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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Die Große Halle
Professor Sanderson Offline

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Beiträge: 12

16.07.2007 13:37
Monströse Probleme Antworten
Komme von: Unüberwindbare Distanzen

Das morgendliche Plaudern und Murmeln der Schüler war wie immer geballt aus der großen Halle zu vernehmen. Vor dem Unterricht tauschten noch einige schnell Hausaufgaben aus, kritzelten Schnell die letzen Sätze auf ihr Pergament, doch die meisten waren gänzlich aufgewühlt wegen dem Schulball. Hier und da konnte man Satzfetzen wie „und was trägst du?“ „Das ist doch nicht dein Ernst!? Du gehst wirklich mit … zum Ball?“ „Hoffentlich gibt es diese leckeren Häppchen…“

Eine ganz gewöhnliche Vorballabend Kakophonie also, doch obwohl ich mich über das normale Verhalten meiner Schüler freuen sollte, legte sich eine Sorgenfalte über mein Gesicht. Es war nicht die Sorge bezüglich des Benehmens auf dem Ball unserer Schüler, sondern der Verlust eines Schülers aus meinem Hause. Damian la Crour wurde im verbotenen Wald umgebracht, den eindeutigen Beweisen nach handelte es sich um die Tat eines Monsters und auch das Ministerium wurde hellhörig. Es war erschreckend, was geschehen war und nicht nur, weil es sich um einen Syltherin handelte, es war erschreckend, dass einer unserer Schüler vor einer Woche für immer verloren ging.

Erst der Gruß eines vorbeilaufenden Schülers meiner Klasse weckte mich aus den besorgten Gedanken. Ich nickte ihm zu und schon war er wieder unter seinen Freunden. Wie konnten wir nur so unachtsam sein? Ich wünschte mir einen starken Kaffee herbei um für den heutigen Tag gut gewappnet zu sein, die letzen Nächte hatte ich sehr unruhig geschlafen. Vorhin noch waren es die Zankereien zwischen meinen Schülern und den Gryffindors und nun… nun solch ein bestialischer Mord… Langsam nippte ich an dem kohlrabenschwarzen Kaffee und dies überzeugte mich davon, dass etwas Milch und Zucker nicht schaden könnte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch relativ früh war, aber trotzdem huschten mehr Schüler über die Korridore als sonst. Bestimmt konnten auch sie nicht lange Schlafen, wobei das weniger am Tod des Schülers lag, als am baldigen Halloween Ball.
Halloween… heute hätte der tote Schüler seinen Geburtstag zelebriert… obwohl ein Tag der Freude über uns gespannt war, legte sich über mich ein Schleier der Traurigkeit. Solche Vorfälle hatte es in weiter Vergangenheit gegeben, aber sehr selten. Man musste etwas unternehmen, dass der Tod von Damian der letzte auf dieser Schule war.
Professor McGonagall Offline

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Beiträge: 44

18.07.2007 10:39
Monströse Probleme Antworten
Komme von: Opfer gesucht...

Halloween, ein Tag des Gruselns und der Freude für jedes Kind und auch für so manchen Erwachsenen, denn nun war man in der Lage, in andere Rollen schlüpfen, ohne dabei sonderlich aufzufallen. In der Muggelwelt verkleidete man sich an diesem besonderen Tag aus geschichtlichen Gründen vor allem als Hexe - lange schwarze Haare, eine krumme Nase und darauf eine Warze, zerschlissene Kleidung sowie ein Besen, so stellte man sich diese »Wesen« vor. Nie wäre einem von ihnen eingefallen, dass es sie wirklich geben könnte und dass sie aussahen wie ein jeder anderer. Und dass es sogar welche unter ihnen gab, die sich nur als Muggel verhielten, um so weit abseits der Zaubererwelt existieren zu können. Ein jedes Mal entlockte es mir ein Schmunzeln, wenn ich zu dieser Zeit, die für mich eher fremde Welt besuchte und kleine Kinder in derartigen Verkleidungen lachend herumtollen sah. Es war wirklich erstaunlich, wie unsere Vorfahren es geschafft hatten, sich von der Muggelwelt zu entfernen und Hexen und Zauberer zu einem Mythos werden zu lassen, um so im Sicheren weiterleben zu können.

