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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 In den Gängen
Nathalie Smith Offline

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Beiträge: 25

17.02.2008 23:49
Däumelinchen und der Riese Antworten
Komme von: Und rote Haare bringen doch Unglück!


Mit einem Ruck nahm die wilde Verfolgungsjagt ein Ende und Samantha McCallum hatte mich mit solch einer Wucht gepackt, dass ich fast rückwärts umfiel. Doch umfallen war nicht möglich, bei diesem festen Griff. Ich hing für einen Moment also fast halbwegs in der Luft, schaukelte hin und zurück, bis ich wieder mein Gleichgewicht fand und der üblen McCallum einen giftigen Blick zuwerfen konnte. Wie konnte ich sie jetzt noch verletzen? Ihre Hände waren groß und stark wie Stahl. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen, also war entkommen unmöglich. Ihre Haare und ihr Kleid schienen ihr auch egal zu sein. Keine Schwachpunkte mehr. Verdammt. Und niemand der mich hören würde. Ich war in der Falle. Und dann nannte mich diese Titanin auch noch ROTZGÖRE!

"Warum bist du so eine Schlägerin?!!" War das einzige, was mir nun einfiel, ohne wirklich zu bedenken, dass ich die einzige war, die bis jetzt ausgeteilt hatte. Das war ja auch egal. Der Knackpunkt lag darin, dass ich ihr ja auch nicht erst die Chance geben wollte mir etwas anzutun. Jetzt war ich wohl aber in einer Falle, "Ich habe gehört, dass du nichteinmal Respekt vor Lehrern hast und Schüler, die dir in die Quere kommen in Räume lockst und blutig haust, wie ein Zauberer hassender Schissmuggel oder so!" Fiepte ich. Ein Schissmuggel war in meinem Vokabular das Gegenteil von einem elitären Zauberer, der Muggel als Schlammblüter bezeichnete. Diesen Begriff hatte ich für eine Freundin von Zuhause erfunden, die seid meiner Aufnahme bei Hogwarts nicht mehr mit mir geredet hatte. Schissmuggel!!!

"Aber gut, hau mich halt zusammen! Schon OK, ich habe Rache genommen und werde nun meinem Ende tapfer entgegen blicken!" Ich kniff die Augen zu und hatte irgendwie fast das Gefühl, als müsse ich mir in die Hose machen. Aber dazu war ich zu alt und es würde nicht passieren. Ich stand nun meinen Mann (oder Frau, oder Mädchen, oder was auch immer) und würde McCallum keine Genugtuung in meiner Demütigung geben. Lieber hatte ich eine blutige Nase. Ich hatte jede Formalität meiner Ansprache inzwischen fallen gelassen, denn dieses Monster verdiente es nicht!
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

18.02.2008 00:15
Däumelinchen und der Riese Antworten
Endlich hatte ich das kleine Biest geschnappt und jetzt… Ja, jetzt würde ich? Ja was sollte ich nun tun? Die Rotzgöre hörte endlich auf mit diesen törichten Fluchtversuchen, also konnte ich nun… verprügeln? Niemals, ich wollte doch nur, dass sie sich endlich beruhigte. Denn schließlich hatte sie mich doch zuerst angegriffen. Überhaupt hatte sie die ganze Zeit ausgeteilt. Nun machte sie es wieder, allerdings auf verbale Weise. Und es waren nicht mal Beleidigungen, die mich dazu verleiteten, dass Mädchen loszulassen, sondern viel mehr ihre Fragen und falschen Anschuldigungen.

Ich wusste, dass man nicht in besten Tönen über mich sprach, und eigentlich war es mir egal, aber das von so einem Kind zu hören, war doch hart. Schissmuggel… Immer noch drehten sich die Wände von Hogwarts um mich herum, doch diesmal reizte es mich mehr als zuvor. Wenn sie doch nur wüsste! Sie wusste gar nichts! Und sprach dann sowas! Doch zu guter letzt entsetzte mich, dass sie sich von mir vermöbeln lassen wollte. Hogwarts hatte meine Taten in den falschen Hals bekommen!

