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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Am Waldrand
Ricarda Bradbury Offline

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Beiträge: 11

23.04.2007 17:44
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Komme von: Zu viele Gedanken?

Über den Vorfall mit Alexis hatte ich mir nicht mehr allzu viele Gedanken gemacht. Es war ein wenig blöd gelaufen, aber auf dieses Zusammentreffen war ich einfach nicht vorbereitet gewesen. Nun, da konnte ich jetzt auch nichts mehr gegen tun. Passiert war passiert und ich hatte mich wirklich blöd benommen. Oh, wie hasste ich manchmal meine Verlegenheit. Doch damit musste ich wohl oder übel leben. Anschließend war ich auf jeden Fall in die Große Halle gegangen und hatte was gegessen, um danach in den Gemeinschaftsraum zu gehen und meine Schulsachen wegzuräumen. Eine Weile war ich einfach im Schlafsaal geblieben und hatte mir überlegt, was ich nun tun sollte, bis ich mich entschloss etwas zu lernen. Also schnappte ich mir einfach irgendeins meiner Schulbücher – ich musste schließlich für alles lernen, also griff ich immer einfach so in den Haufen – und verließ das Schloss. Zwar war es kein super tolles Wetter, aber mir gefiel es, draußen zu lernen. Dort war es wesentlich leiser als im Schloss und somit konnte ich einfach besser lernen.

Also war ich nun am Waldrand angekommen – einer meiner Lieblingsorte – und wollte mich gerade hinsetzen, als eine Stimme mich zurück hielt. “Hey! Ich habe gesehen, dass du alleine hier bist, da dachte ich mir, ich leiste dir ein wenig Gesellschaft. So nah am Waldrand und dann auch noch ein kleines Mädchen.“ Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht, als ich mich zu dem Jungen umdrehte. Mein Mund öffnete und schloss sich, ohne dass auch nur ein Ton über meine Lippen kam. Sag etwas. Sag, dass du lernen willst. Sag, dass du nicht gestört werden willst, hörte ich eine kleine Stimme in meinem Kopf sagen, doch sie war wohl zu klein. “Ich.. also...“ Meine Hand zeigte in einer hilflosen Geste auf mein am Boden liegendes Schulbuch. Der Junge begann zu grinsen. “Das ist nett, danke.“ Nein. Er setzte sich. Er hatte mich falsch verstanden. Ich wollte ihm doch keinen Platz anbieten! Als er saß und mich wieder ansah merkte ich, dass er mich absichtlich falsch verstanden hatte. Er war wohl ein oder zwei Jahre älter als ich und um einiges größer, doch auch ohne diese Vorteile wäre er wohl in der Lage gewesen, mich neben sich auf den Boden zu ziehen, wie er es jetzt tat. Ein riesiger Klos steckte in meinem Hals. Wo war Becky nur, wenn man sie brauchte?!
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

23.04.2007 23:22
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Komme von: Viele Gedanken und eine Kranke...


Tränen, Wut und Hass trieben mich voran, ließen alles andere stehen und liegen, trieben mich zum rennen, zum rennen ohne Ziel, ließen mich eins mit dem Wind werden, ich wollte der Wind sein, wie sehr wollte ich in diesem Moment der Wind sein…

Das Schloss hatte ich weit hinter mir gelassen, ebenso Lucia, Arne, Kyra, Patricia und die Nachricht…
Ich lief immer schneller und das Herz in meiner Brust schlug erbarmungslos, es schlug so heftig, dass ich meinen müsste, es würde gleich versagen…
Doch meine Beine trugen mich weiter, ich rannte weg, ich floh…
Das Blut pulsierte in meinen Adern und drohte in diesen zu platzen, doch mir war es egal, ich rannte weiter…
Ich kam dem Wald immer näher und die Angst, welche sich damit verband, war mir so scheißegal, ich näherte mich diesem Wald, ich würde da rein rennen, ich hatte keine Angst, ich hatte keine verdammte Angst mehr…
Mein Atem war rasiermesserscharf, es war als würde sich meine Seele durch den Atem verflüchtigen, als würde meine Seele schreien, dass ich endlich anhalten sollte, dass ich meinen Körper doch nicht so peinigen sollte…
Doch ich rannte weiter, ich rannte weiter bis…

