte wieder zurück. Noch kurz ein Blick auf das Pergament und dann wurde es weggesteckt, wieder in die Tasche.
Als mein Blick auf Damian fiel, kam mir erst die Idee den Fluch an ihm auszuprobieren. Natürlich würde er böse sein, aber interessant würde er den Zauber sicher finden. Doch den Gedanken verwarf ich recht schnell wieder als ich ein neues Opfer ausmachen konnte. Rani Sharma...
Doch auch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Faulheit ...
Dafür ging ich dann langsam in den Gang hinein, bis ich neben Damian stand.
“Guten Morgen ihr Beiden.“, sagte er knapp und lehnte sich an die kalte Wand. Mein Plan für heute Morgen war verworfen... etwas weitaus interessanteres war eingetreten.
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Komme von: Zwischen Himmel und Erde
Nachdem die kleine Inderin und ich uns gestern auf den Weg in die Große Halle gemacht hatten, wo wir uns noch ein Weilchen unterhalten hatten – wobei ich eigentlich nur zugehört hatte, während Rani mir wild gestikulierend einige furchtbar interessanten Geschichten erzählt hatte, deren Inhalte ich mich leider nicht mehr entsinnen kann – war ich sofort ins Bett gegangen, da ich wirklich furchtbar müde gewesen war. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein könnte, einzuschlafen. Am Anfang empfand ich die weiche Matratze des Bettes als wirklich gemütlich, bis ich dann langsam gemerkt hatte, wo ich am nächsten Tag mit Sicherheit einige blaue Flecke haben würde.
Heute wachte ich dann auf. Verdammt, verdammt, verdammt. Wieso passiert mir so was? Verdammte Scheiße! Das war es wohl, was in meinem Kopf herumging, denn mir tat sage und schreibe alles weh. Wahrscheinlich war mein ganzer Körper ein einziger blauer Fleck. Mit Mühe und Not schaffte ich es dann doch, mich aufzurappeln und ins Bad zu humpeln, denn humpeln musste ich wirklich. Dort angekommen erschrak ich. Meine Arme waren übersät mit blauen, violetten und grünlich gelben Flecken, die verdammt weh taten. Ich hasste Treppen. Nein. Ich hasste Brixton! Dieses Arschloch. Nur wegen diesem Mistkerl... Ich atmete einmal tief ein, um mich zu beruhigen. Der Tag sollte doch nicht noch mehr verdorben werden, nur weil meine ersten Gedanken diesem Dreckskerl galten.
So gut wie eben möglich zog ich mich, nachdem ich geduscht hatte. Anschließend frisierte ich mich – was nach etwas längeren Überlegungen nur auf einen ganz normalen Zopf hinaus lief – und begann mich zu schminken, wobei ich beruhigt feststellte, dass keiner dieser unschönen Flecken in meinem Gesicht zu sehen war. Glück im Unglück. Nach ungefähr einer halben Stunde im Bad war ich dann fertig und verließ die Dungeons in Richtung Große Halle, um zu frühstücken. Den ersten Flur benutzte ich nur, um zu üben halbwegs ohne einen verzerrten Ausdruck im Gesicht zu haben, denn fast jede Bewegung tat höllisch weh. Als ich dann den Slytherintisch – das mit den Häusern verstand ich immer noch nicht – erreicht hatte war ich recht zufrieden mit meinem Gang und auch mit meinem Gesichtsaudruck. Das Hinsetzten erwies sich als weitaus schwerer und so schaffte ich es doch nicht, einen leichten Schmerzenslaut zu unterdrücken.
Nach dem Frühstück, welches aus einem Brötchen bestand, verließ ich die Große Halle, nur im ein wenig hilflos in der Eingangshalle stehen zu bleiben. Wohin jetzt? Ich hatte keinen Unterricht, also massenhaft Zeit. Natürlich könnte ich lernen, doch meiner Meinung brachte das nicht wirklich viel, da ich ja nicht wusste, wie weit die hier waren. Also entschied ich mich dafür, das Schloss doch noch ein wenig zu erkunden.
Nach ungefähr einer halben Stunde – diese Treppen waren wirklich fies, zweimal hatte ich fast nicht mehr gewusst, wo ich hin musste, nur weil sie sich verschoben hatten – hörte ich Stimmen. Endlich traf ich mal jemanden und konnte so auch jemanden kennen lernen, denn das war nun wirklich wichtig. Schwungvoll – verdammt, tat das weh – trat ich um die nächste Kurve und stockte erst einmal. Was ich sah, damit hätte ich nicht gerechnet. Als erstes vielen mir die beiden Jungen ins Auge, die ich glaube ich schon einmal am Slytherintisch gesehen hatte, was ich allerdings nicht genau sagen konnte. Das an sich war ja nichts ungewöhnliches, doch dann sah ich Rani, wie sie... an einer Blume fest hing? Automatisch, ohne das ich etwas dagegen tun konnte, lächelte ich ein wenig belustigt. Wie tollpatschig konnte man sein? Jeder konnte mal an einer Blume fest hängen, aber jeder andere würde sich auch schnell wieder davon befreit haben. Wie auch immer, ich ging näher zu den Dreien und begrüßte sie mit einem fröhlichen Guten Morgen. Wobei mein Blick zu dem Jungen glitt, der nicht an der Wand lehnte. Vielleicht hätte ich nicht so fröhlich sein sollen, denn er war es laut seinem Gesichtsausdruck nicht.
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Ich hatte ein wenig an meinem Schal rumgefummelt und ihn zu meinem Bedauern nicht aus den Fängen dieser Pflanze befreien können. So was blödes aber auch! Mit hochkonzentriertem Gesicht stieß ich heftig Luft aus und versuchte, mich nicht aufzuregen. Ganz ruhig, Rani! Ganz ruhig!, dachte ich und hoffte, es würde wirken. Leider wurde ich bei meinem Selbstberuhigungsversuchen gestört, als eine Stimme neben mir ertönte. Ich drehte mich ein wenig zur Seite und wünschte mich sofort woanders hin. Damian Decay. Dem Kerl, dem ich nur allzu gerne aus dem Weg ging. Leider ließ sich das nicht immer bewerkstelligen, was ja wohl diese Situation eindeutig bewies, obwohl das Schloss eigentlich sehr groß war. Himmel die Götter, warum muss denn gerade DER hier auftauchen? Leicht genervt atmete ich aus und hörte auf meinen Schal zu bearbeiten, den ich immer noch nicht befreit hatte.