Ich ließ von dem Mädchen ab und setzte mich auf den Boden, weil der Schwindel in meinem Kopf immer unerträglicher wurde. Ich lehnte mich gegen die Mauer und hatte für einen Augenblick das Gefühl, sie würde wieder verschwinden. “Also Mumm hast du Kleine, dass muss ich sagen“ Ich lächelte sie müde an. Sie war ein wenig wie ich, als ich noch jünger war. Eigentlich war es nur ihre Mut, denn ich war als Kind nie so Wortgewandt. Ich schlug immer gleich zu. “Und ich werde dich nicht verprügeln, weil ich dann gegen meine Regeln spielen würde. Weißt du?“ Ich schloss meine Augen und legte den Kopf in meinen Nacken, doch auch die Dunkelheit schien sich zu drehen und ich atmete einmal tief durch, ehe ich wieder die Lieder öffnete und das Mädchen ansah.

“Wie heißt du? Schließlich will ich wissen, wer mich heute KO geschlagen hat“ Hoffentlich würde die kleine nicht wieder hysterisch werden. “Ich habe Respekt vor Lehrern… naja, ich akzeptiere die halt, auch wenn sie gelegentlich nerven. Aber da bin ich nicht die einzige. Und ich verkloppe niemanden wahllos. Es sind eher…“ Ich zögerte, sollte ich es ihr wirklich sagen? Aber die Kleine hatte heute wirklich Mut bewiesen. “Ich verhaue nur Jungs, die es verdient haben. Viele Jungs sind richtige Ekel“ eigentlich alle “Und irgendwann reicht es, jemand muss sich gegen deren Gemeinheiten doch mal stellen, oder? Gute und durchdachte Worte bringen es bei den Jungs nicht weit, man muss mit ihnen auf ihre Weise sprechen, und das ist nun mal die Faust.“
Nathalie Smith Offline

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Beiträge: 25

18.02.2008 18:07
Däumelinchen und der Riese Antworten
Zu meiner Überraschung schien die Rage in Samantha McCallums Gesicht langsam davon zu ebben und sie ließ mich kurz darauf los, als wäre sie erschöpft. Sie sank zu Boden, lehnte sich gegen die Wand und ich hatte schon halb entschieden jetzt die Gelegenheit zu nutzen um zu laufen. Doch McCallums Worte hielten mich fest, so dass ich nur einen halben Schritt rückwärts schaffte. Sie sagte mir, ich hätte Mumm. Mit aller Kraft unterdrückte ich das zufriedene Grinsen, dass sich auf meine Lippen schleichen wollte, so dass mein Ausdruck noch grimmiger und etwas verquert aussehen musste. Nun, sie hatte Recht. Ich musste Mumm haben, schließlich konnte ein Ritter der Gerechten keine Maus sein, außer wenn sie einen Löwen rettete, wie in dieser einen Fabel. Ich rechnete ihr jedenfalls an, dass sie meinen Mut anerkannte, auch wenn ich nicht wusste warum. Sie fuhr fort, dass sie mich nicht vermöbeln würde, weil das gegen ihre Regeln verstoßen würde. Wie? Sie hatte Regeln? Prinzipien? Das war neu!

Mein Ausdruck wurde etwas lockerer, und ich tat den halben Schritt wieder vor. Ich konnte sehen, dass sie noch etwas sagen wollte, und meine Angst hatte sich auch zum größten Teil verflüchtigt, auch wenn ich nicht vor hatte der Riesing sofort zu vertrauen, "Was für Regeln?" Verlangte ich einfach zu erfahren. Zuerst aber wollte McCallum noch wissen, wie ich hier, und ich schluckte etwas unsicher. Sollte ich es ihr sagen? Was wenn sie mich an einen Lehrer verraten würde? Schließlich hatte ich sie getreten. Und geschubst. Und ihre Hand verbrannt. Aber das war doch alles Selbstwehr. Auf der anderen Seite konnte ich mir nicht vorstellen, dass so eine Schlägerin, ob nun mit oder ohne Prinzipien, ein sehr gutes Verhältnis zu Lehrern haben würde. Ich räusperte mich vorsichtig und sprach: "Smith, heiße ich. Nathalie Smith. Hufflepuff."