Ein junges Mädchen und ein sichtbar älterer Junge hatten es sich am Rande des Waldes gemütlich gemacht, zumindest hegte der Junge den Anschein, das Mädchen allerdings… Die Tränen hatten mir das Beobachten erschwert, so musste ich diese wegwischen und ich wusste, dass diese nicht durch den strapazierenden Lauf verursacht wurden. Ich musste mich mit meinen Händen an den Knien stützen und nach Luft schnappen, um meinen Körper zu beruhigen, sowie das Keuchen zu stillen. Nur schwerlich konnte ich die Beiden beobachten, doch immer mehr konnte ich die Gesichtszüge des Mädchens lesen. Es war also nicht mein typisches „Vorurteil“, dass sich dieses Mädchen bei dem Jungen unwohl fühlte, sie tat es wahrlich. Und der Junge… Ich versuchte meinen Atem zu stillen… der Junge hatte ein verdächtiges Grinsen aufgesetzt.

Sofort meldete sich ein innerlicher Alarm in mir und alles, was vor einigen Minuten noch ein Abgrund meines Lebensabschnittes war, wurde nun vergessen. Dieses Mädchen brauchte Hilfe.
So näherte ich mich den Beiden und, wie nicht anders erwartet, verging dem Jungen das verräterische Grinsen als er mich, den ungebeteten Gast, zukommen sah. Ich war gerade alles andere als in bester Verfassung, fast wie eine Amazone vor dem Kriegszug, und das mussten mir wohl beide ansehen, wobei ich ach hoffte, dass die gereizte Netzhaut auf meinen Augen wieder ihre gewohnte weiße Farbe angenommen hatte. “Gibt’s hier irgendein Problem?“ Vorwurfsvoll sah in den jungen Mann an, ich wusste nur zu gut, dass er mich gleich versuchen würde zu belügen, dass war die üble Masche der Männer. “Denn gleich wird es eines geben, wenn du von hier nicht verschwindest, Kleiner…“ Eigentlich hätte ich seine Lüge abwarten müssen, aber mir war gerade nicht danach, auf ein langwieriges Geplänkel. So spuckte ich voller Angewidertheit diese Wörter aus und sah den Jungen an, als wäre er das niederträchtigste und hässlichste Geschöpf auf Erden. Auf irgendeine Art und Weise, war das bei Männern sogar wirklich der Fall…
Jetzt, so aus der nähe, konnte ich erkennen, wie unwohl sich dieses Mädchen fühlte, darum stellte ich mich auch neben dieses zarte Geschöpf, um meine Beschützerrolle besser zur Geltung zu bringen.

Mit meinen verschränkten Armen vor der Brust, dem bedrohlichen Blick und meiner vollen Körpergröße von 1,77 cm konnte ich so kleinen Pinschern wie ihn wirklich Angst einjagen, zumindest trauten sich jetzt keine Jungs mehr an meine Schwester ran, seit ich sie im ersten Jahr auf eine ähnliche Art beschützt hatte.
Ricarda Bradbury Offline

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Beiträge: 11

25.04.2007 19:01
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
“Gibt’s hier irgendein Problem?“ Erschrocken fuhr ich zusammen. Doch sofort darauf spürte ich nichts weiter als Erleichterung. Ein Mädchen, welches ich vom Sehen kannte, war zu uns gekommen. Sie sah meiner Meinung nach recht furchteinflößend aus, aber für mich sahen viele Menschen furchteinflößend aus. Aber ich hatte ihr Gesicht schon einmal gesehen. Am Gryffindortisch. Und sie spielte Quidditch. Samantha McCallum. Ich hatte schon viel von ihr gehört und der Junge anscheinend auch, denn ihm schien jegliche Farbe aus dem Gesicht zu weichen. “Denn gleich wird es eines geben, wenn du von hier nicht verschwindest, Kleiner…“ Bei den Worten bekam sogar ich Angst, obwohl sie mir ja nur helfen wollte, was sie auch mit ihrer Gestik betonte, als sie sich neben mich stellte. Mit großen Augen sah ich zu, wie der Junge irgendetwas vor sich her stotterte und anschließend aufsprang und wegrann. Ja, er rann wirklich, als wären zehn Dementoren hinter ihm her.

