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Komme von: Verirrt, verträumt, verendet?
Nachdem ich ziemlich lange verträumt, durch die langen Gänge Hogwarts' geschlendert war, schaute ich nun auf meine Füße. Sie waren klein und zierlich... man konnte sagen, sie sahen "okay" aus, zumindest nicht schlecht. Aber das war es eigentlich nicht, worauf ich hinaus wollte. Es ging um das Gefühl in meinen Füßen. Es war seltsam, aber ich glaube zum ersten Mal in meinem Leben sehnten sie sich nach Bewegung - tänzerischer Bewegung. Ich konnte nicht tanzen, das stand außer Frage. Und trotzdem wollten sie es doch einmal versuchen. Schuld war der Ballabend, der hatte sie erst auf diese Idee gebracht, aber da sowieso niemand mit einer Sarah Anne Rhichmond dorthin gehen würde und ich alleine schon gar nicht, würden meine Füße keine Gelegenheit erhalten sich zu blamieren. Natürlich hatte ich auch in Erwägung gezogen mit weiblicher Begleitung dort aufzukreuzen... nur um da zu sein, bis mir einfiel, dass ich erstens: große Menschenmengen hasste und zweitens: keine Freundinnen hatte und bie Mädchen generell noch unbeliebter als bei Jungen war.
Ich trat an ein Fenster und schaute heraus. Es war bewölkt, aber nicht ungemütlich. Ich fand dieses Wetter auf gewisse Weise kuschelig. Besonders wenn ich mich drinnen befand. Und für einen kurzen Moment, fühlte ich mich gut. Ich musste an Lizzy denken. Meine einzige Freundin. Doch lange hatte ich von ihr nichts gehört. Sie hatte mir seit zwei Monaten keinen Brief geschickt. Meine letzte Erinnerung an sie, war die Begegnung mit ihr, vor dem Portrait der fetten Dame. Ich hatte meine letzten zwei Monate äußerst langweilig verbracht und alle und alles gemieden... viel gelesen. Ein wenig für den Unterricht gelernt. Gebrachte hatte es allerdings nichts.
Erschöpft setzte ich mich auf den Boden. Meine Füße wollten sich bewegen, ich jedoch war einfach nur hungrig und müde. "Welch ein weiterer grandioser Tag in meinem Leben" ,seufzte ich in mich hinein. Ich war schlichtweg gelangweilt, ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen. Was war auch mit mir anzufangen, ohne wieder eine Katastrophe vom Zaun zu brechen? Nichts, vermutlich. Ich schloss die Augen und stellte mir mein Elternhaus vor. Wie es da groß und prächtig in der kleinen Seitenstraße stand und über alle anderen hinausragte. Am Eingang standen meine Eltern und Lizzy. Alles schimmerte und glänzte. Das nannte man wohl "Wunschdenken". Aber ich machte gerne weiter. Ich stellte mich dazu und meine Eltern nahmen mich in die Arme - unabhängig davon, dass sie das selbst in der Realität nicht getan hätten. Als ich mich aus der Umarmung löste wollte ich Lizzy in die Arme schließen, diese jedoch stieß mich fort. Rückwärts purzelte ich unsere gesamte Auffahrt hinunter, woraufhin sich am Ende dieser das große Nichts auftat, welches nach mir verlangte. Ich versuchte mich noch mit einer Hand an unserer Auffahrt zu halten, doch Lizzy kahm und trat auf meine Hand, schreiend: "BRINGE ES ZU ENDE, WAS DU BEGONNEN HAST!!!".
Alleingelassen und unverstanden segelte ich durch das große Nichts. Es war schwarz und unbeleuchtet. Unklar, geradezu. Das Wunschdenken hatte hier wohl allerspätestens ein Ende gefunden. In Wirklichkeit war dieses Nichts meine Heimat, schon seit langem. Mein Elternhaus, war nur der Ort an dem ich gerne wäre. Aber meine eigentliche Heimat war ein großer schwarzer Klumpen, der Unendlichkeit. Und wer würde schon seinen Arm in diese klebrige Masse strecken, um mich hinauszuziehen, wenn doch jeder wusste, dass diese mir folgen würde und erst alle in Ruhe ließe, wenn sie hatte was sie wollte - mich. Ich öffnete die Augen.
Ich stand auf und schlenderte ziellos weiter. Über die Frage wieso der Klumpen mich ausgewählt hatte, wollte ich mir keine Gedanken machen - er könnte es mir übel nehmen. Ob man es nun Pech, Schicksal pder den schwarzen Klumpen der Unendlichkeite nannte, war eigentlich egal. Das Resultat blieb gleich. Mein Leben war ein großer, schwarzer klebriger Klumpen, in welchem ich von Pech verfolgt war und das Schicksal es ganz sicher nicht gut mit mir meinte. Ich hatte zwar keinen Spiegel, aber glücklich sah ich in diesem Moment bestimmt nicht aus.
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Komme von: Kein Zurück mehr
Es war noch gar nicht so lange her, da hatte ich in der Bibliothek gesehen und mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich heute Abend auf den Ball gehen würde oder eben nicht. Eine Begleitung hatte ich nicht, denn obwohl man mich gefragt hatte, hatte ich keinem so richtig zusagen wollen. Mir war einfach unbehaglich bei dem Gedanken daran, dass ich Alice über den Weg laufen könnte, denn ich ging ihr permanent aus dem Weg und sie mir auch. Allerdings hing in meinem Kleiderschrank ein wunderschönes Kleid und ich wollte mir den Ball auch eigentlich nicht entgehen lassen. Wenigstens wollte ich mich eine Stunde lang oder so sehen lassen und dann vielleicht wieder verschwinden. Da ja sowieso die ganze Schülerschaft versammelt sein würde, musste ich Alice oder auch anderen meiner Mitschüler ja nicht unbedingt über den Weg laufen und selbst wenn, ich musste mir ja nichts anmerken lassen. Außerdem war die Sache fast schon wieder Schnee von gestern, jedenfalls redete ich mir das vehement ein. Gerade eben in der Bibliothek hatte ich sowieso das Gefühl gehabt, dass ich nicht die Einzige war, die nicht die beste Laune hatte und das beruhigte mich fast ein wenig. Das Gespräch mit Demie hatte mir zwar nicht viel gebracht, denn irgendwie schien sie mir den Eindruck gemacht zu haben keine Lust zu haben überhaupt mit irgendjemandem zu reden und dann hatte ich mich auch schon dazu entschlossen mich auf meinen Weg in den Schlafsaal zu begeben. Wenn ich auf den Ball gehen wollte, dann sollte ich mich jetzt ein wenig beeilen und nicht mehr herumtrödeln, schließlich musste ich einigermaßen gut aussehen und jeder, der mich ein wenig besser kannte, wusste, dass ich dafür stundenlang brauchen konnte. Gedankenverloren huschte ich also die Gänge entlang, ohne weiter großartig aufzufallen. Wenn man in Hogwarts alleine unterwegs war und sich unauffällig verhielt war die Chance viel größer, dass man unterwegs nicht zehn Mal angesprochen und damit aufgehalten wurde.