Ich blickte nun auch etwas unsicherer drein. Es gab sicherlich nichts mehr zu befürchten und ich fühlte mich fast schuldig. Irgendwie war McCallum so niedergeschlagen. Ich hatte ja nicht erwartet, dass sie so einfach zu überwältigen war. Oder war es überhaupt meine Schuld? Kurz hatte sie die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken zurückgelegt. Ein seufzen war ihr entfahren. Aber ich war noch nicht bereit mich zu entschuldigen. Ich wusste noch nichts von ihren angeblichen "Regeln". Vielleicht wollte sie jetzt nur nobel klingen, um ihren Ruf noch ein wenig vor dem Abgrund zu bewahren. Wer wusste schon, ob sie die Wahrheit sprach. Nun wartete ich also auf ihre Antwort, was dies nun für Regeln sein sollten.

Erst sagte sie, dass sie Lehrern respektieren würde, auf gewisse Weise. Ich kicherte ganz leise, hielt aber die Hand vor dem Mund. Ich wollte ihr ersteinmal nichts gönnen, doch sie hatte etwas witziges. Sie respektierte eben Lehrer, so weit es ging. Waren nicht alle Schüler so? Oder zumindest die Mehrheit. Sie war vielleicht doch kein böses Monster. Ich wollte mir weiter anhören, was sie zu sagen hatte. Sie meinte, sie verprügele nicht wahllos. Hier zögerte sie, scheinbar auf der Suche nach den richtigen Begriffen. Ich blickte sie neugierig an, "Sondern...?" Schob ich zwischen ihre Sätze und sie fuhr fort. Jungen, welche es verdienten waren ihre Opfer. Ich lachte. Sie sagte, manche Jungen schienen doch nur die Sprache der Fäuste zu verstehen.

Wieder kicherte ich und sprach, "Ich glaube das dachte ich eben auch, als ich-" Ich brach ab und es füllte ein unangenehmes Gefühl mein Gemüt. Bevor ich noch etwas anderes sagen konnte musste ich das los werden, "Entschuldige. Ich hätte nich gleich so gemein sein sollen." Ich sah beschämt zu Boden und fuhr fort, "Vielleicht hätten vorherige Worte etwas geändert." Ich zuckte mit der Schulter, wie ein begossener Pudel. ODer so fühlte ich mich, nur ohne den Regen. "Na ja, wenn man es nicht herausfordert erst mit Worten zu fechten, vielleicht weiß man dann nicht, ob sie wirken würden, oder?" Ich blickte hoffnungsvoll auf, als könne ich etwas gesagt haben, was uns beiden eine "Lehre" sei. Ich auf sie übertragen, und sie für diese sogenannten "Jungs", die sie verprügelte.

"Oder vielleicht auch nicht." Fügte ich schnell hinzu, denn mich packte die Unsicherheit. Wer war ich eine ältere, erwachsenere, erfahrenere Personen mit meine Pseudo-Philosophien zu belehren? Ich schrumpfte ein wenig und meinte dann aber wieder mit etwas mehr Sicherheit, "Aber du bist dann auch eine... ähm... Rächerin, sozusagen!" Sagte ich und mein Gesicht erhellte sich sichtlich, "Wenn nicht Lehrer, wer dann? Was haben sie getan?" Fragte ich neugierig. Vielleicht konnte ich etwas von ihr lernen. Vielleicht erkannte sie besser schon ohne Worte, wenn jemand gemein war und eine Strafe verdiente. Dann würde mir nicht wieder etwas so peinliches passieren wie eben.
Samantha McCallum Offline

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Beiträge: 56

19.02.2008 23:08
Däumelinchen und der Riese Antworten
Glücklicherweise lief das Mädchen nicht von mir davon wie der Hase von dem Fuchs und zum Glück war sie auch nicht mehr auf Kriegsfuß, was aber wichtiger war, sie sprach nicht mehr wie eine hysterische Operndiva. Die kühle Steinwand hinter meinem Rücken ließ mich leicht schaudern, doch gerade dies ließ meine Aufmerksamkeit nicht einschlafen, denn dieses ewige Kreisen in meinem Kopf fing an, an meinen Kräften und Sinnen zu zerren. Der mittlerweile beruhigte Wirbelwind stellte sich als Nathalie Smith vor und wollte scheinbar die Regeln kennen, nach welchen ich spiele. Doch dazu sagte ich zunächst nichts.

