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Komme von: Hin und wieder zurück
Ich konnte zwar nicht sehen wie Elodie sich freute, aber irgendwie konnte ich es fühlen. Ich fand es schade dass sie ihre Hand so schnell zurückzog, vorallem da ich nicht wusste was sie dazu bewog. »Ja… Hab sehr gut geschlafen… Hab zwar ein wenig gebraucht, bis ich eingeschlafen bin… Warum auch immer, aber geschlafen hab ich gut…« Diese Antwort liess mich schmunzeln, war es mir doch ähnlich ergangen. Ob es bei Elodie derselbe Grund gewesen war, warum sie nicht hatte schlafen können? Mein rationaler Verstand verneinte diese Frage, mein hüpfendes Herz stimmte für ein Ja. Blieb mir nur die Frage wer denn Recht hatte: Kopf oder Herz?
Meine Einladung zum gemeinsamen Essen nahm Elodie sogleich an. Natalia, die in diesem Moment an uns vorbei ging und uns grüsste, begrüsste ich ebenfalls freundlich und wandte mich wieder Elodie zu. »Ja, gerne… Ich freu mich immer über Gesellschaft… Ich bin nicht gern andauernd alleine…« Sagte Elodie und ich runzelte sacht die Stirn. Ich wusste dass sie nicht gerade die beliebteste aller Schülerinnen war, aber ich wusste auch nicht dass sie sehr oft alleine war. Solche Dinge entgingen mir leider viel zu oft. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. Erwartete sie Trost? Ehe ich jedoch auf diese Worte reagieren konnte, sprach sie auch schon weiter. »Gehen wir? … Ich bin schon gespannt auf deine Meinung…« Fuhr sie fort und berührte mich erneut am Arm. Ich verstand die Geste und folgte ihr aus der Bibliothek.
"Und jetzt bin ich darauf gespannt, wozu du denn meine Meinung hören möchtest." Antwortete ich nachdem ich hinter mir die Türe geschlossen und auf den Korridor getreten war und mich in Richtung Grosse Halle wandte. Diese Strecke war mir wohl bekannt und ich benötigte meinen Blindenstock nicht wirklich und nahm ihn desshalb in die linke Hand. Das metallische Klicken bei jedem Schritt, hätte jetzt sowieso bloss die Unterhaltung gestört.
Es dauerte nicht lange, bis wir die Grosse Halle erreichten. Für mich war es immer etwas verwirrend diesen Raum voller Menschen zu betreten. Die Geräusche erschlugen mich regelrecht. Das muntere Geplapper, das klirren von Besteck, Stühle die vor- und zurückgeschoben wurden. Irgendwo kratze jemand aus versehen mit der Gabel in seinem Teller und ein grauenhaftes, quietschendes Geräusch entstand. Ich glaubte, mir würden alle Haare zu Berge stehen und verzog leicht das Gesicht. Die Grosse Halle war alles andere als mein Lieblingsort in Hogwarts. Manchmal bekam ich sogar Kopfschmerzen von all dem verschiedenen Eindrücken, denn auch mein Geruchssinn wurde hier stark beansprucht.
Zielsicher steuerte ich den Ravenclaw-Tisch an und tastete nach einem freien Stuhl um mich zu setzen. Meinen Blindenstock lehnte ich an seitlich an meinen Stuhl, damit ihn niemand versehentlich umwerfen oder darüber stolpern konnte. "Also, ich bin ganz Ohr." Forderte ich Elodie mit einem Lächeln dazu auf, mir zu erzählen was ihr auf der Zunge lag.
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Komme von: Hin und wieder zurück
Ein leichtes Schmunzeln glitt über seine Lippen, als ich erzählte, dass ich länger gebraucht hatte, um einzuschlafen. Wusste er den Grund? Konnte erfühlen, wie es ihr ging? Dass sie den ganzen Abend an ihn gedacht hatte und jedes Mal, wenn sie die Augen geschlossen hatte sein Gesicht erschienen war? Dass sie sich am liebsten an ihn gekuschelt hätte, sich nach seiner Nähe gesehnt hatte? Das konnte er doch nicht wissen! Oder wusste er, dass sie Alträume hatte? Hatte irgendeines der Mädchen den Mund nicht halten können? Hat er es erfahren und konnte deswegen ein leichtes Lachen nicht verkneifen? Ich wusste es nicht, aber hätte ich seinen Arm nicht schon losgelassen, jetzt hätte ich es getan, so sehr schämte ich mich, so sehr hatte ich Angst, dass er mich auslachte und dachte, dass ich furchtbar kindisch und naiv war. Total verschreckt und bei jedem Mist anfangt zu heulen.
Ich wandte meinen Kopf kurz ab und biss mir auf die Lippen, um mich zusammen zu reißen. Ich wusste ja nicht einmal, ob er es wusste, also warum machte ich mich selbst nur so fertig? Weil mir seine Meinung etwas bedeutete? Weil ich nicht mehr klar denken konnte in seiner Gegenwart und die ganze Zeit hoffte, dass es ihm genauso ging, dass er etwas für mich empfand, dass er mich mochte? Ich hatte nur einmal so empfunden, letztes Jahr bei Aidan und der hatte nie erfahren, was in mir vorging, hätte es vermutlich auch nur mitbekommen, wenn ich es ihm aufgeschrieben hätte, so fixiert war dieser auf Quidditch gewesen. So gar nicht interessiert an etwas anderem… Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich mit einem Lächeln wieder zu Severin drehte und versuchte, die ganzen Gedanken zu verdrängen.
Als ich ihn dann kurz berührte, um aus der Bibliothek zu gehen, folgte Severin mir und antwortete auch. »Und jetzt bin ich darauf gespannt, wozu du denn meine Meinung hören möchtest.« Ich wandte meinen Blick zu ihm und lächelte kurz. Er ging ohne seinen Stock einfach neben mir her und man würde gar nicht merken, dass er nicht sehen konnte. Zu oft wohl war er diese Strecke schon gegangen, so dass er seine Hilfe nicht benötigte. »Das glaub ich dir, dass du gespannt bist… Aber ein wenig musst du dich noch gedulden… Wenn wir in der Großen Halle sitzen, bekommt niemand mit, worüber wir reden, bei dem Lärm, den dort alle machen… Und ich will erst einmal wissen, was du darüber denkst… Mit Natalia hab ich gerade auch ein wenig geredet. Ihr gefällt die Idee…«, redete ich munter darauf los. Es war einfach wunderschön, mit ihm zusammen zu sein, zu wissen, dass er auch mit mir reden wollte und ich nicht um seine Aufmerksamkeit bitten musste.