Auch in Hogwarts sollte das Halloweenfest Freude bereiten. Ja sollte, doch die Realität bewies das Gegenteil, denn der heutige Tag wurden mit dunklen Wolken überzogen, Wolken der Angst und Trauer. Erst Tage war es her, seitdem ein Slytherinschüler im Verbotenen Wald seinen Tod finden musste. Während die Kinder offen ihre Gefühle zeigten, mussten wir Lehrer unsere hinter einer Maske der Professionalität verstecken, wenngleich man liebend gern Worte der Verzweiflung ausgesprochen hätte. Jedes Mal stellte ich mir erneut die Frage, warum ich keine Ausgangssperre ausgesprochen hatte, schließlich wusste niemand, was wirklich dort draußen lauerte. Aber nein, ich vertraute den Schülern, dass sie sich von dem Verbotenen Wald fernhalten würden und ließ Damian la Cruor sterben. Wenn einer Schuld an seinem Tod hatte, dann war es mit Sicherheit ich, schließlich hätte ich als stellvertretende Schulleiterin alles daran setzen müssen, die Schüler vor einem derartigen Schicksal zu schützen. Ich konnte es wirklich nachvollziehen, dass eine Eule nach der anderen mit Briefen in meinem Büro erschien, die alle Besorgnis der Eltern als Inhalt in sich trugen. Und es wunderte mich, dass bis jetzt noch niemand verlangt hatte, sein Kind umgehend nach Hause zurückzuschicken. Wahrscheinlich wollten sie bis nach dem Fest warten, um den Jugendlichen nicht endgültig den Spaß zu rauben.

Ja, derartigen Gedanken waren seit dem schrecklichen Vorfall in meinen Kopf gebrannt und egal, was ich auch versuchte, sie ließen sich nicht abschütteln. Äußerlich war es mir vielleicht nicht anzumerken, ich grüßte meine Schüler mit dem gewohnt kurzen Nicken und lief mit dem gleichen schnellen Schritt wie eh und je in Richtung Große Halle, um etwas zu frühstücken. Innerlich jedoch waren meine Schuldgedanken allgegenwärtig und sobald niemand hinsah, kehrte ich in mich und versuchte zu verstehen, wie etwas Derartiges geschehen konnte. Hin und wieder wurde ich von ebenso besorgten Kindern angesprochen, ob wir, die Professoren, schon genaueres in Erfahrung gebracht hatten, doch jedes Mal musste ich sie enttäuschen und fühlte mich gleichzeitig elend. Wie konnten erfahrene Hexen und Zauberer wie wir nicht einmal einen Schüler beschützen, wie konnten wir nicht herausfinden, was genau sich im Verbotenen Wald herumtrieb? Wir mussten im Grunde doch nur hineingehen, es ausfindig machen und dann entweder vertreiben oder töten. Es war doch nicht so schwer! Doch der Schulleiter wollte nicht den Tod einer weiteren Person riskieren und war nun doppelt so vorsichtig.

Vor der Großen Halle selbst hielt ich noch einmal inne, um tief einzuatmen. Hier war der Ort, an dem die Schüler die meisten Fragen stellen konnten und ich sie wieder und wieder enttäuschen musste. Ich wollte nicht jedes Mal aufs Neue die Traurigkeit in den Gesichtern entdecken, wenn sie meine Worte vernahmen. Viel mehr sollten sie sich mit dem Halloweenfest ablenken und das gewohnte Lächeln im Gesicht tragen. Wie blöd von mir... Wie konnte jemand freudig herumlaufen, wenn jeder wusste, dass Damian am heutigen Tage seinen Geburtstag gefeiert hätte? Innerlich schallte ich mich selbst, ehe ich meinen Weg wieder aufnahm und den Lehrertisch ansteuerte, an welchem bereits Charlotte saß. Eine weitere Person, die dazu beitrug, dass meine Gedanken nicht aufhörten, sich zu melden. Schließlich war sie die Hausleiterin von Slytherin und gab sich wahrscheinlich, so wie ich auch, die alleinige Schuld für diese Tragödie. Ich versuchte ein freundlichen Ausdruck auf meinem Gesicht erscheinen zu lassen, ehe ich den großen, auf einem Podest stehenden Tisch umrundete und neben der Zaubertranklehrerin platz nahm.
»Guten Morgen, Charlotte.« Schwarzer Tee füllte sich wie von Zauberhand in meine Tasse und 2 Pergamentrollen erschienen - Hausaufgaben für den anstehenden Verwandlungsunterricht. Doch beides ignorierte ich für den ersten Moment, denn ich machte mir viel mehr Gedanken darüber, wie ich nun meine Kollegen ansprechen sollte.
»Wie geht es dir?« Gut, dass war nun wirklich eine Frage, die mehr als fehlplaziert war. Wie sollte es wohl jemanden gehen, der erst vor wenigen Tagen einen Schüler aus ungeklärten Fällen verloren hatte? Ich selbst fühlte mich elend, wie sollte es da ihr gehen?
»Ist es nicht schön zu sehen, wie sich die Schüler auf das bevorstehende Fest freuen?«, war daher meine ausweichende Frage, um die Situation doch noch retten zu können.
Professor Sanderson Offline

