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Komme von: Zögerliche Annäherungsversuche
Diese Nacht war die erste seit langer Zeit, in der mich keine Alpträume quälten. Zumindest wusste ich am Morgen nichts mehr davon. Als ich aufgewacht war, war meine Decke nicht schweißnass und auch mein Nachthemd klebte nicht an meinem Körper wie so oft. Nein, ganz im Gegenteil, ich hatte schön geträumt. Hatte die Küsse von Severin gespürt, war wie auf Wolke sieben dahingetrieben… Genau konnte ich mich nicht erinnern, kann ich eigentlich auch selten, ich wusste nur noch, dass es schön war. Als ich die Augen aufschlug und mich umsah, bemerkte ich, dass die anderen teilweise noch schliefen oder sich schon langsam auf den Weg in den Waschraum machten. Elonora auf der anderen Seite, direkt an dürfe schlief noch selig, sie hatte auch so viel ich wusste kein Verteidigung. Marvie hingegen war schon länger wach und kam gerade frisch geduscht aus dem Waschraum, um sich ihre Kleidung zusammenzusuchen. So wie ich sie kannte, würde es wieder ein buntes Sammelsurium werden, doch das störte mich nicht sonderlich, sie war eben ein wenig chaotisch, doch gut in der Schule.
Ein Gähnen unterdrückend schlug ich die Decke zurück, um meine Beine auf den Boden zu stellen und mich erst Mal herzhaft zu strecken, bevor ich mich zu meinem Kasten begab und meine Kleidung zusammensuchte, die ich heute anziehen wollte. Einen dunkelblauen langen Rock, damit er meine Beine bedeckte und meine schreckliche Narbe nicht zeigte sowie eine weiße Bluse, die allerdings blickdicht war. Der Rock war recht eng anliegend, was mich nicht störte, solange er bis zur Mitte der Unterschenkel reichte und das tat er auch, sogar bis zu den Knöcheln hinab, warum er mir auch recht gut gefiel. Dennoch war er nicht einengend und nachdem ich noch meine Unterwäsche zusammengesucht hatte und ein dunkelblaues Haarband, ging ich in den Waschraum, um mich zu duschen und danach anzukleiden. Vor dem Spiegel überlegte ich mir kurz mich zu schminken, ließ es dann allerdings bei ein wenig Wimperntusche und flocht mir wie immer meine Haare, allerdings dieses Mal mit dem Blauen Band dazu, was recht nett aussah.
Zusammengebunden warf ich den Zopf dann auch hinten und wandte mich noch meinem Nachtkästchen zu, in dem ich meine Schulsachen verstaut hatte. Schnell suchte ich alles zusammen, was ich zum Lernen brauchte, ordnete es in meine Tasche, die ich mir dann um hing und begab mich hinunter in den Gemeinschaftsraum. Nur Marvie, die inzwischen den Schlafsaal verlassen hatte saß dort und schien vertieft in ein Buch zu sein, warum ich ihr auch nur ein leises »Guten Morgen« zuwarf, bevor ich den Raum verließ und zur Großen Halle eilte. Dort sah ich mich nach Severin und Tristan um, doch diese schienen entweder beide länger zu schlafen oder schon weg zu sein. Ein wenig deprimiert setzte ich mich hin, beachtete die anderen Leute nicht sonderlich und bestellte mir eine Schüssel mit Müsli und ein Glas Milch. Penny kam kurz darauf herein geflogen und streckte mir ihren Fuß entgegen, an dem der Tagesprophet gebunden war, den ich wie jedes Jahr abonniert hatte. Ich streichelte kurz ihren Kopf und gab ihr ein Keks, bevor sie wieder davon flog und ich mich der Zeitung widmete, die oft meine Morgenunterhaltung darstellte.