Kaum waren wir in der Großen Halle angelangt, als Severin such auch schon den Weg durch die Menge bahnte um zum Tisch der Ravenclaws zu gelangen. Ich war beeindruckt, wie zielsicher er vorging und sich zu Recht fand, obwohl so viele Schüler in der Halle waren. Allerdings kannte ihn jeder und automatisch wichen sie aus seinem Weg aus, so dass er nie jemanden anrempelte. Vorsichtig ging ich hinter ihm her, bis wir endlich am Ziel waren und uns setzen konnten. »Also, ich bin ganz Ohr.«, forderte er mich auf, kaum dass er sich hingesetzt hatte und ich beeilte mich, mich neben ihn zu setzen. »Ok… Also, die Ideen sind mir in den Ferien so gekommen und ich dachte mir, könnte man in Hogwarts ja auch einführen..«, find ich an und bestellte schnell einen Saft zum trinken, von dem ich auch gleich einen Schluck nahm.
»Ich war in den Ferien in Frankreich… Ich glaub, das hab ich dir gestern schon erzählt, oder? Auf jeden Fall hab ich dort ein Mädchen getroffen, die auf eine … Highschool geht und sie hat mir erzählt, was es bei ihnen alles so gibt und da dachte ich mir, ein paar Dinge könnten wir bei uns doch auch einführen…« Gespannt sah ich ihn an, wie er wohl reagieren würde, während ich weiter erzählte. »Und zwar… Die haben eine Schülerzeitung… Und verschiedene Clubs… Und da dachte ich mir, so was könnte es bei uns doch auch geben… Ich meine… Es finden sich sicher ein paar, die gerne schreiben und dann eine Zeitung auf die Beine stellen würden. Und Clubs… Was weiß ich, mir fällt da jetzt spontan ein Buchclub ein, wo ich doch so gerne lese… Und da gibt’s bestimmt auch mehrere Clubs, die man machen könnte…«, ich hielt inne, um einmal Luft zu holen und auch Severin die Möglichkeit zu geben, etwas zu sagen.
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Kaum hatte ich mich gesetzt, liess sich auch Elodie neben mir nieder und bestellte sich Saft während sie bereits anfing zu erzählen. »Ok… Also, die Ideen sind mir in den Ferien so gekommen und ich dachte mir, könnte man in Hogwarts ja auch einführen..« Setzte sie an und machte mich bloss noch neugieriger. Geduldig zu sein lag jedoch schon immer in meiner Natur, und so hakte ich auch gar nicht weiter nach. Das wäre auch gar nicht nötig, denn Elodie sprach sogleich weiter.
Zunächst hörte ich ihr einfach aufmerksam zu und unterbrach sie nicht. Ich nickte nur flüchtig als sie nachfragte, ob sie mir bereits von ihren Ferien in Frankreich berichtete hatte. Während ich ihr zuhörte, schenkte ich mir ebenfalls etwas zu trinken ein. Vorsichtig tastete ich über den Tisch bis meine Hand einen Krug fand. Testend hielt ich meine Hand an den Krug, denn ich wollte lieber etwas kühles zu trinken und nicht aus versehen heissen Tee erwischen. Ich legte meine Hand vorsichtig um den Henkel und hob den Krug an meine Nase - schliesslich will man ja wissen was man zu sich nimmt. Meine Nase verriet mir, dass ich Kürbissaft erwischt hatte. Mit meiner anderen Hand ergriff ich nun mein Trinkglas und hob es an. Ich hatte lange gebraucht um zu lernen, mir selber etwas einzuschenken. Desshalb schenkte ich mir auch immer auf diese Weise ein, denn ich wollte es nicht verlernen. Schliesslich servierte einem nicht überall der Tisch gleich selbst, was man zu trinken wünschte. Auf meine Stirn legte sich eine konzentrierte falte - da ich ja nebenbei auch noch Elodie zuhörte - als ich den Krug ebenfalls anhob und den Ausguss an den Rand von meinem Trinkglas lehnte. Langsam und vorsichtig schenkte ich ein, mein Zeigefinger hielt ich hierbei über den Rand von meinem Glas. So merkte ich wann das Glas voll war und stellte den Krug wieder auf den Tisch.
Nachdem Elodie mir ihre Ideen erzählte hatte, dachte ich einen Moment darüber nach. Das klang in meinen Ohren nach einer guten Idee und ich sah nichts, dass dagegen sprechen würde. Wenn das an einer Muggel-Highschool klappte, warum nicht auch in Hogwarts? Auch wenn ich selbst wohl nicht viel von der Schülerzeitung haben würde, für das restliche Hogwarts wäre das bestimmt eine Bereicherung. "Ja, das klingt gut." Antwortete ich mit einem sachten Lächeln. "Das würde vielleicht auch die Häuser etwas näher zusammen bringen, vorallem die Idee mit den Clubs. So findet man auch einfach Gleichgesinnte." Fügte ich an und nippte an meinem Getränk. Ich konnte mir gut vorstellen dass die Idee auch unter den anderen Schülern gut ankommen würde. "Ich würde das mal am Schwarzen Brett ankündigen und auf Rückmeldung warten." Schlug ich desshalb vor um Elodie auch etwas anzuspornen.