“Danke, danke.“ Jetzt hätte ich doch fast vergessen, mich zu bedanken! Mein Gesicht wurde um ein paar weitere Nuancen dunkler und ich sah hektisch von einem Fleck des Bodens auf den nächsten. “Tut mir leid.. wegen.. den.. den.. den Umständen.. ich meine..“, stotterte ich drauf los, ohne zu überlegen. Wieso entschuldigte ich mich? Sie hatte sich selbst entschieden, mir zu helfen. Doch ich konnte nicht anders. Hätte ich dem Jungen gesagt, dass er verschwinden soll, dann hätte sie nicht herkommen müssen und .. ja, was und? “Danke“, flüsterte ich noch einmal. Oh, am liebsten wäre ich weggerannt. Am liebsten würde ich immer wegrennen, doch das waren keine guten Manieren. Das wusste ich, also tat ich es nicht, auch wenn ich es das ein oder andere Mal wirklich gerne getan hätte.
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

26.04.2007 16:42
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Als der Junge davonlief spürte ich, wie das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, einen Teil meiner tobenden Sorgen leicht abdämmte. Erst eine Weile später, als der Junge kaum noch zu sehen war, hörte ich das kleine Mädchen neben mir, die sich zweimal bedankte und dabei regelrecht rot anlief. Doch das war nicht das Ende der Zeremonie, sie hatte eher begonnen, eine wirre Zeremonie der nervösesten Dankesworte, die ich je gehört hatte. Zunächst suchte sie mir ihren Augen den sämtlichen Boden ab, ehe sie anfing sich zu entschuldigen, für etwas, wofür sie nicht die geringste Schuld hatte. Langsam wurde mir dieses Szenario unangenehm, vielleicht hätte ich doch sanfter an die Sache rangehen sollen, ich hatte das Mädchen völlig verschreckt.

Während sie sich drucksend bei mir bedanken wollte, oder auch entschuldigen, entdeckte ich ein Schulbuch, welches auf dem Boden vor dem Mädchen lag. Ich hob es auf und reichte es vorsichtig der Kleinen, als hätte ich Angst sie mit jeder weiteren Geste nur noch nervöser zu machen, während sie noch einen letzten Dank flüsterte. “Keine Uhrsache…“ sprach ich nun mit einem ruhigen Ton, aus dem jede Aggression verfolgen war. “Das nächste Mal solltest du solche Orte lieber nicht alleine Aufsuchen…“ sprach ich etwas zögerlich, da mich dieses kleine Wesen mit ihrer ängstlichen Art doch etwas verunsichert hatte.

Dann richtete ich meinen Blick auf das Schloss und meine Gedanken wurden wieder mit den Unannehmlichkeiten konfrontiert, welche mir der heutige Tag gebracht hatte. Erst die kühle Briese, welche mir einige Strähnen ins Gesicht wehte, riss mich aus meiner Gedankenwelt und mir fiel ein, dass das kleine Mädchen noch bei mir war. “Wenn du willst… kann ich dich ins Schloss zurück begleiten…“ Doch ich war mir nicht so sicher, ob dies das kleine Mädchen wollte, denn ich fühlte mich immer noch wie ein Jäger bei einem jungen Rehkitz, wobei ich mit der Bezeichnung „Jäger“ gar nicht mal so falsch lag.
Ricarda Bradbury Offline

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Beiträge: 11

28.04.2007 09:59
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Ich suchte immer noch nach den passenden Worten, um mich gebührend bei ihr zu bedanken – und das möglichst, ohne mich noch lächerlicher zu machen, als ich es eh schon tat – als sie sich bückte und mein Schulbuch aufhob, welches noch immer auf dem Boden lag. Als sie es mir reichte, nahm ich es schnell entgegen und schon wieder machte ich mich lächerlich, als es mir herunterfiel und ich es rasch wieder aufhob.