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Beiträge: 12

19.07.2007 13:14
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Dabei hatte dieses Schuljahr weniger turbulent begonnen… Nun gut, da gab es zu Beginn 2 Schüler aus Gryffindor und Hufflepuff, welche sich in den verbotenen Wald hineingewagt hatten, doch glücklicherweise ist ihnen nichts passiert – bis auf den Punkteabzug und eigentlich hatte ich erwartet, dass diese Übeltat den ganzen Schülern eine Lehre sei. Doch dem war nicht so. Vielleicht hätten wir das Vergehen der beiden Schüler öffentlicher machen sollen, den Rest der Schule davon kundgeben und die Folgen, die hätten passieren können besser publizieren. Doch dann hätten sich die Beiden womöglich wie Straftäter gefühlt und derartig dramatisieren sollte man so was auch nicht… dennoch waren sich die Schüler nicht vollends bewusst, welche Gefahr in dem Wald lauerte. Doch natürlich könnte man mit dem Aufzählen der Gefahren auch erneut das Interesse der Schüler wecken, denn kleine Protagonisten gab es hier zu Hauff. Trotzdem konnten wir die Sache nicht unter den Tisch kehren, aber heute sollte man die Schülerschaft nicht damit konfrontieren, sie wollten sich dem Schulball hingeben, schließlich war es ein ganz besonderer Tag für sie, auch wenn Damian heute seinen Geburtstag feiern würde…

Meine Kaffee, welchen ich mittlerweile nun doch mit Zucker versüßt und mit Milch schmackhafter gemacht hatte, war noch fast Randvoll, als sich Minerva McGonagall neben mich setze. “Guten Morgen“ Ich grüßte die stellvertretende Schulleiterin und die Hauslehrerin der Gryffindors, den langjährigen und leider wohl auch ewigen Konkurrenten meiner Schülerschaft, was aber keineswegs meine Meinung über Minerva widerspiegelte, achtete ich sie zu sehr, zurück und bemühte mich um ein nicht allzu von Trauer gekröntes Gesicht. Doch die letzen Nächte waren mir ein Graus, es kam nicht selten vor, dass ich aus ruhelosen Träumen erwachte, aber dennoch konnte ich meinen Unterricht immer voller Konzentration durchführen. Vor den Schülern durfte man keine Schwäche zeigen, vor den Kollegen besser auch nicht, was natürlich nicht immer gelingen wollte.

Als Minerva mich jedoch um mein Wohlergehen fragte, schwieg ich einen Moment, denn ich wusste nicht, ob es schicklich war sie zu belügen oder ob ich ihr meinen wahren Zustand berichten würde, doch diesen konnte sie ja durchaus selbst erahnen, war es nicht schwer nachzuvollziehen, wie sich ein Lehrer fühlte, der seinen Schüler durch einen Regelbruch verlor. Ich gab nicht mehr Damian die Schuld, auch wenn seine jugendliche Neugierde einen Teil dazu beitrug, so war ich doch seine Pädagogin gewesen und mir sollten die Schüler und deren Eltern vertrauen. An mir hing eine Menge Verantwortung und somit lag die meiste Schuld nun doch an mir. Ich hätte so was verhindern müssen.

