Komme von: Damian la Cruor
Als ich die Türe der schwarzen Limousine öffnete, kam mir ein Schwall an Hitze entgegen. Diese scheiß Ledersitze! Sie sahen zwar ziemlich geil aus, aber sobald nur ein bisschen Sonne darauf scheint, werden die dermaßen heiß, dass ich immer eine halbe Ewigkeit brauche, um mich hinzusetzen, ohne mir den Arsch zu verbrennen. Ich weiß nicht, warum mein Vater diese Dinger unbedingt haben wollte. Er sagte selber, er hasse die Temperaturempfindlichkeit dieser Sitze, aber er wollte sie unbedingt.
Ich vermute mal, dass das irgend so eine Eigenheit von meinem Vater ist. er hat gerne so seine ganz eigenen Ansichten zu einigen Dingen. Er hat einen Faible für Muggelkram. Warum sonst sollte ein Zauberer in einem ganz normalen Anwesen leben und unzählige Hausangestellte haben, ohne dabei Magie anzuwenden. Oder warum sollte ein Zauberer eine Limousine haben? Wenn man es genau nahm, war er ein wirklich komischer Kauz.
Nachdem sich die erste Hitze verdrückt hatte, machte ich es mir in dem geräumigen Fahrzeug bequem. Ich hatte kaum die Tür hinter mir geschlossen, da rumpelte Walter, unser amerikanischer Chauffeur, auch schon die Auffahrt herunter.
Diesmal hast du Dumond aber gezeigt, wo der Hammer hängt. Ich hab mich schon gefragt, wie lange es dauert, bis dir mal endgültig der Kragen platzt. Trotz seiner Texanischen Abstammung sprach er fast akzentfrei. Nur bei gewissen Aussprachen kommt er etwas ins Schwanken.
Haha, sehr witzig. antwortete ich nur gereizt. Ich mochte es nicht, wenn er sich wieder aufspielte, als wäre er der größte Spaßvogel der Welt. Wir hatten, wenn man es genau nimmt, so etwas wie eine Freundschaft-Hass-Beziehung. Wir machten uns ständig gegenseitig verbal fertig, aber im Grunde genommen, wäre das Leben nur halb so schön gewesen, wenn ich diese teilweise heftigen Wortgefechte nicht gehabt hätte.
Statt so blöde Kommentare abzugeben, solltest du besser auf die Straße achten und mir mal eine Zigarette geben. setzte ich dazu. Ohne zu zögern schnappte er sich eine Schachtel Glimmstängel aus dem Handschuhfach und warf sie quer durch die Limousine direkt auf mich zu. Im letzten Moment konnte ich den fliegenden Nikotinbomber mit meinem Arm abwehren, bevor er den Versuch startete, in meinem Gesicht zu landen.
Na, du bist aber gar nicht gut drauf. bemerkte Walter.
War doch nur Spaß. Statt zu antworten, hob ich die Zigarettenschachtel auf, die auf den Boden gefallen war, und zündete mir eine an. Ich wollte einfach nur meine Ruhe. Als könnte er meine Gedanken lesen, lies Walter das Fenster zu meiner Kabine herunter. Ich legte eine Kassette ein und drehte die Boxen auf, so dass ich von dem Leben außerhalb der Kabine nichts mehr mitbekommen musste.
Ich öffnete meine Tasche und zog meine kleine Schatztruhe heraus. Als ich sie öffnete kam mir schon der Geruch des Grases in die Nase. Es war ein angenehmes, warmes Gefühl. Mit ein paar Handgriffen und einem Blättchen baute ich mir einen Joint.
Das Streichholz entzündet. Langsam geht das frisch erleuchtete Feuer auf die Spitze des heiligen Grases zu. Jetzt fragt das Feuer, ob das Gras sich nicht mit ihm verbünden will. Anscheinend stimmt das Gras zu. Sie schütteln sich die Hände. Ohne Hektik absorbiert das Gras das Feuer und wird ganz rot im Gesicht vor Stolz. Doch was im Inneren des Grases vorgeht, ist ein ganz anderer Fall.