Nachdem ich endlich fertig war, schlug ich die Zeitung zu und stand auf, um in die Bibliothek zu gehen. Noch im gehen drehte ich mich noch einmal zum Tisch um, ob ich auch nichts vergessen hatte, bevor ich aus der Großen Halle trat. Dort blieb ich am ersten Fenster stehen und öffnete meine Tasche, um die Zeitung ordentlich zusammen zu falten und sie hinein zu stecken. Erst dann macht eich mich auf den Weg, die Gänge entlang zu dem wunderbar ruhigen Raum, in dem ich immer wieder gerne lernte, meine Zeit verbrachte. Ich hätte lieber mit Tristan geredet, ihm erzählt, was gestern vorgefallen war, aber da ich nicht wusste, ob er noch schlief, war lernen die beste Lösung. Ich hatte morgen immerhin Geschichte und Arithmantik und musste vorbereitet sein. Ich liebte Arithmantik und auch Geschichte hatte ich gerne, dennoch, man durfte das Lernen nicht vernachlässigen! In der Bibliothek angekommen setzte ich mich auf einen der Stühle und holte meine Sachen heraus, um mich darin zu vertiefen und die Zeit zu vergessen…
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Komme von: Zu lauter Empfang
Die Nacht war kurz gewesen. Ich war erst spät eingeschlafen, da ich mir viel zu viel Gedanken über die Geschehnisse der letzten Tage machte. Ich hatte mich Liana gesprochen, erfahren, dass das Quidditchtraining der Gryffindors so ziemlich in die Hose gegangen und von etlichen Turbulenzen gestört worden war, außerdem hatte ich noch nicht mit meiner besten Freundin reden können und meinen Kopf sicherlich irgendwo vergessen, wäre er nicht angewachsen. Lange hatte ich in meinem Buch über Quidditch gelesen, mir meine neuen, verbesserten Klamotten und Zubehörteile fürs Spielen angesehen, ehe ich in eine Art Dämmerschlaf gesunken war, der jedoch ein jähes Ende hatte, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster schimmerten und ich bemerkte, dass ich die Vorhänge meines Himmelbettes besser hätte zuziehen sollen. Doch da war ich auch schon wach, streckte mich genüsslich durch und ging langsam ins Bad, wo ich mich unter die warme Dusche stellte, deren Wasserstrahl ich an diesem Morgen ganz besonders als Wohltat empfand.
Nachdem ich mich abgetrocknet, meine Zähne geputzt und meine Haare mit etwas Gel in die gewünscht verwuschelte Form gebracht hatte, ging ich wieder in den Schlafsaal zurück, zog mir eine dunkle Hose, ein Shirt und einen Pulli drüber an, sowie einen Schal, da ich nicht wusste, ob es heute nicht doch etwas kühl werden könnte. Ich war von Natur aus eher der Typ, der mit kaltem Wetter gut konnte und auch im Winter nicht unbedingt, wie viele andere, in den dicken Jacken herumlaufen musste. Kurz blickte ich mich noch im Raum um, ob sich vielleicht noch einer meiner „Mitbewohner“ rühren konnte, doch Fehlanzeige. Plötzlich erinnerte ich mich wieder, dass heute Freitag war und ich somit den ganzen Tag nichts zu tun hatte. Was für ein Segen. Dennoch würde ich mir neue Spielzüge ausdenken, bzw. endlich mit unserem Hauslehrer sprechen, wann ich denn das Training ansetzten konnte, wobei ich nach dem Debakel der Gryffindors doch mit einer etwas längeren Wartezeit rechnete. Ich schnappte mir mein Buch und verstaute noch meinen Zauberstab in meiner Hosentasche, ehe ich mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum machte.