Derweil sprach ich weiter über meinen Respekt gegenüber den Lehrern, oder eher meine Meinung über die so genannten Pädagogen und wie es schien, klomm die Unsicherheit Nathalies ein wenig ab, auch wenn nur zögerlich. Es störte mich aber nicht, dass sie sich zurückhielt, denn ein gewisses Maß an Misstrauen war zum Überleben wichtig, oder zumindest, um nicht als Naiv eingestuft zu werden. Nein, Naiv war Nathalie nicht, lediglich ein wenig kindlich, wenn man so ihren „Begleiter“ anschaute…

Das Kichern von Nathalie beruhigte mich, ihre Angst vor mir wurde also immer kleiner. Sie schien meine Einstellung gegenüber den Jungs amüsant zu finden. "Ich glaube das dachte ich eben auch, als ich-" Ich horchte bei diesen Worten interessiert auf, doch Nathalie unterbrach sich selbst und zog es vor, sich zunächst bei mir zu entschuldigen. “Schon okay Nathalie. Immerhin hast du mich dadurch aus dem langweiligen Trott des heutigen Ballabends entrissen“ Schnell unterdrückte ich die aufkommenden Bilder vom Tanz mit Arne. Was hatte ich mir zum Teufel dabei gedacht?

Als sie davon sprach, dass man sich vielleicht doch zunächst darin versuchen sollte, mit dem Jungs zu kommunizieren, ehe man Gewalt ausübte, lächelte ich sarkastisch. Sie schien verunsichert und verneinte schnell ihren Satz. “Meine Tante sagte zu mir, wenn die Hände zu Fäusten geballt sind, kann man sich nicht die Hände schütteln. Kann ja sein, dass daran was stimmt, aber nicht für mich“ Nein, ich wollte nie wieder mit Jungs diskutieren, sie würden ein Mädchen doch sowieso nie ernst nehmen. Sie konnten zwar einen auf Frauenversteher machen, dabei Charmant sein wie ein edler Gentleman, Intelligent wie ein weiser Mönch und zurückhaltend wie der Papst… doch im Grunde waren sie Männer. Primitiv und Frauenverachtend.

Ihre nächsten Worte allerdings brachten mich zum lachen. Es war eine Seltenheit, dass mich jemand lachen sah oder gar zum lachen brachte, doch ihre kindliche Art war wirklich niedlich und lustig. Eine Rächerin, wie süß. Ich fing mich jedoch schnell wieder ein, denn ich wollte nicht, dass sich die Kleine deswegen unangenehm fühlte. “Ja, vielleicht bin ich das sogar“ Im Grunde hatte sie eigentlich gar nicht so unrecht damit. Nein, es stand der Wahrheit sogar ziemlich nahe. Nathalies weitere Worte jedoch, ließen mich wieder ernst blicken. Meinen eigentlichen Männerhass, den Kern der ganzen Geschichte, kannte niemand. Nicht einmal Lucia und auch nicht meine Schwester. Ich überlegte, was ich Nathalie erzählen sollte und wollte. Bestimmt würde ich ihr nicht die Sache mit meinem Vater erzählen, die mich am meisten geprägt hatte. Ich wollte ihr auch nicht direkt sagen, dass Jungs sowieso nur an das eine dachten, dazu war mir Nathalie zu jung und außerdem kannte ich sie doch kaum. Ich wurde mit einer wirklich schweren Frage konfrontiert, nicht einmal meine Schwester hinterfragte mich so sehr, obwohl ich es mir wünschte.

“Früher noch, als ich ein junges Mädchen war, wollte ich immer mit den Jungs mithalten, ich wollte mich mit ihnen anfreunden. Sie machten halt viel interessantere Sachen, als die Mädchen. Die Jungs stellten mich vor viele schwere Aufgaben, die ich auch alle meisterte, aber da ich eben ein Mädchen war, akzeptierten sie meinen Erfolg nicht. Und so war es nicht nur damals, so ist es auch heute. Jungs tun sich mit starken Mädchen sehr schwer. Aber man sollte gerade deswegen stark als Mädchen sein.“ Ich bemerkte selbst, dass ich der eigentlichen Fragestellung entwich, aber die Wahrheit war viel zu schmerzhaft um ans Tageslicht zu gelangen. “Es macht mich wütend, dass sich die Jungs für was besseres halten. Sie können noch so nett sein, in Wirklichkeit halten sie alle Mädchen für Weichlinge. Deshalb, hasse ich Jungs so sehr“ Fügte ich knapp hinzu. Hoffentlich würde dies ihren Wissenshunger beruhigen.
Nathalie Smith Offline