Doch im nächsten Moment wechselte Minerva den Kurs und sprach den erfreulichen Teil dieses Tages an, ich war ihr wirklich dankbar dafür. “Oh gewiss, wenn man die Vorfreude der Schüler so mit ansieht, da wünschte man sich glatt ebenfalls wieder zu jung zu sein“ Ein aufrichtiges Lächeln schlich sich über meinen Mund und wie im Wirbelzauber, flogen einige Bilder meiner Jugend im Kopf hin und her. Ich war zwar nie eines der Mädchen gewesen, die sich in den Mittelpunkt solcher Geschehnisse stellten, war ich viel zu sehr mit den Schularbeiten beschäftigt, aber die Schulbälle genossen immer mein Ansehen. Es machte sehr viel Spaß und außerdem konnte man kurz abschalten, ehe der Schulalltag begann.

“Erinnerst du dich noch an deine Vorfreude? Und an deine Tanzpartner?“ Ich lachte kurz, und dieses Lachen kam mir so seltsam und fremd vor, erschien es mir, als hätte ich es schon vor Jahrzehnten verloren. “Meine hatten immer zwei linke Füße, am nächsten Tag schmerzten meine Zehn immer sehr, als ob eine Herde von Zentauren darauf getrampelt wäre“ Es erschien mir auch seltsam, mich mit Minerva über solch belanglose Angelegenheiten zu Unterhalten, aber ich wollte einen Moment über so was reden, was nicht im Bezug auf den Tod des Schülers war. Auch wenn ich wusste, dass ich meine weiteren Worte wohl gerade darauf beziehen würde.
Professor McGonagall Offline

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23.07.2007 00:48
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Auch wenn meine Kollegin mit viel Mühe ein freundliches Gesicht zustande brachte, durchschaute ich doch ihre aufgesetzte Maske der Freude und Leichtigkeit. Das übliche Blitzen in ihren Augen, welches normalerweise Stärke und andere Gefühlsregungen widerspiegelte, war erloschen und leichte Ringe unter ihnen bewiesen, dass sich die Hauslehrerin von Slytherin weit mehr den Kopf darüber zerbrochen hatte, was mit ihrem Schüler geschehen war, als sie es sich scheinbar eingestehen wollte. Ich konnte ihr Verhalten durchaus verstehen, wer gab schon freiwillig Schwäche zu? Doch ich kannte Charlotte nun schon seit vielen Jahren, sodass sie mir nicht so einfach etwas vormachen konnte und ich sie schon nach diesem kurzen Moment der Musterung durchschaut hatte. Nachdem einige Sekunden verstrichenen waren, schenkte ich ihr ein kurzes Lächeln, vielleicht um Verständnis zu übermitteln, ehe ich letztlich einen ersten Schluck von meinem heißen Tee nahm und eine Pergamentrolle öffnete, um den Schreiber festzustellen - Laeticia Askins aus Ravenclaw. Mit dieser Tat wollte ich ihr einen Moment Zeit geben, auf meine Frage über ihr Wohlbefinden zu antworten, und ihr gleichzeitig das Gefühl geben, dass ich nichts bemerkt hätte. Wahrscheinlich würde sie sich noch elender fühlen, wenn man sie direkt auf ihren schlechten Zustand ansprechen würde.

Wie ich es mir gedacht hatte, kam keine Antwort auf meine Frage, sodass ich beruhigt war, gleich zum Halloweenball übergegangen zu sein. Ich wandte mich von dem Blatt Papier vor mir ab und sah ihr direkt in die Augen, Ehrleichterung spiegelten sie nun wieder, Erleichterung darüber, dass ich sie nicht weiter wegen ihrem geschafften Äußeren gelöchert hatte. Für einen kurzen Augenblick war mein Frühstück vergessen und ein neuerliches Lächeln bildete sich um meine Lippen, als meine Gedanken zu wandern begannen. Die gute alte Schulzeit. Wie oft sehnte man sich doch zurück, in ein Leben, wo alles noch unbeschwert war und man in den Tag hinein leben konnte? In eine Zeit, in der man so manches Mal die Schule und Lehrer verflucht hatte, dennoch versucht war, sehr gute Ergebnisse abzuliefern. Keinesfalls würde jemand diesen Teil seines Lebens missen wollen, denn hier sammelte man Erfahrungen, die für die noch bevorstehenden Jahre von enormer Wichtigkeit sein würden. Besonders in der Zaubererwelt waren die vielen Unterrichtsstunden eine Vorbereitung auf die gefährliche Welt, in der man niemals gänzlich wusste, was auf einen zukommen würde. Ja, durch Damian La Cruors Tod wurden wir, die Schüler- und Lehrerschaft, darauf aufmerksam gemacht, dass man selbst in seiner eigenen Schule, so traurig diese Tatsache auch klingen mochte, nicht immer in Sicherheit sein konnte und dass das Kollegium die Kinder weit mehr in Vorsicht und Aufmerksamkeit schulen musste, als es bisher schon der Fall war.