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Ich trank immer wieder von meinem Saft, während ich Severin erzählte. Ich hatte heute noch nichts getrunken und ich schaute immer darauf, dass ich genügend Flüssigkeit zu mir nahm, wusste ich doch, wie wichtig das war. Während ich redete, unterbrach Severin mich kein einziges Mal, sondern nickte nur zu meiner Frage, ob ich ihm nicht schon erzählt hatte, dass ich in Frankreich gewesen war. Ich beobachtete ihn, während ich redete, wie er über den Tisch tastete, bis er einen Krug erreicht hatte und dann langsam einschenkte. Ich wunderte mich ein wenig, dass er nicht einfach bestellte, was er wollte, da das doch auch so am Tisch erschien, aber er schien wohl seine eigene Methode zu haben und so ging ich nicht darauf ein. Ich fand es allerdings faszinierend, wie sehr er selbst zurecht kam, mit all den Kleinigkeiten und dass er bei allem eine Methode gefunden hatte, sich selbst zu helfen.
Als ich endlich schwieg, war es still zwischen uns, was allerdings nicht hieß, dass es leise war. Das Scheppern von Geschirr und der Stimmenwirrwarr im Hintergrund war immer noch andauernd zu hören, recht laut einerseits aber doch wieder so, dass ich es ignorieren konnte. Ich würde vermutlich nicht einmal mitbekommen, was Schüler neben mir redeten, wenn ich nicht dezidiert zuhörte. Endlich lächelte Severin leicht und mein herz machte wieder einen kleinen Sprung. Ich selbst verstand mich selbst nicht mehr, war immer wieder verwirrt, wie sehr ich auf ihn reagierte, liebte aber die kleinen Schmetterlinge, die in meinem Bauch immer wieder anfingen zu flattern, wenn ich an ihn dachte.
»Ja, das klingt gut. Das würde vielleicht auch die Häuser etwas näher zusammen bringen, vor allem die Idee mit den Clubs. So findet man auch einfach Gleichgesinnte.«, war seine Antwort und ich wurde rot vor Freude, dass ihm meine Idee gefiel. Vor lauter Freude und Schwung in meiner nächsten Bewegung, kippte ich versehentlich mein halbvolles Glas um und der Inhalt ergoss sich über den Tisch und auch über meine Kleidung. »Ach Gott, wie peinlich…«, murmelte ich schockiert und sah, wie ein kleiner Hauself vor mir erschien und eiligst die Sauerei am Tisch wegmachte. Meine Kleidung aber musste ich wohl selber wechseln gehen. »Entschuldigung… tut mir leid.«, kamen leise und ziemlich betreten meine Worte über die Lippen, an den Hauselfen gerichtet, der mich nur wortlos anstarrte und mit einem »Plop« wieder verschwand.
Meine Hose war nun am rechten Oberschenkel feucht und der Stoff war dunkler. Gott sei Dank war die Stoffhose, die ich heute anhatte dunkelblau, denn der Saft hatte eine rötliche Farbe und auf einer weißen Hose wäre das nur all zu unangenehm geworden, wenn mich so jeder gesehen hätte. Ich beschloss noch nicht in den Turm zurückzugehen um meine Hose zu wechseln, sondern tupfte ein wenig mit einer Serviette ab und legte dann eine neue Trockene darauf, damit diese die Flüssigkeit ein wenig aufsaugen konnte. »Ja, ich denk auch, dass es toll wäre… Man hat irgendwie so wenig mit den anderen Häusern zu tun und so… Wären wir ein wenig mehr miteinander in Kontakt…«, antwortete ich ihm dann endlich.
»Ich würde das mal am Schwarzen Brett ankündigen und auf Rückmeldung warten.« schlug er mir noch vor und ich blickte nachdenklich vor mich hin. »Wir müssen heute sowieso noch ein Treffen mit den ganzen Vertrauensschülern machen… Was hältst du davon, wenn wir sie erst alle einweihen? Und dann das Ganze ans schwarze Brett hängen? Ich denk, wenn wir alle ein wenig darüber reden, kommen sicher noch mehr Ideen und aber auch Problemchen auf, die wir vermeiden können… Ich meine… zu zehnt findet man einfach mehr…«, setzte ich zögernd fort. Ich nahm mir ein wenig von den warmen Speisen, füllte meinen Teller an, um etwas zu essen, denn vom vielen Reden hatte ich Hunger bekommen. Ich war es nicht gewohnt, andauernd in Gesellschaft zu sein und andauernd zu reden…
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Es war kein unangenehmes Schweigen welches sich kurz zwischen Elodie und mich stellte. Es war eher vertraut, so wie ich es sonst nur bei sehr guten Freunden oder meiner Familie kannte. Da war nicht dieses drängende Gefühl unbedingt etwas sagen zu müssen um die Stille zu unterbrechen.
Die Stille währte jedoch nicht lange (richtig still war es sowieso nicht, aber die Hingergrundgeräusche konnte ich mehr oder minder ignorieren) denn als ich auf Elodie's Vorschläge zustimmend Antwortete, warf sie aus lauter Euphorie ihr halbvolles Glas um. Ich kam nicht umhin sachte zu schmunzeln, so sehr ich es mir auch zu verkneifen versuchte. "Ach Gott, wie peinlich..." Hörte ich sie murmeln und schaffte es gottlob mit aller Willenskraft, das Schmunzeln zu vertreiben. "Das ist schon in Ordnung, passiert jedem mal." Versuchte ich sie zu beruhigen, nachdem sie noch eine Entschuldigung murmelte. Ich nahm an die Entschuldigung wäre an mich gerichtet, sah ich den Hauselfen doch nicht herbeieilen. Erst als ich das leise Plopp vernahm, mit dem der Hauself wieder verschwand, war es nun an meinen Ohren einen sachten Rotton anzunehmen. Ich spielte so gut es ging über dieses Missverständnis hinweg indem ich mein Glas zur Hand nahm um erneut einen Schluck zu trinken.
Elodie tupfte mit einer Serviette ihre Hose ab, was ich jedoch nicht wirklich mitbekam. Ansonsten hätte ich wohl mit einem Ratzeputz-Zauber nachgeholfen, der schon manches meiner Missgeschicke gekonnt beseitigt hatte. Ein wirklich praktischer Zauber - gerade wenn man Blind war und alles lieber selber zu erledigen versuchte anstatt sich helfen zu lassen.
