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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Zauberkunst
Professor Riley Offline

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Beiträge: 3

02.01.2007 12:58
Letzte Stunde vor den Ferien Antworten
Es waren gemischte Gefühle, mit denen ich der letzten Unterrichtsstunde dieses Jahres entgegenblickte. Einerseits freute ich mich auf einen erholsamen Sommer, andererseits wusste ich genau, dass mir die Schüler nach ein paar Tagen schon wieder fehlen würden. Ich liebte diese Arbeit, und ich konnte sich schon gar nichts anderes mehr vorstellen. Mit einem Lächeln auf den Lippen steckte ich die Pergamente mit den Hausaufgaben – die dieses Mal mehr als dürftig ausgefallen waren, das war seltsamerweise kurz vor Ende des Jahres immer das Gleiche – in meine Mappe und verließ dann mein Büro. Es war zwar noch mehr als genug Zeit bis zum Beginn der Unterrichtsstunde, aber lieber war ich zu früh dran als zu spät. Bevor ich die Tür hinter mir abschloss, überlegte ich noch einmal kurz, ob ich nicht doch noch mehr mitnehmen wollte, doch dann schüttelte ich den Kopf. Nein, heute nicht. Wahrscheinlich würde es so und so nicht viel bringen, wenn ich die Klasse heute noch groß in Anspruch nehmen würde.

Am Klassenzimmer angekommen – insgesamt zehn Minuten zu früh – ließ ich die Tür offen stehen und legte die doch relativ dünne Mappe auf meinem Tisch ab. Durch einen Schlenker meines Zauberstabs öffneten sich die Fenster, was bei der warmen, stickigen Luft auch dringend notwendig war. Mit verschränktem Armen setzte ich mich dann auf das Pult und ließ die Zeit vergehen, während ich mir so meine Gedanken über das letzte Schuljahr machte. Mit jeder Klasse war ich ganz gut vorwärts gekommen, und bis auf die üblichen schwarzen Schafe hatte keiner Ärger gemacht. Ich war zufrieden. Jetzt war die letzte Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die letzte Stunde in möglichst angenehmer Erinnerung haften blieb.

Langsam aber sicher füllte sich der Klassenraum, und ich begrüßte jeden, der dazukam, freundlich. Mit dem ein oder anderen unterhielt ich mich sogar kurz. Ich mochte es, die Leute, denen ich etwas beizubringen versuchte, auch persönlich besser kannte. So konnte man viel besser einschätzen, wie man ihn sie herangehen musste und wem man auf welche Art und Weise unter die Arme greifen musste. Noch dazu war das Verhältnis einfach um einiges angenehmer, und man stand nicht als verachtete oder gefürchtete Respektsperson vorne. Das kannte ich auch meiner eigenen Schulzeit noch viel zu genau.

Als dann alle da waren lächelte ich in die Runde, stand auf und schloss die Tür per Hand. “Also gut... nachdem Sie sich jetzt alle gezwungenermaßen hier eingefunden haben, wollen wir zuerst den unangenehmsten Teil der Stunde durchgehen. Ihre Ausarbeitungen waren nicht das, was ich mir erhofft hatte. Nicht, dass sie nicht gut gewesen wären, aber Sie gehen alle noch relativ wenig auf Details ein. Natürlich weiß ich auch, dass die Theorie in diesem Fach nicht gerade das A und O ist, sonder viel mehr die praktischen Übungen. Es hilft Ihnen ja nichts, wenn Sie einen Zauber genau beschreiben, ihn aber nicht ausführen können. Trotzdem möchte ich Ihnen ans Herz legen, diese verhassten Kleinigkeiten auch zu beachten.“

Ich war während meiner kurzen Rede herumgegangen und hatte die Arbeiten verteilt. Unter jedem Text stand ein relativ langer Absatz an Kommentaren von mir, aber das war nichts besonderes. Ich beurteilte nicht nur, ich schrieb meistens auch immer dazu, wie man noch verbessern könnte. Vielleicht half das dem ein oder anderen ja. Das erhoffte ich mir nämlich aus der Arbeit, die ich mir beim Korrigieren immer machte. Einige Minuten gab ich der Klasse Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen, aber nur die wenigsten schienen wirklich daran interessiert zu sein, was ich von ihrer Hausaufgabe hielt. Ich konnte regelrecht sehen, dass sie nur darauf warteten, hier herauszukommen um den Ferien wieder ein Stück näher zu kommen.

„Nicht wesentlich angenehmer ist die Antwort auf die Frage, mit was wir die heutige Stunde verbringen. Nachdem Sie alle sich dieses Jahr sehr konzentriert und recht fleißig mitgearbeitet haben, bleibt für heute eigentlich nicht mehr viel übrig. Etwas Neues anzufangen hat recht wenig Sinn, weil Sie nächstes Jahr dann eh alles schon wieder vergessen haben. Stattdessen werden wir heute also wiederholen, was wir in den vergangenen Monaten gelernt haben.“ So recht begeistert waren nicht alle, das konnte ich ihnen ansehen. Aber ich wollte sie auch nicht zwei volle Stunden lang einfach nur herumsitzen lassen. Noch dazu ließ ich meine Schüler gerne ab und an wiederholen. So blieben sie wenigstens in Übung, und auch die weniger gebrauchten Zauber hafteten im Gedächtnis. Meistens zumindest.

Die nächste Zeit verlief recht ruhig, und nachdem ich heute weniger Konzentration verlangte, und auch ausnahmsweise über kleinere Fehler hinwegsah, lockerte sich die Stimmung bald, und unter Lachen gingen wir jeden Zauber des vergangenen Schuljahres durch und zusätzlich ein paar, die schon älter waren. Ich war erstaunt über den Eifer, den einige entwickelten, und fühlte mich mehr als eine Schülerin. “Wunderbar“, beendete ich schließlich den Spaß, als die Lautstärke langsam zu sehr anstieg. “Als Hausaufgabe möchte ich, dass Sie vier Zauber, die Sie im Alltag brauchen, benennen und genauestens beschreiben. Wir sehen uns dann nächstes Schuljahr wieder. Ich wünschen Ihnen allen einen schönen Sommer!“ Damit war die Stunde für mich beendet. Einige nette Wort zum Schluss kamen von dem ein oder anderen noch, bis dann nur Minuten später das Klassenzimmer vollständig leer war.

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