"Dekorierst du schon die fleischfressenden Pflanzen zum Schuljahresbeginn oder wolltest du testen, wie lang dein Schal sein muss, damit dir jemand hintendrauf tritt und dich erwürgt?", hörte ich die wandelnde Wasserleiche aus Slytherin sagen und kurz legte sich ein komischer Ausdruck auf mein Gesicht. Fleischfressende Pflanzen? Tickt der noch ganz sauber? Der Ausdruck verschwand so schnell wie er gekommen war, bei dem Rest von Damians Worten. Seine Stimme war so eiskalt, dass es mich wirklich wunderte , warum die Luft um ihn herum nicht gefror. Zum fürchten. Aber das war dieser bleiche Slytherin ja sowieso schon immer gewesen.
“Nein du arrogantes Mistgesicht, ich probiere grade aus, wie ich so widerliche Wasserratten, wie du eine bist, am ehesten ins Jenseits befördern kann.“, entgegnete ich kühl und warf ihm einen tödlichen Blick zu. Musste dieser Drecksack denn auch alles kommentieren? Ich ersparte mir jegliche Antwort auf meine Frage. Er war ein Slytherin, was sollte man da schon groß erwarten?
Während ich Damian in Gedanken die Krätze an den Hals wünschte, hatte sich noch jemand zu uns gesellt und grüßte mit einem knappen “Guten Morgen ihr Beiden.“ Und lehnte sich dann an die Wand. Dieser Jemand war, wie auch anders zu erwarten, ebenfalls aus Slytherin und hieß Cyle. Das man diese Bande aber auch nie alleine irgendwo vorfand. Feige Saubande von arroganten Schnöseln!
Ich schenkte dem Neuankömmling ein übertrieben freundliches Lächeln. “Wunderschönen guten Morgen.“, grüßte ich in einem Tonfall zurück, der so eindeutig voller Spott war, dass es selbst dem dümmsten Slytherin aufgefallen wäre. Ich spielte mit dem Gedanken, noch eine Verbeugung zu vollführen, aber dann ließ ich es doch. Die Pflanze hatte meinen Schal nämlich immer noch in ihrem Gewahrsam und wollte ihn ums Verrecken nicht wieder abgeben. Ich begann ernsthaft darüber nachzudenken, ob diese Blume nicht vielleicht wirklich verzaubert war. Möglich war es, sie befand sich schließlich in Hogwarts.
Ich überlegte gerade, wie ich es am besten anstellen könnte, die beiden Störenfriede wieder loszuwerden, als ich eine mir bekannte Stimme vernahm, die mit einem fröhlichen guten Morgen grüßte. Ich drehte mich in diese Richtung und erkannte Nicole. “Guten Morgen. Geht’s dir wieder einigermaßen?“, fragte ich lächelnd, aber auch ein wenig besorgt, denn ich hatte immer noch ihren Sturz vor Augen, der nun wirklich nicht besonders gemütlich geendet hatte. Schon allein bei dem Gedanken daran lief es mir kalt den Rücken runter.
“Na endlich kommt hier mal jemand lang, mit dem man eine vernünftige Unterhaltung führen kann.“, meinte ich dann sarkastisch und warf den beiden Jungs einen vernichtenden Blick zu, ehe ich mich daran machte, den Schal aus dem Geäst dieser verdammten Pflanze zu bekommen. Auf meinem Gesicht machte sich ein Ausdruck von Verbissenheit breit. Ich ließ mich doch nicht von Grünzeug zum Narren halten, verzaubert oder nicht! Langsam begann ich auch etwas Gewalt anzuwenden. “Verdammtes Mistteil...“, murmelte ich.
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Ranis Antwort war so einfallsreich gewesen, wie man es bei einem so dummen Trampeltier erwarten konnte. Nun, ich war ja sowieso schon das Allerletzte, aber Wasserratte war dann doch etwas zuwenig für meinen Bastardstats, den Lilly mir verliehen hatte. Wäre ich nur näher drangewesen, wäre ich ihr an die Gurgel gesprungen und hätte solange zugedrückt, bis aus ihrem breiten Schandmaul kein Wort mehr das Tageslicht erblicken würde. Meine Beherrschung ging so langsam aber sicher den Bach herunter und wenn jetzt keiner kommen würde, konnte sie sich auf den schlimmsten Fluch gefasst machen, der man einer Frau mit schönen Haaren antun konnte. Ich atmete tief und fest ein und beschwor mich innerlich nicht zu explodieren, sondern das Ganze ohne Geschrei über die Bühne gehen zu lassen, vor allem, da ich nicht ganz so agil mehr war, wie noch vor ein paar Stunden. Meine Augen blitzten auf Rani hernieder und sprühten vor Wut und etwas, das man sonst eigentlich bei mir nicht so oft bemerken konnte, es war pure Mordlust, die hier nun einmal ganz ungehindert ihren Weg in meinen Gesichtsausdruck machte. Meine rechte Hand ballte sich knackend zu einer Faust und hätte ich nur ein wenig fester zugedrückt, hätten sich meine Fingernägel in die Haut gebohrt.
Es war natürlich nicht so, dass mich ihre Antwort besonders hart traf, sie hatte eher das Pech der Funken zu sein, der mein inneres Feuer zum Ausbruch brachte, ein Feuer, das die letzte Zeit besonders stark geschwelt hatte und Rani war nun einfach die Person, die alles abbekommen sollte. Aber Rani hatte Glück, sie sollte ihre Haare heute noch behalten, jedenfalls für dieses Mal hielt ich etwas davo den Zauberstab zu zücken, denn davor stand ich kurz. Ironischerweise war es ein weiterer Slytherin, der Rani vor meinem auberischen Genius rettete. Noch gerade rechtzeitig erinnerte ich mich daran, dass ich nicht vor Publikum meine besten Flüche loswerden wollte und so entspannte ich meine duellbereite Zauberhand, die nur ein Stück über meinem Zauberstab schwebte. Ich nickte Cyle knapp zu, ich musste ihm sowieso noch erklären, warum ich gestern so schnell abgehauen war, auch das noch. Sowie ich daran dachte, stieg mein Wutpegel nochmals um einige Grad. Dieser Tag war endgültig im Eimer. Mein Mund war nur noch ein dünner Strich, denn wenn ich ihn jetzt aufmachen würde, dann würde ich sowas von explodieren, dass es nicht mehr feierlich sein würde. Ich kannte das schon zur Genüge und jedesmal hatte es mir nichts als Ärger eingebracht.