»Ja, ich denk auch, dass es toll wäre… Man hat irgendwie so wenig mit den anderen Häusern zu tun und so… Wären wir ein wenig mehr miteinander in Kontakt…« Nahm Elodie schliesslich das Gespräch wieder auf und ich nickte zustimmend. Mehr Zusammenhalt unter den Häusern konnte garantiert nicht schaden. Zwar hatte Severin auch schon Freundschaften beobachten können die Häuserübergreifend waren, dennoch war dies immernoch eher selten. Verständlich denn schliesslich verbrachte man viel Zeit in den getrennten Gemeinschaftsräumen und Schlafsäälen und im gemischten Unterricht blieb keine Zeit um sich näher kennen zu lernen.
Auf meinen Vorschlag hin ihre Ideen am Schwarzen Brett anzukündigen, frage Elodie nach ob es nicht geschickter wäre, zunächst nur die Vertrauensschüler einzuweihen. Ich liess mir ihre Worte kurz durch den Kopf gehen und nickte schliesslich ein weiteres Mal. "Ja das wäre wohl besser, wenn wir es erst mit ihnen besprechen. Sie können sich dann auch bei ihren Hausgenossen etwas umhören und weitere Ideen einholen." Stimmte ich ihr zu und tat mir nebenbei ebenfalls etwas Essen auf, in dem ich den Aufrufezauber benutzte.
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Sein Schmunzeln, als ich mein Glas umschmiss, sah ich nicht, aber sein »Das ist schon in Ordnung, passiert jedem mal.«, hörte ich und ich lächelte ihn erleichtert an. »Ja, das schon… Aber trotzdem. Einfach zu viel Schwung heute scheint mir… Ich weiß auch nicht… Und ärgern tuts mich trotzdem… Ich bin ja froh, dass meine Hose dunkel ist, da sieht mans nicht… Ansonsten wär es wirklich unangenehm…«, erwiderte ich. Dass er leicht rot wurde und er das Ganze falsch interpretiert hatte, darauf kam ich nicht. Ich war einfach nur froh, dass er lächelte und das ganze Missgeschick herunterspielte.
»Ein wenig feucht ist die Hose, aber das vergeht… Und ich kann sie nachher ja wechseln gehen… Selber Schuld, wenn man so ungeschickt ist…«, meinte ich resigniert und schüttelte leicht den Kopf. Warum mir das auch passieren musste. Es war mir immer noch ziemlich unangenehm, auch wenn Severin Verständnis zeigte und alles eigentlich halb so tragisch war. Wieder nahm ich ein zwei Bissen von den Speisen, die ich auf meinen Teller gehäuft hatte, bevor ich mich ihm wieder zuwandte. Einen Schluck von meinem Saft, dieses Mal etwas vorsichtiger und ich hörte ihm zu, während er mir antwortete.
Sein Nicken und die nächsten Worte bestätigten meine Meinung über diese Projekte, die ich im Kopf hatte. »Ja das wäre wohl besser, wenn wir es erst mit ihnen besprechen. Sie können sich dann auch bei ihren Hausgenossen etwas umhören und weitere Ideen einholen.« »Stimmt, daran hab ich noch gar nicht gedacht, dass die sich wiederum erkundigen können. Ach, ich weiß, warum ich mit dir und Natalia darüber red. Meine Idee ist einfach nicht ausgereift genug… Es braucht mehrere, um wirklich auf gewisse Dinge zu kommen, die mir nicht einfallen würden. Vielleicht sollte ich mir nachher alles aufschreiben, was du und Natalia schon so an Ideen dazu gebracht haben, damit ich das heute Abend nicht vergesse…«, den letzten Satz sagte ich eigentlich mehr zu mir selbst als zu Severin, aber dennoch so laut, dass er meine Gedankengänge mitbekam.
Ich strahlte über das ganze Gesicht. »Ach, ich freu mich irgendwie so, dass die Sachen bei dir so Anklang finden… Dann hab ich nicht so das Gefühl, dass mir nur Blödsinn einfällt…« Dass ich mich inzwischen in seiner Gegenwart andauernd wiederholte und sagte, was er eh schon wusste und auch ab und zu konfuse Gedanken dabei waren, merkte ich nicht. Wieder ein wenig essend, dachte ich an unser Gespräch von gestern und ich legte meine Gabel wieder auf den Teller.
»Das mit der Blindenschrift… Ich glaub, ich hab das immer noch nicht ganz begriffen… Vielleicht hast du irgendwann Zeit, sie mir noch einmal zu erklären? Für die ganz Langsamen unter uns?«, fragte ich ihn mit einem bittenden Blick. Egal über was ich mit ihm redete, ich wollte Zeit mit ihm verbringen. Außerdem interessierte mich die Schrift wirklich, faszinierte mich, vielleicht auch deswegen, weil ich es bis jetzt nicht geschafft hatte, selbst darauf zu kommen, wie sie funktioniert.
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Wie immer blieb mir das erleichterte Lächeln Elodies verborgen. Ich konnte es jedoch aus ihrer Stimme hören als sie weitersprach. »Ja, das schon… Aber trotzdem. Einfach zu viel Schwung heute scheint mir… Ich weiß auch nicht… Und ärgern tuts mich trotzdem… Ich bin ja froh, dass meine Hose dunkel ist, da sieht mans nicht… Ansonsten wär es wirklich unangenehm…« Erwiederte sie und ich musste erneut schmunzeln. So viel auf einmal hatte ich Elodie noch nie reden gehört, es sei denn es handelte sich um die Beantwortung einer komplexen Frage im Unterricht. Allerdings konnte ich überhaupt nicht behaupten dass mir die etwas überschwängliche, redselige Elodie nicht gefiel, ganz im Gegenteil. »Ein wenig feucht ist die Hose, aber das vergeht… Und ich kann sie nachher ja wechseln gehen… Selber Schuld, wenn man so ungeschickt ist…« Fuhr Elodie fort und bekräfitigte somit eigentlich nur ihre eigene Aussage, was mein Schmunzeln eine Spur breiter werden liess.