Ich bog gerade um eine Ecke, als mir der Gedanke kam, dass es sehr wahrscheinlich war, dass ich gerade um diese Uhrzeit auch auf die anderen Mädchen aus meinem Schlafsaal treffen könnte und genau das wollte ich doch vermeiden...Seufzend blieb ich stehen und schlenderte zu einem Fenster hinüber um ein wenig nach draußen zu sehen und einen klaren Kopf zu bekommen. Draußen herrschte einfach so richtiges Herbstwetter: viele graue Wolken, peitschender Wind, naja eben das typische Wetter für diese Jahreszeit und dieses stimmte mich nicht gerade fröhlicher. Irgendwie war die ganze Geschichte ja fast schon ein wenig deprimierend, denn an sich ließ ich mir meine Laune doch nie so schnell von irgendetwas verderben und jetzt fühlte ich mich dennoch nicht wohl. Der einzig schöne Gedanke war der Gedanke an mein wunderschönes Ballkleid, welches aus blauem Satinstoff war und am Ausschnitt mit einer cremefarbenen Rose bestückt war. Und trotz des Kleides bereitete mir der Ball nur Kopfzerbrechen. Dort alleine aufzutauchen war eigentlich gar nicht meine Art und was würde man dann außerdem von mir denken? Eigentlich würde das doch nur meinem Ruf schaden und vielleicht sollte ich ja doch mit jemandem hingehen? Ach, ich wusste es einfach nicht...ich war wirklich hin und hergerissen. Ein Ball war doch wirklich mal eine schöne Abwechselung und ich hatte nicht wirklich viel Lust darauf, das durfte doch nicht wahr sein. Und falls ich nicht hingehen würde, das würde ja sowieso auch auffallen. Ich war nicht wirklich eine Außenseiterin und außerdem spielte ich Quidditch, da war es doch ganz normal sich auf solch einem Event zu präsentieren. Allerdings könnte ich wetten, dass alle meine anderen Teamkollegen wahrscheinlich eine Ballbegleitung hatten und ich hatte diese aus Trotz verwehrt. Langsam kam ich also auch zu der Einsicht, dass das eine ziemlich hirnrissige Idee gewesen war und ja, vielleicht hatte ich ja noch Glück und ich konnte mich ein paar meiner Freundinnen anschließen, jedenfalls waren die meine letzte Rettung. Ich sah noch ein letztes Mal zum Fenster hinaus, seufzte leicht und machte mich schließlich guter Gedanken weiter auf den Weg.
Meine Schritte waren nun etwas schneller und erst als ich beinahe in eine Person hineinkrachte machte ich etwas langsam und blieb einen Moment lang stehen. Moment mal...war das nicht...? Irritiert drehte ich mich um und sah dem Mädchen hinterher, welches ich beinahe umgerannt hatte. War das nicht Sarah? Sarah Anne Richmond? Was war denn mit ihr los? Einen Moment lang zögerte ich noch, dann ging ich zu ihr hinüber und legte vorsichtig meine Hand auf ihre Schulter. "Sarah?" fragte ich vorsichtig und versuchte die Gryffindor anzusehen um ihr ein freundliches Lächeln zu schenken. Wir hatten uns vor ein paar Wochen zufällig kennen gelernt und obwohl an diesem Tag einiges vorgefallen war und sie der festen Überzeugung war, dass sie nur Unglück bringen würde, mochte ich sie dennoch. Allerdings sah sie momentan gar nicht glücklich aus und deswegen begann ich mir fast ein wenig Sorgen um sie zu machen. "Wie geht es dir? Tut mir Leid, dass ich dich vorhin beinahe umgerannt hätte, ich war so in Gedanken und hatte es eilig..."erklärte ich ihr mit ruhiger Stimme und begann dann leicht zu lächeln und stellte mich ein wenig abwartend neben sie. Die Vetrauensschülerin schien fast ein wenig in sich gekehrt zu sein, doch das kannte ich ja nur zu gut. Wahrscheinlich wusste ich am besten, was es hieß sich schlecht zu fühlen und dennoch, vielleicht täuschte mich der erste Eindruck ja auch, aber ein glückliches Gesicht machte sie auf keinen Fall.
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Nachdem ich eine Weile lang durch den Flur geschlendert war - den Blick immer auf den Boden gerichtet - malte ich mir ein Leben aus, wie es wohl nach der Schule wäre... Vielleicht würde ich einen halbwegs guten Beruf -für eine Frau- bekommen, mit netten Menschen zusammenarbeiten und später ein großes Haus am Stadtrand besitzen... mit einer Familie. "So ein Unsinn!" ,durchfuhr es mich. Ich hatte mich zwar mit dem Gedanken, das Unglück würde nur meinem Schulleben folgen, beruhigt, aber die Wahrheit sah wahrscheinlich anders aus. Ich würde an meinem Arbeitsplatz gemobbt werden und immer die Drecksarbeit machen müssen - und das zu Recht, ich brachte ja eh allen nur Unglück. Und eine Familie? Pah! Wer wollte schon mit mir...?