“Keine Uhrsache…“ Samanthas Stimme war auf einmal völlig verändert. Sie hatte nicht mehr dieses Angsteinflößende, sondern war nun ruhig. Ja, sie wollte mich wohl beruhigen. Natürlich hatte sie mir keine Angst machen wollen. Dafür lächelte ich sie nun mit einem halb entschuldigenden und halb dankbaren Lächeln an. Ich stellte mich schon recht doof an. „Das nächste Mal solltest du solche Orte lieber nicht alleine Aufsuchen…“ Ein wenig verwirrt sah ich mich um. Es stimmte, wir hielten uns ziemlich weit vom Schloss entfernt auf. Zwar sah ich noch ein paar Gestalten, aber es waren halt nur Gestalten. Ich hatte wohl Glück gehabt, dass sie hier zufällig vorbei gelaufen war. Wenn nicht, hätte ich wirklich ein Problem gehabt. Wenn nicht, dann... nein, darüber wollte ich nicht nachdenken. “Ja, das stimmt... ich... ich wollte lernen... aber.. dann kam dieser.. Junge.. und... und.. ich wusste nicht, was ich machen sollte...“ Als erstes sollte ich versuchen, nicht so herumzustottern, das wäre mal kein schlechter Anfang, aber umso mehr ich mich darum bemühte, umso schlimmer wurde es. Es war wie ein Teufelskreis.

“Wenn du willst… kann ich dich ins Schloss zurück begleiten…“, sagte sie nach einer Weile. “Oh“, war mein erster Kommentar dazu. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber eigentlich hatte ich eh vorgehabt, wieder in den Gemeinschaftsraum zu gehen, weil es mir hier doch ein wenig mulmig zumute war und wenn sie dann mitkam, dann würde mich wahrscheinlich auch kein Junge mehr ansprechen, was sicher von Vorteil war. “Das wäre wirklich nett.“ Ich hatte es tatsächlich geschafft, einen Satz ohne Stotteranfall hinter mich zu bringen. Nun traute ich mich auch, sie offener anzulächeln und es war wirklich nur noch ein leises Dankeschön darin zu erkennen. Ich brauchte mich nicht mehr zu entschuldigen – wahrscheinlich hatte ich mich eh nie zu entschuldigen gebraucht.
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

28.04.2007 14:27
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Das Mädchen war wirklich ein kleines Nervenbündel, dieser Gedanke bestätigte sich, als das Buch, welche ich ihr gereicht hatte, aus ihren Händen glitt und es sich erneut auf den Boden gemütlich machte. Vielleicht hatte der Junge etwas Falsches gesagt, was das Mädchen so sehr aufregte oder sie war einfach extrem Schüchtern.

Die Kleine tat mir wirklich Leid, als sie mir stotternd von dem Geschehnis erzählte. “Jetzt ist ja alles OK…“ fügte ich nach dem Satz des Mädchens hinzu um sie dadurch vielleicht ein wenig zu beruhigen. Ich setze ein mildes Lächeln auf und wollte ihr durch das Haar wuseln, wie ich es immer bei meiner Schwester tat, aber ich nächsten Moment entschied ich mich anders und streifte meine Haarsträhnen, welche durch den Wind in meinem Gesicht hingen, hinter mein Ohr. Ich hatte wirklich Angst die Kleine zu verschrecken und so ließ ich es lieber bleiben. So wie sie aussah schätze ich sie für 12 Jahre, wie meine Schwester, vielleicht aber auch 13.