Dort angekommen, sah ich mich zuerst nach Elodie um. Ich hatte sie schon eine ganze Weile nicht gesehen und merkte erst jetzt, wie sehr sie mir doch abging. Nun gut, sie hatte als Schulsprecherin besonders in den ersten Tagen des neuen Schuljahres immer viel zu tun, jedoch war heute schon der letzte Tag der ersten Schulwoche, wodurch ich doch sicher war, dass sie die ein oder andere Minute für mich Zeit haben könnte. Doch sie war nicht da. Auch sonst schien der Gemeinschaftsraum, der sonst der Mittelpunkt des Ravenclawflügels war, eher weniger gut besucht zu sein. ´Unterricht…´, fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen und schon dachte ich an das zweite Mädchen, dass sich in der letzten Nacht in meinen Gedanken herumgetrieben hatte. Liana. Ich hatte mich gut unterhalten, was bei diesem schüchternen Mädchen eine erstklassige Leistung war, aber genau das hatte mich angezogen. Nicht dieses überzogene Gehabe, wodurch andere Mädchen auf sich aufmerksam machen wollten. Nein…Liana war anders…positiv anders. Vielleicht würde ich ihr später sogar noch über den Weg laufen, doch jetzt war die Frau an der Reihe, die außer Konkurrenz einen fixen Platz in meinem Herzen einnahm. Aber auf eine andere Art und Weise, als viele dachten.
Ich wickelte mir meinen Schal einmal um meinen Hals, als ich aus dem Gemeinschaftsraum hinaus auf die Stiegen trat. ´Es gibt nur einen Ort, an dem sie sein kann…´ Fast schon automatisch schlug ich den Weg in Richtung Bibliothek ein. Ich kannte Elodie mittlerweile schon so gut, dass ich wusste, dass sie bei ihren Vorbereitungen auf ihre Stunden gerne ihre Ruhe hatte und diese besonders gerne in der Bibliothek suchte. Da sich mein Magen noch nicht meldete, was normalerweise der Grund für einen Gang in die Große Halle gewesen wäre, war auch das kein Problem und schon nach kurzer Zeit fand ich mich vor dem alten Teil des Schlosses wieder, der viele wertvolle Schätze beherbergte.
Etwas knarrend öffnete sich die Türe und es begrüßten mich, wie auch schon im Schlafraum zuvor, einige Sonnenstrahlen. Und dann sah ich sie. Mein Mund formte sich zu einem Lächeln. Wie oft ich sie schon so gesehen hatte. Vollkommen vertieft in eines ihrer Bücher, ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmend. Leise ging ich auf sie zu, zog einen Sessel heran und setzte mich vor sie hin. Mein Buch hatte ich auf einen kleinen Tisch neben meinem Fauteuil gelegt. “Hallo Frau Schulsprecherin!“, sagte ich, ehe ich mich vorbeugte und ihr einen Kuss auf die Stirn zur Begrüßung gab.
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Ein Buch nach dem anderen wurde von mir geöffnet und vor mir ausgebreitet, ebenso meine Pergamentrollen und meine Schreifeder und mein Tintenfass, falls ich etwas unbedingt festhalten wollte, was mir beim lesen auffiel. Es passierte ab und zu, dass ich mir Dinge aus Büchern heraus schrieb, um sie noch einmal genauer zu lernen oder einfach um sie als zusätzliches Wissen zu meinen Unterlagen dazu zu legen. Meiner Meinung nach sollte meine Wissenssammlung eben vollständig sein und da Professoren nun einmal immer auf ihre Art und Weise unterrichteten, holte ich mir immer auch zusätzliches Wissen aus den Büchern. Das hieß nicht, dass ich es den Professoren nicht zutraute richtig zu unterrichten. Nein, ganz im Gegenteil. Nur wusste ich, dass es nicht möglich war, den gesamten Stoff in den Stunden, die sie zur Verfügung hatten unterzubringen.
Im Moment wälzte ich gerade de Geschichtsbücher, um einen genaueren Überblick über das geschehen zu bekommen und die Daten zu ordnen. Wie immer war ich vollkommen in meine Arbeit vertieft und merkte Tristans Anwesenheit nicht, bis er mich ansprach. »Hallo Frau Schulsprecherin!« Ein erfreutes Lächeln glitt über meine Lippen und als ich meinen Kopf hob, spürte ich seine weichen Lippen auf meiner Stirn und genoss kurz das Gefühl, von ihm als Schwester oder gute Freundin, wie auch immer, geliebt zu werden. Meine Wangen wurden leicht rot bei seiner Geste, denn obwohl es nicht das erste Mal war, machte sie mich doch immer wieder ein wenig nervös. Es war eindeutig nicht Liebe, was er für mich empfand, und doch wusste ich in solchen Momenten nie ganz, wie ich darauf reagieren sollte.