Deshalb kramte ich eher in meiner Gedankenkiste,um eine geignete Beleidigung für Rani zu finden. Dies würde mich zwar nur etwas beruhigen, aber von diesem gefährlichen Pegel herunterzukommen, war jetzt überlebenswichtig.Um die Sache noch toller zu machen, gesellte sich noch jemand zu uns, eine Syltherin wie ich erkannte und jemanden, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Na toll, da war ich ja in der besten Stimmung, um mich angemessen zu präsentieren. Wie auch immer, sie bestärkte mich nur noch darin, das positive Denken einzuschalten und die Gefühle zurückzudämmen.Auch ihr nickte ich zu, übrigens eine geniale Methode um nicht zu unhöflich zu wirken. Nachdem Rani Cyle auch einen guten Morgen gewünscht hatte, beschäftigte sie sich mit der Neuen, sie schien sie schon zu kennen, das war natürlich fatal und nicht sehr gut. Aber das war alles nun nebensächlich, denn ich konzentrierte mich darauf eine angemessene Antwort zu finden. War Rani nicht diejenige gewesen, über die mir einmal jemand aus Gryffindor erzählt hatte? Er hatte das zwar nur beiläufig egesagt, aber es schien als ob ihre Mutter ebenso wie meine nicht mehr am Leben war. Schon wieder eine Familienbeleidigung also. Ob mir das nochmal eine Ohrfeige einbringen würde? Wenn sie das täte, dann konnte ich echt für gar nichts mehr garantieren und dann würde es mir auch egal sein, wenn Dumbledore hinter mir stehen wüde.
"Wenn du dir schon Tötungsmethoden ausdenkst, dann sollest du aber auch solche nehmen, wo du nicht in Gefahr bist von deinem eigenen Schal erwürgt zu werden.." begann ich in Richtung Ranis, mit hohler und außerordentlich bemüht ruhig klingender Stimme, ein Tonfall der deutlich machte, dass ich mich mit äußerster Kraft am Rande eines Vulkanausbruchs bewegte."Aber vielleicht hast du es ja auch darauf abgesehen ins Jenseits zu gelangen, um dich bei deiner lieben Mami auszuheulen." Ich wurde langsam aber sicher lauter und ich glänzte in vollendeter Gemeinheit. Das war nicht mehr wie bei Lilly, wo ich noch mit geschliffenen Worten das Ganze zu ummanteln versucht hatte, nein das war pure Grobheit und ich konnte nicht mehr aufhören, so sprudelte der ganze Frust aus mir heraus."Die freut sich bestimmt schon darauf, dass ihre liebe Tochter ihre eigene Dummheit geerbt hat. Hat sie sich auch mit ihrem Schal aufgehängt oder musste jemand nachhelfen? Nein, mit so einem Bauerntrampel wie dir hätte sich bestimmt jede Mutter den Tod herbeigesehnt! Aber mach dir nichts draus, irgendwo im Himmel lachen sie sicherlich fröhlich.... über dich." Ich lachte hässlich, das tat sehr gut, einmal alles abzuladen, was man so im Laufe des Tages gesammelt hatte, auch wenn das Niveau unterste Schublade war, das war im Moment aber auch herzlich egal, ich wollte Rani nur so schlimm verletzen, wie es irgend ging und anders als bei Lilly konnte ich das tun, ohne dabei so ein komisches nagendes zweifelndes Gefühl zu verspüren.
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Ich hatte damit gerechnet das Damian schlechte Laune hatte. Der Tonfall seines Satzes, den ich noch bruchstückhaft mitbekommen hatte, zeigte deutlich daß mein Treiberkollege schlechte Laune hatte.
Er nickte mir nur knapp zu und schien sich ein wenig zu entspannen. Eine sonderbare Spannung wich aus seinen Armen.
Ich war mir dessen sicher, daß nicht unbedingt diese Rani der Auslöser für Damians Verhalten war.
“Mistgesicht..“
Ich fühlte mich auf sonderbare Art und Weise in mein Kleinkindalter zurückversetzt... Mistgesicht, Hohlgurke, Pupsmann ... das waren Zeiten, als man seine Wut in komischen und abnormen Worten herausließ. Nun einige scheinen dieser Art von Ventil noch nicht entwachsen zu sein.
Die Logik wollte mir auch nicht in den Kopf... aber nun denn... von jemanden aus dem Hause des Löwen konnte man kaum logisches Verhalten erwarten. Es war schon bemerkenswert, wie ein Mensch zu seinem Hause paßte. Das handeln aus reinem Instinkt war das der Gryffindors. Das beste Beispiel schien man hier zu erkennen... doch genug der sozialwissenschaftlichen Überlegungen, Damian schien zu einem Konter auszuholen...
Doch erst war Rani mir ein überschwengliches und von Spott triefendes Guten Morgen entgegen. Wundervoll, wenn man begrüßt wurde. Es zeigte immerhin von einem Funken Vernunft...
Damians Worte gefielen mir irgendwie... natürlich waren sie gemein, fies und auch ein wenig zu hart. Doch was sollte man machen... einmischen würde ich mich nicht, wozu auch? Noch mehr Anstrengung? Sinnloser Krafteinsatz? Ich lehnte einfach weiterhin an der Wand und lauschte den Worten Damians, wie sie förmlich ausgespuckt wurden.
Irgend etwas mußte dem lieben Damian aufs Gemüt geschlagen haben. Sein Gesicht war ein wenig weißlich und sein Stand... ja doch er stand komisch. Er stand als hätte er ... innerlich mußte ich einfach losprusten. Der Gedanke war allein komisch genug. Sobald Damian seinen Frust abgelassen hatte würde ich ihn ein wenig ausquetschen... das würde sicher interessant werden.
Zu unserer kleinen Gruppe gesellte sich jemand anderes. Eine Frau, oder ein junges Mädchen. So genau konnte man das in diesen Alter wohl nicht bestimmen... diesem Alter? Herrgott, wie alt war ich? Ich wurde bald Zwanzig, ja sicher, aber so alt war ich doch auch nicht, daß ich so sprach. Auch egal..
Ich wandte meinen Kopf nur einmal zu ihr, während meine freie Hand in der Tasche des Umhangs noch mit dem Zauberstab spielte. Sie war recht hübsch... ja doch, wirklich Hübsch.
“Guten Morgen.“, antwortete ich knapp und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ehe ich Ranis Stimme hörte. Sie schien diese Person zu kennen... was schon mal nichts gutes bedeutete. Freunde von Rani waren meist wie Rani... einfach nur... ja wie? Einfach nur Gryffindors... mehr konnte man dazu nichts sagen. Allein der Name umfaßte Hunderte von Eigenschaften die entweder sinnlos oder einfach nur trottelig waren. So wie Rani, welche sich mit einem Schal im Busch verfangen hatte.