Auf meine Frage, ob ich sie zum Schloss begleiten sollte, willigte sie ein. Ihre nerven hatten sich wohl gelegt, da kein Stottern und Drucksen ihren Satz unterbrach. Ich nickte ihr kurz zu, was soviel wie „kein Problem“ bedeutete, und wanderte mit ihr in Richtung des Schlosses. Eine kleine Gruppe von jungen Hufflepuffs sah in unsere Richtung und es schien fast so, als hätte ihnen jemand die Zunge abgeschnitten. Keiner sagte mehr was, denn ich war mir sicher, dass ich zuvor ein aufgebrachtes Schnattern gehört hatte, und sie bewegten sich auch nicht, lediglich ihre Augenpaare sahen uns neugierig hinterher. Erst als ich richtig in die Richtung der kleinen Gruppe sah, verflüchteten sich ruckartig ihre Blicke. Innerlich verdrehte ich die Augen. Sie mussten den Kerl gesehen haben, der von unserer Richtung her gesprintet kam und nun, dank meines „Berühmtheitsgrades“, malten sie sich bestimmt in ihren Fantasien aus, was da vorgefallen war. Eigentlich war es mir Egal, eigentlich, denn diese Gruppe, bestehend aus 2 Jungs und 2 Mädchen, waren Hufflepuffs, junge Hufflepuffs, vielleicht das dritte Jahr, wenn es das Schicksal mit mir noch grausamer meint, sogar noch das zweite Jahr. Somit wären sie in derselben Stufe und im selben haus meiner Schwester. Und so würde meine Schwester einiges über mich zu hören bekommen, was ich nicht wollte. Vielleicht würden die anderen sie damit sogar ärgern. Doch diesen Gedanken verschob ich, indem ich, ohne es wirklich zu realisieren, einen Schritt schneller ging. Das müsste ein Problem für die kleine Ricarda darstellen, für welche schon meine normalen Schritte riesig waren.

Kurz vor dem Eingang blieb ich stehen und richtete meinen Blick gen der jungen Ravenclaw. “So, hier wären wir dann.“ Hätte ich zu dem Moment schon gewusst, was mich hinter dieser Pforte erwartet, hätte ich diese gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Ricarda Bradbury Offline

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Beiträge: 11

30.04.2007 10:14
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Ich war Samantha wirklich dankbar, dass sie versuchte, mich mit ihren Worten etwas zu beruhigen, denn es half auch ein wenig. Mein Gesicht nahm langsam wieder seine normale Farbe an und auch mein Herz schlug mir nicht mehr bis zum Kopf, sondern nur noch zum Hals. Zwar traute ich mich immer noch nicht, ihr länger als zwei Sekunden in die Augen zu sehen, aber mein Blick war dafür nicht mehr auf den Boden sondern auf irgendeine Stelle schräg hinter Samanthas Kopf gerichtet. Auch spürte ich, wie der Schreck langsam nachließ.

Als wir auf dem Weg in Richtung schloss waren, trafen wir unterwegs auf eine Gruppe Huffs. Ich sah – wie ich es immer tat – an ihnen vorbei und tat so, als würde ich sie nicht bemerken, obwohl sie verdächtig ruhig geworden waren, als wir an ihnen vorbei gingen. Allerdings schien es nicht so, als würde meine Begleiterin die vier auch ignorieren, denn auf einmal wurde ihr schon recht schneller Gang noch schneller und war ich zuvor schon halb gelaufen halb gerannt, so musste ich nun wirklich rennen. Zumindest alle vier Schritte. Jeder andere hätte sie jetzt wohl darum gebeten, langsamer zu laufen, denn es war wirklich anstrengend, neben ihr zu bleiben, aber ich tat es nicht. Ich wollte sie nicht aufregen, denn ich hatte schon einiges von ihr gehört. Und da es ganz danach aussah, als hätten die Huffs es eben geschafft, sie ein wenig aufzuregen, wollte ich das nicht noch weiter provozieren, also hielt ich meinen Mund und mühte mich damit ab, neben ihr her zu rennlaufen. Diese Gangart verdiente wahrlich ein neues Wort. Doch Neologismen hatten es mir eh angetan.