»Hi du…«, antwortete ich dann leise und strahlte ihn richtig an. Meine Gedanken waren ebenso schnell wieder von diesem seltsamen Gefühl zu Severin gewandert wie es erschienen war. Ich sollte mir einfach keine Gedanken darüber machen, sondern viel eher Tristan von gestern erzählen. Nur wie fing ich an, und wo? »Ich werde für heute Abend ein Vertrauensschülertreffen planen. Muss nur noch die Eulen verschicken… Hab einige Ideen und mit Natalia gestern darüber geredet… Gefallen dir sicher… Und… Ich hab Severin geküsst..«, sprudelte es fast aus mir heraus. Irgendwie alles durcheinander und vermutlich kannte er sich jetzt überhaupt nicht mehr aus, doch ich wollte einfach alles los werden und konnte nicht warten. Aber obwohl ich alles auf einmal verraten hatte, hob sich meine Stimme nicht an, sondern blieb leise, so dass wir niemanden störten. Und Gott sei Dank saß niemand neben uns, denn diese Aussage hätte sich sicher in der Gerüchteküche wieder gefunden…
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Wie ich es mir erhofft hatte, sah ich auf Elodies Lippen ein Lächeln, nachdem ich sie mit dem Kuss auf die Stirn begrüßt hatte. Wir kannten uns schon so lange und hätten eher Bruder und Schwester sein können, dennoch waren auch über uns Gerüchte in der Schule umgegangen, da wir uns so gut verstanden. Ich hatte sie auf eine ganz bestimmte Art und Weise lieben gelernt. Ihr Wesen, ihren Perfektionismus und ihre Vorliebe dafür, anderen zu helfen. Aber auch als Gesprächspartner waren wir nicht einmal im Gemeinschaftsraum oder in der Bibliothek länger zusammen gesessen, als es geplant war, weil wir einfach die Zeit übersehen und nicht zu Bett gegangen waren. Nach ihrer Begrüßung machte ich es mir wieder in meinem Fauteuil gemütlich. Die wenigen Sonnenstrahlen, bahnten sich ihren Weg durch die Fenster des Raumes, in dem sich Elodie so gerne aufhielt. Es war kein wirklich schöner Tag, dennoch, die Begegnung mit meiner besten Freundin, ließ mich sogar vergessen, dass ich mir viel für diesen Tag vorgenommen hatte. Ich musste noch mit Arne sprechen und langsam aber sicher auch den Zettel für das Auswahltraining der Quidditchmannschaft von Ravenclaw aufhängen.
Ich legte einen Fuß auf das Knie des anderen Beines und sah die hübsche Frau mir gegenüber an. Ich wusste, dass sie mir etwas zu sagen hatte, schickte sie mir fast schon mit ihren Gedanken Botschaften. Ich brauchte gar nicht mehr nachzufragen, ob sie denn etwas Wichtiges zu erzählen hätte, denn sie begann gleich zu reden, als ich die beste Position in meinem Sessel eingenommen hatte. »Ich werde für heute Abend ein Vertrauensschülertreffen planen. Muss nur noch die Eulen verschicken… Hab einige Ideen und mit Natalia gestern darüber geredet… Gefallen dir sicher… Und… Ich hab Severin geküsst..!“ Der erste Teil der Neuigkeiten ließ mich nur schmunzeln, da es Elodies typische Art war, immer gleich zu Beginn des Schuljahres alles perfekt zu planen, damit sich die „Kleinen“ am besten auskannten, doch bei ihren letzten Worten, verließ ich meine eingenommene Haltung. Langsam wanderte mein Fuß wieder zu Boden und ich beugte mich vor. Genauso wie sie zuvor, war auch meine Stimme ruhig, da ich nicht wusste, wer sich in der Bibliothek noch aufhielt und ich schon genug mit den Gerüchten zu tun hatte, die über mich bzw. Elodie in der Schule umher gingen.