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Beiträge: 25

20.02.2008 13:30
Däumelinchen und der Riese Antworten
Ich war Samantha McCallum sichtlich dankbar, dass sie meine Entschuldigung so einfach annahm. Aber ich war auch nur ein Kind. Wenn sie wirklich die Wahrheit sagte, dann wäre es doch unter ihrer Würde mich zu verkloppen. Ausserdem schien sie dazu noch sehr erschöpft zu sein, vom Rumgerenne. War das wirklich meine Schuld? Doch wohl kaum, schliesslich hatte sie doch viel längere Beine als ich - oh ja, viel, viel länger - und war auch älter und stärker und so. Ich schaukelte MrRabbit, den ich am Ohr hielt, etwas vor und zurück, während ich McCallum musterte, deren Wangen ganz rot waren, und Augenlider vor Erschöpfung etwas schlaff aussahen.

"Wie, langweilig?" fragte ich dann etwas überrascht, "Aber der Ball..." Ich suchte nach den richtigen Worten, um auszudrücken, was ich vom Ball hielt. Ich zuckte mit der Schulter, "Ich meine, der Ball macht doch bestimmt Spass. Man kann tanzen und reden und Punch trinken und lange aufbleiben und-" mir fiel nichts mehr ein, doch ich fügte hinzu, "Die jüngeren Schüler sind eigentlich kaum da. Wir sind nicht willkommen, also habe ich mich reingeschlichen. Aber wenn ich erlaubt wäre, dass würde ich einen-" Ich brach wieder abrupt ab, denn ich hatte sagen wollen, dass ich einen Prinz fragen würde, mich zu begleiten. Aber das würde sicherlich zum schlapplachen klingen, für ein älteres Mädchen, und deshalb behielt ich es für mich. Ausserdem wusste ich, dass mein Traumprinz schon mit einem anderen Mädchen zum Ball ging.

Ich sah zu Boden. Scheinbar mochte Samantha sowieso keine Jungs, deshalb war es für sie natürlich doof. Der Spruch, welchen sie von ihrer Tante hatte, den fand ich toll. Er liess mich aufhorchen und lächeln. Doch für Samantha war dies scheinbar nicht der richtige Weg. Ich nickte verständnisvoll, obgleich ich noch nicht verstand, warum. Doch dann erzählte sie, wie sie das mit den Jungs meinte, und ein zunehmendes Gefühl der Sympathie machte sich in mir breit. Ich lächelte etwas, nicht aus Freude, doch aus Mitleid. Aber nicht Mitleid als abwertendes Mitleid, sondern Mitleid im Sinne dessen, dass ich dieses Leid kannte. Ich nickte.

"Ich..." begann ich etwas zögerlich, um mich zu sammeln, "Na ja, ich habe drei ältere Brüder. Die hacken schon ihr ganzes Leben auf mir rum." sagte ich schliesslich und sah wieder zu McCallum, "Und man kann also verstehen, dass ich auch nicht das Gefühl hatte, dass sie mich ernst nehmen." Noch heute nicht, um genau zu sein. Ich schluckte etwas, "Aber... ich weiss nicht, kann man nicht als Mädchen stark sein? Meine Mutter hat noch nie jemanden gehaun. Aber mein Vater liebt sie sehr... noch mehr... ich glaube manchmal hat er angst vor ihr, wenn sie wütend ist." Ich lachte etwas, "Na ja, sie führt unsere Familie viel mehr als mein Vater, weil meine Mama einfach stark ist, wie sie ist." Ich krazte mir den Kopf, "Aber ich glaube, dass Jungs in der Schule das noch nicht verstehen." Jetzt lachte ich wirklich. Ich war so eine Besserwisserin, dass ich mir lieber die Zunge rausschneiden sollte, "Aber irgendwann werden meine Brüder nicht mehr so lachen, ünber mich!" meinte ich voller Ueberzeugung, "Na ja, die Jungs hier haben wahrscheinlich jetzt schon grossen Respekt vor dir."
Samantha McCallum Offline