Schnell holte ich mich mit einem kurzen, kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln in das Hier und Jetzt zurück, denn meine Gedanken begannen einen Weg einzuschlagen, der zum jetzigen Zeitpunkt mehr als unangebracht war. Denn zum einen war es überaus unhöflich, innerlich derartig abzuschweifen, während eine Kollegin den Versuch anstellte, mit seinem Freund ein Gespräch zu beginnen, welches nicht gerade den Verlust eines Schülers als Inhalt hatte. Und zum anderen würden sie nur dazu beitragen, dass sich mein Gefühlszustand schlagartig ändern würde - in Trauer und Hilflosigkeit.
»Ich kann dir da nur zustimmen«, erwiderte ich somit ohne Umschweife, ehe ich mit einem kurzen Heben meiner Mundwinkel fortfuhr. »Wobei es in anderen Situationen durchaus vorteilhaft erscheint, dass man schon eine gewisse Reife entwickelt hat, die einen zum Nachdenken zwingt statt gleich eine Dummheit zu begehen.« Bewusst erinnerte ich mich an verschiedene Szenarien aus meiner Schulzeit, in der Jungen in ihrer pubertierenden Art einen Streich nach dem anderen spielten und sich als Erwachsene nur noch für ihr flegelhaftes Benehmen schämen konnten. Aber auch derartige Erfahrungen trugen zur Entwicklung eines Menschen bei, brachten jeden im Umgang mit anderen weiter. Glücklicherweise konnte ich mich zu den Personen zählen, die das Wort »Anstand« in die Wiege gelegt bekommen hatten und es nur selten geschehen war, dass ich etwas Verbotenes getan hatte. Und wenn es doch einmal vorkam, hatte ich einen Schutzengel, welcher mich vor ernsthaften Konsequenzen steht’s zu schützen wusste.

Frühere Halloweenbälle - lebhaft konnte ich mich daran erinnern. Leider waren es nicht nur positive Gedanken, welche an die Oberfläche meines Bewusstseins drangen, wenn ich an die damalige Zeit zurückdachte. Als sehr gute Schülerin hatte ich es zu Beginn meiner Schulzeit schwer, männliche Freunde zu finden, denn meine zurückhaltende und verschlossene Art tat ihr übriges. Mit der Zeit jedoch wurde ich akzeptiert und erhielt zu meiner Freunde wirklich Einladungen zu dem sehnlichst erwarteten Ball.
»Es ist so, als ob es gestern gewesen wäre. Meine Raumkameraden und ich hatten immer das Ritual, einen Kalender im Oktober anzulegen, an welchem wir jeden vergangenen Tag bis zum Halloweenabend durchstrichen, um uns so das warten erträglicher zu machen.« Ja, nur die wenigsten hätte wahrscheinlich von mir ein derartiges Verhalten erwartet, doch auch ich war einmal jung gewesen und hatte noch nicht die kühle und strenge Maske besessen, welche ich in meiner jetzigen Lehrerposition gewohnt war, aufzusetzen.
»Meine Tanzpartner?« Ein überlegender Ausdruck schlich sich über meine Züge, während ich die damaligen Abende vor meinem geistigen Auge vorüber streichen sah.
»Ich glaube, ich war eine der wenigen, die in der Hinsicht von Glück sprechen konnte. Sie waren in der Lage zu tanzen, hatten ein gepflegtes Auftreten. Eben alles, was für ein Mädchen in dem Alter wichtig war.« Ein neuerliches, dieses Mal jedoch leicht verträumt wirkendes Lächeln bildete sich um meine Lippen. Es war damals doch eine überaus schöne Zeit gewesen, die sich nicht missen wollte.
»An was ich mich besonders erinnere, ist die Nervosität der Jungen, wenn sie einen um die Begleitung zum Ball baten. Dieser schüchterne, auf den Boden gerichtete Blick und das Spielen mit den Händen, während alle Augen im Raum auf einen gerichtet waren, um das Geschehen nicht zu versäumen. Herrlich!« Tatsächlich entkam mir bei diesem Gedanken ein kurzes Lachen, welches seit den Ereignissen nur noch selten von mir zu vernehmen war.
Professor Sanderson Offline