“Du hast WAS?“, mein Blick suchte den ihren, um zu erkennen, was passiert war. Ich hatte mich also nicht getäuscht. Sie hatte wichtige Informationen für mich gehabt und DIESE konnten sich hören lassen. Mit Severin verstand ich mich sehr gut, doch dass er jetzt etwas mit Elodie gehabt hatte. Wie würde das weitergehen? Erstaunt sah ich meine Freundin an. “Wo habt ihr…?? Wie ist es denn dazu gekommen? Seit wann geht das denn schon?“, meinte ich nun mit gefestigter, aber noch immer leiser Stimme. Ich musste nun für sie da sein, da ihr diese Fragen wohl auch im Kopf umher schwirrten, der sicherlich noch mit vielen weiteren Dingen, die noch zu erledigen waren, gefüllt war. Ich sah sie nur an und meine Hand griff nach ihrer, um liebevoll mit dem Daumen über ihre Handfläche zu fahren. Sie konnte sich auf mich verlassen…komme was wolle und auch in dieser Situation würde ich ihr eine Stütze sein, wenn sie diese auch nötig hatte.
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Ich kannte Tristan schon lange und auch wenn viele nicht glaubten, dass wir nur Freunde waren, ließ ich mich von den Tuscheleien über uns nicht stören. Ich sah ihn ihm nur einen guten Freund und mehr könnte ich gar nicht hinein interpretieren. Er war es, der als einziger erfahren hatte, als ich für Aidan geschwärmt hatte, seinen besten Freund und er wusste immer, wenn ich Kummer hatte. Auch über meine Alpträume, meine Sehnsüchte und den Wunsch so zu werden wie mein Vater wusste er nur zu gut Bescheid. Nur meinen Reitunfall hatte ich nie erwähnt, das einzige Geheimnis, das ich vor ihm hatte. Ich hasste meinen Körper und vor allem die hässliche Narbe an meinem Bein, die ich immer versteckte. Natürlich hätte er schon öfter fragen können, warum ich nie schwamm und mich Pferden nicht näherte, doch noch nie hatte er ein Wort darüber verloren.
Als Tristan sich wieder zurück zog und es sich bequem machte, lächelte ich ihn kurz an, bevor ich ihm meine Neuigkeiten erzählte, auch wenn es nicht alles war, das Wichtigste hatte ich erwähnt. Und wie immer würde er Fragen stellen und so jedes Detail erfahren. Das Schmunzeln auf seinen Lippen freute mich. Er wusste einfach, wie ich war und dass ich immer alles planen musste. Das Treffen der Vertrauensschüler war meiner Meinung nach einfach wichtig. Ich brannte auch darauf, zu erfahren, was er zu der Schülerzeitung sagen würde und blickte ihn erwartungsvoll an, als er langsam seinen Fuß, den er überschlagen hatte, zu Boden stellte. Seine Stimme war nicht laut, doch hatte ich einen Moment das Gefühl, dass alle in der Bibliothek in unsere Richtung starrten, als er antwortete.