Hier haben sich die kleinen Flämmchen und die kleinen Grasbrocken so lieb, dass sie lauter kleine Rauchkinderchen machen. Diese werden von den angenehmen Klängen der Musik angetrieben und verzaubert. Erst dann können sie sich in Bewegung setzen und in den Körper eines Menschen verschwinden. Nach einem Kurzen Kaffeekränzchen in der Lunge packen sie aber schnell wieder ihre Koffer und schweben entspannt in die Weiten des Himmels. Mitten im weiteren Vertiefen meiner Theorie schlief ich gemütlich auf den Sitzen der Limousine ein.
Ein starkes Bremsen weckte mich. Ein rasender Kopfschmerz machte sich in meinem Kopf breit. Waren wir schon da? Oder hatten wir eine Panne? Ich öffnete das Fenster einen Spalt. Ich sah einen großen Bahnhof. Überall liefen Menschen umher. Heute war hier anscheinend großer Andrang.
Wir sind da, Kleiner. sagte Walter.
Ich wurde angewiesen, sofort wieder zurück zu fahren, sobald ich dich hier abgeliefert habe. Ich wünsch dir ne schöne Zeit in Hogwarts. Werden uns ja jetzt ne Zeit nicht sehen. Werd dich ziemlich vermissen, Kleiner. Kann dich wirklich gut leiden. Ciao, man sieht sich.
Ich schnappte mir meine Sachen und stieg aus dem Wagen. Ich winkte Walter noch kurz hinterher, während er mit dem großen Straßenbrummer davonfuhr. Zielstrebig bewegte ich mich auf das Gebäude zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich garnicht wusste, wo ich hinmusste. Der Joint davor war wohl heftiger als gedacht. Ich dachte fieberhaft nach, ob nicht vielleicht mein Vater irgendetwas gesagt hatte, doch mir fiel es nicht ein.
Was nun? Ich stand mutterseelenallein an irgend einem bahnhof und wusste nicht, wo ich hinmusste. Auf einmal sah ich einen kleinen Umschlag aus meiner Tasche herauslurren. Ich öffnete den Brief.
Lieber Damian. Ich habe Walter gesagt, er solle dir diesen Brief geben. Es tut uns wirklich leid, dass wir dich auf das Internat schicken mussten, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Dumond wollte dich dem Zaubereiministerium melden und das hätte deinen Vater den Job gekostet. Nur so war er zu beruhigen. Ich will dich jetzt aber nicht in Schutz nehmen. Was du getan hast war wirklich schlimm. So etwas hätte ich von dir niemals erwartet.
Aber so dürfte es allen Eltern gehen. Sie sehen ihr kleines Kind und ehe sie sich versehen, ist daraus ein fast erwachsener Mann geworden. Du bist uns einfach irgendwann entglitten und wir wissen nicht mehr, was wir anstellen sollen. Ich hoffe Hogwarts wird dir beibringen, was wir verpasst haben. Am Bahnhof musst du zu Gleis 9 3/4, da steht der Hogwarts Express. Ich wünsche dir viel Spaß.
In Liebe,
deine Mutter
Ich überflog die Zeilen. Dann laß ich das Gleis und schob den Brief wieder zurück in meine Tasche. ich machte mich auf den Weg. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Zauberer durch Wände gehen mussten, um zu speziellen Gleisen zu kommen, und wenn 9 3/4 nicht speziell genug war, dann hätte ich mich schon schwer gewundert.
aufmerksam beobachtete ich die umherwuselnden Menschen. Da fiel mir ein älteres Ehepaar auf, die einen Wagen vor sich herschoben. Neben ihnen dackelte ein etwas dicklicher Junge. Er dürfte so um die 13 gewesen sein. Alle drei sahen sich möglichst unauffällig um, auch wenn das anscheinend nicht ihre Stärke war.
Sie wirkten auffälliger als sie ohnehin schon waren, mit einer Eule auf dem Gepäckkoffer. Es konnte sich nur um Zauberer handeln. Ich lehnte mich gegen eine Wand und beobachtete sie. Es dauerte nicht lange, da sah ich sie in einer großen Säule verschwinden. Ich machte mich auf den Weg und folgte ihnen.