Was nun? Sie begrüßte die Fremde, welche ich auf der Schule noch nie wirklich gesehen hatte, obwohl sie nur ein klein wenig jünger war als ich, und wurde sofort wieder von Damian zugebombt. Hachja ... ich fand zwar, daß ich schon gut reden konnte. Aber wenn es um das heraufholen von Beleidigungen oder Erniedrigungen ging, war Damian einfach unschlagbar.
Als die Fremde zu uns getreten war sah ich sie abermals an.
“Cyle und der leicht gereizte Kerl hier heißt Damian.“, stellte ich erst mich, wobei ich mit dem Daumen meine Brust berührte und dann Damian vor, auf welchem ich kurz zeigte. Das war eigentlich überflüssig, denn erstens, war nur noch ein weiteres männliches Wesen hier und zweitens war er das einzige männliche Wesen, welches ungemein gereizt war.
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Am Anfang verfolgte ich das Gespräch noch ein wenig amüsiert, welches sich zwischen dem Slytherin und Rani entwickelte. Das Lächeln klebte förmlich an meinen Lippen, denn unterhaltsam fand ich es allemal. Auch hätte ich nie gedacht, dass es sich so zuspitzen würde. Ich hielt es für eine kleine, aber harmlose Auseinandersetzung, ein kleiner, bedeutungsloser Streit, nichts weiter. Allerdings änderte sich das, als ich die Worte des Kerls hörte. Mein Lächeln gefror mir auf den Lippen, sodass man mir deutlich ansah, dass ich nun nicht mehr gut gelaunt, sondern geschockt war. Ja, ich war geschockt. Normalerweise würde es mich nicht weiter stören, wenn jemand einen anderen beleidigte oder auf irgendeine Weise nieder machte, nein, ich hatte selbst oft genug Spaß an so etwas. Dieses Mal allerdings war ich strikt dagegen.
Dieses Dagegensein konnte ich sogar begründen. Erstens: Rani war bis jetzt die einzige Person auf diesem verdammten Schloss, die ich halbwegs mochte, auch wenn sie einem manchmal auf die Nerven gehen konnte. Zweitens: Ich bin ein Familienmensch. Es gibt für mich fast nichts Schlimmeres, wenn jemand meine Familie angriff, ein Grund, weswegen ich selbst es auch vermied, andere durch ihre Familie anzugreifen und zu verletzen. So auch hier. Es war niveaulos. Furchtbar niveaulos. Hinzukam, dass die Mutter der Inderin wohl verstorben war, wie ich es aus den Worten des Slytherins vernommen hatte. Das ging zu weit, das ging eindeutig zu weit.
Mein Lächeln verblasste nun vollständig, meine Augen fixierten den Gegner und meine Stimme klirrte förmlich vor Kälte. “Ich hätte nie gedacht, dass es Menschen gibt, die ihren Ärger auf andere auf völlig niveaulose Weise an Dritten auslassen und sich damit vielleicht auch noch für toll halten. Glaubst du wirklich, du solltest dir so etwas erlauben, nur weil sie einen wunden Punkt hat? Fühlst du dich dadurch stark, oder mächtig?“ Meine Stimme war nur zum Ende hin etwas lautergeworden, was allerdings keine Wirkung auf die Kälte hatte, mit der ich sprach. In meinen Augen funkelte es gefährlich und Leute die mich kannten würden wissen, was das bedeutete. Ich war verärgert, sehr verärgert, wenn nicht zu sagen zornig. Doch noch hielt es sich einigermaßen in Grenzen. Nicht ich wurde persönlich angegriffen, sondern jemand anders. Hätte dieser Kerl das zu mir gesagt, so würde er sich schon jetzt wünschen, nie geboren worden zu sein. Dies war nur eine kleine Warnung, ein Hinweis darauf, dass ich nicht auf seiner Seite stand.
Dann vernahm ich die Worte des andern Jungen, der sich wohl dafür entschieden hatte, sich heraus zu halten. Als wäre zuvor nichts gewesen lächelte ich ihn freundlich an und nickte. “Ich bin Nicole. Und ich glaube ‚leicht gereizt’ drückt seine momentane Gefühlswelt nicht sonderlich gut aus.“ Die Kälte war verschwunden aus meiner Stimme, geblieben war pure Freundlichkeit, vielleicht ein wenig gepaart mit Interesse. Ich hatte nicht vor, mir gleich in der ersten Woche die gesamte Schule – mit Ausnahme von Rani – zum Feind zu machen. Außerdem sah er auch recht gut aus, was einem Jungen bei mir sofort am Anfang schon ein paar Pluspunkte einbrachte.
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Mittlerweile zog und zerrte ich schon fast an meinem Schal, bis dieser mit einem gemeinklingenden Ratsch zwischen den Ästen hervorkam. Eine Naht war bei der Befreiungsaktion gelöst worden und nun hingen ein paar verlorene Fäden herunter. Mit etwas unglücklichem Blick betrachtete ich den Schal in meinen Händen. Große Klasse!
Damian hatte die ganze Zeit über geschwiegen aber sein Blick sprach Bände. Unbemerkt atmete ich einmal tief ein, denn der Slytherin sah aus, als würde er mir am liebsten ein Messer in den Bauch rammen und es genüsslich noch ein oder zweimal herumdrehen. Mir wurde ein wenig übel bei dem Gedanken und so war ich wirklich heilfroh, dass Cyle und Nicole aufgetaucht waren. Wer weiß wie weit dieser Kerl gegangen wäre..
Die Wasserleiche sagte auch weiterhin nichts und ich begann mich zu fragen, ob es ihm die Sprache verschlagen hatte. Eigentlich war das ausgeschlossen, denn gerade Damian war dafür bekannt einfach NIE die Sprache zu verlieren. Deshalb wunderte es mich umso mehr, dass er auf meine Worte hin schwieg.
Als ich dachte, es käme seinerseits gar nichts mehr und schon zu einer spöttischen Bemerkung ansetzen wollte, öffnete er doch noch seinen Mund und was er sagte ließ mich ihn zornig anfunkeln. Gerade wollte ich ihm irgendwas beleidigendes an den Kopf werfen, aber er redete einfach weiter. "Aber vielleicht hast du es ja auch darauf abgesehen ins Jenseits zu gelangen, um dich bei deiner lieben Mami auszuheulen." Mein zuvor geöffneter Mund schloss sich langsam und mein Gesicht wurde etwas blasser. Woher wusste dieser widerliche Scheißkerl bloß, dass... Das konnte nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein. Mein Atem ging schneller und ich schaute Damian einfach nur an.