Als sich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter niederließ zuckte ich erschrocken zusammen. "Sarah?" ,meinte eine sanfte weibliche Stimme hinter mir. Es war eine vertraute Stimme und ich hatte Angst, mich umzudrehen und wieder Lizzy vor mir zu sehen, die mich dann nur wieder anschreien würde. "Lizzy ist nicht hier!" ,sprach die Vernunft in mir und ließ mich kurzzeitig an Gutes glauben. "Wie geht es dir? Tut mir Leid, dass ich dich vorhin beinahe umgerannt hätte, ich war so in Gedanken und hatte es eilig..." ,meinte die Stimme dann weiter. Umgerannt? Umgeschubst hatte sie mich! So dass ich schmerzhaft unsere lange, steinerne Auffahrt runtergepurzelt war und das Nichts mich wieder verschlungen hatte! "Du warst in Gedanken? Ja, ich auch... du warst meine Vorstellung! ,ging es mir durch den Kopf und wandte mich schließlich mit folgenden Worten um: "Habe ich dir denn irgendwas getan, dass du mich seit unserem letzten Kontakt so behandelst?". Nun fiel es mir wieder auf. Gegenüber Lizzy konnte ich offen, ehrlich und direkt sein. Ich hatte mich lange nicht so reden hören... Als ich jedoch der Person in die Augen schaute, die da stand, wurde mir bewusst, dass ich nicht Lizzy so angefahren hatte.
Kayla Hogan stand mir mit einem besorgten Blick gegenüber. Ich war sprachlos. Ich hatte Kayla vor einer Weile kennengelernt und mochte sie sehr gerne und nun hatte ich ihr sowas missverständliches an den Kopf geworfen. Am liebsten wäre ich wieder in meine Ecke gekrochen. "T-tut mir Leid! ,stammelte ich, "Ich... habe- Ich stockte im Satz. Wie klang denn das? Wenn ich ihr jetzt sagen würde, ich hätte sie verwechselt. Das klang so, als würde ich mich nicht mehr mal an sie erinnern und dabei war mir fiel an ihr gelegen, sie war wohl die einzige Person seit Beginn des Schuljahres, mit der ich mich halbwegs verstanden hatte - obwohl ich an dem Tag mal wieder ein perfektes Chaos herbeigezaubert hatte. Aber noch blöder klang es, wenn ich den Satz so stehen ließ. Wir hatten uns zwar lange nicht gesehen, aber sie hatte eigentlich nichts verbrochen. "Das war nicht an dich gerichtet!" ,erklärte ich nun leise und schüchtern, aber zumindest nicht stotternd und schaute sie vorsichtig an. Sie sah immer noch besorgt aus. Warum? Hatte ich irgendwelche komischen Dinge getan, während ich so vertieft in Gedanken gewesen war? Hatte sie mich vielleicht aus Versehen angerempelt und ich hatte es nicht mal gemerkt? Hm, war ich nicht wie immer einfach ziellos trottend, mit verzogener Miene den Gang entlang geschlendert? War es einfach nur die verzogene Miene? "I-ist schon okay, ich habe eh nicht viel mitbekommen!" ,bezog ich mich nun auf ihr beinahes Umrennen. Das klang aber auch wieder nicht gut! Ich hatte es nicht mitbekommen, als sie an mir vorbeigerannt war! Ich seufzte. Das war so furchtbar kompliziert! "Ich meine, t-tut mir Leid... d-d-dass ich dich nicht bemerkt habe!" ,sagte ich nun und versuchte zu lächeln. "Erbärmlich!" ,zischte meine innere Stimme.
Nachdem ich das ganze Zweifeln und Nachdenken vorerst vertrieben hatte, musterte ich mein Gegenüber. Ich mochte Kayla. Sie sah nicht nur hübsch und nett aus, sie war es auch. Es tat mir ein wenig Leid, dass sie sich mit mir abgab, da ich inständig hoffte, dass ihr kein Unglück widerfahren würde. Aber andererseits war sie eine der wenigen Personen in dessen Nähe ich mich gerne aufhielt - ein Konflikt, den ich nicht wirklich lösen konnte. Ich konnte nur auf die Barmherzigkeit meines Schicksals hoffen, gerade ihr nichts anzutun! Wenn ich nur daran dachte, dass sie sich so offen entschuldigte und mich mit einer solchen, offenen Barmherzigkeit ansprach... sie war so viel besser als ich. Ihr würde ich mein Schicksal gerne in die Hände legen, ich wüsste sie würde es immer "fair handhaben".
Das nannte man wohl Vertrauen.
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Komme von: Butterbier und Lästerei
Warum nur? Warum hatte ich das gesagt? Hatte mich Jesroe oder einfach das Ereignis so dureinander gebracht? Nein, der Slytherin nicht, KEIN Mann konnte mich je wieder durcheinander bringen! Nie wieder würde ich auch nur mehr als einen Gedanken wieder an einen verschwenden. Zu tief saß der Hass, die panische Angst, es könnte wieder passieren. Wenn es um Männer ging, konnte ich nicht vernünftig denken, mir nie im Leben einreden, dass irgendeiner anders sein könnte als... »Nenne nicht seinen Namen! Denk nicht einmal an ihn! Verbanne ihn wieder, SOFORT!« schrie es regelrecht in mir, als meine Gedanken zu dem Tag vor Jahren schweifen wollte. Fast schon erschrocken über mich selbst hielt ich inne in meiner hastigen Flucht, um leicht den Kopf zu schütteln.
Nein, daran durfte ich wirklich nicht denken. Aber Männer waren grausam, gemein, hinterrücks, nur auf das Eine aus und scherten sich einen Dreck um die Gefühle des Mädchens. All die glücklichen Gesichter der Mädels um mich wurden zu unheimlichen Fratzen. Irgendwann, ja irgendwann würdet ihr alle sehen, dass sie euch nur grausames antun, euch nicht wahrhaben als ihr selbst sondern nur den Körper begehren, um euch zu quälen, Schaden zuzufügen, euch zu benutzen! Irgendwann würdet ihr es sehen! Meine Panik wurde immer größer und immer öfter rempelte ich wen an, wurde fast umgestoßen auf meiner nun wieder fortgesetzten Flucht aus dem Ballsaal. Mein hektischer Blick nach hinten zeigte, dass ich den Tisch immernoch sehen konnte, wenn auch nur von der Weite und die Leute dort mich garantiert nicht mehr wahr nahmen, aber ich konnte sie noch sehen und alleine das spornte mich an, weiter vor zu drängen, den Ballsaal zu verlassen.