Wie erwartet konnte ich die Wand durchqueren und kam auf einem gut besuchten Gleis heraus. Überall liefen kleine Gruppen und Familien umher, umarmten sich und halfen sich beim Koffer in den Zug laden. Ohne sie groß zu beachten, betrat ich den Zug und suchte mir ein verlassenes Abteil. Hintermir verschloss ich die Tür, zog die Vorhänge zu und verlüstigte mich erneut an meinem Schatzkästchen. Es dauerte nicht lange, bis ich wieder einschlief. Der Tag war einfach anstrengend gewesen und die Drogen taten den Rest. Doch diesmal schlief ich ruhig die ganze Zugfahrt durch.
Ich erwachte. Der Zug schien gerade angekommen zu sein. Ich packte mir meine Sachen und verließ das Abteil. Es war mir ziemlich egal, dass in dem Moment, in dem ich die Türe öffnete, eine gewaltige Rauchschwade aus dem Abteil entweichen konnte. Die umherstehenden Schüler sahen mich alle komisch an, doch ich beachtete sie nicht. Ich wollte nur raus aus diesem Zug.
Es war dunkel geworden. Vor mir erstreckte sich ein gewaltiges Schloss, selbst größer als unser Anwesen. Riesige Türme ragten bis weit in den Himmel und versuchten, den Mond hinter sich zu verstecken. Jedoch einige Strahlen schienen zwischen diesen Steingiganten hindurch. Das war vermutlich das beeindruckendste Bild, das ich je von Hogwarts sehen durfte.
Ich hängte mir die Gitarre auf den Rücken, nahm den Koffer in die Hand und stiefelte geradewegs auf diese einladend gruselige Festung zu. Das fahle Mondlicht spiegelte sich in dem schaurig schönen See, der ruhig zu Fuße des Schlosses lag. Ab und zu war eine kleine Welle auf der Wasseroberfläche zu sehen. Doch alles schien friedlich. Ich sollte erst noch herausfinden, welche Gefahren sich in diesem See verbargen.
Am Eingangstor angekommen, erwartete uns eine etwa fünftigjährige Frau, die sich als Professor Sanderson vorstellte. Sie verlas die Namen aller Slytherins, wobei auch mein Name fiel. Sie sagte, wir sollten ihr folgen. Nach einem Gewirr an Treppen und Gängen waren wir in einer Art Kerker abgekommen. An den Wänden waren Fackeln angebracht, die die Gänge erhellten.
Merken sie sich den Weg. Ab morgen müssen sie ihn alleine finden. sagte die kleine Lehrerin.
Nach unzähligen Gängen kamen wir an einer Wand an.
Das Passwort ist Parselmund. Vergesst das nicht, ich möchte mich nicht wiederholen müssen. Als sie das Wort Parselmund aussprach, öffnete sich die leere Wand hinter ihr und gab einen grün-silbern eingerichtete Raum frei. Auch hier war alles mit Fackeln beleuchtet. Ein Fenster war weit und breit nicht zu sehen. Hier gefiel es mir von Anfang an.
Bezieht bitte eure Betten, sobald ich die Einteilung vorgelesen habe. Ich möchte euch in dem Slytherin Aufenthaltsraum willkommen heißen. Hier werdet ihr viel Zeit verbringen. Sie las die Hausordnung vor. Das übliche Geschwafel von wegen Sauberkeit und Ordnung eben. Dann las sie noch die Bettenverteilung vor. Als sie endlich fertig war, verabschiedete sie sich und verlies den Raum.
Einige der Schüler machten es sich auf den Sesseln und Sofas bequem, doch ich wollte nur auf mein Zimmer. Ich musste es mit anderen teilen, das gefiel mir zwar garnicht, aber es würde schon gehen müssen. Auf meinem Bett waren schon ein Umhang und andere Kleidungsstücke in Farben des Slytherinwappens hinterlegt worden.
Diesen Schund muss ich also tragen? Naja, schauen wir mal, was sich da machen lässt. Ich schmiedete in meinem Rausch noch diverse Pläne, wie ich die Kleiderordnung umgehen konnte. Allerdings konnte ich mich an keinen einzigen mehr erinnern. Ich schlief einfach ein.
Gehe nach: Razzia oder verlorene Schätze