"Die freut sich bestimmt schon darauf, dass ihre liebe Tochter ihre eigene Dummheit geerbt hat. Hat sie sich auch mit ihrem Schal aufgehängt oder musste jemand nachhelfen? Nein, mit so einem Bauerntrampel wie dir hätte sich bestimmt jede Mutter den Tod herbeigesehnt! Aber mach dir nichts draus, irgendwo im Himmel lachen sie sicherlich fröhlich.... über dich." Wie konnte er es wagen? Wie konnte dieser Slytherin es wagen so über meine Mutter zu sprechen? Völlig entgeistert sah ich ihn an. Ich sah nur noch diese widerliche und hämische Visage von dem Slytherin, von der jetzt auch ein hässliches Lachen kam. Ja, er fühlte sich gut, er kam sich vor wie der Beste. Hatte ich gedacht ich hätte ihn vorher schon gehasst, so wurde ich nun eines besseren belehrt. Ich hatte ihn einfach nicht leiden können, aber jetzt hasste ich ihn. Ich hasste ihn wie man einen anderen Menschen nur hassen kann und wünschte mir für ihn den schmerzvollsten Tod herbei.
Mein Köper war, während Damian mir seine Gemeinheiten ins Gesicht schleuderte, erstarrt und der Schal war mir aus den Händen gerutscht und zu Boden geglitten. Ich hatte es jedoch nicht mitbekommen. Ebenso wie ich Nicoles Wutausbruch nicht realisierte. Alles zog an mir vorbei, in meinem Kopf hallten Damians Worte wieder. ihre eigene Dummheit.... mit ihrem Schal aufgehängt... lachen sie sicherlich fröhlich über dich.. All das flog in meinem Kopf herum und vertrieb alles andere. Mein Blick war starr auf Damian gerichtet, aber es war als würde ich durch ihn hindurch sehen. Seine Worte ließen mich nicht los und ich war entsetzt, wie ein einzelner Mensch zu so etwas fähig war.
Körperlich verspürte ich nun nichts mehr, hätte man mich geschlagen oder gekniffen, so hätte ich es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Eine unbeschreibliche Leere breitete sich in mir aus und das Gefühl des Verlustes und unendlicher Trauer kam wieder. So lange hatte ich es nicht mehr gespürt.
Dann stürzte alles über mir ein und auf meinem Gesicht war nur ein Ausdruck von Schmerz zu lesen. Tränen stiegen hoch und liefen ungehalten über meine Wangen. Alles verschwamm vor meinen Augen. Ich hob meine rechte Hand und presste deren Handrücken an meinen Mund, aus dem nun ungehaltene Schluchzer kamen. Meine Beine schienen mit einem Mal ihre Kraft verloren zu haben und ich sackte auf dem Boden zusammen, wo ich auf den Knien sitzen blieb. Meine Schultern zuckten unter meinen Schluchzern, mein Kopf war gesenkt und meine Haare fielen nach vorne, wie ein Sichtschutz. Es kamen immer mehr Tränen. Es war fast so, als wären die Tränen ein Bach und meine Augen die Quelle, aus dem dieser entsprang. Eine immerwährende Quelle, die niemals versichte.
Mein ganzer Körper war taub, taub von dem Schmerz, den ich empfand. Ich fühlte nichts von Scham, Erniedrigung oder Wut. Nur Schmerz und Trauer über einen Verlust, einen Verlust der mein Leben so gravierend geändert hatte und es für ewig beeinflussen würde.
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Es war eigentlich nicht gut vor vielen Leuten die schmutzige Seite herauszukehren, denn damit schadete man sich eigentlich nur selber, aber was sollte ich machen? So leicht war es nämlich gar nicht die Wut zu unterdrücken und heute war es anscheinend zuviel gewesen und ich konnte nicht immer alles kühl wegstecken, wie andere Leute. Das war ein großes problem und auch wenn ich daran arbeitete diese Ausbrüche auf ein Minimum zu reduzieren, so sehr wusste ich, dass ich das wohl nie ganz in den Griff kriegen würde. Außerdem war das hier immer noch sehr harmlos gewesen, aber wenn Cyle und die Neue nicht aufgetaucht wären, hätte es durchaus noch schlimmer kommen können und so weit wollte ich ich eigentlich nicht gehen, wen ich keine ausreichende Rückendeckung hatte. Das war auch ein großes Ärgernis, das ich nie genau wusste wann ich genug von allem hatte und dann so furchtbar wütend wurde, aber nun würde ich mich wohl hüten müssen, die Streits mit Lilly so eskalieren zu lassen. Wenn sie überhapt noch mit mir streiten wollte, aber diesen Gedanken klammerte ich sofort aus, wen ich daran dachte fühlte ich mich sehr merkwürdig, fast als müsste ich mich entschuldigen. Aber genug davon.
Rani hatte es endlich geschafft ihren Schal zu befreien, aber nicht ohne das Textil ein wenig zu beschädigen. Man konnte immer nur darüber staunen, warum manche Leute immer den komplziertesten Weg nahmen. Wenn ich diese nievaulosen Beleidigungen bei Lilly angebracht hätte, dann wäre ich vermutlich im Krankenflügel gelandet, aber bei Rani hatte ich hier wohl gerade ihren absolut verwundbarsten Punkt gefunden, wie nun jeder sehen konnte. Darüber konnte ich nur staunen, aber ich verbuchte es als Erfolg und markierte es in Gedanken stark, falls ich beim nächsten Mal doch nicht auf meinen Zauberstab vertrauen musste. Es war wie in einem ganz normalen Roman, nur dass man hier einen Tränenausbruch in realer Form sehen konnte, der aber in geradezu sensationeller Form mit der klassischen Variante eines Zusammenbruchs übereinstimmte. Zuerst das fassungslose Anstarren, das zu Bodenfallenlassen von in de Händen gehaltenden Gegenständen und als krönenden Abschluss das Zusammensacken auf dem Boden in einer Tränenflut. Einen Moment lang überlegte ich mir, ob ich nicht Applaus klatschen sollte, für mein Genie und ihre theatralische Vorstellung, aber dann ließ ich es doch bleiben und blickte nur lächelnd auf sie herab.
Aber als sie mich so anstarrte und mich gar nicht mehr wahrzunehmen schien, wusste ich genau, dass ich sie wirklich über alle Grenzen hinweg nicht nur beleidigt, sondern so tief verletzt hatte, wie man nur einen Menschen verletzen konnte.....meine Güte war ich gut! So sollte es eigentlich immer laufen, wenn jemanden einfac nur fertig achen wollte und wie ich es schon fter getan hatte. Es war hier nur Ironie des Schicksals, dass ich sie mit den Waffen gesclagen hatte, die mich selber zerstören konnten, aber auch diesen Gedanken verdrängte ich, dari war ich scon iemlich gut drin. Aber ich fühlte schon, wie die ganze Anspannung aus mir wich und der Ärger zusammenschrumpfte, die Wut machte einem sonderbaren Gefühl von Frieden Platz und für einen wunderbaren Augenblick konnte ich praktisch die Macht spüren, die ich über Ranis Schmerz gehabt hatte. Doch noch immer nagte etwas an mir und es machte mich verrückt, dass die Macht dies nicht verdrängen konnte und noch schlimmer, ich konnte einfach nicht aufhören daran zu denken.