"Du solltest öfters so überschwänglich sein." Sagte ich ohne nachzudenken und bis mir sogleich auf die Zunge. Etwas hastig griff ich nach meinem Glas und nippte daran. Seit wann äusserte ich solch unbedachte Dinge? Obwohl... Was konnte ich denn schon verlieren? Vielleicht war es in ordnung einmal etwas.... offensiver zu sein. Und offensiv war dieser Ausrutscher für meine Verhältnisse allemal.
Allmählich bekam ich das Gefühl dass sich dieses Schmunzeln allmählich auf meinem Gesicht verfestigen würde, denn erneut verzog ich meine Lippen zu einem verhaltenen Schmunzeln als Elodie weiter sprach. Sie schien die Dinge mehr für sich auszusprechen, dennoch nickte ich zur Bestätigung. Das kleine Missgeschick schien sie allmählich überwunden zu haben. Ob es ihr auch so ging wie mir? Denn in ihrer Anwesenheit wäre mir alles doppelt peinlich und ich war mir plötzich Dingen bewusst, die mir zuvor nicht auffielen. Beispielsweise dachte ich sonst nie darüber nach wo ich meine Hände platzieren sollte und jetzt wusste ich nicht wohin mit diesen Körperteilen. Es musste abweisend wirken täte ich meine Arme verschränken und um sie locker auf meine Oberschenkel zu legen, sass ich zu weit nach vorne gebeugt und zu aufrecht. Ich hätte lässig im Stuhl zurück lehnen müssen, allerdings war das ungesund für den Rücken. Ich beschloss also meine Hände irgendwie zu beschäftigen indem ich nach Messer und Gabel griff.
»Ach, ich freu mich irgendwie so, dass die Sachen bei dir so Anklang finden… Dann hab ich nicht so das Gefühl, dass mir nur Blödsinn einfällt…« Dieser Satz liess das beinahe festgewachsene Schmunzeln von meinen Lippen verschwinden und ich runzelte sacht die Stirn. Wie kam Elodie denn auf die Idee, ihr falle nur Blödsinn ein? Sie war doch ein intelligentes Mädchen mit herrvorragenden Noten. "Wie kommst du denn auf diese Idee?" Kleidete ich meine Gedanken dann in Worte und senkte die Gabel wieder ab, die ich soeben zu meinem Mund führen wollte.
Schliesslich kam Elodie auf unser Gespräch vom Voraben zurück. »Das mit der Blindenschrift… Ich glaub, ich hab das immer noch nicht ganz begriffen… Vielleicht hast du irgendwann Zeit, sie mir noch einmal zu erklären? Für die ganz Langsamen unter uns?« Bat sie mich und meine Mundwinkel liessen es sich nicht nehmen, wieder nach oben zu zucken. "Sicher, gerne!" Antwortete ich mit einem aufrichtigen Lächeln. Wahrscheinlich hätte ich auch zugestimmt wenn sie mich dazu eingeladen hätte Knallrümpfige Kröter auszuführen, einfach um mit ihr zusammen sein zu können.
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Das Lächeln wich nicht von Severins Gesicht und meine Augen blieben die ganze Zeit an seinen Hängen, wollten ihn nicht los lassen, nicht eine Regung seiner Lippen versäumen. Eine Strähne meiner Haare hatte sich gelöst und hing in einer leichten Welle an meiner Seite hinab, bis ich sie mir wieder hinters Ohr schob und mit den Händen versuchte, sie irgendwie wieder so zu befestigen, dass sie nicht noch einmal den Weg in mein Gesicht fand. Allerdings klappte das nicht so, wie ich wollte und mit einem leisen verärgerten Laut ließ ich es sein und ließ die Haarsträhne hinter meinem Ohr, wo sie im Moment war, genau wissend, dass sie in ein paar Minuten wieder nach vor fallen würde.
»Du solltest öfters so überschwänglich sein.«, bemerkte Severin und erstaunt hob ich meinen Kopf, den ich bei den Versuchen, die Haare zu ordnen leicht gesenkt hatte, und blickte ihn an. Ich sah, wie er hastig nach seinem Glas griff und sein leicht gerötetes Gesicht darin verbarg, was mir ein leichtes Lächeln entlockte. »Aha… Ich soll überschwänglicher sein… Hm… Und wie genau? In was soll sich das denn äußern?«, fragte ich leicht provozierend und lehnte mich ein wenig nach vor, um leiser zu sprechen, damit unser Gespräch nicht jeder am Tisch mit bekam. So offensiv war ich wohl noch nie gewesen und ich merkte, dass mein Herz in meiner Brust in einem Tempo und einer Intensität schlug, dass ich das Gefühl hatte, es würde mir gleich heraus hüpfen.
Zu meinen Aussagen bezüglich den Ideen nickte Severin wieder nur, aber ich fühlte mich dadurch bestätigt, fühlte mich sicherer, wenn ich wusste, dass er gut hieß, was ich sagte und wenn es eigentlich auch nur für mich selbst gedacht war. Gerade nahm er sein Besteck zur Hand, als ich weiter redete und irgendetwas musste ich gesagt haben, was ihm missfiel, denn sein Lächeln verschwand und er senkte seine Gabel wieder. »Wie kommst du denn auf diese Idee?« Ich seufzte leicht, bevor ich antwortete. »Ich weiß nicht… Schule und Freizeit sind einfach zwei verschiedene Dinge. In den Fächern kann ich das ganze Zeug lernen, mich darauf vorbereiten und alles wiederholen, wenn mir etwas nicht ganz so liegt… Aber das… Das sind… Ideen, die mir einfach so eingefallen sind… Und ich weiß einfach nicht, wie… wie gut sie sind. Für mich klingen sie toll, aber andere finden vielleicht so viele negative Punkte, dass mir meine Ideen keinen Spaß mehr machen und ich denke, dass sie einfach… dumm sind…«, erklärte ich ihm meine wirren Gedankengänge.