“So, hier wären wir dann.“ Ruckartig blieb ich stehen, ich hatte auf den Boden gesehen und deshalb nicht gemerkt, dass wir schon angekommen waren. Nach Luft schnappend nickte ich Samantha zu. Ein Wort bekam ich leider erst nach einigen Sekunden raus, da mein Mund trocken war vom rennlaufen. “Danke.“ Das Wort wurde von einem leichten Lächeln begleitet. Dann sah ich zum Schloss auf. Ich würde jetzt wohl in den Gemeinschaftsraum gehen und dort lernen – oder in die Bibliothek. Da war ich mir noch nicht so sicher. Allerdings lief ich nicht sofort los, weil ich das als unhöflich empfand. Darum öffnete ich die große Tür und hielt sie, nachdem ich eingetreten war, auch Samantha auf.

Gehe nach: Was lange gärt, wird endlich Gut ... ähhhmmm neee... Wut
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

01.05.2007 15:48
Eindeutig ein Junge zu viel Antworten
Erst als ich sah wie erschöpft das Mädchen war, zogen leichte Selbstvorwürfe an meinem Gewissen. Ich musste es endlich schaffen, meine Emotionen zu zähmen, doch wie sollte ich das nur schaffen, wenn mich an diesem Tag so vieles versuchte aus dem Ring zu werfen? So einen beschissenen Tag wie heute hatte ich schon lange nicht mehr durchlebt und ich wünschte mir so sehr, dass ich nicht noch mehr Tiefschläge einfangen müsste.

Nachdem das Mädchen ihren Atem und Pulsschlag auf einen angenehmen Rhythmus gebracht hatte, dankte sie mir und öffnete die Tür, wobei sie aus Höfflichkeit mir die Tür aufhielt. Sie war ein wirklich gutes Kind, auch wenn ein bisschen eingeschüchtert, aber lieber das als eine von den aufgeblasenen Weibern die nach den Männern nur so lechzten.

Als ich die Eingangshalle mit dem Mädchen betrat wurde mir Klar, wie sehr mich das Schicksal liebte zu hassen. Genau in der Mitte des Raumes stand Arne und ich spürte wie all die negativen Gefühle in mir zu explodieren drohten. Das letzte worauf ich Lust hatte, war auf ihn zu treffen, neben einer anderen Person, die mir den Glockenschlag für den heutigen Tag verpasst hatte.

Ich wandte meinen Blick schnell von Arne ab und sah stattdessen das kleine Mädchen an, was mir allerdings Schwierigkeiten bereitet, da ich wusste, dass Arne mich bemerkt hatte und da ich nicht wusste, was ich gleich machen sollte. Trotzdem versuchte ich die wirren Gefühle in mir zu unterdrücken, schließlich hatte ich mir noch vor dem Eingang vorgenommen, endlich Herrin über meine Emotionen zu werden.

“Nun gut, also…“ Ich wusste selbst nicht, was ich sagen sollte, da ich in dem Moment nicht mal wusste, was ich denken sollte. So begann ich etwas ungeschickt wie für mich, einen Satz zu konstruieren. “Weiter schaffst du das ja auch alleine.“ Ich meinte das keineswegs abschätzend, es war eher ein Satz der die unangenehme Stille füllen sollte. “Hier brauchst du dich vor keinen aufdringlichen Jungs zu fürchten, so dumm wären selbst die nicht, denn in den Gängen wimmelt es um diese Zeit vor Leuten…“ letzteren Satz fügte ich zwar mit meinem typischen Stimmfall hinzu, der eher emotionslos und gelassen klingt, doch hatte ich ganz leicht die Stimme gehoben, was aber viele Menschen machen, wenn sie sich von jemanden verabschieden wollen, als wolle man dadurch den Abschied betonen. “Und falls was ist, wende dich einfach an die Lehrer…“ ich schien diese Situation wirklich ins unendliche hinaus zu zögern, da ich sonst niemanden über so simple Sachen lehrte. “Nunden… Tschüß und viel Erfolg beim lernen“ Ich gab das Schlusswort und wartete auch das von dem Mädchen ab, ehe ich ihr noch hinter her sah, wie sie den Flur entlang lief. Ich wollte mich nicht umdrehen, ich wollte Arne nicht sehen, ich würde jetzt auch so gerne diesen Flur entlang laufen, doch ich würde dies nicht tun…


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