»Du hast WAS?« Ich zuckte zusammen und meine Augen sahen ihn schon fast zerknirscht an. Hatte ich etwas falsch gemacht? War es so schlimm, dass ich ihn geküsst hatte? Wusste er etwas, das ich nicht wusste? Hatte Severin vielleicht eine Freundin? Der Gedanke bereitete mir Übelkeit und einen Moment lang presste ich meine Hand auf den bauch. Bitte… Bitte nicht! Tristan schaute in meine Augen und ich überlegte kurz, meinen Blick abzuwenden, als er weitere Fragen stellte. »Wo habt ihr…?? Wie ist es denn dazu gekommen? Seit wann geht das denn schon?« Meine Hand zitterte leicht in der seinen, als er sie nahm und leicht streichelte. Ich hatte das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben und unsicher erzählte ich ihm in stockenden Worten, was er wissen wollte. »Im… Im … Vor dem Schloss, Bank.. auf einer Bank… Und wie… Äm.. Naja, sind raus gegangen… Weiß nicht so genau… Es ist… einfach passiert… Gestern… Erst gestern…« Ich spürte, wie mir die Tränen in den Augen brannten vor lauter Verwirrtheit und Angst, dass das alles nur ein Traum gewesen war. Ich verstand Tristans Reaktion nicht… Kannte mich nicht mehr aus…
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`Oh nein, bitte nicht...´, waren die Worte, die mir bei Elodies Anblick im Kopf herum schwirrten. Das letzte, das ich gewollt hatte war sie zum weinen zu bringen. Wir hatten uns von Anfang an in Hogwarts gut verstanden, hatten zueinander gehalten und ich wusste, wieviel ihr meine Meinung bedeutete. Nicht nur bei herkömmlichen Themen, da wir auch oft über Themengebiete diskutierten, die uns interessierten, sonder auch im Bezug auf die Liebe und auf Freunde an sich. Sie verschloss sich manchmal nur allzu leicht, bzw. begann gar nicht erst ihre "verletzliche" Seite zu zeigen. Doch bei mir tat sie dies. Ließ los und ich hielt sie, gab ihr das Vertrauen und die Sicherheit, das sie brauchte, um offen mit mir zu reden und ich wusste, wie wichtig es ihr war. Und vor allem, wie wichtig es MIR war. Wie oft schon hatte ich über unsere "Beziehung" zueinander nachgedacht? War im Bett wach gelegen und überlegt, ob ich damals Eifersucht empfunden hatte, als sie für meinen besten Freunde Aidan geschwärmt hatte....nein....hatte ich nicht. Eher wurde mein Beschützerinstinkt noch größer. Elodie war fast schon wie eine Schwester für mich. Und auch im Falle von Severin kamen diese alten Gefühle wieder an die Oberfläche.
Ihre Reaktion auf meine Fragen war heftiger, als ich erwartet hatte. Ich sah, wie sich ihre Augen weiteten, fast wie bei einem kleinen Kätzchen, das in einer Ecke festsaß, dem man helfen wollte, das aber dennoch Angst vor der großen Hand hatte, die es aufheben und an einen sicheren Platz bringen wollte. Dieser Ausdruck war mir fremd. Hatte ich doch zu scharf gesprochen?? Meine Fragen zu direkt gestellt, sodass meine beste Freundin jetzt womöglich sogar vor mir Angst hatte?
Ihre Hand auf ihrem Bauch war ein Zeichen dafür, dass es ihr nicht gut ging und sie es sicherlich vorgezogen hätte, sich an einen gemütlicheren Ort zurück zu ziehen. Ohne mich, der dieses Unbehagen anscheinend heraufbeschworen hatte, jedoch ganz ohne Absicht. Auf keinen Fall hatte ich sie verwirren wollen. Ich wollte für sie da sein. Die starke Elodie brauchte eine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte, da, was niemand wusste, sie nicht immer so stark war, wie sie vorgab zu sein.
»Im… Im … Vor dem Schloss, Bank.. auf einer Bank… Und wie… Äm.. Naja, sind raus gegangen… Weiß nicht so genau… Es ist… einfach passiert… Gestern… Erst gestern…« Ihre stockenden Worte, ihre zittrige Stimme und die Augen, die sich langsam immer mehr mit Tränen füllten waren fast wie ein Schlag ins Gesicht. Ich trug die Schuld daran. "Hey Kleines...was is denn los??", sagte ich leise und zog ihren Stuhl etwas näher an meinen. "Warum weinst du denn, huh?" Sanft strich ich ihr über eine Wange, an der gerade eine Träne herab kullerte. Ihr Sessel stand so, dass andere sie nicht sehen konnten und auch unser Platz war einer der Besten, um in Ruhe weiterzureden, da dieser nicht so leicht einsehbar war.