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24.02.2008 19:36
Däumelinchen und der Riese Antworten
Meine Meinung, dass der Ball langweilig sei, schien Nathalie mit mir nicht teilen zu wollen. Ihre Aufzählungen waren wirklich herzlich, es ist doch immer lustig mit anzuhören, welche Horizonte Kinder noch hatten. Lange aufbleiben… Das leichte Schmunzeln unterdrückte ich nicht, warum sollte ich auch? Vor dem kleinen Mädchen fühlte ich mich nicht genötigt, mich zu verstellen und alle Gefühle abzudämpfen, zumal sie einfach ein Kind war. Was waren eigentlich meine Kinderträume gewesen? Ich hatte meine Kindheit bereits früh abgeworfen. Ich musste mich um meine kleine Schwester kümmern, weil unsere Mutter ganz krank vor Sorge war, wegen der Abwesenheit Vaters… Doch zu den Lebzeiten meiner Mutter, da wünschte ich mir noch, mit den Jungs zusammen zu spielen. Ist es nicht seltsam? Früher war ich so bemüht drum, dass mich die Jungs akzeptierten und heute hasste ich sie mehr als alles andere. Ob es anders gewesen wäre, wenn Mutter noch leben würde? Wenn sie nicht am gebrochenem Herzen gestorben wäre? Sicherlich nicht, sie wusste ja, dass Vater eine andere hatte. Es war eine bedrückende Zeit und ihre Depressionen hatten mich daran gehindert, lange ein Kind zu sein. Bei meiner Schwester war es anders, sie hatte ja mich als Bezugsperson, ich allerdings…

Mitten in ihrem Satz bracht Nathalie ab, allerdings konnte ich mir denken, was sie sagen wollte. Warum waren so viele Mädchen derartig besessen davon, einen Jungen an ihrer Seite zu haben? Er würde sie doch sowieso nur so lange bei sich behalten, bis er etwas Neues gefunden hatte. Mädchen waren in den Augen der Jungs doch nur Spielzeug. Ihnen war es doch egal, wenn die Mädchen wegen ihnen litten, selbst den Tod konnten Männer sichtlich schnell vergessen. So wie Vater…

Ich verdrängte den Gedanken, der mir Schmerzen im Herzen bereitete, so als würde ein rostiger aber scharfer Anker jede einzelne Faser meines Herzens durchtrennen. Doch der Hass, der aus den Wunden des Herzens entfloh, brachte meinen Körper leicht zum zittern. Wie ich diesen Mann hasste! Er hatte die Familie zerstört, er war schuld am Tod meiner Mutter, er war daran schuld, dass ich…

Brüder… Wieder entriss mich Natalie meinen weiteren Gedankengängen, was ich ganz gut fand. Die Kleine hatte also Brüder, die ihr auf den Leim gingen. Drei sogar. Gar nicht auszudenken, was ich tun würde, wenn ich drei Brüder hätte. Doch als sie mit ihrer Rede fort fuhr und über ihre Eltern sprach, spürte ich wieder dieses schmerzhafte stechen in meinem Herzen und diesmal musste ich mich verstellen, denn ich wollte nicht, dass sie mir den wunden Punkt ansah. Ihre Mutter musste eine starke Person sein, im Gegensatz zu meiner. Liebten sich ihre Eltern wirklich, oder war ihre Mutter nur stark für ihre Kinder? Doch was dachte ich da, ich kannte diese Familie doch gar nicht.