Ich starrte nachdenklich auf Rani hinab, Nicoles empörten Einwurf wollte ich aber nicht komplett ignorieren, aber in meiner derzeitigen Laune konnte ich nichts böses darauf antworten, wie ich es sonst gesagt hätte, zum Beispel, dass sie am Besten wieder zurückgehen solle und mit ihren Puppen spielen oder das sie doch ihre rosarote Brille absetzen müsse oder soetwas in der Art. Stattdessen sagte ich tonlos eher zu mir selbst als zu ihr: "Ich fühle...gar nichts..". Das war nur zu wahr. Stark fühlte ich mich im Moment wahrlich nicht und mächtig auch nicht, dazu waren meine Gedanken viel zu verzweigt. War ich stark, wenn ich gerade meine Schwäche gezeigt hatte? War ich mächtig, wenn ich nicht stark war? War Rani nicht viel stärker als ich, der ich keine Gedanken an meine Mutter zulassen durfte? War es schwach Gefühle nicht zuzulassen? Damit floh ich, wandte mich um und ging, ohne noch einen Blick zu verschwenden, ich musste einfach weg und nachdenken oder lieber nicht nachdenken, sondern einfach schlafen, denn bei jedem Denken kamen mir Zweifel und Überlegungen, die ich nicht haben wollte. Lilly, Schwäche....Stärke...Macht...Gefühle...
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“Nicole...“, ließ ich mir den Namen nochmals durch den Kopf gehen. Ein recht wohlklingender Name. Kurz wanderten meinen Augen noch mal über die Gestalt, welche diesen Namen trug, bis der Blick wieder in ihrem Gesicht hängen blieb. Ein wohlklingender Name für eine doch recht hübsche Frau.
Ja der Name paßte zu ihr...
Zum Rest des Satzes sagte ich nichts weiter sondern ließ ihn einfach so stehen. Leicht gereizt traf es wirklich nicht. Damian schien sich ordentlich auszutoben. Und Rani schien vollkommen den Geist aufzugeben.
Tränen schossen ihr in die Augen, Schmerz zog sich durch ihr Gesicht und als sie ihren Schal aus den Klauen der Pflanze befreit hatte, sank sie hinab auf die Knie. Das war ein Anblick. Wenn man so einen Anblick doch öfters genießen konnte. Nicht daß es mir gefiel, das die Inderin einen Nervenzusammenbruch hatte. Nein vielmehr die Tatsache, daß sie auf Knien vor drei Slytherins lag, gefiel mir.
Aber das gehörte wohl auch nicht hierher. Eine gewisse Bosheit wohnte schließlich auch in mir, doch das ging ein wenig zu weit. Nicht daß ich den lieben Damian jetzt sanktionieren würde, aber ich hatte ein wenig Mitleid mit der kleinen Rani.
Aber so wirklich kannte ich solche Situationen nicht und konnte dementsprechend auch nicht damit umgehen. Außerdem wußte ich ja nicht, was für einen Nerv Damian da getroffen hatte. Die Vergangenheit von Mitschülern, besonders von Schülern aus anderen Häusern, weckte bei mir genausoviel Interesse wie der Bart des Schuldirektor. Praktisch Null...
Damian hatte sich abgewendet, noch kurz ein paar Worte gesagt und verschwand dann. Ich konnte die Wut förmlich spüren.. aber selbst die würde sich legen. Irgendwann und bis dahin sollte man ihn wohl in Ruhe lassen.
Hier bei den beiden Damen war es sowieso viel interessanter. Eigentlich nur bei einer der Damen. Von Rani wanderte mein Blick wieder zu der weitaus interessanteren Nicole, ehe er wieder auf der Inderin zu ruhen begann.
Was konnte ich nun wohl tun? Ihren Schal wieder flicken, sie Zwangsaufrichten, ja sicherlich, mit Zaubereien konnte ich viel, doch solche Situationen waren mir mehr oder weniger unbekannt. Ich würde wohl Nicole den Vortritt lassen. Es schien mir sowieso weitaus sinnvoller, da die beiden augenscheinlich einen besseren Kontakt pflegten als ich und Rani. Was auch nicht schwierig war. So wirklich stand ich ihr jetzt vielleicht das Dritte oder Vierte mal in meiner gesamten Schullaufbahn gegenüber.
Einen Schritt trat ich auf Rani zu und blickte Nicole ein wenig erwartungsvoll an, ehe ich in die Hocke ging und so fast Zwei Meter von Rani entfernt war. Zwar fast auf Augenhöhe aber noch ein klein wenig entfernt.
Ich schloß für einen Moment die Augen und überlegte, was ich tun könnte. Eine wirklich be...scheidene Situation. Doch ich fühlte mich irgendwie dazu verpflichtet etwas zu tun. Also ging ich in der Hocke noch einen Schritt auf sie zu und legte die Hände an ihre Schultern.
Was tat ich da... ich hockte hier vor einer Rani Sharma, die ich eigentlich absolut unsympathisch fand und war im Begriff etwas zu tun, was ich kaum tun würde. Meine Hände lagen auf ihren Schultern, als würde ich versuchen durch körperliche Nähe Trost zu spenden. Spätestens in dem Moment, wo sie erkennen würde wer sie da berührte, würde sie sicherlich ausflippen. Aber irgendwie war das doch egal... Mitleid war ein ungeheurer Antrieb...
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Eine Weile sah ich noch zu Cyle, der meiner Meinung nach wirklich gut aussah und so etwas ging blieb bei mir ja nicht ohne Aufmerksamkeit. Allerdings hätte ich mich wirklich gefreut, wären wir uns unter anderen Umständen begegnet, denn im Moment galten meine Gedanken eher Rani, die, nachdem sie ihren Schal befreit hatte – nach dem er gerissen war – langsam zu Boden sank und es erinnerte mich schmerzlich an mich selbst. Wir waren uns das erste Mal begegnet, als ich so auf dem Boden saß, Tränen über meine Wangen liefen und ich nicht mal mehr in der Lage gewesen war, auch nur zu merken, dass jemand bei mir war. Das war ein Scheißgefühl, wirklich. Auch wenn ich normalerweise nicht mit solchen Wörtern um mich warf, so konnte man es nur so beschreiben. Wahrscheinlich war es bei Rani anders als bei mir, doch ich konnte es so ungefähr verstehen und ich würde – egal, wer so vor mir sitzen würde – nicht einfach abhauen, wie Damian es nun tat. Doch bei ihm war es wohl besser, ich glaubte nicht, dass es der Inderin wesentlich besser gehen würde, würde er hier bleibe, doch darüber musste ich mir keine Gedanken machen, es gab nur wirklich Wichtigeres.