Ich hatte das Gefühl hier herinnen zu ersticken, zusammengepresst werden von all den Jugendlichen um mich herum und als ich endlich die Türe erreichte, atmete ich erleichtert und nach Luft ringend auf. Kurz blieb ich in der Türe stehen, besann mich allerdings schnell eines anderen, als immer wieder welche an mir vorbei gingen und machte ein paar Schritte weiter in den Gang. Tränen verschleiterten meine Augen, ließen sie glänzen, wenn auch sie noch nicht über die Wangen rannen. Wie blind stolperte ich den Weg weiter, achtete nicht auf die Umgebung und ließ mich an einer Wand, als es rundherum ein wenig stiller wurde, langsam auf den Boden gleiten, schloss die Augen und versuchte zu mir zu kommen, mich wieder zu finden, meine Beherrschung und meine kühle Mauer wieder aufzubauen.
Erst die Worte um mich herum holten mich wieder zurück, ließen mich langsam due Augen öffnen. »Nein, es ist niemand hier, es soll niemand hier sein! Warum seid ihr nicht auch auf dem beschissenen Ball verdammt noch mal! Geht weg, lasst mich allein, haut ab, HAUT AB!« Doch trotz meiner Gedanken, die immer lauter wurden, blieben die Stimmen hier und wollten nicht verschwinden. Erst als ich die Augen öffnete, sah ich dass es zwei Mädchen waren. Gut, kein Kerl, und nahm die letzten Worte der einen wahr. Mir fiel der Name im Moment nicht ein, obwohl ich ihn kannte. Der der Vertrauensschülerin hingegen war mir durchaus bekannt. Es gab wohl kaum wen, der noch nicht von Sarah Anne Rhichmond gehört hatte. Da ich unmöglich hier sitzen bleiben konnte, rappelte ich mich langsam auf, was in dem engen Kleid garnicht so einfach war wie das sich hinfallen lassen... Nach einigen Momenten allerdings stand ich wieder, den Kopf an die kühle Mauer gelehnt und schloss die Augen. Warum konnte sich nicht alles um mich herum in Luft auflösen? ...
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Heute war echt nicht mein Tag, nein es war ganz und gar nicht mein Tag und das obwohl heute der Ball schlechthin stattfand. Aber was redete ich eigentlich davon, dass heute nicht mein Tag war? Die ganzen lezten Wochen waren schief gelaufen, beziehungsweise eigentlich waren sie nicht so verlaufen, wie ich sie mir vorgestellt hatte und das enttäuschte mich. Ich lebte einfach so vor mich hin und tat jeden Tag das ein und selbe. Langsam nervte es mich und gerade deswegen hatte ich mich anfangs so auf diesen Ball gefreut. Was jedoch sollte man auf einem Ball ohne Belgeitung? Immer wieder kam dieser Gedanke in mir auf und die Begegnung in der Bibliothek hatte mich nicht gerade aufgemuntert. Sie hatte mir zwar gezeigt, dass ich nicht die Einzige war, die nicht wusste, ob sie auf den Ball gehen würde, dennoch ging es mir schlecht dabei. Ich wollte ja eigentlich auf diesen Ball, doch irgendwie hatte ich es geschafft mich in den letzten Wochen so zurückzuziehen, dass ich niemandem die Chance gelassen hatte mich ernsthaft zu fragen und natürlich hatte auch ich niemanden gefragt. Und schon war der halbe Zusammenstoß mit Sarah auch schon passiert...Zum Glück hatte ich schnell bemerkt, was mir gerade passiert war und sprach sie schließlich an um mich bei ihr zu entschuldigen. Zuerst kam keine Reaktion, doch dann sagte die Gryffindor etwas, was ich nicht recht verstand. Wie bitte? Geschockt sah ich sie an, nein ich starrte sie an. "Wie meinst du das?" versuchte ich sie mit ruhiger Stimme zu fragen und runzelte leicht die Stirn. Dieses Mädchen war mir einfach einziges Rätsel und dennoch machte ich mir unglaubliche Sorgen um sie.
Bevor ich jedoch weiter nachfragen konnte was in Sarah gerade vorging stammelte sie schnell eine Entschuldigung vor sich her und ich sah sie noch etwas irritiert als zuvor an. OK, vielleicht war sie ja einfach nur noch in Gedanken gewesen, das konnte ja ab und an vorkommen und das war für mich jetzt auch kein Grund ihr böse zu sein. Sorgen, die machte ich mir allerdings jetzt noch etwas mehr, denn anscheinend beschäftigte sie irgendetwas und das schienen nicht gerade angenehme Gefühle zu sein. Ich schenkte ihr ein freundliches Lächeln und nickte. Dann hatte sie mich eben vielleicht mit jemandem verwechselt oder war nicht bei Sinnen gewesen, mir machte das nichts aus und eigentlich musste sie sich wegen solch einer Geschichte auch nicht bei mir entschuldigen. Ich hatte ja sowieso schon längst mitbekommen, dass man Sarah für seltsam hielt und sie selbst hatte mir ja mal gesagt, sie würde nur Unglück bringen, jedenfalls irgendsoetwas in der Richtung. Für mich waren das alles nur solche Behauptungen von Mitschülern, die nicht damit klarkamen, dass Sarah vielleicht nicht zu allem 'Ja' sagte oder eben, dass sie anders war...und Sarah, hmm, vielleicht wollte sie sich schützen, ich wusste es nicht. Allerdings konnte ich es manchmal gut nachvollziehen, dass man solche Dinge tat, denn auch ich war manchmal nicht die Person, die ich vorgab zu sein. "Ist schon OK, du warst anscheinend in Gedanken, passiert ja mal." sagte ich höflich und blieb dann abwartend stehen. Zu gerne wüsste ich zwar was mit ihr los war, aber wahrscheinlich war das nicht der Zeitpunkt um sie darüber auszuquetschen. "Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, ich habe dich doch nicht bemerkt und nicht umgekehrt." entgegnete ich ihr nun etwas fröhlicher und trat etwas beiseite um ein paar anderen Schülern, die gerade vorbeikamen, den Weg freizumachen. Ohja, Sarah war mit Sicherheit keine einfache Person, aber sie war auch nicht jemand, mit dem man nicht reden konnte oder vor dem man sich fürchten musste und ich mochte sie.