»Und… Deine Meinung.. deine Meinung bedeutet mir was… Und drum freu ich mich, dass dir gefällt, was mir eingefallen ist.«, meinte ich schüchtern und immer leiser werdend, bis man mich wohl kaum mehr hörte. Meine Gesichtsfarbe dürfte sich den roten Äpfeln, die im Korb vor mir lagen angeglichen haben, so warm fühlten sie sich an. Verlegen senkte ich den Kopf, wieder vergaß ich, dass Severin mich nicht sah.
Auf sein »Sicher gerne!« im Bezug auf die Blindenschrift, lächelte ich ihn erfreut an. »Toll… Wirklich. Ich find sie irrsinnig interessant und ich würd einfach gerne mehr lernen darüber… Mhr wissen…« Mehr über dich wissen, wie du siehst, wie du fühlst, denkst… Was du für mich fühlst?..., schwirrte es durch meinen Kopf und ich hatte einen Moment lang das irrsinnig starke Bedürfnis, mich an ihn zu lehnen, mich in seinen Arm zu kuscheln und die Augen zu schließen, einfach bei ihm sein… Aber ich konnte nicht.. Traute mich nicht. Anstattdessen umschlang ich meinen Körper mit meinen Armen und spendete mir selbst Nähe und Wärme, was allerdings lang nicht so befriedigend war wie Severins Nähe…
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Leider konnte ich nicht sehen, dass Elodie mit ihrer Haarsträhne rang. Sicherlich hätte ich ansonsten der Versuchung nicht wiederstehen könne, die Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück zu streichen. Der Retter in der Stunde er Not sozusagen. Jedoch konnte ich nur ihren leisen, verärgerten Laut vernehmen, welchen ich jedoch mit ihrem vorhergegangenen Missgeschick in Verbindung brachte. Wieviel einem doch entging, wenn einem nur ein einziger Sinn fehlte...
»Aha… Ich soll überschwänglicher sein… Hm… Und wie genau? In was soll sich das denn äußern?« Fragte Elodie auf meine Äusserung zurück, mit einem hörbaren Lächeln und vorallem hörbarer provokation in der Stimme. Fast verschluckte ich mich an meinem Getränk und stellte das Glas so hastig wieder zurück, wie ich es zur Hand genommen hatte. In der Hast verfehlte ich jedoch knapp den ursprünglichen Platz des Glases. Ich erwischte mit dem unteren Rand den Kopf meiner Gabel, welche sich daraufhin wie ein Stehauf-Männchen aufrichtete und gegen mein Handgelenk stiess. Peinlich berührt rückte ich das Glas an seinen richtigen Platz und räusperte mich dezent.
"Nun.. hmm...." Setzte ich an etwas zu sagen. Von meiner üblichen Wortgewandheit war nicht mehr viel übrig. Mein Herz legte noch einmal einen Gang zu, nicht nur aufgrund der kleinen Peinlichkeit, sondern auch der wachsenden Nervosität. Meine Handflächen wurden leicht feucht und ich grübelte darüber nach, was ich nun antworten sollte. Nicht zu offensiv sollte es sein und dennoch in der gleichen Art mit einem Hauch von Provokation, wie die Worte Elodies. Da meine Gedanken wilde Purzelbäume schlugen, war es schwer hier die richtige Balance zu finden und die Worte, um dies auch auszudrücken.
"Zum Beispiel ist deine Überschwenglichkeit irgendwie ansteckend. Es.. beflügelt." Sagte ich schliesslich. Ich schaffte es sogar diese Worte galant und ohne stocken, von einem leisen Schmunzeln begleitet, über die Lippen zu bringen.
Als ich nachfragte, wieso Elodie denn dachte ihre Vorschläge könnten dumm sein, seufzte sie leise, ehe sie antwortete. Es sei etwas ganz anderes, Freizeit und Schule. Diese Dinge können sie nicht einfach lernen, als Fakten hinnehmen. Auf meiner Stirn bildete sich zusehends tiefer Runzeln, denn ich konnte ihre Worte nicht gänzlich nachvollziehen. "Wenn dir deine Ideen gefallen, reicht das doch. Wieso müssen sie andere auch toll finden? Es gibt immer Leute, die anderer Meinung sind und das ist auch gut so. Das Leben wäre etwas langweilig, alle wären immer der gleichen Ansicht, oder nicht? Du solltest das nötige Selbstvertrauen haben um deine Ideen zu erzählen und zu verwirklichen, wenn du davon überzeugt bist." Sagte ich mit ruhiger, aber überzeugter Stimme.
»Und… Deine Meinung.. deine Meinung bedeutet mir was… Und drum freu ich mich, dass dir gefällt, was mir eingefallen ist.« Fügte Elodie an ihre Worte an, so leise gemurmelt dass ich etwas Mühe hatte sie zu verstehen. Dennoch zauberten die Worte ein Lächeln auf meine Züge. Ich konnte zwar nicht sehen wie sie Rot wurde, aber der Klang ihrer Stimme verriet ihre Verlegenheit zur Genüge. Ich hielt es für taktvoller, nicht näher auf diese Worte einzugehen, sondern nur weiter ehrlich zu lächeln.
Scheinbar war es die richtige Entscheidung gewesen nichts weiter zu sagen, denn als ich ihre "Einladung" auf ein erneutes Gespräch über die Blindenschrift annahm, blühte sie wieder auf und schwärmte regelrecht davon, dass sie mehr darüber wissen und lernen wollte. Ich würde auch gerne mehr über sie lernen, dachte ich für mich. Wer war Elodie Rythem überhaupt? Was interessierte sie wirklich, was dachte sie, was fühlte sie? Vielleicht würde sich bald die Gelegenheit bieten mehr darüber zu erfahren.
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Ich bemerkte mit einem doch etwas zufriedenen Schmunzeln, dass ich Severin wohl etwas aus der Fassung gebracht hatte, verschluckte er sich doch fast, stellte sein Glas hastig ab und traf die Gabel anstatt den Tisch. Leicht verschob er das Glas, dass es nun wirklich auf der Tischplatte aufkam und ich bemühte mich, das ganze gelassen zu betrachten, auch wenn es wirklich witzig war, alleine, was meine Aussage für eine Reaktion hervorgerufen hatte. Es motivierte mich, bestärkte mich darin, dass offensiv sein vielleicht gar nicht so schlecht war. »Nun.. hmm....«, murmelte er und ich setzte ein provokantes »Ja?« obendrauf.