Cyle warf mir einen erwartungsvollen Blick zu, welcher mich veranlasste näher zu kommen. Doch bevor ich sonst noch irgendetwas tun konnte, ging er schon in die Hocke, erst in ein paar Metern Entfernung, doch diese Meter überbrückte er dann auch, um Rani seine Hände auf die Schultern zu legen. Sonst tat er nichts, wirklich nichts. Er sah sie einfach nur an. Typisch Mann! Genau das ging mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Es war sicher gut gemeint, doch davon allein würde es ihr sicher nicht besser gehen, also setzte ich mich – unter Schmerze wohl gemerkt, denn mir tat immer noch alles weh – neben die Kleine und legte meinen linken Arm um ihre Schultern.
“Alles wird gut.“ Meine Stimme war nur ein kleines Flüstern und während ich diese nun wirklich ausgekauten Wörter sagte strich ich ihr leicht über die Haare. Vielleicht hörten sich die Worte für Cyle auch so an, als wolle ich nur irgendetwas sagen und das war das erste, was mir eingefallen war, doch so war es nicht. Ich kannte das nur allzu gut. Wie einfach und bedeutungslos solche Phrasen auch waren, sie halfen trotzdem. Manchmal holten sie einen auch einfach in die Realität zurück, aber sie zeigten zumindest das jemand da war. Und genau das brauchte die Inderin nun sicherlich. Sie musste wissen, dass jemand für sie da war, dass sie nicht alleine hier war.
“Er ist nur irgendein Dummkopf, der nicht weiß, was er sagt. Mach dir deswegen keinen Kopf, das ist er nicht wert.“ Das Problem, welches ich hatte, war, dass ich keine Ahnung hatte, was genau der Auslöser für Ranis Zusammenbruch war. Waren es seine Worte gewesen? Eine Erinnerung? Der Schmerz, der nach dem Tod ihrer Mutter in ihr steckte? Was war es gewesen? Würde ich das wissen, dann könnte ich ihr sicher besser helfen.
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Mit Tränen überströmtem Gesicht saß ich auf dem Boden und war nicht in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Was um mich herum passierte merkte ich nicht, nahm es nicht wahr. Es war, als wäre ich nicht wirklich da, als wäre ich nur körperlich anwesend. So, als wäre mein Körper eine leere Hülle. Das Gefühl der Leere war allerdings nicht mehr vorhanden. Stattdessen spielte meine komplette Gefühlswelt verrückt. In meinem Kopf hallten immer noch Damians Worte wieder und vor meinem geistigen Auge sah ich meine Mutter. Als wäre das noch nicht genug erschienen nun auch noch Bilder von meinem Traum, der mich vorletzte Nacht geplagt hatte. Es war der blanke Horror. Ich wollte, das die Bilder verschwanden, dass die Worte meinen Kopf verließen und mich in Ruhe ließen. Doch ich schaffte es einfach nicht sie zu verbannen. Alles blieb und quälte mich. Diese Qual konnte ich am ganzen Körper spüren und ich wünschte mir die Taubheit zurück, die mich zuvor noch von mir Besitz ergriffen hatte.
Sie ist weg... Sie wird niemals mehr zu dir zurück kommen... niemals... du bist alleine... Ich versuchte die Stimme in meinem Kopf ruhig zu stellen und scheiterte kläglich bei diesem Versuch.
Mittlerweile stützte ich mich mit einer Hand auf dem Boden ab, während ich meinen rechten Handrücken immer noch gegen meinen Mund presste. Tränen liefen weiter über mein Gesicht und brannten wie Feuer auf meinen Wangen. Meine Augen waren rot und verquollen, von den vielen Tränen und mein Hals tat vom vielen Schluchzen weh. Meine Atmung ging unregelmäßig und schwer und mein Herz pochte, dass es fast schon schmerzhaft war. Ich fühlte mich elend und ausgelaugt.
Noch immer nahm ich meine Umgebung nicht wirklich wahr und so bemerkte ich auch nicht, dass Damian einfach ging. Auch hörte ich seine letzten Worte nicht mehr, denen ich, wenn ich sie verstanden hätte, wohl nur zustimmen konnte. Es würde mich wundern, wenn eine Person wie Damian überhaupt so etwas wie ein Herz oder ein Gewissen hatte.
Dann spürte ich ein Gewicht auf meinen Schultern, es waren Hände. Ich hob leicht meinen Kopf, konnte aber durch den Tränenschleier nur schemenhaft eine Gestalt erkennen. Ich blinzelte ein paar mal, um mir eine klare Sicht zu ermöglichen. Es war recht schwierig, denn es flossen noch immer Tränen und so war es schwierig die Gestalt zu benennen. Ich kam auch nicht darauf, dass es Cyle war, der vor mit hockte, denn zum logischen Denken war ich grade nicht fähig. Aber die Hände, die auf meinen Schultern ruhten, zeigten eine gewisse Wirkung. Es war nicht so, dass sie mich durch und durch beruhigten, aber es war, als ob sie mich daran hinderten, noch tiefer in das bodenlose Loch von Trauer, Einsamkeit und Schmerz zu versinken. Meine linke Hand legte sich auf die, die auf meiner linken Schulter lag und hielt diese umschlungen, als würde ich mich festhalten. Schließlich spürte ich, wie sich ein Arm um meine Schultern legte und jemand sanft über meine Haare strich. Auch vernahm ich dabei eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Ein kleines Gefühl von Freude überkam mich, als ich die Stimme erkannte und ich legte meinen Kopf auf Nicoles Schulter, während ich Cyles Hand immer noch festhielt.
“Er ist nur irgendein Dummkopf, der nicht weiß, was er sagt. Mach dir deswegen keinen Kopf, das ist er nicht wert.“ Ja, er war ein Dummkopf, aber er hatte ganz genau gewusst, was er gesagt hatte. Er hatte verletzen wollen und er hatte es geschafft. Und auch das wusste er. Trotzdem nickte ich leicht, denn ich war zu schwach, um zu widersprechen.