Eine Weile schwieg ich einfach, da auch Sarah anscheinend nicht viel zu sagen hatte, dann allerdings sah ich sie wieder an und entschloss mich doch nachzufragen. "Und wie geht es dir? Du scheinst nicht gerade glücklich zu wirken..." meinte ich vorsichtig, blickte sie kurz an und sah mich dann etwas um. Die meisten Schüler waren unterwegs, also war es hier ganz schön leer, als mein Blick jedoch umherschweifte fiel mir ein Mädchen auf, welches angelehnt an eine Wand stand und auch nicht gerade den Eindruck machte als ob sie glücklich wäre. Ich seufzte leicht und sah kurz zu Sarah, beugte mich dann vorsichtig an ihr vorbei und sah wieder zu dem Mädchen hinüber. "Hey, kann ich dir vielleicht helfen?" Weiterhin klang meine Stimme vorsichtig und ich sah wieder zu Sarah hinüber. Sie schien anscheinend nicht die Einzige zu sein, die sich mit ihren Gedanken woanders befand.
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Komme von: Butterbier und Lästerei
Nachdem ich mich einige Schritte von Jesroe entfernt hatte, schnaubte ich wütend. Ich fand gar keine passenden Worte um mich gedanklich darüber aufzuregen, was dieser arrogante Kerl sich erlaubte. Nicht nur das er es wagte von meinen Drohungen unbeeindruckt zu sein, nein, er hatte mir auch den ganzen Ballabend versaut. Stundenlanges frisieren, einkleiden, schminken war völlig für die Katze. Wenigstens wichen die anderen Schüler respektvoll zur Seite als ich durch die Grosse Halle schritt, den Kopf in den Nacken geworfen und die zierlichen Finger zu Fäusten geballt. Gwenhwyfar sah ich soeben aus der Halle flitzen, sie hatte die Menschenmenge schon hinter sich gelassen. Was zum Teufel war nur mit ihr los?! Im ersten Moment war ich etwas wütend auf sie gewesen, solch einen Aufstand war ich mir von ihr nicht gewohnt. Aber ihr fast flehender Blick hatte so verletzt gewirtk bevor sie davongestürmt war... Irgendetwas war da im Busch. Irgendetwas machte ihr arg zu schaffen und wenn sie nicht einmal mit mir darüber sprach, war es wirklich ernst.
Nun erreichte auch ich die grosse Flügeltüre die die Grosse Halle von den Gängen abtrennte. Suchend glitt mein Blick durch den Raum, die Hände stütze ich in meiner Hüfte ab. Da sah ich sie gerade um die Ecke flitzen. "Gwen! Gwen so warte doch!" Rief ich ihr nach. Es eilte, darum nannte ich sie Gwen. In diesem Falle war es legitim sie so zu nennen, so fand zumindest ich. Es war onehin Einerlei, denn offenbar hatte sie mich gar nicht gehört. Ich seufte, raffte mein Kleid etwas nach oben und eilte ihr weiter nach. Der Lärm aus der Grossen Halle verklang allmählich und es wurde stiller. Ab und an musste ich stehen bleiben und abwägen, in welche Richtung Gwen wohl weiter geeilt war. Mal sah ich sie noch um die Ecke flitzen, ein ander Mal riet ich auf gut Glück.
Offenbar riet ich jedesmal richtig. Gwen hielt in ihrer Flucht irgenwann inne und ich holte auf. Ich sah sie am Boden kauern als ich um die Ecke bog und blieb kurz stehen. Ich konnte mich wirklich nicht erinnern sie jemals so aufgewühlt gesehen zu haben. Auf meiner Stirn bildete sich eine Sorgenfalte, als ich langsam auf sie zuging. Es waren noch zwei weitere Mädchen im Flur anwesend. Die Eine, Sarah Anne Rhichmond, erkannte ich sofort. Wer kannte dieses gestörte Mädchen schon nicht. Sie hatte irgendwie einen Sprung in der Schüssel und ich war froh wenn ich ihr nicht begegnen musste. Das andere Mädchen hiess Keira... Kendra? Irgend sowas und war aus Hufflepuff, das wusste ich. Aber diese Mädchen waren mir vorerst egal. Ich würde sie dann schon verscheuchen wenn Gwen Ruhe brauchte.
"Hey, kann ich dir vielleicht helfen?" Offenbar hatte Kathrine, oder wie auch immer, nun Gwen bemerkt. Wäre ich schon nahe genug gewesen hätte ich ihr zugezischt das sie sich vom Acker machen soll wenn sie helfen wollte, aber ich war noch einige Schritte zu weit entfernt. So blieb es bei einem giftigen Blick den ich Keira zuwarf als ich Gwen und die beiden anderen Mädchen erreichte. Ich wusste selbst nicht womit Keira diesen Blick verdient hatte, aber ich war wütend und an irgend jemandem musste ich das schliesslich auslassen.
Mein Blick änderte sich jedoch sofort wieder, als ich mich neben Gwen stellte, ihr sanft meine Hände auf die Schultern legte und sie ansah. Die Sorgenfalte bildete sich wieder auf meiner Stirn. "Was ist denn los Liebes?" Ich stellte erst gar nicht die stupide Frage ob alles in Ordnung war, denn das war es ganz offensichtlich nicht.
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Kayla schaute mich besorgt an, sprach mir gut zu und behandelte mich auch an sich ohnegleichen gut. Als sie dann fragte, ob auch wirklich alles in Ordnung sei nickte ich nur still, aber ihre Aufmerksamkeit hatte sowieso bereits ein interessanteres Ziel gefunden. Ein Mädchen, welches ich vom Sehen kannte und wirklich fertig aussah. Ich wusste, dass sie mich nicht sonderlich mochte, aber sie schien so niedergeschlagen, dass sie ihre Umgebung nicht einmal mehr richtig wahrnahm. Kayla fragte mit sanfter Stimme nach ihrem Wohlergehen, als Audrey Hamilton sich ihre Wege zu uns bahnte. Als ich ihren Blick streifte ging mir ein kühler Schauder den Rücken runter. Sie hasste mich und sie wusste, dass ich das wusste. Überhaupt schien sie ungehalten über unsere Anwesenheit. Sie wollte wohl mit ihrer Freundin alleine sein. Im ersten Moment wollte ich nach Kaylas Hand greifen und mit ihr einfach das Weite suchen, aber dann erwachte ein anderer Puls in mir. Ein Gemisch aus Trotz und Eigenheit könnte man sagen...