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05.08.2007 12:49
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Das Gespräch mit Minerva, welches in die wohltuende Belanglosigkeit glitt, lies meine strapazierte Seele für einen kurzen Augenblick aufatmen. Es erschien, als würden sich meine Lungen mit der Luft der Sorglosigkeit füllen und die Krämpfe in der Magengegend sprengen. Gar ein aufrichtiges Lächeln schlich sich über meine Mundwinkel, als sie über die missliche Nervosität der Jungen sprach. Es war schon erstaunlich, zu welch schüchternen Wesen ein sonst so starker junger Mann schrumpfen konnte. Doch konnte man es ihnen nicht übel nehmen, schließlich war man damals noch jung und sehr grün hinter den Ohren gewesen.

Ich nickte zustimmend, als Minerva die Weisheit des Alters vor die Unerfahrenheit der Jugend stellte. Als junger Mensch handelte man oft aus dem Bauch heraus, wie man es gerne ausdrückt, anstatt über die Folgen und Konsequenzen nachzudenken. Dabei haftete sich mein Blick auf dem Pergament, welchen die Hauslehrerin der Gryffindors an sich genommen hatte. Vor allem bei den Hausaufgaben zeichnete sich der Eifer der Jugend aus, es war immer Bedauernswert, wenn man eine halbherzig oder kaum erledigte Hausarbeit bekam. Jede Aufgabe die ein Lehrer an dieser Schule stellte, war zu lösen, man musste sich nur in manchen Fällen intensiver mit der Materie auseinander setzten. Doch war es der Jugend Last, sich mehr mit anderen Sachen zu beschäftigen, als mit der Schule. Wenn jeder unserer Schüler doch nur wüsste, welch enorme Bedeutung solch eine schulische Bildung hat…

Minerva selbst hatte mehr Glück was ihre damaligen Tanzpartner betraf. Eigentlich war ich auch nicht eine von den Mädchen damals gewesen, die gerne tanzten, aber vielleicht lag das auch an der ständigen falschen Wahl des Partners. Wie auch immer, schon lange war dies nicht mehr mein Problem, ich hatte andere Sorgen. Viel schlimmere Sorgen.
Der Knoten in meinem Magen machte sie wieder unangenehm bemerkbar und die Tasse, welche ich eben zum trinken erhoben hatte, stellte ich wieder ab. Ich konnte mich von den Tatsachen keineswegs verstecken, ich dufte das auch nicht. Der Tod eines Schülers war keineswegs etwas, worüber man Gras wachsen lassen konnte und ich hielt es auch nicht länger aus, darüber zu schweigen.

“Minerva, ich…“ Ich wollte sie damit eigentlich nicht belasten, wo wir doch heute einen feierlichen Tag hatten, aber das Geschehen verfolgte mich wie ein böser Traum, ich konnte dem nicht entkommen, aber ich konnte meine Sorgen auch nicht länger in mir aufstauen. “Ich mache mir ernsthafte Sorgen um unsere Schüler, solange diese… Monster noch in dem verbotenen Wald herumirren…“ Ich wusste zwar, dass Dumbledore Maßnahmen ergreifen würde, und ich vertraute unserem Schulleiter auch sehr, aber mir dauerte das alles viel zu lange. Was, wenn sich wieder einige Waghalsige finden würden? Genügte alleine das aussprechen des Verbotes, um ein Feuer der Neugierde in den Schülern zu entfachen. Und wir waren verantwortlich für die Kinder, wir mussten dagegen etwas unternehmen, schließlich bewies schon der Tod Damians, dass wir viel zu spät handelten.

“Natürlich trägt der Wald nicht ohne Grund den Titel „verbotener Wald“, aber glaubst du, dass solch ein gefährliches Monstrum nicht woanders hin gehört? Wir müssten schon den Wald mit einem Fluch belegen, damit keine Schüler dieses Gebiet mehr betreten… aber wir wissen, selbst dann würden sie einen Weg finden. Ich bin der Meinung, dass wir, als Pädagogen dieser Schule, etwas gegen dieses Monster unternehmen müssen, und zwar so schnell wie möglich“ Ich hatte nicht vor gehabt, soviel zu sagen, doch die Worte sprudelten aus mir hinaus, als wären sie viel zu lange in den Fäden des Schweigens gefangen.