"Horch zu....ich bin nicht böse, noch sonst irgendetwas. Ich bin nur überrascht, da ich nicht damit gerechnet habe, dass du und Severin...einfach so geküsst...also....habt ihr schon darüber gesprochen?? Also wies bei euch weitergehen soll?" Neugierig sah ich in die geröteten Augen von Elodie und hoffte doch, dass ich ihr zeigte, das sie sich nach wie vor auf mich verlassen konnte und ich ihr das Vertrauen gab, sich in solchen Situationen bei mir fallen zu lassen.
Gehe nach: Die Flucht vor dem Ball...
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Leicht zitterten meine Hände und mein Blick war kurz zu Boden gerichtet. Leicht schloss ich die Augen, as ich merkte, dass sie feucht waren, Tränen in ihnen hangen. Ich wollte jetzt nicht weinen, nicht hier vor allen anderen. Es war mir so was von peinlich, dass ich schon überlegte, fluchtartig den Raum zu verlassen. Doch was würde Tristan dann denken? Ich glaube, er würd sich nicht mehr auskennen und mir nachgehen… Das wollte ich nun auch wieder nicht und so blieb ich ruhig sitzen, kämpfte gegen mich selbst, doch schlich sich eine meiner Tränen aus dem Augenwinkel und wanderte frech über die Rundung meiner Wange hinab. Noch bevor ich sie wegwischen konnte, rückte Tristan meinen Stuhl näher zu sich und wischte sie sanft weg. Leise schniefte ich und seine Worte wirkten ein wenig beruhigend, auch wenn es nur eine Frage war.
»Hey Kleines...was is denn los?? Warum weinst du denn, huh?« Leicht schüttelte ich den Kopf und fuhr, fast unwillig, über meine Augen. Ich hasste es, wenn ich so schwach war, wenn ich weinte und das wer mitbekam. Selbst bei Tristan war es mir oft unangenehm, einfach weil ich schutzlos war, angreifbar und mich selbst in diesen Momenten nicht auskannte. »Ich… weiß… keine Ahnung… ich…« Die Worte kamen leise stammelnd über meine Lippen, zusammenhangslos und eigentlich ohne auch nur irgendeine Information preis zu geben. Immer noch schwirrte mir Tristans Reaktion im Kopf herum und ich fragte mich weiterhin, ob mit Severin alles in Ordnung war. Der Gedanke, dass ich mich auf etwas eingelassen hatte, was falsch war, ließ meine Kehle zuschnüren und Panik in meinem Körper breit machen. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken, geschweige denn mich auf das konzentrieren, was Tristan sagte, dennoch versuchte ich es.
»Horch zu....ich bin nicht böse, noch sonst irgendetwas. Ich bin nur überrascht, da ich nicht damit gerechnet habe, dass du und Severin...einfach so geküsst...also....habt ihr schon darüber gesprochen?? Also wies bei euch weitergehen soll?« Ich horchte ihm zu und blieb eine Weile lang still. Gedanken gemacht… Darüber geredet… Es war doch… Nein, nicht nur! Ich verbat den Gedanken, dass es doch »nur ein Kuss« gewesen war. Es war mehr als das, viel mehr. Ich hatte noch nie jemanden geküsst. Es war etwas Besonderes gewesen, etwas, das nur Severin mit mir teilte und ich hatte nun Angst, dass es vielleicht zu viel von mir bewertet worden war. »Ich… Wir… Nein, haben noch nicht… Haben noch nicht gesprochen. Ich hab Severin heute noch nicht gesehen… Du?« Hoffnungsvoll waren meine Augen auf ihn gerichtet. »Was ist mit ihm? Ist er… hat er eine Freundin?«, der Schmerz war all zu deutlich in meinen Augen zu lesen, als ich Tristan fragte. »Oder warum… hat du vorhin, hast du so reagiert? Stimmt irgendwas mit Severin nicht? Weiß ich etwas nicht?«, fragte ich weiter nach, vorsichtig und nicht sicher, ob ich es eigentlich wissen wollte.
( Gehe nach: Tanz der Verliebten)
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