Ich hatte einfach das Gefühl mich nicht so einfach vertrieben lassen zu wollen. Sicher war es ein ungünstiger Augenblick den Mädchen zu beweisen, dass ich nicht immer mit eingeknicktem Schwanz von dannen zog, aber irgendwie hatte ich auch das seltsame Gefühl, aus Mitleid (vielleicht auch Neugierde) bleiben zu müssen.
"Was ist denn los Liebes?", hörte ich Audrey sagen und war auf gewisse Weise fasziniert. So sprechen sie also miteinander... Es war die Begegnug mit einer anderen Spezies und ich war gerade dabei ihre Gewohnheiten zu studieren... mehr jedoch interessierte mich was ihre Freundin hatte. Eine Neugierde die eigentlich Sarah-untypisch war - aber ich wollte es nunmal wissen! Wieso kam ein hübsches Mädchen so niedergeschlagen von einem wunderbaren Ball? Wieso sah es so niedergeschlagen aus, dass ich das Gefühl hatte, mein Leiden würde an das ihrige nicht einmal herankommen? Es war mir ein Rätsel.
Eigentlich hatte ich ja nicht vor mich einzumischen und wollte als einfache Zuschauerin fungieren, aber mir kam der Verdacht, dass das nicht sehr höflich wäre und ich so den bösen Blicken -die Audrey mir sicher noch zuwerfen würde- nicht lange standhalten könnte. Also musste ich mich irgendwie beteiligen. Sag was! Aber was konnte ich sagen? Was hatte ich denn hier zu sagen? Welche Rolle konnte ich hier einnehmen? Ich öffnete meinen Mund und versuchte Worte zu formen, vielleicht würde ja was sinnvolles bei raus kommen. Aber nichts kam. Ich setzte mehrmals an und beschloss schließlich vorher strategisch nachzudenken. Wie konnte ich Gespräche in die Länge ziehen? Wie konnte ich vermeiden, dass sie mich nach einem Satz gleich abblitzen ließen? Fragen! Fragen war die Lösung. Auf Fragen wurde geantwortet, auf Fragen folgte eine involvierende Konversation. Okay, ganz ruhig Sarah! Einfach drauf los, das wird schon! Ich war nicht sonderlich geübt in der Kunst der Kommunikation und so gesehen war es immer gut, wenn ich es wieder versuchte. "A-alles ok-" ,ich hielt inne. Sie würde sich doch beschlimmt schlecht fühlen, wenn alle dasselbe fragten und sie anstarrten, oder nicht? Plötzlich hatte ich einen Einfall und kramte erflogreich aus meiner Tasche ein seidenes Tuch - extra zum Tränentrocknen gedacht. Ich hielt ihr das gefaltete tuch hin. "Lass es" ,dann fiel mir das Fragen ein, "raus?". Das hatte sicher komisch geklungen. Aber ich hatte es getan! Ich hatte mich beteiligt und war sogar hilfreich! Leicht lächelnd schaute ich das Mädchen an. Eine innere Stimme wisperte: "Du glaubst doch nich wirklich, dass ein dir fremdes Mädchen sich über deine Unterstützung freut?".
OOC:
Sorry, doch ein wenig kurz geworden, bin aber diese Woche doch wieder etwas mehr unter Zeitdruck >_<
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»Und wie geht es dir? Du scheinst nicht gerade glücklich zu wirken...« Ich hatte die letzten Worte des einen Mädchens verstanden, auch wenn ich wusste, dass sie nicht an mich gerichtet waren. Schon war ich drauf und dran zu antworten, eher mechanisch, der Höflichkeit halber, weil man es nun einmal tat und es gute Sitte war, doch hielt ich mich zurück, antwortete nur in Gedanken, während ich die zwei Mädchen betrachtete, mein Gesicht ausdruckslos. Meine Wangen waren heiß und ich bemühte mich krampfhaft, meine Tränen zurück zu treiben, die in meinen Augen brannten. »Beschissen geht’s mir, wie solls einem auch schon gehen? Ich spüre die Hände immer noch, die Gewalt, die tierische Lust, den Ekel... Meinen Ekel, meine unendliche Angst und die Hilflosigkeit... Ich will allein sein, ganz allein, geht doch! Geht doch endlich!« Meine Gedanken fanden den Weg immer wieder zurück, ließen mich nicht in Ruhe, quälten mich regelrecht. So lange hatte ich es in mir vergraben, so lange nicht daran gedacht, regelrecht verbannt und nun? Nur wegen einer dummen Bemerkung eines Typen, der mich nicht einmal am Rande interessierte...
»Hey, kann ich dir vielleicht helfen?« Dieses Mal galten die Worte mir und leicht erschrocken zuckte ich zusammen, öffnete leicht die Augen, die ich geschlossen hatte, um mich selbst dazu zu bringen, nicht mehr daran zu denken, eigentlich gar nicht zu denken. Sie war hübsch, wenn auch nicht auffallend. Mit Audrey würde ich sie nicht vergleichen. Sie sah nicht so aus, als würde sie genauso wie meine Freundin Stunden opfern, um die Ballkönigin zu sein und das war Audrey meiner Meinung nach mit Abstand. Doch ihre langen Haare wirkten weich, umschmeichelten ihr Gesicht und gaben ihr ein freundliches Aussehen, eines, das ihren Worten ehrliche Besorgnis verlieh. Ich antwortete nicht sondern sah sie nur stumm an. In meinem Kopf flogen die Gedanken wirr durcheinander, doch inzwischen bildeten sich keine klaren Sätze mehr, sondern nur noch Wortfetzen, die da und dort mal auf blitzen. »Haut ab! .... Mädchen haben Gefühle verdammt noch mal! ... Alle Kerle sind gleich! ... Lasst mich doch endlich allein... Bitte!«
Auch wenn ich antworten wollte, in dem Moment kam Audrey auf uns zu. Erst sah ich nur eine Bewegung aus den Augenwinkeln, bevor ich den Kopf wandte und meine Freundin wahrnahm. Ich sah den giftigen Blick, den sie dem Mädchen zu warf, deren Namen ich nicht kannte, doch konnte ich im Moment nichts dagegen machen. Einerseits hätte ich Audrey am liebsten gesagt, dass sie nichts dafür konnte, andererseits war es mir ziemlich egal. Vielleicht konnte ich mich dafür irgendwann entschuldigen. Und wenn nicht.. Sie würde schon nicht daran zu Grunde gehen. Die Hände meiner Freundin legten sich leicht auf meine Schultern und am liebsten hätte ich sie abgeschüttelt, einen Schritt rückwärts gemacht und wieder geflohen, doch es blieb bei einer kurzen, etwas unwilligen Bewegung, ohne dass ich sie von mir wies. »Was ist denn los Liebes?« Was los war? Was verdammt noch mal LOS war?!?! Jesroe! Seine Bemerkungen! Alles, ALLES war los! Doch obwohl ich meine Lippen schon öffnete, um genau das hinaus zu schreien, schloss ich sie wieder, senkte die Augen und schüttelte nur kurz den Kopf.