Schnell trank ich einen großen Schlucken meines Kaffees, doch der Nachgeschmack meiner Worte blieb an mir haften. Ich hätte das alles bei der Konferenz sagen sollen, doch seit dem Tod war einfach viel zu wenig geschehen. Einige Eltern spielten wahrlich mit dem Gedanken, ihren Kindern den Aufenthalt in Hogwarts zu verbieten, und dass bedeutete Vertrauensbruch. Doch so was sollte nicht hier passieren, nicht auf Hogwarts, der Schule, die wie ein zweites Zuhause für die Kinder sein sollte.
Professor McGonagall Offline

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14.08.2007 14:44
Monströse Probleme Antworten
Egal, wie viel Freude und Gelassenheit Charlotte und ich auch mit den Themen der Vergangenheit wiedergeben wollten, ließ sich die Wolke der Bedrücktheit und der Trauer nicht verdrängen. Wie ein Unwetter hing es über unseren Köpfen und war dadurch verantwortlich für das Unwohlsein in unserem Inneren, welches einfach nicht mehr vergehen wollte. Andererseits wäre es auch eine Schande gewesen, derartige Gefühle in die hinterste Ecke unserer Seelen abzuschieben, das hatte Damian La Cruor bei Weitem nicht verdient. Wir schuldeten es ihm, jede freie Minute an ihn zu denken und ihn nicht zu vergessen. Er musste einen Ehrenplatz in unserem Herzen erhalten, damit die Schüler niemals vergessen würden, was ihm zugestoßen war. Leider war ich mir auch bewusst, dass viele der Jugendlichen nach einer kurzen Zeit der Trauer über den Verlust eines Kameraden hinweg sein würden und es vielleicht wieder Mutige geben würde, die den gleichen Fehler wie Damian begingen. Ein weiteres Opfer konnte und durfte Hogwarts nicht zulassen, immerhin hatten wir als Lehrer und Ausbilder eine Verantwortung zu tragen. Ich konnte mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie enttäuscht die Eltern über uns sein mussten, über unsere Fahrlässigkeit, Schüler nach draußen zu lassen trotz dieses Monsters im Wald.

Mein Blick schweifte für den Bruchteil einer Minute über die Köpfe der anwesenden Schüler, deren Bedrücktheit ebenso zu spüren war wie bei mir und meiner Kollegin. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Jugendlichen momentan versuchten, ihre tristen Gedanken mit dem Halloweenball zu verdrängen und es auch schafften, durch Gespräche über die Tanzpartner und die eigene Kleidung alles um sich herum zu vergessen. Ein müdes Lächeln bildete sich um meine Lippen, als meine Augen auf dem Gryffindortischen haften blieben, an welchem eine Gruppe Drittklässlerinnen mit ihrem Gelächter den gesamten Bereich um sich unterhielt. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn es einen meiner Löwen getroffen hätte. Sie waren zwar stark und auch mutig, doch hatten sie so wie ich einen weichen Kern im Inneren, der an einer solchen Tragödie zerbrochen wäre. Ich selbst musste gerade am eigenen Leibe erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man Schuldgefühle und Wut zur gleichen Zeit in sich trug und nicht wusste, wie man damit umzugehen hatte. Verdrängung selbst war im Grunde die falsche Taktik, um eine Situation zu verarbeiten - somit waren Charlotte und ich nicht gerade ein gutes Vorbild, versuchten wir uns doch gerade gegenseitig auf andere Gedanken zu bekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde mir erst richtig bewusst, dass Hogwarts unbedingt jemanden brauchte, der als Psychologe fungierte. Vielleicht würde ich diesen Punkt einmal bei Albus anbringen müssen.