»Zum Beispiel ist deine Überschwänglichkeit irgendwie ansteckend. Es.. beflügelt.«, meinte er dann mit einem leichten Lächeln und ich merkte wieder, wie mein Herz einen Satz machte. Er war zu süß… Vor allem zu mir, zumindest hatte ich das Gefühl. »Beflügelt… Zu was denn? Kann es unvorhergesehene Dinge fördern?«, lächelte ich ihn an. Ich hätte nichts gegen etwas Ungeplantes… Wollte wissen was er dachte und irgendwie bewegte sich das Gespräch auf einer Basis, die für mich recht wackelig war, ein neues Terrain, das ich zu erkunden hatte. Aber es machte unglaublich Spaß, mit ihm zu… flirten? Ja, ich denke, das tat ich gerade.
»Wenn dir deine Ideen gefallen, reicht das doch. Wieso müssen sie andere auch toll finden? Es gibt immer Leute, die anderer Meinung sind und das ist auch gut so. Das Leben wäre etwas langweilig, alle wären immer der gleichen Ansicht, oder nicht? Du solltest das nötige Selbstvertrauen haben um deine Ideen zu erzählen und zu verwirklichen, wenn du davon überzeugt bist.«, erklärte er dann seine Ansicht und ein wenig überzeugtes »Hm…« kam über meine Lippen. Ich wusste nicht so ganz, was ich davon zu halten hatte. Vermutlich fehlte es mir am nötigen Selbstvertrauen, aber ich war einfach nicht der Mensch, der eine Idee alleine durchzog und genau das sagte ich ihm.
»Ich weiß nicht… Ja,.. schon… Alle gleicher Ansicht wäre vielleicht langweilig, aber dennoch brauche ich die Unterstützung, das Wissen, dass es wen gibt, der meiner Meinung ist, mich… unterstützt. Wenn ich eine Idee hab und niemand heißt sie gut, fühle ich mich recht verloren… Vielleicht einfach, weil ich mir unsicher bin. Ich… Bin nun einmal oft allein…« Und das nicht nur mit meinen Ansichten… ich bin oft sehr alleine… Einsam… Traurigkeit machte sich in meinem Blick breit und vielleicht schwang sie auch ein wenig in meiner Stimme mit, als ich Severin meine Meinung kundtat.
Meine leise Aussage zauberte ein Lächeln auf seine Lippen und ich schaute ihn zögernd an, bevor ich mich darüber freute, dass er mir gerne die Blindenschrift erklären würde. »Hast du… Hast du Zeit?«, fragte ich ihn dann wieder ein wenig zurückhaltender als vorhin. »Hier ist es mir zu laut… Zu viele Geräusche, zu viele Menschen… Möchtest…« ich räusperte mich kurz, bevor ich weiter sprach. »Begleitest du mich nach draußen? Ins Freie… Da ists einfach… schöner…«, Und wir sind allein. Ich fühl mich nicht so beobachtet, kann dir näher sein als hier… Ich will mich einfach an dich lehnen, vergessen, dass ich einsam bin, mich geborgen fühlen…, Immer öfter kreisten meine Gedanken einfach darum, Severin näher kennen zu lernen, näher zu sein…
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»Ja?« Hakte Elodie provokant nach, als ich mir im geiste meine Antwort die eigentlich schlagfertig rüberkommen sollte, zurecht legen musste. Ich musste zugeben, dass mir allmählich etwas warm ums Herz wurde und ich mich dafür verfluchte in der Kühle des Morgens einen Rollkragenpullover als Kleidung gewählt zu haben. Hätte ich nun ein Hemd getragen, hätte ich wenigstens den obersten Knopf ein wenig öffnen können. Doch so staute sich regelrecht die Hitze unter meinem Pullover und allmählich musste mir wohl die Röte in die Wangen steigen.
Als ich meine nicht ganz so schlagfertig wie gehoffte Antwort dann über die Lippen gebracht hatte, erlaubte es sich mein Herz wieder etwas langsamer zu schlagen. Die Worte waren raus. Phu! Welch Erleichterung. Aber eigentlich war es ja gar nicht so schwer ein wenig zu... flirten. Zumindest wenn man die feuchten Handflächen, die unterträgliche Hitze die aufstieg und das rasende Herz ignorieren konnte. »Beflügelt… Zu was denn? Kann es unvorhergesehene Dinge fördern?« Fragte Elodie weiter nach, und die Symptome kehrten sofort wieder zurück. Nunja, es beflügelte mich dazu Dinge zu sagen, die ich sonst nicht einmal zu denken wagte. Es beflügelte vorallem aber mein Herz und mehrere Duzend Schmetterlinge in meinem Bauch. Nur nicht meine Zunge, denn die fühlte sich gerade etwas gelähmt an. Ob ich einfach das in Worte kleiden sollte, was ich eben gedacht hatte? Nein, bestimmt wäre dass dann etwas zu offensiv, und ich wollte nicht dass Elodie den Eindruck bekommen würde, ich wäre aufdringlich. Oder würde es ihr gefallen, wenn ich das sagen würde? Wie kompliziert das doch wahr! Gab es denn nirgends eine Anleitung "Wie flirte ich mit einem Mädchen?". Und diese Anleitung dann bitte für jede Art eines Mädchens. Für das Schüchteren, für das Offensive, für das Fröhliche oder das zurückhaltende Mädchen.
"Das kann es durchaus. Unvorhergesehene Gedanken und..." Ich stockte kurz, musste mich überwinden das nächst Wort auch wirklich zu sagen, "... und Gefühle." Beendete ich schliesslich meinen Satz und hob sogleich wieder mein Glas an, um verlegen daran zu nippen. Hatte ich nun zuviel gesagt? Würde Elodie abblocken? Oder ging es ihr gleich wie mir? In einer Sekunde war ich überzeugt, sie würde nun davon stürzen und in der nächsten Sekunde war ich wieder überzeugt, dass ich das richtige gesagt hatte.