»A-alles ok-« vernahm ich nun die dritte Stimme. Unsicher, wie als wäre sie ungeübt, würde nicht oft benutzt um mit anderen Menschen zu reden und mein Blick wanderte wieder nach oben, heftete sich mit ausdruckslosen Augen auf Sarah. Ein wenig merkwürdig war sie schon, diese Sarah und der Moment hatte auch nichts sonderlich normales an sich. Drei Mädchen standen vor mir, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten und alle drei fragten mich, wie es mir ginge. Irgendwie kam ich mir bedrängt vor und seltsamerweise aber auch verstanden, obwohl keine von ihnen auch nur einen Schimmer einer Ahnung meiner Probleme und Ängste hatte. Die Vertrauensschülerin – irgendwie merkwürdig, dass sie zu dieser gemacht worden war – kramte in ihrer Tasche und zog etwas heraus, das ich erst erkannte, als sie es mir hin hielt, ein seidenes Tuch. »Lass es raus?« Warum sie es als Frage formuliert hatte war mir unverständlich, doch griff ich langsam und mit einem leichten aber dankbaren Lächeln nach dem Tuch. »Danke...«, brachte ich nun endlich über die Lippen und sah dann von einer zur anderen. »Es... es ist nichts. Wirklich... Nur... Zu viele Leute da drin... Zu eng...«, versuchte ich nun den ganzen Fragen auszuweichen.
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Bevor ich mir weiter Gedanken darum machen konnte wie es Sarah ging und warum sie so verwirrt durch die Gänge lief, wurden wir quasi von einem anderen Mädchen unterbrochen, die ich allerdings nicht kannte. Sie sprach uns zwar nicht an, doch ich konnte im Grunde genommen gar nicht anders als ihr meine helfende Hand anzubieten. Ich war immer so und manche kamen damit nicht klar, doch ich hatte teilweise begonnen das zu akzeptieren und wenn das Mädchen meine Hilfe nicht wollte, dann konnte ich mich immer noch Sarah widmen. Als ich jedoch kaum meine Hilfe angeboten hatte, bekamen wir auch schon wieder Besuch eines weiteren Mädchens, auch bekannt unter Audrey Hamilton. Ja, ich kannte sie, obwohl kennen wahrscheinlich zu viel gesagt war, jedenfalls wusste ich wer sie war. Ich hatte noch nie zuvor mit ihr geredet und als sie mir einen giftigen Blick zuwarf, wusste ich auch, dass dies besser war. Mein Blick glitt zu Sarah hinüber und schien fast sagen zu wollen, dass ich unbedingt hier weg wollte und es länger nicht mehr aushielt, doch ich wusste auch, dass ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Das Mädchen hatte mir zwar noch nicht geantwortet, aber sie mit Audrey alleine lassen, das kam für mich nicht infrage. Audrey schien sie zwar besser zu kennen, doch irgendwie machte mir sie dennoch keinen fröhlicheren Eindruck nur weil Audrey nun da war.
Unbeholfen blieb ich also am Rande stehen und beobachtete die Szene, die sich vor meinen Augen abspielte. Auch Audrey fragte das Mädchen nach ihrem Befinden, doch ihre Stimme klang ziemlich behutsam, was mich erahnen ließ, dass sie das Mädchen wohl besser kannte, als ich zuvor gedacht hatte. Nun, eigentlich war es ja auch gar nicht meine Angelegenheit weiter hier herum zu stehen und vor allem nicht mich irgendwie einzumischen, doch das Mädchen tat mir unglaublich Leid und außerdem schien auch Sarah sich um ihr Wohl zu sorgen. Irritiert betrachtete ich also das Taschentuch welches Sarah dem Mädchen entgegen hielt, schließlich war das nicht die Sarah, die ich kennen gelernt hatte. Aber vielleicht hatte ich mich in ihr getäuscht und sie dachte doch nicht, dass sie jedem Unglück bringen würde, so wie sie es bei unserem ersten Treffen zu mir gesagt hatte. Ein Lächeln glitt also auf meine Lippen und ich schien Audrey plötzlich vollkommen zu ignorieren, da auch sie keinen großen Wert auf unsere Gesellschaft zu legen schien. Anstatt jedoch etwas zu sagen stand ich nur da und versuchte verzweifelt meine Unsicherheit zu überspielen, die mich gerade umgab. Was sollte man denn auch in solch einer Situation tun? Eigentlich war ich ja wegen Sarah stehen geblieben und das Mädchen schien auch nicht sagen zu wollen was los war und Audrey, tja die mochte mich sowieso nicht. Also blieb ich einfach nur stehen, biss mir leicht auf die Lippen und drehte mich etwas beschämt weg.