Langsam ließen die Tränen nach bis es kein Bach mehr war, der meine Wangen hinablief und eine brennende Spur hinterließ. Mit ausdruckslosem Gesicht blickte ich starr zu Boden, ehe ich meine Augen schloss. Ich wurde von einer Müdigkeit übermannt, wie ich sie nicht kannte. Es war nicht so, dass ich das Bedürfnis hatte zu schlafen, es war... ja.. wie war es denn? Ich fühlte mich matt und schlapp und eben müde. Unsagbar müde.
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Am liebsten hätte ich gerade irgend etwas in die Luft gesprengt oder gemeuchelt. Warum nur erschien so eine Situation immer dann, wenn ich in der Nähe war. Und warum war ich, wenn ich in der Nähe war immer darin verstrickt. Und warum war ich, wenn ich darin verstrickt war, immer dazu berufen irgend etwas zu tun. Warum ...
Ewiges Geschwafel meinerseits. Ich hätte das stehen bleiben können und mir das Leid der Gryffindor genüßlich anschauen können. Aber Nein...
“Sehr genial Cyle. Immer mußt du Helfen. Gleich bereust du es eh wieder und suchst dir ein Lebewesen an dem du irgend etwas auslassen kannst.“, fluchte ich innerlich mit mir und sah wie sich Nicole neben Rani kniete.
“Danke ... danke ... DANKE“, brüllte ich innerlich, da ich jetzt nun nicht allein hier kniete.
“Alles wird gut...“ Was zur gefrorenen Hölle war das? Ein Kind fiel hin, alles wird gut. Ein Glas zerbricht, alles wird gut.
Was hatten diese Worte jetzt hier zu suchen? Natürlich wurde alles wieder gut. Rani würde sich jetzt sicherlich nicht aus dem nächst besten Erdgeschoßfenster stürzen. Darüber hinwegkommen würde sie sicherlich. “Aber hey, Nicole ist eine Frau..“, sprach ich zu mir selber ehe ich von einem “Und zwar eine sehr attraktive .“, unterbrochen wurde. Den Gedanken fegte ich fürs erste weg und widmete mich wieder dem eigentlichen. “Sie wird sicher einfühlsamer sein als ich.“, dachte ich den Satz zu Ende, ehe sich eine Hand auf meine legte.
Etwas perplex wanderten meine Augen von der Hand, den Arm entlang bis zur Schulter hin. Das war Ranis Hand ...!?
Als würde eine Bowlingkugel meine Gedanken wie Kegel auseinander werfen blickte ich auf die Hand.
Ich war einfach nicht für solche Situationen geschaffen. Bitte ein Drache, ein Dementor, ein Werwolf ... egal was. Ich brauch was um hier wegzukommen. Ein Kampf gegen irgendeines dieser Wesen war für meinen Geist sicher einfacher als eine psychologisch sensible Situation.
Nach reiflicher Überlegung, wie denn nun zu handeln wäre kam ich auf die absurd abnorme Idee meine Hand zu drehen und Ranis Hand festzuhalten.
Wie einfach wäre es doch die Gedanken anderer zu lesen. Eigentlich wäre das nicht einfach, aber es würde vieles einfacher machen.
Oder lieber nicht ... jetzt wo die Kegel alle wieder ihren Platz bekamen würden Ranis Gedanken vermutlich wie Abertausende anderer Kegel sein. Dann wüßte ich nicht mehr welche davon meine wären.
Gab es keinen Schulpsychologen, der sich mal her apparieren konnte? Ach ja ... Hogwarts ... in diesem saumäßigem Schloß konnte man ja nicht apparieren. Warum eigentlich nicht? Man könnte länger schlafen und wäre trotzdem pünktlich beim unterricht. Die Lehrer hätten es auch einfacher.
Aber nein ...
Irgendein Dummkopf? Die neue kannte Damian anscheinend schlecht. Damian hatte die richtigen Worte und das richtige Thema gewählt. Er hatte genau das erreicht, was er wollte. Dass er es nicht Wert war, war subjektiv. Aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.
Ich wollte hier weg, jetzt und sofort... Aber nein... nichts...
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Ich spürte, wie Rani ihren Kopf auf meine Schulter legte. Immer weiter strich ich über ihre Haare. Ich konnte nur hoffen, dass es sie beruhigte. Mich würde es beruhigen, doch wie war es bei ihr? Wenn ich doch nur wüsste, was von den vielen Worten Damians das Wort war, welches sie so fertig gemacht hatte. Wahrscheinlich das mit dem Tod ihrer Mutter, doch sicher konnte ich mir nicht sein. Ich kannte weder Rani noch Damian. Hier kannte ich niemanden. Doch es war jetzt auf jede Fall nicht der richtige Moment, um in Selbstmitleid zu fallen, das konnte ich später immer noch. Jetzt mussten wir uns um die Inderin kümmern.
Meine Augen richteten sich auf Cyle, der immer noch vor Rani kniete und ein wenig so aussah, als würde er überall lieber sein als hier. Ich konnte es gut verstehen, es war eine miese Situation in die ich auch nicht vorhatte zu geraten, doch es war passiert und man konnte nichts mehr dagegen tun. “Vielleicht sollten wir sie zum Krankenflügel bringen. Ich würde es ja alleine machen, aber ich würde mich unter hundertprozentiger Sicherheit verlaufen. Würdest du uns wohl hinführen?“ Meine Stimme klang sehr leise, als wolle ich Rani damit nicht stören, dennoch konnte ich es nicht vermeiden, dass meine Worte ein wenig herausfordernd klangen. Ich war nun mal so. Er war ein gutaussehender Junge, wieso sollte ich nicht ein wenig mit ihm flirten? Die Zeit war vielleicht ein wenig unpassend gewählt, doch vielleicht fiel es ihm ja gar nicht auf, wer wusste das schon.
Allerdings hatte ich jetzt auch keine Lust mir weitere Gedanken darüber zu machen, entweder würde es ihm auffallen und er würde darauf reagieren, wie er es für richtig empfand, oder er hatte es nicht registriert. Ich wollte Rani jetzt erst einmal helfen und dazu wollte ich sie in den Krankenflügel bringen, es hatte sie so angehört, als wäre Rosa mit ihr befreundet, das würde ihr sicher gut tun. Also stand ich langsam – und unter Schmerzen – auf und versuchte dabei Rani mit mir hochzuziehen, was nicht so ganz einfach war, die sie, trotz ihrer Größe, keine Feder war. Was vielleicht auch daran lag, dass ich keinerlei Erfahrung darin hatte, andere Leute hochzuheben, also sah ich nur bittend zu Cyle. Er sollte das wohl schaffen.
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