“Wenn du sagst, dass deine Mutter stark ist, dann sei genauso stark wie sie und ich gebe dir mein Wort, dass dich deine Brüder respektieren werden“ Ich hoffte es zumindest für Nathalie, hoffte, dass sie nicht in diese schwächliche „Mädchenrolle“ fallen würde, doch bei ihren Aktionen von heute… Nun, sie schien vielleicht nicht mit allen, aber mit vielen Wassern gewaschen worden zu sein. “Die Jungs haben teilweise regelrechte Angst vor mir“ außer Arne… “Und ich finde es auch sehr praktisch, so habe ich meine Ruhe, obwohl es vorkommt, dass einige aufmüpfig werden, naja, da werde ich halt handgreiflich… aber was soll‘s“ Ich zuckte mit den Schultern. “Da sind sie selbst schuld“ So wie zuletzt dieses Ekelpacket, dass sich Lucia zu sehr genähert hatte. Und wieder spürte ich etwas in der Gegend meines Herzens, doch diesmal war es weniger ein brutaler Schmerz, es war viel mehr alarmierend. Ich hatte mich mit Lucia auf dem Baal verabredet und auch wenn ich schon lange auf sie gewartet hatte, wer weiß, vielleicht war sie ja schon dort? Wenn ich nur daran dachte, dass sie so allein dort war, auf dem Parkett und an jenem Tag, an welchem die Jungs dachten, sich alles erlauben zu dürften, da wurde mir übel. Ich musste gleich nachsehen, ob sie schon da war. Meine liebste Lucia…
Nathalie Smith Offline

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Beiträge: 25

02.03.2008 14:02
Däumelinchen und der Riese Antworten
Samantha schien genau zu verstehen, was für ein Mensch meine Mutter war, und ich nickte energisch, als sie sagte, dass ein Charakter wie ihrer mir sicherlich respekt einbringen würde. Das war wohl kaum zu bezweifeln. Wie konnte man auch nicht so einen liebevollen Menschen respektieren, der wie meine Mama war. Aber das war ein sehr hohes Ziel, welches ich mir das steckte. Das machte mich ein Bisschen verlegen, "Ich werde es zumindest versuchen." Sagte ich und lächelte breit. Wer hätte gedacht, dass ich hier mal stehen würde, mit Samantha McCallum redent, ganz ruhig und freundlich. Ich hatte immer so eine Angst vor ihr gehabt, dabei war sie doch ganz nett. Sie wollte mich nicht verhaun, obwohl ich ihr ins Schienbein getreten, schlecht über sie geredet und sie zu verhexen versucht habe. Unfassbar, dass sie so eine Schlägerin sein sollte. Sie stand wohl wirklich nur für die Gerechtigkeit ein, obwohl meine Mutter mir immer sagte, dass Gewalt eigentlich keine Lösung sei. Daran musste ich mich auch selbst ersteinmal erinnern.

"Willst du nicht jemanden, zum lieb haben?" Fragte ich sie dann relativ plump heraus, als sie erklärt hatte, dass die Jungs ihr fern blieben. Wollte das nicht jeder irgendwie? Ich dachte immer, dass das der Traum sei, jemanden zu finden, mit dem man viel Zeit verbringt, der einen beschützt und so. Aber, vielleicht brauchte sie auch einfach keinen Schutz. Sie wirkte in jedem Falle so. Sie war sehr groß und stark. Aber selbst sie musste doch irgendwann jemanden brauchen, der sie stüzte. Oder sie war diejenige, die andere stüzte. Da gab es schon viele Möglichkeiten. Doch wer würde schon auf etwas so poetisches und schönes wie die Liebe verzichten wollen? Ich lächelte. Shakespeare war ein wahrer Kenner und Verkünder der Liebe. So war es wahrlich. Das war das einzige, dessen ich mir sicher war.

"Mh, es tut mir leid, dass ich dich so vom Ball gezerrt habe. Sicherlich hast du noch Freunde da, zu denen du zurück willst, oder?" Es war doch unhöflich von mir, sie so hier aufzuhalten, obwohl ich irgendwie schon sehr neugierig war, was sie so vom Leben zu erzählen hatte. Ich wollte mehr wissen, über ihre Abenteuer, über die Bösewichte, die sie vermöbelt hat und dergleiches. Doch ich wusste nicht, wie man sich soetwas erfragte. Einfach so, direkt heraus? Oder musste ich mein Weg um das Thema herum bahnen? Konnte man einfach sagen: Bist du noch nie verliebt gewesen? Oder musste alles langsam erklärt werden. Wir waren ja noch nichteinmal Freunde. Aber ich bewunderte sie jetzt irgendwie. Das war eine interessante Entwicklung. Sie hatte etwas von einem guten Idol. Ganz anders, als ich gedacht hatte. Eine Rächerin, von der kaum jemand ihre wahren Motive kannte. Sie wollte keine Anerkennung für ihre selbstlose Arbeit. Wirklich bewundernswert.
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