Als das Mädchen dann jedoch sich regen zu schien und auch Sarahs Taschentuch entgegennahm, begann auch ich mich wieder für sie zu interessieren. Vorsichtig blickte ich wieder zu ihr hinüber und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Da ich eh nicht so genau wusste was ich sagen oder tun sollte, schien mir das einfach am Besten zu sein und bevor ich etwas falsch machte oder sie gar verscheuchte war dies immerhin noch OK. Irgendetwas schien mir jedoch zu sagen, dass das Mädchen mehr bedrückte, als es zugeben wollte und daraufhin tat sie mir noch ein wenig mehr Leid. Ich war in letzter Zeit so sehr in meinem Selbstmitleid versunken, dass ich es gar nicht gewohnt war wenn es jemand anderem außer mir mal nicht gut ging und vielleicht wusste ich ja genau deshalb auch nicht so genau was ich machen sollte. Langsam trat ich einen Schritt näher heran und versuchte das Mädchen dann ansehen zu können, um ihr damit zu zeigen, dass ich kein Problem damit hatte ihr zu helfen oder ihr zuzuhören, obwohl ich fast nicht daran glaubte, dass sie gerade mir erzählen wollte, was los war. "Hmm, ich kann dich verstehen..."sagte ich schließlich leise und spielte nervös mit einer Haarsträhne. "Vielleicht geht's dir ja besser wenn du dich etwas ausruhst? Vielleicht bei einem Spaziergang oder in deinem Gemeinschaftsraum? Der Ball ist ja keine Pflicht und wenn du keine Lust auf die Leute da drin hast, wird es dir schon keiner verübeln..." meinte ich schließlich zögernd und sah sie fragend an. Auch wenn Audrey glaubte sie hätte mich mit ihrem Blick verscheuchen können, so hatte sie falsch gedacht und außerdem konnte ich ja nun wirklich tun und lassen was ich wollte.
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Gwenhwyfar schien nicht begeister über mein Kommen zu sein, was mich doch etwas verletzte. Etwas unwillig rückte sie mit ihrer Schulter weg, als ich meine Hände darauf legte, ohne mich direkt abzuwimmeln. Langsam, verwirrt und überrascht von der Reaktion Gwens, zog ich meine Hände zurück. Eine meiner Augenbrauen wanderte ein Stück gen Haaransatz und ich sah meine Freundin von der Seite her verständnislos an. Ich wollte sie fragen womit ich das nun verdient hatte, wagte es aber nicht vor Keira...Kathrine? - Der Hufflepuff - und Sarah.
Stattdessen richtete sich mein Augenmerk plötzlich auf die junge Gryffindor, Sarah. Fast wie ein Fisch klappte sie ihren Mund auf als wolle sie etwas sagen, und schwieg dann doch. Wäre meine Augenbraue nicht ohnehin schon nach oben gewandert, wäre sie jetzt nach oben geruckt. [I]"A-alles ok."[/I] Sagte sie dann schlussendlich doch noch etwas, ganz zu meiner Überraschung und kramte in ihrer Tasch hervor. [I]Oh mein Gott, was kommt jetzt?[/I] Schoss es mir durch den Kopf. Halb neugierig, halb genervt wartete ich ab bis Sarah ein seidenes Taschentuch aus ihrer Tasche zauberte und es meiner Freundin hin hielt. Stockend fuhr Sarah fort. [I]"Lass es...raus?"[/I]
Auf diese Worte hin sah ich Sarah völlig entgeistert an. Einerseits weil ich so etwas nie im Leben von ihr erwartet hätte, andererseits weil mich diese.. Andersartigkeit beinahe physisch anekelte. Dieses Mädchen war nicht normal. Ich zog meine Nase kraus und verzerrte den Mund, als müsste ich etwas furchtbar widerliches anfassen während ich von Sarah zu Gwen sah. Ich wusste nicht welche Reaktion ich von ihr erwartete, aber ich erwartete jedenfalls nicht das sie sacht lächeln, sich bedanken und das Taschentuch annehmen würde. Meine Hände schüttelte sie beinahe ab, aber von dieser... Spinnerin nahm sie das Taschentuch entgegen?! Nun war ich wirklich verletzt. Ich presste meine Kiefer aufeinander und warf Gwen einen kurzen, empörten Blick zu.
Mein Ausdruck wechselte rasch von Empörung, zu Überraschung und anschliessend zu einem wütenden, als Gwen leise auf meine Frage antwortete. [I]»Es... es ist nichts. Wirklich... Nur... Zu viele Leute da drin... Zu eng...«[/I]. Achso, für dumm verkaufen wollte sie mich also auch noch? Na schönen Dank, Gwenhwyfar! Ich schnaubte zornig und verschränkte die Arme vor der Brust. Es gab wenige Momente, in denen ich nicht wusste, was ich sagen sollte, aber dies war so ein Moment. Ich fühlte mich von Gwen völlig vor den Kopf gestossen. Das tat weh und machte mich zornig.
[I]"Hmm, ich kann dich verstehen..."[/I] Nun mischte sich auch noch diese Hufflepuff-Heuchlerin wieder ein. [I]Oh, ich kann dich verstehn![/I] Äffte ich sie in Gedanken genervt nach und rollte mit den Augen. [I]"Vielleicht geht's dir ja besser wenn du dich etwas ausruhst? Vielleicht bei einem Spaziergang oder in deinem Gemeinschaftsraum? Der Ball ist ja keine Pflicht und wenn du keine Lust auf die Leute da drin hast, wird es dir schon keiner verübeln..."[/I] Wäre ich nicht so wütend über diesen vollkommen in die Hose gegangen Abend, hätte ich auf diesen nicht gerade kreativen Vorschlag hin wohl mit allem Sarkasmus den ich aufzubringen imstande war, für Keira in die Hände geklatscht. Na was für eine grandiose Idee das doch war! Ob ich diese dumme Göre darauf hinweisen musste dass momentan gerade SIE und diese Gryffindor-Spinnerin meine Freundin in ihrer Ruhe störten?
Ich machte meinem Frust Luft, indem ich erneut schnaubte. [B]"Ein wirklich toller Vorschlag! Da wären wir wohl nie darauf gekommen."[/B] Zischte ich dem blonden Mädchen entgegen, bevor ich mich an Gwen wandte. [B]"Vielleicht solltest du auf Die Da hören."[/B] Ich verdeutlichte mit einem knappen Kopfnicken in Richtung Kayla, wen ich meinte. [B]"Mich brauchst du ja offenbar nicht."[/b] Und mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt um davon zu stolzieren. Den Kopf in den Nacken geworfen und die Arme immernoch vor der Brust verschränkt, hatte mein Schritt wenig von der übliche Grazie, sondern war mehr ein wütendes davonstampfen. So hatte Gwen doch was sie wollte, sie musste über nichts reden. Mit diesem Gedanken stampfte ich weiter, ohne noch einmal zurück zu blicken.
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