Auf meine Ausführung zu Elodies Ideen, kam zunächst nur ein wenig überzeugtes "hm.." über ihre Lippen, ehe sie fortfuhr. »Ich weiß nicht… Ja,.. schon… Alle gleicher Ansicht wäre vielleicht langweilig, aber dennoch brauche ich die Unterstützung, das Wissen, dass es wen gibt, der meiner Meinung ist, mich… unterstützt. Wenn ich eine Idee hab und niemand heißt sie gut, fühle ich mich recht verloren… Vielleicht einfach, weil ich mir unsicher bin. Ich… Bin nun einmal oft allein…« Erklärte sie und auf meiner Stirn bildeten sich nachdenkliche Falten. Natürlich, Unterstützung war für jeden wichtig. Jedoch musste man auch genügend Selbstsicherheit haben um auch selbstständig etwas zu verwirklichen. Doch nicht nur die Worte Elodies, sondern auch die mitschwingende Traurigkeit in ihrer Stimme liess mich nachdenklich die Stirne runzeln. Mir war bekannt, dass Elodie nicht gerade viele Freunde hatte. Genauer gesagt wurde sie bisher eigentlich immer nur mit Tristan O'Brien in Verbindung gebracht. "Das Alleinsein ist ein Umstand, den man ändern kann." Sagte ich überzeugt. Mir war es doch einst ähnlich ergangen. Mir hatte es an Selbstsicherheit gefehlt und ich zog mich zurück. Es war schwer das nötige Selbstvertrauen aufzubauen, aber es war alles andere als unmöglich. Schon gar nicht, für ein solch intelligentes Mädchen wie Elodie.
Als ich Elodie zusagte ihr die Blindenschrift zu zeigen, schien sich wirklich darüber zu freuen, ja gar nun ihrerseits "beflügelt". »Hast du… Hast du Zeit? Hier ist es mir zu laut… Zu viele Geräusche, zu viele Menschen… Möchtest…Begleitest du mich nach draußen? Ins Freie… Da ists einfach… schöner…« Frage sie mich etwas schüchtern und ich nickte ohne zu zögern. Eine Abkühlung im Freien war mir sehr willkommen. "Gerne." Bestätigte ich auch noch in Worten. Vor lauter aufgescheuchten Schmetterlingen im Bauch hielt sich mein Appetit ohnehin in Grenzen und ich erhob mich sogleich von meinem Stuhl und griff nach meinem Blindenstock.
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Leichte Röte stieg Severin ins Gesicht und irgendwie machte mich das glücklich. Ich wusste, dass das spinnig war, aber ich freute mich wie ein kleines Kind. Ich hatte ihn aus der Fassung gebracht, ihn vielleicht auch ein wenig verlegen gemacht und es schien ihn zu berühren, zu beschäftigen, was ich sagte. Es war schwierig, so zu flirten… Nie zuvor hatte ich so was gemacht und ich kam mir recht unbeholfen dabei vor, so dass für mich jede positive… oder zumindest nicht negative Reaktion ein kleiner Erfolg war. Ich fand es interessant, so herauszufinden, wie man mit einem Typen umging, dennoch wäre mir eine Schritt für Schritt Anleitung lieber. Ich überlegte schon, ob ich Tristan vielleicht fragen sollte, wie man gewisse Dinge am besten ausdrückte, doch andererseits… Ich redete mit Tristan zwar viel, aber so was? Ach es war so schwer…
Wenn nicht die ganzen Nebenwirkungen wären, wäre das Ganze vielleicht ein wenig einfacher. Aber wenn man sich dauernd die Hände an einer Serviette abwischen musste oder etwas trinken, weil einem die Kehle trocken wurde… Und man kaum etwas anderes hörte, weil das Blut so in den Ohren rauschte… Dann wär vielleicht alles viel einfacher… Doch so einfach wollte einem das Leben die Flirterei und… Partnersuche? Wohl nicht machen. Nun, ich hatte schon einiges gemeistert… Konnte das doch wohl nicht so schwer sein… Hoffte ich.
»Das kann es durchaus. Unvorhergesehene Gedanken und... und Gefühle.« Ein kurzes Stocken in seinen Worten und dann das… Mein Herz raste wie wild und ich blickte ihn ein wenig ungläubig an, spürte, wie ich knallrot wurde. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Und interpretierte ich es richtig? Oder war das wieder einfach ein Wunschdenken und in im nächsten Moment würde ich hören, was er wirklich gesagt hatte? Ich blieb still, wartete schon fast ängstlich drauf, dass sich das alles auflöste, sich als Traum entpuppte, doch nichts geschah. Ein wenig erleichtert und immer noch mit klopfendem Herzen lächelte ich nun. Ihm schien es wohl gleich zu gehen wie mir, nahm er doch das Glas und trank wieder etwas. Auch ihm schien die Kehle wohl wie ausgedörrt.
»Unvorhergesehene Gefühle?... Was… was für welche?«, ich flüsterte die Frage, wagte nicht, wirklich laut auszusprechen, was ich mir hoffte. Konnte es wirklich wahr sein? Konnte es ihm gleich gehen wie mir? Ich erinnerte mich kurz an Aidan, für den ich geschwärmt hatte. Er hatte mich nicht einmal bemerkt… Severin… Severin war da anders… Auch sein nächster Satz ließ mich leicht zittern »Das Alleinsein ist ein Umstand, den man ändern kann.« Was genau meinte er damit? Ich hatte die ganzen Jahre keine Freunde gefunden außer Tristan. Wollte er den Umstand ändern? Wollte er meine Gesellschaft? Ein glückliches Lächeln glitt über meine Lippen und hastig stand ich auf, als er sich erhob und nach seinem Stock griff.
Ich ging um den Tisch herum, bis ich neben ihm stand und legte meine Hand leicht zitternd auf die Seine. »Ich… kann dich auch führen… Wenn du möchtest…«, meinte ich leise und blickte ihn abwartend an. Würde er sich einfach nur auf mich verlassen? Meiner Führung und Nähe? Ich wollte ihn doch einfach nur berühren…
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