Weiter kam ich jedoch nicht mit meinen Gedankengängen, wie man den Schülern am besten in ihrer jetzigen Lage helfen konnte. Die Stimme von Professor Sanderson, welche mit größter Sorge überzogen war, holte meine Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt zurück. Langsam drehte ich meinen Kopf der Kollegin zu und augenblicklich veränderte sich meine Mine, Trost und Verständnis spiegelte sie wieder.
»Ich weiß Charlotte, mir geht es nicht anders. Und die Sorge ist durchaus berechtigt, wenn nicht einmal der Schulleiter weiß, was genau im Wald sein Unwesen treibt. Aber wir müssen nun Verantwortung dafür tragen, dass keine Panik in der Schülerschaft entsteht und dass bis auf Weiteres ein Annähern der Kinder an den Verbotenen Wald verhindert wird.« Gut, das war mit Sicherheit leichter gesagt als getan. Wie oft hatte man schon etwas untersagt, alles mit Argusaugen überwacht, um letztendlich vom Hausmeister darauf hingewiesen zu werden, dass sich jemand der Schüler herausgeschlichen hatte? Sie fanden ja doch immer wieder ein Schlupfloch, weil sie Orte von Geheimgängen wussten, die uns bis dato unbekannt gewesen waren. Es war mehr als frustrierend, zu wissen, dass es immer wieder Chaoten gab und auch in Zukunft geben wird, die das Schicksal herausfordern und die Regeln für unnötig erachten. Ich hoffte wirklich innständig, dass dieser Teil der Schülerschaft nun wachgerüttelt wurde und erkennen würde, dass es durchaus einen triftigen Grund hatte, warum man ihnen Dinge untersagte.

Ein kurzes, träge wirkendes Nicken war meine nächste Reaktion auf Charlottes Argumente.
»Natürlich sollte unser Wald kein Heim für ein derartiges Geschöpf sein. Wölfe und Zentauren sind für die Schüler schon gefährlich genug. Aber wir können nichts tun, wenn wir nicht wissen, was sich für ein Monstrum hinter den allabendlichen Lauten verbirgt, die durch den Wind zum Schloss getragen werden. Man muss den Feind kennen, um eine Strategie zu entwickeln, wie man ihn bekämpfen kann.« Es entstand eine kurze Pause, ehe ich fortfuhr. »Die einzige Möglichkeit, etwas über das Wesen herauszufinden, besteht darin, in den Verbotenen Wald zu gehen. Ob Autoren oder wir erscheint mir momentan gleich, die Hauptsache ist doch, dass wir die Eltern unserer Schüler endlich beruhigen können, ehe das Ministerium eine vorübergehende Schließung in Erwägung zieht.« Das war wirklich meine größte Angst, dass die Eltern das Vertrauen in uns Professoren verlieren würden. Dass sie es nicht mehr wagen würden, ihre Kinder in unsere Hände zu geben, war mit Sicherheit auch der Alptraum eines jeden anderen meiner Kollegen. Schließlich haben wir unseren Beruf erlernt, um Jugendlichen etwas beizubringen und sie zu schützen und nicht, um sie zu gefährden.

Eine plötzliche leise Stimme vor mir unterbrach das angeregte Gespräch zwischen mir und Charlotte, sodass ich meine Aufmerksamkeit von meiner Kollegin für einen kurzen Zeitpunkt wegbewegte und meinen Kopf zur Quelle des Geräusches richtete. Ein Mädchen, sie war mit Sicherheit eine Erstklässlerin, stand eingeschüchtert vor dem großen Lehrertisch und spielte nervös mit den Händen an ihrer Kleidung.
»Ja?«, sprach ich sie in einem sanften Ton an, um sie nicht zu verschrecken. Zu meiner Freude schien gerade dieses Verhalten eine Änderung bei dem Mädchen zu bewirken, eine Spur Selbstbewusstsein kehrte in sie zurück.
»Ähm, Professor, meine Freundin hat sich auf der Toilette eingeschlossen und will nicht mehr herauskommen. Ich habe wirklich schon alles versucht, aber... aber sie will einfach nicht auf mich hören. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll...« Sie stockte und sah mich mit großen Augen an, Besorgnis spiegelte sich in ihnen wieder. Ein leichtes Lächeln bildete sich um meine Lippen, um sie zu beruhigen, während ich mich von meinem Stuhl erhob und die Zaubertrankprofessorin noch einmal anblickte, ihr stumm eine Entschuldigung mitteilend. Erst dann begab ich mich zu meiner jungen Schülerin, um gemeinsam mit ihr dem Problem Herr zu werden.

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